Die Vergangenheit ändern (Unterwerfung der Wirklichkeit Buch #10): LitRPG-Serie - Michael Atamanov - E-Book

Die Vergangenheit ändern (Unterwerfung der Wirklichkeit Buch #10): LitRPG-Serie E-Book

Michael Atamanov

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Beschreibung

Im Weltraum lauern viele Gefahren. Hier muss man alles tun, um sich als Jäger zu behaupten, wenn man nicht zum Gejagten werden will. Wer nicht stark genug ist, das allein zu schaffen, braucht eine stärkere Macht im Rücken, um nicht gefressen zu werden. Einst genoss die Erde den Schutz einer solchen Macht, der großen Geckho-Rasse. Doch seit auch die Geckho einem feindlichen Angriff zum Opfer gefallen sind, ist der Planet Erde auf sich allein gestellt. Der Menschheit bleibt nur noch wenig Zeit, um ihren galaktischen Nachbarn zu beweisen, dass mit ihr nicht zu spaßen ist. Zum Glück stehen ihr nicht nur die mächtige Armee der Erde und eine schlagkräftige Raumflotte zur Verfügung, sondern der Planet kann auch auf etwas Einzigartiges zählen, das sonst keine andere Rasse im Universum besitzt: Nat und sein uralter Kreuzer, der in Sekundenschnelle zu jedem Punkt im Universum reisen kann und dabei alle konventionellen Regeln und Gesetze des Krieges bricht.

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Die Vergangenheit ändern

 

 

 

Ein Roman von Michael Atamanov

 

 

 

 

 

 

Unterwerfung der Wirklichkeit

Buch #10

 

Magic Dome Books

 

Die Vergangenheit ändern

Unterwerfung der Wirklichkeit, Buch #10

Originaltitel: To Change the Past: Reality Benders, Book #10

Copyright © M. Atamanov, 2022

Covergestaltung © V. Manyukhin, 2022

Deutsche Übersetzung © Katharina Baxter de Aizpurua, 2023

Lektor: Youndercover Autorenservice

Erschienen 2023 bei Magic Dome Books

Anschrift: Podkovářská 933/3, Vysočany, 190 00

Praha 9 Czech Republic IC: 28203127

Alle Rechte vorbehalten

 

 

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Die Personen und Handlung dieses Buches sind frei erfunden. Jede Übereinstimmung mit realen Personen oder Vorkommnissen wäre zufällig.

 

 

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Inhaltsverzeichnis:

Prolog. Eine neue Macht ist geboren

Kapitel 1. Sprungbrett

Kapitel 2. Die geheimnisvolle Vergangenheit des Imperators

Kapitel 3. Krieg als Mittel zum Überleben

Kapitel 4. Die Entführung einer Prinzessin

Kapitel 5. Was die Tarnfelder verbergen

Kapitel 6. Zeuge eines vergangenen Krieges

Kapitel 7. Die Zeit arbeitet nicht für uns

Kapitel 8. Blockade oder Krieg

Kapitel 9. Reliktiker und Nichts

Kapitel 10. Wiedergeborene Legenden

Kapitel 11. Landung in der Wüste

Kapitel 12. Schwierige Entscheidungen

Kapitel 13. Eine Oase in der sengenden Wüste

Kapitel 14. Am Arbeitsplatz des Administrators

Kapitel 15. Gott zu sein ist schwer

Kapitel 16. Alles hat seinen Preis

Kapitel 17. Lösung gefunden, aber...

Kapitel 18. Flucht von einem verbrannten Planeten

Kapitel 19. Verhandlungen im Orbit

Kapitel 20. Die Psioniker

Kapitel 21. Carte Blanche vom Imperator

Kapitel 22. Das Erbe der Roten Königin

Kapitel 23. Die Fadenzieher

Kapitel 24. Schwache Positionen. Oder doch nicht?

Kapitel 25. Vivisektion und antikes Grauen

Kapitel 26. Harte Verhandlungen (Teil eins)

Kapitel 27. Harte Verhandlungen (Teil zwei)

Kapitel 28. Kessel und andere Schatztruhen

Kapitel 29. Schiffbrüchige und Vergessene

Kapitel 30. Die Kannibalen von Haus Grün

Kapitel 31. Verstärkung für die Erdflotte

Kapitel 32. Endpunkt des Chronostroms

Kapitel 33. Künstler und Kunstfertigkeit

Kapitel 34. Kriegserklärung

Kapitel 35. Wir werden siegen!

Addendum. Besatzungsliste des Angriffskreuzers Di-Pal-Yu 781

Über den Autor

 

 

 

Prolog. Eine neue Macht ist geboren

 

 

 

 

 

 

 

Virtuelle Erde, Raumhafen-Knoten

Offizielle Residenz des Geckho-Vizekönigs auf der Erde

 

GERD MAC-PEU UN-ROI der Magier-Wahrsager stand am großen Fenster und starrte mit hinter dem Rücken verschränkten Händen auf die Straße, die zum Raumhafen führte. Der sonst so zurückhaltende und sogar etwas phlegmatische Magier-Wahrsager hatte Mühe, die Fassung zu bewahren. Der Kung der Erde hatte eine Generalversammlung der Fraktionsvorsitzenden der magokratischen Welt und der nichtmagischen Welt angekündigt, die vor 40 Minuten hätte beginnen sollen. Aber Kung Nat La-Fin war spät dran und verzögerte nun den Beginn seiner eigenen Sitzung!

 

Das war ungewöhnlich. Der Anführer der Reliktiker-Fraktion war für seine Pünktlichkeit bekannt. Er war ein Mann, der zu seinem Wort stand. Sein Flaggschiff Di-Pal-Yu 781 konnte sofort zu jedem beliebigen Punkt im Universum reisen. Kung Nats Verspätung konnte also keine logistischen Gründe haben. Er musste in einer wichtigen Angelegenheit aufgehalten worden sein. Was immer es war, der Kung stellte die Geduld aller anwesenden Fraktionsführer der Erde auf eine Zerreißprobe. Der Magier-Wahrsager vertiefte sich in die wahrscheinlichen Zukunftslinien und runzelte angestrengt die Stirn. Da braute sich etwas zusammen in der Galaxie. Etwas Unerklärliches, das die Welt, wie er sie kannte, von innen heraus aufbrach und völlig neue Zukunftslinien schuf. Und Mac-Poi Un-Roi hatte keinen Zweifel daran, dass sein Meister Kung Nat in diese Veränderungen verwickelt war.

 

Es gelang ihm, den allgemeinen Unmut, der sich aufgrund des verzögerten Sitzungsbeginns breitzumachen drohte, in Schach zu halten. Die Fraktionsvorsitzenden nutzten die seltene Gelegenheit, sich untereinander und auch mit dem Vizekönig der Oberherren der Erde, Gerd Kosta Dykhsh, zu unterhalten. Der hochgewachsene schwarze Geckho war zur Höchstform aufgelaufen und genoss es sichtlich, im Mittelpunkt zu stehen. Der Außerirdische, der sämtliche Menschen um zwei Köpfe überragte, begrüßte einen Gast nach dem anderen in seiner opulenten Residenz mit einem großen Glas Wein in der Pfote, stieß mit ihnen auf die allmächtige Geckho-Rasse an, scherzte und grummelte zufrieden. Er war ganz eindeutig Herr der Lage. Nur gute Beobachter wie Gerd Mac-Peu Un-Roi erkannten die Verwirrung und Besorgnis hinter der kunstvoll aufgebauten Fassade. Kosta Dykhsh, ein erfahrener Diplomat, hatte wie der Magier-Wahrsager das unbestimmte Gefühl, dass etwas Ungewöhnliches im Gange war.

 

Auch Minn-O La-Fin, die Frau des Kung der Erde, wurde von den Herrschern sehr bewundert. Der riesige Bauch tat ihrer weiblichen Schönheit keinen Abbruch. Weil sie im sechsten Monat schwanger war, hätte der Chefberater der Herrschergattin unter anderen Umständen verboten, ihre Gesundheit und die ihres ungeborenen Kindes zu riskieren, indem sie an der Sitzung teilnahm. Aber Kung Nat hatte die klare Anweisung gegeben, dass sie dabei sein sollte. Der Wahrsager hatte keine andere Wahl, als sie zu befolgen.

 

Der Magier-Wahrsager hätte es nie laut zugeben, doch er war vor der Generalversammlung etwas besorgt, dass die Anwesenheit der magokratischen Prinzessin von den anderen Fraktionsvorsitzenden nicht gutgeheißen werden könnte. Schließlich führte Gerd Minn-O La-Fin weder eine Fraktion an noch war sie eine offizielle Diplomatin. Sie vertrat die Erste Präfektur, die lediglich ein Teil der Reliktiker-Fraktion war. Doch die Bedenken des Chefberaters erwiesen sich als unbegründet. Niemand hatte auch nur den geringsten Zweifel daran, dass die Herrscherin der größten Präfektur der magokratischen Welt das Recht hatte, an der dringenden Veranstaltung teilzunehmen. Gerd Minn-O schien glücklich zu sein. Sie unterhielt sich, lachte, scherzte. Die vielen langen Monate in der Krankenstation hatten wohl dazu geführt, dass sie große Ereignisse wie dieses vermisste.

 

Auch Gerd Mac-Peu mischte sich unter die Gäste und unterhielt sich höflich mit allen, die ihn ansprachen. Als Chefberater hatte er die Befugnis, im Namen der gesamten Reliktiker-Fraktion zu verhandeln und offizielle Verträge abzuschließen. Nicht, dass viele der Anwesenden mit ihm sprechen wollten. Die meisten zogen es vor, auf Kung Nat La-Fin zu warten. Doch so konnte es nicht mehr lange weitergehen. Die angesehenen Fraktionsvorsitzenden in der großen Halle wurden langsam ungeduldig und tuschelten.

 

Und Vizekönig Gerd Kosta Dykhsh spürte es. Der hochrangige Geckho hatte sich bereits mehrmals aus dem großen Raum geduckt, um seine Assistenten danach zu fragen, aber die zuckten nur mit den Schultern. Es gab keine Neuigkeiten über den Kung der Erde. Als schließlich eine weitere Übertragung in sein Headset kam, leuchtete der pelzige Vizekönig auf und machte eine Ankündigung, die alle hören konnten. Die Fregatte Paladin Tamara und eine Korvettengruppe der Reliktiker-Fraktion waren soeben im nahe gelegenen Raumhafen gelandet, und Kung Nat würde jeden Moment ankommen. Endlich.

 

Gerd Kosta Dykhsh zeigte mit einer Kralle auf den großen runden Tisch in der Mitte des Raumes und forderte die Gäste auf, Platz zu nehmen. Und damit fingen die Probleme an. Vertreter der verfeindeten Vierten und Achten Präfektur der magokratischen Welt weigerten sich, nebeneinanderzusitzen. In der Zwischenzeit gerieten sich die Anführer der großen H3- und H12-Fraktionen aus der anderen Welt beinahe in die Haare. Die Sicherheitsleute des Vizekönigs konnten jedoch dazwischentreten. Gerd Mac-Peu der Magier-Wahrsager lag ein Bericht vor, laut dem es in ihrer alternativen Welt Spannungen zwischen den beiden großen Staaten gab, die sich zu einem Krieg auszuweiten drohten. Doch die Existenz der gesamten Erde stand auf dem Spiel! Jetzt war wirklich nicht der beste Zeitpunkt für kleinliches Gezanke.

 

„Moment mal, warum bekommt die Reliktiker-Fraktion vier Vertreter bei der Versammlung, während allen anderen Fraktionen der Erde nur zwei zustehen? Das ist nicht fair!“, sagte ein glatzköpfiger Level-28-Diplomat der H27-Fraktion namens Arjan Meulenbelt, der diesen Umstand gerade erst bemerkt zu haben schien.

 

Der Chefberater musste erst die Liste der geladenen Gäste auf seinem Tablet aufrufen, um sich zu erinnern, wer der Mann überhaupt war. Ah, natürlich. Die H27, eine kleine kommerzielle Fraktion aus Europa, die extrem wohlhabenden Bürgern die Möglichkeit bot, jede Krankheit durch das Spiel, das die Wirklichkeit unterwirft, heilen zu lassen. Die Fraktion existierte erst seit zwei Monaten im Spiel und kontrollierte drei Knoten im südlichen Teil des großen Kontinents der virtuellen Erde. Zwei davon hatten sie von Nachbarstaaten gekauft. Das bedeutete, dass sie auch über Geldmittel im Spiel verfügen mussten. Andererseits galt die Fraktion H27 als sehr jung und schwach, sodass sie auch keinen Wehrdienst in der Armee der Erde leisten musste. Während Gerd Mac-Peu überlegte, ob es sich überhaupt lohnte, auf den Vertreter einer so unbedeutenden Fraktion zu reagieren, schaltete sich Prinzessin Minn-O La-Fin ein.

 

„Könnte es damit zusammenhängen, dass die Reliktiker-Fraktion Mitglieder aus beiden alternativen Welten hat? Jeweils ein Experte aus jeder Version der Erde, um alle unsere Bedürfnisse abzudecken. Dazu ein Diplomat. Und der Fraktionsvorsitzende. Das ergibt vier.“

 

Der europäische Diplomat aber wollte sich mit dieser Antwort nicht zufriedengeben und bohrte weiter, scheinbar in der Absicht, einen Konflikt zu provozieren.

 

„Nach meinen Gesprächen mit eurem Chefberater bin ich zu dem Schluss gekommen, dass Gerd Mac-Peu nicht besonders vertraut mit den Ereignissen in meiner Heimatwelt ist. Er muss also der Spezialist für die magokratische Welt in eurer Delegation sein. Sag mir, Prinzessin Minn-O, welcher der vier Vertreter deiner Fraktion bist dann du? Du bist sicherlich keine Diplomatin und offensichtlich auch keine Fraktionsvorsitzende.“

 

Einige Mitglieder der magokratischen Fraktionen der Erde begannen aufgebracht zu tuscheln. Das Verhalten des europäischen Diplomaten hatte eine Grenze überschritten. Kein einfacher Bürger ohne magische Fähigkeiten hatte das Recht, eine Magierherrscherin so zu behandeln! Das hochgewachsene Oberhaupt der Zweiten Präfektur, Leng Ui-Taka, sprang sogar von seinem Stuhl auf, um für die Prinzessin Partei zu ergreifen. Die Hilfe des erfahrenen Generals erwies sich jedoch als nicht notwendig.

 

„Minn-O ist meine Frau. Sie hat jedes Recht, an dieser Versammlung teilzunehmen!“

 

Jedes Geräusch und jede Diskussion im Raum verstummte augenblicklich. Viele der Anwesenden erhoben sich respektvoll, um den Kung der Erde zu begrüßen. Kung Nat, gekleidet in seine mattschwarze Verschlinger-Rüstung hatte den Saal betreten. Er kam in Begleitung des Diplomaten der Reliktiker-Fraktion, Leng Thomas Müller, sowie seines persönlichen Leibwächters Gerd Imran und der Miyelonierin Gerd... Nein! Die Augen des Chefberaters weiteten sich vor Überraschung. Leng Ayni Uri-Miayuu! Wie konnte das sein?

 

„Es gibt einen sehr guten Grund für meine Verspätung und dazu komme ich auch gleich. Aber zuerst müssen wir das größte Problem klären. Drei Kungs in einem Raum sind eindeutig zu viel!“

 

Der Verschlinger warf seinem Leibwächter einen vielsagenden Blick zu — und erschien am genau gegenüberliegenden Ende des großen Saals hinter einer Frau mittleren Alters mit dunklem Haar. Nat versuchte, die Frau zu packen, doch ihr Körper verwandelte sich in halbtransparentes Gelee, zischte und gab ein Geräusch wie ein Rülpsen von sich.

 

„Verdammt! Entwischt.“ Nats blaue Augen flackerten vor Wut, und das nicht nur im übertragenen Sinne.

 

Nat drehte sich zu dem Mann um, neben dem die Frau gestanden hatte. Es war ein grauhaariger Magierherrscher, Anführer der La-Urmi-Fraktion aus der Zehnten Präfektur. Er röchelte vor Angst, aber der Kung der Erde legte ihm nur tröstend eine gepanzerte Hand auf die Schulter.

 

„Es tut mir leid, dir das sagen zu müssen, alter Mann, aber es scheint, dass die Diplomatin deiner Fraktion soeben verstorben ist. Ermordet von einer Morphähe. Und höchstwahrscheinlich ist dieser Mord in der wirklichen Welt passiert, denn er hatte keine Skrupel, in ihrem Körper an dieser Versammlung teilzunehmen. Konntest du seine Anwesenheit hier nicht spüren, Kung Eesssa, Planetenverschlingerin von Betelgeuse?“

 

Während der Chefberater bis soeben nur überrascht gewesen war, klappte ihm nun vor lauter Erstaunen die Kinnlade auf. Die schwangere Prinzessin Minn-O La-Fin hinter Kung Nat verwandelte sich in eine perfekte Kopie von Ayni, der orangefarbenen Miyelonierin!

 

„Nein, Mensch, ich konnte ihn nicht spüren. Aber Kung Maa ist eine uralte Morphähe und sehr erfahren. Kein Wunder, dass er kaum zu enttarnen ist. Ganz zu schweigen davon, wie schnell er auf deinen Versuch, ihn zu ergreifen, reagiert hat. Selbst ich wäre nicht in der Lage gewesen, mich so schnell zu töten.“

 

Der Verschlinger schüttelte den Kopf und runzelte die Stirn.

 

„Du irrst dich, Fox. Ich hätte Kung Maa leicht töten können. Ein für alle Mal. Dann hätte ich eine Sorge weniger gehabt. Aber du hast mich gebeten, es nicht zu tun, deshalb wollte ich nur versuchen, ihn bewegungsunfähig zu machen.“

 

Der normalerweise schweigsame Schlichter Gerd Imran, der hinter seinem Kommandanten stand, meldete sich zu Wort. „Captain, die meisten Virt Pods der Erdfraktion werden derzeit überwacht. Man wird die Morphähe finden. Und ich kann Kung Maa abfangen, sobald er das Spiel wieder betritt. Die Morphähe hat einen fatalen Fehler begangen, indem er seinen physischen Körper auf die Erde verlegt hat. Jetzt gibt es kein Entkommen mehr. Wir werden eine weitere Chance bekommen.“

 

„Da hast du recht. Vielleicht haben wir beim nächsten Mal mehr Glück.“

 

In der Zwischenzeit hatte der Diplomat der Reliktiker-Fraktion, Leng Thomas Müller, stolz einen der vier Fraktionssitze am Tisch eingenommen. Kung Eesssa erhob sich, überließ ihren Platz der echten Leng Ayni Uri-Miayuu, flüsterte der Miyelonierin etwas zu, das sie beschämt zu Boden blicken ließ, und verließ den Sitzungssaal. Dann nahm der Chefberater endlich seinen ganzen Mut zusammen und fragte, was mit der echten Prinzessin Minn-O La-Fin passiert sei.

 

Kung Nat war sofort an Gerd Mac-Peu Un-Rois Seite, und seine blauen Augen leuchteten wieder auf eine Art und Weise, die für den Chefberater nichts Gutes verhieß.

 

„Weißt du, warum du jetzt noch lebst, Berater?“ In der Stille, die in der großen Halle herrschte, wurden die Worte des Kung der Erde von allen gehört, sogar von denen, die am anderen Ende des runden Tisches saßen.

 

„Weil ich Euch treu bin, Erzmagier. Und ich bin Euch von Nutzen“, sagte der Magier-Wahrsager ruhig, woraufhin er sich betont respektvoll vor dem Kung der Erde verbeugte.

 

Obwohl er Angst hatte, bewies Gerd Mac-Peu die Würde eines geborenen Magierherrschers. Außerdem wusste der erfahrene Magier-Wahrsager, dass er in diesem Disput mit seinem Vorgesetzten nicht in Lebensgefahr war. Nat war schlicht irritiert. Der Verschlinger starrte seinen Untergebenen ein paar Sekunden lang an, dann sprach er.

 

„Ja, nützlich bist du, das stimmt. Aber was deine Treue angeht, kommen mir langsam Zweifel. Wichtige Informationen über die Gesundheit der Frau und des Kindes deines Herrschers zu verheimlichen, grenzt an Verrat, Gerd Mac-Peu! Und deine Nützlichkeit ist nicht der Grund, warum du noch am Leben bist. Es ist nicht einmal die Tatsache, dass du zu den zehn mächtigsten Magier-Wahrsagern in der Galaxie gehörst. Sondern, weil ich dich schon einmal getötet habe und das absolut nichts gebracht hat.“

 

Wovon sprach der Kung der Erde da? Der Magier-Wahrsager stand völlig verwirrt da. Seine magischen Fähigkeiten sagten ihm ohne jeden Zweifel, dass der Verschlinger die Wahrheit sagte. Wie konnte das sein? Die einzige Möglichkeit wäre, dass die Zeit bis vor die Gabelung der möglichen Ereignisse „zurückgedreht“ und die für Gerd Mac-Peu tödliche Zukunftslinie durch eine ersetzt worden war, in der er noch eine Überlebenschance hatte. Der Magier-Wahrsager ging auf die Knie und verneigte sich tief, um dem Verschlinger zu zeigen, dass er seine Autorität anerkannte und ihm gleichzeitig dafür zu danken, dass er ihm eine zweite Chance gegeben hatte. Der Kung der Erde starrte seinen Berater ein paar Sekunden lang an, um seine Gedanken zu lesen und sich von ihrer Aufrichtigkeit zu überzeugen.

 

„Ich kann deine Frage beantworten, Chefberater“, sagte er dann. „Vor einer halben Stunde hat Prinzessin Minn-O diesen Raum verlassen und befindet sich jetzt an einem sicheren Ort. Auch der Ausstiegspunkt meiner Frau in der wirklichen Welt wurde bereits geändert. Sie wird nicht mehr in das medizinische Zentrum in Pa-lin-thu zurückkehren. Ich werde mich persönlich um sie kümmern und verbiete dir und allen anderen Magierherrschern“, donnerte der Verschlinger und warf einen grimmigen Blick in den totenstillen Saal, „euch in meine Pläne einzumischen! Wenn ich mich klar ausgedrückt habe, betrachte die Angelegenheit als erledigt. Du kannst Platz nehmen.“

 

„Ja, Erzmagier, Ihr habt Euch klar ausgedrückt.“ Gerd Mac-Peu nickte, sprang auf und setzte sich neben Leng Ayni an den Tisch.

 

Der Verschlinger rief seinen Leibwächter Gerd Imran zu sich, und gemeinsam traten sie vor den Geckho-Vizekönig, Gerd Kosta Dykhsh. Dem Diplomaten der Oberherren der Erde war anzusehen, dass er völlig außer sich war. Der mächtige Geckho leerte den Rest seines Weins und erhob sich. Seine angespannt wirkenden Geckho-Sicherheitsoffiziere tauschten Blicke aus. Sie wussten, dass sie keine Chance gegen den Verschlinger hatten und dass der Kung der Erde sie auch außerhalb des Spiels töten konnte.

 

„Kento duho, Gerd Kosta Dykhsh“, sagte der Kung der Erde mit einer respektvollen Verbeugung.

 

Ein Seufzer der Erleichterung ging durch den Raum, als den Anwesenden klar wurde, dass der furchteinflößende Verschlinger keine bösen Absichten hatte. Der Kung der Erde gab seinem Schlichter ein Zeichen, und ein Koffer aus gepanzertem Metall erschien in Gerd Imrans Händen.

 

„Kosta Dykhsh, hast du heute eine Nachricht vom Kommandanten der Dritten Geckho-Angriffsflotte, Kung Waid Shishish, erhalten?“

 

„Ja, ich habe eine seltsame Nachricht erhalten, die nur aus drei Wörtern bestand: ‚Charles de Gaulle‘“, sagte der Vizekönig mit einem sehr menschlich anmutenden Schulterzucken.

 

„Ja, diese Nachricht meine ich“, bestätigte der Kung der Erde. Dann öffnete sein Leibwächter den kleinen Koffer und platzierte eine Reihe schön geschliffener rötlich-oranger Kristalle von der Größe reifer Granatäpfel vor dem Vizekönig auf den Tisch. „13 Stück. Jeder ist 100 Millionen Geckho-Kristalle wert. Insgesamt also eine Milliarde und 300 Millionen. Das ist genau der Betrag, den mein Heimatplanet Erde deiner Meinung nach zahlen muss, um sich von der Vasallenschaft der Geckho freizukaufen.“

 

Gerd Kosta Dykhsh betrachtete die vor ihm ausgebreiteten Schätze nachdenklich und schnaubte, wobei sich seine breiten Nasenlöcher blähten. Doch er schien es nicht eilig zu haben, die Kristalle in sein Inventar zu legen. Dann merkte er an, dass sich der Betrag geändert haben könnte, weil sich doch die Knoten auf der virtuellen Erde so schnell entwickelten, was den Wert des Planeten in die Höhe trieb. Er sei sich also nicht sicher, ob eine Milliarde und 300 Millionen ein fairer Preis war, dem die Geckho-Herrscher zustimmen würden.

 

Der Kung der Erde schnappte verärgert nach Luft. Dass der Vizekönig der Oberherren sich weigerte, haargenau die Bedingungen, die er selbst vorgeschlagen hatte, zu akzeptieren, trieb den Verschlinger zur Weißglut. Dennoch wusste Nat genau, was er tat.

 

„Vizekönig, ich glaube nicht, dass meine Geschäftspartnerin Gerd Uline Tar es versäumt hat, ihrem Mann die folgenden, wichtigen Informationen mitzuteilen, die auch für den Geckho-Vizekönig auf der Erde persönlich relevant sind. Sie muss es dir gesagt haben. Du weißt also ganz genau, dass in acht … nein, in sieben Ummi der Wert des Planeten Erde für deine Rasse auf null sinken wird.“

 

Die anderen Spieler, die am Tisch Platz genommen hatten, begannen zu tuscheln. Von allen Versammlungsteilnehmern waren der Vizekönig der Erde und die Mitglieder der Reliktiker-Fraktion die Einzigen, die von den geheimen Absprachen zwischen den Oberhäuptern des Geckho-Staates und der Meleyephatianischen Horde wussten. Alle anderen hatten keinen blassen Schimmer, wovon Kung Nat sprach.

 

„Ja, Uline hat mich gewarnt“, bestätigte der mächtige Geckho.

 

Der Verschlinger nickte und sprach eindringlich weiter. „In diesem Fall solltest du dich beeilen und das Geld nehmen, solange die Geckho noch die Chance dazu haben. Ich weiß nicht, was es hier zu diskutieren gibt. Der Oberherr der Erde, Kung Waid Shishish, hat der Sache bereits zugestimmt, ebenso wie der konkreten Summe für den Kauf meines Heimatplaneten.“

 

„Das ist alles wahr“, gab der Vizekönig zu und funkelte Nat aus großen schwarzen Augen an, „aber es gibt auch noch Knoten auf dem Satelliten dieses Planeten. Auf dem Mond, wie ihr ihn nennt. Und auf diesen Mondknoten befindet sich eine große Forschungseinrichtung der Geckho, die das Phänomen der zweigeteilten Welten untersucht. Und ein Militärraumhafen. Und Helium-3-Extraktoren für thermonukleare Generatoren. Und zufälligerweise gehört das alles mir! Ich will also eine Entschädigung. Zumindest für die Extraktoren.“

 

Kung Nat starrte den Geckho eine Weile an.

 

„Ich bekomme 10 % der Einnahmen, plus kostenloses Helium-3 für thermonukleare Kraftwerke hier auf der Erde und du kannst die Extraktoren behalten“, konterte er dann. „Alle übrigen Geckho-Besitztümer werde ich aufkaufen.“ Mit diesen Worten holte der Verschlinger einen riesigen orange-roten Kristall aus seinem Inventar und legte ihn auf den Tisch. Kristall Nummer 14. Er sah exakt so aus wie die restlichen 13.

 

„So langsam kommen wir ins Gespräch“, sagte der Geckho, fletschte seine riesigen gelblichen Zähne und fegte mit einer breiten Pfote alle Kristalle vom Tisch und in sein Inventar. „Einverstanden! Die Erde gehört dir, Mensch. Und der Mond auch. Von dieser Sekunde an sind die Menschen auf sich allein gestellt und die Geckho sind nicht mehr verpflichtet, eure Rasse zu verteidigen.“

 

 

 

Kapitel 1. Sprungbrett

 

 

 

 

 

 

 

ALLES VERLIEF REIBUNGSLOS, obwohl ich die Hälfte meiner verbleibenden persönlichen Mittel für den Kauf der Mondknoten ausgeben musste. Aber was soll’s. Kam Zeit, kam Geld. Vor allem, weil meine Einnahmen in letzter Zeit meine Ausgaben überstiegen hatten und ich als Herrscher der virtuellen Erde nun Anspruch auf einen Teil der Steuern hatte.

 

Legitimität auf 3 % erhöht

 

Nicht schlecht, ganz und gar nicht schlecht! Das Spielsystem hatte die Änderung bereits berücksichtigt und meinen Status entsprechend angehoben. Ich wartete darauf, dass der Geckho-Diplomat alle Kristalle in seinem Inventar verstaut hatte und das Handelsgeschäft abgeschlossen war. Vorsichtshalber stellte ich dann etwas klar.

 

„Gerd Kosta Dykhsh, diese Kristalle müssen so schnell wie möglich zu Kung Waid Shishish gebracht werden. Der Kommandant braucht das Geld dringend, um seine Flotte zu reparieren, die im Gefecht schwer beschädigt wurde. Verstanden? Nicht der Krong deines Volkes, sondern der ehemalige Oberherr der Erde erhält die Kristalle. Die Provision, die dir und deinem Clan zusteht, wird von Kung Waid Shishish gezahlt. Wir haben das bereits besprochen.“

 

„Ja, Kung der Erde. Verstanden. Ich werde die Kristalle persönlich und so schnell wie möglich abliefern“, sagte der riesige schwarze Geckho, stand prompt vom Tisch auf und machte sich auf den Weg.

 

„Einen Moment, Gerd Kosta Dykhsh“, hielt ich den Diplomaten auf, der schon davoneilen wollte. „Ich erlaube dir, dass du und deine Frau diesen Wohnsitz und einen halben Anteil am Seehafen in diesem Knoten behalten dürft. Es wäre ungerecht, meiner Geschäftspartnerin Gerd Uline Tar und ihrem Mann Besitz und ein profitables Geschäft auf einem sicheren Planeten zu entziehen. Außerdem würde ich mich freuen, wenn ein so wohlhabender Industrieller weiterhin auf meinem Planeten tätig wäre und seine Wirtschaft ankurbeln würde.“

 

„Immer ein Vergnügen, mit dir Geschäfte zu machen, Kung Nat!“ Der Diplomat verbeugte sich ehrfürchtig und beeilte sich zu gehen, gefolgt von einer Schar Geckho-Sicherheitsleuten. Die furchterregenden, stummen Alpha Iseyeks nahmen sofort ihre Plätze an den Türen und entlang der Wände des großen Sitzungssaals ein.

 

Die Ankunft der finsteren Krieger, die wie gigantische Gottesanbeterinnen in Hightech-Raumanzügen aussahen, sorgte für große Aufregung unter den Anführer der Erde. Die meisten hatten noch nie zuvor Iseyeks gesehen. Ich musste schmunzeln. Die Anführer auf der Erde hatten ja keine Ahnung, was noch alles auf sie zukam.

 

„Fox, komm zurück an den Tisch, ich brauche dich“, bat ich mittels Gedankenübertragung, und die exakte Kopie meiner orangen Katzenfreundin setzte sich eilig neben das Original. Dann nahm ich den opulenten Sessel von Kosta Dykhsh ein.

 

Aber während niemand etwas dagegen hatte, dass ich den Platz des Vizekönigs für mich beanspruchte, wurde die Morphähe, die sich an den großen Tisch setzte, beanstandet. Ich beeilte mich, einzuschreiten und versuchte, die Anführer der Erdfraktion zu beschwichtigen.

 

„Ich habe die Ausbilderin der Armee der Erde gebeten, an der Versammlung teilzunehmen, denn eines der Themen, die wir ansprechen werden, ist die Bildung einer einheitlichen Kommandostruktur und die anstehenden großen politischen Veränderungen.“

 

„Bei allem Respekt, Kung Nat“, meldete sich Leng Iwan Muschik, der Anführer der Mensch-23-Fraktion, zu Wort „Müssen wir nun, da die Erde kein Vasall der Geckho mehr ist, wirklich eine große Armee aufstellen und uns an Konflikten im Weltraum beteiligen?“

 

„Du kapierst es wohl nicht“, mischte sich ein glatzköpfiger Mann ein, den ich noch nie zuvor gesehen hatte, Arjan Meulenbelt. Er grinste bissiger, als sein mickriger Spielerstatus es zulassen sollte. „Kung Nat will einfach nur seine persönlichen Ambitionen auf Kosten der Leben unserer Soldaten verfolgen und den Quarantäneplaneten für seine glubschäugige Wayedda einnehmen. Die halbe Galaxie redet darüber hinter vorgehaltener Hand!“

 

Autorität auf 174 reduziert!

 

Ich sagte nichts, sondern warf nur meinem Chefberater einen fragenden Blick zu.

 

„H27-Fraktion, ihr einziges Rechenzentrum befindet sich in der Nähe von Brügge“, sagte Gerd Mac-Peu Un-Roi sofort. „Die Fraktion ist so jung und schwach, dass sie nicht verpflichtet war, Truppen für die Armee der Erde zu stellen, also lügt ihr Vertreter eindeutig, wenn er von ‚unseren Soldaten‘ spricht. Mein Kung, vor deiner Ankunft hat sich der Diplomat sehr unangemessen verhalten und versucht, eine Szene zu machen.”

 

Aha. Der Vertreter der kleinen Fraktion aus meiner Heimatwelt war jedoch mehr als nur taktlos. Es war extrem schwierig, die Gedanken von Diplomaten zu lesen, fast unmöglich, aber ich konnte ein klares finanzielles Interesse an dem Verhalten des glatzköpfigen Unruhestifters erkennen. Jemand hatte ihm gutes Geld versprochen, wenn er auf der großen Versammlung eine Szene machen und meine Autorität schädigen würde. Verdammt. Die Gedanken des Diplomaten zu lesen war so anstrengend, dass mir bald der Kopf dröhnte. Na gut, dann würde er es mir eben selbst sagen müssen...

 

Ich tötete den unverschämten Mann nicht, obwohl die Spielregeln es erlaubt hätten. Stattdessen stand der untrainierte Glatzkopf auf meinen mentalen Befehl hin auf, ging auf alle viere und begann unter immer angestrengterem Keuchen Liegestütze zu machen. Die Vertreter der russischen Fraktion konnten sich ihr Lachen nicht verkneifen. Sie waren schon einmal Zeugen geworden, wie ich diese Methode angewandt hatte, um ein paar Politiker, denen jeglicher Realitätsbezug abhandengekommen war, eine Lektion zu erteilen. Der grauhaarige, bärtige Anführer der H27-Fraktion, der neben dem vor Anstrengung rot angelaufenen Diplomaten saß, öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber als er meinen strengen Gesichtsausdruck sah, überlegte er es sich anders und klappte ihn wieder zu.

 

„Also gut, während der belgische Diplomat die Stärke und Ausdauer seines Charakters verbessert, können wir anderen uns ernsteren Dingen zuwenden. Wie einige von euch bereits wissen, haben unsere ehemaligen Oberherren, die Geckho, im Krieg gegen die Kompositen eine vernichtende Niederlage erlitten und die Meleyephatianische Horde um militärische Hilfe gebeten. Krong Laa hat ihnen diese Hilfe zugesagt, aber nur im Austausch dafür, dass die Horde einen Teil des Geckho-Raums erhält und die Meleyephatianer als ihre Oberherren anerkennt...“

 

Dann musste ich mich fast eine ganze Minute lang unterbrechen. Die Nachricht traf alle Anwesenden unerwartet und die Wogen im Saal gingen hoch. An jeder Ecke entbrannten lebhafte Diskussionen. Niemand zweifelte an meinen Worten, doch es war schwierig, diese neue Realität zu akzeptieren, in der unsere scheinbar unbesiegbaren Oberherren geschlagen und selbst zu Vasallen eines mächtigeren Volkes geworden waren. Nur Gerd Ivan Lozovsky bildete einen auffälligen Kontrast zu der stürmischen Reaktion der anderen Anwesenden. Der Diplomat der russischen Mensch-3-Fraktion stützte den Kopf in die Hände und versuchte, das Gehörte zu verdauen. Er wirkte verloren. Kein Wunder. Lozovsky hatte seine Spielerkarriere auf die große raumfahrende Rasse aufgebaut und ihr sogar als Geheimagent auf der Erde gedient. Jetzt stürzte sein schönes Kartenhaus in sich zusammen.

 

Ich wartete, bis der Saal wieder zur Ruhe gekommen war, und fuhr mit meiner Rede fort. „Der Vertrag zwischen den Führern der großen Raumfahrtrassen sieht die Übergabe aller Geckho-Vasallen an neue, von der Meleyephatianischen Horde ernannte Oberherren vor. Alle Geckho-Vasallen sollten zu versklavten Völkern degradiert werden, was den Verlust politischer und bürgerlicher Rechte und eine erhebliche Erhöhung der Tribute zur Folge haben sollte. Genau um dieses unangenehme Szenario für die Erde zu vermeiden, habe ich unsere Heimatwelt freigekauft und ihr den Status eines freien Planeten verliehen. Die Zyanier, Jargs, Kleopier und die Crystalliden haben dasselbe getan. All diese Völker haben ihre Freiheit von unseren ehemaligen Oberherren erkauft und vor einem halben Ummi ein militärisches und politisches Bündnis geschlossen, das sie rechtlich dazu verpflichtet, sich im Falle eines Angriffs gegenseitig zu verteidigen. Und ich bin zu spät zu dieser Versammlung hier gekommen, weil ich bei diesen wichtigen Verhandlungen dabei sein wollte.“

 

Ich hatte eine Diskussion oder zumindest Fragen erwartet, aber im Saal herrschte Totenstille. Die drastischen Veränderungen im Weltraum kamen für die Anführer auf der Erde überraschend. Sie wussten kaum, wie sie auf die Nachricht reagieren sollten.

 

Schließlich hob H3-Fraktionschef Leng Igor Tarasov wie ein Schuljunge die Hand. „Kung, könnte, außer den Parteien, die du bereits erwähnt hast, noch jemand helfen, das neue Bündnis zu stärken? Denn...“ Tarasov schüttelte mit unverhohlenem Zweifel den Kopf. „Denn die militärische Macht und die Macht im Weltraum dieser neuen Allianz scheint ziemlich gering zu sein. Nur unsere Erde hat eine eigene Raumflotte, und die ist sehr bescheiden. Außerdem besteht sie hauptsächlich aus Schiffen eurer Reliktiker-Fraktion. Wenn mächtigere Nachbarn wie die Meleyephatianer oder die Miyelonier ihren Einfluss im Weltraum ausweiten wollen, werden sie sich zuerst in den Systemen bedienen, die nicht mehr von der großen Geckho-Rasse beschützt werden.“

 

„Vielen Dank, Igor. Das ist eine berechtigte Frage“, sagte ich. „Allerdings sollte ich darauf hinweisen, dass die Kleopier auch eine eigene Flotte haben, die mindestens genauso stark ist wie unsere.“

 

Ich musste eine Pause einlegen, weil der H27-Diplomat vor Schmerzen stöhnte und um Gnade flehte. Ich warf Fox einen fragenden Blick zu, die als Ausbilderin der Armee der Erde schnell feststellen würde, ob der Spieler tatsächlich so schnell müde geworden war oder nur eine Show abzog. Das Urteil der Morphähe war unmissverständlich.

 

„Dieser Mann lügt und versucht, dein Mitleid zu erregen. Tatsächlich könnte er noch 150 weitere Liegestütze machen, wenn seine Schmerzrezeptoren komplett ausgeschaltet wären.“

 

Also tat ich das und hielt den Geist des Diplomaten weiterhin unter Kontrolle. Er würde lange brauchen, um sich zu erholen. Sofern er nicht vor lauter Schmerzen respawnte. Aber selbst, wenn der unverschämte Belgier einmal im Spiel sterben sollte, würde er sich nächstes Mal gut überlegen, ob es klug war, über „hochrangige“ Spieler zu meckern. Sein Körper würde durch die körperliche Anstrengung sowohl hier als auch in der realen Welt auf jeden Fall stärker werden. Die Frau oder der Mann dieses Schlappschwanzes würde sich herzlich bei mir bedanken.

 

Ich wies Fox an, Arjan Meulenbelts Zustand zu überwachen und mich zu warnen, wenn er sich den Grenzen seiner körperlichen Leistungsfähigkeit näherte, und wandte mich dann wieder der Diskussion über das neue Bündnis zu.

 

„Tailax wird sich sicher anschließen. Meine Wayedda Leng Valeri-Urla beruft in diesem Moment eine Versammlung der Prälaten zu diesem Thema ein, und in den Docks von Tailax wird bereits fleißig eine Flotte für den von Menschen bevölkerten Planeten gebaut. Eine Reihe kleiner menschlicher Kolonien, die über die gesamte Galaxie verstreut sind, wird sich ebenfalls anschließen, ebenso wie einige freie Raumbasen. Außerdem wird sich in etwa zehn Ummi ein großer Teil des Geckho-Staats unter dem Banner von Kung Waid Shishish abspalten. Diese neue Gruppe ist unserem Bündnis freundlich gesinnt. Das bedeutet, dass die Dritte Angriffsflotte der Geckho mit 600 Kampfschiffen bereitstehen kann, um die Erde zu verteidigen, falls etwas passiert.“

 

Ich konnte sehen, dass die Anführer der Erde mir aufmerksam zuhörten, aber es gelang mir trotzdem nicht, ihre Skepsis über die Überlebenschancen unserer Allianz in dem gefährlichen Universum zu mildern. Na ja. Ich hatte erst die Einleitung meiner Rede hinter mich gebracht und war gerade dabei, die wahren Trümpfe aus dem Ärmel zu ziehen.

 

„Nun zu den mächtigen und aggressiven Nachbarn unserer Erde. Die Trillianer sind uns feindlich gesinnt, können unseren Planeten aber nicht vor dem Ende des Synchronisationsprozesses angreifen. Die Geckho haben größere Probleme. Wir haben uns unsere Freiheit ehrlich erkauft, sodass unsere ehemaligen Oberherren die Erde nicht angreifen werden, selbst wenn sie es könnten. Die Meleyephatianische Horde? Die Meleyephatianer können so wütend sein, wie sie wollen, wenn ihnen die Erde in letzter Minute durch ihre gierigen Klauen rutscht. Aber die Wahrheit ist, dass die Horde an einem hart erkämpften Waffenstillstand scheitern würde, den sie mit dem allmächtigen menschlichen Imperium von Georg I. geschlossen hat. Deshalb können sie in den nächsten fünf Tongs nicht in Konflikte mit den Menschen verwickelt werden, egal, ob es sich dabei um die Erdenmenschen, Tailax, das Gilvar-Syndikat oder sonst jemanden handelt. Auch die Miyelonier werden uns bestimmt nicht angreifen.“ Ich machte eine dramatische Pause, bevor ich fortfuhr. „Denn sie selbst haben den Wunsch geäußert, sich unserem Bündnis anzuschließen, zusammen mit all ihren Vasallen und abhängigen Völkern!“

 

Diplomatie-Skill auf Level 108 erhöht!

 

Psionik-Skill auf Level 152 erhöht!

 

Ja, ich hatte ein wenig Psionik hinzugefügt, um meine Aussage zu untermauern. Es mochte übertrieben gewesen sein, aber das Publikum war hin und weg. Ihre Gesichter erhellten sich und sie begannen zu lächeln, einige spendeten sogar Applaus. Die Erdlinge kannten die große Rasse der Miyelonier, respektierten sie und fürchteten sie sogar. Und so war die anschließende Frage des amerikanischen Diplomaten der Mensch-12-Fraktion nur zu vorhersehbar:

 

„Kung Nat, da die anderen Mitglieder unseres Bündnisses insgesamt nur wenige Planeten kontrollieren, würde ein Schwergewicht wie die Union der Miyelonischen Rudel mit ihren Hunderten Sternensystemen nicht das Gleichgewicht stören und de facto bedeuten, dass wir, anstatt die Freiheit zu erlangen, einfach einen neuen Oberherrn gefunden haben?“

 

Mein geschwänzte Freundin Leng Ayni winkte ab.

 

„Ich kann euch allen versichern, dass die Erde nicht annektiert oder zum Vasallen degradiert wird und solche Optionen nicht einmal in Betracht gezogen werden. Ich war bei den Verhandlungen zwischen dem Kung der Erde und der alleinigen Herrscherin meiner Rasse, Krong Keetsie Myau, anwesend und kann euch sagen, dass sie eine gleichberechtigte Partnerschaft vorziehen.“ Hier verstummte die Zuhörerin, blickte mich an und bat um die Erlaubnis, zuvor geheime Informationen preiszugeben. Ich nickte „Und sogar, dass die Menschen die führende Rolle in der Allianz einnehmen würden, vor allem, wenn eure weit verstreute Rasse in der Lage ist, sich zu vereinen.“

 

Als die Menge ungläubig kicherte — einige fanden ihre Behauptungen einfach zu abwegig –, stand die kleine Leng Ayni Uri-Miayuu auf, damit alle am runden Tisch sie besser sehen konnten, und gab eine ausführliche Erklärung ab.

 

„Ja, die Miyelonier sind mächtig und zahlreich. Unsere große Raumfahrerrasse kontrolliert mehr als 700 Sternensysteme. Aber vor dem Konflikt hatten die Geckho eine mindestens ebenso große Bevölkerung, ein ebenso großes Wirtschaftspotenzial und eine ebenso große Militärmacht, und wir alle wissen, was ihnen das am Ende gebracht hat. Die Geckho haben inzwischen ein Viertel ihrer Systeme und etwa ein Fünftel ihrer Bevölkerung verloren, und dieser tragische Lauf des Schicksals scheint ungebrochen. Die Geckho sind immer noch auf der Flucht und geben System für System auf. Die Miyelonier wollen nicht dasselbe Schicksal erleiden und nehmen sich daher ein Beispiel an ihnen. Der Zusammenschluss mit einer geeinten Menschheit ist also eher in unserem als in eurem Interesse. Die größten Wahrsager meines Volkes haben alle möglichen Zukünfte untersucht und sind zu dem Schluss gekommen, dass ein Bündnis mit einer vereinigten Menschheit die einzige Chance für die Miyelonier ist, diesen Vernichtungskrieg gegen zwei übermächtige Feinde — das Königreich der Trillianer und die Kompositen — zu überleben.“

 

In diesem Moment wurde den Anführern der Erde der volle Ernst der Lage bewusst. Der Spott verstummte, ebenso wie alle Nebengespräche. Ich beschloss, ihre Aufmerksamkeit zu nutzen, und stellte, obwohl es schon etwas spät war, meine orangefarbene Freundin und den Grund ihrer Anwesenheit vor.

 

„Ich bin mir sicher, dass ihr alle mit meiner miyelonischen Gefährtin Leng Ayni Uri-Miayuu vertraut seid. Heute ist sie in ihrer neuen Funktion als Anführerin der Reliktiker-Fraktion hier. Ja, ihr habt richtig gehört. Sowohl vom Status als auch von der Position her bin ich Kung — auf Reliktikerisch ‚Anführer vieler Abteilungen‘ — und kann es mir nicht leisten, mich von den Angelegenheiten einer einzigen Fraktion ablenken zu lassen, nicht einmal von meiner eigenen. Deshalb habe ich vor einem Ummi Leng Ayni Uri-Miayuu, die bewiesen hat, dass sie absolut loyal und fähig ist, selbst die schwierigsten Aufgaben zu übernehmen, zur Anführerin der größten aller Erdfraktionen ernannt. Der Diplomat der Reliktiker-Fraktion, Leng Thomas Müller, und der Chefberater Gerd Mac-Peu Un-Roi werden Leng Ayni als Stellvertreter zur Seite stehen. Ich werde in der Zwischenzeit die Kontrolle über die gleichnamige Reliktiker-Fraktion übernehmen, zu der die Reliktiker-Fraktion, verbündete Erdfraktionen aus beiden Welten, die riesige Freie Tailax-Fraktion mit über einer halben Million Spielern, mehrere kleine Geckho- und Miyelonier-Industriefraktionen, die Reliktiker-Pyramide, die Hellgrüne Kleopische Fraktion aus Serpea und ihre bewohnten Ringe, mehrere abgelegene menschliche Kolonien und... noch etwas anderes gehören, das wir Außenstehenden noch nicht verraten wollen.“

 

Diplomatie-Skill auf Level 109 erhöht!

 

Autorität auf 175 erhöht!

 

Autorität auf 176 erhöht!

 

Als ich aufblickte, starrten mich alle mit offenem Mund an. Selbst der Chefberater Gerd Mac-Peu Un-Roi, der dachte, er wüsste über alle Angelegenheiten seines Chefs Bescheid, hatte zuvor nicht einmal die Hälfte der Dinge gehört, die ich gerade gesagt hatte. Alle anderen starrten mich an wie ein himmlisches Wesen, das für die Normalsterblichen unerreichbar war.

 

Ich fühlte mich etwas unwohl dabei. Trotzdem riss ich mich zusammen und fuhr mit meiner Rede fort. „Meine heutige Rede wird in zwei Teile aufgeteilt sein. Der erste ist der Innenpolitik gewidmet — den Beziehungen zwischen den Fraktionen der Erde, der Beilegung von Streitigkeiten und Konflikten und der Koordinierung. Der zweite Teil ist den Außenbeziehungen gewidmet — der Umwelt, in der unsere Erde künftig leben wird... Äh, ja, bitte?“

 

Ich unterbrach meine Rede, weil ein grauhaariger psionischer Magier in zeremonieller Kleidung, der die alte und allmächtige La-Shin-Fraktion der magokratischen Welt repräsentierte, mit einem angestrengten Stöhnen aufstand. Der alte Mann namens Leng Yavi-Uru La-Shin, der vor Schwäche zitterte, wurde von einer jungen rothaarigen Heilerin namens Gerd Lassi-Yana („Süßer Sonnenschein“ in der Sprache der magokratischen Welt) gestützt. Es war seltsam zu sehen, dass der zweite Vertreter der La-Shin-Fraktion bei der Versammlung kein Diplomat war, wie alle anderen Fraktionen, sondern eine hochrangige Magier-Heilerin. Der ältere Fraktionsvorsitzende konnte offensichtlich nicht lange ohne seine persönliche Heilerin auskommen.

 

„Erzmagier Kung Nat La-Fin“, sagte der grauhaarige Magierherrscher mit trockener, raspelnder Stimme und verbeugte sich tief, während seine Assistentin ihn mit Mühe vor dem Sturz bewahrte. „Ihr müsst mir die Unverschämtheit verzeihen, aber ich bin viel älter als alle anderen hier, deshalb vertraue ich darauf, dass ihr nachsichtig mit mir seid. Meine Gesundheit erlaubt es mir nicht mehr, lange Sitzungen zu ertragen. Hört euch also zuerst an, was ich zu sagen habe, bevor ihr fortfahrt. Ohne mich.“

 

„Er lügt, ich bin älter als er“, mischte sich Kung Eesssa ein, aber ich bedeutete der Morphähe mit einer Geste, nicht zu sprechen, und überließ dem Oberhaupt der alten La-Shin-Dynastie der Magierherrscher das Wort.

 

Der alte Mann stützte sich auf seinen Stab, stellte sich aufrecht hin und fuhr mit kaum hörbarer Stimme fort: „Mein Cousin Henri-Huvi, der die La-Shin-Dynastie 100 Jahre lang regierte, beging einen schweren Fehler, dem auch seine beiden kurz regierenden Nachfolger erlagen. Sie waren so geblendet von ihrem Stolz und ihrer kleinlichen Machtgier, dass sie die Tatsache übersahen, dass unter den Magiern eine große Kraft entstanden war. Eine, die in der Lage war, ihre gewohnte Welt auf den Kopf zu stellen und sie nach ihrem Bild umzugestalten, Sterne auszulöschen und neue zu erschaffen. Ein Drache unter Schafen. Und damit meine ich nicht dich, Erzmagier Nat La-Fin. Natürlich bist du mächtig, das ist unbestritten. Du bist der mächtigste Mann in der Welt der Magokratie. Aber auch du bist nur ein Staubkorn auf dem Schuh deines Sohnes. Ich bin nicht dazu bestimmt, die Geburt des Prächtigen noch zu erleben. Ich werde diesen freudigen Moment verpassen. Aber ich werde glücklich sterben, weil ich heute einen Blick auf seine Macht werfen konnte.“

 

Der alte Mann stolperte, aber seine Heilerin hielt ihn auf den Beinen und reichte ihm ein Elixier zur Wiederherstellung der Stärke. Yavi-Uru La-Shin hob seine zitternden Hände an die Lippen und schüttete es hinunter, wobei er das Fläschchen mit einem Klirren gegen seine Zähne schlug. Sofort hörte er auf zu zittern und fuhr mit einer klareren, fast majestätischen Stimme fort:

 

„Diese starke Medizin ist Gift für meinen schwachen Körper, sodass ich in wenigen Minuten sterben werde. Auch in der wirklichen Welt, denn meine Diener haben mich in meinen Virt Pod gesteckt, als ich schon an der Schwelle des Todes stand. Aber das ist nicht wichtig. Heute wurde ich Zeuge eines blendenden Lichts, das von Minn-Os Schoß ausging, als es die echte Minn-O La-Fin war und nicht diese Imitation. Eine reine, ursprüngliche Magie, die Grundlage von allem. Dieses Licht in den wahrscheinlichen Zukunftslinien wurde zum ersten Mal vom großen Erzmagier Thumor-Anhu La-Fin gesichtet. Woraufhin das Oberhaupt der La-Fin-Dynastie seinen Teil dazu beitrug, indem es sein Leben opferte, denn nur so konnte die Linie der Zukunft gestärkt und die Eltern des zukünftigen Erzmagiers der Erzmagier zusammengebracht werden. Und in demselben großherzigen Geist möchte auch ich meine Pflicht als Oberhaupt einer großen Dynastie von Magierherrschern erfüllen.“

 

Mit diesen Worten nahm der alte Mann ein schweres goldenes Siegel mit einem großen, facettierten Smaragd von seinem knorrigen Finger und bat seine rothaarige Heilerin, es mir zu geben.

 

„Ich verpflichte mich nicht dir, Erzmagier Nat La-Fin, sondern deinem ungeborenen Sohn. Die gesamte La-Shin-Dynastie schwört dem zukünftigen Herrscher einer vereinten Menschheit ihre Treue! Mögen die Fünfte und Fünfzehnte Präfektur das Erbe deines Sohnes sein!“

 

ACHTUNG! Der Anführer der La-Shin-Fraktion, Leng Yavi-Uru La-Shin, schlägt eine Vereinigung mit der Reliktiker-Fraktion unter folgenden Bedingungen vor: Die La-Shin-Fraktion soll der Reliktiker-Fraktion in ihrer Gesamtheit beitreten.

 

Akzeptieren?

 

(Ja/Nein)

 

 

Offensichtlich sah Leng Ayni Uri-Miayuu die gleiche Nachricht, denn sie schaute überrascht zu mir auf.

 

„Sag ja“, riet ich ihr, und eine Sekunde später platze Gerd Mac-Peu, ihr Chefberater, heraus:

 

„Kung Nat, Leng Ayni...“, der Magier-Wahrsager verbeugte sich nacheinander vor ihnen. „Nach all den heutigen Veränderungen hat die Reliktiker-Allianz genügend Hexagone im Spiel, damit beide Versionen der Erde die Synchronisation der Realitäten überleben. Mit unseren Verbündeten kontrollieren wir 50,4 % aller Spielknoten!“

 

 

 

Kapitel 2. Die geheimnisvolle Vergangenheit des Imperators

 

 

 

 

 

 

 

WÄHREND ALPHA ISEYEKS den Leichnam des alten Magiers unter Aufsicht von Vertretern des Hauses La-Shin so behutsam und respektvoll wie möglich abtransportierten, beschloss ich, die Pause zu nutzen, um mit dem bestraften Diplomaten der H27-Fraktion zu sprechen. Arjan Meulenbelt war mittlerweile knallrot und rang nach Atem. Er hatte all seinen Mut verloren und antwortete eifrig auf meine Fragen.

 

Meine Vermutung erwies sich als richtig. Der europäische Diplomat arbeitete tatsächlich daran, sich eine großzügige Auszahlung dafür zu verdienen, dass er die Autorität des Kungs der Erde in einer Gruppe aus vielen Fraktionsvorsitzenden der Erde ruinierte und im Idealfall die große Versammlung ganz zum Scheitern brachte. Aber er stand nicht auf der Gehaltsliste des Gilvar-Syndikats oder gar des Tintaraschwarms, wie ich angenommen hatte. Er hatte den Auftrag, meine Versammlung zu sabotieren, von einer „absurd reichen Frau, die aus dem Vereinigten Königreich stammt und in jüngster Vergangenheit der H27-Fraktion beigetreten ist.“

 

Ich musste mein Gedächtnis anstrengen, um an reiche Frauen von der Erde zu denken, denen ich begegnet sein könnte. Die Einzige, die mir in den Sinn kam, war die Leiterin der Abteilung für Landangelegenheiten der Moskauer Oblast, eine von mehreren korrupten Beamten, die einen groß angelegten, zwielichtigen Landraub unter dem Namen „Neu-Moskau“ organisierten, um Billionen von Rubel zu erbeuten. Irgendwann gelangte der Strom des leicht verdienten Geldes zu ihrem Sohn, der sich im Spiel ein Raumschiff kaufte und auf Poko-Poko in ernste Gefahr geriet, sodass die Armee der Erde die Raumstation schließlich stürmen musste.

 

Hatte diese Beamtin Russland inzwischen verlassen? Ich erinnerte mich an ein Versprechen, das mir gegeben worden war, nämlich, dass eine ernsthafte Untersuchung gegen die gesamte Gruppe der mutmaßlichen Gauner eingeleitet würde. Ich wandte mich an den Chef der kommerziellen H23-Fraktion, Leng Ivan Muschik, dann an den Chef der britischen H2-Fraktion und den grauhaarigen Anführer der europäischen H27-Fraktion, um meine Theorie zu erläutern und Antworten auf meine Fragen zu bekommen. Ja, das war richtig. Die ehemalige Beamtin der Oblast Moskau war geflohen. Zuerst nach Großbritannien, in der Hoffnung, dass man sie dort mit offenen Armen aufnehmen würde, wie man es schon bei so vielen zwielichtigen russischen Oligarchen getan hatte. Doch das Vereinigte Königreich begann, russische Hochstapler zu verhaften, sodass sie sich nach Dänemark absetzte, wo sie sich einen Platz in der kommerziellen H27-Fraktion erkaufte.

 

Der ältere Chef der europäischen Fraktion bestätigte und erzählte alles sehr detailliert. „Kung der Erde, diese Frau ist tatsächlich seit einem Monat Mitglied meiner H27-Fraktion und hat den Benutzernamen Den Røde Dronning (die Rote Königin) angenommen. Sie hat die ganze Zeit damit verbracht, brandneue Spieler zu benutzen, um Wertgegenstände wie Gemälde berühmter Künstler, große Smaragde und Diamanten sowie antike Schmuckstücke ins Spiel zu bringen, die sie dann an Geckho-Käufer hier im Raumhafenknoten oder über Online-Auktionen an Sammler aus der ganzen Galaxie verkauft. Ich weiß aus zuverlässiger Quelle, dass sie vor zwei Tagen einen ganzen Schiffscontainer mit kleinen Geldkristallen gegen drei große im Wert von je 25 Millionen eingetauscht hat.“

 

Das rückte alles ins rechte Licht, aber ich fühlte mich auch etwas verletzt. Ich dachte, ich würde einen Agenten einer feindlichen Weltraumregierung oder zumindest einer Weltraummafia enttarnen, aber in Wirklichkeit war es nur eine korrupte Beamtin, die einen Groll gegen mich hegte, weil ich ihre zwielichtigen Geschäfte aufgedeckt hatte. Jetzt musste ich nur noch eine gerechte Strafe dafür finden, dass sie versucht hatte, den Kung der Erde zu Fall zu bringen. Mir fiel wieder ein, wie der frühere Oberherr der Erde, Kung Waid Shishish, den Friedhofsknoten als Vergeltung für eine harmlose Beleidigung hatte plattmachen lassen. Und nur weil sie ihn von seinen ernsten Geschäften abgelenkt hatte, musste die H23-Fraktion 30 Millionen Kristalle Strafe zahlen. Die absichtliche Beleidigung eines Kungs war also ein schweres Verbrechen, das die strengste Strafe verdiente.

 

„Die H27-Fraktion wird hiermit zu einer Strafzahlung von 90 Millionen Geckho-Kristallen verurteilt!“, bellte ich und ließ meine blauen Augen bedrohlich aufleuchten.

 

Psionik-Skill auf Level 253 erhöht!

 

Mentale Stärke auf Level 204 erhöht!

 

Die Spieler um mich herum, selbst die, die an der Provokation unbeteiligt waren, beeilten sich, die Köpfe zu senken, während der Diplomat und Anführer der H27-Fraktion auf die Knie fiel.

 

„Konfisziert das Geld dieser Närrin und zwingt sie notfalls, noch mehr Wertgegenstände ins Spiel zu bringen. Die Strafe muss innerhalb von zehn Tagen vollständig bezahlt werden! Das Geld wird in den Bau eines orbitalen Lastenaufzugs zum Nutzen der gesamten Menschheit auf der Erde fließen, und den Rest werde ich aus meiner eigenen Tasche bezahlen. Und sag dieser Røde Dronning, sie soll den Göttern danken, dass sie nicht im Imperium lebt. Denn es kann nur eine Rote Königin im Spiel geben: Die verstorbene Frau von Imperator Georg I., die allmächtige Miya, und jeder Spieler im Reich könnte wegen Blasphemie und Gotteslästerung hingerichtet werden, wenn er mit einem solchen Benutzernamen erwischt wird.“

 

„Ja, Kung der Erde!“, sagte der bärtige alte Mann mit Respekt, dann stand er auf, richtete sich auf und seufzte laut. Er hatte wohl mit einer viel härteren Strafe gerechnet.

 

Ich sah vom Fraktionsvorsitzenden der H27 zu ihrem Diplomaten Arjan Meulenbelt, der vor Angst winzig klein geworden war. Er starrte schweigend den grauhaarigen Fraktionsvorsitzenden an.

 

„Selbstverständlich, Kung Nat! Ich verspreche, noch heute einen neuen Diplomaten für meine Fraktion zu finden!“, versicherte der alte Mann mir, woraufhin ich den ärgerlichen Vorfall als erledigt betrachtete.

 

Ein imposanter Alpha Iseyek packte den vor Schmerzen stöhnenden europäischen Diplomaten an den Armen und zerrte ihn zusammen mit drei nicht mehr benötigten Stühlen aus dem Raum. Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf die ein wenig überfordert wirkende rothaarige Heilerin der ehemaligen La-Shin-Fraktion. Die junge Magier-Heilerin stand abseits von allen anderen und blickte verloren vom Ausgang zu dem einen verbleibenden Platz am runden Tisch.

 

In Gedanken befragte ich meinen Chef-Assistenten zu ihr, und er hatte sofort eine Antwort parat.

 

„Gerd Lassi-Yana stammt aus dem alten Haus Un-Leto, einem historischen Vasallen der La-Shin-Dynastie von Magierherrschern. Sie ist zwar nicht das Oberhaupt ihres Hauses und steht auch nicht ganz oben in der Erbfolge der Un-Leto, aber Lassi-Yana ist eine erstaunlich begabte Magier-Heilerin und kann nach Meinung einiger sogar Wunder bewirken. Klug und bescheiden begleitete sie Yavi-Uru La-Shin wie ein Schatten überallhin. Ich bin mir sicher, dass sie eine Menge Geheimnisse kennt, die die Fünfte und Fünfzehnte Präfektur lieber aus der Öffentlichkeit heraushalten würde. Lassi-Yana fühlt sich derzeit fehl am Platz, weil sie ihren Meister verloren hat.“

 

Eine talentierte und bescheidene magische Heilerin, die Wunder bewirken konnte? Doppelt nützliche Menschen wie sie waren selten und ich konnte sie gut gebrauchen, vor allem, da das Leben meiner Frau an einem seidenen Faden hing, der jeden Moment zu reißen drohte.

 

„Hey, Kleine, setz dich zu den Vertretern der Reliktiker-Fraktion zwischen die beiden identischen Miyelonier“, sagte ich und deutete auf Ayni und Fox.

 

Ich wusste nicht, warum ich sie Kleine nannte. Sie war kaum jünger als ich. Aber es klang cool und beschützend, und vor allem war es sehr passend für die Situation. Die Alpha Iseyeks stellte sofort einen Stuhl hin, und meine Begleiterinnen und Begleiter rückten zur Seite. Da alle Anführer der Erdfraktionen bereits am Tisch saßen und nur auf mich warteten, nahm ich meinen Platz ein und schlug vor, dass wir dort weitermachen, wo wir vor der Unterbrechung durch den Anführer der La-Shin-Dynastie aufgehört hatten.

 

* * *

 

Meiner Meinung nach wäre es besser gewesen, mit den Außenbeziehungen zu beginnen — den weitreichenden Veränderungen auf der Weltraumkarte — und dann zu den internen Angelegenheiten zu kommen — den „kleinstädtischen“ lokalen Ereignissen, die oft nur für eine oder zwei Fraktionen von Interesse waren. Aber als ich das vorschlug, konnten meine Zuhörer das nicht nur nicht verstehen — sie waren schlichtweg dagegen. Die meisten Vertreter waren mehr an den Problemen ihrer eigenen Fraktion interessiert als an den halbmythischen Trillianern oder Kompositen. Na ja. Im Großen und Ganzen war es mir egal, wo ich anfing.

 

Was die internen Angelegenheiten anbelangt, hatte ich nur ein grundlegendes Gesetz für alle Fraktionen auf der Erde, für dessen Einhaltung ich bereit war, jeden Preis zu zahlen: Bis zum Ende des Sicherheitstongs unseres Planeten mussten die Fraktionen der Reliktiker-Allianz insgesamt mindestens die Hälfte der Spielknoten kontrollieren, damit beide Versionen der Erde auch in Zukunft weiter existieren konnten. Diese Bedingung war derzeit erfüllt, also sah ich keine Notwendigkeit für drastische politische Schritte. Jeder andere Teil der internen Politik war zweitrangig, und ich hatte nicht vor, mich in die Spielangelegenheiten zwischen den Fraktionen einzumischen, geschweige denn in die politische Situation in einer der beiden wirklichen Welten.

 

Die Anführer waren sich überraschenderweise einig, dass wir in der gegenwärtigen Situation einen kompromisslosen Vernichtungskrieg zwischen den beiden alternativen Versionen unserer Welt vermeiden konnten, was für beide Seiten vollkommen akzeptabel war. Natürlich ließen sich Streitigkeiten zwischen den Fraktionen über Spielknoten oder dumme kleine Konflikte nicht vermeiden, aber sie konnten das übergeordnete Prinzip der Vorherrschaft des Kung der Erde nicht gefährden.

 

In diesem Moment bat Leng Ayni Uri-Miayuu um das Wort.

 

Sie erhob sich in ihrem dunklen, auffälligen Zuhörer-Rüstungsanzug, sah sich aufmerksam um und begann mit leiser Stimme zu sprechen.

 

„Vor dieser Versammlung habe ich Gerüchte gehört, dass einige Fraktionen auf der Erde mit der schnellen Expansion der Reliktiker-Fraktion unzufrieden sind und sogar Gebietsansprüche gegen uns erheben. Ich möchte daher, dass jeder, der so fühlt, jetzt offen seine Probleme darlegt. Oder für immer schweigt.“

 

Autoritätsprüfung erfolgreich.

 

Autoritätsprüfung erfolgreich.

 

Die Meldungen über eine erfolgreiche Autoritätsprüfung veranlassten mich, die Anführer neugierig anzuschauen. Sie schwiegen geschlossen. Egal, welche Pläne sie im Kopf hatten, niemand wollte zugeben, dass seine Fraktion daran arbeitete, dem Kung der Erde Territorium wegzunehmen. Na gut, umso besser.

 

Aber die Miyelonierin wollte aus irgendeinem Grund nicht wieder Platz nehmen. Leng Ayni setzte sogar den Helm ihres Rüstungsanzugs auf und beriet sich mit dem Diplomaten der Reliktiker-Fraktion, Leng Thomas Müller. Ich schaute mich in der Halle um und verstand nicht, was meine Freundin im Schilde führte. Mein Gefahrensinn meldete sich nicht. Schließlich brach die Miyelonierin das Schweigen und erklärte mir ihre Bedenken.

 

„Mein Kung, es scheint, dass ich einen Krieg mit der Zweiten Präfektur von der Fünfzehnten ‚geerbt habe. Ein schwelender Konflikt in der wirklichen Welt. Es gab schon seit einiger Zeit keine großen Schlachten mehr. Aber auf dem virtuellen Planeten ist dieser Konflikt ausgeartet. In diesem Moment greifen General Ui-Takas Schockbrigaden einen Hafen der Reliktiker-Fraktion namens Kayoji auf dem kleinen Kontinent der virtuellen Erde an, wie ich auf dem Bildschirm meines Helms gesehen habe.”

 

Oh nein. Ich drehte mich um und sah den Herrscher der Zweiten Präfektur an. Leng Ui-Taka selbst sah verwirrt aus. Der General stand auf und strich sich mit einer riesigen Hand nachdenklich über den kahlen Kopf.

 

„Äh, ja. Wer hätte gedacht, dass unser Gegner plötzlich von einer La-Shin-Garnison zu Truppen der Reliktiker-Fraktion wechseln würde? Eine Truppe zu landen und einen schlecht verteidigten Küstenknoten einzunehmen, ist eine Sache. Aber es ist eine ganz andere Sache, einen langwierigen Krieg mit einer mächtigeren Fraktion zu erben. Mit der düsteren Aussicht, dass das Raumschiff Chaosbraut alle unsere Knoten im Orbit bombardiert.“

 

Eine vertrackte Situation. Ich hatte gerade öffentlich verkündet, dass ich mich von der Reliktiker-Fraktion distanzieren und mich nur noch um die Angelegenheiten der gesamten Allianz kümmern würde. Doch nun stritten sich zwei Fraktionen dieses Bündnisses, während der Anführer der La-Taka-Fraktion als Befehlshaber der gesamten Armee der Erde fungierte. Ich schaute von meiner orangen Assistentin zum hochdekorierten General. Beide sahen unentschlossen aus und schienen von mir Befehle zu erwarten, wie sie weiter vorgehen sollten.

 

„Wir werden Folgendes tun, Freunde. Stellt die Kämpfe ein und schließt ein Abkommen. Ich erwarte bis zum Ende des Tages einen Friedensvertrag.“

 

Diplomatie-Skill auf Level 110 erhöht!

 

„Ja, Kung Nat.“ Der Stratege und die Zuhörerin verbeugten sich. Es schien ihnen beiden möglich zu sein, den Krieg zu beenden, der aus dem Ruder gelaufen war.

 

Die Versammlung ging weiter.

 

In den nächsten anderthalb Stunden hielten die Anführer der Erdfraktionen eine Rede nach der anderen, führten Verhandlungen, glätteten Wogen und trafen Vereinbarungen zur Zusammenarbeit bei verschiedenen Projekten. Ich hielt mich derweil am Rande und nickte nur gelegentlich. Mir wurde bald langweilig, und ich wurde das Gefühl nicht los, dass ich Dringendes zu tun hatte. Meine Aufgabe war es, Verbindungen zu verbündeten Völkern herzustellen und die Position der Erde im Weltraum zu stärken, Lösungen für Probleme von galaktischem Ausmaß zu finden. Und nicht den Streitigkeiten zwischen kleinen Fraktionen zuzuhören, wem die Bewässerungskanäle für dieses oder jenes Gerstenfeld gehörten.

 

Aber ich konnte nicht zulassen, dass sie sahen, wie gelangweilt ich war, also tolerierte ich das Gerede, nickte bedeutungsvoll und ließ bisweilen sogar meine blauen Augen aufblitzen, um sie zu erschrecken. Als der Großteil der Fragen geklärt war, kündigte ich erleichtert eine zehnminütige Pause an, nach der ich über Außenpolitik sprechen würde.

 

* * *

 

In der Pause kam Leng Igor Tarasov auf mich zu und stellte mir nach einer kurzen Begrüßung die überraschende Frage, ob ich mich noch an Gerd Tamaras Adoptivvater Roman Pawlowitsch erinnere. Ich konnte nicht glauben, dass er mich fragte, ob ich den muskulösen Grenadier mittleren Alters vergessen hätte. Erst am Vortag hatte ich mit den Mitarbeitern einer kürzlich eröffneten Gedenkstätte für Tamaras Vater in der Hauptstadt der Ersten Präfektur gesprochen, die daran erinnerte, dass er sein Leben geopfert hatte, um Hunderte von mächtigen Magiern aus 30 Präfekturen auf einen Schlag auszuschalten. Die Magierherrscher sträuben sich dagegen, dem „Terroristen“ ein Denkmal zu setzen, aber die Menschen in der Ersten Präfektur waren anderer Meinung. Die einfachen, nichtmagischen Bürger betrachteten Leng Tamara und ihren Vater Roman Pawlowitsch als Symbole für die positiven Veränderungen, die stattgefunden hatten, und schafften es, einen Gesetzesentwurf durch ihr neues Parlament zu bringen, der vorsah, ein Denkmal am Ort von Roman Pawlowitschs Tod zu errichten.

 

„Seine Selbstaufopferung war nicht das, worüber ich sprechen wollte“, gab der Anführer der Mensch-3-Fraktion zu. „Eine ganz andere Sache. Unter den persönlichen Gegenständen von Tamaras Vater fanden wir ein Buch mit einer Menge Eselsohren und dem Titel Perimeterverteidigung. Sektor Acht. Es lag einfach so herum, bis es eines Tages ein Fraktionsmitglied in die Hand nahm, um es zu lesen. Es dauerte nicht lange, bis besagtes Mitglied ganz aufgeregt zu mir gerannt kam und auf ein paar unterstrichene Absätze zeigte. Ich warf einen Blick darauf und ordnete an, das Buch sofort zu den zuständigen Behörden zu bringen.“

 

„Hat Tamaras Adoptivvater verbotenes Material gelesen?“ Ich musste zugeben, dass ich keine Ahnung hatte, warum Leng Tarasov mir diese Dinge erzählte.

 

„Es war nichts Verbotenes...“ Er seufzte tief. „Ich will nicht, dass du mich für verrückt hältst, Nat, aber das Buch handelt vom Leben des Kronprinzen Georg Mesfelle, des zukünftigen Imperators Georg I., und seiner Frau Miya, als sie auf unserer Erde lebten! Und es wurde geschrieben, lange BEVOR wir wussten, dass es das Imperium gibt, geschweige denn Georg I.!“

 

Sieh an, sieh an! Jetzt hatte er wirklich mein Interesse geweckt. Kung Georg royl Inoky ton Mesfelle hatte mir gegenüber erwähnt, dass er einige Zeit auf der Erde gelebt hatte, aber keine Einzelheiten über seinen Aufenthalt preisgegeben. Diese Informationen könnten mir helfen, den allmächtigen Imperator besser zu verstehen.

 

„Ich will dieses Buch haben!“ Ich streckte fordernd die Hand aus, aber der Chef der H3-Fraktion schaute nur schuldbewusst zu Boden.

---ENDE DER LESEPROBE---