Die Symbolik der Wassertiere und der sonstigen Tiere - Harry Eilenstein - E-Book

Die Symbolik der Wassertiere und der sonstigen Tiere E-Book

Harry Eilenstein

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Beschreibung

Die Reihe Die achtzigbändige Reihe "Die Götter der Germanen" stellt die Gottheiten und jeden Aspekt der Religion der Germanen anhand der schriftlichen Überlieferung und der archäologischen Funde detailliert dar. Dabei werden zu jeder Gottheit und zu jedem Thema außer den germanischen Quellen auch die Zusammenhänge zu den anderen indogermanischen Religionen dargestellt und, wenn möglich, deren Wurzeln in der Jungsteinzeit und Altsteinzeit. Das Buch Dieser Band enthält die Beschreibungen der mythologischen Funktionen der Fische, der im Wasser lebenden Säugetiere wie dem Wal, dem Seehund und dem Otter, der niederen Tiere wie den Schnecken, sowie der vielen verschiedenen Ungeheuer. Weiterhin findet sich hier auch die Übersicht über die Tiere, die zu den verschiedenen Gottheiten gehören. Die Mythen einiger Tiere wie z.B. die des Otters, des Bibers und des Wals lassen sich bis in die späte Altsteinzeit vor 40.000 Jahren zurückverfolgen.

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Die Themen der einzelnen Bände der Reihe „Die Götter der Germanen“

Die Entwicklung der germanischen ReligionLexikon der germanischen ReligionDer ursprüngliche Göttervater TyrTyr in der Unterwelt: der Schmied WielandTyr in der Unterwelt: der Riesenkönig Teil 1Tyr in der Unterwelt: der Riesenkönig Teil 2Tyr in der Unterwelt: der ZwergenkönigDer Himmelswächter HeimdallDer Sommergott BaldurDer Meeresgott: Ägir, Hler und NjördDer Eibengott UllrDie Zwillingsgötter AlcisDer neue Göttervater Odin Teil 1Der neue Göttervater Odin Teil 2Der Fruchtbarkeitsgott FreyrDer Chaos-Gott LokiDer Donnergott ThorDer Priestergott HönirDie GöttersöhneDie unbekannteren GötterDie Göttermutter FriggDie Liebesgöttin: Freya und MenglödDie ErdgöttinnenDie Korngöttin SifDie Apfel-Göttin IdunDie Hügelgrab-Jenseitsgöttin HelDie Meeres-Jenseitsgöttin RanDie unbekannteren JenseitsgöttinnenDie unbekannteren GöttinnenDie NornenDie WalkürenDie ZwergeDer Urriese YmirDie RiesenDie RiesinnenMythologische WesenMythologische Priester und PriesterinnenSigurd/SiegfriedHelden und GöttersöhneDie Symbolik der Vögel und InsektenDie Symbolik der Schlangen, Drachen und UngeheuerDie Symbolik der HerdentiereDie Symbolik der RaubtiereDie Symbolik der Wassertiere und sonstigen TiereDie Symbolik der PflanzenDie Symbolik der FarbenDie Symbolik der ZahlenDie Symbolik von Sonne, Mond und SternenDas JenseitsSeelenvogel, Utiseta und EinweihungWiederzeugung und WiedergeburtElemente der KosmologieDer WeltenbaumDie Symbolik der Himmelsrichtungen und der JahreszeitenMythologische MotiveDer TempelDie Einrichtung des TempelsPriesterin – Seherin – Zauberin – HexePriester – Seher – ZaubererRituelle Kleidung und SchmuckSkalden und Skaldinnen62 Kriegerinnen und Ekstase-KriegerDie Symbolik der KörperteileMagie und RitualGestaltwandlungenMagische WaffenMagische Werkzeuge und GegenständeZaubersprücheGöttermetZaubertränkeTräume, Omen und OrakelRunenSozial-religiöse RitualeWeisheiten und SprichworteKenningarRätselDie vollständige Edda des Snorri SturlusonFrühe SkaldenliederMythologische SagasHymnen an die germanischen Götter

Inhaltsverzeichnis

Fische

1.

Der Lachs

Ägirs Trinkgelage

Gylfis Vision

Das andere Lied über Sigurd Fafnir-Töter

Völsungen-Saga

Skaldskaparmal

Grimnir-Lied

Personennamen

Ortsnamen

Der Lachs in der indogermanischen Überlieferung

Zusammenfassung

2.

Die Forelle

Ortsnamen

Die Saga über Ketil Forelle

Zusammenfassung

3.

Der Hecht

Völsungen-Saga

Das andere Lied über Sigurd Fafnir-Töter

Skaldskaparmal

Zusammenfassung

4.

Fische allgemein

Die beiden Goldhörner von Gallehus

Gylfis Vision

Das Amulett von Lindholmen

Gisla-Saga / Saga über die Fost-Brüder

Grettir-Saga

Die Saga über Hervor und König Heidrek den Weisen

Ortsnamen

Jakob Grimm: Deutsche Mythologie

Kenningar

Fische in der indogermanischen Überlieferung

Zusammenfassung

Meeressäugetiere

5.

Der Delphin

Gesta danorum

Der Delphin in der indogermanischen Überlieferung

Zusammenfassung

6.

Der Wal

Fridthjof der Kühne

Die Saga über Ketil Forelle

Die jüngere Version der Huldar-Saga

Die Saga über Olaf Tryggvason

Hymir-Lied

Skaldskaparmal

Die Saga über Ketil Forelle

Egil-Saga

Runenkästchen von Auzon

Bruchstücke einer Saga über einige frühe Könige

Die Saga über Hovard von den Eisfjord-Leuten

Grettir-Saga

Die Saga über Grim Struppig-Wange

Saga über die Fost-Brüder

Die Saga über Hovard von den Eisfjord-Leuten

Die Saga über Hovard von den Eisfjord-Leuten

Kenningar

Ortsnamen

„Urka“

Wal-Mythen bei den Indogermanen

Wal-Mythen anderer Völker

Zusammenfassung

7.

Der Seehund

Neunkräuter-Zauberspruch

Die Saga über Thorsteinn Hausmacht

Die Saga über die Siedler von Eyre

Personennamen

Saga über Ketil Forelle

Saga über König Sverri

Nials-Saga

Ortsnamen

Der Seehund in der indogermanischen Überlieferung

Zusammenfassung

8.

Die Robbe

„Urka“

Skaldskaparmal

Robben in der indogermanischen Überlieferung

Zusammenfassung

9.

Die Seekuh

Gesta danorum

Zusammenfassung

10.

Das Walroß

Der Name „Walroß“

Cormac-Saga

Die Saga über Halfdan Eysteinn-Sohn

Die Saga über Erik den Roten

Die Saga über Hallfredr Ärger-Skalde

Zusammenfassung

Wasserliebende Landsäugetiere

11.

Der Otter

Skaldskaparmal

Das andere Lied über Sigurd Fafnir-Töter

Völsungen-Saga

Das Kreuz von Maughold

Hyndla-Lied

Die Saga über Thorstein Haus-Macht

Morkinskinna

Kenningar

Der Otter in der indogermansichen Überlieferung

Otter-Mythen in Asien

Otter-Mythen bei den Indianern

Zusammenfassung

12.

Der Biber

Chronicon lethrense

Männernamen

Der Biber bei den Indianern

Zusammenfassung

13.

Zusammenfassung: Wassertiere bei den Germanen

Sonstige Landsäugetiere

14.

Der Affe

Hymir-Lied

Zusammenfassung

15.

Der Hase

Sprichworte

Der Hase bei den Kelten

Der Hase bei den Indianern

Zusammenfassung

16.

Der Igel

Der Name „Igel“

Personennamen

Zusammenfassung

17.

Das Eichhörnchen

Der Name „Ratatoskr“

Gylfis Vision

Grimnir-Lied

Ekerken-Hausgeist

Havamal

Kundalini

Das Eichhörnchen in der Kalevala

Zusammenfassung

18.

Die Maus

Redewendungen

Zusammenfassung

Sonstige reale Tiere

19.

Die Kröte

Redewendung

Gebrüder Grimm: „Der Krötenstuhl“

Zusammenfassung

20.

Die Schnecke

Indiculus superstitionum et paganiarum

Gauti-Saga

Zusammenfassung

Unspezifische Tiere

21.

Unspezifische Tiere

Gudrun-Lied

Zusammenfassung

Mythologische Tiere

22.

Sprechende Tiere

Sprechende Tiere in der germanischen Überlieferung

Sprechende Tiere in den Mythen anderer Völker

Zusammenfassung

23.

Ungeheuer

Schlangen-Ungeheuer

a.

Schlangen und Drachen

Vogel-Ungeheuer

b.

Großes Goldhorn von Gallehus

c.

Die Saga über Bosi und Herraud

d.

Gafi

Pferde-Ungeheuer

e.

Nykr

f.

Kleines Goldhorn von Gallehus

g.

Wandteppich von Bayeux

h.

Die Saga über Pfeile-Odd

i.

Geschichte über Styrbjarnar

j.

Garel von Blumenthal

Meeres-Ungeheuer

k.

Pfeile-Odd

Jenseits-Ungeheuer

l.

Urka

m.

Skrimal

n.

Glatunds-hundr

o.

Vabeida

p.

Forad

q.

Hjassi

r.

Morkinskinna

s.

Zusammenfassung

Götter und ihre Tiere

24.

Die Tiere der germanischen Götter

Germanen

Zusammenfassung: Germanen

Indogermanen

Zusammenfassung: Indogermanen

Krafttiere

Themenverzeichnis

I Fische
I 1. Der Lachs
1. a) Ägirs Trinkgelage

Der Gott Loki, der sich in allerlei Tiere verwandeln konnte, nahm bei einer Gelegenheit auch die Gestalt eines Lachses an:

Darauf nahm Loki die Gestalt eines Lachses an und entsprang in den Wasserfall Franang.

Da fingen ihn die Asen und banden ihn mit den Gedärmen seines Sohnes Nari. Sein anderer Sohn Narfi aber wurde in einen Wolf verwandelt.

Skadi nahm eine Giftschlange und hing sie auf über Lokis Antlitz. Der Schlange entträufelte Gift.

Sigyn, Lokis Weib, setzte sich neben ihn und hielt eine Schale unter die Gifttropfen. Wenn aber die Schale voll war, trug sie das Gift hinweg: unterdessen träufelte das Gift in Lokis Angesicht, wobei er sich so stark wand, daß die ganze Erde zitterte. Das wird nun Erdbeben genannt.

1. b) Gylfis Vision

Dieselbe Geschichte wird auch in Snorri Sturlusons Zusammenfassung der germanischen Mythen berichtet:

Da sprach Gangleri: „Viel Arges wahrlich hatte Loki zu Wege gebracht, da er erst verursachte, daß Baldur erschlagen wurde, und dann schuld war, daß er nicht erlöst ward aus Hels Gewalt. Aber wurde das nicht irgendwie an ihm geahnt?“

Har antwortete: „Es ward ihm so vergolten, daß er lange daran denken wird. Als die Götter so wider ihn aufgebracht waren, wie man erwarten mag, lief er fort und barg sich in einem Berge. Da machte er sich ein Haus mit vier Türen, daß er aus dem Hause nach allen Seiten sehen konnte. Oft am Tag verwandelte er sich in Lachsgestalt und barg sich in dem Wasserfall, der Franang hieß, und bedachte bei sich, welches Kunststück die Asen wohl erfinden könnten, ihn in dem Wasserfall zu fangen.

Und einst, als er daheim saß, nahm er Flachsgarn und verflocht es zu Maschen, wie man seitdem Netze macht. Dabei brannte Feuer vor ihm. Da sah er, daß die Asen nicht weit von ihm waren, denn Odin hatte von Hlidskialfs Höhe seinen Aufenthalt erspäht.

Da sprang er schnell auf und hinaus ins Wasser, nachdem er das Netz ins Feuer geworfen hatte. Und als die Asen zu dem Haus kamen, da ging er zuerst hinein, der von allen der Weiseste war und Kwasir hieß, und als er im Feuer die Asche sah, wo das Netz gebrannt hatte, da merkte er, daß dies ein Mittel sein sollte, Fische zu fangen, und sagte das den Asen.

Da fingen sie an und machten ein Netz jenem nach, das Loki gemacht hatte, wie sie in der Asche sahen. Und als das Netz fertig war, gingen sie zu dem Fluß und warfen das Netz in den Wasserfall.

Thor hielt das eine Ende, das andere die übrigen Asen, und nun zogen sie das Netz. Aber Loki schwamm voran und legte sich am Boden zwischen zwei Steine, so daß das Netz über ihn hinweggezogen wurde, doch merkten sie wohl, daß etwas Lebendiges vorhanden sei.

Da gingen sie abermals an den Wasserfall und warfen das Netz aus, nachdem sie etwas so Schweres daran gebunden hatten, daß nichts unten durchschlüpfen mochte. Loki fuhr vor dem Netz her und als er sah, daß es nicht weit von der See sei, da sprang er über das ausgespannte Netz und lief zurück in den Fall.

Nun sahen die Asen, wo er geblieben war: da gingen sie wieder an den Wasserfall und teilten sich in zwei Haufen nach den beiden Ufern des Flusses. Thor aber mitten im Fluß watend folgte ihnen bis an die See. Loki hatte nun die Wahl, entweder mit Lebensgefahr nach der See zu ziehen oder abermals über das Netz zu springen. Er tat das letzte und sprang schnell über das ausgespannte Netz. Thor griff nach ihm und kriegte ihn in der Mitte zu fassen; aber er glitt ihm in der Hand, so daß er ihn erst am Schwanz wieder festhalten konnte. Darum ist der Lachs hinten spitz. Nun war Loki friedlos gefangen.

Sie brachten ihn in eine Höhle und nahmen drei lange Felsenstücke, stellten sie auf die schmale Kante und schlugen ein Loch in jedes.

Dann wurden Lokis Söhne, Wali und Nari oder Narwi, gefangen. Den Wali verwandelten die Asen in Wolfsgestalt: da zerriß er seinen Bruder Narwi. Da nahmen die Asen seine Därme und banden den Loki damit über die drei Felsen: der eine stand ihm unter den Schultern, der andere unter den Lenden, der dritte unter den Kniegelenken; die Bänder aber wurden zu Eisen.

Da nahm Skadi einen Giftwurm und befestigte ihn über ihm, damit das Gift aus dem Wurm ihm ins Antlitz träufelte. Und Sigyn, sein Weib, steht neben ihm und hält ein Becken unter die Gifttropfen. Und wenn die Schale voll ist, da geht sie und gießt das Gift aus; derweil aber tropft ihm das Gift ins Angesicht, wogegen er sich so heftig sträubt, daß die ganze Erde schüttelt, und das ist es, was man Erdbeben nennt.

Dort liegt er in Banden bis zur Götterdämmerung.“

Lokis „Haus im Berg mit vier Türen“ ist ein Hügelgrab und am Ende dieser Mythe wird Loki in der Hel gefesselt. Daher wird Loki ursprünglich in der Wasserunterwelt die Gestalt eines Lachses angenommen haben.

Es ist anzunehmen, daß nicht nur der Wintergott Loki während des Sommers, sondern auch der Sommergott Tyr während des Winters in der Unterwelt die Gestalt eines Lachses gehabt hat.

1. c) Das andere Lied über Sigurd Fafnir-Töter

Der folgende Text enthält eine weitere Stelle aus den germanischen Mythen, in der ein Lachs vorkommt.

Da war zu Hialprek Regin gekommen, Hreidmars Sohn. Er war über alle Männer kunstreich, dabei ein Zwerg von Wuchs. Er war weise, grimm und zauberkundig. Regin übernahm Sigurds Erziehung und Unterricht und liebte ihn sehr.

Er erzählte dem Sigurd von seinen Voreltern und den Abenteuern, wie Odin, Hönir und Loki einst zu Andwaris Wasserfall kamen. In diesem Wasserfall war eine Menge Fische. Ein Zwerg, der Andwari hieß, war lange in dem Wasserfall in Hechtsgestalt und fing sich da Speise.

„Otr hieß unser Bruder“, sprach Regin, „der fuhr oft in den Wasserfall in Otters Gestalt. Da hatte er einst einen Lachs gefangen und saß am Flußrand und aß blinzelnd. Loki warf ihn mit einem Stein zu Tode. Da dauchten sich die Asen sehr glücklich gewesen zu sein und zogen dem Otter den Balg ab. Denselben Abend suchten sie Herberge bei Hreidmar und zeigten ihm ihre Beute. Da griffen sie sie mit Händen und legten ihnen Lebenslösung auf: sie sollten den Otterbalg mit Gold füllen und außen mit rotem Golde bedecken. Da schickten sie Loki aus, das Gold zu beschaffen. Er kam zu Ran und erhielt ihr Netz und warf das Netz vor den Hecht und er lief in das Netz.“

Da Loki den Otter tötet, wird dieser einst der Sommergott Tyr gewesen sein – in den alten Mythen vor 500 v.Chr. tötete der Wintergott Loki den Sommergott Tyr im Herbst und Tyr tötete den Loki im Frühjahr bzw. fesselte ihn in der Hel.

Der Lachs in der hier angeführten Szene könnte daher eine Erinnerung an Tyr als Lachs sein.

Es fällt auf, daß auch hier ein Netz benutzt wurde – diesmal von Loki. Daher besteht der begründete Anfangsverdacht, daß Loki im Herbst den Tyr als Lachs mit einem Netz fing und Tyr den Loki im Frühjar in Lachs-Gestalt mit einem Netz fing. Da die Lachse in den Flüssen im Herbst landwärts schwimmen und im Frühjahr seewärts, eignete sich die Lachswanderung gut zur Darstellung des Jahreszeitenzyklus, der vor allem als Kampf zwischen Tyr und Loki aufgefaßt wurde.

In den Texten heißt es, daß Loki als Lachs versucht hat, flußaufwärts zu schwimmen und daß nicht ins Meer wollte, was bedeutet, daß die Gefangennahme des Loki durch die Asen im Herbst stattfindet – obwohl er der Jahreszeitensymbolik zufolge im Frühjahr in die Unterwelt verbannt wird. Es gibt allerdings auch Lachssorten, die im Frühjahr flußaufwärts ziehen – und Überlieferungs- und Übersetzungsfehler sind auch nicht sicher auszuschließen …

1. d) Völsungen-Sage

Hier wird dieselbe Geschichte aus der Sicht des Bruders des Otter erzählt:

„Die Geschichte beginnt,“ sprach Regin: „Hreidmar war meines Vaters Name – ein mächtiger Mann und ein wohlhabender. Sein erstgeborener Sohn wurde Fafnir genannt, sein zweiter Otter, und ich war der dritte und kleinste von allen sowohl an Kühnheit als auch vom Körperbau, aber ich war geschickt in der Arbeit mit Eisen und Silber und Gold, woraus ich Dinge erschaffen konnte, die schon recht ansehnlich waren.

Mein Bruder Otter hatte eine andere Fertigkeit und er hatte auch eine andere Natur, denn er war ein großer Fischer und übertraf darin alle anderen Menschen, daß er am Tage das Aussehen eines Otters hatte und dann in dem Fluß lebte und brachte die Fische mit seinem Maul an das Ufer und brachte dann seine Beute unserem Vater – und das gefiel ihm gut. Die meiste Zeit verbrachte er in seiner Otter-Gestalt und danach kam er heim und aß alleine und schlief, denn das trockene Land bedeutete ihm nicht viel.

Aber Fafnir war bei weitem der stärkste und grimmigste von uns und wollte stets, daß alles nach seinem Willen geschah.

Nun,“ sprach Regin, „gab es einen Zwerg, der Andvari genannt wurde, der immer in der Gestalt eines Hechtes in den Stromschnellen lebte, die Andvari-Stromschnellen genannt werden, und hatte dort genug Fleisch für sich selber, denn in dem Wasserfall lebten viele Fische.

Nun ging Otter wie gewohnt in diese Stromschnellen und bracht Fische an Land und legte sie nebeneinander ans Ufer. Und so kam es, daß Odin, Loki und Hönir, als sie ihres Weges gingen, zu den Andvari-Stromschnellen kamen. Otter hatte gerade einen Lachs gefangen und gegessen und schlummerte nun am Ufer. Da nahm Loki einen Stein und warf ihn auf den Otter, so daß er ihn damit tötete. Die Götter waren mit ihrer Beute sehr zufrieden und begannen dem Otter das Fell abzuziehen.“

1. e) Skaldskaparmal

Auch Snorri Sturluson berichtet über dieses Begebenheit:

Es wird erzählt, daß drei der Asen ausführen, die Welt kennenzulernen: Odin, Loki und Hönir. Sie kamen zu einem Fluß und gingen an ihm entlang bis zu einem Wasserfall, und bei dem Wasserfall war ein Otter, der hatte einen Lachs gefangen und aß ihn blinzelnd.

Da hob Loki einen Stein auf und warf nach dem Otter und traf ihn am Kopf. Da rühmte Loki seine Jagd, daß er mit einem Wurf Otter und Lachs erjagt habe.

1. f) Grimnir-Lied

In diesem Lied ist von „Thiodwitnirs Fisch“ die Rede:

Donner ertönt, wo Thiodwitnirs

Fisch in der Flut spielt;

Des Stromes Ungestüm dünkt zu stark

Um durch Walglaumir zu waten.

Da sich Loki auf der Flucht vor den Asen, die ihn in der Unterwelt fesseln wollen, in einen Lachs verwandelt hat und auch Tyr in der Unterwelt die Gestalt eines Lachses haben konnte, wird Thiodwitnir der ehemalige Göttervater Tyr als Fisch (Lachs) in den Jenseitswassern sein – der Name „Thiodwitnir“ paßt wesentlich besser zu Tyr als zu Loki.

1. g) Personenname

Der einzige bekannte „Lachs-Name“ ist „Hängur“, was „männlicher Lachs“ bedeutet.

1. h) Ortsnamen

Der bekannteste „Lachs-Ortsname“ auf Island ist sicherlich das „Lachstal“, nach dem die bekannte Sage benannt worden ist.

1. i) Der Lachs in der indogermanischen Überlieferung

Der Lachs findet sich außer bei den Germanen nur noch bei den Kelten. In der Sage über Fionn mac Cumhaill wird über einen Lachs berichtet, der alle Weisheit enthält – er ist das Tier des Sonnengott-Göttervaters Dagda bzw. dieser selber als Lachs in der Wasserunterwelt.

In dieser Sage wird folgendes berichtet:

Als Deimne sieben Jahre alt geworden war, übernahm der Druide und Barde Finnegas seine Unterrichtung in der Dichtkunst und anderen Dingen. Finnegas versuchte den Lachs zu fangen, der einer Prophezeiung zufolge das gesamte Wissen der Welt enthielt. Als ihm dies endlich gelang, ließ er den Lachs von Deimne kochen. Als dieser sich den Finger an dem Lachs verbrannte, steckte er ihn in den Mund, wobei auch ein winziges Stückchen von dem Fleisch des Lachses in seinen Mund geriet, wodurch Deimne allwissend wurde. Daran erkannte Finnegas, daß der Junge eigentlich Fionn, d.h. „der Blonde“ war, denn es gab eine Prophezeiung, nach der Finnegas zwar den Lachs fangen, aber Fionn ihn zuerst kosten würden.

In der Sage über Cormac mac Art wird berichtet, daß die Lachse ihre Weisheit von den Nüssen eines Haselstrauches erhalten, die sie fressen:

Neun Haselsträucher wuchsen rings um die Quelle. Die purpurnen Haselsträucher ließen ihre Nüsse in die Quelle fallen und die fünf Lachse, die in der Quelle waren, knackten sie und ließen die Schalen die Ströme hinabtreiben. Der Klang des fallenden und fließenden Wassers dieser Ströme war melodischer als alle Lieder, die die Menschen singen.

Die „9“ ist vermutlich wie bei den Germanen die Zahl des Jenseits und die Quelle daher der Jenseitseingang. Die Nüsse sind eine Variante der Nüsse/Äpfel der germanischen Idun. Die Lachse schließlich der keltische Sonnengott-Göttervater Dagda, der dem germanischen Tyr entspricht.

Diese Quelle erscheint in vielen keltischen Mythen und Sagen. Sie werden u.a. „Quelle der Weisheit“ genannt, weil sie das Tor zum Jenseits sind und dem Jenseitsreisenden deren Wissen geben.

Túan mac Cairill und Fintan mac Bóchra sowie die beiden Schweinehirten in der Sage „De chopur in da muccia“ verwandeln sich vorübergehend in einen Lachs, was die Auffassung des Lachses als der Jenseitsgestalt des Dagda in der Wasserunterwelt bestätigt. Vermutlich wird daher auch der Fisch, in den sich der Druide/Barde Taliesin bei seiner Einweihung verwandelt, ein Lachs gewesen sein.

Der Lachs als das Tier des keltischen Sonnengott-Göttervaters Dagda bestätigt die Deutung des Lachses als einer Gestalt, die bei den Germanen sowohl der Wintergott Loki als auch der ehemalige Sonnengott-Göttervater und Sommergott Tyr in der Unterwelt annehmen.

1. j) Zusammenfassung

Der einzige mythologisch bedeutungsvolle Lachs ist die Lachs-Gestalt des Loki auf seiner Flucht vor den Göttern. Nachdem er von ihnen gefangen worden war, haben die Asen ihn in der Hel gefesselt. Da sie ihn zudem noch mit dem Netz der Ran gefangen haben, wird Lokis Lachsgestalt ein Motiv aus seiner (sommerlichen) Verbannung in die Unterwelt, deren Herrin Hel bzw. Ran ist, sein.

Die „Lachs-Jagd“ der Asen auf Loki ist daher vermutlich eine Umdeutung bzw. Ausschmückung des Sieges des Tyr über Loki im Frühjahr. Das Ende der Gefangenschaft des Loki beim Ragnarök ist ursprünglich Lokis Sieg über Tyr gewesen, nachdem der „Fimbul-Winter“, also der „mächtige Winter“ während Lokis Herrschaft beginnt. Dieser Winter endet, wenn die Asen nach dem Ragnarök zurückkehren, d.h. Wenn sie Loki wieder fangen und fesseln.

So wie Loki in der Wasserunterwelt zum Lachs wird, so wird auch sein Gegenspieler Tyr einst in der Unterwelt zum Lachs geworden sein – zumal sich dieses Motiv auch bei den keltischen Sonnengott-Göttervater Dagda findet.

2. Die Forelle
2. a) Ortsnamen

Forellen sind zwar in einigen Ortsnamen zu finden, aber eine mythologische Bedeutung ist in ihnen nicht erkennbar.

Im Landnahmebuch werden folgende isländische „Forellen-Orte“ genannt:

Reydarfell

Forellen-Wasserfall

Redarhjall

Forellen-Wasserfall

Reydarfjördr

Forellen-Fjord

Reydarsmuli

Forellen-Landzunge

Reydarvatn

Forellen-Wasser

Das Bezeichnung „reydar“ für „Forelle“ bedeutet wörtlich „Rötlicher“.

2. b) Die Saga über Ketil Forelle

Es gibt eine Stelle in den Sagas, in denen ein Drache „Forelle“ genannt wird. Es ist somit denkbar, daß diese beiden Tiere sich symbolisch entsprachen: Der Drache als Totengeist des ehemaligen Göttervaters Tyr im Erde-/Hügelgrab-Jenseits der Hel und die Forelle als Tyrs Totengeist in der Wasser-Unterwelt der Ran.

Diese Deutung des Beinamens „Forelle“ des Ketil wird dadurch gestützt, daß in seiner Saga viele Motive aus den Mythen des ehemaligen Göttervaters Tyr vorkommen.

Am Abend nach Sonnenuntergang nahm Ketil seine Axt in seine Hand und ging nach Norden zu den Inseln. Er war jedoch noch nicht sehr weit hinter die bewohnten Gegenden gegangen, als er einen einzelnen Drachen von den Hügeln im Norden herbeifliegen sah.

Der Norden ist die Richtung, in der das Niflheim-Jenseits, die Jenseitsinsel und daher auch die Hügelgräber („Hügel im Norden“) liegen, in denen die Drachen wohnen. Diese Hügelgräber liegen „nicht weit hinter den bewohnten Gegenden“.