Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 613 - Ruth von Warden - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 613 E-Book

Ruth von Warden

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Beschreibung

Valerie von Schönfeld hat es sich in den Kopf gesetzt, dass ihre Tochter Josefin schon bald Arthur von Bering heiraten soll. Zwar ist der Fürst recht nett, aber etliche Jahre älter als die bildschöne Komtess, und seine äußere Erscheinung ist nicht gerade dazu angetan, das Herz eines jungen Mädchens höherschlagen zu lassen.
Josefin stellt sich ihren zukünftigen Gatten anders vor und reißt kurzerhand von zu Hause aus. Ein paar Tage genießt sie die Freiheit in vollen Zügen und lacht sich ins Fäustchen, dass sie ihrer Mutter ein Schnippchen geschlagen hat. Doch die Freude währt nicht lange. Denn Josefin verliebt sich ausgerechnet in den Freund ihrer besten Freundin, und die rächt sich bitter ...


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Seitenzahl: 137

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

Doch ein anderer hatte ihr Wort

Vorschau

Impressum

Doch ein anderer hatte ihr Wort

Erfolgsroman um eine schicksalhafte Begegnung

Valerie von Schönfeld hat es sich in den Kopf gesetzt, dass ihre Tochter Josefin schon bald Arthur von Bering heiraten soll. Zwar ist der Fürst recht nett, aber etliche Jahre älter als die bildschöne Komtess, und seine äußere Erscheinung ist nicht gerade dazu angetan, das Herz eines jungen Mädchens höherschlagen zu lassen.

Josefin stellt sich ihren zukünftigen Gatten anders vor und reißt kurzerhand von zu Hause aus. Ein paar Tage genießt sie die Freiheit in vollen Zügen und lacht sich ins Fäustchen, dass sie ihrer Mutter ein Schnippchen geschlagen hat. Doch die Freude währt nicht lange. Denn Josefin verliebt sich ausgerechnet in den Freund ihrer besten Freundin, und die rächt sich bitter ...

Vorsicht Steinschlag!, las Josefin auf einer Tafel. Die Buchstaben waren fett gedruckt. Zu allem Überfluss hatte man die Tafel auch noch mit einem Totenkopf geschmückt.

»Wirklich, eine reizende Gegend«, murmelte Josefin und gab Gas. Der Wagen schoss vorwärts. Sie warf einen besorgten Blick zum Himmel. Da oben braute sich ja hübsch etwas zusammen! Mit einem sicheren Dach über dem Kopf hatte sie normalerweise keine Angst vor Gewittern. Aber hier so allein in den Bergen, war das etwas anderes.

Sie musste so schnell wie möglich irgendwo unterkriechen.

Ein greller Blitz fuhr über den Himmel. Gleich darauf folgte ein Donnerschlag, worauf Josefin der Schreck in die Glieder fuhr.

Links von ihr erhob sich eine steile Felswand. Rechts schäumte ein Wildbach über blitzende Kiesel. Josefin saß mit ihrem Auto wie in einer Mausefalle. Nur dass sie statt Speck allenfalls Steine zu erwarten hatte, die das Wagendach zertrümmern würden und ...

Josefin mochte nicht weiterdenken. Eiskalt lief es ihr über den Rücken. Umsonst schalt sie sich einen Hasenfuß! Umsonst versuchte sie sich einzureden, dass es einfach lächerlich war, bei einem kleinen Gewitter in Panik auszubrechen. Die Angst saß ihr im Nacken.

Urplötzlich prasselte es auf das Wagendach. Im ersten Schreck wollte Josefin bremsen. Doch dann wurde ihr klar, dass es nur Regen war. Und was für ein Regen! Die Fluten stürzten herab, als bemühe sich der Himmel, die ganze Welt unter Wasser zu setzen.

Josefin schaltete die Scheibenwischer ein. Sie lenkte den Wagen um die Kurve und atmete auf. Im grellen Schein eines Blitzes sah sie eine kleine Holzbrücke.

Nur fort aus der Nähe der drohenden Felsen, dachte Josefin, riss instinktiv das Steuer herum und hörte das Poltern der Holzplanken unter den Wagenrädern.

Und unversehens war sie mitten im Wald. Fahlgrüne Tannen träumten im Regen. Die Wipfel der Fichten neigten sich, als tanzten sie zu einer unhörbaren Musik. Selbst der Donner klang nur noch gedämpft.

Der Weg machte einen scharfen Bogen. Noch einmal musste Josefin eine kleine Brücke überqueren, unter der das Wasser ruhevoll dahinfloss. Hier endete der Wald wie abgeschnitten.

Eine riesige Koppel bot sich Josefins erstaunten Augen dar. Sie sah Pferde, klein von Wuchs, in dichten Rudeln zusammengedrängt. Wildpferde!

Verwundert fuhr sie weiter. Träumte sie, oder war das noch Wirklichkeit? Konnte dieses zauberhafte Gebäude dort hinten, erbaut aus weißen Steinen, die wie Marmor in dem unwirklichen Gewitterlicht glänzten, konnte das Wirklichkeit sein?

Ein riesiger Hund stürzte auf Josefin zu und umkreiste mit wütendem Gebell ihren Wagen. Josefin von Schönfeld musste lächeln. Mit Hunden kannte sie sich aus. Sie kurbelte das Seitenfenster herunter und sprach mit sanfter Stimme auf das Prachtexemplar von Schäferhund ein.

»Zurück, Kastor!«, klang plötzlich eine scharfe Stimme auf.

Durch den Vorhang von silbernen Regentropfen konnte Josefin undeutlich die Gestalt eines Mannes erkennen. Er stand auf der Treppe und sah ihr entgegen. Der Hund raste auf ihn zu und blieb dann folgsam vor ihm stehen.

»Kommen Sie nur näher, wir beißen nicht!«, rief der Mann ihr zu.

Josefin stieg aus ihrem Wagen und rannte die wenigen Meter bis zu dem schützenden Vordach.

»Bitte, entschuldigen Sie den Überfall.« Mit freimütigem Lächeln streckte sie ihm die Hand entgegen. »Ich muss mich wohl verfahren haben. Das Gewitter, wissen Sie ...«

Ein hallender Donnerschlag klang auf, als wolle er ihre Worte noch unterstreichen. Josefin zuckte zusammen und warf dem Mann einen flehenden Blick zu.

»Darf ich Sie in unser bescheidenes Heim bitten? Sie scheinen ja vor Angst ganz aus dem Häuschen zu sein!« Der Mann lachte. Er war ein sportlicher Typ und etwa dreißig Jahre alt. Seine Gesichtszüge waren von anziehender Männlichkeit.

Der geräumige Wohnraum, in den er sie führte, trug eine typisch männliche Note. An den Wänden hingen Jagdtrophäen. Die Sessel waren aus dunklem Leder, und die geschnitzten Eichenmöbel schienen eine stattliche Anzahl von Jahren überdauert zu haben.

Vor dem flackernden Kaminfeuer saß ein älterer Mann mit grauem Haar. Bei ihrem Eintreten erhob er sich verwundert und trat ihr entgegen.

»Welch Glanz in unserer Hütte!« Er wechselte einen kräftigen Händedruck mit ihr. »Darf man fragen, wie wir zu der Ehre eines so reizenden Besuches kommen?« Er betrachtete sie wohlwollend. Plötzlich stutzte er. Eine fahle Blässe breitete sich auf seinen Zügen aus. »Wie heißen Sie?«

»Josefin von Schönfeld!« Mit verlegenem Lächeln strich sie sich ihre blonden Locken aus dem Gesicht. »Ich muss tausendmal um Entschuldigung bitten«, fuhr sie überstürzt fort. »Es ist sonst nicht meine Art, bei Blitz und Donner in fremde Häuser hineinzuplatzen, aber ...«

»Nehmen Sie doch erst einmal Platz«, sagte der junge Mann. »Das ist mein Vater, Graf Rotberg. Mich nennt man Lutz. Bitte nehmen Sie es ihm nicht übel, dass er Sie so anstarrt. Wir führen hier einen Männerhaushalt und sind an weiblichen Charme nicht mehr gewöhnt. Ich glaube, ein heißer Grog wäre genau das, was Sie jetzt vertragen könnten. Oder wäre Ihnen eine Tasse Kaffee lieber?«

»Wenn es Ihnen nicht zu viele Umstände macht? Sie wissen ja, Alkohol am Steuer ...«

»Natürlich, wie konnte ich das nur vergessen! Ich sage eben unserem Hausfaktotum Bescheid.«

Graf Rotberg hatte wieder in seinem Schaukelstuhl Platz genommen. Er steckte eine Pfeife in Brand und beobachtete Josefin unter halb geschlossenen Augenlidern. Unbehaglich versuchte Josefin, seinen prüfenden Blicken auszuweichen.

Sie wusste, dass sie nicht gerade ein hässliches Entlein war. Manch schmachtender Jüngling hatte ihr beteuert, wie unwiderstehlich ihre blauen Augen zu den blonden Locken wirkten. Doch in den Blicken des Grafen war nichts von Bewunderung zu lesen. Er wirkte gespannt und wachsam wie ein Jäger, der endlich auf der richtigen Fährte war.

Der junge Graf kehrte zurück. In seiner Begleitung war ein kleiner, rundlicher Mann mit lustig blitzenden Augen. Er breitete eine blütenweiße Decke über den runden Eichentisch und zog sich dann mit einer tiefen Verbeugung zurück.

Es dauerte nur einige Minuten, bis er den köstlich duftenden Kaffee brachte und eine Silberschale mit Gebäck dazu.

»Sie müssen unbedingt den Kuchen probieren«, sagte Graf Lutz liebenswürdig. »Unser Hannes ist in Küchendingen ein wahrer Hexenmeister. In seinen Sturm- und Drangjahren war er Küchenchef auf einem Ozeandampfer. Wir haben ihn uns sozusagen an Land gezogen und geben ihn nicht für Geld und gute Worte wieder her.«

»Das kann ich verstehen. Der Kuchen ist wirklich köstlich«, lobte Josefin. »Ist es sehr unverschämt, wenn ich mir noch ein zweites Stück nehme?«

»Aber ich bitte Sie, gnädiges Fräulein!« Hannes strahlte sie an.

»Haben Sie noch einen weiten Weg vor sich?«, fragte er junge Graf. »Ich schätze, Sie sind auf Urlaubsreise?«

»Da haben Sie falsch geschätzt, Graf.« Josefin lehnte sich lächelnd zurück. »Ich bin auf dem Weg zu meiner neuen Arbeitsstelle. Ist Ihnen Burg Friedenau bekannt?«

»Burg Friedenau?«, fragte Lutz gedehnt. Er wechselte mit seinem Vater einen schnellen Blick. »Natürlich kennen wir die Burg. Es sind von hier aus ungefähr zwölf Kilometer. Aber auf jeden Fall müssen Sie erst das Gewitter abwarten.«

»Langsam scheint es sich aufzuklären!« Josefin blickte zum Fenster. Der Regen war nur noch ein sanftes, friedliches Plätschern. Richtig gemütlich war es in dem Herrensalon. Im Kamin knisterten die Holzscheite.

Schließlich brach Josefin auf, wenn auch ungern. Herzlich verabschiedete sie sich von ihren unfreiwilligen Gastgebern. Graf Lutz begleitete sie zum Wagen und erklärte ihr den Weg zur Burg.

»Hoffentlich sehen wir uns einmal wieder«, sagte er mit lachenden Augen, während er ihre Hand ein wenig länger als üblich festhielt.

»Ja, hoffentlich kann ich mich für Ihre Gastfreundschaft einmal revanchieren!« Josefin lächelte, nickte ihm noch einmal zu und brauste dann davon.

♥♥♥

»Spät kommt sie, doch sie kommt!« Strahlend umarmte Elke von Sasse die Freundin. »Gut, dass du endlich da bist, Josy. Ich habe mir schon Sorgen um dich gemacht.«

»Sorgen um mich?« Josefin lachte. »Du weißt doch, Unkraut vergeht nicht. Das Gewitter hat mich aufgehalten.«

»Das habe ich mir schon gedacht. Nun, wie gefällt es dir hier?« Nicht ohne Stolz fragte es die Baroness. Josefin blickte sich um und war begeistert.

Die Burg lag auf einer kleinen Anhöhe, umgeben von einem Kranz dunkler Wälder. Rosafarben leuchtete der Himmel im Schein der untergehenden Sonne. Die Zufahrtsstraße verlor sich irgendwo in einem Dorf, das von dieser Höhe aus so puppenhaft wirkte wie ein Kinderspielzeug.

Die Burg selber war ein klotziges Gebäude aus dem Mittelalter. Der geschäftstüchtige Baron von Sasse, Elkes Vater, hatte sie zu einem exklusiven Hotel umbauen lassen.

Einmal wie die Grafen wohnen, hieß einer seiner Werbesprüche und lockte damit viele Gäste an, die auch das nötige Kleingeld besaßen, sich solch einen ausgefallenen Rahmen zu leisten.

Die Mauer, die die Burg umgab, war hoch und so breit, dass man darauf spazieren gehen und die herrliche Aussicht genießen konnte. Durch einen weiten Rundbogen gelangte man in den Innenhof. Hier gruppierten sich um einen echten alten Ziehbrunnen Tische mit Sonnenschirmen, die jetzt infolge des Gewitters zusammengeklappt waren.

Die beiden jungen Damen fuhren mit dem Lift in das oberste Stockwerk der Burg. Dann ging es noch eine Wendeltreppe hoch. Endlich öffnete Elke eine Tür und bat Josefin mit schwungvoller Handbewegung in das Zimmer.

»Klein, aber dein«, sagte sie ein wenig verlegen. »Ich weiß, du bist von zu Hause Besseres gewohnt, aber ...«

»Nun hör aber auf, mich wie die Prinzessin auf der Erbse zu behandeln!« Lächelnd legte Josefin ihr den Arm um die Schultern. »Das Zimmerchen ist doch sehr hübsch! Und genau wie du sagtest, klein, aber mein, mehr brauche ich im Augenblick nicht.«

»Ach, Josy, ich bin so froh, dass du mein Angebot angenommen hast.« Die Baroness atmete erleichtert auf. »Eine waschechte Komtess als Empfangsdame hat uns gerade noch gefehlt.«

»Ich bin es, die zu danken hat!« Ernst geworden, zog Josefin die Freundin neben sich auf die Bettstelle. »Ich habe es zu Hause einfach nicht mehr ausgehalten. Seit mein Vater tot ist, scheint Mama nur noch einen Gedanken zu haben, nämlich mich standesgemäß unter die Haube zu bringen. Unentwegt lag sie mir in den Ohren, ich sollte den Fürsten Bering heiraten. Dabei könnte der gute Mann gut und gerne mein Vater sein.«

»Na ja, man hat es nicht immer leicht mit seinen Eltern«, pflichtete Elke ihr seufzend bei. »Aber wenn ich dich so ansehe, muss ich mich fragen, ob ich mir nicht eine Laus in den Pelz gesetzt habe. Für eine Freundin bist du viel zu hübsch. Bestimmt wirst du allen Männern den Kopf verdrehen, und ich habe das Nachsehen.«

»Du fischst wohl nach Komplimenten, Liebes!«, meinte Josefin und zwinkerte ihr zu. »Wer so ausschaut wie du, braucht sämtliche Frauen der Welt nicht zu fürchten. Du hast dich mächtig herausgemacht, Elke. Als wir vor vier Jahren zusammen in dem Schweizer Internat waren, ja, da warst du noch ein mageres Ding mit großen verstörten Augen. Aber jetzt ...«

»Na ja, aus Kindern werden Leute!« Elke konnte schlecht verbergen, wie wohl ihr die Bewunderung der Freundin tat.

»Was ist eigentlich aus dieser grässlichen Vicky geworden? Weißt du, die Tochter des Großindustriellen. Hast du noch mal von ihr gehört?«

Die Mädchen verloren sich in Erinnerungen. Noch einmal erlebten sie zusammen die Jahre, die sie im Internat verbracht hatten. Plötzlich sprang Elke erschrocken auf.

»Herrje, du musst mich ja für eine miserable Gastgeberin halten, Josy. Sicher bist du nach der langen Fahrt ausgehungert, und ich habe nicht einmal daran gedacht, dir eine Erfrischung anzubieten!«

»Nicht nötig«, wehrte Josefin ab. »Während des Gewitters bin ich irgendwo eingekehrt. Ich habe so ausgiebig Kaffee getrunken, dass mir schon übel wird, wenn ich nur an Essen denke.«

»Um das Souper wirst du aber nicht herumkommen. Mein Bruder Thomas lauert schon darauf, dich kennenzulernen, Josy. Bestimmt wird er sich Hals über Kopf in dich verlieben. Also sei gewarnt!«

»Dein Bruder ist auch hier?«, wunderte sich Josefin. »Hast du mir nicht geschrieben, er studierte Jura?«

»Das sollte er wohl. Papa will partout einen Intellektuellen aus ihm machen. Dabei ist er genau sein Ebenbild, und nichts wäre ihm lieber, als in Papas Fußstapfen zu treten.«

»Und wie sind deine Zukunftspläne, Elke? Wenn ich deine strahlenden Augen sehe, frage ich mich, ob du vielleicht schon den Mann deines Herzens gefunden hast«, forschte Josefin.

»Ich habe ihn gefunden«, entgegnete Elke fast andächtig. »Ach, Josy, du sollst die Erste sein, die es erfährt. Er ist so ganz anders als die anderen Männer. Wenn er mich nur ansieht mit seinen stahlblauen Augen, dann ...«

»Still, ich glaube, da kommt jemand!« Schritte klangen auf, verhielten vor der Tür, und gleich darauf klopfte es.

»Wetten, dass das mein Bruderherz ist?«, flüsterte Elke der Freundin zu und rief dann laut: »Ja bitte!«

»Die Komtess ist ja schon angekommen«, klang es vorwurfsvoll von der Tür her. »Elke, du hattest mir doch fest versprochen, mich auf der Stelle zu benachrichtigen!«

Ein schlanker, hochgewachsener junger Mann hatte das Zimmer betreten. Er war genauso blond und hübsch wie seine Schwester, mit sportlich schmalen Hüften und breiten Schultern.

»Du hast es wohl wieder nicht abwarten können!« Elke lächelte spöttisch. »Darf ich vorstellen: Thomas von Sasse, mein nichtsnutziger Bruder. Und das hier ist die Komtess Schönfeld, von der ich dir so viel erzählt habe.«

»Die Komtess Schönfeld«, echote der junge Baron. »Gnädiges Fräulein, Sie machen Ihrem Namen alle Ehre. Warum hast du mir denn verschwiegen, dass deine Freundin Josy so bezaubernd ist, Elke?«

Er trat vor Josefin und verneigte sich tief.

»Verfügen Sie ganz über mich, Komtess! Ich will Ihr Knappe sein und Ihr Diener, alles, was Sie wollen!«

»Angenommen.« Josefin lachte. »Ich habe auch gleich einen Auftrag für Sie! Mein Gepäck befindet sich noch in meinem Wagen. Sorgen Sie bitte dafür, dass es auf mein Zimmer gebracht wird.«

Sie warf ihm die Wagenschlüssel zu. Er fing sie geschickt auf.

»Ihr Wunsch ist mir Befehl, Gnädigste! Ich werde es auf der Stelle persönlich erledigen!«

Die Tür fiel hinter ihm zu. Die Mädchen blickten sich an und brachen in Lachen aus.

»Habe ich es dir nicht gesagt!«, rief Elke. »Deine erste Eroberung hast du schon gemacht. Von mir aus kannst du allen Männern der Welt den Kopf verdrehen. Nur wenn du es bei meinem Lutz versuchst, kratze ich dir die hübschen Augen aus!« Lachend eilte Elke davon und entschuldigte sich mit einer dringenden Besorgung.

Josefin blickte ihr betroffen nach. Dann stand sie auf und trat ans Fenster.

Lutz?, dachte sie verwirrt. Den Namen hatte sie doch heute schon einmal gehört. Ach ja, der junge Graf von Rotberg hieß Lutz. Sollte er etwa derjenige sein, welcher?

Josefin verspürte ein unbestimmtes Bedauern. Es wäre doch schade, wenn Elke sich gerade den jungen Grafen ausgesucht hätte, dachte sie und musste fast über sich selber lächeln. Schließlich gab es viele Männer, die Lutz hießen. Und was ging es sie überhaupt an? Bestimmt würde sie ihn nie wiedersehen.

Sie öffnete das Fenster, und ihre Augen weiteten sich vor Entzücken. Von hier oben hatte sie die schönste Aussicht auf die Berge, die Wälder und den Rhein.

»Herrlich!«, flüsterte Josefin hingerissen.

♥♥♥

»Ein herrlicher Tag!« Der Hotelpage stellte zwei riesige Koffer vor dem Empfangspult ab und lächelte Josefin an. »Die Amerikaner sind angekommen. Kann ich den Schlüssel für das Fürstenzimmer haben?«

»Bitte, Kurt!« Josefin reichte ihm den Schlüssel. »Sie können das Gepäck schon nach oben bringen. Ich werde mich um die Gäste kümmern.«

Josefin trug ein schwarzes ärmelloses Jerseykleid von bestechender Eleganz. Die Perlenkette um ihren Hals war echt. Und die schimmernde blonde Haarflut war zu kunstvollen Locken aufgetürmt.

Mit charmantem Lächeln begrüßte sie das eintretende Ehepaar.

»Wenn Sie irgendwelche Wünsche haben, verfügen Sie ganz über mich«, sagte sie auf Englisch, nachdem sie sich vorgestellt hatte.

»Sie sind eine Komtess? Eine richtige Komtess?«, kauderwelschte die Amerikanerin. »Wonderful! Ach, ich lieben Germany. Und diese Burg sein wonderful.«

»Ich hoffe, Sie werden sich bei uns wohlfühlen«, entgegnete Josefin herzlich. Und als die beiden sie verständnislos anblickten, sagte sie es auf Englisch.

»Aber Sie können doch sprechen deutsch mit uns«, entgegnete die Amerikanerin fast entrüstet.