DIE TERRANAUTEN, Band 89: DER KAISER VON BERLIN - Thomas Ziegler - E-Book

DIE TERRANAUTEN, Band 89: DER KAISER VON BERLIN E-Book

Thomas Ziegler

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Beschreibung

Wolken hingen am Himmel. Über den ganzen Horizont erstreckte sich das gebauschte, finstere Gebirge aus kondensiertem atmosphärischem Wasserdampf. Der feine Chemikalienstaub, der in den höheren Luftschichten schwebte, verlieh den Wolken giftige Grün-, Rot- und Blautöne. Wind kam auf. Zuerst sacht, doch bald wurde er stärker und begann, leise zu pfeifen, dann zu heulen und zu brausen und die verkrüppelten Bäume zu schütteln, die am Fuß der niedrigen Berge wuchsen.   DIE TERRANAUTEN – konzipiert von Thomas R. P. Mielke und Rolf W. Liersch und verfasst von einem Team aus Spitzen-Autoren – erschien in den Jahren von 1979 bis 81 mit 99 Heften und von 1981 bis 87 mit 18 Taschenbüchern im Bastei Verlag. Der Apex-Verlag veröffentlicht die legendäre Science-Fiction-Serie erstmals und exklusiv als E-Books.

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THOMAS ZIEGLER

 

 

DIE TERRANAUTEN, Band 89:

Der Kaiser von Berlin

 

 

 

Science-Fiction-Roman

 

 

 

 

 

 

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

DER KAISER VON BERLIN von Thomas Ziegler 

ERSTER TEIL 

ZWEITER TEIL 

DRITTER TEIL 

 

Das Buch

 

Wolken hingen am Himmel.

Über den ganzen Horizont erstreckte sich das gebauschte, finstere Gebirge aus kondensiertem atmosphärischem Wasserdampf. Der feine Chemikalienstaub, der in den höheren Luftschichten schwebte, verlieh den Wolken giftige Grün-, Rot- und Blautöne.

Wind kam auf.

Zuerst sacht, doch bald wurde er stärker und begann, leise zu pfeifen, dann zu heulen und zu brausen und die verkrüppelten Bäume zu schütteln, die am Fuß der niedrigen Berge wuchsen.

 

DIE TERRANAUTEN – konzipiert von Thomas R. P. Mielke und Rolf W. Liersch und verfasst von einem Team aus Spitzen-Autoren – erschien in den Jahren von 1979 bis 81 mit 99 Heften und von 1981 bis 87 mit 18 Taschenbüchern im Bastei Verlag. 

Der Apex-Verlag veröffentlicht die legendäre Science-Fiction-Serie erstmals und exklusiv als E-Books.

  DER KAISER VON BERLINvon Thomas Ziegler

 

 

 

 

 

  ERSTER TEIL

 

 

Wolken hingen am Himmel.

Über den ganzen Horizont erstreckte sich das gebauschte, finstere Gebirge aus kondensiertem atmosphärischem Wasserdampf. Der feine Chemikalienstaub, der in den höheren Luftschichten schwebte, verlieh den Wolken giftige Grün-, Rot- und Blautöne.

Wind kam auf.

Zuerst sacht, doch bald wurde er stärker und begann, leise zu pfeifen, dann zu heulen und zu brausen und die verkrüppelten Bäume zu schütteln, die am Fuß der niedrigen Berge wuchsen.

Der Pure Halvcwar stemmte sich dem Sturm entgegen.

Ein leises Knurren drang aus der Lautmembrane unter dem goldfarbenen, pelzigen Sehkranz, der wie ein Ring um seinen kugelförmigen Kopf lag.

Der Pure Halvcwar war groß, maß über drei Meter, und er war breit wie ein Schrank.

Purpurflaum überzog seinen mächtigen Körper.

Die stämmigen Beine endeten in kräftigen, hornigen Greifklauen. Die Arme und Hände waren dagegen zart und fein und wirkten auf eine sonderbare Weise fraulich.

Wenn der Pure Halvcwar ging, dröhnte der Boden.

Er war schwer. Er war stark.

Sein Geist war scharf wie ein frisch geschliffenes Rasiermesser, seine psionische Potenz durchdringend wie ein Laserskalpell.

Gelassen betrachtete der Pure Halvcwar die herantreibenden Gewitterwolken, die Staubfahnen, die der jaulende Sturmwind über die Ebene blies, die jämmerlichen Krüppelbäume mit ihren verdorrten, vergifteten Schotenfrüchten.

Diese Welt, dachte der Pure, ist krank.

Staubkörner klebten in seinem Purpurflaum fest. Die biotronischen Fasern analysierten die Zusammensetzung des Staubes, und durch das vegetative Rückkoppelungssystem wurden dem Bewusstsein des Puren die Daten übermittelt.

Blei, Quecksilber, Kadmium, gesättigte Kohlenwasserstoffe, Spuren von Uran und Plutonium.

Er knurrte wieder.

Sein Sehkranz, der ihm ein Blickfeld von dreihundertsechzig Grad verlieh, glomm in einem warmen Goldton.

Das niedrige Bergland in seinem Rücken erinnerte an ein planetares, schorfiges Geschwür.

Hier und da breiteten sich schwarze, verkohlte Flecken aus. Krater und zu grotesken Formationen erstarrte Stahlschmelze.

Der Pure Halvcwar spürte das Prickeln der Radioaktivität.

Er ignorierte es.

Schließlich war er ein Sheyatsche, und nichts auf dieser armseligen, schäbigen Welt konnte ihm gefährlich werden.

Nichts.

In der Ferne, von den Wolken wie von einem Baldachin überwölbt, erhoben sich die Ruinen einer Stadt.

Schutt und Asche, Trümmer und rudimentäre Stahlbetonfassaden.

Jetzt, wo der Wind stärker wurde und aus Richtung Stadt blies, wuchs das Prickeln der radioaktiven Strahlung zu einem zarten Brennen.

Der Pure Halvcwar verstärkte automatisch sein hoch entwickeltes Immunabwehrsystem. Selbst heftige, konzentrierte Neutronenstrahlung konnte ihn nicht verletzen oder töten.

Kein Sheyatsche musste sich Sorgen machen um Dinge wie simple Radioaktivität oder giftigen Schwermetallstaub.

Ein Donnerschlag.

Gefolgt von einem Blitz, der trotz seiner Kraft und Helligkeit viel, viel schwächer war als die Blitze, die noch vor kurzer Zeit über diesem Land aufgeflackert waren.

Nukleare Blitze.

Atomares Wetterleuchten.

Der Pure Halvcwar begann zu laufen.

Die Schwerkraft dieser Welt war weit geringer als die Gravitation, an die seine Muskulatur angepasst war, und so flog er fast über die Ödnis und sprang mit mächtigen Sätzen der gegrillten toten Stadt entgegen.

Regen prasselte ihm in das Gesicht.

Ein Gesicht, das bestimmt wurde von dem Goldpelz des Sehkranzes, der vibrierenden, sandfarbenen Lautmembrane und den Haarspitzen der biotronischen Nerven.

Der Pure Halvcwar ignorierte den Regen.

Auch wenn die Tropfen strahlten und manche so ätzend waren, dass die Erde aufzischte und Rauch emporstieg, wenn sie auf dem Boden zersprangen – kein Anlass für einen Sheyatsche, Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.

Ein graues, glattes Band zog sich durch das Ödland und verschmolz in der Ferne mit der Stadt.

Ein Verkehrsweg.

Zehnspurig, fast kurvenlos, angelegt, um hohe Geschwindigkeiten zu ermöglichen.

Verkohlte, verbrannte, halb geschmolzene, halb verdampfte Fahrzeuge bildeten über Kilometer hinweg ein abstraktes Bild des Untergangs.

Elend ragten die Überreste einer Hochstraße über die Fahrbahn. Auch auf ihr Fahrzeugwracks.

Je näher der Pure Halvcwar der zerstörten Stadt kam, desto häufiger wurden die Hochstraßen, Kreuzungen und Überführungen.

Extreme Neigung zum Individualverkehr, analysierte der Pure die Informationen. Auch für private Zwecke.

Die Wracks auf den Straßen waren keine Militärfahrzeuge.

Der Pure Halvcwar wusste, dass viele Bewohner der Riesenstadt in den Stunden vor dem atomaren Schlagabtausch zwischen den kontinentalen Interessengruppen versucht hatten, die bedrohte Metropole mit ihren motorisierten Wagen zu verlassen.

Alle waren sie gestorben.

Unüberbrückbare Gegensätze, dachte der Pure grimmig. Machtkämpfe. Auseinandersetzungen um die Rohstoffquellen. Kampf um die wirtschaftliche Vorherrschaft. Und all das versunken im Donner der H-Bomben.

Der Regen war jetzt dichter.

Stellenweise schien sich eine massive Wasserwand vom Boden zum Himmel zu spannen und sich ihm wie ein urgewaltiger Widersacher entgegenzustemmen.

Der Pure Halvcwar beschleunigte seine Schritte.

Sein biochemischer Stoffwechsel setzte stetig Kräfte frei. Keine Erschöpfung verlangsamte die Schnelligkeit seines dröhnenden Laufes.

Groß und breit erhoben sich jetzt vor ihm die Außenbezirke der Chai-Metropole.

Die Verwüstungen, so wusste der Pure aufgrund der Satellitenfotos, nahmen zum Zentrum hin drastisch zu, aber bereits hier konnte man das ungeheuerliche Ausmaß des Schreckens erahnen.

Kein Leben.

Der Pure Halvcwar tastete mit seinen psionischen Sinnen, doch kein Echo antwortete ihm.

Der H-Bombe war der Einsatz biologischer Kampfstoffe gefolgt.

Wen die Hitze, die Druckwelle, die Strahlung nicht getötet hatten, wurde von den Viren dahingerafft.

Die Chai waren gründliche Wesen.

Gründlich über den Tod hinaus.

Der Pure warf sich zur Seite, als er das Knirschen vernahm und hinter einer rußigen Bodenerhebung der primitive, elektronisch gesteuerte Killerautomat hervorschoss.

Der Automat war schmal und flach und bewegte sich auf flexiblen Kunststoffketten vorwärts. Die Metallfront lief zu der dunklen, drohenden Mündung eines Granatwerfers zu.

Auch eine Schöpfung der Chai. 

Noch dazu eine schlechte, sagte sich der Pure spöttisch.

Ein Dröhnen und Fauchen.

Die Granate schoss aus dem starren Rohr und beschrieb eine scharfe Kursänderung, als der Infrarotsuchkopf feststellte, dass der Pure seine Position gewechselt hatte.

Der Pure wurde des albernen Zwischenspiels überdrüssig.

Psionisch zerstörte er die Granate und versetzte dem Killerautomat einen psychokinetischen Hieb, dass er in Myriaden Splitter zerbarst.

Und er rannte weiter.

Vorbei an wunderlichen, verwinkelten Gebäuden, auf denen eine zentimeterdicke Ascheschicht lastete. Durch trümmerübersäte Straßen.

Er roch Rauch und sah im Osten Flammen züngeln.

Industriegelände, erinnerte er sich. Die größte Raffinerie dieses Kontinentes. Stützpunkte der Luftstreitkräfte. Hier und dort Raketenabschussbasen.

Der Regen wusch den Staub von den stillen Straßen.

Es war dunkel geworden. Die Wolken bedeckten nun den ganzen Himmel. Wenn es blitzte, flackerte Geisterlicht über der Stadt.

Dann schienen sich die Schatten zu regen und zu strecken, dann kehrte unwirkliches, gespenstisches Leben in die Metropole ein.

Der Pure Halvcwar knurrte nur.

Er war frei von Angst.

Frei von Illusionen und Mitleid.

Die Chai, die herrschende Spezies dieser Welt am äußersten Rande des Beobachtungsgebietes der Varen Navtem, hatten selbst über ihr Schicksal entschieden.

Wirtschaftliche Fehlentwicklung und aus Hass, Angst und Profitdenken diktierte Hochrüstungspolitik hatte schon oft auf der Welt der Chai zu Kriegen geführt.

Kein Umdenken war erfolgt, als sie in das nukleare Zeitalter eintraten.

Die alten Verhaltensweisen führten zu den alten Fehlern. Aber atomar bewaffnete Interessengruppen durften keine Fehler machen. Nicht einmal einen einzigen.

Eine Geröllbarriere.

Glassplitter, die im Irrlicht der Blitze wie Diamanten funkelten. Krumme Metallträger, wie von Riesenhand verbogen. Hochhäuser, zwanzig Meter über dem Erdboden von einer gigantischen Axt gekappt.

Betonschnee auf den breiten Gehwegen.

Der Pure Halvcwar sprang. Elegant segelte er über die Barriere hinweg, prallte federnd auf der Fahrbahn auf und stürmte weiter.

Er war seinem Ziel ganz nahe.

Der obere Teil seines hochempfindlichen Sehkranzes blickte hinauf in den düsteren Gewitterhimmel.

Zwischen den Wolken, deren Massiv hin und wieder von wütenden Böen zerrissen wurde, entdeckte er die winzige Scheibe einer Mushni.

Der Pure Halvcwar knurrte erneut.

Doch es klang nicht unfreundlich.

Die Mushni waren zurückhaltende Geschöpfe, an denen selbst ein Sheyatsche keinen Falsch feststellen konnte.

Ein PSI-Impuls traf den Puren.

Probleme?

Nein. Die Antwort des Puren war karg, knapp, nüchtern – ganz wie sein Charakter.

Die Mushni zog sich zurück, sprang wieder hinauf in den Orbit zu den Schalen der anderen Sternenreiter, die sich in diesem System eingefunden hatten.

Und alles wegen der Chai!, durchfuhr es den Sheyatsche. Sterne, ferne Sterne, kann es sein, dass die Varen Navtem von der Perfektion der Chai beeindruckt sind?

Er übersprang ein krummes, insektenhaft zartes Gewirr aus metallenen Schienen. Reste eines städtischen Hochbahn-Gleises, das von der Druckwelle der H-Bomben-Explosion aus seiner Verankerung gelöst worden war und sich nun wie ein endloser Stahlwurm durch die Metropole zog.

Im Westen waren die Häuser verschwunden. Nicht einmal Ruinen standen noch dort.

Ein Krater, tief, kohlrabenschwarz, aus der Tiefe rotes, boshaftes Licht ausströmend.

Der Pure spürte die Hitze, die von dem Bombenkrater ausging.

Sie schadete ihm nicht.

Nahm sie noch mehr zu, quoll sein biotronischer Körperflaum auf und bildete einen Panzer, in dem es kühl und sicher blieb.

Während der Pure lief, dachte er wieder an die Chai, die Mushni und die Varen Navtem.