Die Riesen - Harry Eilenstein - E-Book

Die Riesen E-Book

Harry Eilenstein

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Beschreibung

Die Reihe Die achtzigbändige Reihe "Die Götter der Germanen" stellt die Gottheiten und jeden Aspekt der Religion der Germanen anhand der schriftlichen Überlieferung und der archäologischen Funde detailliert dar. Dabei werden zu jeder Gottheit und zu jedem Thema außer den germanischen Quellen auch die Zusammenhänge zu den anderen indogermanischen Religionen dargestellt und, wenn möglich, deren Wurzeln in der Jungsteinzeit und Altsteinzeit. Daneben werden auch jeweils Möglichkeiten gezeigt, was eine solche alte Religion für die heutige Zeit bedeuten kann - schließlich ist eine Religion zu einem großen Teil stets der Versuch, die Welt und die Möglichkeiten der Menschen in ihr zu beschreiben. Das Buch Der älteste und erste Riese ist der Urriese, der die Erde selber ist und der von den Germanen "Ymir" genannt worden ist. Er ist auch religionshistorisch gesehen der älteste Riese - er läßt sich bis zu der Ankunft des Homo sapiens in Eurasien vor 50.000 Jahren zurückverfolgen. Seine Kinder sind die "normalgroßen" Riesen, von denen die Götter abstammen, die wiederrum die Urahnen der Menschen sind. Insbesondere bei den westlichsten Indogermanen, also bei den Germanen und den Kelten, gibt es einige besondere Riesen: den Sonnengott-Göttervater in der Unterwelt, seine beiden Pferde-Söhne, die seinen Sonnen-Streitwagen ziehen, seine drei Söhne, die die drei Stände begründet haben, und seine vier Söhne, die die Himmelskuppel tragen. Die einäugigen Riesen sind Die Riesen mit dem "Dritten Auge", mit dem sie im Jenseits sehen können. Dann gibt es auch noch das alte Thema des Kampfes zwischen den Göttern und den Riesen und noch vieles mehr ...

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Bücher von Harry Eilenstein

Astrologie

Astrologie (496 S.)Photo-Astrologie (428 S.)Horoskop und Seele (120 S.)

Magie

Handbuch für Zauberlehrlinge (408 S.)Tarot (104 S.)Physik und Magie (184 S.)Die Magie-Formel (156 S.)Krafttiere – Tiergöttinnen – Tiertänze (112 S.)Schwitzhütten (524 S.)

Meditation

Der Lebenskraftkörper (230 S.)Die Chakren (100 S.)Das Chakren-System mit den Nebenchakren (296 S.)Meditation (140 S.)Drachenfeuer (124 S.)Reinkarnation (156 S.)

Kabbala

Kursus der praktischen Kabbala (150 S.)Eltern der Erde (450 S.)Blüten des Lebensbaumes:
Die Struktur des kabbalistischen Lebensbaumes (370 S.)Der kabbalistische Lebensbaum als Forschungshilfsmittel (580 S.)Der kabbalistische Lebensbaum als spirituelle Landkarte (520 S.)

Religion allgemein

Muttergöttin und Schamanen (168 S.)Göbekli Tepe (472 S.)Totempfähle (440 S.)Christus (60 S.)Dakini (80 S.)Vajra (76 S.)

Ägypten

Hathor und Re 1: Götter und Mythen im Alten Ägypten (432 S.)Hathor und Re 2: Die altägyptische Religion – Ursprünge, Kult und Magie (396 S.)Isis (508 S.)

Indogermanen

Die Entwicklung der indogermanischen Religionen (700 S.)Wurzeln und Zweige der indogermanischen Religion (224 S.)

Germanen

Die Götter der Germanen (Band 1 – 80)Odin (300 S.)

Kelten

Cernunnos (690 S.)Der Kessel von Gundestrup (220 S.)Der Chiemsee-Kessel (76)

Psychologie

Über die Freude (100 S.)Das Geheimnis des inneren Friedens (252 S.)Das Beziehungsmandala (52 S.)Gefühle und ihre Verwandlungen (404 S.)einsgerichtet (140 S.)Liebe und Eigenständigkeit (216 S.)Von innerer Fülle zu äußerem Gedeihen (52 S.)Die Symbolik der Krankheiten (76 S.)

Kunst

Herz des Tanzes – Tanz des Herzens (160 S.)

Drama

König Athelstan (104 S.)

Die Themen der einzelnen Bände der Reihe „Die Götter der Germanen“

Die Entwicklung der germanischen ReligionLexikon der germanischen ReligionDer ursprüngliche Göttervater TyrTyr in der Unterwelt: der Schmied WielandTyr in der Unterwelt: der Riesenkönig Teil 1Tyr in der Unterwelt: der Riesenkönig Teil 2Tyr in der Unterwelt: der ZwergenkönigDer Himmelswächter HeimdallDer Sommergott BaldurDer Meeresgott: Ägir, Hler und NjördDer Eibengott UllrDie Zwillingsgötter AlcisDer neue Göttervater Odin Teil 1Der neue Göttervater Odin Teil 2Der Fruchtbarkeitsgott FreyrDer Chaos-Gott LokiDer Donnergott ThorDer Priestergott HönirDie GöttersöhneDie unbekannteren GötterDie Göttermutter FriggDie Liebesgöttin: Freya und MenglödDie ErdgöttinnenDie Korngöttin SifDie Apfel-Göttin IdunDie Hügelgrab-Jenseitsgöttin HelDie Meeres-Jenseitsgöttin RanDie unbekannteren JenseitsgöttinnenDie unbekannteren GöttinnenDie NornenDie WalkürenDie ZwergeDer Urriese YmirDie RiesenDie RiesinnenMythologische WesenMythologische Priester und PriesterinnenSigurd/SiegfriedHelden und GöttersöhneDie Symbolik der Vögel und InsektenDie Symbolik der Schlangen, Drachen und UngeheuerDie Symbolik der HerdentiereDie Symbolik der RaubtiereDie Symbolik der Wassertiere und sonstigen TiereDie Symbolik der PflanzenDie Symbolik der FarbenDie Symbolik der ZahlenDie Symbolik von Sonne, Mond und SternenDas JenseitsSeelenvogel, Utiseta und EinweihungWiederzeugung und WiedergeburtElemente der KosmologieDer WeltenbaumDie Symbolik der Himmelsrichtungen und der JahreszeitenMythologische MotiveDer TempelDie Einrichtung des TempelsPriesterin – Seherin – Zauberin – HexePriester – Seher – ZaubererRituelle Kleidung und SchmuckSkalden und SkaldinnenKriegerinnen und Ekstase-KriegerDie Symbolik der KörperteileMagie und RitualGestaltwandlungenMagische WaffenMagische Werkzeuge und GegenständeZaubersprücheGöttermetZaubertränkeTräume, Omen und OrakelRunenSozial-religiöse RitualeWeisheiten und SprichworteKenningarRätselDie vollständige Edda des Snorri SturlusonFrühe SkaldenliederMythologische SagasHymnen an die germanischen Götter

Inhaltsverzeichnis

Themenverzeichnis

I Riesen allgemein

Aus den Liedern, Mythen und Sagen der Germanen sind über 300 Riesen und Riesinnen namentlich bekannt. Damit sind sie mit großem Abstand die größte Gruppe innerhalb der mythologischen Wesen der Germanen. Dies zeigt zunächst einmal vor allem, wie wichtig die Riesen und Riesinnen innerhalb des Weltbildes der Germanen gewesen sind.

Man kann mehrere Typen von Riesen unterscheiden:

Urriesen,

die freundlichen Riesinnen,

die unfreundlichen Riesinnen,

zwei Riesen-Schwestern,

neun Riesen-Schwestern,

die Riesen, die den Göttervater im Jenseits verkörpern, und

sonstige Riesen.

An manchen Stellen werden Riesen auch einfach kollektiv und ohne spezielles Merkmal genannt.

Von vielen Riesen ist lediglich der Name bekannt, da sie nur in Riesen-Listen o.ä. erscheinen. Ihr Charakter läßt sich nur aus der Bedeutung ihres Namens erschließen.

I 1. Die Bezeichnungen für die Riesen

I 1. a) Riese

Die Namen „Riese“ und „Riesin“ gehen über das germanische Substantiv „wrisja“ für „Riese“ auf das indogermanische Verb „rei“ für „sich erheben“ zurück, wovon u.a. auch das griechische „rhion“ für „Hügel, Berg“ abstammt. Ein Riese ist somit wahrscheinlich ein „Hügel-Wesen“, wobei mit diesem „Hügel“ ein Hügelgrab gemeint sein wird. Die Riesen werden daher ursprünglich die Totengeister in einem Hügelgrab gewesen sein – und die Riesinnen die Jenseitsgöttin (siehe Band 35). Auch in der germanischen Mythologie wohnen die Riesen noch immer auf oder in Hügelgräbern und Bergen.

Die wichtigste aller Riesinnen ist die Totenreich-Herrin Hel, deren Name „Höhle“ bedeutet und sich auf die Grabkammer in dem Hügelgrab bezieht – sie ist die „Riesin in der Hügelgrab-Grabkammer“.

Auch Utgard, das Land, in dem die Riesen wohnen, stellte man sich als ein Gebirgs-Kreis jenseits des Weltmeeres vor – wobei sich die Germanen des Ursprung dieses „Gebirges“ in den Hügelgräbern ihrer Ahnen vermutlich nicht mehr bewußt gewesen sind. „Utgard“ bedeutet „Außen-Ort“ d.h. „Jenseits“.

Die Kombination „bergrisar“, also „Bergriese“ ist vermutlich eine Verdeutlichung aus der Zeit, in der „Riese“ bereits nur noch als „großes Wesen“ verstanden wurde, sodaß man erneut den Hinweis auf die Hügelgräber („Berg“) beigefügt hat.

Der größte aller Riesen ist der Urriese Ymir, aus dem die Welt erschaffen worden ist.

Jakob Grimm: Deutsche Mythologie - Riese

Jakob Grimm ist in Bezug auf die Herleitung des Wortes „Riese“ anderer Meinung, ohne sie allerdings zu begründen:

Dem althochdeutschen risi oder riso, mittelhochdeutsch rise, mittelniederdeutsch rese, neuhochdeutsch riese, altnordisch risi, schwedisch rese, dänisch rise, mittelniederländisch rese und rose, neuniederländisch reus, würde ein gothisches vrisa entsprechen, wie aus der altsächischen form wriso zu entnehmen ist, die ich mit sicherheit aus dem adjectiv wrisilîc (giganteus) folgere. die Angelsachsen scheinen kein analoges vrisa gehabt zu haben, weil sie überall þyrs oder gigant brauchen. die wurzel von vrisa ist mir unbekannt, zu reisan (surgere) („sich erheben“) gehört es nicht und der althochdeutschen riso ist darum kein elatus („Erhabener“), superbus („Erhabener“), excelsus („Erhabener“).

I 1. b) Thurs

Der altnordische Name „Thurs“ geht zusammen mit gotisch „thuris“ für „Riese“, altenglisch „thyrs“ für „Riese, Dämon, Zauberer“, altsächsisch „thuris“ für „Riese“ über das germanische „thurisaz“ und althochdeutsch „duris“ für „Dämon, Riese, Teufel, böser Geist“ auf das germanische „thurisaz“ für „Riese“ zurück.

Die indogermanische Wurzel dieses Wortes ist das Verb „tur“ für „drehen, quirlen, wirbeln, bewegen“ (englisch: „to turn“). Der Zusammenhang zwischen der indogermanischen Wurzel und dem germanischen Wort für Riese ist zunächst einmal nicht ganz klar – der Thurse könnte der „Beweger“ im Sinne von „Handelnder, Helfender“ sein, aber das „Drehen und Bewegen“ könnte sich auch auf das Aufschütten des Hügelgrabes beziehen.

Die germanischen Personennamen Thuresmud, Thrismod, Thrisari und Torisa zeigen, daß der „Thurs“ einst eine wertgeschätztes Wesen gewesen sein muß.

Die Rune „Thurs“ ist die beliebteste Schadensrune der Germanen gewesen. Da die Runen von den Germanen zwischen 100 v. Chr. und 100 n.Chr. entwickelt worden sind und vermutlich nicht sofort auch eine ausgefeilte magische Bedeutung gehabt haben wird, sollte es das Bild des „bösen Thurs“ in etwa erst ab 300 n.Chr. (+/- 200 Jahre) gegeben haben. Da die Personennamen die Erinnerung an einen „guten Thurs“ bewahrt haben, sollte diese Vorstellung nicht allzuweit vor der schriftlichen Überlieferung entstanden sein. Daher ergibt sich als Zeitpunkt für den Übergang von dem „guten Thurs“ zu dem „bösen Thurs“ in etwa die Absetzung des ehemaligen Göttervaters Tyr durch Odin um 500 n.Chr.

Wenn „Thurs“ einst ein Name für den ehemaligen Sonnengott-Göttervater Tyr gewesen sein sollte, könnte sich das „Drehen“ auf das Sonnenrad und somit auf Tyr beziehen – was eine recht elegante Deutungen wäre.

Es wäre auch denkbar, daß „Thurs“ wie „Tyr“, „Thiazi“, „Thiu“ und andere Namen einfach eine der vielen verschiedenen Schreibweisen für den Namen des germanischen Göttervaters gewesen ist, die aus der Bezeichnung „Dhyaus“ des indogermanischen Göttervaters entstanden sind. Thurs wäre dann Tyr als Riese in der nächtlichen bzw. winterlichen Unterwelt. Diese Deutung würde auch erklären, warum zwei Drittel der bekannten Riesen als Tyr-Riese erkennbar sind: Der Thurse Tyr ist der wichtigste aller Riesen in der Unterwelt gewesen und hat daher im Laufe der Zeit auch die meisten Beinamen erhalten, die sich dann nach und nach verselbständigt haben – insbesondere nach der Absetzung des Tyr als nordgermanischer Göttervater durch Thor und Odin um 500 n.Chr., da ab diesem Zeitpunkt Tyr als intengrierendes Zentrum für die verschiedenen Tyr-Thursennamen gefehlt hat.

Es gibt eine Rune mit dem Namen „Tyr“ und auch eine Rune mit dem Namen „Thorn“, die dann sekundär auch als „Thurs“ gedeutet worden ist. Vermutlich ist die Thorn-Rune („Don-Rune“) ursprünglich das Schwert des Tyr gewesen, das dann bei den Absetzung des Tyr zu der Wurzel allen Übels umgedeutet worden ist – eben zu der Waffe des von Thor und Odin abgesetzten Tyr. Das „Thorn“-Schwert des Tyr wurde dann in „Bölthorn“ („Übel-Dorn“) umbenannt, wozu gut paßt, daß „Bölthorn“ auch ein Beiname des Tyr ist.

Die Tyr-Riesen werden in Band 5 und 6 beschrieben – über sie ist weitaus mehr bekannt als über die übrigen Riesen, was vermuten läßt, daß auch noch ein Teil der in dem vorliegenden Band besprochenen Riesen zu den Tyr-Riesen gehören könnte und lediglich nicht mehr als solche erkennbar sind.

Jakob Grimm: Deutsche Mythologie

Auch eine andere benennung gemahnt wieder an eines volkes namen. das altnordische thurs scheint von iötunn nicht wesentlich verschieden; Snorri wird Ymir stammvater aller hrîmþurse genannt, Sämingr führen sich alle iötnar auf ihn zurück. in einzelnen liedern oder verbindungen hat das eine oder das andere appellativ den vorzug; so heißen bei der dialectaufzählung im Alvîsmâl die riesen immer iötnar, nie þursar, und für Iötunheimr, Iötnaheimr ist kein Thursaheimr gebräuchlich; aber Thrymr, obschon in Iötnaheim wohnend, wird dennoch thursa drottinn und nicht iötna drôttinn genannt, er ruft aber die iötnar auf und heißt iötunn. Sämingr sind iötnar und hrimthursar hintereinander aufgerufen, es muß also zwischen beiden ein feiner unterschied liegen, den ich hier in dem vorgesetzten hrim suche: nur hrimthursar, keine hrimiötnar kommen vor; eine erklärung dieses hrimþurs soll hernach versucht werden.

Statt thurs begegnet häufig, zumal in jüngeren sprachdenkmälern, die assimilierte form thuss, vorzüglich in dem plural thussar, hrimthussar.

Der Übergang von „thurs“ zu „thuss“ entspricht dem Übergang von „Tyr“ zu „Thiassi“ bzw. „Thiazi“, wobei Thiassi/Thiazi lediglich eine der vielen Schreibweisen des Namen „Tyr“ ist.

Ein dämonisches wesen späterer sagen heißt Thusselin, ja die dänische sprache hat in ihrem tosse (plumper riese, tölpel), ein volkslied gibt tossegrefve, eben diese assimilation festgehalten, ein norwegischer dämon führt den namen tussel. das altnordische þurs ist, wie mancher göttername, zugleich benennung eines runbuchstabs, der bei den Angelsachsen thorn heißt; merkwürdige abweichung, da der angelsächsischen sprache jener ausdruck gar nicht fehlt, nicht nur Beovulf liest man þyrs, auch in dem menologium bei Hickes: ›þyrs sceal on fenne gevunjan‹; und anderwärts überträgt þyrs, plural þyrsas, das lateinische cyclops, orcus. die schon angezogne stelle des codrx exoniensis hat assimiliertes þyrre, wie irre für irse. auch ein englisches thurst dauert in hobthurst (waldgeist) fort, ähnlich dem hobgoblin.

Im Angelsächsischen findet man „Tyrs“ statt „Thurs“, was deutlich zeigt, daß „Thurs“ nur eine Aussprache- und Schreibvariante von „Tyr“ ist – die späteren Thursen sind ursprünglich Tyr als Riese im Jenseits gewesen.

Althochdeusch sollte stehen durs, plural dursâ, oder duris, genitiv durises, welches letztere in einer glosse für das lateinische dis, ditis vorkommt, und eine andre mehr niederdeutsche glosse liefert thuris orcus (das französische ogre), doch schreibt Psalmen-Glossen turs (daemonium) plural tursa, und mittelhochdeutsch gilt turse, genitiv tursen, vielleicht türse, türsen, türsen: kürsen; selbst türste, genitiv türsten, dagegen ›spil von einem dürsen‹, aus welcher stelle sich ergibt, daß man zum zeitvertreib spiele von dem türse, wie von dem wihtel (Wichtel, Zwerg) aufführte: auf eine bekannte fabel bezieht sich: ›des kunt der dürsch und sprichet schuo!‹ hier herscht die bedeutung von satyr und wilder mann vor.

Das lateinische gedicht vom kloster Wilten in Tirol, welches die sage von dem riesen Haimo erzählt, nennt einen andern riesen Thyrsis, macht also einen eigennamen daraus:

forte habitabat in his alius truculentior oris

cyclops, qui dictus nomine Thyrsis erat,

Thyrsis erat dictus, seveldia rura colebat.

„Thyrsis“ scheint hier eher „Tyr“ als „Thurs“ zu bedeuten – wobei auch „Thurs“ ursprünglich ein Beiname des Tyr gewesen ist.

Im Gegensatz zur Einschätzung von Jakob Grimm wird „Thyrsis“ ein Eigenname sein, den man aus „Thurs“ hergeleitet hat, sondern „Thrysis“ wird zusammen mit „Thurs“ von dem Namen „Tyr“ abgeleitet worden sein. „Thyrsis“ hat Tyr als Riese im Jenseits bezeichnet und „Thursen“ die Gesamtheit aller Tyr-Riesen, die sich aus den vielen Beinamen des Tyr gebildet haben.

Diese Ortsnamen sind nach dem ehemaligen Göttervater Tyr, der erst um 500 n.Chr. abgesetzt worden ist, benannt worden und nicht nach den eher gefürchteten Thursen.

Die Herleitung von „Thurs“ aus dem gothischen Adjektiv „thaursus“ für „trocken“ ist deutlich weniger plausibel als die Herleitung aus dem Namen „Tyr“ des Ex-Göttervaters.

Wie nun die Jüten, ein deutscher stamm, den namen der älteren, verdrängten einwohner behielten, und dies die eigentlichen Iötnar oder Itanôs waren; so können auch die þursar, die dursâ, in ihrer mythischen gestalt, mit einem abgelegnen, in früher vorzeit nach Italien eingewanderten stamm zusammenhängen. ich habe schon auf mögliche berührung der thaursos mit den Τυρσηνοί, Τυρρηνοί, Tusci, Etrusci gewiesen; das lautverschiebungsgesetz trift genau zu, und selbst alle assimilationen, die versetzung des R finden sich wieder. Niebuhr hält Tyrrhener und Etrusker von einander, wie ich glaube, mit unrecht; außer aller berührung liegt der beim bacchischen aufzug getragne θύρσος.

Dionysos halicarnas meint, die Τυρρηνοί hießen so, weil sie hohe thürme τύρσεις aufführten. das stimmt zu den riesenbauten.

I 1. c) Troll

Ein „Troll“ ist im Altnordischen ein Riese, ein Totengeist in einem Hügelgrab oder allgemein ein Unhold. Im Germanischen lautete der Name für diese Art von Wesen „trulla“. Diese Wesen wurden offenbar als zauberkundig angesehen wie das germanische Verb „trulljan“ für „zaubern, Magie ausüben“ zeigt.

Im Mittelhochdeutschen war ein „Troll“ ein Gespenst, d.h. der umgehende Geist eines Toten.

Die indogermanische Wurzel dieser beiden Worte ist das Verb „dreu“ für „laufen, treten“. Ein Troll scheint somit ein Totengeist zu sein, der noch immer „läuft“, d.h. der noch im Bereich der Lebenden spukt.

Die Riesen, Trolle und Thursen sind somit ursprünglich die Geister der Ahnen und auch der Geist des toten Sonnen-, Tages- und Sommergottes Tyr in der nächtlichen bzw. winterlichen Unterwelt in den Hügelgräbern gewesen.

Jakob Grimm: Deutsche Mythologie

Tröll (neutrum) genitiv trölls, schwedisch troll, dänisch trold wird zwar häufig von riesen gebraucht, ist aber ein allgemeinerer ausdruck, der auch von andern geistern und zauberhaften wesen vorkommt, und dem sinne nach unserm ungeheuer, ungethüm entspricht. die dänischen volkssagen und lieder verstehen trold ganz gewöhnlich von elbischen wesen. die form führt auf ein gothisches trallu. gehört hierher Renner: gebûre ein getralle?

I 1. d) Jötunn

Diese Bezeichnung für die Riesen leitet sich von dem protogermanischen „etunaz“ für „Riese“ ab, das seinerseits eine Substantivbildung zu dem Verb „etan“ für „essen (englisch: „to eat“) ist. Ein Jötunn ist somit ein „Esser“ oder wohl besser ein „Fresser“, womit auch ein Menschenfresser gemeint sein könnte.

Jakob Grimm: Deutsche Mythologie

Es gibt eine reihe alter benennungen, die dem begrif unseres heutigen riese entsprechen.

Die älteste und allgemeinste nordische lautet iötunn, plural iötnar (nicht jötunn, jötnar); ihr zur seite steht ein angelsächsisches eoten (plural eotenas, eotena cyn, eotonisc) oder eten altenglisch etin, ettin, schottisch ettyn, eyttyn (neuenglisch: „to eat“ für „essen“); ein altsächisches etan, eten läßt sich mit sicherheit folgern aus dem urkundlichen ortsnamen Etanasfeld, Etenesfeld (campus gigantis). noch mehr, das wort muß selbst in späterer, bis auf die neueste zeit fortgelebt haben, denn ich finde das femininum eteninne (riesin) wenigstens in kindermärchen beibehalten.

Laurenberg hat ›de olde eteninne‹, und ein anderes Rostoker buch aus dem beginn des 18. jahrhunderts ›die alte eteninne‹; ich möchte wissen, woher Adelung Mummel nimmt, daß man in Westphalen ein fürchterliches weib, mit dem kinder geschreckt werden, etheninne heiße? gewis ist es richtig.

Das sächsische etan gestattet ein althochdeutsches ëzan, ëzzan, ein gothisches ïtans zu mutmaßen, die wurzel ist zu suchen in dem altnordischen eta, angelsächsich etan, althochdeutsch ezzan, gothisch ïtan, die bedeutung: edo (genitiv edonis), manducus, πολυφάγος, fresser.

Ein angelsächsiches gedicht im codex exoniensis sagt: ›ic mesan mäg meahtelîcor and efn etan ealdum þyrie‹ (ich kann mächtiger kauen und essen als ein alter riese).

Auch in diesem Zitat findet sich „thyrie“ statt „thurs“ – die Abstammung der Riesenbezeichnung „thyrie“ von „Tyr“ ist offensichtlich.

Falls Tyr auch schon vor seiner Absetzung als Göttervater als „Jötun“ bezeichnet worden sein sollte, wäre „Jotland“, also das heutige Jütland im Norden von Dänemark das „Land des Tyr“ gewesen, was ein deutlich plausiblerer Landesname als „Riesenland“ wäre.

Es bleibt jedoch die Frage, warum Tyr als Jenseitsriese als „Esser“ oder „Fresser“ bezeichnet worden sein sollte. Für die Tyr-Riesen, die von den Priestern des Thor und des Odin nach der Absetzung des Tyr um 500 n.Chr. zu Ungeheuern umgedeutet worden sind, würde die abschätzige Bezeichnung „Fresser“ zwar passen, aber da Eigenbezeichnungen von Völkern und Ländern stets positiv oder neutral sind und es in der dänischen Geschichte keinen Hinweis auf eine Unterwerfung gibt, in deren Zusammenhang die Umbenennung der Norddänen in „Jüten“ plausibel wäre, kann „Jütland“ nicht nach gefräßigen Riesen benannt worden sein.

Wenn „Jötun“ erst nach der Absetzung des Tyr 500 n.Chr. durch Thor und des Odin die negative Bedeutung „Esser/Fresser“ erhalten haben sollte, ist es zunächst einmal unklar, warum Tyr schon vor 500 n.Chr. als „Esser/Fresser“ benannt worden ist und welche positive Assoziation es zu diesem „Essen/Fressen“ gegeben hat.

Es gibt zunächst einmal drei Möglichkeiten, wie der Name Jütland („Jötun-Land“) entstanden sein könnte:

Es gibt nun noch die Möglichkeit, die Geschichte des Namens „Jüten“ zurückzuverfolgen, um den Begriff „Jötun“ zu verstehen:

Der walisische Mönch Asser hat um ca. 890 n.Chr. in seiner Biographie des Königs Alfred der Große die Jüten den Geaten (Gothen) gleichgesetzt. Er nennt die Jüten „Iutan“, „Iotas“ und „Eotas“. Die letztere Variante zeigt deutlich, daß der Name „Jüten“ damals als „Esser, Fresser“ aufgefaßt worden ist (englisch: „to eat“). Ob man mit den Jüten auch die Jötune, also die Riesen assoziiert hat, ist erst einmal unbekannt.

Die nächstältere Quelle ist das Beowulf-Epos, das um ca. 750 n.Chr. verfaßt worden ist. In ihm wird das Volk der „Eotenas“ (Jüten) deutlich von dem Volk der „Geatas“ (Gothen) unterschieden – die Gleichsetzung der Jüten mit den Gothen durch den Mönch Asser ist also unzutreffend.

Der englische Benediktinermönch Bede, der von 672 bis 735 n.Chr. gelebt hat, erwähnt die Jüten als die Bewohner von Dänemark.

In den Schriften des Venatius Fortunatus, der Dichter und Bischof am Hofe der Merowinger-Könige war, findet sich in einer Textstelle von 583 n.Chr. der Hinweis, daß die Euthiones unter der Herrschaft des Merowingerkönigs Childerich I stehen. Auch hier sieht die Bezeichnung für die Jüten nach „Esser, Fresser“ aus.

Um 536 werden die „Saxones euci“ als Verbündete der Franken erwähnt. Möglicherweise handelt es sich bei den „euci“ ebenfalls um die Jüten – sicher ist dies jedoch nicht.

Der älteste Hinweis stammt von dem römischen Historiker Tacitus, der um 100 n.Chr. über die „Eudoses“ im Norden von Jütland berichtet. Auch mit diesem Namen könnten die Jüten gemeint sein – in der ersten Lautverschiebung ist in den germansichen Sprachen um ca. 550 n.Chr. aus „d“ in vielen Fällen ein „t“ geworden, wodurch die „Eudoses“ zu „Eutoses“ geworden sind. Das „eu“ hat sich dabei in ein „eo“ verwandelt, sodaß der Name „Eotoses“ lautete. Die Endung hat sich dabei ebenfalls verändert: Aus dem Plural „-oses“ wurde ein „-as“, womit die von dem Mönch Asser um 890 n.Chr. überlieferte Form „Eotas“ erreicht wäre. Die „Eudoses“ des Tacitus sind somit recht sicher mit den „Eotas“ des Asser und somit auch mit den Jüten identisch.

Es läßt sich somit zeigen, daß der Name „Jüten“ schon mindestens 2000 Jahre alt ist, doch der Ursprung dieses Namens bleibt unklar. Immerhin läßt sich sagen, daß die Volksbezeichnung „Jüten“ nichts mit der Bedeutung des Begriffes „Jötun“ in der Zeit nach 800 n.Chr. zu tun hat, in der er als abfällige Bezeichnung für die Riesen überliefert ist. Daher ist es gut denkbar, daß der Begriff „Jötun“ für „Riesen“ eine Ableitung von „Jüten“ für die Dänen ist – einfach deshalb, weil die Bezeichnung „Jüten“ für die Dänen bis mindestens 100 n.Chr. zurückreicht.

Am wahrscheinlichsten ist der „Jötun“-Riese im Sinne von „Gott der Jüten“ (Tyr) entstanden und dann um 500 n.Chr. nach der Absetzung des Tyr zu einem Plural von vielen Jötun-Riesen geworden – so wie dies auch bei den Thursen geschehen ist.

I 1. e) Gygr

Die Riesinnen-Bezeichnung „Gygr“ bedeutet „Verborgene“, womit vermutlich das Verborgensein dieser Riesin im Jenseits bzw. konkret im Hügelgrab gemeint sein wird. Diese Bezeichnung stammt über das rekonstruierte germanische „gugi“ von dem indogermanischen „gheugh“ für „hehlen, verbergen, verstecken“ ab.

Das altnordische „gyggja, gyggva“ für „Schrecken einflößen“ scheint eine Sekundärbildung zu „Gygr“ für „bedrohliche Riesin“ zu sein.

Jakob Grimm: Deutsche Mythologie

Unverwandt (mit Gigant) hiermit scheint mir das gewöhnlich verglichene altnordisch nur für riesinnen giltige, und des NT ermangelnde femininum gygr, genitiv gygjar; noch im schwedischen volkslied ›den leda gijger. den übrigen deutschen dialecten gebricht es, würde aber ins gothische übersetzt lauten giugi oder giugja: ich bringe es zu der wurzel giugan.

Das Wort „giugan“ läßt sich weder im Altnordischen, noch im Angelsächsischen, Altsächsischen, Gothischen, Althochdeutschen oder Germanischen finden – worauf bezieht sich Jakob Grimm hier? Ist das eine Variante von „Gigant“, also der eingedeutschten Form von griechisch „gigas“ für Riese?

Das altnordische „gygr“ ist dem griechischen „gigas“ so ähnlich, daß sich eine gemeinsame Wurzel nicht ausschließen läßt. Das griechische „Gigas“ bedeutet „Erdgeborene“, wörtlich „Gaia-Geborene“.

I 1. f) Hüne

Die Bezeichnung „Hüne“ findet sich nur bei den Südgermanen.

Jakob Grimm: Deutsche Mythologie

Erscheint doch in einer dritten riesenbenennung ebenfalls ein volksname. Niederdeutschland, vorzüglich Westfalen, gebraucht hüne gleichbedeutig mit riese; in allen volksüberlieferungen der Wesergegend herscht jenes wort, es erstreckt sich bis nach Gröningerland und Drenthe; riesenhügel, riesengräber heißen hünebedde, hunebedden, bett gilt dort von grab, der ruhestätte todter. ›grot as en hüne‹ bezeichnet riesenmäßigen wuchs. Schürens Teutonista verbindet rese und huyne. auch hochdeutsche schriftsteller des 16./17. jahrhunderts haben, wiewol seltner, heune; Mathesius: ›Goliath der große heune‹; vocabular von 1482 schreibt hewne. heunisch braucht Hans Sachs für böse (wie entisch).

Der ausdruck ist aber schon mittelhochdeutsch: ›grôz alsam ein hûne: mit starkem gelûne‹; Tristan: ›an geliden und an geliune gewahsen als ein hiune‹.

In althochdeutschen denkmälern kann ich diese bedeutung nicht nachweisen; allein mittelhochdeutsch bezeichnet, ohne allen nebensinn leiblicher größe, zugleich Hiune (genitiv -en) einen Unger, in den Nibelungen einen unterthan Etzels, was in lateinischen schriften des Mittelalters Hunnus, richtiger Hunus Chunus heißt. diesem Hiune würde ein althochdeutshc Hûnio entsprechen; ich treffe nur die starke form an: Hun, plural Huni, genitiv Hunio, Huneo, mit welchem viele ortsnamen zusammengesetzt sind, z.b. Huniofeld, ein fuldisches städtchen, heute Hünfeld, so wie männliche eigennamen z.b. Hunolt, Hunperht (Humprecht), Hunrat, Althun, Folchun u.s. w.

Das angelsächsische Huna cyning fordert einen singular Hun; dem altnordischen nominativ plural Hunar soll ein schwachformiger singular Huni gebühren.

Offenbar sind nun diese Huni nach ort und zeit ein höchst schwankender begrif, bald dachte man sich Pannonier, bald Avaren, bald Wandalen und Slaven unter ihnen, immer ein volk, das durch nachbarschaft und krieg mit Deutschland in vielfache berührung kam. das Hiunenlant des 13. jahrhundert kann unmöglich das Hunaland sein, welches die eddischen lieder für Sigurds heimat ansehen.

Als die mannsnamen Hunrat, Hunperht zuerst entsprangen, war wol noch kein gedanke an ein ausländisches, pannonisches oder wendisches volk, aber es mag schon in frühster zeit kunde und sage von einem uralten, mythischen stamm umgegangen sein, der den namen Huni führte und den man in irgend einer unsicheren gegend wohnen ließ, etwa wie Iötnar und Thursar. Meine mutmaßung geht also dahin, daß der begrif von riese, den wir in Hun freilich erst seit dem 13. jahrhundert nachweisen können, lange vorher müsse darin gelegen haben: durch solch einen nebensinn scheint auch erst jenem von Hadubrant ausgerufnen ›alter Hun‹ bedeutsamkeit verliehen.

Gotfried, als er hiune für riese setzt, wuste sicher, daß Hiune damals auch einen Unger (Mann aus Ungarn) bezeichnete; ebenso wenig schließt die bestimmtheit des volks, das althochdeutsche glossen durch Huni übersetzen, zu jener zeit das bestehen einer mythischen bedeutung des namens aus. sie kann hier und da lebhafter oder schwächer gewesen sein: das altnordische hunar ist nie synonym mit jötnar und þursar. die wurzel lasse ich hier unangerührt, nur sei bemerkt, daß ein eddischer name des bären hunn lautet, nach Biörn hun und hunbiörn catulus ursinus.

Es wäre denkbar, daß der Ursprung dieser Bezeichnung für die Riesen das Volk der Hunnen gewesen ist. Dafür spricht u.a. das späte Erscheinen dieser Bezeichnung, da sich „Hun“ erst einmal von „Hunne“ über „feindlicher Krieger“ und „mächtiger Krieger“ zu „Riese“ hat weiterentwickeln müssen.

Der altnordische Bärenname „hunn“ bezeichnet generell ein Jungtier und ist daher nicht Bären-spezifisch und kann nicht die Bedeutung „riesiges Tier“ haben.

I 1. g) Entas

Jakob Grimm: Deutsche Mythologie

In der bairischen volkssprache erscheint ein verstärkendes praefix enz, enzio, was aber aus dem genitiv von end, ent erwachsen könnte? oder darf selbst dieses ent- mit dem begrif von ungeheuer, riesenhaft, als ausnahme von der lautverschiebung, hierher genommen werden? man sagt enterisch und enzerisch für ungeheuer, seltsam. Und war der Enzenberc ein riesenberg? gehören hierher die eigennamen Anzo, Enzo, Enzinchint, Enzawip, Enzeman?

Wenn Hûni an Wenden und Slaven gemahnten, wird es gestattet sein entas und die alten Antes zusammenzuhalten, doch die Inder, welche Mone heran zieht, mögen aus dem spiel bleiben, da schon althochdeutsch antisc, entisc (antiquus) von indisc (indicus) unterschieden ist.

I 1. h) Gigant

Jakob Grimm: Deutsche Mythologie

Die angelsächsichen dichter bedienen sich zugleich des grichisch-lateinischen und romanischen appellativs gigant, plural gigantas. giganta cyn, gigantmäcg, vergleiche italienisch/spanisch gigante, provenzialisch jayan, altfranzösisch gaiant, französich géant, englisch giant. auch althochdeutsch gigant. mittelhochdeutsch gigante die mâren. mittelniederländisch gigant.

I 1. i) Lübbe

Jakob Grimm: Deutsche Mythologie

Auch lubbe, lübbe scheint in niedersächsischen gegenden gleichviel mit plumper riese, auf dem Corneliusberg bei Helmstedt werden lübbensteine gezeigt, nach dem bremer wörterbuch bedeutet lubbe einen ungeschickten faulen menschen, es ist das englische lubber, lobber (tölpel), bei Michel Beham lüpel, vergleiche altnordisch lubbi (hirsutus) („stachelig“). hierzu kommt eine merkwürdige urkunde des bischofs Gebhard von Halberstadt, der noch jahr 1462 über heidnische verehrung eines wesens klagt, das man den guden lubben nenne, und dem man auf einem berge bei Schochwitz in der grafschaft Mansfeld thierknochen darbringe. nicht nur haben sich solche uralte knochenanhäufungen dort an dem Lupberge vorgefunden (man vergleiche den Augsburger perleich), sondern auch an der kirche des nahgelegnen Müllersdorf das eingemauerte bild eines götzen, welches der sage nach von dem Lupberge dahin gebracht worden sein soll.

I 1. j) Wortschatz

Riesen bzw. Trolle sind Totengeister in Hügelgräbern:

Die Riesen/Trolle bilden wie die Menschen und die Asen ein Volk:

risa-kyn

- Riesensippe, die Riesen als Gesamtheit

risa-folk

- Riesenvolk

risa-barn

- Riesenkind

tramr, trami

- Troll

troll-karl

- männlicher Troll

troll-kona

- Trollfrau

troll-kerling

- Trollfrau

adal-troll

- Haupttroll, Troll-Anführer

trolla-thing

- Troll-Versammlung

Sie sind groß, stark und grob:

Riesen/Trolle und Menschen sind nah miteinander verwandt:

Trolle sind zauberkundig und feindlich:

Über Riesen und Trolle werden gerne Geschichten erzählt:

trolla-thattr

- Troll-Geschichte

I 1. k) Kennignar

Auch aus den Kenningarn erfährt man einiges über die Vorstellungen der Germanen über die Riesen:

Die Riesen sind diesen Kenningar zufolge die Totengeister in den Hügelgräbern. Sie stammen von dem Urriesen Ymir ab, dem der ehemalige Göttervater Tyr (Mimir) gleichgesetzt worden ist.

Das Motiv der Wiederzeugung der Toten mit der Jenseitsgöttin findet sich in den zwei Kenningarn „Vardrunas Gatte“ und „Schrecken der Frauen“.

Ansonsten wurden die Riesen als bärtig, dumm und bösartig angesehen.

I 1. l) Ortsnamen

Im Landnahme-Buch finden sich zwei mit „Troll“ gebildete Ortsnamen:

Tröllahals

Tröllatunga

Vermutlich sind diese beiden Ortsnamen nach der Ähnlichkeit dieser Orte mit einem Hals (enge Stelle) bzw. mit einer Zunge (Landzunge) benannt worden. Der Zusatz „Troll-“ würde dann wohl einfach „groß“ bedeuten.

I 2. a) Odins Rabenzauber

Am nördlichen Rand des Jörmungrund

Unter des edlen Baumes äußerster Wurzel

Gingen zu ihren Lagern Riesinnen und Riesen.

Totengeister, Zwerge und Schwarzalfen.

Der „edle Baum“ ist die Weltesche Yggdrasil, die am Nordpol stand. Wenn die Sonne aufgeht, gehen die Wesen der Unterwelt schlafen: Riesinnen, Riesen, Totengeister, Zwerge (Tote) und Schwarzalfen (Tote).

I 2. b) Heimskringla

In Schweden gibt es viele Fürstentümer und viele verschiedene Völker und viele verschiedene Arten von Sprachen. Dort gibt es Riesen und Zwerge und dort sind auch Blau-Menschen (Totengeister) und es gibt dort auch noch seltsamere Wesen. Dort leben große wilde Tiere und schreckliche Drachen.

I 2. c) Heimskringla

Die Riesen sind auch die Ahnen der Könige – der Ursprung dieses Motivs ist der ehemalige Sonnengott-Göttervater Tyr, der bis 500 n.Chr. der „Vater“ der Könige gewesen ist und nach 500 n.Chr. zu einem bösartigen Riesen umgedeutet worden ist.

Kormak Ogmundson singt darüber in seinem Lied über Sigurd:

Den Gast, der den Großzügigen besuchte,

mangelte es nie an Kelch oder Teller –

Sigurd den Großzügige, der seine Ahnen

bis zu dem Geschlecht der Riesen zurückverfolgen konnte –

denn Sigurds Hand ist reich gefüllt und freigiebig –

er ist der Wächter des Tempels.

Er liebt die Götter und seine großzügige Hand

verteilt die Ernte seines Schwertes im ganzen Land.

I 2. d) Hyndla-Lied

Hyndla (Hel):

Die Seherinnen stammen alle von Widolfs Sippe,

von Wilmeidis kommen all' die Seher,

und die Zauberer stammen von Swarthöfdi,

aber von Ymir all' die Riesen.

„Widolf“ bedeutet „Wald-Wolf“, „Wilmeidi“ bedeutet „Wunsch-Baum“ und „Swarthöfdi“ bedeutet „Schwarz-Kopf“.

Ymir ist der Urriese.

I 2. e) Odins Rabenzauber

Allvater waltet, Alfen verstehen,

Wanen wissen, Nornen weisen,

Iwidie gebiert, Menschen dulden,

Thursen erwarten, Walküren trachten.

I 2. f) Fafnir-Lied

Regin:

„Lange liegen ließest Du auf der Heide

Jenen alten Joten,

Wenn Du das Schwert nicht schwangst, das ich Dir schuf,

Die wohlgewetzte Waffe.“

Der „Jote“ ist der Drache Fafnir, der ursprünglich einmal der ehemalige Sonnengott-Göttervater Tyr als der Sonnendrache in der nächtlichen bzw. winterlichen Unterwelt gewesen ist. Schlangen und Drachen waren Totengeister.

I 2. g) Fafnir-Lied

Der siebte Vogel:

„Um den Kopf kürz er den eiskalten Joten

Und beraub ihn der Ringe.

So sind die Schätze, die Fafnir besessen,

Ihm allein zu eigen.“

Hier ist mit „Jote“ Regin gemeint, der Sigurd betrügen will.

I 2. h) Der Seherin Ausspruch

Die Seherin sagt über sich selber:

Für Riesen halte ich die Urgebornen,

Die mich vor Zeiten erzogen haben.

I 2. i) Alwis-Lied

In diesem Lied sind die Joten (Riesen) zusammen mit den Menschen, Asen, Wanen, Alfen und Godr („höhere Mächte“) eine der sechs Arten von Wesen. Allerdings dient diese Unterscheidung hier nur als Raster für die Aufzählung von Kenningar und hat keine grundlegende mythologische Bedeutung – so sind z.B. Asen und Godr identisch.

Thor:

„So sage mir, Alwis, da alle Wesen,

Kluger Zwerg, Du erkennst,

Wie heißt die Erde, die allernährende,

In den Welten allen?“

Alwis (Tyr-Zwerg):

„Erde den Menschen, den Asen Feld,

Die Wanen nennen sie Weg,

Allgrün die Joten, die Alfen Wachstum,

Lehm heißen sie höhere Mächte.“

I 2. j) Egil-Saga

In dieser Saga trägt ein Mann den Namen „Hallbjorn Halbriese“.

I 3. a) Die Saga über König Olaf Tryggva-Sohn

Harald Blauzahn war von 958-987 n.Chr. König von Dänemark und von 970- 987 n.Chr. zugleich auch König von Norwegen.

König Harald befahl einem Magier, in verwandelter Gestalt nach Island zu reisen und zu schauen, was er über die Insel in Erfahrung bringen konnte und ihm dies dann anschließend zu berichten. Der Magier machte sich in der Gestalt eines Wales auf den Weg.

Vermutlich reiste der Magier des Königs nicht körperlich nach Island, sondern unternahm eine Traumreise oder Astralreise, um die Insel auszukundschaften. Diese Kunst wird in der Heimskringla auch über Odin berichtet.

Als er in die Nähe des Landes kam, zog er im Norden Islands herum zu der Westseite des Landes, wo er sah, daß all die Berge und Hügel voller Schutzgeister waren – einige groß, andere klein. Als er zum Vapnafjord kam, näherte er sich dem Land und hatte vor, dort an Land zu gehen, aber dort stürzte ihm ein riesiger Drache mit einem Gefolge von Schlangen, Fröschen und Kröten entgegen, die ihm Gift entgegenspien.

Da wandte er sich nach Westen und umkreiste die Insel bis hin nach Eyjafjord und schwamm in diesen Fjord hinein. Da flog ihm ein Vogel entgegen, der so groß war, daß seine Flügel über die Berge auf beiden Seiten des Fjordes reichten. Er wurde von vielen anderen großen und kleinen Vögeln begleitet.

Da schwamm er noch weiter nach Westen und dann nach Süden bis in den Breidafjord. Als er den Fjord schwamm, stürmte ihm ein grauer Stier entgegen und brüllte fürchterlich. Ihm folgte eine Schar von Landgeistern.

Von dort schwamm er weiter um die Insel herum bis nach Raykjanes und wollte in Vikarsskeid an Land gehen, doch dort stürzte ihm ein Bergriese mit einem eisernen Stab in den seinen Händen entgegen. Er war einen Kopf größer als die Berge und viele andere Riesen folgten ihm.

Der Magier schwamm in seiner Wal-Gestalt ostwärts an der Küste entlang, wo, wie er berichtete, nichts außer Sand und weites Ödland zu sehen war und wo außerhalb der Schären die Brandung hoch emporschäumte. Das Meer zwischen den Ländern war so breit, daß man es mit einem Langschiff nicht überqueren konnte.

Zu dieser Zeit lebte Brodhelge in Vapnafjord, Eyjolf Valgerdson in Eyjafjord, Thord Geller in Breidafjord und Thorod Gode in Olfus.

Da wandte der dänische König Harald seine Flotte und segelte zurück nach Dänemark.

Die Drachen, Schlangen, Vögel, Stiere, Riesen und Landgeister („Pukis“) sind offenbar in der Funktion als Landwächter Verbündete gewesen. Es hat auch den Anschein, als ob sie zudem die Helfer oder Freunde der vier genannten Wikinger gewesen seien.