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Die Reihe Die achtzigbändige Reihe "Die Götter der Germanen" stellt die Gottheiten und jeden Aspekt der Religion der Germanen anhand der schriftlichen Überlieferung und der archäologischen Funde detailliert dar. Dabei werden zu jeder Gottheit und zu jedem Thema außer den germanischen Quellen auch die Zusammenhänge zu den anderen indogermanischen Religionen dargestellt und, wenn möglich, deren Wurzeln in der Jungsteinzeit und Altsteinzeit. Das Buch Der Vogel ist weltweit das Symbol der Seele - weil man bei einem Nahtod erleben kann, daß man den eigenen Körper verläßt ("Astralreise") und den eigenen physischen Körper unter sich liegen sieht. Dieses "Fliegen" hat zu dem Bild des Seelenvogels geführt. Das Adler als stärkster Vogel ist der Seelenvogel des Sonnengott-Göttervaters und Sommergottes Tyr; der Falke ist der Seelenvogel des Wintergottes Loki. Der Schwan ist bei den Indogermanen der wichtigeste allgemeine Seelenvogel. Bei den Germanen hat auch die Jenseitsgöttin, die die Mutter der Seelenvögel ist, die Gestalt eines Schwanes: die Walküren.
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Seitenzahl: 569
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Astrologie
Astrologie (496 S.)Photo-Astrologie (428 S.)Die astrologischen Aspekte (88 S.)Horoskop und Seele (120 S.)Magie
Handbuch für Zauberlehrlinge (408 S.)Telepathie für Anfänger (60 S.)Telepathie für Fortgeschrittene (52 S.)Tarot (104 S.)Physik und Magie (184 S.)Die Magie-Formel (156 S.)Krafttiere – Tiergöttinnen – Tiertänze (112 S.)Schwitzhütten (524 S.)Meditation
Der Lebenskraftkörper (230 S.)Die Chakren (100 S.)Das Chakren-System mit den Nebenchakren (296 S.)Meditation (140 S.)Drachenfeuer (124 S.)Reinkarnation (156 S.)Kabbala
Kursus der praktischen Kabbala (150 S.)Eltern der Erde (450 S.)Blüten des Lebensbaumes: Die Struktur des kabbalistischen Lebensbaumes (370 S.)Der kabbalistische Lebensbaum als Forschungshilfsmittel (580 S.)Der kabbalistische Lebensbaum als spirituelle Landkarte (520 S.)Religion allgemein
Muttergöttin und Schamanen (168 S.)Göbekli Tepe (472 S.)Totempfähle (440 S.)Christus (60 S.)Dakini (80 S.)Vajra (76 S.)Ägypten
Hathor und Re 1: Götter und Mythen im Alten Ägypten (432 S.)Hathor und Re 2: Die altägyptische Religion –Ursprünge, Kult und Magie (396 S.)
Isis (508 S.)Indogermanen
Die Entwicklung der indogermanischen Religionen (700 S.)Wurzeln und Zweige der indogermanischen Religion (224 S.)Germanen
Die Götter der Germanen (87 Bände)Odin (300 S.)Kelten
Cernunnos (690 S.)Der Kessel von Gundestrup (220 S.)Der Chiemsee-Kessel (76)Psychologie
Über die Freude (100 S.)Das Geheimnis des inneren Friedens (252 S.)Das Beziehungsmandala (52 S.)Gefühle und ihre Verwandlungen (404 S.)einsgerichtet (140 S.)Liebe und Eigenständigkeit (216 S.)Von innerer Fülle zu äußerem Gedeihen (52 S.)Die Symbolik der Krankheiten (76 S.)Kunst
Herz des Tanzes – Tanz des Herzens (160 S.)Drama
König Athelstan (104 S.)1.Die Entwicklung der germanischen Religion
2.Lexikon der germanischen Religion
3.Der ursprüngliche Göttervater Tyr
4.Tyr in der Unterwelt: der Schmied Wieland
5.Tyr in der Unterwelt: der Riesenkönig Teil 1
6.Tyr in der Unterwelt: der Riesenkönig Teil 2
7.Tyr in der Unterwelt: der Zwergenkönig
8.Der Himmelswächter Heimdall
9.Der Sommergott Baldur
10.Der Meeresgott: Ägir, Hler und Njörd
11.Der Eibengott Ullr
12.Die Zwillingsgötter Alcis
13.Der neue Göttervater Odin Teil 1
14.Der neue Göttervater Odin Teil 2
15.Der Fruchtbarkeitsgott Freyr
16.Der Chaos-Gott Loki
17.Der Donnergott Thor
18.Der Priestergott Hönir
19.Die Göttersöhne
20.Die unbekannteren Götter
21.Die Göttermutter Frigg
22.Die Liebesgöttin: Freya und Menglöd
23.Die Erdgöttinnen
24.Die Korngöttin Sif
25.Die Apfel-Göttin Idun
26.Die Hügelgrab-Jenseitsgöttin Hel
27.Die Meeres-Jenseitsgöttin Ran
28.Die unbekannteren Jenseitsgöttinnen
29.Die unbekannteren Göttinnen
30.Die Nornen
31.Die Walküren
32.Die Zwerge
33.Der Urriese Ymir
34.Die Riesen
35.Die Riesinnen
36.Mythologische Wesen
37.Mythologische Priester und Priesterinnen
38.Sigurd/Siegfried
39.Helden und Göttersöhne
40.Die Symbolik der Vögel und Insekten
41.Die Symbolik der Schlangen, Drachen und Ungeheuer
42.Die Symbolik der Herdentiere
43.Die Symbolik der Raubtiere
44.Die Symbolik der Wassertiere und sonstigen Tiere
45.Die Symbolik der Pflanzen
46.Die Symbolik der Farben
47.Die Symbolik der Zahlen
48.Die Symbolik von Sonne, Mond und Sternen
49.Das Jenseits
50.Seelenvogel, Utiseta und Einweihung
51.Wiederzeugung und Wiedergeburt
52.Elemente der Kosmologie
53.Der Weltenbaum
54.Die Symbolik der Himmelsrichtungen und der Jahreszeiten
55.Mythologische Motive
56.Der Tempel
57.Die Einrichtung des Tempels
58.Priesterin – Seherin – Zauberin – Hexe
59.Priester – Seher – Zauberer
60.Rituelle Kleidung und Schmuck
61.Skalden und Skaldinnen
62.Kriegerinnen und Ekstase-Krieger
63.Die Symbolik der Körperteile
64.Magie und Ritual
65.Gestaltwandlungen
66.Magische Waffen
67.Magische Werkzeuge und Gegenstände
68.Zaubersprüche
69.Göttermet
70.Zaubertränke
71.Träume, Omen und Orakel
72.Runen
73.Sozial-religiöse Rituale
74.Weisheiten und Sprichworte
75.Kenningar
76.Rätsel
77.Die vollständige Edda des Snorri Sturluson
78.Frühe Skaldenlieder
79.Mythologische Sagas
80.Hymnen an die germanischen Götter
Die Vögel erscheinen in den Liedern und Sagas vor allem als Seelenvögel. Siehe zu diesem Thema die in diesem Buch noch folgenden Betrachtungen über die einzelnen Vogelarten – insbesondere über Adler, Falke, Schwan und Rabe.
Die Seele wird weltweit als Vogel dargestellt, weil man sich bei einem Nahtod-Erlebnis mit seiner Seele (Astralkörper, Lebenskraftkörper) über sich selber schweben sieht („Astralreise“). Dies ist der direkteste Nachweis, daß man mehr ist als nur der physische Körper.
Der Vogel ist das Symbol für das Schweben/Fliegen der Seele.
Vogel-Menschen
In den frühgermanischen Felsritzungen von Kallsängen bei Bottna in der Provinz Bohuslän in Südschweden sind vier Vogel-Menschen mit Vogelkopf und Flügeln dargestellt worden.
Mindestens zwei von ihnen sind Männer, da sie einen Penis haben. Ein dritter trägt ein Schwert und wird daher auch ein Mann sein. Vermutlich sind alle vier Männer, da der vierte (mit zwei Köpfen) keine angedeuteten Brüste o.ä. hat. Es sind daher wahrscheinlich vier Vogel-Männer.
Diese Männer sind wie so oft in den Felsritzungen ohne Arme dargestellt worden, d.h. sie sind nicht selber aktiv – was gut zu den Seelenvögeln von Verstorbenen paßt.
Eine dieser vier Engel-artigen Gestalten hat einen doppelten Kopf. Der älteste bekannte Doppelkopf-Vogel ist der Doppelkopf-Adler aus Lagash in Mesopotamien aus der Zeit von 2300 v.Chr., der vermutlich schon damals ein Wappentier gewesen ist, also ein Symbol des Königtums – so wie später im Römischen Reich, im Russischen Reich, in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie und vielen anderen Staaten.
Da es in den frühen Königreichen viele Doppeltiere gegeben hat, die das Diesseits und das Jenseits symbolisiert haben, wird dies auch für den Doppeladler und allgemein für den Doppelvogel zutreffen.
Da sich diese Symbolik nur im Königtum und daher beim Göttervater findet, liegt der Verdacht nahe, daß der Doppelvogelkopf-Mann der damalige Göttervater Tyr ist. Die drei anderen Vogelkopf-Männer wären dann Tote in dem Tyr-Jenseits.
Deutlicher als in den folgenden Versen kann man das Motiv des Seelenvogels eigentlich nicht mehr formulieren:
Nun ist zu sagen, / was ich zuerst ersah
Als ich zu den Qualorten kam:
Versengte Vögel, / die Seelen waren,
Flogen wie Fliegen umher.
Der letzte Vers erweckt den Eindruck, als ob man die Seelen auch als Fliegen auffassen konnte.
Der Stern der Hoffnung / in der Stunde der Neugeburt
Entflog der bangen Brust.
Er schwang sich hoch empor / und setzte sich nirgends, Daß er zur Ruhe kommen konnte.
Der „Stern der Hoffnung“ ist die Seele, die hier jedoch wie ein fliegender Vogel beschrieben wird.
Ethelred verweigerte ihrem Mann König Gorm nach ihrer Hochzeit die sexuelle Vereinigung, da sie unsicher war, ob sie von ihm Kinder empfangen konnte. Daher wollte sie zunächst ein Orakel befragen – eigentlich ein bißchen spät …
Doch da hatte Gorm einen Traum:
Als sein Geist im Schlummer ruhte, schien ihm, daß zwei Vögel aus der Scham seiner Frau hervorgeglitten kamen – der eine von ihnen größer als der andere – und daß sie emporflogen und durch den Himmel segelten und daß sie, nachdem eine Weile verstrichen war, zurückkehrten und sich auf seine Hände setzten. Dann schwangen sie sich, nachdem sie sich ein wenig ausgeruht hatten, ein zweites und ein drittes mal mit ausgebreiteten Flügeln in den Himmel hinauf.
Schließlich kehrte der kleinere von den beiden ohne seinen Gefährten zurück und seine Flügeln waren mit Blut beschmiert.
Der lezte Satz bedeutet vermutlich, daß die beiden Brüder auf Raubfahrt ausgezogen sind, also zu „echten Wikingern“ herangewachsen waren – was wohl auch den letzten Zweifel der Königin daran, daß Gorm ein passender Ehemann für sie sei, beseitigt haben wird … Diese beiden Vögel sind Seelenvögel, die nicht beim Tod vom Diesseits in das Jenseits hinüber reisen, sondern bei der Geburt vom Jenseits in das Diesseits kommen.
Da sahen sie vom Land ein großes Heer zu den Schiffen herabkommen und einen Mann, der ihm ein Stück vorausrannte. Dieser Mann hatte drei Äpfel und warf einen so in die Luft empor, daß er vor Sveins Füßen niederfiel. Dann warf er den nächsten, der an genaudemselben Platz herunterkam.
Da sagte Svein, daß er nicht auf den dritten Apfel warten werde: „Da steckt eine teuflische Macht dahinter und ein starker Glaube.“
Svein legte einen Pfeil auf seine Sehne und schoß. Der Pfeil traf den Mann auf der Nase und sie hörten die Nase wie Horn zerbrechen. Er warf seinen Kopf zurück und sie sahen, daß er den Schnabel eines Vogels hatte.
Da schrie er sehr laut und rannte zu seinem Heer zurück und alle rannten so schnell sie konnten landeinwärts zurück solange wie man sie sehen konnte.
Dieser Vogelmann war offensichtlich ein Zauberer, der Iduns „Äpfel des ewigen Lebens“ in „Äpfel des Todes“ verwandeln konnte. Sein Vogelkopf bzw. sein Vogelschnabel wird ein Hinweis auf seine Verbindung zum Jenseits sein – er ist sowohl ein Schamane als auch ein „Todbringer“.
Seinen Vogelkopf wird man sich so wie bei den schon dargestellten Vogelkopfmännern auf den skandinavischen Felsritzungen vorstellen können. Vermutlich hat es im Kult und in der Magie solche Vogelkopf-Masken gegeben.
Die fünf Wandteppiche von Överhogdal wurden den Radiokarbon-Messungen zufolge in der Zeit von 1040-1170 n.Chr. in Schweden hergestellt. Alle fünf Wandteppiche wurden in derselben „Stickerei“ gestickt bzw. gewebt und gehören wahrscheinlich auch inhaltlich zusammen. Sie wurden 1909 in der Sakristei der Kirche von Överhogdal entdeckt.
Auf den Bildern sind insgesamt 323 Menschen, 146 Tiere und 3 Mischwesen zu sehen. Die beiden in diesem Zusammenhang interessanten Bilder sind die beiden Darstellungen des Weltenbaumes, auf dessen Spitze jeweils ein Vogel sitzt. Dies könnte der Adler oder der Hahn sein, der in der schriftlichen Überlieferung auf diesem Baum sitzt. Der Adler ist wieder der Seelenvogel des Göttervaters. Der Hahn ist vermutlich eine an den Alltag angepaßte Variante dieses Motivs.
Weltenbaum mit Vogel auf seiner Spitze
Weltenbaum mit Vogel auf seiner Spitze
Auf diesem Wandteppich sind zwei Stabkirchen dargestellt worden, auf deren Dächern Vögel sitzen. Es ist zumindestens denkbar, daß sie die Seelenvögel der Ahnen sein sollen.
Stabkirche mit Seelenvögeln
Stabkirche mit Seelenvögeln
Bei einer Gelegenheit spielten Vögel auch eine Rolle in einer Kriegslist:
Als Harald danach nach Sizilien kam, plünderte er auch dort und legte sich mit seinem Heer vor eine stark und reich bevölkerte Festung. Er ging rings um die Burg, aber die Mauern waren so dick, daß es unmöglich war, in sie einzubrechen, und die Leute in der Festung hatten genügend Lebensmittel und alles, was für eine Verteidigung notwendig war.
Da fiel Harald eine Lösung ein. Er ließ Vogelfänger die kleinen Vögel fangen, die ihre Nester innerhalb der Burg hatten, aber tagsüber in die Wälder flogen, um Futter für ihre Jungen zu holen. Er ließ kleine Stücke von geteertem und in Wachs getauchtem Holz auf die Rücken der Vögel binden und anzünden.
Sobald die Vögel losgelassen worden waren, folgen sie sofort zu ihren Jungen und zu ihren Nestern, die sie unter den Dächern der Häuser hatten, die mit Schilf oder Stroh gedeckt waren. Das Feuer der Vögel ergriff die Hausdächer und obwohl jeder einzelne Vogel nur eine kleines Feuer getragen hatten, entstand sofort ein gewaltiges Feuer.
Während Fridleif Dublin, eine Stadt in Irland, belagerte, sah er, daß er sie aufgrund der Stärke ihrer Mauern nicht erstürmen konnte. Da ahmte er die scharfsinnige List des Hadding nach und befahl, daß Dochte an Schwalben gebunden und entzündet werden sollten.
Als die Schwalben zu ihren Nistplätzen zurückkehrten, standen auf einmal die gesamten Gebäude in Flammen und die Leute achteten mehr auf das Löschen der Flammen als auf ihre Feinde, sodaß Fridleif die Stadt erobern konnte.
Hier wird gesagt, daß Hadding der Erfinder dieser Feuervogel-List gewesen ist, die auch König Harald und Fridleif angewandt haben. Dieser mythische König ist eine Saga-Variante des Tyr, weshalb diese Feuervogel-List eine Saga-Variante des Verbrennens des Tyr-Thiazi in dessen Adler-Gestalt in Asgard zu sein scheint.
Als ursprüngliches mythologisches Motiv käme eine Verwandtschaft mit dem Feuervogel aus den slawischen Mythen in Frage, der aus der Verbindung des Seelenvogels mit dem Sonnenfeuer entstanden ist. Diese naheliegende Kombination ist weit verbreitet – auch der Bennu-Vogel („Phönix“) der Ägypter ist solch ein Feuervogel.
Wenn es bei den Germanen eine solche Mythe gegeben haben sollte, müßte sie aus der Zeit vor 500 n.Chr. stammen, in der noch Tyr der Sonnengott-Göttervater gewesen ist. Das Verbrennen des Tyr-Adlers in der Thiazi-Mythe könnte dann eine Umdeutung des Abendrots, in dem die Sonne in der Unterwelt versank, sowie allgemein des Bestattungsfeuers sein. Siehe dazu auch „Thiazi“ in Band 5.
Die „versengten (Seelen-)Vögel“ aus dem am Anfang dieses Buches zitierten Sonnen-Lied werden wohl eher auf die christliche Vorstellung der Feuerhölle als auf den verbrannten Tyr-Thiazi zurückgehen.
Frode griff die Stadt des Handwan an. Dieser König, der dadurch gewarnt war, daß einst Hadding seine Stadt in Brand gesetzt hatte, ließ daher alle Vögel aus den Häusern entfernen, damit er nicht auf dieselbe Weise besiegt werden konnte.
Es wird gesagt, Gudrun habe etwas gegessen von Fafnirs Herzen und habe seitdem der Vögel Stimmen verstanden.
Schlangen und Drachen waren die Gestalt der Toten auf ihrer Reise in das Jenseits. Ein Mann oder eine Frau, die ein Stück eines Drachenherzens essen, befinden sich daher ein stückweit auch im Jenseits und können daher die Stimmen der Ahnen hören. Da diese Ahnen Seelenvögel sind, verstehen sie somit die Sprache der Vögel.
Dieses Motiv entspricht dem blinden Auge des Odin, mit dem er im Jenseits sehen kann – Odins Opferung seines Auges entspricht in magisch-mythologischer Hinsicht dem Essen des Drachenherzens.
Siehe zu diesem beliebten Thema auch das Kapitel „Vogelsprache“ in Band 64.
Auf diesem Runenstein ist ein Flügeldrache zu sehen, also die Kombination der Schlange bzw. des Drachen als Gestalt des Toten auf seinem Weg ins Jenseits und dem Vogel, d.h. des als Seelenvogel wiedergeborenen Toten.
Skillsta: Flügeldrache
Detail mit dem hervorgehobenen Drachen
Brüder befehden sich und fällen einander,
Geschwister sieht man die Sippe brechen.
Der Grund erdröhnt, üble Disen fliegen;
Der eine schont des andern nicht mehr.
„Dise“ ist das alte germanische Wort für „Göttin“ (lateinisch: „deva“). „Fliegende Disen“ sind Walküren, die sich mithilfe ihres Schwanengewandes in Schwäne verwandeln können. Ursprünglich sind die Disen die Göttin im Jenseits gewesen, die die Toten als Seelenvögel wiedergebiert. Als Mutter der Seelenvögel hat sie dann die Schwanengestalt der von ihr wiedergeborenen Toten übernommen.
Einige wurden in der Schlacht getötet und auf ihrer letzten Reise getragen.
Einer wurde von Vögeln über die tiefe See getragen.
Einer wurde von dem grauen Wolf dem Tod übergeben.
Einer wurde in einer Höhle in der Erde von einem Ritter mit traurigem Antlitz bestattet.
Die Vögel könnten hier eine Erinnerung an die Walküren, an Odins Raben oder allgemein an die Seelenvögel sein.
König Ivar war damals bereits sehr alt. Und als er seine Heeresmacht nach Osten in den Golf von Finnland gebracht hatte, beabsichtige er, seine Schiffe mit seinem Heer dort zu verlassen, wo das Reich des Königs Radbard begann.
Da geschah es eines Nachts, als der König auf dem Achterdeck seines Schiffes schlief, daß er träumte, daß ein großer Drache von dem Meer her geflogen kam und Funken von ihm aufflogen wie Funken von einer Schmiede und alle Länder rings um ihn her erleuchteten. Hinter ihm flogen alle Vögel her – es schienen ihm alle Vögel der Nordlande zu sein. Dann sah er eine große Wolke von Norden her nahen und er sah, daß sie so großen Regen und so große Stürme brachte, daß er dachte, daß alle Wälder und alle Länder von dem Wasser, das herniederströmte, fortgespült werden würden. Mit ihr kamen Donner und Blitze. Und als der große Drache vom Meer aus über das Land flog, da kam über ihn der Regen und der Sturm und eine solch große Finsternis, daß er ab dem Augenblick weder den Drachen noch die Vögel mehr sehen konnte, auch wenn er den großen Lärm der Donner und des Sturmes hören konnte. Das Unwetter zog nach Süden und nach Westen und umgab sein ganzes Reich. Und ihm schien, daß er da nach seinen Schiffen blickte und sie waren zu nichts anderem als zu Walen geworden, alle von ihnen, und sie schwammen ins Meer hinaus.
Und er erwachte und rief seinen Ziehvater Hord zu sich und erzählte ihm seinen Traum und bat ihn, ihn ihm zu deuten.
Hord sprach, daß er zu alt sei, um zu wissen, wie man Träume verstehen müsse. Er stand auf einem Felsen unterhalb des Endes des Piers, während der König auf dem Achterdeck lag und eine Ecke seines Zeltes angehoben hatte, während sie miteinander sprachen.
Der König war in einer schlechten Stimmung und sprach: „Komm an Bord, Hord, und deute meinen Traum!“
Hord sprach, er könne nicht an Bord kommen, „aber Dein Traum braucht keine Deutung. Du kannst selber sehen, was er bedeutet und es ist sehr wahrscheinlich, daß es bald eine Veränderung des Herrschers in Schweden und Dänemark gibt. Und nun ist die Gier des Grabes in Dir, der Hunger, der das Ende eines Menschen ankündet – dieser Gedanke von Dir, Dir alle Reiche zu unterwerfen, aber was Du nicht weißt, ist, daß das Ergebnis Dein Tod sein wird und daß Deine Feinde Dein Königreich besitzen werden.“
Der Vogelschwarm in diesem Traum besteht vermutlich aus Aasvögel, die den nahenden Krieg spüren. Sie sind vermutlich recht eng mit den Walküren und den Seelenvögeln assoziiert worden.
Auch wird erzählt, daß die Nornen, welche an Urds Brunnen wohnen, täglich Wasser aus dem Brunnen nehmen und es zugleich mit dem Dünger, der um den Brunnen liegt, auf die Esche sprengen, damit ihre Zweige nicht dorren oder faulen. Dieses Wasser ist so heilig, daß alles, was in den Brunnen kommt, so weiß wird wie die Haut, die inwendig in der Eierschale liegt.
So heißt es:
Begossen wird die Esche, die Yggdrasil heißt,
Der geweihte Baum, mit weißem Nebel.
Davon kommt der Tau, der in die Täler fällt.
Immergrün steht er über Urds Brunnen.
Den Tau, der von ihr auf die Erde fällt, nennt man Honigtau: davon ernähren sich die Bienen. Auch nähren sich zwei Vögel in Urds Brunnen, die heißen Schwäne und von ihnen kommt das Vogelgeschlecht.
Urd ist die ursprüngliche Norne gewesen – sie ist die Jenseitsgöttin, bei der die Wiedergeburt der Toten zum Festlegen des Todeszeitpunktes ausgeweitet worden ist. Derartige Umdeutungen finden man in der Entwicklung von Mythen sehr oft, da die Angst vor dem Tod jede Hilfe, die die Toten im Jenseits erwarteten, auf Dauer zu einer Todesursache umdeutet …
Urds Brunnen bzw. Quelle ist der Eingang in die Unterwelt.
Bischof Adam von Bremen hat um 1075 n.Chr. über das Deuten des Verhaltens von Vögeln berichtet. Da man damals generell die Ahnen um Rat und Hilfe bat und die Seelen der Ahnen eben Seelenvögel waren, lag es nahe, generell das Verhalten von (Seelen-)Vögeln als „Kommentare der Ahnen“ aufzufassen.
Die Sachsen beachteten die Vogelzeichen und Lose gar sehr.
… … …
Die Stimmen und den Flug der Vögel zu befragen, war jenem Volke eigentümlich.
… … …
… … …
In Norwegen wohnen sowohl Wahrsager, als Vögeldeuter, Magier und (Toten-)Beschwörer.
… … …
Auf Rügen sind von Wahrsagern, Vögelschauern und Schwarzkünstlern sind dort alle Häuser voll.
(Bei den Balten auf Rügen gab es damals ein weithin berühmtes Svantevit-Orakel.)
… … …
Außerdem ist uns erzählt worden, daß noch mehrere andere Inseln in jenem Meere seien, deren eine große Aestland heißt. Sie ist nicht kleiner als die vorerwähnte. Auch die Bewohner dieser Inseln kennen den Gott der Christen durchaus nicht; sie verehren Drachen und Vögel, denen sie auch lebendige Menschen opfern.
Aber Helge sah manchmal mehr als andre Menschen; „Du bist ein Unglücksvogel,“ sagte er zu Hrap, „und übel wird es dem ergehen, der Dich aufnimmt.“
Das Motiv des „Unglücksvogels“ wird dadurch entstanden sein, daß die Walküren, die den Menschen deren Tod deren Tod verkündeten, auch die Gestalt von Vögeln, insbesondere Schwänen und Raben haben konnten.
Dies Motiv ist vermutlich eng mit den Vogel-Omen verknüpft.
Noch feiner ausgebildet als der angang vierfüßiger thiere war die beobachtung der vögel, denen freiere, ungehemmtere bewegung durch die luft an sich schon etwas wunderbares und geisterhaftes verlieh.
Die Griechen hatten eine umfassende οιωνιστγική (Suidas), die Römer systematische auspicien und augurien. böhmisch ptakoprawiti augurari, ptakoweštec augur, polnisch ptaszowiezsczek.
Auch den deutschen Heiden galten vögel für boten der götter und für verkündiger wichtiger nachrichten. „welcher vogel hat dir das in die ohren getragen?“ heißt: wer hat dir das weis gemacht, in den kopf gesetzt. „das hat mir ein vogel gesungen“, „jag hörde en fogel så sjunga, en fogel var här, och sade för mig det eller det“.
Neugriechische und serbische volkslieder werden nicht selten eröfnet durch fliegende, sich nach verschiedner seite drehende und unterredende vögel. zwei schwarze raben (dva vrana gavrana) krächzen auf dem weißen thurn.
Von dem weissagenden rufe des kukuks ist schon gehandelt; er gehört auch zu dem angang, da reisenden seine stimme unvermutet im wald erschallt, erschallt er rechts, so ist es gutes zeichen, wenn links ein übles.
Plinius: aliud est cuculo miraculum, quo quis loco primo audiat alitem illam, si dexter pes circumscribatur ac vestigium id effodiatur, non gigni pulices, ubicunque spargatur; man vergleiche das ausschneiden der vestigia.
Auguria avium berührt der indiculus superstitionum XIII. bei Eligius: „nec in itinere positi aliquas aviculas cantantes attendatis“.
Vögel, deren begegnen weissagsam ist, heißen wegvögel, vorzugsweise geschickt dafür waren aber die krimmenden raubvögel (rapaces aves), die über andere vögel sieg errangen, folglich auch den helden siegeserfolg weissagen konnten; weshalb auch in träumen raubvögel die erste rolle spielen.
Eine stelle bei Procop de bello gothico zeigt, wie früh dieser aberglaube unter deutschen völkern statt fand.
Hermigisel, könig der Warner erblickte über feld reitend einen vogel (der nicht näher angegeben ist) auf einem baum und hörte ihn krähen (es war also wol rabe oder krähe). auf vogelgesang sich verstehend sagte der könig seinem gefolge, es werde ihm sein tod nach vierzig tagen geweissagt.
Dem Sigurđr weissagen igđor auf den bäumen, es ist unausgemacht ob es schwalben waren, vielleicht adlerinnen?
Dagr hat einen klugen sperling.
Im altspanischen Cid bezeugen uns mehrere stellen die wahrnehmung der vögel: al exir de Salon mucho ovo buenas aves; con dios e con la vuestra auce; con la buen auce.
… … …
Da der teufel oft schön und englisch auftritt, eignen sich für ihn namen wie Jüngling, Junker, Schönhans, und gern wird ihm federschmuck oder flügelgestalt zugeschrieben, darum heißt er Feder, Federhans, Federling, Federbusch, Weißfeder, Straußfeder, Straußwedel, Grünwedel, unter allen namen, die die hexen bekennen, ist keiner häufiger als Flederwisch, in volkssagen aber werden kobolde so geheißen; ausgelassne zecher pflegten die gesundheit „allen flederwischen!“ zu bringen, unter flederwisch verstehn wir das erste glied des flügels, dessen man sich zum abstäuben bedient, daher auch Kehrwisch als teufelsname vorkommt, das schnelle hin und her wischen des geistes geschickt bezeichnend.
Der Teufel als „Jenseitsgott“ ist hier der Herr der Seelenvögel.
Die Vögel erscheinen in den Sprichworten in recht verschiedener Bedeutung.
„Davon verstehe ich nicht mehr als von dem Zwitschern der Vögel …“
(Anspielung auf Sigurds Verstehen der Vogelsprache)
anonym: Saga über Pfeile-Odd
„that′s all Greek to me“
heutiges englische Sprichwort
„das sind böhmische Dörfer für mich“
heutiges deutsches Sprichwort
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„Ein Vogel muß sehr stark sein, um einem anderen die Beute aus den Klauen zu entreißen.“
Saxo der Schriftkundige: Geschichte der Dänen
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„ein früher Vogel sein“
(über jemanden, der sehr früh oder zu früh mit etwas begonnen hat)
anonym: Ljosvetninga-Saga
„den frühen Vogel fängt die Katze“
heutiges deutsches Sprichwort
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„Sie sagen, daß niemand einen Vogel ohne einen Schuß erlegt.“
(man muß etwas tun, um sein Ziel zu erreichen)
anonym: Saga über die Leute von den Orkney-Inseln
„wo gehobelt wird, fallen Späne“
heutiges deutsches Sprichwort
„Schändlich ist der Vogel, der sein eigenes Nest beschmutzt.“
Saxo der Schriftkundige: Geschichte der Dänen
„Nestbeschmutzer!“
heutige deutsche Redewendung
Vögel werden in den Sprichworten aus den verschiedensten Gründen erwähnt, jedoch nie in ihrer mythologischen Funktion als Seelenvogel.
Es sind nur zwei mit „Vogel“ gebildete Personennamen bekannt – beides sind Männer-Namen: „Fugli“ („Vogel“) und „Gapr“ („Spottvogel“).
Aus diesen beiden Namen läßt sich nichts weiteres für die Symbolik der Vögel schließen – außer, daß der Vogel als Ahnen-Symbol den Germanen zumindestens im Bereich der Personennamen nicht wichtig gewesen ist.
Die heilige Inquisition prangerte u.a. die Flugerlebnisse („Astralreisen“) der Hexen und Zauberer an. Derartige „out of body“-Erlebnisse sind letztlich die Ursache für das Bild des Seelenvogels, das eine Beschreibung des Schwebens über dem eigenen physischen Körper ist.
Allerdings wird von der Inquisition neben dem „Flug der Seele“ („Astralreise“) auch von einem „Flug des Leibes“ („Levitaion“) ausgegangen – den sie durchaus für real hält, da über ihn auch in der Bibel berichtet wird.
Die Darstellungen der Tränke und Salben, die die germanischen Seher und Seherinnen bisweilen benutzten, um eine Astralreise, also ein Verlassen des Körpers zu bewirken, werden von der Inquisition äußerst gruselig geschildert – auch wenn sie tatsächlich die sehr giftigen Pflanzen Nieswurz, Schierling und Bilsenkraut enthielten (siehe diese Pflanzen in Band 45), die ein Nahtod-Erlebnis hervorriefen.
Von der Art, wie die Hexen von Ort zu Ort fahren.
Nun ist aber von den Zeremonien und Arten zu sprechen, wie sie bei ihren Taten zu Werke gehen; und zwar zuerst von dem, was sie für sich und die eigene Person tun; und weil körperlich von Ort zu Ort zu fahren, wie auch fleischliche Unflätereien mit den Incubi zu treiben zu ihren Handlungen gehört, so werden wir über diese Einzelheiten einiges herleiten, und zwar zunächst von ihrer körperlichen Ausfahrt.
Hier ist zu bemerken, daß dieses Ausfahren eine Schwierigkeit bietet, wie öfters gesagt ist, wegen einer Stelle der Schrift, nämlich XXIV, 5, Episcophexconcil Acquir.: „Es ist nicht zuzulassen, daß verbrecherische Weiber, die sich dem Satan ganz und gar ergeben, durch Täuschung der Dämonen und ihre Wahnvorstellungen irregeleitet glauben und erklären, daß sie zu nächtlicher Stunde mit der Diana, einer Heidengöttin, oder mit der Herodias und unzählig vielen Weibern auf gewissen Tieren ritten und weite Länderstrecken im Schweigen der tiefen Nacht durchmessen, ihr auch wie ihrer Herrin in allem gehorchen“ usw.
Deshalb müssen die Priester Gottes dem Volke predigen, sie wüßten, daß alles dies falsch sei, und nicht vom göttlichen, sondern vom bösen Geiste solche Wahngebilde dem Geiste der Rechtgläubigen vorgespiegelt würden; wenn es aber doch richtig ist, so ist zu sagen: Satan selbst verwandelt sich in jene Gestalten und Körper verschiedener Personen und führt die Seele, die er gefangen hält, im Schlafe vermittels Gaukelei durch irgendwelche abgelegene Gegenden usw.
Und in diesem Sinne werden bisweilen von manchen öffentlich Beispiele gepredigt, wie von S. Germanus (St. Germain) und noch einem anderen Manne, der seine Tochter dabei beobachtete, daß derlei unmöglich geschehen könnte: und vorlauterweise wird dies angewandt auf die Hexen und ihre Werke, so daß also auch ihre verschiedenen Taten bei Schädigung der Menschen, der Tiere und der Feldfrüchte ihnen nicht zuzuschreiben seien, darum, daß sie bei der Schädigung der Kreaturen ebenso in der Vorstellung getäuscht würden, wie bei ihren Ausfahrten.
Da diese Meinung schon in der ersten Frage als ketzerisch zurückgewiesen ist, weil sie ebenso gegen die göttliche Zulassung betreffs der Macht des Teufels, die sich noch auf Größeres als dies erstrecken kann, streitet, als gegen den Sinn der Heiligen Schrift; und zum unermeßlichen Schaden der Heiligen Kirche dient, da schon seit vielen Jahren die Hexen wegen dieser verderblichen Meinung ungestraft geblieben sind, indem dieselbe dem weltlichen Arme die Macht nahm, sie zu strafen; daher sie auch ins Ungeheure angewachsen sind, so daß es jetzt nicht mehr möglich ist, sie auszurotten: Daher möge der eifrige Leser erwägen, was dort zur Vernichtung jener Meinung aufgestellt ist, und für jetzt soll er hören, wie sie ausfahren, und auf welche Weisen das möglich ist, samt den Antworten auf Beispiele, die von ihnen vorgebracht werden.
Daß sie also körperlich ausfahren können, wird auf verschiedene Weisen gezeigt, und zwar zuerst aus anderen Werken der Zauberer. Denn könnten sie nicht ausfahren, so geschähe es, weil Gott nicht erlaubte, oder weil der Teufel das nicht vermöchte, weil es der Kreatur widerstrebte. Das erste nicht, weil, wenn Größeres, so auch Kleineres mit Zulassung Gottes geschehen kann: aber Größeres ist, wie an Knaben, so an Erwachsenen sehr oft geschehen, was sich an den Gerechten und in der Gnade Stehenden zeigt.
Denn wenn gefragt wird, ob die Vertauschungen von Kindern mit Hilfe der Dämonen geschehen und ob die Dämonen einen Menschen, auch wider seinen Willen, von Ort zu Ort schaffen können, so wird auf das erstere mit ja geantwortet. Denn auch Gui1e1mus Pärisiensis sagt im letzten Teile De universo, die Vertauschungen der Kinder könnten in der Weise geschehen, daß mit Zulassung Gottes der Dämon eine Vertauschung des Kindes vornehmen oder auch eine Fortbewegung bewirken kann. Solche Kinder heulen auch immer gar erbärmlich, und wenn auch vier oder fünf Mütter nicht ausreichten zum säugen, so nehmen sie doch niemals zu, sind aber ungewöhnlich schwer. Den Müttern gegenüber ist wegen des großen Schreckens, den sie davon haben könnten, derlei weder zu bestätigen, hoch zu verneinen, sondern sie sind anzuweisen, daß sie die Urteile der Gelehrten aufsuchen. Es erlaubt nämlich Gott derlei wegen der Sünden der Eltern, wenn z. B. manchmal die Männer ihre schwangeren Frauen verfluchen, indem sie sagen: „Ich wollte, daß Du den Teufel trügst“ und dergleichen.
Ebenso bringen oft ungebärdige Weiber derlei vor; aber auch von anderen, selbst gerechten Leuten finden sich sehr viele Beispiele. So berichtet Vincentius, Spec. hist. XXVI, 43, nach der Erzählung des Petrus Damianus, von dem fünfjährigen Sohne eines sehr angesehenen Mannes, welcher Knabe, damals zum Mönche gemacht, nachts aus dem Kloster in eine verschlossene Mühle gebracht ward. Hier am anderen Morgen gefunden und gefragt, sagte er, er sei durch welche zu einem großen Gelage gebracht und aufgefordert worden, zu essen; darauf sei er von oben herab in die Mühle gebracht worden.
Wie ist es endlich mit den Zauberern, die nach der gewöhnlichen Bezeichnung von uns Nigromantiker (Totenbeschwörer) genannt werden, und die manchmal von den Dämonen nach weit entfernten Ländern getragen werden? Die auch andere bisweilen eben dazu überreden, sie auch mit sich auf dem Pferde reiten lassen, welches jedoch kein wirkliches Pferd ist, sondern der Teufel in solcher Gestalt, und sie warnen zu sprechen und sich mit dem Zeichen des Kreuzes zu schützen?
Wenn wir auch zwei sind, die wir dieses Werk hier schreiben, so hat doch wenigstens einer von uns sehr häufig solche Leute gesehen und gefunden. Denn ein damaliger Schüler, der jetzt noch als Priester in der Diözese Freising leben soll, pflegt zu erzählen, er sei einmal körperlich vom Dämon durch die Lüfte getragen und in ferne Gegenden geschafft worden. Es lebt noch ein anderer Priester in Oberdorf, einem Dorfe nahe bei Landshut, der, damals dessen Kamerad, mit eigenen Augen jene Ausfahrt sah, wie er mit ausgestreckten Armen in die Lüfte flog, schreiend, aber doch nicht heulend.
Die Ursache davon war folgende, wie er selbst erzählte: An einem Tage trafen sich viele Schüler zu einem Biergelage und kamen alle dahin überein, daß der, welcher Bier herbeischaffte, nichts auszulegen haben sollte. Und während so einer von ihnen hinausgehen wollte, um Bier zu holen, erblickte er, als er die Tür öffnete, vor derselben einen dichten Nebel; er erschrak, kehrte um und teilte jenen unter Angabe des Grundes mit, warum er keinen Trunk bringen wollte. Da rief jener, der damals durch die Luft getragen ward, unwillig: „Und wenn der Teufel da wäre, wollte ich doch Bier bringen.“ Und so ging er hinaus und ward vor aller Augen durch die Luft entführt.
Freilich aber muß man zugeben: es ist wahr, daß nicht nur Wachenden, sondern auch Schlafenden derlei zustoßen kann, daß sie nämlich im Schlafe örtlich und körperlich durch die Lüfte ausfahren. Es zeigt sich klar an den Leuten, die über die Ziegeldächer der Häuser und sehr hoher Gebäude im Schlafe wandeln; nichts kann ihnen entgegenstehen bei ihrem Wandeln in die Höhe wie in die Tiefe: und wenn sie von anderen Umstehenden bei ihrem Namen gerufen werden, stürzen sie sofort zur Erde, wie niedergeschmettert.
Manche meinen, dies alles geschehe durch die Macht der Dämonen, und nicht ohne Grund. Denn die Dämonen sind unter sich sehr verschieden, die einen aus einem niederen Engelschor, die außer der Strafe der Verdammnis, die sie ewig erdulden, mit kleinen Strafen belegt sind, gleichsam für kleinere Vergehen; sie können auch niemand schädigen, wenigstens nicht schwer, sondern grundsätzlich nur gewöhnliche Neckereien ausführen, während andere Incubi und Succubi sind, die zur Nachtzeit die Menschen strafen, oder sie mit der Sünde der Üppigkeit beflecken. Daher kein Wunder, wenn sie auch mit solchen Scherzen sich befassen.
Incubus: männlicher Dämon, der sich sexuell mit Frauen vereint
Succubus: weiblicher Dämon, der sich sexuell mit Männern vereint
Die Wahrheit kann aus den Worten des Cassianus, coll. 1 hergeleitet werden, wo er sagt, es gebe so viel unreine Geister, als Neigungen im Menschen, was ohne Zweifel zu billigen ist. „Denn es ist bekannt, daß einige von ihnen, die das Volk auch Heiden nennt, wir aber Trollen, die in Norwegen häufig sind, oder Schrettel; Neckgeister und Kobolde sind, indem sie bestimmte Plätze und Straßen stetig besetzen und die Vorübergehenden zwar keineswegs unter Qualen verletzen können, aber mit Necken und Foppen sich begnügen und sie mehr ermüden als schädigen; andere Dämonen aber bringen die Nächte mit nur die Menschen schädigenden Inkubationen (Sex) hin andere wieder sind so der Tollheit und Raserei geweiht, daß sie nicht zufrieden sind, die Leiber derer, die sie bewohnen, durch fürchterliches Zerren zu quälen, sondern sich beeilen, auch auf die Vorübergehenden von oben sich zu stürzen und sie mit dem jämmerlichsten Tode zu treffen.“ Er will sagen, daß sie nicht nur die Leiber bewohnen, sondern auch furchtbar quälen, wie solche im Evangelium, Matthaeus VIII beschrieben werden.
Daraus können wir schließen: Erstens, daß man nicht sagen darf, die Hexen führen nicht örtlich aus darum, weil es Gott nicht zuließe; denn wenn er zuläßt bei Gerechten und Unschuldigen, oder auch bei Zauberern, wie sollte er es nicht bei solchen, die sich ganz dem Teufel ergeben haben? Und um mit heiliger Scheu zu reden: hob nicht der Teufel unseren Heiland hoch und entführte ihn und stellte ihn hierhin und dorthin, wie das Evangelium bestätigt?
Zweitens gilt es nicht, wenn die Gegner behaupten, der Teufel könne derlei nicht tun: denn er hat, wie im obigen sich zeigte, so gewaltige, natürliche Macht, die alles Körperliche übertrifft, daß ihr keine Erdenmacht verglichen werden kann, nach dem Worte: „Es ist keine Macht auf Erden usw.“ Im Gegenteil hat Luzifer eine gar gewaltige Kraft oder Macht, wie sie größer auch unter den guten Engeln im Himmel nicht existiert. Denn wie er alle Engel an natürlichen Gaben übertraf und nicht diese, sondern nur die Gnadengüter durch den Sündenfall verringert worden sind, deshalb bleiben sie auch bis heute noch in, ihm, wenn auch verdunkelt und gebunden. Daher die Glosse über jene Stelle: „Es gibt keine Macht 1auf Erden usw.“ sagt: „Und wenn er alles überwindet, den Verdiensten der Heiligen unterliegt er doch.“
Es gilt auch nicht, wenn jemand zweierlei einwirft, erstens, daß die Seele des Menschen ihm widerstehen könne, und daß die Schrift von einem, im Singular, nämlich Luzifer, zu sprechen scheint, da sie im Singular redet; und weil dieser es war, der Christum in der Wüste versuchte und auch den ersten Menschen verführte, jetzt aber gebunden ist, und die anderen Dämonen nicht solche Kraft haben, da er alle übertrifft, deshalb können die anderen schlechte Menschen nicht örtlich durch die Lüfte tragen.
Die Einwände gelten nichts. Erstens wollen wir von den Engeln sprechen. Der geringste Engel übertrifft alle menschlichen Kräfte ganz unvergleichlich. Die Gründe dafür ergeben sich aus vielem: erstens, weil geistige Kraft stärker ist als körperliche, so wie die Kraft eines Engels oder auch der Seele stärker ist als körperliche Kraft.
Zweitens, bezüglich der Seele: Da jede Form durch die Materie individualisiert und dadurch bestimmt wird, wie die Seele jetzt existiert, die immateriellen Formen aber absolut und intellektuell sind, weshalb sie auch eine absolute und viel allgemeinere Kraft haben, deshalb kann eine gebundene Seele ihren Körper nicht so bald örtlich bewegen noch in die Höhe heben; wohl aber würde sie es mit Zulassung Gottes können, wenn sie gesondert wäre. Dies alles nun vermag ein ganz immaterieller Geist, wie es die Engel, gute wie böse, sind, a fortiori. So trug denn auch ein guter Engel den Habakuk in einem Augenblicke von Judäa nach Chaldäa. Aus diesem Grunde wird auch geschlossen, daß diejenigen Leute, welche nachts im Schlafe über hohe Gebäude gehen, nicht von den eigenen Seelen getrieben werden, noch durch den Einfluß der Himmelskörper, sondern von einer höheren Macht, wie oben klar geworden.
Drittens: So wie eine körperliche Natur dazu geschaffen ist, von einer geistigen Natur unmittelbar bewegt zu werden bezüglich des Ortes, einmal weil die örtliche Bewegung die erste unter den Bewegungen ist, Phys. VIII, dann auch, weil sie die vollkommenste unter allen körperlichen Bewegungen ist, wie der Philosoph (Aristoteles) eben daselbst mit dem Grunde beweist, weil ein örtlich Bewegliches mit Bezug darauf nicht in der Gewalt von etwas Innerlichem, sondern nur von etwas Äußerlichem ist, weshalb auch nicht bloß von den heiligen Vätern, sondern auch von den Philosophen geschlossen wird, da die höchsten himmlischen Körper von geistigen, gesonderten Substanzen bewegt werden, die ihrer Natur und ihrem Willen nach gut sind; endlich auch, weil wir sehen, daß die Seele zuerst und hauptsächlich den Körper durch örtliche Bewegung bewegt.
Daher muß man sagen, daß das Wesen des menschlichen Körpers weder bezüglich des Körpers, noch bezüglich der Seele selbst hindern kann, daß beides mit Zulassung Gottes von Ort zu Ort plötzlich bewegt werde, und zwar von einer geistigen, nach Willen und Natur guten Substanz, wenn Gute und in der Gnade Lebende fortbewegt werden; oder von einer der Natur, nicht aber dem Willen nach guten Substanz, wenn Böse fortbewegt werden.
Wer Lust hat, sehe nach S. Thomas I, 90, drei Artikel daselbst oder auch die Untersuchungen de Sent. II, 7., von der Macht der Dämonen über die körperlichen Handlungen.
Die Art aber des Ausfahrens ist diese: Wie sich nämlich aus dem Vorhergehenden ergeben hat, haben sie sich eine Salbe aus den gekochten Gliedern von Kindern, besonders solcher, die vor der Taufe von ihnen getötet worden sind, zu bereiten′ und nach der Anleitung des Dämons damit irgendeinen Sitz oder ein Stück Holz (der Seherinnen-Stab, der zum Hexenbesen geworden ist) zu bestreichen, worauf sie sich sofort in die Luft erheben, und zwar am Tage und in der Nacht, sichtbar wie auch unsichtbar, wenn sie es wollen, nach dem, daß der Dämon, und zwar durch das Hindernis eines Körpers einen anderen Körper verbergen kann, wie im ersten Teile dieses Werkes, über die gauklerische Vorspiegelung der Dämonenwerke gezeigt worden ist.
Aber mag auch der Dämon derartiges meist durch eine solche Salbe zu dem Zwecke vollbringen, die Kinder der Gnade der Taufe und der Erlösung zu berauben, so hat man doch auch oft gesehen, daß er ohne dies handelte, wo sie denn auf Tieren, die jedoch keine wahren Tiere, sondern Dämonen in deren Gestalt waren, die Hexen trugen; oder sie fahren bisweilen ohne jede, äußerliche Beihilfe, nur durch die unsichtbar wirkende Kraft der Dämonen aus.
Erzählung einer sichtbaren Ausfahrt am Tage.
In der Stadt Waldshut am Rhein, in der Diözese Konstanz, lebte eine Hexe, die den Einwohnern sehr verhaßt war und auch zu einer Hochzeitsfeier nicht eingeladen wurde, während doch fast alle Einwohner derselben beiwohnten. Voll Zorn und Rachbegierde ruft sie den Dämon an und sagt ihm den Grund ihrer Traurigkeit, bittet auch, daß er einen Hagel erregen und alle Leute im Hochzeitszuge damit treffen möchte. Jener sagte zu, hob sie hoch und führte sie vor den Augen einiger Hirten durch die Luft hinweg, zu einem Berge nahe der Stadt. Da ihr, wie sie später gestand, das Wasser fehlte, um es in eine Grube zu gießen, (welches Mittel sie, wie sich zeigen wird, beobachten, wenn sie Hagel erregen), da ließ sie selbst in die Grube, die sie gemacht hatte, ihren Urin an Stelle des Wassers hinein und rührte das nach der gewöhnlichen Sitte in Gegenwart des Dämons mit dem Finger um. Dann warf der Dämon die feuchte Masse plötzlich in die Luft und schickte einen Hagelschlag mit gewaltigen Schloßen, aber bloß über die Hochzeitler und Städter.
Als diese dadurch auseinandergejagt waren und sich dann gegenseitig über die Ursache besprachen, kehrte die Hexe nach der Stadt zurück, weshalb der Verdacht noch mehr bestärkt ward. Als aber jene Hirten berichtet, was sie gesehen hatten, da wuchs der Verdacht gegen die Verbrecherin gewaltig. Sie ward also verhaftet und gestand, daß sie jene Tat deshalb verübt hätte, weil sie nicht eingeladen worden war. Wegen vieler anderen Hexentaten, die sie vollbracht hatte, ward sie eingeäschert.
Weil das Gerede der Leute von solchen Ausfahrten fortwährend auch zu den gewöhnlichen Leuten dringt, so frommt es nicht, hier noch mehr von solchen Ereignissen zum Beweise einzufügen. Dies allein möge genügen gegen die, welche solche körperlichen Ausfahrten entweder ganz leugnen oder doch zu behaupten versuchen, sie geschähen nur in der Einbildung und Phantasie. Wenn sie schlechterdings in ihrem Irrtume gelassen würden, so wäre das ja gering, ja, nicht der Rede wert, wenn ihr Irrtum nur nicht dem Glauben zur Schande gereichte.