Die unerbittliche Domina - Ertrage deine Strafe! | Erotischer SM-Roman - Conny Stiegler - E-Book

Die unerbittliche Domina - Ertrage deine Strafe! | Erotischer SM-Roman E-Book

Conny Stiegler

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Beschreibung

Dieses E-Book entspricht 132 Taschenbuchseiten ... Als sie sich zur Besprechung in Valerias Haus treffen, ahnt er nicht, was auf ihn zukommt. Ein Schneesturm zwingt ihn, bei ihr zu übernachten, und Valeria zeigt ihm ihr wahres Ich. Die Juristin liebt es nicht nur beruflich dominant, auch privat lebt sie die dunkle Seite aus. Lustvoll bringt sie ihn an den Abgrund wildester Sehnsüchte und betörender Schmerzen. In einem Wechsel aus Zärtlichkeit und Züchtigung lässt sie ihrer Dominanz freien Lauf. Und bald schon unterwirft er sich ihr völlig. Nach einer berauschenden Nacht voll süßer Qualen fragt er sich, ob da nicht mehr zwischen ihnen ist? Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.

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Seitenzahl: 176

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Impressum:

Die unerbittliche Domina - Ertrage deine Strafe! | Erotischer SM-Roman

von Conny Stiegler

 

Der 1960 in Wien geborene Conny Stiegler trat nach dem Abitur in den öffentlichen Dienst ein, wo er im Fahndungsdienst arbeitete. Nach einem späteren Rechtsstudium ist er heute als Staatsanwalt tätig. In der Schule war Deutsch sein Lieblingsfach, was ihn auch zum Verfassen von Kurzgeschichten bewog. Dies kam ihm in seiner beruflichen Tätigkeit bei der akribischen Beschreibung der Tat und der Ermittlungshandlungen und später beim Erstellen von Anklageschriften zugute. Schon in der Jugend faszinierte ihn das Spiel mit Herrschaft und Unterwerfung, wobei aber auch die zärtliche Seite in einer Beziehung nie zu kurz kommt. Sein Beruf gab ihm Einblick in die dunkelsten Seiten der menschlichen Seele. Die Geschichten, die er erzählt, sind frei erfunden und resultieren aus der Fantasie. Der Autor ist verheiratet, Vater von vier Söhnen und lebt heute in der Nähe der Großstadt Wien.

 

Lektorat: Ulrike Maria Berlik

 

Quidquid agis, prudenter agas et respice finem. Was immer du tust, tu es klug und bedenke das Ende. GESTA ROMANORUM

 

Originalausgabe

© 2023 by blue panther books, Hamburg

 

All rights reserved

 

Cover: © quadshock @ 123RF.com © olegganko @ 123RF.com

Umschlaggestaltung: MT Design

 

ISBN 9783756105359

www.blue-panther-books.de

Kapitel 1

Er war für die logistische Abwicklung von gesetzlichen Neuerungen im Ressort verantwortlich. Bis vor wenigen Monaten kannte er Dr. Valeria Schneyder-Amsfeld lediglich aus der Kantine, wenn er gemeinsam mit Kollegen beim Mittagstisch saß und sie zufällig dazu gestoßen war. Sie hatten sich gegrüßt und ein paar unverbindliche Worte gewechselt. Vor Kurzem berief man ihn jedoch in eine Arbeitsgruppe, der auch Dr. Schneyder-Amsfeld angehörte. Seit dieser Zeit waren beide vom »Sie« zum »Du« übergegangen. Sie überwachte in diesem Team das Werden des Gesetzestextes, indessen er die organisatorische Umsetzung zu verantworten hatte. Valeria Schneyder-Amsfeld war Mitte dreißig, Leiterin der Logistiksektion, im ganzen Haus als blitzgescheite, in der Sache beinharte Juristin bekannt, und es hieß, dass sie dennoch das Herz am rechten Fleck habe. Über ihr Privatleben wusste niemand Genaues, und sie selbst hielt sich diesbezüglich stets bedeckt.

Die Frauen beneideten sie wegen ihrer stets perfekt abgestimmten Kleidung, die aus einem scheinbar unerschöpflichen Fundus aus Businesskostümen, Etuikleidern, Hosenanzügen, Schuhen und Handtaschen zu kommen schien.

Die Männer blickten ihr verstohlen nach, wenn sie durch die Gänge schritt. Dazu trugen ihre schlanke Figur bei, die perfekt zu ihrer Größe von eins siebzig passte, und das blonde Haar, das sie immer in irgendeiner Form hochgesteckt trug. Ihre Nase war gerade, mit einem sanften Schwung, und ihre Unterlippe leicht vorgeschoben, was ihr einen trotzigen, aber entschlossenen Gesichtsausdruck verlieh. Sie war das, was man eine natürliche Schönheit nannte, und wirkte wie ein Kirschbaum in voller Blüte. Die modische Brille, die sie trug, konnte das nicht beeinträchtigen.

Die einzigen Extravaganzen, die sie sich erlaubte, waren ein silberner Ring aus poliertem Edelstahl, den sie am linken Daumen trug und an dem über eine kleine aufgesetzte Kugel ein kleinerer Ring beweglich befestigt war. Er ähnelte einer Ringschelle, wie sie in früheren Zeiten in größerer Ausfertigung zum Anketten von Tieren oder Gefangenen verwendet worden waren. Als weitere Besonderheit kaum sichtbar hatte sie am Puls der rechten Hand ein Tattoo in der Größe einer Zwei-Euro-Münze, das ein bronzefarbenes Rad mit drei Speichen, die spiralförmig gebogen waren, darstellte. Die Räume zwischen den Speichen waren schwarz ausgefüllt, in deren Mitte jeweils ein bronzefarbener Punkt prangte.

Jetzt, Mitte Dezember, stand die Arbeitsgruppe vor dem Abschluss. Obwohl Valeria Schneyder-Amsfeld und er sich in dieser Gruppe ausgezeichnet ergänzten, schienen sie mit dem ihnen zugewiesenen Bereich in einer Sackgasse zu stecken. Um zu einer Lösung zu kommen, saßen sie heute bereits den ganzen Tag in Valerias Büro. Selbst in der Mittagspause hatten sie das Problem weiter erörtert. Nun war es kurz vor fünfzehn Uhr.

Entschlossen stand Valeria Schneyder-Amsfeld auf und schob ihren Schreibtischsessel zurück. Sich leicht nach vorn lehnend, stemmte sie die Hände auf die Platte des Arbeitstisches und sagte zu ihrem Gegenüber: »Es ist sinnlos. So kommen wir nicht weiter. Mein Vorschlag: Wir machen fürs Erste Schluss, gehen nach Hause, erfrischen uns und treffen einander um achtzehn Uhr bei mir daheim. Wir können dort in angenehmerer Atmosphäre als hier weiterarbeiten.«

Sie nahm einen gelben Post-it-Block zur Hand, schrieb etwas auf, riss den Zettel ab und reichte ihm diesen. Er nahm ihn und las die mit grüner Tinte geschriebene Adresse.

Einen leisen Pfiff ausstoßend, verzog er anerkennend das Gesicht und meinte: »Noble Adresse, an der du wohnst.«

»Ja, ich kann mich in der Tat nicht beklagen. Ich würde dir aber empfehlen, mit dem Auto zu kommen. Außer, du legst Wert auf einen viertelstündigen Fußmarsch in der Kälte«, entgegnete sie.

Mit diesen Worten ging sie zum Kleiderschrank, öffnete ihn und holte einen erlesenen Pelzmantel hervor. Er nahm ihr den Mantel aus der Hand und war ihr beim Ankleiden behilflich. Gemeinsam verließen sie Valerias Büro. Während sie mit dem Aufzug in die Tiefgarage fuhr, holte er seine Winterjacke aus dem Büro und ging ebenfalls aus dem Gebäude.

Kapitel 2

Auf dem Heimweg durch die winterlich kalte Stadt kaufte er eine Schachtel Mozartkugeln. Zu Hause stellte er sich unter die Dusche, rasierte sich, zog neue Jeans an und war froh, dem täglichen Anzugzwang entkommen zu sein.

Beim Verlassen des Büros hatte leichter Schneefall eingesetzt, der sich seither verstärkt hatte und von einem eisigen Wind begleitet wurde. Als er bei Valerias Haus in den Hügeln am Stadtrand ankam, waren die umliegenden Weinberge bereits mit einer leichten Schneedecke eingehüllt.

Er parkte sein Fahrzeug vor dem Haus. Eine Villa reihte sich hier an die nächste, und die Grundstücksgrößen waren nicht gerade bescheiden. Das einstöckige Gebäude, in dem Valeria Schneyder-Amsfeld wohnte, war etwa zehn Jahre alt und ließ nichts zu wünschen übrig. In der offenstehenden Doppelgarage, die an das Haus angebaut war, sah er ihren roten Mercedes CLA und daneben ein ebenfalls rotes Motorrad stehen.

Er betätigte neben dem Gartentor den Klingelknopf mit der Aufschrift »Dr. Schneyder-Amsfeld« und wartete kurz. Mit einem leisen Klacken öffnete sich das Tor. Rasch durchschritt er den Vorgarten und blieb vor einer gläsernen Haustür stehen. Durch das satinierte Glas waren die verschwommenen Umrisse einer Gestalt zu erkennen, die die Tür öffnete.

Valeria stand vor ihm und hielt sich die linke Hand verlegen vor den vollen Mund, um ihre Kaubewegungen zu verbergen. Hastig schluckte sie hinunter und empfing den Ankömmling schließlich mit einem gewinnenden Lächeln.

Die Frau, die er aus dem Büro kannte, hatte sich äußerlich verändert. Sie trug das blonde Haar nun offen, sodass es ihr über die Schultern fiel. Das Kostüm hatte sie gegen einen rosa Rollkragenpulli eingetauscht, der ihre Oberweite umspielte und gleichzeitig formte. Eine dunkelgraue, enge Jeans brachte ihren Hintern, als sie sich umdrehte, herrlich zur Geltung, wie Valerias Gast insgeheim feststellte. Während er den Blick senkte und auf ihre Füße schaute, musste er lauthals lachen. Valeria hatte dicke Hausschuhe an, die die Form von Tigertatzen hatten.

»Wo bin ich denn hier hingeraten? Etwa in die Höhle einer Löwin?«

Sie verstand nicht, was er meinte, und sah ihn irritiert an.

»Na, deine Hausschuhe meine ich. Sie sehen wie Tigerpfoten aus.«

»Ach so. Das alte Frauenleiden. Ich habe ständig kalte Füße. Die Eisbeine, die ich mir im Büro hole, muss ich zu Hause wieder auf Normaltemperatur bringen.«

»Und außerdem fällt mir auf, dass du keine Brille trägst. Du siehst wirklich fabelhaft aus.«

Er merkte, dass sie leicht errötete.

»Die Brille habe ich nur im Büro, weil ich viel lesen muss. Daheim trage ich sie nicht. Aber ich sehe, dass du ein Charmeur bist. Es tut einer alten Frau wirklich gut, solche Komplimente zu hören«, entgegnete sie. »Übrigens: Willkommen in meiner bescheidenen Hütte«, setzte sie fort und stellte sich dabei etwas auf die Zehenspitzen, damit ihre Wange zur Begrüßung seine berühren konnte.

Die Jacke, die sie ihm abgenommen hatte, hängte sie auf einem Kleiderbügel an die Garderobe des Vorraumes, in dem beide standen.

»Du solltest das Garagentor schließen«, meinte er, »sonst weht es den ganzen Schnee hinein.«

Valeria dankte für den Hinweis und betätigte einen Taster neben der Gegensprechanlage. Kurz darauf ließ sich von draußen das dumpfe Schließen des Garagentores hören.

Auf der Hutablage der Garderobe sah er einen schwarzen Vollvisierhelm mit roten Flammen an den Seiten hängen und eine schwarze Motorradjacke, der man am Schnitt anmerkte, dass es eine Damenjacke war.

»Fährst du Motorrad?«, wollte er wissen und ergänzte: »Ich meine, ist das deine Maschine draußen in der Garage?«

»Jaja, die gehört mir«, antwortete Valeria. »Ich bin dieses Jahr fast nicht dazu gekommen, mir den Wind um die Nase wehen zu lassen, leider.«

Im Scherz meinte er: »Und du trägst natürlich eine Lederhose beim Biken.«

»Natürlich! Du solltest mich dann sehen. Echt scharf!«, entgegnete sie lachend. »Ich liebe das Gefühl von Leder auf der Haut«, sagte sie ergänzend und zwinkerte ihm geheimnisvoll zu. »Aber komm jetzt weiter.«

Sie bat ihn ins Wohnzimmer, wo er ihr die mitgebrachten Mozartkugeln überreichte. Sich lächelnd bedankend, meinte sie, dass diese kleinen Dinger einmal ihr Untergang sein würden, und fügte hinzu, dass offenbar alles, was im Leben Spaß mache, dick mache.

Er blickte sich im Wohnzimmer um und bemerkte, dass er das Haus zwar ebenerdig betreten hatte, das Erdgeschoss durch die Hanglage des Grundstücks aber auf der Gartenseite den ersten Stock des Gebäudes bildete. Es musste also unter der Eingangsebene noch eine Ebene geben. Ein großes Fenster an der Westseite des Raumes wies auf den Vorgarten und die dahinterliegende Gasse. Gegenüber, gartenseitig, konnte man durch eine die ganze Wand einnehmende Glasfront über den Swimmingpool, der jahreszeitbedingt abgedeckt war, und das hanglagige Grundstück hinweg den fantastischen Ausblick auf die weit weg liegende Stadt genießen, in der bereits die Lichter angegangen waren. Gemeinsam mit dem Schneefall, der immer intensiver wurde, gab das einen immens romantischen Anblick, dem er sich nur schwer entziehen konnte.

»Schön, nicht wahr? Ich stehe manchmal abends, wenn ich allein bin, hier und lasse das auf mich wirken«, rissen ihn Valerias Worte in die Realität zurück.

Er drehte sich um und stellte fest, dass das Wohnzimmer ein Ausmaß hatte, in das manche Wohnung hineinpasste. Dabei zog er imaginäre Wände hoch, um die Größe des Raumes besser abschätzen zu können. Es mochten an die sechzig Quadratmeter sein, die der Raum maß.

»Ja, wirklich toll diese Aussicht. Ich beneide dich.«

Sie reagierte nicht auf diese Feststellung, sondern fragte: »Hast du gleich hergefunden?«

»Kein Problem. Mit dem Navi findet man heutzutage ja den entferntesten Grenzposten dieses Planeten. Ich muss sagen, dass die Lage hier wirklich absolut fantastisch ist.«

»Das stimmt schon. Es hat aber den Nachteil, dass man eine viertel Stunde gehen muss, bis man zu öffentlichen Verkehrsmitteln kommt. Ohne Auto ist man hier aufgeschmissen. Darum muss ich mir die sündhaft teure Garage im Büro nehmen«, erwiderte sie und setzte fort: »So, genug gequatscht. Machen wir uns an die Arbeit, gehen wir ins Arbeitszimmer.«

Vorangehend geleitete sie ihn durchs Wohnzimmer, das eher als Salon zu bezeichnen war, blieb vor einem Kamin, in dem ein Feuer prasselte, stehen, und legte ein paar Scheite Holz hinein. Sie gingen zu einer Treppe, die abwärts führte, und gelangten in eine kleine Halle, von der mehrere Türen zu angrenzenden Räumen führten. Valeria öffnete eine der Türen und ging in den dahinterliegenden Raum, dessen Fenster den Blick auf die Gartenseite des Grundstücks ermöglichte. Bücherregale, in denen größtenteils Fachliteratur aufgereiht war, nahmen die Wände des Zimmers ein. Der Schreibtisch bestand aus zwei Teilen, die in einem rechten Winkel zueinander standen. Jener Teil, der Valeria zum Schreiben diente, wies zum Fenster und gab den Blick auf den verschneiten Garten frei. Auf dem anderen Teil stand ein Monitor. Beide Tische waren aufgeräumt, zeigten aber, dass hier durchaus gearbeitet wurde.

Valeria setzte sich an den Schreibtisch und zog einen zweiten Sessel heran, von dem sie einen Stapel Unterlagen nahm, den sie auf dem Boden deponierte.

»Setz dich, ich beiße nicht. Zumindest noch nicht«, meinte sie mit einem Grinsen.

Es war erstaunlich, welchen Charme diese Frau ausstrahlte.

Sie machten sich daran, die Problempunkte, die ihren gemeinsamen Projektteil behinderten, zu analysieren, und hatten mit einem Mal den Eindruck, dass sie die ganze Zeit über Fragestellungen gegrübelt hatten, die gar keine waren. Es war, als ob sich durch das Aufknüpfen eines einzigen eine Vielzahl an weiteren Knoten wie von allein zu lösen begannen. Unversehens hatten Valeria und er den Schlüssel zur Lösung aller kniffligen Punkte gefunden.

Mit einem lauten Klatschen schlug Valeria schließlich eines der Bücher, die sie zu Hilfe genommen hatte, zu, lehnte sich lässig im Schreibtischsessel zurück, verschränkte ihre Arme vor der Brust und blickte auf die Armbanduhr.

»Zwanzig Uhr. Ich hätte nie gedacht, dass wir das in dieser Rekordzeit schaffen. Alles geht, wenn man nur will. Das Vaterland ist gerettet, aber ohne dich hätte ich es nicht so schnell lösen können.«

Unterstützend fügte er hinzu: »Und ich nicht ohne dich. Meine Hochachtung zu dem Vorschlag, bei dir daheim weiterzuarbeiten.«

Sie erhob sich und sah ihn an. »Weibliche Intuition! Wir Frauen sind euch Männern einfach um Galaxien überlegen. Was wäre die Welt ohne uns Frauen? Einer muss ja das Sagen haben auf diesem Planeten, und das ist sicherlich nicht das sogenannte starke Geschlecht.«

Mit diesen feixenden Worten zog sie ihn auf.

»Komm, gehen wir wieder nach oben. Genug der Paragrafen für heute!«

Valeria ging ihm voraus die Treppe hoch in den Salon, wo sie sich einander gegenüber auf die roten Ledersofas vor dem Kamin niederließen.

Doch kaum hatte sie sich gesetzt, erhob sich Valeria nochmals, sah ihn an und sagte: »Ich habe einen Mordshunger. Auf dem Heimweg habe ich Minutensteaks gekauft. Hast du nicht auch Lust auf etwas Herzhaftes?«

»Eigentlich ist es mir unangenehm, dass du dir zu dieser Tageszeit noch antun willst zu kochen. Es ist besser, ich fahre jetzt los.«

»Das kommt überhaupt nicht infrage«, entgegnete Valeria entschieden. »Wegen mir allein zahlt es sich nicht aus, zu kochen. Und außerdem wäre es nicht höflich, die Einladung einer Dame auszuschlagen.«

Damit war sie schon auf dem Weg in die Küche. Im Gehen hörte er sie noch sagen: »Ich habe im Tiefkühlfach noch Wedges für die Beilage. Also keine Angst, dass ich mich überarbeite.«

Was hatte diese Frau an sich, dass sie offenbar in jeder Situation die Zügel fest in der Hand hielt?

Er war ihr zur Küche gefolgt, die sich an den Salon anschloss, und beobachtete sie heimlich. Sein Eindruck von ihr begann sich zu verändern. Ja, er hatte sie stets als attraktiv empfunden. Das waren aber viele andere Frauen auch. Doch diese hatte etwas an sich, das er nicht kannte. Irgendetwas Geheimnisvolles umgab sie. Je länger er mit ihr zusammen war, desto mehr hatte er das Empfinden, dass in dieser Frau ein Vulkan schlummerte.

Valerias Stimme schreckte ihn auf. »Hallo, aufwachen! Du kannst mir helfen und den Tisch decken. Das Geschirr findest du in dem Schrank dort.«

Mit dem Kopf deutete sie auf eine Jugendstilanrichte. Er war zwar kein Experte, aber dieses Möbel musste aus der Wiener Werkstätte stammen.

»Teller und Gläser sind oben im Schrank, Besteck und Servietten in der Schublade.«

Ein wenig schämte er sich, dass sie ihn beim Tagträumen erwischt hatte. Um von diesem Umstand abzulenken, begann er unverzüglich mit dem Decken des Tisches. Der Essplatz war in den Salon integriert und die Küche zum Essplatz hin offen. So konnte er Valeria beim Kochen zusehen.

Während sie die tiefgekühlten Wedges in den Backofen schob, meinte sie nebenbei zu ihm: »Die Steaks wären ja tatsächlich schnell fertig, nur dieses Gefrierzeug dauert etwas länger. Zum Trinken kann ich dir den selbst gemachten Holundersirup meiner Mutter wärmstens ans Herz legen. Absolut bio.«

Dazu öffnete sie den Kühlschrank und entnahm eine Flasche mit Bügelverschluss, die sie zusammen mit einer Flasche milden Mineralwassers auf den Tisch stellte.

Während Valeria die Steaks in der Bratpfanne zum Brutzeln brachte und die Wedges wendete, betrachtete er sie verstohlen. Zunehmend begann sie, ihn in ihren Bann zu ziehen. Es war wie verhext. Noch heute Morgen war sie bloß eine Kollegin, mit der er gemeinsam ein Projekt leitete, und nun zwölf Stunden später hatte er die Empfindung, Valeria zu begehren.

»Damit du nicht ganz sinnlos herumstehst, kannst du den Wein öffnen.«

Mit diesen Worten holte sie aus dem in der Küche untergebrachten Weinschrank eine Flasche Burgunder.

»Hat mir ein Verehrer geschenkt.«

Dabei verzog sie das Gesicht zu einer Grimasse, aus der zu erkennen war, dass sie sich über jemanden lustig machte.

»Und beim Verehren wird es für ihn wohl bleiben. Nichtsdestotrotz hat er bei Wein einen ausgezeichneten Geschmack. Na los, mach die Flasche auf, damit der gute Tropfen ein wenig lüften kann«, erklärte sie in gespielt befehlendem Tonfall. »Also manchmal habe ich wirklich den Eindruck, Männer sind nur dazu da, um uns Frauen anzustarren.«

Verlegen gehorchte er und öffnete die Flasche.

Kapitel 3

Nach einer Viertelstunde war das Essen schließlich fertig, und es duftete nach gebratenem Fleisch. Am Esstisch saß Valeria an der Kopfseite, während er an der Längsseite Platz nahm. Sie hatte ein köstliches Mahl zubereitet, und der Holundersaft schmeckte, wenngleich er sich zu den Steaks eine Flasche Bier gewünscht hätte.

Als er nach dem Essen den Tisch abräumen wollte, wehrte Valeria ab und erklärte, dass morgen ohnedies das Hausmädchen da sei und alles wegräumen werde.

»So, kommen wir zum gemütlichen Teil. Setzen wir uns zum Kamin. Würdest du noch etwas Holz hineinlegen?«, bat Valeria.

Er ging zum Kamin und tat, worum sie gebeten hatte, währenddessen sie mit dem Burgunder und zwei dickbauchigen Weingläsern nachkam. Sie ließ sich auf das Ledersofa sinken, während er sich auf das gegenüberstehende setzte; zwischen ihnen stand ein Couchtisch mit gläserner Platte und von der Seite her verbreitete der Kamin behagliche Wärme.

Er goss sich ein wenig ein, kostete, befand, dass es sich um einen ausgezeichneten Wein handelte, und schenkte Valeria und sich ein.

Sie nahm das Glas, hob es, prostete ihm zu und erklärte: »Auf eine für beide Seiten befriedigende Zusammenarbeit.«

Scherzhaft entgegnete er: »Worauf liegt die Betonung? Auf ›befriedigend‹ oder auf ›Zusammenarbeit‹?«

»Noch kannst du es dir aussuchen«, antwortete sie kryptisch.

Ohne weiter darauf einzugehen, fragte er, wie viele Quadratmeter das Haus denn habe.

»Also insgesamt hat das Grundstück etwa zweitausend Quadratmeter. Die Wohnfläche des Hauses hat samt Garage etwa dreihundertfünfzig Quadratmeter auf vier Ebenen.«

»Wie kannst du dir das alles leisten? Das muss ja ein Vermögen gekostet haben«, stellte er fest.

»Ach wo. Das Haus habe ich meinem Mann bei der Scheidung abgenommen. Vor zwei Jahren, zu meinem dreiunddreißigsten Geburtstag, kam er heim, überreichte mir einen Blumenstrauß, den er bei irgendeiner Tankstelle gekauft hatte, gratulierte und eröffnete mir, dass er sich scheiden lassen werde. Zuerst habe ich geglaubt, dass er Spaß macht, dann sagte er aber, dass das sein voller Ernst sei und er bereits mit seinem Anwalt gesprochen habe. Als Grund nannte er, dass er aufgrund unüberbrückbarer Differenzen in unserer Ehe keinen weiteren Bestand mehr darin sähe. Ich hatte das Gefühl, als würde ich alles durch eine Mauer aus Watte erleben. Er drehte sich einfach um und ging. Ich stand da und begann, wie ein Schlosshund zu heulen. Am nächsten Tag, als ich vom Büro heimkam, waren alle seine Sachen verschwunden. Der Feigling hatte nicht einmal die Eier, seine Habseligkeiten abzuholen, während ich daheim war.«

»Und wie ist die Scheidung abgelaufen?«, fragte er interessiert nach.

»Langsam; alles der Reihe nach. In den folgenden Tagen hat mein Hirn unter Dauerstress gestanden. Ja, es stimmte: Philipp und ich waren wie Tag und Nacht. Wir hatten uns aber nie ernsthaft gestritten. Ich hatte Philipp während des Studiums an der Uni, wo er Medizin studierte, kennengelernt. Seine Vorstellung von Familie war, dass der Mann erfolgreich ist und das Geld heimbringt, während die Frau das Haus hütet und die Kinder großzieht. Meine Zukunft hatte ich aber – zum Leidwesen meiner Mutter anders geplant. Ich wollte mein Studium abschließen und Karriere machen. Kinder waren für mich nie ein Thema. Wenn ich heute zurückschaue, erkenne ich immer mehr, dass Philipp eigentlich nicht mich geheiratet hatte, sondern die Geschäftsbeziehungen und das Geld meines Vaters, der Arzt ist. Sobald er sein Studium und die Praxisjahre absolviert hatte, begann er über einen unverzinsten Kredit, den ihm mein Vater gewährte, eine Schönheitsklinik aufzubauen, und nutzte dazu geschickt die gesellschaftlichen Beziehungen meines Vaters. Philipp und ich hatten wirklich alles, was man sich nur wünschen kann.«

»Trotzdem interessiert mich, wie die Scheidung ablief«, drängte er Valeria.

»Wie ich kurz nach der Trennung von Freunden erfahren habe, hießen die unüberbrückbaren Differenzen, die er mir als Scheidungsgrund nannte, Ivana. Sie war eine tschechische Krankenschwester, die in seiner Klinik beschäftigt, um zwanzig Jahre jünger als er und im vierten Monat schwanger war. Heute sind sie verheiratet und er ist mit fünfundvierzig Jahren Vater geworden. Wie mir meine Freunde zugetragen haben, ist es inzwischen nicht mehr so weit her mit den Vaterfreuden. Philipp ist ständig genervt und beschwert sich, dass er abends aus der Klinik heimkommt, sie ihm das Kind in die Hand drückt und ihm mitteilt, dass sie das brüllende, kleine Ding ohnedies den ganzen Tag am Hals habe. Auch sie hätte ein Recht auf Leben. Dann geht sie und trifft sich mit Freundinnen.