Die unbekannteren Jenseitsgöttinnen - Harry Eilenstein - E-Book

Die unbekannteren Jenseitsgöttinnen E-Book

Harry Eilenstein

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Beschreibung

Die Reihe Die achtzigbändige Reihe "Die Götter der Germanen" stellt die Gottheiten und jeden Aspekt der Religion der Germanen anhand der schriftlichen Überlieferung und der archäologischen Funde detailliert dar. Dabei werden zu jeder Gottheit und zu jedem Thema außer den germanischen Quellen auch die Zusammenhänge zu den anderen indogermanischen Religionen dargestellt und, wenn möglich, deren Wurzeln in der Jungsteinzeit und Altsteinzeit. Daneben werden auch jeweils Möglichkeiten gezeigt, was eine solche alte Religion für die heutige Zeit bedeuten kann - schließlich ist eine Religion zu einem großen Teil stets der Versuch, die Welt und die Möglichkeiten der Menschen in ihr zu beschreiben. Das Buch In diesem Buch werden 32 Jenseitsgöttinnen beschrieben, zu denen u.a. Huldar, Gerdr, Nerthus, Sigyn, Bertha, Saga, Groa, Grid und Laufey zählen. Die Göttin Hel wird in Band 26 dargestellt. Die Jenseitsgöttinnen sind vor allem die Wiederzeugungs-Geliebte und die Wiedergeburts-Mutter der Toten in der Grabkammer des Hügelgrabes. Einige von ihnen sind auch Erdgöttinnen. Huldar und Groa sind neben Sif zwei der wenigen Ackerbau-Göttinnen der Germanen.

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Bücher von Harry Eilenstein

Astrologie

Astrologie (496 S.)Photo-Astrologie (428 S.)Horoskop und Seele (120 S.)

Magie

Handbuch für Zauberlehrlinge (408 S.)Tarot (104 S.)Physik und Magie (184 S.)Die Magie-Formel (156 S.)Krafttiere – Tiergöttinnen – Tiertänze (112 S.)Schwitzhütten (524 S.)

Meditation

Der Lebenskraftkörper (230 S.)Die Chakren (100 S.)Das Chakren-System mit den Nebenchakren (296 S.)Meditation (140 S.)Drachenfeuer (124 S.)Reinkarnation (156 S.)

Kabbala

Kursus der praktischen Kabbala (150 S.)Eltern der Erde (450 S.)Blüten des Lebensbaumes:
Die Struktur des kabbalistischen Lebensbaumes (370 S.)Der kabbalistische Lebensbaum als Forschungshilfsmittel (580 S.)Der kabbalistische Lebensbaum als spirituelle Landkarte (520 S.)

Religion allgemein

Muttergöttin und Schamanen (168 S.)Göbekli Tepe (472 S.)Totempfähle (440 S.)Christus (60 S.)Dakini (80 S.)Vajra (76 S.)

Ägypten

Hathor und Re 1: Götter und Mythen im Alten Ägypten (432 S.)Hathor und Re 2: Die altägyptische Religion – Ursprünge, Kult und Magie (396 S.)Isis (508 S.)

Indogermanen

Die Entwicklung der indogermanischen Religionen (700 S.)Wurzeln und Zweige der indogermanischen Religion (224 S.)

Germanen

Die Götter der Germanen (Band 1 – 80)Odin (300 S.)

Kelten

Cernunnos (690 S.)Der Kessel von Gundestrup (220 S.)Der Chiemsee-Kessel (76)

Psychologie

Über die Freude (100 S.)Das Geheimnis des inneren Friedens (252 S.)Das Beziehungsmandala (52 S.)Gefühle und ihre Verwandlungen (404 S.)einsgerichtet (140 S.)Liebe und Eigenständigkeit (216 S.)Von innerer Fülle zu äußerem Gedeihen (52 S.)Die Symbolik der Krankheiten (76 S.)

Kunst

Herz des Tanzes – Tanz des Herzens (160 S.)

Drama

König Athelstan (104 S.)

Die Themen der einzelnen Bände der Reihe „Die Götter der Germanen“

Die Entwicklung der germanischen ReligionLexikon der germanischen ReligionDer ursprüngliche Göttervater TyrTyr in der Unterwelt: der Schmied WielandTyr in der Unterwelt: der Riesenkönig Teil 1Tyr in der Unterwelt: der Riesenkönig Teil 2Tyr in der Unterwelt: der ZwergenkönigDer Himmelswächter HeimdallDer Sommergott BaldurDer Meeresgott: Ägir, Hler und NjördDer Eibengott UllrDie Zwillingsgötter AlcisDer neue Göttervater Odin Teil 1Der neue Göttervater Odin Teil 2Der Fruchtbarkeitsgott FreyrDer Chaos-Gott LokiDer Donnergott ThorDer Priestergott HönirDie GöttersöhneDie unbekannteren GötterDie Göttermutter FriggDie Liebesgöttin: Freya und MenglödDie ErdgöttinnenDie Korngöttin SifDie Apfel-Göttin IdunDie Hügelgrab-Jenseitsgöttin HelDie Meeres-Jenseitsgöttin RanDie unbekannteren JenseitsgöttinnenDie unbekannteren GöttinnenDie NornenDie WalkürenDie ZwergeDer Urriese YmirDie RiesenDie RiesinnenMythologische WesenMythologische Priester und PriesterinnenSigurd/SiegfriedHelden und GöttersöhneDie Symbolik der Vögel und InsektenDie Symbolik der Schlangen, Drachen und UngeheuerDie Symbolik der HerdentiereDie Symbolik der RaubtiereDie Symbolik der Wassertiere und sonstigen TiereDie Symbolik der PflanzenDie Symbolik der FarbenDie Symbolik der ZahlenDie Symbolik von Sonne, Mond und SternenDas JenseitsSeelenvogel, Utiseta und EinweihungWiederzeugung und WiedergeburtElemente der KosmologieDer WeltenbaumDie Symbolik der Himmelsrichtungen und der JahreszeitenMythologische MotiveDer TempelDie Einrichtung des TempelsPriesterin – Seherin – Zauberin – HexePriester – Seher – ZaubererRituelle Kleidung und SchmuckSkalden und SkaldinnenKriegerinnen und Ekstase-KriegerDie Symbolik der KörperteileMagie und RitualGestaltwandlungenMagische WaffenMagische Werkzeuge und GegenständeZaubersprücheGöttermetZaubertränkeTräume, Omen und OrakelRunenSozial-religiöse RitualeWeisheiten und SprichworteKenningarRätselDie vollständige Edda des Snorri SturlusonFrühe SkaldenliederMythologische SagasHymnen an die germanischen Götter

Inhaltsverzeichnis

I Huldar

Huldar in der germanischen Überlieferung

a) Der Name „Hulda“

b) Heimskringla

c) Die jüngere Version der Huldar-Saga

d) Die ältere Version der Huldar-Saga

e) Das Volk der Hulda

f) Frau Holle – 1. Version

g) Frau Holle – 2. Version

h) Frau Holle – 3. Version

i) Huldar-Brauchtum

j) Hludana

k) Frauennamen

l) Huldar und Hlodyn

m) Jacob Grimm: Deutsche Mythologie

n) Zusammenfassung

Lyrische Zusammenfassung

a) Anrufung der Huldar

b) An Huldar Sonnenmutter

c) Huldar die Spinnerin

d) Huldar im Holunder

Traumreise zu Huldar

II Gerdr

Gerdr in der germanischen Überlieferung

a) Der Name „Gerdr“

b) Skirnir-Lied

c) Gylfis Vision

d) Hyndla-Lied

e) Huldar-Saga

f) Die jüngere Version der Huldar-Saga

g) die Asin Gerdr

h) Kenningar

i) Personennamen

j) Zusammenfassung

Gerdr in der indogermanischen Überlieferung

a) Inder

b) Griechen

Lyrische Zusammenfassung

a) An Gerdr

Traumreise zu Huldar

III Hrimgerdr

Hrimgerdr in der germanischen Überlieferung

a) Der Name „Hrimgerdr“

b) Thulur

c) Helgi Hiörward-Sohn

d) Zusammenfassung

IV Amgerdr

Amgerdr in der germanischen Überlieferung

a) Der Name „Amgerdr“

b) Nafna-Thulur

c) Zusammenfassung

V Bryngerdr

Bryngerd in der germanischen Überlieferung

a) Der Name „Bryngerdr“

b) Die Saga über Thorstein Viking-Sohn

c) Zusammenfassung

VI Jarngerdr

Jarngerd in der germanischen Überlieferung

a) Der Name „Jarngerd“

b) Die Saga über Sturlaug den Mühen-Beladenen

c) Zusammenfassung

VII Sigyn

Sigyn in der germanischen Überlieferung

a) Der Name „Sigyn“

b) Thulur

c) Skaldskaparmal

d) Skaldskaparmal

e) Gylfis Vision

f) Lokasenna

g) Die Vision der Seherin

h) Gylfis Vision

i) Haustlöng

j) Thorsdrapa

k) Wieland-Lied

l) Das Kreuz von Gosforth

m) Zusammenfassung

Lyrische Zusammenfassung

a) An Sigyn

Traumreise zu Sigyn

VII Hertha, Bertha, Perchta

Hertha/Bertha/Perchta in der germanischen Überlieferung

a) Die Namen „Hertha“, „Bertha“ und „Perchta“

b) Jakob Grimm: Deutsche Mythologie

c) „Der heilige See der Hertha“

d) „Die wilde Bertha kommt“

e) „Frau Bertha“ oder „Die weiße Frau“

f) Das Runenkästchen von Auzon

g) Zusammenfassung

Lyrische Zusammenfassung

a) An Bertha

Traumreise zu Hertha/Bertha/Perchta

VIII Nerthus

Nerthus in der germanischen Überlieferung

a) Der Name „Nerthus“

b) Tacitus

c) Jakob Grimm: Deutsche Mythologie

d) Zusammenfassung

Traumreise zu Nerthus

IX Saga

Saga in der germanischen Überlieferung

a) Der Name „Saga“

b) Thulur

c) Gylfis Vision

d) Grimnir-Lied

e) Das erste Lied über Helgi Hunding-Töter

f) Kenningar

g) Zusammenfassung

Lyrische Zusammenfassung

a) An Saga

Traumreise zu Saga

X Groa

Groa in der germanischen Überlieferung

a) Der Name „Groa“

b) Der Zaubergesang der Groa

c) Haustlöng

d) Gylfis Vision

e) Gesta danorum

f) Groa, Menglöd und Freya

g) Zusammenfassung

Lyrische Zusammenfassung

a) An Groa

Traumreise zu Groa

XI Fenja und Menja

Fenja und Menja in der germanischen Überlieferung

a) Die Namen „Fenja“ und „Menja“

b) Skaldskaparmal

c) Grotten-Lied

d) Snaebjorns Lied

e) Skaldskaparmal

f) Skaldskaparmal

g) Heimskringla

h) Skaldskaparmal

i) Groas Zaubergesang

j) Landnamabok

k) Die ältere Version der Huldar-Saga

l) Ortsnamen

m) Kenningar

n) Sonnenlied

o) Zusammenfassung

Lyrische Zusammenfassung

a) Der Mahlstein

Traumreise zu Fenja und Menja

XII Sinmara

Sinmara in der germanischen Überlieferung

a) Der Name „Sinmara“

b) Fiölswin-Lied

c) Gesta danorum

d) Runenstein von Ledberg

e) Runenstein von Gorlev

f) Zusammenfassung

Lyrische Zusammenfassung

a) An Sinmara

Traumreise zu Sinmara

XIII Jarnsaxa

Jarnsaxa in der germanischen Überlieferung

a) Der Name „Jarnsaxa“

b) Thulur

c) Bruchstück eines Liedes des Skalden Einar

d) Skaldskaparmal

e) Lied-Fragment des Skalden Einar Skulason

f) Haraldsdrapa

g) Skaldskaparmal

h) Skaldskaparmal

i) Hyndla-Lied

j) Zusammenfassung

Lyrische Zusammenfassung

a) An Jarnsaxa

Traumreise zu Jarnsaxa

XIV Gunnlöd

Gunnlöd in der germanischen Überlieferung

a) Der Name „Gunnlöd“

b) Skaldskaparmal

c) Havamal

d) Harbard-Lied

e) Skaldskaparmal

f) Kenningar

g) Die Saga über Hromund Greipsson

h) Beowulf-Epos

i) Zusammenfassung

Lyrische Zusammenfassung

a) An Gunnlöd

Traumreise zu Gunnlöd

XV Bödhild

Bödwild in der germanischen Überlieferung

a) Der Name „Bödwild“

b) Völund-Lied

c) Thidreksage

d) Deor

e) Runenstein von Ardre

f) Runenstein von Klinte

g) Das Runenkästchen von Auzon

h) Zusammenfassung

Traumreise zu Bödwild

XVI Bergdis

Bergdis in der germanischen Überlieferung

a) Der Name „Bergdis“

b) Huldar-Saga

c) Die Besiedlung Norwegens

d) Zusammenfassung

XVII Angrboda

Angrboda in der germanischen Überlieferung

a) Der Name „Angrboda“

b) Gylfis Vision

c) Hyndla-Lied

d) Die Vision der Seherin

e) Wegtam-Lied

f) Zusammenfassung

Angrboda bei den Indogermanen

XVIII Laufey

Laufey in der germanischen Überlieferung

a) Der Name „Laufey“

b) Gylfis Vision

c) Sörli-Thattr

d) Skaldskaparmal

e) Gylfis Vision

f) Odins Rabenzauber

g) Skaldskaparmal

h) Gylfis Vision

i) Thrym-Lied

j) Lokasenna

k) Zusammenfassung

Traumreise zu Laufey

XIX Gillings Frau

Gillings Frau in der germanischen Überlieferung

a) Skaldskaparmal

b) Zusammenfassung

XX Schneeweiß-Goldschöne

„Schneeweiß-Goldschöne“ in der germanischen Überlieferung

a) Hymir-Lied

b) Harbard-Lied

c) Saga über Ragnar Lodenhose

d) Fiölswin-Lied

e) Hrafnsmal

f) „Schneewittchen“

g) „Schneeweißchen und Rosenrot“

h) „Fraui Holle“

i) Zusammenfassung

Traumreise zu Schneeweiß-Goldschöne

XXI Grid

Grid in der germanischen Überlieferung

a) Der Name „Grid“

b) Skaldskaparmal

c) Der Vater des Widar Grid-Sohn

d) Thorsdrapa

e) Huldar-Saga

f) Die Saga über Illugi Grid-Ziehsohn

g) Kenningar

h) Brakteaten

i) Zusammenfassung

Lyrische Zusammenfassung

a) An Grid

Traumreise zu Grid

XXII Kolfrosta

Kolfrosta in der germanischen Überlieferung

a) Der Name „Kolfrosta“

b) Die Saga über Bosi und Herraud

c) Zusammenfassung

XXIII Lopthoena

Lopthoena in der germanischen Überlieferung

a) Der Name „Lopthoena“

b) Die Saga über Grim Struppig-Wange

c) Zusammenfassung

XXIV Hjötra

Hjötra in der germanischen Überlieferung

a) Der Name „Hjötra“

b) Gauta Thattr

c) Zusammenfassung

XXV Thora

Thora in der germanischen Überlieferung

a) Der Name „Thora“

b) Ragnars-Saga

c) Die Saga über Bosi und Herraud

d) Zusammenfassung

XXVI Embla

Embla in der germanischen Überlieferung

a) Der Name „Embla“

b) Huldar-Saga

c) Zusammenfassung

XXVII Eik

Eik in der germanischen Überlieferung

a) Der Name „Eik“

b) Huldar-Saga

c) Zusammenfassung

XXVIII Nidr

Nidr in der germanischen Überlieferung

a) Der Name „Nidr“

b) Wafthrudnir-Lied

c) Zusammenfassung

XXIX Vardrun

Vardrun in der germanischen Überlieferung

a) Der Name „Vardrun“

b) Thulur

c) Thrideilur Runa

d) Haraldsdrapa

e) Zusammenfassung

XXX Hruga

Hruga in der germanischen Überlieferung

a) Der Name „Hruga“

b) Thulur

c) Zusammenfassung

XXXI Svivör

Svivör in der germanischen Überlieferung

a) Der Name „Svivör“

b) Skaldskaparmal

c) Zusammenfassung

XXXII Die sieben Schwestern

Die „sieben Schwestern“ in der germanischen Überlieferung

a) Harbard-Lied

b) Illugi-Saga

c) Zusammenfassung

Themenverzeichnis

I Huldar

I 1. Huldar in der germanischen Überlieferung

Die Göttin Huldar ist eine der wenigen germanischen Göttinnen, die von der Römerzeit („Hludana“) über die Wikingerzeit („Huldar“) bis in die heutige Zeit („Frau Holle“) bekannt ist.

Auch wenn es im Detail viele Unterschiede in den Überlieferungen aus den verschiedenen Zeiten gibt, so sind ihre grundlegenden Eigenschaften doch immer gleich geblieben.

I 1. a) Der Name „Hulda“

Der Name „Hulda“ stammt von der altnordischen Wortwurzel „huld“ für „verborgen“.

Von dieser Wurzel leitet sich drei Worte ab:

„hulda“

für „Bedeckung, Schleier, Versteck, Geheimhaltung“,

„hulidr“

für „verborgen, verdeckt, verschleiert“,

„hulning“

für „Versteck, Bedeckung“.

Mit „hulda“ wurden drei zusammengesetzte Worte gebildet:

„hulda-höttr“

für „Mantel des Verbergens“ (Unsichtbarkeits-Umhang),

„hulids-hjálmr“

oder

„hulins-hjálmr“

für „Helm des Verbergens“ (Unsichtbarkeits-Helm),

„bregda-hjálmi“

für „jemanden unsichtbar machen“.

Die Grundbedeutung von „huld“ ist in allen diesen Worten und Wortkombinationen das „nicht sichtbar sein“.

Das zusammengesetzte Verb „bregda-hjálmi“ und vor allem das Substantiv „hulda-höttr“ könnte sich auf die „Tarnkappe“ des Zwerges Alberich in der Sigurd-Sage beziehen. Das dort in der Regel mit „Kappe“ übersetzte Wort bedeutet eigentlich „Cape“, also „Mantel, Umhang“. Solch einen unsichtbar machender Mantel besitzt auch der keltische Toten- und Meeresgott Mannan mac Lir.

Der Ursprung dieses Motivs liegt wahrscheinlich in der Unsichtbarkeit der Seele, wenn sie den Körper verlassen hat.

Eine Parallelentwicklung dazu ist das Falkengewand der Frigg/Freya, durch das man sich in einen Falken verwandelt und ebenso die Schwanenhemden der Walküren. Dieses Kleidungsstück ist verdeutlicht und „technisiert“ das Erlebnis, daß man, wenn man mit seiner Seele seinen Körper verlassen hat („Astralreise“), über ihm schwebt und wie ein Vogel fliegen kann.

Interessanterweise gibt es auch einen „hulids-hjálmr“, also einen Helm, der eine Verborgenheit hervorruft. Dieser scheint näher an der „Tarn-Kappe“ als an dem „Tarn-Cape“ zu sein. Dieser magische Helm erinnert auch an den Ögishelm („Schreckenshelm“), durch den sich der Zwerg Fafnir in der Sigurd-Sage in einen Drachen verwandelt. Da der Drachen bzw. die Schlange ein Bild für den Totengeist in seinem Hügelgrab ist (der Drachenhort sind die goldenen Grabbeigaben), entspricht auch der „Helm, der unsichtbar macht“ der Erscheinung der Seele, die man nicht sehen kann, sofern man nicht hellsichtig ist.

Aus dem Namen „Hulda“ und aus dem Unsichtbarkeit-Umhang und dem Unsichtbarkeits-Helm ergibt sich, daß Hulda eng mit dem unsichtbaren Reich der Toten verbunden gewesen sein muß. Ein enger Zusammenhang der Hulda mit der Jenseitsherrin Hel ist also sehr wahrscheinlich.

Das altnordische „huld“ leitet sich von dem germanischen „hulda“ ab, das eine etwas andere Bedeutung als in der altnordischen Sprache hatte: „Fleisch, Leiche“.

Dieser Bedeutungswandel bestätigt, daß sich die Bedeutung „Unsichtbarkeit“ des altnordischen „huld“ aus der Bedeutung „Toter“ des germanischen „haltha“ gebildet hat. Die Unsichtbarkeit ist eine Qualität der Toten, d.h. genauer gesagt der Totenseelen.

Das altnordische „huld“ gehört auch zu dem Adjektiv „hol“ und dem Substantiv „holr“ mit den Bedeutungen „hohl, Höhle, geneigt, Schräge, Hang, Bogen“ usw. Die Grundvorstellung ist demnach etwas Gebogenes mit einem Innenraum, in dem sich etwas verbirgt – von der Höhle und der Mulde über die Kappe bis hin zur Unsichtbarkeit. Mit diesem Wort ist auch „Hel“ verwandt, deren Name letztlich „Höhle“ im Sinne von „Grabkammer in einem Hügelgrab“ bedeutet. Huldar ist somit ursprünglich auch mit Hel identisch gewesen.

Das germanische Wort „haltha“ stammt wiederum von dem indogermanischen Verb „skel“ für „schlagen, hauen, schneiden“ und „Schräge, Neigung, Abgeschnittenes“ ab. Das Wort „haltha“ hat sich schrittweise von „skel“ über „kel“ zu „hel“ entwickelt und erhielt im Germanischen noch ein „d“-Suffix angehängt, wodurch schließlich nach einer Vokalverschiebung das Wort „huld“ entstand.

Es gibt noch einen zweiten „roten Faden“, den man zur Ergründung der Bedeutung des Namens „Hulda“ verfolgen kann.

Das germanische Wort „haltha“ hat neben der Grundbedeutung „Neigung“ auch die Nebenbedeutung „Zu-Neigung“, die die eine Hinwendung zu einer Person ist, bei der man den Oberkörper wie beim intensiven Zuhören ein wenig dieser Person entgegenbeugt.

Daraus hat sich dann das gotische „hulps“, das althochdeutsche „hold“, das mittelhochdeutsche „holt“ und schließlich das neuhochdeutsche „hold“ gebildet. Alle diese Adjektive bedeuten „hold, geneigt, zugetan, zugeneigt, wohlgesonnen, treu“. Das Substantiv dazu ist „Huld“ im Sinne von „die Wohlgesonnene“, von dem es einige Ableitungen wie z.B. „Unhold“ für „Feind, Dämon“ gibt.

Im Altenglischen wurde das germanische „holtha“ zu „hold“ und im Schwedischen zu „huld“.

Von dieser Bedeutung der „Zu-Neigung“ ausgehend bedeutet der Name „Hulda“ die „Huldvolle“, womit die anteilnehmende und helfende Zuneigung gemeint ist. Dies ist eine der Grundeigenschaften aller Muttergöttinnen.

Der Name der Göttin „Hulda“ wird somit in erster Linie wohl „die Hilfreiche und Fürsorgliche (im Jenseits)“ bedeutet haben. Diese Kern-Bedeutung war jedoch von einem Umfeld von Assoziationen umgeben, in denen der Unsichtbarkeits-Mantel und der Ögishelm (der seinen Träger in einen Drachen verwandelte) die beiden wichtigsten Gegenstände gewesen sind.

Zu diesen Namens-Assoziationen kommen natürlich noch eine ganze Reihe mythologischer Assoziationen hinzu, die im Folgenden beschrieben werden.

I 1. b) Heimskrinlga

Im „Ynglingatal“ („Bericht über die Könige vom Geschlecht der Ynglinge“), das das eine der Grundlagen des von Snorri Sturlusons um ca. 1220 n.Chr. verfaßten Geschichtswerkes „Heimskringla“ („Weltkreis“) ist, erscheint „Hulda“ als eine zauberkundige Frau.

Vanlande, Swegdes Sohn folgte auf seinen Vater und herrschte über den Bereich von Uppsala. Er war ein großer Krieger und zog weit in verschiedenen Ländern umher. Einst bezog er sein Winterquartier in Finnland bei Snae dem Alten und erhielt seine Tochter Driva zur Frau. Im Frühjahr brach er wieder auf und ließ Driva zurück und obwohl er versprochen hatte, innerhalb von drei Jahren zurückzukehren, kehrte er auch nach zehn Jahren noch nicht wieder zurück.

Da sandte Driva eine Nachricht zu der Zauberin Huld und sie sandte ihren Sohn Visbur, den sie von Vanlande empfangen hatte, nach Schweden. Driva gab der Zauberfrau Schätze dafür, daß sie entweder Vanlande so behext, daß er nach Finnland zurückkehrt, oder daß sie ihn tötet.

Huld wird hier „seidkona“, d.h. „Seidir-kundige Frau“ genannt. „Seidir“ ist im engeren Sinne die Kunst, den Göttermet und andere Ritual- und Zaubertränke herzustellen und im weiteren Sinne die Zauberkunst allgemein.

Als diese Hexerei vor sich ging, weilte Vanlande in Uppsala und es überkam ihn ein großes Verlangen, nach Finnland zu gehen, aber seine Freunde und Berater sprachen dagegen und sagten, daß sich die Zauberkünste der finnischen Leute in diesem Verlangen, dorthin zu gehen, zeigten.

Daraufhin wurde er sehr müde und legte sich zum Schlafen nieder. Als er jedoch ein wenig geschlafen hatte, schrie er auf und sagte, daß die Mara auf ihn trampelte. Seine Männer eilten zu ihm, um ihm zu helfen, aber als sie seinen Kopf hielten, trampelte sie auf seinen Beinen; und als sei seine Beine ergriffen, packte sie seinen Kopf – und das war sein Tod.

Das Wort „Mara“ ist verwandt mit „Mähre“ (Pferd) und mit „Nachtmahr“ (Geist, der Alpträume verursacht). Die „Mara“ wurde offenbar als ein Pferd angesehen, daß den Schlafenden zertrampelt. Das Zertrampeln von einem Pferd wurde als eine der schändlichsten Todesarten angesehen. Auf diese Weise wurde u.a. Sigurds Tochter Schwanhild von König Jörmunrek getötet.

Die Schweden nahmen seinen Leib und verbrannten ihn an einem Fluß, der Skytaa hieß und errichteten einen stehenden Stein über ihm.

So sang Thjodolf:

Und Vanlande wurde in seiner Sterbestunde

von der Macht von Grimhilds Tochter,

der Zauberin, zu dem Wohnort gezerrt,

an dem Männer Odin von Angesicht zu Angesicht begegnen.

Seine treues Gefolge trug seine Leiche,

zu Tode zertrampelt, zum Ufer der Skytaa,

an dem sie sie mit schweren Herzen verbrannten –

den guten Fürsten, der von Hexenkünsten getötet worden war.

Der Ort, an dem man Odin von Angesicht zu Angesicht sieht, ist Walhall, d.h. das Jenseits.

Visbur folgte auf seinen Vater Vanlande. Er heiratete die Tochter von Aud der Reichen und gab ihr als Mitgift drei große Bauerngüter und einen Goldschmuck. Sie hatten zwei Söhne: Gisle und Ond.

Visbur jedoch verließ sie und nahm eine andere Frau, woraufhin Aud mit ihren beiden Söhnen zu ihrem Vater zurückkehrte.

Visbur hatte einen Sohn, der Domald genannt wurde und seine Stiefmutter Aud gebrauchte Hexenkunst, um ihm zu schaden.

Als nun der eine von Visburs Söhne zwölf und der andere dreizehn Jahre alt war, gingen sie zu dem Wohnort ihres Vaters und verlangten die Mitgift ihrer Mutter, aber er gab sie ihnen nicht.

Es war offenbar üblich, daß eine Frau nach einer Trennung ihre Mitgift wieder mitnehmen konnte („Gütertrennung“).

Da sagten sie, daß der Goldschmuck der Tod des besten Mannes in seinem ganzen Volk sein solle, und kehrten wieder heim. Dann begannen sie wieder mit Zaubergesängen und mit Hexenkunst, um zu erproben, ob sie ihren Vater töten könnten.

Die Seherin Huld sagte, daß sie dies durch ihre Zauberkünste erreichen könne und daß in der Sippe der Ynglinge immer jemand einen seiner Verwandten töten solle. Sie stimmten zu, daß es so geschehen solle. Da versammelten sie Männer, zogen unerwartet des Nachts zu Visbur und verbrannten ihn in seinem Haus.

An dieser Stelle wird Huld als „völva“ bezeichnet, d.h. als eine „Stab-Frau“, also eine Seherin mit einem Zauberstab. Dieser Stab symbolisiert den Weltenbaum und somit auch die Verbindung der Seherin zu den Ahnen und Göttern im Jenseits.

Das Zaubern der Huld wird hier auch „sida“ genannt – sie ist also auch hier eine „seidkona“.

So singt Thjodolf:

Haben die wütenden Zungen der bellenden Feuer-Hunde

Visburs Blut auf seinem eigenen Herd geleckt?

Haben die Flammen die Wohnung

seiner Seele hier auf Erden verzehrt?

In Wahnsinn habt ihr gehandelt,

die ihr den Forst-Feind, das rote Feuer, den Nacht-Dieb,

den grausamen Bruder der tobenden See,

gegen euren Vater und Fürsten freigesetzt habt!

Der „Bruder der See“ ist der Feuergott Logi. Logis Brüder sind der Meeresgott Hler und der Windgott Kari.

In dieser Sage erscheint Huld als eine zauberkundige Frau und nicht als Göttin. Da in der Heimskringla jedoch alle Götter zu Königen, Königinnen und andern Menschen der Vorzeit umgedeutet worden sind, könnte Huld einst durchaus als zauberkundige Göttin angesehen worden sein.

I 1. c) Die jüngere Version der Huldar-Saga

Diese Version der Saga ist um ca. 1800 n.Chr. aus älteren Quellen zusammengestellt worden. In diese Sage sind sehr viele ältere Motive aus anderen Mythen und historisch-mythologischen Berichten eingearbeitet worden.

Die Götter sind in dieser Saga zu Königen und Menschen früherer Zeiten umgedeutet worden.

In den folgenden Stammbäumen sind Götter fett gedruckt, Riesen fett/kursiv und Könige kursiv.

Die Unterscheidung zwischen Göttern und Riesen sowie zwischen Göttinnen, Riesinnen und zauberkundigen Seherinnen ist oft kaum möglich, da die Riesen die Ahnen der Götter sind und die Könige und Seherinnen von den Göttern abstammen. Zwischen Riesen, Göttern, Königen, Seherinnen und normalen Menschen bestehen keine prinzipiellen, sondern nur graduelle Unterschiede.

In dem Stammbaum erscheint Huld zweimal. Ihr Charakter und die Art der Erzählungen über sie sind jedoch gleich, sodaß man die beiden Seherin/Zauberinnen bzw. Göttinnen als dieselbe Gestalt ansehen kann.

In dem Stammbaum erscheinen mehrere Gründer von Königsdynastien, sodaß ein wesentlicher Aspekt der Huldar-Saga die Darstellung der Abstammung dieser Königshäuser von Huld gewesen ist.

Die Dynastie der norwegischen Säminger

Skadi erscheint auch am Anfang der Völsungen-Saga zusammen mit Sigi Odin-Sohn. Dort ist sie jedoch schon zu einem Mann umgedeutet worden. Skadi ist die Tochter des ehemaligen Göttervaters Tyr-Thiazi gewesen. Das heißt, daß sie ursprünglich seine Mutter, Frau und Tochter gewesen sein wird. Diese Dreiheit ergab sich aus den Wiedergeburts-Vorstellungen (siehe auch „Wiederzeugung „ in Band 51).

Die Dynastie der nordnorwegischen Halogi-Könige

Logi ist ein Sohn des Tyr-Riesen Fornjotr. Die Wurzel dieser Stammbäume in der früheren Tyr-zentrierten Religion ist hier sehr deutlich. Das bedeutet, daß auch Huldar aus diesen Mythen vor 500 n.Chr., also aus der Zeit vor der Absetzung des Tyr als nordgermanischer Göttervater durch Thor und Odin stammt.

Die Dynastie der norwegischen/schwedischen Ynglinge

In Skirnir-Lied ist Gerdr die Tochter des Tyr-Riesen Gymir. Gymir ist mit Hler, dem Bruder des Logi, identisch. Gymir ist der ehemalige Sonnengott-Göttervater Tyr als Riese in der Wasserunterwelt.

Möglicherweise ist der Feuergott Logi eine Umdeutung des Sonnenfeuers des Sonnengott-Göttervaters Tyr.

Wenn dies zutreffen sollte, wird der Windgott Kari, der der dritte dieser Brüder ist, die Seelen (Atem, Wind) darstellen. Dieser „Seelen-Wind“ kommt auf den erhaltenen Darstellungen des Tyr aus dem Mund des Tyr (siehe Band 3).

Diese drei Brüder, die die Söhne des Tyr-Riesen Fornjotr sind, stellen anscheinend Aspekte des Tyr dar.

Die Dynastie der nordnorwegischen Rabennest-Leute

Die Rabennest-Leute sind vor allem Ketil Forelle, dessen Sohn Grim Struppig-Wange, dessen Sohn Pfeile-Odd und dessen Sohn An Bogenbieger, deren Sagas sehr viele Elemente der alten Tyr-Mythen enthalten (siehe auch die Sagas dieser Männer in Band 79).

Wenn man den in der Huldar-Saga berichtete Stammbaum auf die wichtigsten Ahnen reduziert, ergibt sich die auf der folgenden Seite dargestellte Übersicht. In ihm sind die eben dargestellten Ursprungs-Stammbäume der vier skandinavischen Königshäuser enthalten.

In diesem Zusammenhang ist Huld vor allem die zauberkundige Mutter der Könige von Norwegen und Schweden.

Der Stammbaum von Huld der Älteren und Huld der Jüngeren- nach der jüngeren Version der Huldar-Saga -

„Thiazi“ ist eine Variante des Namens des ehemaligen Göttervaters „Tyr“ und ebenso der Name „Ölvaldi“, der „All-Herrscher“ bedeutet – Ölvaldi ist der Göttervater als oberster Gott, Thiazi der alte Göttervater als Jenseits-Riese am Abend und Thiazi der am Morgen wiedergeborene junge Göttervater.

Huld ist in der Überlieferung eine Gestalt, die zwischen Göttin und Seherin steht. Ihre beiden Töchter Thorgerd und Irpa (Yrpa) sind hingegen aus anderen Quellen als Göttinnen bekannt.

Dieser Stammbaum ist wahrscheinlich erst eine jüngere Zusammenstellung. Daher ist es recht fraglich, ob um 900 n.Chr., als die germanische Religion zumindestens auf Island noch das allgemeine Weltbild gewesen ist, Hulda bereits als die Tochter der (Men-)Glöd (=Freya) angesehen worden ist. Der Stammbaum zeigt aber zumindestens, daß man Glöd (Freya-Menglöd), Huld, Thorgerdr und Irpa als ähnliche Göttinnen ansah, da sie sonst wohl nicht als Großmutter, Mutter und Töchter zu einer Sippe zusammengefaßt worden wären.

Im Folgenden werden nur die Teile der Saga, die sich auf Huld beziehen, aufgeführt. Die fortgelassenen Teile, die ca. die Hälfte des Textes umfassen, beziehen sich auf andere Angehörige der Sippe und deren Heiraten, Ehebrüche und Kriege.

1. Teil: Huld die Ältere

Dort, wo in Schweden jetzt der Lögrinn (Mälarsee) liegt, war vordem die Landschaft Lagarstöd, bis Gefjun das Land von Gylfi erhalten und daraus die Insel Seeland gebildet hatte.

In dieser Landschaft wohnte die zauberkundige Jörd mit ihren Töchtern Eik und Embla auf einem Hof, der nach ihr Jardardalr hieß. Die Dänen nannten ihn aber später Herthu-Tal und erwiesen der Jörd göttliche Ehren.

Jörd ist die Erdgöttin.

… … …

Njörd hatte die Skadi zur Frau, eine Tochter des Riesen Thjassi, die sich aber aus Liebe zu den Bergen von ihm trennte. Sie heiratete Odin, mit dem sie viele Söhne gewann, deren ältester Sämingr war.

Njörd ist wie Hler der ehemalige Göttervater Tyr in der Wasserunterwelt.

… … …

Der Riese Hringvölnir hatte vor seinem Tode mit der Eik eine Tochter erzeugt, welche Huld hieß und bei dem Riesen Örnir erzogen wurde.

Huld erscheint in dieser Sage somit als eine Riesin, da ihr Vater der Riese Hringvölnir („Ring-Stab“) und ihre Mutter die Riesin Eik („Eiche“ ist), die wiederum die Tochter der Erdgöttin/Erdriesin Jörd („Erde“) und des Gottes Tyr-Njörd ist.

Um sie hielt Heimir an, ein Sohn des Agnarr Vandlisson, der vorher die Hringja, Gylfi's Schwester, zur Frau gehabt hatte. Auf der Heimfahrt mit ihr wird er jedoch von dem zauberkundigen Finnenhäuptling Frosti, dem Sohn des Kari Fornjotsson, erschossen und Huld entführt.

Huld lernte bei Frosti mancherlei Zauberkünste.

Da sie aber nicht sein Nebenweib werden wollte, entfloh sie ihm und nahm in einer Waldhöhle ihre Wohnung.

Frosti ist auch im Flateyarbok einer der Nachkommen des Windgottes Kari. Die Finnen wurden von den Germanen häufig den Riesen gleichgesetzt – entsprechend war „Finnland“ eine beliebte Umschreibung für „Jenseits“. Die Zauberkunst der Finnen wird häufig erwähnt – es war auch schon damals so, daß die unbekannten Zauber, die in von den Magiern und Zauberinnen ferner Länder ausgeübt wurden, als besonders wirksam angesehen wurde.

Das Wohnen in einer Waldhöhle ist ein typisches Merkmal für die Seherinnen der Germanen und erscheint auch mehrfach in der Huldar-Saga. „Waldhöhle“ ist eine Umschreibung für „Hügelgrab“. Im Harbardlied werden die Hügelgräber „Waldwohnungen“ genannt. Huldar ist somit vermutlich eine Jenseitsgöttin – auch wenn Seherinnen ihr Wissen generell von den Ahnen in den Hügelgräbern erhalten haben.

Da begab es sich, daß Odin auf der Jagd von einem Hirsch nach dieser Höhle gelockt und hier wohl aufgenommen wurde. Er begrüßte die Huld sofort bei ihrem Namen, während er den seinigen verleugnete.

Das Verirren auf der Hirschjagd ist in den Sagas eine sehr beliebte Umdeutung für die Hirschjagd, die dem Opfer eines Hirsches in den Tyr-Ritualen vorausging. Tyr nahm auf seiner Jenseitsreise dann die Gestalt dieses Hirsches (in anderen Ritualen die Gestalt eines Stieres) an, um auf magische Weise seine Zeugungskraft abzusichern, die er für seine Wiederzeugung mit der Jenseitsgöttin brauchte.

Nach mancherlei Gesprächen über Runen und Zauberei verbrachten sie die Nacht miteinander, am nächsten Morgen aber nannte auch sie ihn bei seinem Namen und erklärte ihm, daß sie ihn zu sich habe locken lassen, um womöglich von ihm ein Kind zu bekommen, was sich aber jetzt als unmöglich erwiesen habe.

Huld zählt offenbar zu den Riesinnen wie Gunnlöd oder Rindr, mit denen sich Odin im Jenseits vereint. Die Höhle im Wald, in der Hulda lebt, ist folglich ein Bild für das Jenseits – die bekannteste dieser Höhlen ist die der Riesin Hel („Höhle“). Alle diese Riesinnen sind letztlich die Göttin im Jenseits (Frigg/Freya), mit der sich die Toten bei der Wiederzeugung vereinen, die der Wiedergeburt vorausgeht.

Auch die Zauberkunst paßt in dieses Bild, denn die Magie wurde damals nicht so sehr als persönliche Leistung, sondern als eine Handlung der Ahnen bzw. Götter, die von ihnen aus dem Jenseits heraus in das Diesseits herüberwirkte und daher auch mit den „magischen Jenseitsgesetzen“ die üblichen Naturgesetze im Diesseits außer Kraft setzen konnte. Die Leistung des Magiers oder der Zauberin bestand darin, diesen Kontakt zu den Ahnen bzw. Göttern herzustellen.

Aus dieser Auffassung der Magie und dieser Vorgehensweise beim Zaubern ergab sich, daß die Wesen des Jenseits die Zauberkunst beherrschten. Die Magie ist sozusagen das normale Handwerk der Wesen im Jenseits. Aus diesem Grund wurden die zauberkundigen Männer und Frauen auch vor allem als Seher und Seherinnen bezeichnet: Sie waren in der Lage, das Jenseits sowie die Ahnen und Götter in ihm zu sehen und daher auch mit ihnen Kontakt aufzunehmen und von ihnen Rat und Hilfe zu erhalten, d.h. Magie zu bewirken.

Da verhieß ihr Odin anderweitige Nachkommen, denen Tempel geweiht und Opfer gebracht werden würden, und ihr selber bestimmt er, daß solche Ehren auch einem von ihr abstammenden und mit ihr gleichnamigen Weibe und dessen Kindern zuteil werden sollten.

Ursprünglich hat sich die Göttin mit dem Sonnengott-Göttervater Tyr nachts im Jenseits vereint, ihn dann am Morgen wiedergeboren, sich nach seinem Tod am Abend wieder mit ihm vereint, ihn dann am Morgen wiedergeboren usw. Dadurch war Tyr er selber, aber auch sein eigener Vater und sein eigener Sohn, denn alle „Inkarnationen“ des Tyr waren immer derselbe Tyr.

Als dann die Mythen dahingehend geändert wurden, daß die Göttin auch sich selber wiedergeboren hat, wurden Gott und Göttin durch die gemeinsame Geburt zu Geschwistern, wodurch das Inzest-Motiv (Freyr und Freya) entstand. Durch diese gemeinsame Wiedergeburt wurde auch die Göttin zu ihrer eigenen Mutter und zu ihrer eigenen Tochter.

Dieses Motiv der gemeinsamen Wiedergeburten von Jenseitsgöttin und Sonnengott-Göttervater werden der Ursprung der beiden Huldars sein – auch wenn sie in dieser Saga nicht mehr Mutter und Tochter sind, sondern einige Generationen zwischen ihnen liegen.

Auf ihre Frage, welchen Mann sie nehmen solle, wies Odin sie an den, der zuerst zu ihrer Behausung kommen werde, und zog dann seines Weges.

Es kam jedoch Logi, des Finnenhäuptlings Frosti Sohn, ein Halbriese wie sein ganzes Geschlecht. Den nahm Huld und gewann mit ihm eine Tochter Namens Gerdr. … … …

Gerdr ist in der Edda die Tochter des Gymir, der mit Ägir und Hler identisch ist. Alle drei verkörpern als Riese bzw. Gott das Meer – ursprünglich ist dieser Gott der Tyr-Riese in der Wasserunterwelt gewesen.

Der Charakter der Huld der Älteren

Huld die Ältere ist die Tochter des Riesen Hringvölnir und der Eik, die die Tochter der Erdgöttin Jörd ist.

Huld erlernt die Zauberkunst von dem Riesen Frosti, dem Sohn des Windgottes/Windriesen Kari, der der Sohn des Urriesen Fornjotr (Tyr-Ymir) ist.

Sie lebt wie eine Seherin in einer Waldhöhle.

Sie rief Odin durch Magie zu sich und vereinte sich mit ihm. Sie haben jedoch keine Kinder zusammen.

Huld und der Feuergott Logi, der ein Bruder des Windgottes Kari ist (in dieser Sage ein Sohn des Kari) haben zusammen die Tochter Gerdr (eine Riesin), die in der Edda die Frau des Gottes Freyr ist.

Die Wurzeln der Mythen der Huld liegen in der alten, Tyr-zentrierten Religion der Nordgermanen vor 500 n.Chr.

2. Teil: Huld die Jüngere

Nun starben sowohl Freyr als auch Godhjalti. Dem ersteren folgte sein Sohn Fjölnir in der Herrschaft, dem letzteren aber sein Sohn Sverdhjalti.

… … …

Sverdhjalti aber fiel auf einer Heerfahrt und ihm folgte sein Sohn Himinleygr in der Herrschaft.

… … …

Himinleygr hatte einen Sohn Namens Haddbroddr.

… … …

Haddbroddr verirrte sich einmal auf der Jagd, kam an einen Hof, in welchen er Einlaß findet, und ward hier von einem wunderschönen Weibe begrüßt, welches ihn bewirtete und durch Gespräch und Harfenspiel trefflich unterhielt. Dies war Glöd, die Herrin des Hauses. Drei Nächte teilte er mit ihr das Lager und erzeugte mit ihr die Huld, an der sich Odins und der Stammmutter Huld Weissagung erfüllen sollte.

Sehr wahrscheinlich ist diese Glöd, die auf einem Hof im Wald wohnt, mit der Göttin Freya-Menglöd identisch. Huldar, Freya-Menglöd, Skadi und Gerdr sind zumindestens in dieser Saga mehr oder weniger dieselbe Göttin – die Wiederzeugungs-Geliebte und die Wiedergeburts-Mutter im Jenseits.

Haddbroddr ist ein Urururenkel des Odin. Der Männername „Haddbroddr“ hat die Bedeutung „Langhaar-Stirn“. Der Name „Hadding“, also „Langhaariger“ ist ein Beiname der beiden Alcis-Söhne des Tyr und sekundär auch des Tyr selber. Dieses Motiv stammt von den langen Mähnen der beiden Alcis, wenn sie als die beiden Rosse vor dem Sonnen-Streitwagen des Tyr erscheinen.

Glöd gibt dem Haddbroddr über die Geburt der Huld Bescheid und verkündet ihm zugleich seines Vaters Tod, indem sie ihn sogleich heimkehren heißt, aber ihn auch für den Fall schwer bedroht, daß er die Tochter nicht gut aufnehme, die sie ihm schicken werde, sowie sie ihr drittes Jahr erreicht habe.

Da ging Haddbroddr heim und übernahm die Regierung seines Reiches. Er heiratete und gewann mit seiner Frau einen Sohn, welcher Heimgestr Huldar-Bruder genannt wurde. Nach einigen Jahren brachte ihm ein bejahrtes Weib die dreijährige Huld als sein Kind. Da er sie aber nicht annahm, trug das Weib sie wieder fort.

Da brachte Glöd die Huld nach Finnland zu Snär dem Alten zur Erziehung. Kurz darauf erschien sie aber dem Haddbrodd im Traum und verhieß ihm zur Vergeltung seiner Schuld eigenes Unglück und seinem Hause den Verlust seines Reiches auf volle 700 Jahre.

Nicht lange darauf stürzte er auch wirklich auf der Jagd mit seinem Pferde, trug eine Lähmung davon und starb nach kurzer Frist. Seine vier Brüder rissen das Reich an sich. Der junge Heimgestr wurde in der Landschaft, welche man später Halogaland nannte, in Sicherheit gebracht, wo er bei einem Bauern Namens Frekan aufwuchs.

Dieselbe Szene der abgelehnten Tochter und der anschließenden Verfluchung wird auch in der Heimskringla über König Vanlande berichtet. Hier ist die Wiederzeugung zusammen mit der Jenseitsgöttin in der Unterwelt zu einem Todesfluch durch diese Göttin nach der Vereinigung mit ihr umgedeutet worden – ein Vorgang, der aufgrund der Angst vor dem Tod bei vielen Dingen zu beobachten ist, die ursprünglich einmal dem Toten im Jenseits geholfen haben …

Auch Glöd (Freya-Menglöd), die Mutter von Huld der Jüngeren, beherrscht die Zauberkunst: Sie kann zum einen anderen Menschen im Traum erscheinen und ihnen etwas verkünden und sie kann zum effektive Flüche aussprechen und so den Tod eines Menschen verursachen.

Thori aber, der Sohn des Snaer dem Alten, erzeugte den Norr, Gorr und die Goi.

Seine Schwester Drifa war inzwischen im Hause ihres Vaters Snaer und befreundete sich sehr mit der jungen Huld, welche ungemein zauberkundig wurde und bald als Huld seidkona, bald als Huld Völva oder Trollfrau bezeichnet wurde.

Diese Begriffe bezeichnen alle drei eine Zauberin: „Völva“ ist die „Stabträgerin“, d.h. eine Frau, die in der Lage ist, den Weltenbaum (= „Stab“) entlang vom Diesseits ins Jenseits zu reisen; eine „Seidkona“ ist eine „Sudkunst-Frau“, d.h. eigentlich die Priesterin, die den Göttermet braut; und die „Trollkona“ ist eine „Trollfrau“, was bedeutet, daß sie wie die Trolle die Zauberkunst beherrscht.

Inzwischen kam König Vanlandi, begleitet von Gnapi, einem Sohn des Skolpnir und der Sylgja, einer Schwester des Vikings Mysingr, auf einer ostwärts unternommenen Heerfahrt zu einem alten Steinbewohner, der ihm zum Dank für ein Geschenk den dreifachen Rat gab, nie nach Finnland zu fahren und jedenfalls dort kein Weib zu nehmen, wenn er es aber doch tun würde, den Finnen getreulich sein Wort halten und überdies sich vor den Nachkommen Odins und der Skadi wohl hüten solle, da diese ihm und seinem Hause gefährlich seien.

Ein „Steinbewohner“ ist ein „Riese“. Der „Stein“ ist ein Hügelgrab – später stellte man sich vor, daß die Riesen in abgelegenen Gegenden in den Bergen wohnten.

Dennoch fuhr Vanlandi im nächsten Frühjahr, von Gnapi vergeblich gewarnt, nach Finnland. Von dem alten Snaer gut aufgenommen, verliebt er sich in dessen Tochter Drifa und heiratet sie, reiste aber im Frühjahr ohne sie heim, mit dem Versprechen, innerhalb dreier Jahre zu ihr zurückzukehren.

Da er sich trotzdem im dritten Jahre dazu überreden ließ, nicht nach Finnland zu gehen, verließ ihn Gnapi.

Da Vanlandi erfuhr, daß der Riese Glamr, des Klaufi Bruderssohn, seinen Vater getötet hatte, erschlug er ihn, heiratete aber dessen Tochter Birta und erzeugte mit ihr den Heidir.

Drifa dagegen suchte zunächst vergeblich den Vanlandi durch Zauber zu sich zu locken.

Inzwischen war Heimgestr Haddbroddsson auf Heerfahrt gezogen. Er hatte dabei einen Kampf mit Stigandi, einem Sohne des Riesen Rangbeinn und einer Schwester von Audr dem Reichen. Diesen Kampf hatte er durch die Hilfe seiner in Walgestalt auftretenden Schwester Huld siegreich bestanden.

Die Verwandlung in einen Wal war damals anscheinend eine der üblichen magischen Künste, denn dies wird in der Heimskringla auch von einem Magier des dänischen Königs Harald Blauzahn berichtet und ebenso in der Saga von Fridthjof dem Kühnen sowie an in anderen Erzählungen.

Insgesamt trieb er sich zehn Jahre auf Heerfahrt herum.

Drifa aber bewog, nachdem Vanlandi zehn Jahre fortgeblieben war, durch reiche Geschenke die Huld, ihn durch Zauber entweder zu ihr zurückzubringen oder zu töten. Da ihn seine Leute jedoch nicht ziehen ließen, trat ihn die Mahr, bis er starb, und sein Sohn Visburr folgte auf ihn als Herrscher.

Diese Geschichte über Vanlandi ist offensichtlich alt, da sie bereits um ca. 1220 n.Chr. von Snorri Sturluson in seinem Geschichtswerk „Heimskringla“ berichtet wird. Die Wahrscheinlichkeit ist somit recht groß, daß auch die anderen Teile der Saga schon recht alt sind, auch wenn die Saga als Ganzes vielleicht aus verschiedenen Teilen zusammengesetzt und bearbeitet worden ist.

Audr der Reiche im Südmänner-Land hatte einen Sohn Sölvi, welcher geboren wurde, als Visburr ein Jahr regiert hatte. Mit ihm wuchs Heidir Gnapason auf, der um ein Jahr jünger war.

Aud ist eine der vielen Formen des Tyr. Er erscheint in „Gylfis Vision“ als Sohn der Nachtgöttin Nott (Jenseitsgöttin) und des Naglfari (Tyr).

Inzwischen erklärte Heimgestr seinem Pflegevater Frekan, daß er das Land verlassen wolle, um ihn keiner Gefahr seitens seiner Oheime auszusetzen und da dieser hiervon nichts wissen wollte, drang er darauf, daß wenigstens seine Schwester Huld geholt werde.

Inzwischen hatte der Riese Svadi, bei dem der junge Heidir drei Jahre lang geblieben war, den alten Snaer in Finnland besucht, sich mit der Huld befreundet, sie aber doch nicht bewegen können, ihm in seine Heimat zu folgen. Auf der Heimreise aber war er durch den Riesen Helreginn von Elivogar erschlagen worden.

Die „Eiswogen“ („Eliwagar“) sind ein Bild für das Eis-Jenseits im Norden, was daher sozusagen der natürliche Wohnort der Riesen war, die die Ahnen der Götter gewesen sind. Aus der Kombination des Motivs des Eis-Jenseits mit dem Motiv der Riesen, die dort wohnen, entstand das Bild der Eisriesen. Das Urbild dieser Eisriesen ist der Riese Frosti, der Sohn des Windriesen Kari.

Sowohl Svadi („Schwarzer“) als auch Helreginn („Hel-Herrscher“) sind Tyr-Riesen.

Auch Frekans Boten wurden von eben diesem Riesen angefallen und nur dadurch gerettet, daß sie noch rechtzeitig die Huld um Hilfe anriefen.

Hier wird Huld bereits wie eine Göttin um Hilfe angerufen.

Die Fähigkeit, innere Notrufe hören zu können, also „fortgeschrittene Telepathie“, ist aber durchaus auch von Yogis, Sufis, Heiligen, Medien und anderen „spirituellen Spezialisten“ bekannt. Es könnte sich bei diesen Berichten über die Huld also durchaus auch um Dinge handeln, die in genau dieser Weise stattgefunden haben – oder zumindestens dem Verfasser dieser Saga aus eigenen Erlebnissen bekannt gewesen sind.

Diese von den Sehern und Seherinnen der Germanen überlieferten Fähigkeiten werden auch über die ihnen nah verwandten Druiden berichtet.

Obwohl Snaer und zumal Drifa ihn nur ungern gehen ließen, folgte Huld ihnen doch nach dem Naumu-Tal, wo sie fortan einsam in einer Waldhütte wohnte.

Dies ist der bei den Germanen übliche Wohnort einer Seherin, der auch von Huld der Älteren sowie von (Men-)Glöd, der Mutter von Huld der Jüngeren berichtet wird. Die „Waldhütte“ wird der „Waldhöhle“, also dem Hügelgrab entsprechen.

Halogi war der zauberkundigen Beherrscher von Halogaland. Er war aus dem Geschlechte des Logi Fornjot-Sohn. Halogi kam einst auf der Rückkehr von einer Heerfahrt in das Naumu-Tal und wurde von Frekan gastlich aufgenommen.

Er überwinterte bei ihm und stieß bei einer Gelegenheit auf die Wohnung der Huld, geriet mit ihr in ein Gespräch, warb um sie und heiratete sie mit Heimgests Zustimmung.

Es scheint recht passend zu sein, daß ein Zauberer-Seher eine Zauberin-Seherin heiratet. Es ist auch für den germanischen Priesterstand gut denkbar, aber keineswegs sicher, daß des öfteren innerhalb dieses Standes geheiratet wurde.

Er zog mit ihr nach Halogaland zurück und gewann mit ihr eine Tochter, welche Thorgerdr genannt ward, und als ihres Vaters besonderer Liebling den Beinamen Holgabrud erhielt.

„Thorgerdr“ war eine wichtige Kriegs- und Schutzgöttin in Island. Ihr Name bedeutet „Schutz/Beschützerin des Thor“.

Ihr Beiname „Holgabrud“ bedeutet „Braut des Holga“. Da das Halogaland nach Haloga/Holga benannt worden war, ist Thorgerdr somit die Braut des Landes, womit wohl Frau des Landes im Sinne „Beschützerin des Halogalandes“ gemeint ist. „Holga“ wird jedoch auch mit dem Namen „Helgi“ identisch sein, der „Heiler, Heiliger“ bedeutet und der ein Beiname des Tyr gewesen ist.

Aufgrund ihres Beinamens muß Thorgerdr einst die Frau des Tyr-Helgi gewesen sein. Ihr Name „Thorgerdr“ könnte daher recht neu sein und sie als „Gerdr des Thor“ bezeichnen, also als die Göttin Gerdr, die Thor nach der Absetzung des Tyr dem Tyr fortgenommen und selber zur Frau erwählt hat – so wie auch Freyr die Gerdr dem Tyr-Gymir fortgenommen hat.

Thorgerdr Holgabrudr wird daher ursprünglich die Göttin Freya als „Braut“ des Tyr gewesen sein.

Später ward ihnen noch eine Tochter geboren, die Yrpa. Heimgestr aber kam auf einer Reise, die er unternahm, um den Holgi zu besuchen, zu dem Bauern Kleggi und erzeugte mit dessen Tochter die Lofn, welche er als sein Kind anerkannte und bei Holgi erziehen ließ. Bald darauf ernannte ihn dieser als Häuptling über Naumudal.

Auch Lofn „(Liebe“) ist eine Asin. Sie ist vermutlich ein verselbständigter Aspekt der Göttin Freya.

In dieser Saga erscheinen die Göttinnen Huldar, Skadi, Gerdr, Freya-Menglöd, Lofn, Thorgerdr und Yrpa als eine einzige Sippe. Das läßt zumindestens vermuten, daß der Charakter dieser Göttinnen sehr ähnlich gewesen ist oder daß diese Namen sogar als Aspekte derselben Göttin aufgefaßt worden sind.

… … …

Sokni hieß ein Häuptling im Sokna-Tal, ein schwedischer Wikinger, der sich dort niedergelassen hatte. Der hörte von Holgi und fuhr nordwärts, um sich mit ihm zu messen.

Holgi war mit Heimgest auf einem Kriegszug unterwegs, als er dahin kam. Als er aber den Hof angreifen wollte, versagten ihm und den Seinigen die Waffen und er selbst wurde von einem Weibe gefangen genommen. Es war dies die Königin Huld, welche ihn indessen im Frieden ziehen ließ, mit dem Rat, sich in Zukunft nicht mehr mit überlegenen Gegnern anzulegen.

Huld beherrschte offenbar auch einige Arten von Kampfzauber, gegen die normale Wikinger hilflos waren. Auch diese Kunst wird von den Druiden berichten. Diese Magie der Seherinnen war eleganter als die Ekstase der Ulfhedinn und der Berserker – und letztlich auch noch deutlich wirksamer …

Nachdem Holgi im Herbste heimgekommen war, träumte Hundingr im folgenden Winter einmal, daß er mit seinen Brüdern fremden Heerleuten erliegen werde, falls sie deren Angriff nicht zuvorkommen würden.

Er bezog den Traum auf Holgi und Heimgest und trotz der Bedenken Hemings wurde ein Angriff auf diese beschlossen und ein Heeresaufgebot erlassen, unter dem Vorwand, daß der Zug den Orkneys gelte.

Holgi wurde indessen von Huld noch rechtzeitig genug gewarnt, um sich rüsten zu können. Als die Brüder herannahten, beginnt sofort der Kampf, in welchem Haldingi, Hrotti, Hardgripnir und Vandill der Starke auf Holgi's Seite standen. Das Eingreifen der Huld zusammen mit der jungen Thorgerdr entschied den Sieg und die angreifenden Brüder mußten schließlich fliehen.

Hier findet sich sowohl die eigentliche Fähigkeit der Seherinnen (eben die Fähigkeit, die Zukunft vorhersehen zu können) sowie die Kriegsmagie.

Da unternahmen Holgi und Heimgestr miteinander einen Kriegszug zum Inselgoten-Land, über das damals Frodi herrschte. Der war ein Sohn des Havardr Starkhand, des Sohnes des Herleifr, des Sohnes des Fridfrodi, des Sohnes des Fridleifr, des Sohnes des Skjöldr Odin-Sohn.

Frodi ist die Saga-Varianten des Gottes Freyr. Er wurde auch Fridfrodi, d.h. „Friedens-Frodi“ genannt.

Zur Vergeltung suchte dieser nun Halogaland mit einem Heerzuge heim, aber wiederum warnte Huld und gab guten Rat, sodaß es gelang, rechtzeitig ein stattliches Heer zusammenzuziehen, zu welchem außer Heimgest auch Hundingr mit seinen Brüdern stieß und in welchem noch Hardverkr, Brimir und Brysingr der Starke, Skolr und Skotti, sowie die Riesen Björgulfr, Stigandi und Hardverkr genannt werden.

Da kam Frodi mit seinem Heer. Vor dem Beginn des Kampfes segnete Huld ihre Leute und es kam nun zur gewaltigsten Schlacht, die in Norwegen ,im alten Glauben' geschlagen wurde.

In den damals recht kriegerischen Zeiten war die Kriegsmagie ein wesentliches Element der Zauberkundigen.

'Der alte Glaube' ist die germanische Religion – im Gegensatz zu dem 'neuen' Christentum.

Über die Leute des Holgi kam der Berserker-Gang, sodaß sie Steine schleudern konnten, die hinterher keiner von ihnen mehr zu heben vermochte. Nach schweren beiderseitigen Verlusten mußte Frodi mit seinen Dänen fliehen. Man sieht aber noch die zahlreichen Grabhügel der Gefallenen in Halogaland und Huld verhängte über diese Landschaft, daß in ihr fortan mehr Berserker gefunden werden sollten als anderwärts, was auch eintraf.

Inzwischen war König Visburr herangewachsen, hatte eine Tochter von Audi dem Reichen geheiratet und ihr als Brautgabe drei Höfe und ein goldenes Halsband gegeben.

Er erzeugte mit ihr den Gisli und Ondurr. Dann aber verließ er sie und gewann von einer anderen Frau den Domaldi.

Derartige Geschichten haben sich, wie es scheint, auch schon damals recht oft ereignet …

Die erste Frau ging mit ihren Söhnen zu ihrem Vater zurück. Ihre Brautgabe aber erhielt sie nicht heraus und wagte sie auch nicht zu fordern.

Da wandte sich Audi an die junge Völva Hleidr, welche in den schwedischen Tal-Landen wohnte und nach einigen eine Tochter des Riesen Svadi und einer Schwedin war, und sie richtet in seinem Auftrag einen Zauber gegen Domaldi an.

Diese und andere Formen des Liebeszauber waren zu allen Zeiten und in allen Kulturen eine der hauptsächlichen Anliegen, mit denen man zu Zauberern und Zauberinnen ging.

Svadi ist einer der vielen Tyr-Riesen (siehe dazu auch Band 5 und 6).

Inzwischen wuchsen aber Thorgerdr und Yrpa bei Holgi heran und waren sehr zauberkundig geworden und man begann, sie alle und ihren Vater anzubeten und anzurufen.

Auch die beiden Töchter der Huld besaßen wie Huld Zauberkräfte und wurden wie Huld zunehmend als Göttinnen angesehen.

… … …

Als nun Gisli und Öndurr einigermaßen herangewachsen waren, erklärten sie dem Audi, daß sie die Brautgabe ihrer Mutter einfordern wollten. Er aber hieß sie zuvor seine Freundin Huld herbeiholen.

Diese meint zwar zuerst, in Abwesenheit ihres Mannes dessen Reich nicht verlassen zu können, ließ sich aber schließlich doch durch die von Audi ihr gemachten Geschenke zur Reise überreden und übergab die Fürsorge für das Reich ihren Töchtern.

Als nun die beiden jungen Leute von Visbur die Brautgabe ihrer Mutter forderten und von ihm mit aller Härte abgewiesen wurden, legten sie, von Huld dazu ermächtigt, auf das Halsband den Fluch, daß es dem besten Manne aus Visburs Geschlecht den Tod bringen solle.

Dieser Halsband-Fluch findet sich u.a. in der Völsungen-Saga als der Ring-Fluch – dieses Halsband bzw. dieser Ring sind der goldene Halsreif Brisingamen der Göttin Freya. Dieses Sonnensymbol, das einst die Wiedergeburt versprochen hat, ist zur Todesursache umgedeutet worden – genauso wie die immergrüne Mistel von der Hoffnung auf eine Wiedergeburt der Sonne im Frühjahr zur Todesursache des Sommergottes Baldur umgedeutet worden ist.

Ihre Mutter aber erklärte, ihn selbst durch Zauberei töten lassen zu wollen und verlangte dazu die Hilfe der Huld. Diese erwiderte, da sie früher bereits den Vanlandi durch Zauberkunst getötet habe, könne sie sich hierauf nur unter der Bedingung einlassen, daß zugleich auf das Geschlecht der Ynglingar der Fluch steten Verwandtenmordes gelegt werde.

Da die Beteiligten darin einwilligten, geht der Zauber vor sich. Weil aber Öndurr verbotwidrig dabei zugesehen hatte, erklärt Huld, daß die Brüder zur Strafe weder die Brautgabe noch einen Anteil am Reich erhalten würden.

Abgesehen von dem effektiven Fluch, den Huld ausspricht, erfährt man hier nebenbei, daß die Huld ihre Magie unter strengster Geheimhaltung ausübte. In Bezug auf die Geheimhaltung gibt es recht verschiedene Traditionen, die von der Trance des Priester-Schamanen inmitten der Dorfversammlung bis zum Zaubern in der einsamen Turmkammer reichen.

Die beiden bekanntesten Vertreter dieser beiden Extreme dürften Gandalf und Saruman aus Tolkiens Roman „Der Herr der Ringe“ sein.

Nun reiste sie mit ihnen zu Heidir, um ihn zu bitten, ihnen zu helfen, und dieser ließ sich, obwohl Anfangs abgeneigt, durch seine Frau Lofn dazu bewegen.

Während Huld heimkehrte, überfiel er mit den Brüdern den König Visbur und verbrannte ihn in seinem Haus. Gisli und Öndurr ertranken jedoch auf der Heimreise, wonach Domaldi seines Vaters Reich übernahm.

… … …

Um diese Zeit hielt sich Heimgestr bei Holgi und Huld auf. Nors Umsichgreifen beunruhigte ihn, zumal Huld bei Visburs Tod beteiligt gewesen war.

Indessen redete diese ihm seine Befürchtungen aus und riet ihm vielmehr, endlich zu heiraten, da ihm eine ansehnliche Nachkommenschaft in Aussicht stehe.

Er zeigt sich anfangs dazu nicht sehr geneigt und wollte höchstens etwa die Thorgerd heiraten. Dies erklärt Huld jedoch für untunlich und wies ihn an seine Nichte Heidr Hundings-Tochter. Da willigte er ein und Huld selbst besorgte die Werbung. Es kam zur Hochzeit und die Eheleute gewannen bald einen Sohn namens Vedrhallr.

Weiterhin wird erzählt, wie Dagr Heidisson von einer Heerfahrt heimkehrend zu Sölvi nach dem Soleyjar gelangte und dort mit dessen Tochter Ögn ein Kind erzeugte, welches Snot genannt wurde. Bei seiner Abreise bittet er den Sölvi, die Ögn an keinen anderen zu verheiraten, und sie selbst verspricht ihm, auf ihn warten zu wollen.

Dagr („Tag“) ist eng mit dem ehemaligen Sonnengott-Göttervater Tyr assoziiert gewesen und wurde auch als Name bzw. Umschreibung für Tyr benutzt.

„Heid“ („Licht“) ist sowohl in den Sagas als auch in den Liedern ein häufiger Name oder Beiname der Seherinnen und vor allem der Tyr-Priesterinnen. In dieser Saga ist „Heid“ jedoch ein Mann.

Als aber Domarr in Schweden heranwuchs, beschloß er, seinen Großvater Visbur an Heidir zu rächen und es gelang ihm auch, diesen zu töten.

Dagr fand bei seiner Heimkehr seinen Vater nicht mehr am Leben und erschlug, um ihn zu rächen, zunächst den Heidning und elf andere Dienstleute Domars. Als er dann aber von Domarr mit Übermacht überfallen wurde, rief er in der höchsten Not die Huld mit ihren beiden Töchtern an und gelobte ihnen einen Tempel zu bauen, wenn sie ihm helfen würden.

Wirklich unterstützten sie ihn durch ein Zauberwetter und ihr persönliches Eingreifen. Domarr mußte weichen, Dagr aber baute seinen Tempel und versöhnte sich hinterher auch mit Domarr.

Auch der Wetterzauberer ist ein „Klassiker“ der magischen Fähigkeiten. Eine der anschaulichsten, detailliertesten und beeindruckendsten Beschreibungen eines Sturmzaubers findet sich in dem „Book of Taliesin“, das die Lebensgeschichte des Barden-Druiden Taliesin berichtet (siehe auch mein Buch „Cernunnos“).

Es wird häufig berichtet, daß die Druiden Spezialisten für Nebel und für Stürme gewesen sind.

… … …

Damals herrschte in den Nordlanden das Brandalter. Doch zogen es noch manche, zumal in Norwegen und Halogaland, vor, sich nach älterem Brauche in einen Hügel legen zu lassen.

So tat auch Holgi. Als er sich dem Tode nahe fühlte, verlangte er, in voller Bewaffnung in einem großen Hügel gesetzt zu werden, der aus abwechselnden Lagen von Erde und von Gold und Silber aufgeschüttet werden sollte. Den Leuten aber solle man sagen, daß er nach Godheim gefahren sei und daß sie ihn nach wie vor in allen ihren Angelegenheiten anrufen könnten.

Außerdem ordnete er an, daß Heimgestr, welcher nach drei Jahren sterben werde, ihm gegenüber bestattet werden sollte, da jetzt überhaupt die Zeit der Hügelbestattungen kommen werde.

Vedrhallr solle der Thorgerd und Yrpa zur Erziehung übergeben werden, da auch Huld nicht mehr lange zu genießen sein werde. Von ihm würden aber mächtige Beherrscher Halogalands abstammen, welche auch dann von Nors Nachkommen unangefochten bleiben würden, wenn seine Töchter nach Godheim fahren würden.

Die Bestattung erfolgte sofort ganz nach seiner Weisung und darum bezeichnet man das Gold als Holga-Dach oder, wie einige sagen Hogla-Dach.

Ein Tempel wurde ihm gebaut und die meisten behaupten, daß nach ihm Halogaland benannt sei, sei es nun, daß dieses Land eigentlich Holgaland, oder daß er eigentlich Halogi geheißen habe; doch meinen andere, daß es nach seinem Vorvater Logi Fornjots-Sohn benannt sei, und wieder andere machen den Halogi, der Eisa und Eimirja Sohn, zu seinem Bruderssohne und lassen von ihm den König Halogi abstammen, welcher frühzeitig Halogaland beherrschte.

Südnorwegen ist einst „Haloga-Land“ oder „Helgi-Land“ genannt worden. Da „Helgi/Haloga“ bei Beiname des Tyr ist, bedeuten diese beiden Namen „Tyr-Land“. Dazu paßt es gut, daß die Insel „Rabennest“ in Norwegen liegt – von ihr kommen die vier Helden Ketil Forelle, dessen Sohn Grim Struppig-Wange, dessen Sohn Pfeile-Odd und dessen Sohn An Bogenbieger, deren Lebensgeschichte sehr viele Elemente aus den Tyr-Mythen enthält.

Anscheinend haben sich die Tyr-zentrierten Mythen in Südnorwegen länger als anderswo halten können.

Nun bestellte auch Huld ihr Haus, obwohl sie noch ein längeres Leben vor sich zu haben meinte. Sie ermahnte ihre Töchter, sich seinerzeit bei ihrem Vater bestatten zu lassen, damit sie um so Iänger Verehrung genießen möchten. Für sich begehrte sie keinen Tempel, wohl aber stellte sie ihnen einen solchen in Aussicht und eine Zunahme ihrer Verehrung, selbst auf Kosten der Verehrung ihres Vaters.

Sie wies ihre Töchter an, sich von dem Hause der Ynglingar möglichst fern zu halten, da dieses einst ihr und ihres Hauses Ansehen vernichten werde. Sie riet ihnen endlich, sich aus Schweden eines der beiden Holzbilder zu holen, welche seinerzeit mit Frey begraben und nun kürzlich wieder ausgegraben worden seien und dieses in ihren Tempel zu setzen, indem Freyr solchenfalls sie und ihren Tempel so lange schützen werde, als er sich selbst zu schützen vermöge.

Darauf verschwand Huld spurlos.

Dieses Verschwinden ist ein passendes Ende für eine Seherin-Göttin. Das „Auflösen in Nichts“ beim Tod wird auch von manchen Yogis, von Moses, von Elias und von Christus berichtet.

Thorgerdr und Yrpa aber ergriffen die Landesherrschaft und ließen jenes Holzbild holen, wie ihnen geraten worden war.

Heimgestr blieb bei ihnen bis zu seinem Tode und ward dann Holgi gegenüber bestattet. Sein Sohn Vedrhallr aber ward bei den beiden Schwestern erzogen.

Inzwischen wuchs Snot Dagsdottir bei ihrem Großvater Sölvi heran, bis sie vierzehn Jahre alt war. Da wurde sie auf dem Wege zu einem Opfer an die Disen von dem Riesen Thorir aus Veima entführt.

Ihr Vater Dagr, welcher zufällig desselben Abends zu Besuch kam, verfolgte sofort ihre Spur und rief die Huld um Hilfe an, indem er ihr alles gelobte, was sie verlange, wenn sie ihm wieder zu seiner Tochter verhelfe.

Huld bleibt also auch noch wirksam, nachdem sie die Menschen verlassen, d.h. wohl ins Jenseits gegangen war.

Sofort sah er den Riesen und es gelang ihm, ihn zu verwunden und gefangen zu nehmen. Er bedrohte ihn mit dem Galgen, wenn er nicht verspreche, der Snot zu entsagen und den Riesen Helregin zu töten, der den Riesen Svadi erschlagen hatte. Thorir verspricht beides, und nach Anrufung der Huld wird Helreginn wirklich von ihm getötet.

… … …

Es wird erzählt, daß die Huld Völva eine Tochter namens Dagbjört gehabt habe. Zu der sei einmal Godormr der Tapfere gekommen und habe mit ihr einen Sohn erzeugt, welcher Kollr der Starke hieß.

Der wuchs bei der Hleidr auf, habe dann die mit ihr verwandten Riesen aufgesucht und bei ihnen mit Hilfe der Huld große Taten vollbracht und seine Braut den Unholden abgejagt.

Von ihnen sollen die Rabennest-Männer abstammen.

Der Name „Dagbjört“ bedeutet „Tageslicht“. Ein Frau mit diesem Namen, der die Tochter einer Jenseitsgöttin ist, wird die wiedergeborene Sonnenmutter sein – Freya-Menglöd heißt im Fiölswin-Lied ganz ähnlich „Solbiart“ („Sonnenlicht“).

Dagbiörts Sohn Kollr der Starke ist der Ahnherr der Rabennest-Leute: Ketil Forelle, dessen Sohn Grim Struppig-Wange, dessen Sohn Pfeile-Odd und dessen Sohn An Bogenbieger. In den Sagas dieser vier Männer finden sich viele Motive aus den Tyr-Mythen – u.a. ist Ketil Forelle ein Drachentöter. (Ketil hat den Drachen mit einem gewissen Understatement als „Forelle“ bezeichnet.)

Somit ist auch Huld die Jüngere über ihre Tochter Dagbiört und deren Sohn Kollr dem Starken die Ahnherrin einer Dynastie. Möglicherweise geht der Name „Kollr der Starke“ wie der Name des Tyr-Helden „Starkad“ auf einen Beinamen des Tyr zurück, der „der Starke“ gelautet hat.

Der Charakter der Huld der Jüngeren

Huld die Jüngere ist die Tochter der Göttin Glöd (Freya-Menglöd) und des Haddbrod (Tyr), einem Urururenkel des Odin.

Huld die Jüngere wohnt wie Huld die Ältere im Wald, jedoch nicht in einer Höhle, sondern in einer Hütte.

Sie heiratet den zauberkundigen Halogi, der ein Nachkomme des Logi ist, mit dem Huld die Ältere verheiratet gewesen ist. Logi und Halogi („Großer Logi“) sind vermutlich dieselbe Gestalt und ebenso die beiden Huldas. Logi/Halogi ist zudem sehr wahrscheinlich mit Tyr identisch.

Durch die Heirat mit König Halogi wird Hulda zur Königin. Halogis Reich, die Nordküste Norwegens, wird nach ihm „Halogaland“ benannt. Halogi und Huld entsprechen somit anderen göttlichen Gründern einer Königsdynastie wie Odin und Skadi oder wie Freyr und Gerdr, die in dieser Sage als Tochter von Huld der Älteren angesehen wird.

In ihrer Funktion als Ahnherrin von Königsdynastien ist Huld mit Freya, Gerdr und Skadi identisch und steht manchmal auch an deren Stelle.

Die Töchter von Huld der Jüngeren sind die beiden Seherinnen/Göttinnen Thorgerdr Hölgabrudr und Irpa (Yrpa) sowie Dagbjörd, die Ahnherrin der Rabennest-Leute.

Hulda beherrschte verschiedene Formen von Magie, von denen in der Huldar-Saga die folgenden berichtet werden:

das Vorhersehen der Zukunft,das Hören von inneren Notrufen von Menschen,das Senden von magischer Hilfe aus der Ferne,Flüche gegen Feinde, untreue Männer u.ä.,das Beschützen des eigenen Volkes durch Rat und Magie,Wetterzauber, die auch im Krieg benutzt werden,Verwandlung in einen Wal und Entscheiden eines (See-)Kampfes in dieser Gestalt, undviele verschiedene Arten von Kampfzauber.

Am Ende ihres Lebens verschwand sie spurlos, d.h. sie existierte, nachdem sie die Königin von Haloga-Land und eine große Seherin und Zauberin gewesen war, weiterhin als Göttin im Jenseits.

I 1. d) Die ältere Version der Huldar-Saga

Diese ältere Version der Saga, die um ca. 1350 n.Chr. verfaßt worden ist, stimmt zu einem großen Teil mit der jüngeren Version dieser Saga überein und ebenso mit dem Bericht über Hulda in der Heimskringla, aber sie enthält auch einige ursprünglichere Formulierungen der Saga.