Kriegsgrund: (Unterwerfung der Wirklichkeit Buch 7) LitRPG-Serie - Michael Atamanov - E-Book

Kriegsgrund: (Unterwerfung der Wirklichkeit Buch 7) LitRPG-Serie E-Book

Michael Atamanov

0,0
7,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Die Armee der Erde in ihrem ersten Einsatz. 50.000 stolze, tapfere Soldaten, die Besten der Besten. Sie hoffen auf glorreiche Siege und Kriegsbeute, die der Menschheit der Erde in ihrer Entwicklung weiterhelfen werden. Es gibt da nur ein kleines Problem. Die Geckho-Befehlshaber der Operation betrachten ihre menschlichen Vasallen als reines Kanonenfutter, das nur dazu taugt, Schwachstellen in der Verteidigungslinie zu stopfen. Sie wollen sie an die gefährlichsten Brennpunkte des Weltraumkriegs verfrachten, wo die Überlebenschancen praktisch gleich Null sind. Wie soll der Kung der Erde sich in dieser Situation verhalten? Die Befehle der Oberherren missachten, ihren Zorn auf sich ziehen und seinen Heimatplaneten in Gefahr bringen, vollständig vernichtet zu werden? Oder ein eigenes Spiel um die Freiheit der Menschheit riskieren? Lies jetzt die ganze spannende Geschichte im siebten Buch von Unterwerfung der Wirklichkeit!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Prolog. Konferenz der Horde

Kapitel 1. Krieg zwischen Himmel und Erde

Kapitel 2. Auf zu den Sternen!

Kapitel 3. Bewohnte Ringe

Kapitel 4. Nützliche Schützlinge

Kapitel 5. Soia-Tan La-Varrez, Weltraumhexe

Kapitel 6. Der Preis der Macht

Kapitel 7. Gemeinsamkeiten

Kapitel 8. Heidebier

Kapitel 9. Formation Nummer Neun

Kapitel 10. Schach mit dem Kardinal

Kapitel 11. Man spricht nicht mit seinem Essen

Kapitel 12. Eilsendung

Kapitel 13. Ein besonderes Geschenk

Kapitel 14. Unvorhergesehene Umstände

Kapitel 15. Steine im Weg

Kapitel 16. Das Asteroidenfeld

Kapitel 17. Das Weltraum-Gefängnis

Kapitel 18. Offene Gespräche

Kapitel 19. Und täglich grüßt der Kurator

Kapitel 20. Das „Böse in Person“ stellt sich vor

Kapitel 21. Die Karten sind auf dem Tisch

Kapitel 22. Weltraum-Flüchtlinge

Kapitel 23. Der Komet Un-Tau

Kapitel 24. Das Heiligtum

Kapitel 25. Die Halle der Visionen

Kapitel 26. Die Halle der Angst

Kapitel 27. Drei Mitregenten

Kapitel 28. Erste Reaktionen

Kapitel 29. Ein neues Teammitglied

Kapitel 30. Drei Schwestern

Kapitel 31. Endloser Ozean

Kapitel 32. Angriff auf Poko-Poko

Addendum. Besatzungsliste der Fregatte Paladin Tamara

Kriegsgrund

Ein Roman von Michael Atamanov

Unterwerfung der Wirklichkeit

Buch #7

Magic Dome Books

Kriegsgrund

Unterwerfung der Wirklichkeit, Buch #7

Originaltitel: Cause for War: Reality Benders, Book #7

Copyright © M. Atamanov, 2021

Covergestaltung © V. Manyukhin, 2021

Deutsche Übersetzung © Katharina Baxter de Aizpurua, 2021

Lektor: Lilian R. Franke

Erschienen 2021 bei Magic Dome Books

Alle Rechte vorbehalten

Dieses Buch ist nur für deine persönliche Unterhaltung lizensiert. Das Buch sollte nicht weiterverkauft oder an Dritte verschenkt werden. Wenn du dieses Buch mit anderen Personen teilen möchtest, erwirb bitte für jede Person ein zusätzliches Exemplar.

Die Personen und Handlung dieses Buches sind frei erfunden. Jede Übereinstimmung mit realen Personen oder Vorkommnissen wäre zufällig.

Laden Sie unseren KOSTENLOSEN Verlagskatalog herunter:

Geschichten voller Wunder und Abenteuer: Das Beste aus LitRPG, Fantasy und Science-Fiction (Verlagskatalog)

Deutsche LitRPG Books News auf FB liken: facebook.com/groups/DeutscheLitRPG

Prolog. Konferenz der Horde

Das Vaare-Sternsystem, meleyephatianischer Raum

Gasriesensatellit Vaare I-III, Raumdocks der Horde

Mobile Kommunikationszentrale

DER RIESIGE, KUGELFÖRMIGE Raum, der früher als Maschinenhalle für die großen Landungsschiffe der Horde gedient hatte, war in aller Eile zu einem Fernkommunikationszentrum umgerüstet worden. Dort fand nun eine Notfallkonferenz der Flotte statt. Das lag daran, dass die vorhandenen Kommunikationspunkte auf jeder Militärbasis und jedem großen Raumschiff nicht genutzt werden konnten. Die meleyephatianischen Analysten hatten Sicherheitsbedenken.

Der grimmige Gegner hatte bereits gezeigt, dass er Signale schnell zur Quelle zurückverfolgen und Angriffsschiffe aussenden konnten, um die Kommandozentralen der Meleyephatianischen Horde zu zerstören. Um weitere Verluste von Raumschiffen und Personal zu vermeiden, hatten Militäringenieure in Rekordzeit ein Bauwerk an den Orbitaldocks des unbewohnten Vaare-Systems zu einer Kommunikationszentrale umgebaut.

In der Zwischenzeit war eine weitere Gruppe von Militärspezialisten damit beschäftigt gewesen, eine große Anzahl von Schwerkraftminen im nahen Weltraum zu verankern. Diese Minen hatten sich im Vergleich zu thermonuklearer Munition oder Antimaterie als am effektivsten gegen die kleinen Raumschiffe des Gegners erwiesen.

Pünktlich zum angekündigten Startzeitpunkt leuchteten die holografischen Projektoren an der Innenseite des Hangars auf. In der Dunkelheit erschienen nacheinander die leuchtenden Silhouetten der Anführer der Horde – die Großadmirale ihrer Flotten und die ranghöchsten politischen Führer. Elf von 21 Arachniden auf der Liste ... Zwölf ... 14 ... 18 ... Sie warteten noch 30 Sekunden, aber die drei fehlenden Anführer tauchten nicht auf.

Die Konferenz war von Krong Laa einberufen worden, seines Zeichens Level-402-Stratege und Kommandant der Ersten Flotte sowie formeller Anführer der Meleyephatianischen Horde, der nun missbilligend mit dem Unterkiefer mahlte. Zwar hatte er das anspruchsvolle Amt als Verwalter des riesigen intergalaktischen Staates bereits zurückgelegt und war seit Langem an der Peripherie der bekannten Galaxie unterwegs, um das Territorium der Horde zu erweitern und immer mehr Rassen zu unterwerfen. Doch mit einem so eklatanten Ungehorsam hatte er nicht gerechnet. Eine vom obersten Führer einberufenen Konferenz zu schwänzen? War dies eine Rebellion? Ein Versuch, seine Autorität zu untergraben, in der Hoffnung, ihm seinen Rang streitig zu machen? Für den Fall, dass er es mit einem Putschversuch zu tun hatte, versuchte es der Krong erst auf die vorsichtige Tour.

„Ich sehe den Kommandanten der Dritten Flotte, Großadmiral Kung Rou, nicht. Leng Tou, Koordinator der Vasallenrassen, und Kung Maa, Leiter des Auslandsnachrichtendienstes, vermisse ich ebenfalls. Kann mir jemand erklären, warum sie bei einer so wichtigen Versammlung nicht zugegen sind?“

Die Antwort gab Kung Paa, Chefanalyst der Horde, der schon seit 170 Tongs unerschütterlich an dieser Position festhielt. Alle biologischen Organe und Anhängsel des einst lebendigen Körpers des weisen alten Level-322-Analysten waren längst durch kybernetische Prothesen ersetzt worden. Er hatte es nur diesen Implantaten und den Kristall-Speicherlaufwerken, die sein Gehirn verstärkten, zu verdanken, dass er zu den lebenden Teilnehmern dieser Konferenz gezählt wurde und nicht als Roboter galt. Kung Paa hatte den Ruf eines Meleyephatianers, der stets ein Spinnenbein am Puls des Geschehens in der Galaxie hatte. Doch bloßes Wissen reichte nicht immer aus. Viel wichtiger war es, diesen Informationsfluss zu nutzen, um weitreichende Schlussfolgerungen zu ziehen. Und in dieser Hinsicht übertrafen die Fähigkeiten des Chefanalytikers sogar die der Jargs.

„Mein Krong, die Dritte Flotte war am Einfallspunkt im Kharsssh-O-System stationiert und sollte als Erste den Kampf aufnehmen, als unser mächtiger Feind plötzlich auftauchte. Von den 3.500 Raumschiffen der Flotte konnten nach den mir vorliegenden Informationen nur 120 kleinere Schiffe entkommen. Das Flaggschiff der Flotte wurde zerstört, und der Respawn-Punkt des Kommandanten befand sich darauf.“

Das entnervte Zirpen des Krongs schallte durch den Hangar und hallte in einem schaurigen Echo von den Wänden wider.

„So ein Idiot! Haben also die vielen Tongs Friede und die lächerlichen Querelen mit schwachen Feinden wie den Miyeloniern und anderem Gesindel lange genug gedauert, dass unsere Admirale endgültig vergessen haben, grundlegende Sicherheitsmaßnahmen zu beachten? Und ich nehme an, dass die Hälfte der Besatzung auch in der Wirklichkeit war, als unser Feind angegriffen hat. Sonst kann ich nicht nachvollziehen, warum die Niederlage so vernichtend war. Wären er und seine Flotte nur mit uns im Aysar-Cluster gewesen. Die Lage da draußen ist in letzter Zeit immer explosiver geworden! In einem Wimpernschlag hätte er gelernt, stets aufmerksam und einsatzbereit zu sein. Ist Kung Rou wieder in der wirklichen Welt? Wenn ja, soll er sofort hingerichtet werden! Seine Inkompetenz schreit zum Himmel!“

„Ja, der Kommandant der Dritten Flotte ist zurückgekehrt. Er erstattete mir auch einen Bericht über die Niederlage und seine Verluste. Aber danach wurden die wichtigsten Datenzentren der Thronwelt sowie Millionen von Virt-Pods von unserem Gegner zerstört. Seitdem haben wir nichts mehr aus dem Kharsssh-O-System gehört, in keiner Realität. Der Feind blockiert alle Kommunikationskanäle. Koordinator Leng Tou war ebenfalls in der Thronwelt. Laut Berichten, die von mehreren unabhängigen Quellen bestätigt wurden, ist er ums Leben gekommen. Was aus dem Geheimdienstchef, Kung Maa, wurde, weiß man nicht. Er hatte sich im Paku-Uuu-Sternensystem befunden, das nach der Thronwelt angegriffen wurde. Aber ich wage zu behaupten, dass Kung Maa entkommen konnte, da seine persönliche getarnte Fregatte nicht auf der Verlustliste aufgetaucht ist. Außerdem ist unser Geheimdienstchef ein zu vorsichtiger Spieler, um in eine so plumpe Falle zu tappen.“

Der Krong blieb still, obwohl er am liebsten etwas Empörtes gezirpt hätte. Ja, die Berichte aus der Thronwelt waren in den letzten paar Ummi schrecklich gewesen, aber zu hören, dass es so schlimm war ... Er richtete alle zwölf seiner beweglichen Augen auf den Chefanalytiker.

„Ich war mit meiner Flotte in den letzten drei Ummi in einem Hyperraumsprung und von der Kommunikation abgeschnitten“, sagte er tonlos. „Die panischen Boulevardjournalisten in den Medien faseln immer wieder etwas von Zehntausenden Raumschiffen einer unbekannten Rasse, die aus dem Nichts auftauchen. Und angeblich brauchten sie keine Viertelummi, um sämtliche orbitalen Befestigungen im Kharsssh-O-Sternensystem zu vernichten. Befestigungen, die im Laufe Hunderter Tongs errichtet wurden und die als uneinnehmbar galten! Ich hoffe, das sind Übertreibungen, ja? Selbst die Trillianer konnten sich mit ihrer königlichen Flotte nicht bis zur Thronwelt durchkämpfen, obwohl sie unseren Schiffen damals in Anzahl und Feuerkraft in nichts nachstanden. Berater, sag mir, dass das nicht wahr ist und unsere orbitale Artillerie immer noch tapfer kämpft!“

„Das ist leider nicht der Fall, mein Krong.“ Kung Paa wusste nur zu gut, dass diese Antwort dem Herrscher, der für sein cholerisches Temperament bekannt war, nicht gefallen würde. Allerdings hielt er es für wichtiger, die Wahrheit zu sagen, als irgendetwas zu beschönigen. „Wir haben glaubwürdige Berichte erhalten. Mindestens 74.000 feindliche Raumschiffe der kleinen Klasse und mehr als 300 große Schiffe, etwa in der Größe unserer Schlachtschiffe, aber mit einem Dreißigfachen an Feuerkraft. Der Kampf im Kharsssh-O-System war vernichtend und in nur einer Viertelummi vorbei. Die feindliche Flotte hat alle Raumschiffe neutralisiert, die versucht haben, den Planeten zu verlassen. Die Schlachtschiffe fliegen nun Bombenangriffe auf die Thronwelt. Gleichzeitig wurden weder im Kharsssh-O-System noch in einem der anderen angegriffenen Systeme Landungsschiffe gesichtet. Deswegen nehmen wir an, dass unser Gegner eher unsere Infrastruktur zerstören und unsere Bevölkerung ausrotten will, als Planeten zu erobern, die für eine Besiedlung günstig sind.“

Der Bericht des Chefanalysten wurde vom Zweiten Flottenkommandanten Großadmiral Khii aufgegriffen.

„Ich habe Daten über die Schlacht in Kharsssh-O empfangen, bis der Feind die Fernkommunikation unterbrochen hat. Unsere Dritte Flotte, Sternenfestungen und orbitale Artillerieanlagen wurden ohne Rücksicht auf Verluste attackiert. Sie haben über 4.000 Schiffe verloren, und alle Verteidigungsanlagen der Thronwelt wurden zerstört. In der ersten Angriffsphase gab es viele dokumentierte Fälle von kleinen feindlichen Abfangjägern, die sich selbst opferten und mit hoher Geschwindigkeit in unsere Artillerie oder große Schiffe flogen und sich dabei in die Luft sprengten. Und das in der wirklichen Welt, wo niemand mehr respawnt! Mein Krong, wir haben es mit einer Gruppe von Fanatikern zu tun, die nicht die geringste Todesangst kennen. Ich weiß nicht, welches Ziel sie verfolgen, aber sie müssen fest davon überzeugt sein, denn sie opfern sich reihenweise und ohne das geringste Zögern.“

In diesem Moment brachte sich der Senior-Psioniker in das Gespräch ein. An allen acht seiner Gliedmaßen steckten magische Ringe, die seine Intelligenz, seine psionischen Fähigkeiten und seine mentale Stärke verbesserten.

„Unsere Psioniker haben diese Theorie bestätigt. Aus den Gedankenfragmenten, die wir lesen konnten, wissen wir, dass die ‚Kompositen‘, wie sie sich selbst nennen, uns für einen uralten Erzfeind halten – so etwas wie den religiösen Inbegriff des Bösen. Sie sind der Meinung, dass sie einen historischen heiligen Krieg führen, um unserer tyrannischen Herrschaft ein endgültiges Ende zu setzen. Wir müssen erst noch eruieren, für welche Art ‚uralten Erzfeind‘ sie uns nun halten. Doch die Kompositen sind nicht verhandlungswillig und werden vor nichts zurückschrecken, um uns zu vernichten. Sie sind bereit, alles zu opfern, was nötig ist, um ihr heiliges Ziel zu erreichen.“

Der Krong schwieg.

„Alle Religionskriege“, sagte er schließlich, seine Frustration nicht verbergend, „egal, welchen Humbug die Machthaber zu Beginn auftischen, von wegen ‚uralter Erzfeind‘ oder einen ‚kompromisslosen heiligen Kampf, der bis zum totalen Sieg weitergehen muss‘ heraufbeschwören, verlieren schnell an Fahrt, sobald das Volk von den schweren Verlusten an der Front erfährt. Dann legt sich ein Schalter in ihren Gehirnen um. Ehemals unerschütterliche Dogmen weichen und selbst die berüchtigtsten fanatischen Führer werden durch flexiblere Politiker ersetzt. Auch die Trillianer galten einst als unerbittliche religiöse Fanatiker, aber wir haben sie gezwungen, an den Verhandlungstisch zu treten. Es gibt jedoch einen weiteren Aspekt dieser Geschichte, der mich stört. Haben wir jemals zuvor einen Krieg mit den Kompositen geführt? Ich kann mich nicht an einen solchen Feind erinnern, nicht in der gesamten Geschichte der Horde.“

„Nein, mein Krong“, antwortete der Chefanalyst. „Weder die Meleyephatianer noch unsere Vasallen sind den Kompositen jemals zuvor begegnet. Ich habe jedes Archiv überprüft. Tatsächlich ist es nicht einmal theoretisch möglich, denn unser Feind kam aus einer anderen Galaxie, das ist jetzt sicher. Ich glaube, dass unsere Rasse mit hoher Wahrscheinlichkeit von anderen Spielern im Spiel der großen interstellaren Politik reingelegt wurde. Ich kann mit einer Wahrscheinlichkeit von über 72 % sagen, dass die Trillianer hinter dem Angriff stecken. 23 % für die Miyelonier. Und 4 % für die Geckho. Auf jeden Fall können wir davon ausgehen, dass derjenige, der hinter dieser Invasion steckt, in unserer Galaxie zu finden sein wird und uns höchstwahrscheinlich bereits bekannt ist.“

„Das sind schwere Anschuldigungen. Sag mir, was verleitet dich zu diesen Schlussfolgerungen?“ In Krong Laas Zirpen schwang eine metallische Schärfe mit, die nichts Gutes verhieß für denjenigen, der für den waghalsigen Angriff, der zum Verlust der Hauptstadt der Meleyephatianischen Horde geführt hatte, verantwortlich gemacht werden würde.

„Wie aus den Kampfberichten und der Untersuchung der Wrackteile des Kompositen-Schiffes hervorgeht, ist die Hauptwaffe unseres Feindes eine Art Impulsemitter, der eine quadrupolare Destabilisierungsreaktion auslöst“, erklärte Kung Paa. „Eine seltene Waffe in dieser Region des Weltraums. Nicht lange vor der Invasion wurde jedoch etwas Ähnliches im von den Trillianern kontrollierten Sternensystem Taikhirhh-o-Tsykh eingesetzt. Ein Hyperraum-Antrieb, identisch mit der Art, die auf den kleinen Kompositen-Schiffen verwendet wird, wurde vor weniger als 15 Ummi von einem trillianischen Unternehmen patentiert. Und das bedeutet, dass die Trillianer vor der Invasion Kontakt mit den Kompositen gehabt und Informationen mit ihnen ausgetauscht haben müssen.“

Das waren starke Argumente. Alle Anführer der Horde auf der Konferenz waren sich darüber einig. Krong Laa wollte den Trillianern jedoch nicht überstürzt den Krieg erklären und bat darum, auch über die Theorien informiert zu werden, die möglicherweise die Miyelonier oder Geckho belasten könnten.

Der Chefanalyst nickte. „Ein menschlicher Freier Kapitän namens Kung Nat spielt bei beiden Rassen eine wichtige Rolle. Ein bemerkenswerter Kerl, ich habe ein Dossier über ihn zusammengestellt. Er ist ein bekannter Vertrauter des Geckho-Führers Krong Daveyesh-Pir. Hat in der Vergangenheit spezielle Aufträge für ihn erledigt und ist auch gegenwärtig an einem solchen beteiligt. Er arbeitet auch für das trillianische Königshaus und wurde von ihnen für eine nicht identifizierte herausragende Leistung mit einem funktionierenden Quadrupol-Destabilisator belohnt, der nun auf seiner Fregatte Paladin Tamara eingebaut ist. Außerdem wurde der beste Gunner der trillianischen Rasse in Kung Nats Crew versetzt.“

„So, so! Auch in diese Sache sind die Trillianer also verwickelt“, bemerkte jemand.

Der Chefanalytiker ließ sich nicht ablenken. „Darüber hinaus ist Kung Nat privat mit der potenziellen Herrscherin der Union der Miyelonischen Rudel, Kung Keetsie-Myau, bekannt und wird sogar offiziell als ihr Verlobter erachtet. Ich habe keinen Zweifel daran, dass die Große diesem Mann ebenfalls besonders wichtige Aufgaben zugewiesen hat, denn Nat und seine Besatzung wurden auch in Verbindung mit dem Vorfall auf Medu-Ro IV erwähnt, der als offizieller Vorwand für den Beginn des 16. Weltraumkrieg zwischen uns, den Geckho und Miyeloniern diente. Außerdem ist der Freie Kapitän Kung Nat einer der angesehensten Experten für alte Rassen, insbesondere für die Reliktiker. Wir haben Informationen, die darauf hindeuten, dass eine Wahrscheinlichkeit von fast 100 % besteht, dass Kung Nat im Besitz einer Art Reliktiker-Technologie ist, die unverzögerte Reisen durch den Weltraum ermöglicht. Kung Nat ist, wohlgemerkt, das einzige bekannte Individuum, das in der Lage ist, in eine andere Galaxie zu reisen, um diesen speziellen Auftrag seiner hochrangigen Arbeitgeber auszuführen. Dabei ist der Freie Kapitän nicht unabhängig. Er verfügt weder über eigene finanzielle noch militärische Macht. Er ist lediglich eine Marionette, ein gerissener Agent, der den Krieg einer anderen Macht führt. Jeder da draußen hätte ihn anheuern können.“

„Eine bemerkenswerte Persönlichkeit“, gab der Herrscher der Meleyephatianischen Horde zu. „Das Einzige, was ich nicht verstehen kann, ist, warum keiner von euch auf die Idee gekommen ist, diesen Mann anzuheuern. Diplomatischer Berater, ich richte diese Frage an dich. Warum ist Kung Nat nicht auf unserer Seite? Die Meleyephatianische Horde hätte genug Aufträge für einen cleveren Haudegen, der blitzschnell durch das Universum reisen kann.“

„Mein Krong“, der diplomatische Berater zog seine Extremitäten ein, sodass er nur noch halb so groß erschien, „Kung Nat hat der Meleyephatianischen Horde seine Dienste in der Vergangenheit angeboten, genauer gesagt, unseren Vasallen von Tailax. Die Prälaten von Tailax haben jedoch einen unglaublich dummen Fehler begangen und den Freien Kapitän erpresst, indem sie Drohungen gegen seinen Heimatplaneten und seine Frau aussprachen. Unsere potenzielle Partnerschaft endete dort, und kurz darauf wurde Nat zum Feind der Horde erklärt. Jetzt arbeitet der Freie Kapitän für die Geckho und stellt auf seinem Heimatplaneten auf Befehl von Krong Daveyesh-Pir eine Armee von Vasallen für den Kriegseinsatz gegen uns zusammen. Außerdem genießt Kung Nat den offiziellen Schutz von Kung Keetsie-Myau. Das Erste Rudel hat eine Gruppe von Attentätern abgefangen, die Tailax nach Kasti-Utsh III geschickt hatte. Es gab eine Verwarnung der Großen gegen uns und den Hinweis, dass der Friedensvertrag mit der Meleyephatianischen Horde für null und nichtig erklärt werden könnte, wenn die Vasallen der Horde weiterhin ihren Ehetanzpartner überwachen.“

Die Reaktion des Herrschers fiel, wie erwartet, aufbrausend aus.

„So weit kommt‘s noch! Wieder Krieg mit der Union der Miyelonischen Rudel? Ich verlange, dass alle, die an diesem Versagen beteiligt waren, hingerichtet werden! Kung Nat soll nicht mehr als Feind der Horde gelten, und er wird sofort über inoffizielle Kanäle darüber informiert, dass ich persönlich mit ihm zu sprechen wünsche. Aber genug von diesem verwegenen Menschenkind. Ich verlange einen Lagebericht über den Krieg.“

Der Chefanalyst rief eilig einen dreidimensionalen holografischen Bildschirm mit Datenfeldern auf und begann, Informationen abzulesen.

„Mein Krong, wir haben 4.000 Kampfschiffe verloren, darunter vier Schlachtschiffe und zwei Planetenzerstörer, was ungefähr 14 % der gesamten Streitkräfte der Horde ausmacht. Die Kompositen haben etwa 7.000 kleinklassige Raumschiffe und zwei Schlachtschiffe verloren. Es ist immer noch schwierig, abzuschätzen, ob das für unseren Feind nun ein schmerzlicher Verlust ist, denn es kommen immer mehr von ihnen aus den Portalen auf Kharsssh-O. Der Strom der Raumschiffe scheint nicht abreißen zu wollen. Außer der Thronwelt haben wir die drei Sternsysteme verloren, die dem Invasionspunkt am nächsten liegen. Die Kommunikation zu ihnen ist abgebrochen. In elf weiteren ist der Kampf noch im Gange, aber ich sehe keine Chance, sie zu halten. Das ist die schlechte Nachricht. Hier die gute: Die Zweite Flotte hat auf Larsssh-U einen schwierigen Sieg errungen, den Angriff der Kompositen abgewehrt und über 700 kleine feindliche Schiffe ausgelöscht. Die Vierte Flotte hat sich mit der Achten Flotte zusammengeschlossen und bewegt sich auf die Gefechte zu. Die Sechste Flotte wurde aus dem Krieg gegen die Geckho zurückgerufen und ebenfalls in den Kampf gegen unseren neuen Feind geschickt. In acht Ummi werden wir in den Systemen Parsssh-O und Uparssshi eine Streitmacht von 11.000 Schiffen haben, die mein Krong nach Belieben einsetzen kann. Wir haben damit begonnen, die Bevölkerung und die Produktionsanlagen aus den am meisten gefährdeten Systemen in der Nähe der Kämpfe zu evakuieren. Dafür sind zivile Schiffe im Einsatz. Wir haben den Befehl zur Mobilisierung aller unserer Raumdocks gegeben, um die Verluste der Horde auszugleichen, und alle unsere Vasallen haben neue, beschleunigte Produktionspläne erhalten. Dabei …“

Der Bericht des Chefanalysten wurde durch eine Eilmeldung des Kommunikationsoffiziers unterbrochen.

„Achtung! Komposit-Schiffe im nahen Weltraum! 160 kleine Abfangjäger der Dero-Klasse! Sie nähern sich der mobilen Kommunikationszentrale!“

„Konferenz vertagt!“, bellte Krong Laa und ging mit gutem Beispiel voran, indem er seine Übertragung unterbrach.

Die leuchtenden Hologramme der Anführer der Horde erloschen eines nach dem anderen, als die Teilnehmer die Konferenz verließen.

„Die haben diese Kommandozentrale ganz schön schnell entdeckt ...“, murmelte der ranghöchste Psioniker bestürzt, blickte auf einen Timer und führte Berechnungen durch.

Er erhielt eine Antwort vom Kommandanten der Achten Flotte, der einen Video-Feed von den externen Kameras des Raumdocks verfolgte.

„Ja, sehr schnell. Und bis wir herausgefunden haben, wie unser Feind das macht, werden unsere Flotten ständig auf dem Rückzug sein. So sieht es aus. Sie sind bereits auf dem Weg hierher. Andererseits haben wir jetzt die Chance, einige ihrer Raumsch...“

Der Großadmiral konnte nicht zu Ende sprechen. Die mobile Kommunikationszentrale verschwand im hellen Blitz einer großen Anzahl von Hochleistungs-Schwerkraftminen, die im nahen Weltraum explodierten.

Kapitel 1. Krieg zwischen Himmel und Erde1

ICH BEFAND MICH im Dispatcher-Turm am Raumhafen der Geckho vor einem Panoramafenster im Kantinenbereich. Von da oben hatte ich einen atemberaubenden Blick auf den irdischen Raumhafen, auf dem sich ungewöhnlich viele Raumschiffe tummelten. Die unzähligen Luftjachten, Landemodule von Passagierschiffen und Shuttles gehörten zu den Gästen der Hochzeit von Gerd Uline Tar und dem Vizekönig der Erde, Gerd Kosta Dykhsh. Sie reichten von winzigen Shiamiru-Frachtern bis hin zu einem riesigen Kituvaru-Handelsschiff. Ein paar Sindirovu-Abfangjäger waren für die örtlichen Geckho im Einsatz, während die drei Abfangjäger, die in einer separaten Gruppe geparkt waren, der Reliktiker-Fraktion gehörten.

Meine Fregatte, die Paladin Tamara, war von einer umherwuselnden Brigade von Technikern unter dem wachsamen Auge von Chefingenieur Orun Va-Mart, einem Miyelonier, und Supercargo Avan-Toi, einem Geckho, umgeben, die die Waffensysteme überprüften, Treibstoffblöcke austauschten und Protonentorpedos an Aufhängungen befestigten.

Aber all diese Raumfahrttechnik ging vor dem Hintergrund der drei wahrhaft gigantisch großen Landungsschiffe der Dritten Angriffsflotte der Geckho geradezu unter. Jedes dieser Schiffe hatte in etwa die Größe der Großen Pyramide von Gizeh und ähnelte dieser rein äußerlich sogar entfernt.

Vor jedem Landungsschiff wartete eine beinahe kilometerlange Reihe an Truppen der Armee der Erde. Die Truppen bestanden aus einer Vielzahl von irdischen Fraktionen, dazu gehende und rollende Kampfroboter und unzählige Lastwagen mit Ausrüstung. Ein göttlicher Anblick, beinahe episch, fand ich. 53.000 Spieler. Das waren etwas mehr, als der Herrscher unserer Oberherren Krong Daveyesh-Pir von der Erde verlangt hatte. Doch es wäre eine Schande gewesen, jemanden abzuweisen, der an der allerersten Kampfhandlung dieses Ausmaßes teilnehmen wollte, in die unser Planet verwickelt war. Die Soldaten platzten beinahe vor Stolz darüber, unsere Welt repräsentierten zu dürfen, und brannten darauf, allen großen Raumfahrtrassen in der Galaxie zu zeigen, was in uns Menschen steckte.

„Captain, solltest du nicht vielleicht eine Ansprache an die Truppe halten?“, fragte Gerd Ayni Uri-Miayuu vor. Die Miyelonierin hatte sich zu mir gesellt und betrachtete das Spektakel unter uns ebenfalls fasziniert. „Es wird ihnen gefallen, den Kung der Erde zu sehen, und es wäre gut für deine Autorität.“

Das klang nach einem vernünftigen Vorschlag, aber ich lehnte trotzdem ab.

„Ich habe nicht das Kommando über diese Operation“, sagte ich und betrachtete mit verengten Augen die Gruppe Militärexperten in der hinteren Ecke der Kantine, die dort an zusammengeschobenen Tischen eine Konferenz abhielten. Der Herrscher der Zweiten Präfektur, der riesige General Leng Ui-Taka, gestikulierte wild und klopfte etwas in sein elektronisches Tablet auf dem Tisch, während er offensichtlich angeregt versuchte, seinen Stabsoffizieren und einem Vertreter des Kommandanten der Dritten Angriffsflotte, Kung Waid Shishish, der ebenfalls an der spontanen Versammlung teilnahm, irgendetwas einzutrichtern. Der erfahrene Stratege schien verärgert zu sein und dem schwerfälligen Geckho-Offizier seine Probleme zu erläutern, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen.

Generäle aus den Armeen Russlands, Deutschlands, Chinas und den USA hörten dem Vertreter der magokratischen Welt aufmerksam zu, nickten zustimmend und schienen ihm recht zu geben. Dasselbe konnte man von Gerd Avagi Dykhsh nicht sagen, der in schwerer Schockrüstung ausgebreitet auf gleich drei Stühlen dasaß, auf seinem eigenen Standpunkt beharrte und sich hartnäckig weigerte, einzulenken. Ich hatte keine Erfahrung im Kommandieren von Truppen, also hielt ich mich raus. Aber trotzdem würde ich irgendwann herausfinden müssen, worüber sie uneins waren.

Es war komisch, den „Geheimdienstbeamten“ und Inquisitor Gerd Alexander Antipow unter den hochrangigen Militäroffizieren zu sehen. Der Herrscher der Zweiten Präfektur billigte seine Anwesenheit allerdings und bestand sogar darauf, den erfahrenen Spionageabwehrmann als Stabsoffizier einzustellen. Zwar verstand ich diese Entscheidung nicht, doch ich behielt meine dilettantischen Ratschläge lieber für mich. Überhaupt fühlte ich mich bei dieser pompösen Veranstaltung wie ein Außenseiter, so etwas wie ein fünftes Rad am Wagen. Der Krong unserer Oberherren hatte mir die Aufgabe übertragen, die Armee der Erde zusammenzustellen. Das war erledigt, also gab es für mich hier nichts mehr zu tun. Und nun stand ich da, tief in Gedanken versunken, unschlüssig, was ich als Nächstes tun sollte.

Mich mit meinem Raumschiff dem Rest der Flotte anschließen und in den Kampf ziehen? Erstens würde eine Fregatte im Kampf gegen Hunderte oder gar Tausende von Kampfschiffen keinen großen Unterschied machen. Zweitens war mir nicht einmal gesagt worden, wohin die Landungsschiffe unterwegs waren. Als ich diese Frage einem Vertreter des Kommandanten gestellt hatte, war Gerd Avagi Dykhsh so feinfühlig und respektvoll wie möglich gewesen, aber er hatte dennoch fest behauptet, dass es sich um vertrauliche Informationen handelte, die er nicht preisgeben dürfte.

Naiv, denn natürlich las ich in seinen Gedanken alles, was ich wissen wollte. Der Sammelpunkt der Dritten Angriffsflotte war das Ursa-Sternensystem. Nebenbei bemerkt hatte ich an dessen Eroberung durch die Meleyephatianer teilgenommen und in vielerlei Hinsicht dafür gesorgt, dass sie stattgefunden hatte. Aber wohin die Flotte als Nächstes ziehen und welche Rolle die Armee der Erde in ihren Plänen spielen würde, da war sich der Vertreter von Kung Waid Shishish selbst nicht sicher. Vielleicht würde sie sich wirklich auf den Weg zum Kometen Un-Tau machen, wie der Vizekönig der Erde mir bei seiner Hochzeit vertraulich gesagt hatte. Doch jetzt, da die Meleyephatianer in einen neuen Krieg verwickelt waren, könnten sich die Pläne der Dritten Angriffsflotte auch geändert haben.

Allein zum Sammelpunkt fliegen? Das würde mir wahrscheinlich nicht gerade Ruhm einbringen. Obwohl Kung Waid Shishish mich als so etwas wie einen „Glücksbringer“ betrachtete, hatte er mir nicht befohlen, mich der Flotte anzuschließen.

Mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmern? Ich könnte mich mit anderen Geckho-Vasallen wie den Jargs und Estheten treffen und Gespräche führen, um zu erreichen, dass sie mit den Menschen der Erde zusammenarbeiteten, wie Gerd Kosta Dykhsh mir geraten hatte.

Oder sollte ich mich an die „Herkulesmission“ der trillianischen Königsfamilie machen? Doch würde es nicht höchst seltsam anmuten, wenn ich mich aus dem feurigen Weltraumkrieg heraushielt, während die Armee, die ich eigenhändig zusammengestellt hatte, einschließlich Tausender meiner Untertanen aus der Reliktiker-Fraktion, sich ins Blutvergießen stürzte?

Druck auf Gerd Avagi Dykhsh ausüben und darauf bestehen, mitzumachen? Ich hatte Bedenken, dass ich auf Psionik zurückgreifen müsste, um das zu erreichen, und ich wollte mir keinen Ärger einhandeln. Der Geckho-Offizier wirkte überheblich und hochnäsig. Er betrachtete uns menschliche Vasallen als einfältige Kinder, die nichts von Weltraumkriegsführung verstanden und besser keine unerwünschten Äußerungen von sich gaben.

Das einzige Wesen, dem der Vertreter der Dritten Angriffsflotte zugehört hätte, wäre Fox. Kung Eesssa, die legendäre Planetenverschlingerin von Betelgeuse, hatte jahrhundertelange Erfahrung in der Kriegsführung, und zwar in jeder Größenordnung. Sie hätte mit ihrer unbestreitbaren Autorität Einfluss auf den Geckho-Militäroffizier nehmen können. Aber die Morphähe war verschwunden, kaum dass meine Probe in der Arena vorbei gewesen war, und ich hatte sie nie wieder gesehen. Zum Abschied hatte sie mich nur wissen lassen, dass sie mich finden würde, wenn die Zeit gekommen wäre, mein Versprechen zu erfüllen, und sie meine Hilfe bräuchte. Die Morphähe war dann in der Menge untergetaucht und bereitete sich nun höchstwahrscheinlich darauf vor, den Planeten an Bord eines der vielen abfliegenden Raumschiffe zu verlassen. Wenn sie es nicht schon getan hatte. Einige der Hochzeitsgäste hatten die Erde bereits verlassen und regelmäßig hoben Kampfshuttles ab. Es war sehr wahrscheinlich, dass Fox es bereits weit weg vom Planeten Erde geschafft hatte.

Ruhm auf 110 erhöht.

Autorität auf 114 erhöht!

Solche Spielnachrichten waren für mich in letzter Zeit beinahe schon alltäglich geworden. Ich hätte auch dieser keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt, wenn nicht dieser Text gewesen wäre.

ACHTUNG! Der Freie Kapitän Kung Nat wurde von der Liste der Feinde der Meleyephatianischen Horde entfernt. Die Meinung der Horde über dich hat sich verbessert und befindet sich nun auf der Stufe „Neutral“. Der Freie Kapitän Kung Nat darf wieder durch den Raum der Meleyephatianischen Horde reisen. Der Zugang zu Raumbasen und Planeten der Meleyephatianer und jenen ihrer Vasallen, ist wieder uneingeschränkt möglich!

Das ergab keinen Sinn. Nach allem, was ich in der jüngsten Vergangenheit angestellt hatte? Ich meine, ich hatte eine Armada aus einer anderen Galaxie herbeigerufen, um die Meleyephatianer anzugreifen, ich hatte die Armee der Erde rekrutiert, um gegen die Horde in den Krieg zu ziehen ... Kurzum, das Allerletzte, was ich erwartet hatte, war, dass sie nicht mehr auf mich sauer waren.

Oder hatte das nichts mit mir zu tun? Vielleicht rief die Horde Freie Kapitäne aus der ganzen Galaxis auf, sie im Krieg gegen ihren gefährlichen neuen Feind zu unterstützen, oder sie bot zumindest an, für die Hilfe zu bezahlen, unabhängig von der eigenen Vergangenheit, im Gegenzug für volle Amnestie. Schließlich brauchten die Meleyephatianer gerade jede Menge Raumschiffen, um Raumschlachten zu führen, Spieler aus den angegriffenen Systemen zu evakuieren und Fracht und Truppen zu transportieren.

Das war die Theorie, die auch meine persönliche Assistentin Gerd Ayni vertrat, die zu ihrer Überraschung eine ähnliche Nachricht erhalten hatte. Die Miyelonierin war der Ansicht, dass die Geschäfte der Horde sehr schlecht laufen mussten, wenn sie auf solch extreme Maßnahmen angewiesen waren. Oder hatten sie den allgemeinen Beschluss gefasst, alle Freie Kapitäne der Galaxie zu sich einzuladen, und würden später Korrekturen vornehmen und eingeladene Gegner streichen? Meine orangefarbene Übersetzerin fand jedenfalls, dass es keinen Grund gab, überstürzt in den von der Horde kontrollierten Weltraum zu fliegen, und in dieser Hinsicht gab ich ihr recht.

Da hallte eine Durchsage durch die Gänge des Dispatcher-Turms, die mich erschaudern ließ.

„Der Freie Kapitän Kung Nat wird gebeten, sich in den Fernkommunikationsraum zu begeben!“

Ich wartete nicht auf den Aufzug, sondern eilte die Wendeltreppe hinauf. Meine Gedanken rasten. War das etwa ein Mitglied der Meleyephatianischen Horde, das mit mir reden und die seltsamen Sprünge in meinem Ruf erklären wollte? War es überhaupt möglich, inmitten eines blutigen Weltraumkrieges ungehindert mit einem feindlichen Staat zu kommunizieren? Und könnte das alles womöglich nach hinten losgehen, wenn ich mit dem Gegner unserer Oberherren Kontakt hatte?

Ich hatte mich allerdings geirrt. Lediglich einen Anruf von Krong Daveyesh-Pir, dem Herrscher der Geckho-Rasse. Ich fiel auf ein Knie und verneigte mich respektvoll vor dem ehrwürdigen Geckho, der sich vor mir aufgebaut hatte. Aber ich musste eine Sekunde zu lange gezögert haben, oder vielleicht sah ich zu enttäuscht aus, denn der riesige Geckho knurrte bedrohlich.

„Was ist los, Mensch? Wen hast du denn erwartet?“

Die Frage war nicht so einfach, wie sie schien, und ich musste mir schnell eine plausible Erklärung für mein Verhalten ausdenken, um nicht illoyal zu wirken.

„Ich bitte um Vergebung, mein Herr. Ich warte tatsächlich schon seit ein paar Ummi auf den Anruf von jemandem, weshalb ich eben einen Moment verwirrt war. Ein Mitglied meiner Crew, eine Frau, die ich sehr schätze, namens Valeri-Urla. Sie hat mein Schiff unerwartet verlassen, und wohin sie gegangen ist, weiß ich nicht. Ein einflussreicher Verwandter meiner Geschäftspartnerin Gerd Uline Tar hat versprochen, herauszufinden, wohin die Menschenfrau verschwunden ist, und es mir dann mitzuteilen.“

Der riesige Geckho gab ein lautes Knurren durch die Zähne von sich, nicht bösartig, vielmehr als Ausdruck der Zustimmung, mit frohlockenden Untertönen sogar.

„Ah, die Jugend ... Ich verstehe. Ich war damals genauso. Da habe ich meine eigensinnige zweite Frau durch die ganze Galaxie gejagt und immer wieder ihr Raumschiff geentert. Ich helfe dir gern bei der Suche, wenn du die Widerspenstige nicht allein finden kannst.“

„Danke für das Angebot, mein Herr, aber das wäre ... zu viel des Guten. Als ob man mit thermonuklearen Sprengköpfen Wachteln jagen würde.“

Meine Antwort amüsierte den Geckho, und er gab ein weiteres zufriedenes Grummeln von sich.

„In Ordnung, wie du meinst, Mensch. Aber ich bin aus einem anderen Grund hier. Mir wurde mitgeteilt, dass du meinen Auftrag erfüllt hast. Sogar früher als geplant. Nun, ich schätze loyale, vertrauenswürdige Draufgänger wie dich, also wird meine Belohnung großzügig ausfallen. Du hast die Wahl. Willst du lieber einen Sternenkreuzer, damit dein Schiff deinem neuen Status als Kung gerecht wird, oder zwei planetarische Schildgeneratoren für die Erde?“

Ein weiteres Schiff? Dafür hatte ich vorerst gar keine Verwendung. Erstens fehlte mir die Besatzung, zweitens würde ein Kreuzer nicht unter das Tarnfeld des mobilen Reliktikerlabors passen und ich könnte daher nicht mit ihm durch das Universum reisen. Aber Schildgeneratoren? Woher wusste der große Krong Daveyesh-Pir, was ich brauchte? Ich war nicht mutig genug, diese Frage laut zu stellen.

Der Herrscher knurrte fröhlich vor sich hin, sichtlich erfreut darüber, wie perplex ich gerade dreinsah.

„Als ob uns nicht aufgefallen wäre, dass sich Supraleiter-Schaltkreise, Energiespeicher mit hoher Kapazität, Polyfrequenz-Emitter, leistungsstarke Generatoren und die wichtigsten Elemente, die für den Bau planetarer Schilde benötigt werden, in diesem Sektor der Galaxie gerade gut verkaufen. Von der Reihe von Frachtern im Orbit deines Heimatplaneten mal ganz zu schweigen. Nun, es ist schön, dass du die Initiative ergreifst, und ich freue mich, einen treuen Geckho-Vasallen bei einem solch edlen Unterfangen zu unterstützen. Die Generatoren werden so schnell wie möglich geliefert, in Einzelteilen, und an einem von deinen Ingenieuren gewählten Ort auf deinem Planeten abgeladen.“

Das war ja fantastisch! Ein weiterer großer Schritt in Richtung Erdverteidigung. Jetzt mussten wir nur noch sieben statt neun der zwölf teuren und kompliziert zu montierenden Generatoren auftreiben. Noch dazu durfte ich bestimmen, wo sie installiert werden sollten, und die Spezialisten finden, die sie montierten und warteten. Entweder aus meiner Reliktiker-Fraktion oder einer der vielen anderen terrestrischen Fraktionen. Ich könnte sogar ein wenig Druck auf die Anführer der irdischen Fraktionen ausüben, mir bei der Suche nach dem perfekten Personal zu helfen. Wozu war ich schließlich der Kung der Erde?

Aus irgendeinem Grund machte mich die Großzügigkeit des Oberbefehlshabers jedoch stutzig. Zwei planetarische Schildgeneratoren waren etwa 150 Millionen Geckho-Kristalle wert. Selbst ohne die Kosten für die Lieferung waren das 85 oder sogar 90 Millionen Geldkristalle. Selbst für einen Krong war das eine beträchtliche Summe Geld, mit der er da in der Gegend herumwarf. Was der Oberbefehlshaber als Nächstes sagte, zeigte, dass meine Zweifel und Sorgen nicht unangebracht waren.

„Aber jetzt, Nat, möchte ich wichtigere Dinge besprechen. Sag mir, Mensch, warum wurde die in deinem Besitz befindliche Reliktiker-Raumfahrttechnologie noch nicht an die Spezialisten deiner Oberherren zur Untersuchung übergeben? Ist das nicht ausdrücklich deine Pflicht als Angehöriger eines Vasallenvolkes?“

Gefahrensinn auf Level 142 erhöht!

Jedes Mal mit diesem verdammten Geckho-Krong ... Ich würde mich nie an seine wilden Stimmungsschwankungen gewöhnen. Eben noch hatte der Herrscher mich mit Dankbarkeit für meine treuen Dienste förmlich überhäuft und mir großzügige Geschenke gemacht, jetzt verlangte er mit stählerner Stimme mehr von mir und war offensichtlich bereit, mich für Ungehorsam schwer zu bestrafen. Aber ihm das Labor abtreten ... Auf keinen Fall. Ich brauchte es selbst!

Vorsichtig legte ich mir eine Antwort zurecht, wählte meine Worte sorgfältig, in dem Wissen, dass niemand das Gesagte auf seine Plausibilität prüfen würde. Nein, keine Lügen. Der Krong war erfahren, er würde sie sofort durchschauen. Nur die Wahrheit. Aber ich würde ein paar Dinge weglassen und ein paar persönliche Theorien hinzufügen. Psionik ließ ich auch lieber bleiben, denn das könnte auffallen und böse enden.

„Mein Krong, ich würde das Labor meinen Oberherren gern übergeben, aber das ist nicht so einfach. Das mobile Labor gehört mir nicht und gehorcht nicht jedem meiner Befehle. Es wird von seiner eigenen künstlichen Intelligenz gesteuert, die manchmal mit mir kommuniziert und mit mir zusammenarbeitet, weil sie mich für einen Reliktiker hält. Das funktioniert deswegen, da ich eine Zuhörer-Rüstung trage, die Sprache der alten Rasse verstehe und einen überlebenden Reliktiker in meinem Team habe. Aber manchmal sagt das System mir, dass ich einen Check nicht bestanden habe oder meine Position auf der Reliktikerpyramide nicht hoch genug ist. Dann gerät das Labor auch mal außer Kontrolle und versucht sogar, mich zu töten. Es gibt genug Sicherheitssysteme und Kampfdrohnen im Labor, um mich, meine Crew und meine Fregatte zu vernichten. In solchen Fällen muss ich das System neu starten und von vorne anfangen. Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass ich eines Tages mit dem komplizierten System nicht mehr zurechtkomme und das mobile Labor mich rauswirft. Aber ich nähere mich meinem Ziel langsam und stetig, indem ich verschiedene Methoden ausprobiere, um die Sicherheitssysteme unter meine Kontrolle zu bekommen. Im Moment bin ich aber noch weit davon entfernt. Ich brauche Zeit, möglicherweise viel Zeit. Was ich tun kann, ist, den Geckho-Wissenschaftlern ein hochdetailliertes Scan-Diagramm des antiken Labors mit all seinen Knotenpunkten, Modulen und Systemen zu liefern.“

„Blaupausen also. In Ordnung, Mensch!“ Der Herrscher willigte eifrig ein, und ich bekam sogar den Eindruck, dass der Krong mehr aus mir herausgeholt hatte, als er erhofft hatte. „Ein weiterer planetarer Schildgenerator wird zu deinem Heimatplaneten geliefert, sobald die Geckho ein Kristall-Laufwerk erhalten, auf dem die Blaupausen der Technologie des Labors gespeichert sind.“

Ich atmete aus. Offenbar hatte ich mich aus dieser kniffligen Situation herausgewunden. Ein weiterer entscheidender Schritt, um die Erde vor Eindringlingen aus dem All zu schützen.

Der bullige Geckho wechselte daraufhin wieder das Thema und klang auf einmal traurig und beunruhigt.

„Die königliche Familie von Par-Poreh spricht nicht mehr mit mir. Die Trillianer haben der Zivilisation von Shiharsa nicht einmal zu unserem wichtigsten Feiertag gratuliert – dem Tag der großen Einigung der Geckho-Clans. Das ist bisher noch nie passiert. Die Trillianer haben immer Glückwünsche geschickt und ihr Botschafter hat uns immer Freundschaftsgeschenke überbracht. Das ist ein beunruhigendes Zeichen. Meine Analysten glauben, dass Krong Pino Par-Poreh der Dritte und seine Verwandten in Erwägung ziehen, einen Krieg gegen mein Volk zu beginnen, weil alle Geckho- und Vasallenflotten in den harten Krieg gegen die Meleyephatianische Horde geschickt wurden. Hinzu kommt, dass es nach neuesten Informationen in letzter Zeit geheime Verhandlungen zwischen den Trillianern und der Union der Miyelonischen Rudel gegeben hat. Sie besprechen wohl gemeinsame Operationen gegen meine Leute. Die Miyelonier sind dafür bekannt, Verbündeten in den Rücken zu fallen, kurz nachdem sie Seite an Seite mit ihnen gekämpft haben. Ich vermute, dass es ohne diesen neuen Feind, der die Horde bedroht, bereits jetzt schon kein Zurück mehr gäbe und sie ihre Entscheidung getroffen hätten. Übrigens ...“

Der Krong sah mich zögernd an und zog seine pelzigen Brauen zusammen.

„Sag mal, Mensch, die Kompositen-Raumschiffe, die gerade die Thronwelt der Meleyephatianer stürmen – war das dein Werk?“

Verdammt! Mein Herz klopfte. Ich fühlte Unheil aufziehen. Eine direkte Frage. Ich würde bei der Beantwortung nicht ausweichen können. Alles leugnen? Wollte ich diese Last wirklich schultern, wenn der Herrscher der Geckho-Rasse keine Beweise für meine Beteiligung an der Invasion hatte? Selbst in meiner eigenen Mannschaft wussten nur wenige Spielern von unserer wahren Rolle in dieser Geschichte. Ich konnte sie an einer Hand abzählen.

Oder hatte Krong Daveyesh-Pir doch irgendeinen Beweis? Immerhin war mein Navigator Ayukh ein Geckho und einer der wenigen in meiner Crew, die wussten, wo wir gewesen und wo wir nach dem Raumsprung gelandet waren. Trotz aller Loyalität zu seinem Kapitän war es gut möglich, dass der Navigator sich gezwungen gesehen hatte, den Geheimdienst seines Volkes über ein so wichtiges Ereignis zu informieren. Und so beschloss ich, die Wahrheit zu sagen.

„Ja, mein Herr. Nachdem ich in einer anderen Galaxie Kontakt mit dem mächtigen und äußerst aggressiven Gukko-Vahe-Kompositum gehabt hatte, entschied ich mich bewusst für den Sprung in die meleyephatianische Thronwelt. Ich tat das nur für den Fall, dass die Kompositen-Schiffe unseren Sprung erfassen und mir in unsere Galaxie folgen könnten. Ich hielt es für eine gute Idee, das Gukko-Vahe-Kompositum gegen einen Feind der Geckho zu wenden und die Meleyephatianische Horde zu schwächen.“

„Ich bin froh, dass du es zugegeben hast, Kung Nat, denn es war ein Test deiner Ehrlichkeit gegenüber deinem obersten Herrscher“, brummte er und knurrte dann zufrieden. „Gut gemacht, Mensch! Ich befürworte deine Taten! Die Trillianer und Miyelonier müssen sich überlegen, was sie als Nächstes tun wollen. Dies ist der perfekte Zeitpunkt, um zu versuchen, ihnen ihre aggressiven Pläne auszureden. Hast du mich verstanden, Kung Nat?“

„Ja, mein Herr.“

„Wunderbar. Ich setze meine Hoffnung in deine diplomatischen Fähigkeiten, Kung Nat. Schließlich will auch die Menschheit der Erde keinen Krieg gegen die beiden großen Raumfahrtrassen.“

Damit loggte sich der mächtige Geckho aus.

Ich verharrte kniend im Fernkommunikationsraum und sammelte wirren Gedanken. Heilige Scheiße, das war ja ein netter Job, den man mir da angedreht hatte! Was die Miyelonier anging, klar, da könnte ich das Thema mit Keetsie-Myau besprechen. Es war nicht garantiert, dass ich die Entscheidung der Großen beeinflussen konnte, aber zumindest würde sie mir zuhören.

Aber die Trillianer? Krong Daveyesh-Pir überschätzte meinen Einfluss auf sie eindeutig. Abgesehen von meinen Kontakten zum Tintaraschwarm und meinem Versprechen, die „Herkulesmission“ zu erfüllen, hatte ich nichts mit den Trillianern zu tun. Sollte ich mich also vielleicht an diese Mission machen?

Eine Anspielung auf den Song War („Война“) der ehemaligen sowjetischen Rockband Kino.↩

Kapitel 2. Auf zu den Sternen!

NACH EINEM KURZEN Gespräch mit meinem Chefberater Gerd Mac-Peu Un-Roi, dem Magier-Wahrsager, über verschiedene dringende Angelegenheiten ging ich doch noch hinaus, um eine Ansprache an die Truppen zu halten. Wir hatten uns entschieden, den zweiten planetaren Schildgenerator auf dem Gebiet der chinesischen Human-1-Fraktion zu platzieren. Der dritte auf dem großen Kontinent würde auf einem Knoten stehen, der zu meiner Reliktiker-Fraktion gehörte, nämlich dem ehemaligen Gebiet der Human-25-Fraktion. Mein Chefberater versicherte mir, dass es genug Arbeiter geben würde, um die Generatoren aufzustellen, auch wenn dafür 2.500 Spieler mit Geckho-Fähren und Sio-Mi-Dori-Lande-Antigravs in die andere Hemisphäre des Planeten transportiert werden mussten.

Ich betraute den Magier-Wahrsager mit der Auswahl der anderen drei Bauplätze sowie mit den Verhandlungen mit den größten Fraktionen beider Welten. Theoretisch könnten die La-Shin- oder La-Varrez-Fraktion fähige Spezialisten in ausreichender Zahl zur Verfügung stellen. Auch die amerikanische Human-12-Fraktion, die südkoreanische Human-0-Fraktion oder die japanische Human-4-Fraktion sowie ein halbes Dutzend weiterer irdischer Fraktionen. Ich beschloss, die russische Human-3-Fraktion noch nicht mit dem Thema zu belästigen. Eine beträchtliche Anzahl ihrer Arbeiterspieler waren gerade damit beschäftigt, den ersten Schildgenerator auf der Felseninsel und ein thermonukleares Kraftwerk auf dem Zentaurenplateau zu errichten, das die benachbarte Knoten mit Strom versorgen würde. Ich hatte jedenfalls viele Möglichkeiten. Der Magier-Wahrsager versicherte mir, dass es kein Problem wäre und er sich zusammen mit dem Diplomaten unserer Fraktion, Leng Thomas Müller, darum kümmern würde.

Nachdem ich die Geckho-Dispatcher aufgesucht und problemlos die Erlaubnis für den Abflug der Paladin Tamara innerhalb der nächsten halben Ummi erhalten hatte, fuhr ich mit meiner Assistentin Gerd Ayni und dem nüchternen Leibwächter Gerd Imran mit dem Aufzug ins Erdgeschoss des terrestrischen Raumhafens hinunter. Die Soldatenschlange, die auf die Verladung in die Landungsschiffe wartete, war immer noch so lang wie zuvor. Die Mitglieder der Truppen saßen unter der sengenden Sonne auf ihren Rucksäcken. Nicht weit entfernt warteten die Spieler der H3-Fraktion. Ich ging in ihre Richtung. Als ich ankam, sprangen die Spieler auf die Füße, um den Kung der Erde zu begrüßen.

„Du bist jetzt so eine große Nummer, dass ich Angst habe, mich dir überhaupt zu nähern, Nat!“ Der Spieler der Ersten Legion in einem schwer gepanzerten Raumanzug, der mich angesprochen hatte – ich hatte ihn nicht gleich erkannt – war Shoot_to_Kill.

Der abgebrühte Veteran hatte den Rang eines Gerd erreicht und war zum Kommandeur einer der Staffeln ernannt worden, die auf die Ausschiffung warteten. Mit einem herzlichen Nicken in Richtung Imran und einem leicht misstrauischen Blick auf die orangefarbene Miyelonierin neben mir - er hielt sie wohl für Fox, die alle beim Training so fertiggemacht hatte -, streckte der Level-106-Schütze mir die Hand hin. Ich begrüßte meinen alten Freund herzlich und fragte, warum der Ladevorgang so lange dauerte.

„Keine Ahnung! Du bist hier das große Tier, Nat. Nur du kannst diesen Fellknäulen irgendwelche Befehle erteilen. Wir Normalsterblichen sind zu weit unten in der Rangordnung. Wir tun nur, was die Oberherren uns sagen. Soweit ich gehört habe, wird zuerst schweres Gerät geladen, damit die Raumschiffe richtig ausbalanciert sind. Uns wurde gesagt, wir sollen warten. Also tun wir das auch.“

Es war seltsam, Schüchternheit in der Stimme dieses Mannes zu hören. Ich war es gewohnt, ihn als ranghöher und erfahrener zu erachten. Währenddessen sahen die anderen Soldaten der Ersten Legion, die unser Gespräch beobachteten, mich an wie eine vom Himmel herabgestiegene Gottheit. Ich fühlte mich ein bisschen unwohl unter ihren Blicken. Ich versprach, mit einem Vertreter der Dritten Angriffsflotte zu sprechen und herauszufinden, warum alles so lange dauerte.

Autorität auf 115 erhöht!

„Kung Nat, hast du schon die neuesten Nachrichten gehört?“, sagte Shoot_to_Kill dann unerwartet und strahlte dabei übers ganze Gesicht. „Während einer Rede vor dem Europäischen Parlament begann gestern ein Abgeordneter aus Österreich plötzlich auf Geckho zu sprechen und fragte so alle Anwesenden, ob denn ihrer Meinung nach die Soldaten der Erde in einen Weltraumkrieg geschickt werden sollten. Sein Mikrofon wurde sofort deaktiviert, um ihn zum Schweigen zu bringen, aber dann haben mehrere Abgeordnete aus Deutschland sich erhoben und ihm Beistand geleistet. Sie fragten, wie lange wir die Wahrheit über den Kontakt der Menschen zu all diesen Raumfahrtrassen denn noch geheim halten wollten. Jemand brachte sogar das Beispiel von Antigrav-Antrieben und Resonanz- und Plasmakanonen, die kürzlich von deutschen Unternehmen patentiert worden sind, als Beweis für die Ankunft außerirdischer Technologie auf dem Planeten Erde. Der Tumult, der daraufhin losbrach, war überall in den Medien, und die Übertragung der Sitzung des Europäischen Parlaments wurde unterbrochen. Ich weiß nicht einmal, wie es dann alles geendet hat. Was sagst du dazu? Werden sich unsere Politiker endlich einmal äußern zum Spiel, das die Wirklichkeit unterwirft?“

Das bezweifelte ich stark, was ich Shoot_to_Kill und den anderen zuhörenden Soldaten auch sagte. In unserer Welt hatte es in den letzten Wochen Anomalien in der Antarktis und in einigen anderen Gebieten gegeben, die „aus dem Weltraum gefallen“ waren. Die Astronomen der Erde hatten auch seltsame Anomalien auf dem Mond und Abweichungen in den Flugbahnen verschiedener Himmelskörper festgestellt. Jeden Tag kamen mehr und mehr Fakten ans Licht, die darauf hindeuteten, dass das Spiel in unsere reale Welt einsickerte und unsere beiden Parallelwelten drauf und dran waren, ineinander zu stürzen. Doch all das wurde von Spitzenpolitikern vorerst ignoriert und jede Erwähnung des Spiels, das die Wirklichkeit unterwirft, wurde in den Massenmedien gnadenlos zensiert.

Die Machthaber der wirklichen Welt würden wohl eher sterben, als zuzugeben, dass es da draußen hochintelligente Zivilisationen gab und unsere Erde verglichen mit der großen Weltraumpolitik nur ein lächerliches Staubkorn war. Wer würde sich schon um irdische Regierungen kümmern, wenn es viel größere Mächte über ihnen gab? Wer würde noch von terrestrischen Computern, Autos, Flugzeugen und anderen „modernen Wunderwerken“ schwärmen, wenn sich all das als hoffnungslos veralteter Schrott herausstellte, der viele Jahrhunderte hinter der wirklich modernen Technologie zurücklag? Und wer, vor allem, hätte dann noch Nutzen für Billionen von papierenen Dollarscheinen, eine Währung, die nirgendwo sonst in der Galaxie in Gebrauch war?

„Dumm von ihnen“, mischte sich meine orangefarbene Übersetzerin ein und bewies einmal mehr ihre einwandfreien Russischkenntnisse. „Eure Politiker und herrschenden Clans werden nicht ewig schweigen und die Wahrheit leugnen können. Eines Tages wird die neue Realität enthüllt. Das ist unvermeidlich. Was werden eure starrköpfigen Politiker dann sagen, wenn Raumschiffe der Meleyephatianischen Horde oder andere Invasoren am Himmel über dem Planeten erscheinen? Werden sie ihren Untertanen weiterhin vorgaukeln, dass sie ihren eigenen Augen nicht trauen dürfen und behaupten, dass nichts davon wahr ist?“

Ich antwortete Gerd Ayni, dass die Lage nicht so hoffnungslos wäre, wie sie aussähe. Führende Politiker und die Chefs mächtiger Konzerne wären größtenteils sehr klug und einsichtig. Sie würden die neue Realität nicht blindlings leugnen. Vielmehr würden sie versuchen, sich an die neuen Bedingungen anzupassen und ihren wichtigen Status dabei möglichst nicht zu verlieren.

Bei meinem letzten Treffen mit den Kuratoren des Kuppel-Projekts war mir klar geworden, dass die wichtigsten Politiker der Welt bereits über das Spiel, das die Wirklichkeit unterwirft, Bescheid wussten. Und jetzt, da ich Kung geworden war und die Möglichkeit hatte, mit Vertretern der größten irdischen Fraktionen zu sprechen, wusste ich mit Sicherheit, dass immer mehr berühmte Leute in das Spiel, das die Wirklichkeit unterwirft, einstiegen. Politiker und ihre Familienmitglieder, Wirtschaftsmagnaten, berühmte Sportler und andere Prominente. Tatsächlich geschah auf meiner Version der Erde dasselbe wie auf der magokratischen Erde, wenn auch mit einer leichten Verzögerung. Die Machthaber konkurrierten nun miteinander, um zu sehen, wer der Beste war im Spiel, das die Wirklichkeit unterwirft. Es gab sogar „kommerzielle Fraktionen“ wie die H13 und die H33, in denen prominente Politiker, Banker und CEOs großer Konzerne ihre Charaktere unter den wachsamen Augen erfahrener Spieler im Schnelldurchlauf hochlevelten und eigens gegründete Firmen, die den Ruhm von Spielern steigern konnten, damit diese schnell den Rang eines Gerd erreichten.

„Solche Spieler habe ich schon gesehen“, stieß Shoot_to_Kill verächtlich aus seinem aufgeklappten Helmvisier hervor. „Es gibt sogar einige in unserer Human-3-Fraktion, allerdings sind sie ansonsten eher eine Spezialität der russischen ‚Ersatz‘-Fraktion H23. Senatoren und Duma-Abgeordnete und ihre Familien. Sie sind zu absolut nichts zu gebrauchen. Wollen nicht arbeiten, und so berühmte Leute kann man ohnehin nicht losschicken, um an der Grenze Wache zu halten. Von der Arbeit unten in den Minen mal ganz zu schweigen. Sie benutzen das Spiel nur, um chronische Krankheiten zu behandeln, und belegen in den Maiskolben unter der Kuppel Virt-Pods, die für viel wichtigere Zwecke verwendet werden könnten.“

„Ich habe aber gehört, dass sie unserer Fraktion gutes Geld zahlen“, meldete sich Nelly Svistunova zu Wort, eine weitere Veteranin der Ersten Legion, die ich bereits kannte. „Und sie bringen Wertgegenstände ins Spiel, die gegen Geldkristalle an Kosta Dykhshs Unterhändler oder hier im Raumhafen verkauft werden.“

„Ja, ich weiß ...“ Shoot_to_Kill seufzte. „Wenn sie zum ersten Mal einsteigen, bringen sie große, facettierte Edelsteine ins Spiel. Auch Gold- und Platinschmuck und Metalle der Seltenen Erden im Wert von mehreren Millionen Dollar. Sie haben sogar reinrassige Kätzchen und Welpen in die virtuelle Welt gebracht. Unter den Geckho gibt es Nachfrage nach Erdentieren. Obwohl ich nicht weiß, wofür die Fellknäuel sie benutzen. Diese Art von Spielern möchte in der virtuellen Welt sofort so reich werden, wie sie es in unserer Realität gewohnt sind. Ein gewisser Prozentsatz der roten Kristalle unserer Fraktion stammt von diesen neureichen Typen. Auch in der wirklichen Welt hat sich die Finanzierung des Kuppel-Projekts schlagartig verbessert. Wir haben jetzt alles, was man sich unter der Kuppel wünschen kann. Aber trotzdem bin ich der Meinung, dass Politiker und ihre verwöhnten Kinder nichts als nutzloser Ballast sind. 50 anständige Techniker oder Ingenieure würden der Fraktion auf lange Sicht mehr Geld bringen.“

Dann wurde unser Gespräch unterbrochen. Das Lied In the Army Now dröhnte aus den Lautsprechern des Dispatcher-Turms über den gesamten Raumhafen. Ich wusste nicht, wann oder wie ein Laufwerk mit Erd-Musik ins Spiel gebracht worden war, oder wie die Geckho ein kompatibles Gerät zum Abspielen gefunden hatte, aber der Song war ja nicht schlecht, also lächelte ich zustimmend. Obwohl meiner persönlichen Meinung nach wohl eher der Song Blood Type1 besser gepasst hätte. Doch wahrscheinlich würde ein Großteil der Erdbewohner dieses Lied nicht erkennen oder verstehen, im Gegensatz zu dem populären Hit, den Sabaton und Status Quo geliefert hatten. Als die Musik ertönte, standen die Truppen auf, setzten sich in Bewegung und schlängelten sich langsam in die Eingeweide des riesigen Landungsbootes der Dritten Angriffsflotte.

„Viel Glück der Ersten Legion im Krieg gegen die Meleyephatianer!“, wünschte ich meinen alten Freunden, woraufhin Shoot_to_Kill mir versicherte, dass seine Truppen keine Schande über die Erde oder ihren Kung bringen und sich niemals zurückziehen würden, egal wie zermürbend der Kampf auch werden würde.

Diese Truppen betrachteten mich trotz allem immer noch als Teil dieser militärischen Operation. Auch ich ertappte mich bei diesem Gedanken, so sehr ich versuchte, mich davon zu distanzieren und einzig und allein den Auftrag des Krongs meiner Oberherren im Kopf zu haben. Aber ich konnte mich einfach nicht aus so einem historischen Ereignis heraushalten.

Ich stand noch mindestens eine halbe Stunde auf dem Raumhafenfeld, betrachtete die endlosen Kolonnen von Soldaten der Armee der Erde und versuchte, ihre allgemeine Stimmung zu erfühlen. Sie empfanden Stolz. Sie waren sowohl auf sich selbst stolz als auch auf die Erde als solche. Da waren Abenteuerlust, leichte Anspannung, Vertrauen in ihre Fähigkeiten und der große Wunsch, der gesamten Galaxie zu beweisen, was die Menschen der Erde draufhatten.

* * *

Die Paladin Tamara war bereit zum Abflug. Die gesamte Besatzung hatte ihre Plätze eingenommen. Jeder Punkt auf der Start-Checkliste war abgehakt, das Triebwerk warmgelaufen und die Starterlaubnis ordnungsgemäß erteilt worden. Aber anstatt das letzte Kommando zu geben, sah ich auf die Uhr und wartete auf meine Frau. Man hatte Prinzessin Minn-O La-Fin mitgeteilt, dass der Herrscher der Ersten Präfektur auf eine lange Weltraumreise gehen würde, und daher erwartete ich, dass sie kommen würde.

In der Sekunde tauchte der Shuttle meiner Wayedda aus der Richtung des Meeres auf, beschrieb einen weiten Bogen über das Landefeld und setzte vorsichtig etwa fünf Meter vor der Gangway entfernt auf. Ich ging hinaus, um meine Frau zu begrüßen und ihr beim Aussteigen zu helfen.

Sie sah ein wenig blass aus, aber sie bewegte sich selbstbewusst und freute sich aufrichtig, mich zu sehen.

Ich umarmte Minn-O herzlich.

„Wie geht es dir?“

„Die Ärzte sagen, ich bin über den Berg und das Kind ist nicht mehr in Gefahr. Die Nachrichten der Ersten Präfektur haben bereits von diesen guten Neuigkeiten berichtet und unsere Untertanen sind außer sich vor Freude.“

Seltsame Antwort. Die Gefühlslage unserer Untertanen kümmerte mich nicht. Minn-O und die Gesundheit unseres Kindes waren viel wichtiger. Ich hob sie auf, trug sie in mein Schiff und setzte sie in einen Sessel im Gemeinschaftsraum. Der Heiler Gerd Mauu-La Mya-Ssa reichte ihr ein Glas Wasser, und die Prinzessin griff dankbar danach, nahm ein paar Schlucke und stellte es beiseite.

„Mein Mann ...“ Die Stimme der Schönheit mit der aschefarbenen Haut zitterte. „Ich kann dich nicht ins All begleiten“, sagte sie mit einem besorgten Blick. „Ich fürchte, ich könnte das Kind verlieren, wenn ich das tue. Du musst eine andere zu deiner Wayedda ernennen.“

Ah, das war es also, was Minn-O so beunruhigt hatte. Nach den Gesetzen der magokratischen Welt war eine Wayedda verpflichtet, ihren Mann überallhin zu begleiten, doch in ihrer Situation war das ein großes Risiko. Eine Frau, die ein Kind erwartete und noch dazu eine schwierige Schwangerschaft erlebte, hatte im tiefen Weltraum nichts verloren und sollte den G-Kräften einer Weltraumreise nicht ausgesetzt werden. Der miyelonische Heiler pflichtete der Prinzessin bei.

„Keine Angst, ich hatte nicht vor, dich oder das Kind in Gefahr zu bringen. Bleib du in Pa-lin-thu unter ärztlicher Aufsicht und geh so viel wie möglich ins Spiel. Und um dich zu beruhigen und all jene in der magokratischen Welt zum Schweigen zu bringen, die uns nicht wohlgesonnen sind, ernenne ich dich ab sofort wieder zu meiner Ersten Frau. Ich werde auch eine offizielle Erklärung abgeben.“

Für mich waren das nur ein paar einfache Worte, aber die Prinzessin brach in Tränen aus. Ich musste sie sogar beruhigen. Die Besatzungsmitglieder, die sich bei uns im Raum befunden hatte, traten diskret den Rückzug an, damit Minn-O nicht noch mehr in Verlegenheit geriet.

„Das wäre so schön“, sagte sie und trocknete ihre Tränen. „Mein Mann, weißt du überhaupt, dass der Aufstand von Tamaras Fanatikern ebenfalls niedergeschlagen ist? Nachdem der einzige nichtmagische Herrscher Ui-Taka dir die Treue geschworen hatte und bestätigt wurde, dass Tamara für den Herrscher der Ersten Präfektur gearbeitet hat, konnten wir die Städte, über die wir die Kontrolle verloren hatten, nach und nach wieder ihren rechtmäßigen Herrschern unterstellen. Noch gibt es einige verrückte Fanatiker, die bis zum bitteren Ende kämpfen werden, aber ihren Rückhalt in der Bevölkerung haben sie verloren. Alle Nachrichtensender sprechen ständig von den neuen Gesetzen, die Erzmagier Mitregent Nat La-Fin bald verkünden wird.“

Ich zuckte zusammen, als ich den seltsamen neuen Titel „Erzmagier“ hörte und dachte, ich hätte mich verhört.

„Ja, mein Mann!“, bekräftigte sie. „So nennt man dich jetzt. Du bist der einzige Erzmagier in der ganzen magokratischen Welt. Sogar Mitglieder der großen Magier-Herrscher-Dynastien La-Shin und La-Varrez haben diesen Titel anerkannt, sie haben sich förmlich darum geprügelt, wer dir als Erstes die Treue schwören durfte. Die Feindseligkeiten der Vergangenheit sind vergessen. Die Menschen erwarten neue Gesetze und ein allgemeines politisches Tauwetter für die einfache Bevölkerung. Deine Unterstützung im Volk ist jetzt größer denn je. Und das nicht nur in der Ersten Präfektur. Ich habe sogar darüber nachgedacht ...“

Gerd Minn-O La-Fin verstummte und fand doch nicht den Mut, ihren Satz zu beenden. Ich musste auf Psionik zurückgreifen und lesen, was die Prinzessin nicht laut auszusprechen wagte.

„Mein Mann, wenn du dich zum alleinigen Herrscher der magokratischen Welt ernennst, wirst du genug Unterstützer finden, um das offiziell zu machen. Es würde Widerstand geben, sowohl von den alten Magier-Herrscher-Dynastien als auch von Tamaras Fanatikern. Aber es wäre möglich, diesen Widerstand mit Gewalt zu unterdrücken. Denk darüber nach. So eine Chance gibt es nur einmal im Leben. Mein Großvater, der Erzmagier Thumor-Anhu La-Fin, hätte diese Chance sofort ergriffen. Jeder einzelne meiner Verwandten väterlicherseits hätte das getan. Beweise dich als wahrer Herrscher der großen La-Fin-Dynastie!“

Mentale Stärke auf Level 125 erhöht!

Gefahrensinn auf Level 143 erhöht!

Dieser Übergang war zu abrupt gewesen. Eben hatte sie noch weinend da gesessen, nun unterbreitete sie mir den kühl kalkulierten Vorschlag, einen blutigen Krieg um die Macht in ihrer Welt vom Zaun zu brechen. Ich war auf der Hut gewesen, noch bevor die Systemmeldungen vor meinen Augen erschienen waren. Nein, meine Frau war alles andere als harmlos und süß. Und die Prinzessin gehörte einer alten Dynastie von Magierherrschern an. Aber Gerd Minn-O La-Fin schien ihren eigenen Vorschlag ebenfalls für extrem zu halten, sonst hätte sie ihn laut ausgesprochen. Das machte mich misstrauisch.

„Ich werde es mir überlegen“, presste ich durch die Zähne hervor. „Aber wenn du noch einmal versuchst, mich mit Magie anzugreifen, wirst du den Rest deiner Schwangerschaft eingesperrt in einer Klinik verbringen.“

Minn-O sah mich beinahe panisch an.

„Mein lieber Mann, ich schwöre dir, ich habe dich nicht angegriffen! Mir würde das nicht im Traum einfallen! Er muss es gewesen sein ...“, flüsterte die Prinzessin, senkte eine Hand und berührte ihren leicht gewölbten Bauch.

Was? Wollte meine Frau ernsthaft behaupten, mein ungeborener Sohn hätte das getan? War das überhaupt möglich? Minn-O nickte zum Zeichen, dass ich sie schon richtig verstanden hatte.

„Unser zukünftiges Kind verfügt über mächtige psionische Magie und hat bereits seine eigene Meinung. In ihm konzentriert sich die Macht vieler Generationen von Magierherrschern der alten La-Fin-Dynastie, verstärkt durch die Macht der Magie aus deiner Welt. Der Magier-Wahrsager hat mir verraten, dass die Macht unseres Sohnes unübertroffen sein wird. Der Faden der wahrscheinlichen Zukunft ist noch sehr dünn und brüchig, aber unser Sohn könnte möglicherweise die verschiedenen Zweige der Menschheit unter seiner Herrschaft vereinen. Er könnte die Menschheit sogar zu einer der großen Raumfahrtrassen machen. In der Tat stehen wir kurz davor, eine dominante Macht in der Galaxie zu werden.“

Na wunderbar. Meine Gedanken rasten. Immerhin hatte der Magier-Wahrsager mir nichts dergleichen erzählt, obwohl wir ein paar Stunden zuvor ein Gespräch über alle möglichen wichtigen Dinge geführt hatten.

Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Mein Chefberater Gerd Mac-Peu Un-Roi war nicht mir, sondern meinem noch ungeborenen Sohn gegenüber loyal. Er hoffte wohl, dass mein Sohn der magokratischen Welt wieder zu ihrem alten Glanz verhelfen und die Menschheit unter seiner Herrschaft einen entscheidenden Schritt nach vorne tun würde. Ich war inzwischen nur noch ein Werkzeug, ein Sprungbrett für meinen Sohn und dessen zukünftige Leistungen. Mich würde man entsorgen, sobald ich nicht mehr gebraucht wurde.

Ich wusste nicht einmal, ob ich mich freuen oder traurig sein sollte. Das alles war rätselhaft. Nun gut, kam Zeit, kam Rat. Ich streckte eine Hand aus und streichelte vorsichtig den Bauch meiner Frau.

„Pass gut auf ihn auf, Minn-O! Unser Sohn ist unser größter Schatz. Ich werde meinen Teil dazu beitragen und unsere Welt gegen alle Eindringlinge schützen, die es wagen, sich ihr zu nähern.“

Sobald Minn-Os Shuttle abgehoben und die Gefahrenzone des Raumhafens verlassen hatte, befahl ich, die Luftschleuse zu schließen, und wir machten uns ebenfalls auf den Weg. Zeit für neue Abenteuer. Die Sterne riefen!

Ein beliebtes Lied der ehemaligen sowjetischen Rockband Kino über die entmenschlichenden Auswirkungen des sowjetisch-afghanischen Krieges, in dem die Blutgruppe der Soldaten angeblich auf einem auf den Uniformsärmel angebrachten Aufnäher angezeigt wurde.↩

Kapitel 3. Bewohnte Ringe

ABHEBEN HASSTE ICH am meisten. Der Austritt aus der Atmosphäre war immer von heftigen Erschütterungen und hohen G-Kräften begleitet. Arme und Beine fühlten sich dann schwer wie Blei an, das Blut pochte einem in den Schläfen, man konnte sich kaum rühren. Ich wollte die Augen schließen und mich von all diesen Vorgängen in meinem Körper distanzieren, aber das machte es nur noch schlimmer. Mir wurde schlecht. Ich hatte sogar den feigen Gedanken, das Spiel für 20 Minuten zu verlassen, um diesen unangenehmen Teil des Fluges zu überspringen. Aber ich riss mich zusammen. Es ziemte sich nicht für einen berühmten Freien Kapitän, abzuhauen, weil ihm ein bisschen übel wurde. Das wäre schwach und würde meiner Autorität abträglich sein. Außerdem war es insgesamt diesmal ganz erträglich. Früher hatte ich mit viel stärkerer Übelkeit zu kämpfen gehabt.

Also testete ich eine neue Taktik. Ich öffnete die Sternenkarte und versuchte, meine grauen Zellen zu beschäftigen. Mich interessierte vor allem das Rorsh-Sternensystem mit seinem Weltraumgefängnis für besonders gefährliche Verbrecher. Die Deadline für meine Mission rückte immer näher. Ich wollte die Drohungen der Weltraummobster aus dem Tintaraschwarm keinesfalls auf die leichte Schulter nehmen.