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Sie konnte niemandem trauen – doch in seinen Armen fand sie Sicherheit – Teil 3 des sechsteiligen Serials »Die schottische Rose«! Schottland, 1425: Nur widerwillig übernimmt Connor McPherson nach dem Tod seines Vaters die Führung des Clans. Er ist der endlosen Kämpfe müde und will eigentlich in die gefährlichen Intrigen des machthungrigen Herzogs Argyll nicht hineingezogen werden. Doch als sein Herz für die schöne Juliet entflammt, die auf Argylls Todesliste steht, wendet sich Connor gegen den mächtigen Feind ...
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Seitenzahl: 85
Veröffentlichungsjahr: 2014
Jo MacDoherty
Die schottische Rose3
Serial Teil 3
Knaur e-books
Schottland, 1425: Nur widerwillig übernimmt Connor McPherson nach dem Tod seines Vaters die Führung des Clans. Er ist der endlosen Kämpfe müde und will eigentlich in die gefährlichen Intrigen des machthungrigen Herzogs Argyll nicht hineingezogen werden. Doch als sein Herz für die schöne Juliet entflammt, die auf Argylls Todesliste steht, wendet sich Connor gegen den mächtigen Feind ...
Meiner Treu, Milady, Ihr seid wirklich ebenso klug wie hübsch!« Angus Shaw hieb mit der flachen Hand auf den Tisch und sah Connor an. »Was sagt Ihr, Connor, hm? Der Vorschlag der Lady klingt doch ganz verlockend, findet Ihr nicht?«
Juliet hütete sich, Connor anzusehen, und musterte stattdessen den zierlichen, mit Silber beschlagenen Weinkelch, der vor ihr stand und an dem sie sich seit einer halben Stunde festklammerte. Die Atmosphäre in der Großen Halle war zum Zerreißen gespannt, ebenso wie ihre eigenen Nerven. Zum Glück ist wenigstens der Herzog nicht dabei, dachte sie, auch wenn es ihre Situation nicht unbedingt leichter machte.
Unwillkürlich flog ihr Blick zu der Tochter des Herzogs, die zwischen Nanette und Sir Rupert saß. Sie war wirklich von umwerfender Schönheit, und der Blick, mit dem die schöne, rothaarige Aylinn von Albany Connor unter ihren langen Wimpern betrachtete, war ebenfalls nicht dazu angetan, Juliets Anspannung zu lindern.
Aber im Moment gab es Wichtigeres, als sich über das Verhältnis zwischen den beiden Gedanken zu machen. Ihr Kopf wusste das – wenn sie nur ihr Herz auch davon überzeugen könnte!
Schließlich hielt sie es nicht mehr aus und hob den Kopf unmerklich. Connor saß ihr an der langen Tafel schräg gegenüber, und sie zuckte zusammen, als sie den brennenden Blick auffing, mit dem er sie betrachtete. Sie schluckte und nahm ihren ganzen Mut und ihre Selbstbeherrschung zusammen. Sie durfte keine Unsicherheit zeigen. Dafür stand zu viel auf dem Spiel – vor allem jetzt, da es aussah, als könne sie dieses heikle Spiel am Ende sogar zu ihren Gunsten entscheiden.
Nachdem Connor sie in die Große Halle geführt hatte, hatte er sie seiner Mutter und seiner jüngeren Schwester Rianna vorgestellt. Elizabeth McPherson hatte Juliet auf den ersten Blick gemocht. Und sie bildete sich ein, dass deren Lächeln ebenfalls echt gewesen war. Die Herrin des McPherson-Clans war eine schlanke und trotz ihres Alters und ihrer schlichten Kleidung elegante Erscheinung, der Blick ihrer grauen Augen verriet Intelligenz und Güte. Sie waren von demselben Grau wie die Connors – und einen Moment lang fühlte sich Juliet fast ertappt, als hätte Elizabeth McPherson mit einem Blick erraten, wie es um ihre Gefühle zu ihrem Sohn stand. Doch dann vertrieb ihr herzliches Lächeln diesen Eindruck, und sie hatte Juliet mit Wärme in der Stimme willkommen geheißen.
Rianna, Connors jüngere Schwester, hatte sie beinahe scheu begrüßt, aber ihre bernsteinfarbenen Augen hatten sie rätselhaft gemustert, als sähe sie ein Geheimnis in ihr, dessen sich Juliet nicht einmal bewusst war.
Dieses Gefühl von herzlichem Willkommen war jedoch augenblicklich verflogen, als Juliet Hamish McPherson kennenlernte. Juliet hatte sofort seine tiefe Ablehnung gespürt. Immerhin, dachte sie sarkastisch, macht er wenigstens keinen Hehl daraus, dass er mich und die anderen zum Teufel wünscht. Was auch kein Wunder ist, setzte sie hinzu. Immerhin hatte Hamish durch Connors Rückkehr den bereits sicher geglaubten Titel des Chieftains der McPhersons verloren, und jetzt fürchtete er wohl auch, die Frau zu verlieren, auf deren Hand er sich Hoffnung machte. Denn Aylinn von Albany hatte den jüngeren McPherson den ganzen Abend über kaum eines Blickes gewürdigt. Ihre Aufmerksamkeit galt ausschließlich Connor.
Juliet unterdrückte ein Seufzen. Sie konnte es ihr nicht verübeln. Connor McPherson dominierte die Tafel, ja, den ganzen Raum. Schon bei ihrer Begegnung am Teich hatte er sie beeindruckt, aber in seinem Kilt und dem Überwurf im Tartanmuster seines Clans wirkte er … überwältigend männlich. Und mindestens ebenso bedrohlich, fügte sie insgeheim hinzu, als sie den finsteren Blick bemerkte, mit dem er sie musterte. Doch sie streckte das Kinn vor und erwiderte den Blick äußerlich gelassen, was sie einige Mühe kostete.
Dann riss sie ihren Blick von Connor los und betrachtete die anderen Männer an der Tafel. Ihre Stimmung hob sich, als sie in die von Bier und Whisky geröteten Gesichter der Chieftains blickte. Fast alle nickten beifällig zu Angus Shaws Worten, während sie Connor aufmerksam ansahen, als sie auf seine Antwort warteten. Einige jedoch betrachteten Juliet forschend und, wie sie mit einem unmerklichen Aufatmen bemerkte, keineswegs mehr so feindselig wie noch zu Beginn dieses Abends. Sie hatte Eindruck auf diese rauhen Schotten gemacht, und das Wichtigste war, dass diese Männer für ihre Vorschläge und Argumente durchaus zugänglich zu sein schienen.
Trotzdem konnte sie ihren Erfolg, wenn es denn einer war, noch nicht genießen. Letztlich kommt es darauf an, wie er reagiert, dachte sie und richtete ihren Blick wieder auf den Chief der Clans. Dabei ging es nicht nur um ihre Bitte, dem Kronprinzen eine Chance zu geben und sich die Argumente, die sie überbrachte, anzuhören und mit den königstreuen Clanchiefs zu beraten. Es ging auch um etwas viel Persönlicheres. Juliet schluckte, als ihr das bewusst wurde. Was hast du von deinem Vater gelernt?, schoss es ihr durch den Kopf. Vermische niemals Politik und Privates, hatte der Marquis von Germont immer gesagt. Leichter gesagt als getan, dachte Juliet und sah fast gegen ihren Willen zu Connor zurück. Wie soll mir das gelingen, wenn der Mann, den ich unbedingt überzeugen muss, ein Mann ist, der mich so verunsichert, wie es noch keiner bisher getan hat? Den ich so begehre, wie ich noch nie einen Mann oder überhaupt etwas in meinem Leben begehrt habe.
Und wenn schon!, dachte sie, als der Ärger über diese Schwäche in ihr hochstieg und ihren Trotz weckte. Es gibt Wichtigeres als … Liebe. Nein, nicht Liebe, verbesserte sie sich hastig. Lust! Es ist nichts weiter als fleischliche, primitive Lust. Das wird mich nicht von meinem Vorhaben abhalten, niemals! Sie ballte unter dem Tisch die Hände zu Fäusten und grub ihre Fingernägel in ihre weichen Handflächen, bis es weh tat. Der Schmerz tat gut, auch wenn ihr die Tränen in die Augen stiegen.
Connor hatte sie nicht aus den Augen gelassen. Jetzt verzog er seine Lippen zu einem schmalen Lächeln, als hätte er ihre Gedanken gelesen, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und verschränkte langsam die Arme vor der Brust.
Juliet richtete sich unwillkürlich noch gerader auf ihrem Stuhl auf, straffte die Schultern und hob den Kopf ein paar Zentimeter höher. Jetzt kommt es, dachte sie und hielt unwillkürlich den Atem an, als sie wie die anderen am Tisch auf die Antwort des Clanchiefs wartete.
Connor ließ sich Zeit mit seiner Antwort auf Sir Angus’ Frage. Ein verlockendes Angebot? Verlockend war vor allem Juliet, wie sie dasaß, mit diesem trotzigen Gesichtsausdruck und der geraden Haltung. Ihr Kinn hochgereckt, so dass ihre weichen, vollen Lippen fast wie zu einem Kuss erhoben waren. Ein Kuss, den er ihr nur zu gern gegeben hätte, auch wenn er wütend auf sie war. Oder vielleicht eher deshalb? Um ihr selbstzufriedenes Lächeln von ihrem Gesicht zu vertreiben, das sich immer wieder darauf geschlichen hatte, wenn sie sich unbeobachtet geglaubt hatte.
Verlockend war diese Frau wahrhaftig. Und zwar so verlockend wie die Schlange im Paradies oder wie eine der Sirenen, die einst Odysseus und seine Mannen beinahe in den Untergang gerissen hätten. Sie war sanft, klug und fraglos sehr gerissen.
Connor hatte sie nicht nur ständig angesehen, sondern ihr auch sehr genau zugehört. Er hatte gemerkt, wie sie die anderen Chieftains mit ihrer Freundlichkeit, ihrer Schlagfertigkeit und ihrem Charme bezirzte. Sie wusste genau, wie man mit Männern umgehen musste, auch mit so rauhen Gesellen wie diesen Highlandern, die um seine Tafel saßen und einer nach dem anderen dem Charme dieser Teufelin verfielen. So wie du selbst!, höhnte eine Stimme in seinem Hinterkopf, die er jedoch augenblicklich zum Schweigen brachte.
Der Letzte, der fiel, war William MacKenzie gewesen.
Connor knirschte mit den Zähnen. Selbst dieser störrische, jähzornige, unduldsame Mann hatte sich in ein schnurrendes Kätzchen verwandelt, als sich Juliet an ihn gewendet und ihn mit einem koketten Augenaufschlag und einem unwiderstehlichen Lächeln darauf hingewiesen hatte, dass es nur Ausdruck seiner Souveränität und seines Edelmuts sei, wenn er die Güte hätte, sich die Vorschläge anzuhören, die der Kronprinz seinen geliebten schottischen Highlandern zu unterbreiten hätte. Und, hatte sie hinzugefügt, nichts, aber auch gar nichts mache einen Mann so anziehend wie die Kombination aus Stärke und Großzügigkeit.
Aber nicht mit ihm. Niemals! Und das hatte nichts mit Eifersucht zu tun oder der Lust, die ihn jedes Mal heiß durchströmte, wenn er diese Frau ansah. O nein! Es war eine Frage der Ehre. Jawohl, der Ehre, verdammt! Dabei spielte es keine Rolle, dass Juliets Vorschläge durchaus vernünftig klangen. Oder dass sie, wie sie zugegeben hatte, im Auftrag ihrer Kusine handelte, Joan Beaufort, der Gemahlin des Kronprinzen!
Mit diesem Eingeständnis hatte sie alle an der Tafel überrascht, alle, bis auf Connor. Jedenfalls redete er sich das ein. Er hatte schließlich von Anfang an gemutmaßt, dass diese Frau etwas verbarg, und jetzt hatte sie es selbst zugegeben! Leider hatten ihre Worte nicht die Wirkung auf seine Freunde, wie Connor sich das gewünscht hätte. Im Gegenteil. Offenbar stieg Juliet noch in der Achtung der Männer und …
»Connor?«
»Hm?« Connor fuhr hoch und begegnete Sir Angus’ fragendem Blick. Im nächsten Moment war ihm klar, dass alle auf seine Antwort warteten. Und ebenso klar war, dass er sich kaum gegen Juliets Argumente stellen konnte, ohne das Unverständnis seiner Freunde zu ernten.
Reiß dich zusammen!, befahl er sich. Benimm dich wie ein Clanführer! Connor atmete einmal tief durch und legte die Hände flach auf den Tisch. Langsam stand er auf, sah die Chieftains der Reihe nach an und vermied es geflissentlich, Juliet eines Blickes zu würdigen. Schließlich blieb sein Blick an Sir Rupert und Aylinn hängen. Großartig! Seine düstere Miene hellte sich auf. Der Stewart und die Tochter des Herzogs würden ihm den Vorwand liefern, den er brauchte, um sein Gesicht zu wahren und Juliet eine Lektion in Diplomatie zu erteilen!
Ziemlich beeindruckend, meine kleine Ballade von der Nymphe und dem Kentauren, findest du nicht?«