Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 663 - Ruth von Warden - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 663 E-Book

Ruth von Warden

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Beschreibung

Seit einem Reitunfall vor drei Jahren sitzt die bildhübsche Eveline Komtess von Veltenborg im Rollstuhl. Als ihr Vater einem plötzlichen Herztod erliegt, ist sie ganz allein. Da sie sich mit ihrem Onkel, der die Leitung des Gutes nun übernimmt, nicht versteht, überlässt sie ihm und seiner Familie das Herrenhaus und zieht mit ihrer Betreuerin ins Gartenhäuschen. Dort steht eines Tages der gut aussehende, charmante Ingo Graf von der Waide vor der Komtess. Evi weiß, dass ihre Cousine Wanda eng mit ihm befreundet ist und sehnsüchtig auf seinen Antrag wartet. Doch nun bemüht sich der Graf plötzlich in innigster Weise um Evi und beteuert schon bald, dass er sie, obwohl sie im Rollstuhl sitzt, über alles liebe. Wanda kocht vor Wut und sinnt auf Rache!


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Inhalt

Cover

Die gelähmte Komtess

Vorschau

Impressum

Die gelähmte Komtess

Wird sie die wahre Liebe finden?

Seit einem Reitunfall vor drei Jahren sitzt die bildhübsche Eveline Komtess von Veltenborg im Rollstuhl. Als ihr Vater einem plötzlichen Herztod erliegt, ist sie ganz allein. Da sie sich mit ihrem Onkel, der die Leitung des Gutes nun übernimmt, nicht versteht, überlässt sie ihm und seiner Familie das Herrenhaus und zieht mit ihrer Betreuerin ins Gartenhäuschen. Dort steht eines Tages der gut aussehende, charmante Ingo Graf von der Waide vor der Komtess. Evi weiß, dass ihre Cousine Wanda eng mit ihm befreundet ist und sehnsüchtig auf seinen Antrag wartet. Doch nun bemüht sich der Graf plötzlich in innigster Weise um Evi und beteuert schon bald, dass er sie, obwohl sie im Rollstuhl sitzt, über alles liebe. Wanda kocht vor Wut und sinnt auf Rache!

»Herzliches Beileid, Komtess von Veltenborg! Aufrichtige Teilnahme! Wir werden ihn alle vermissen, Komtess.« So und so ähnlich waren die Worte, die die zahlreichen Menschen zu der Komtess sprachen, die wie verloren in die Gruft schaute und es noch immer nicht fassen konnte, dass ihr Vater sie für immer verlassen hatte.

Herbert Graf von Veltenborg war immer ein gesunder Mann gewesen, nie hatte er über eine Krankheit geklagt, und dann war er ganz plötzlich einem Herzinfarkt erlegen. Der sofort hinzugezogene Arzt konnte nur noch den Tod feststellen. Und nun war die Komtess allein. Die Mutter hatte sie schon vor zehn Jahren verloren.

Ein kalter Herbstwind wehte über den Friedhof, und die Komtess fröstelte.

Ich ertrage das nicht länger, dachte sie, und sie wusste doch, dass sie es ertragen musste. Es gab kein Entrinnen.

Weiter wurden die Hände geschüttelt, weiter schaute sie in die treuen Augen der vielen Angestellten, die das Gut beherbergte. Alle waren gekommen. Niemand hatte es sich nehmen lassen, dem Toten die letzte Ehre zu erweisen.

Schweigend gingen die Menschen auseinander. Komtess von Veltenborg blickte auf. Endlich war alles vorüber.

»Ist er wirklich nicht gekommen?«, fragte sie Frau von Dürn, die neben ihr stand.

Agnes von Dürn schüttelte den Kopf. Traurig blickte sie die Komtess an. Sie liebte dieses stille, sanfte Komtesschen, als wäre es ihr eigenes Kind, und sie fürchtete die Zukunft genauso sehr, wie Evi Komtess von Veltenborg sie fürchtete.

»Fahren Sie mich heim«, bat die Komtess.

Agnes von Dürn griff den Rollstuhl, an den die Komtess seit einem Reitunfall vor drei Jahren gefesselt war, und schob ihn den Weg entlang.

Der Pfarrer gesellte sich zu ihnen.

»Kann ich Ihnen behilflich sein, Komtess von Veltenborg?«, fragte er.

»Vielen Dank. Ich nehme an, dass mein Onkel noch heute eintreffen wird.«

»Norbert Graf von Veltenborg konnte sich nicht einmal überwinden und hinter dem Sarg seines Bruders hergehen«, sagte der Pfarrer leise.

»Sie haben sich nie verstanden.«

»Aber ein alter Hass sollte nicht über Gräber hinweg Bestand haben.«

»Es gibt Menschen, die weder verzeihen noch vergessen können.«

»Ja, das stimmt. Niemand weiß das besser als ich, Komtess von Veltenborg, aber wie wird es weitergehen? Wird Ihr Onkel das Gut und die Leitung übernehmen?«

»Ich denke ja, denn ich ...«

Sie brach ab und fuhr sich mit der Hand über die Stirn.

»Komtess von Veltenborg, Sie könnten das Gut auch nicht leiten, wenn Sie gesund wären«, sagte der Pfarrer. »Sie sind ein schönes Mädchen, das der Aufgabe ohnehin nicht gewachsen wäre. Auf ein Gut gehört nun einmal ein Mann, das müssen Sie einsehen.«

»Ja, ich sehe es ein und werde auch nichts gegen meinen Onkel unternehmen, denn im Grunde seines Herzens hoffte mein Vater sicherlich, dass sein Bruder nun einspringen würde.«

»Norbert Graf von Veltenborg war lange nicht in seiner Heimatstadt.«

Inzwischen waren sie zu dem Weg gekommen, der sich gabelte, um einerseits in den Ort hinab, andererseits zum Gut zu führen.

»Wenn Sie einen Rat brauchen, Komtess von Veltenborg, ich werde immer für Sie da sein.«

»Ich danke Ihnen, Herr Pfarrer.«

Dieser schritt zum Dorf hinab, während Agnes von Dürn den Rollstuhl zum Gut schob.

»Alle fühlen mit Ihnen, Komtess«, sagte sie.

»Ja, ich weiß es. Es tut mir gut«, murmelte Evi, »aber die Aussprache mit meinem Onkel wird mir trotzdem niemand abnehmen können.«

»Ich werde dabei sein, das verspreche ich Ihnen.«

»Wir werden ihm beide nicht gewachsen sein, Frau von Dürn. Es wird ein neuer, ein rauer Wind auf Veltenborg herrschen, denn mein Onkel soll ja schon immer sehr hart gewesen sein.«

»Vielleicht haben ihn die Jahre geändert.«

»Dann wäre er zur Beerdigung meines Vaters gekommen. Nein, er hat sich nicht geändert, ich fühle es, und ich habe Angst.«

Das große Gutsgebäude mit seinen Nebengebäuden und Stallungen kam in Sicht. Schon von Weitem sah man den fremden Wagen auf dem Hof stehen.

»Er ist schon da«, sagte die Komtess.

»Je eher Sie es hinter sich haben, desto besser ist es, Komtess von Veltenborg.«

»Ja, vielleicht haben Sie recht.«

»Ihr Vater sagte ja auch immer, dass man unangenehme Dinge am besten gleich erledigt.«

»Fahren Sie mich bitte etwas langsamer, Frau von Dürn, ich muss mich innerlich stark machen. Ich brauche noch ein paar Minuten, ehe ich ihm gegenübertreten kann.«

»Er kann Ihnen ja nichts tun, Komtess von Veltenborg, Sie sind ja die Erbin des Gutes.«

»Aber ich bin noch nicht volljährig. Ach, Frau von Dürn, warum musste das alles geschehen?«

»Sie müssen jetzt sehr tapfer sein, liebe Komtess. Ihr Vater würde es von Ihnen verlangen.«

♥♥♥

Der Butler öffnete die großen Türen, damit Frau von Dürn den Rollstuhl hineinfahren konnte.

»Graf von Veltenborg ist eingetroffen«, meldete er. »Er erwartet Sie.«

Eveline Komtess von Veltenborg, die, seit sie denken konnte, von allen immer nur Evi gerufen wurde, warf den Kopf etwas zurück.

»Frau von Dürn wird mich in den Salon fahren. Dort erwarte ich meinen Onkel in cirka zehn Minuten, richten Sie ihm das bitte aus, Anton.«

»Von Herzen gern, Komtess«, erwiderte der Butler und machte eine tiefe Verbeugung.

Frau von Dürn brachte die Komtess in den Salon.

»Fahren Sie mich zum Fenster, Frau von Dürn«, bat Evi. »Ich möchte die Tür im Auge haben, wenn er kommt.«

Kurz darauf wurde an die Tür geklopft, und dann trat Graf von Veltenborg ein. Er war groß, größer als es ihr Vater gewesen war, und er war etwas jünger, gerade fünfzig Jahre alt.

»Ich möchte dir mein Beileid aussprechen, Evi«, sagte der Graf.

»Du hättest deine Trauer besser zeigen können, wenn du zum Friedhof gekommen wärst, Onkel Norbert.«

Die Blicke des Grafen glitten über das junge Mädchen hin.

»Anscheinend hast du nicht viel von deiner reizenden Mutter geerbt«, sagte der Graf hart. »Du bist genau wie dein Vater, immer eine Nuance zu vorlaut, nicht wahr? Aber ich will mich rechtfertigen. Ich wollte zum Friedhof kommen. Leider hatte ich eine Panne und lag auf der Autobahn fest. Du kannst dich erkundigen, wenn du es mir nicht glauben solltest.«

»Es ist nicht wichtig«, erwiderte Evi. »Im Grunde meines Herzens habe ich dich wohl nicht erwartet. Dich und deine Frau und deine Tochter.«

»Gerda und Wanda werden erst in ein paar Tagen kommen. Der Tod meines Bruders kam sehr überraschend. Ich möchte ausdrücklich betonen, dass es der Wunsch deines Vaters war, dass wir hierher übersiedeln. Es sind noch eine Menge Dinge zu erledigen. Ich selbst aber bin hier, um einiges mit dir zu besprechen.«

»Bitte, nimm Platz, Onkel Norbert.«

»Danke. Und dann schicke bitte deine Pflegerin hinaus, ich möchte mit dir allein sein.«

»Und ich möchte, dass Frau von Dürn bleibt, Onkel Norbert. Es ist mein Haus, aber daran muss ich dich wohl nicht erst erinnern?«

»Evi, lass uns Frieden schließen. Dein Vater ist tot. Gut, ich gebe zu, dass ich mich nie mit ihm verstanden habe, und es wurde Hass zwischen uns, als er mir die Frau nahm, die ich liebte.«

»Offensichtlich konnte meine Mutter doch selbst wählen, nicht wahr? Mein Vater wird sie ja wohl kaum zur Liebe gezwungen haben.«

»Evi, du verstehst die alten Dinge nicht, die sich noch vor deiner Geburt abspielten.«

»Nein, ich verstehe nicht, dass ein Mann nicht verlieren kann, Onkel Norbert. Offensichtlich hast du diese Liebe zu meiner Mutter doch überwunden und selbst geheiratet. Deine Wanda ist sogar zwei Jahre älter, als ich es bin.«

»Dein Vater hat ...«

»Mein Vater ist tot«, fiel Evi ihm ins Wort. »Er war der beste Vater der Welt, er war Herr dieses Gutes, und er war beliebt. Ich wünsche nicht, dass irgendjemand etwas gegen ihn sagt.«

»Das will ich ja gar nicht, Evi. Ich wünsche selbst, dass die alten Dinge begraben und vergessen sind. Ich denke, wir werden ganz neu beginnen, allerdings ...«

»Ja?«

»Allerdings wird es einige Änderungen geben, denke ich. Ich bin anders geartet als dein Vater. Gerda und Wanda werden ja auch hier im Haus wohnen, wir werden uns arrangieren müssen.«

»Was meinst du damit?«

»Vielleicht sollte ich dir sagen, Evi, wie leid es uns allen tut, dass du an den Rollstuhl gefesselt bist, aber Wanda ist ein fröhliches Mädchen. Es wird Feste geben, an denen du nicht teilnehmen kannst. Und dann ist da ein junger Mann – Ingo Graf von der Waide –, er wird oft Besuche machen, so hoffe ich, denn wir erwarten seinen Antrag.«

»Das ist schön für Wanda, aber warum erzählst du mir das?«

»Nun, es ist so schwer zu erklären, Evi, aber es wäre vielleicht nicht gut, wenn wir alle ... ich meine ...«

Etwas hilflos brach der Graf ab. Er war verlegen, man merkte es ihm an.

»Du meinst, ihr wollt das Haus für euch haben? Ist es das?«

»Natürlich wollen wir dich nicht vertreiben«, lenkte der Graf sofort ein. »Es ist dein Haus, aber ich werde es leiten, und ich habe selbst Familie. Schau, Evi, unter normalen Umständen brauchten wir vielleicht nicht hierher überzusiedeln, da würde es genügen, wenn man einen guten Verwalter einstellen und auf deinen zukünftigen Mann hoffen würde. Leider aber bist du behindert, und die Aussicht, dass du einmal heiraten könntest, ist wohl sehr gering.«

Komtess Eveline erblasste.

»Ich wollte dir ohnehin den Vorschlag machen, dass ich mit Frau von Dürn ins Gartenhaus hinübersiedele, Onkel Norbert«, sagte sie ganz ruhig.

»Aber nein, so meinte ich es nicht.«

»Doch«, entgegnete die Komtess, »genauso meintest du es, und ich billige es. Ich bin auf dich angewiesen, das Gut soll weiterleben, und du hast recht, wenn du andeutest, dass ich nur stören könnte. Allerdings stelle ich meine Bedingungen, wenn ich schon das Haus räume.«

»Und?«, fragte der Graf knapp.

»Ich wünsche mir mein Leben so einzuteilen, wie es mir behagt, ich wünsche keinerlei Bevormundung. Zum Essen werde ich hier ins Herrenhaus kommen, jedenfalls dann, wenn es keine Gäste gibt. Außerdem erwarte ich Einsicht in die für das Gut zu führenden Bücher.«

Graf von Veltenborg sprang auf.

»Soll das heißen, dass du mir nicht traust?«

»Es ist kein Geheimnis, Onkel Norbert, dass du nicht sehr gut mit Geld umgehen kannst. Wie mir Vater wiederholt sagte, bist du abgefunden worden, als mein Vater – als Erstgeborener – das Gut übernahm. Wie man mir aber sagte, lebst du zurzeit in recht bescheidenen Verhältnissen.«

»Das wagst du mir im Beisein von Dienstboten zu sagen?«

»Frau von Dürn ist keine Dienstbotin, Onkel Norbert, sie ist meine Vertraute. Also, werden wir uns einig?«

»Und was geschieht, wenn ich Nein sage? Wenn ich nicht bereit bin, wie ein kleiner Angestellter Rechenschaft über alles abzulegen?«

»Dann, Onkel Norbert, wirst du nur so lange hier im Haus bleiben können, bis ich volljährig bin. Danach würde ich mir dann einen Verwalter suchen.«

»Weißt du nicht, dass das nicht im Sinne deines Vaters ist?«

»Mein Vater ist tot, und ich werde für das Gut tun, was ich tun kann. Auch wenn ich in einem Rollstuhl sitze. Außerdem ist es mein Erbe, ich kann damit tun, was mir behagt. Später, meine ich.«

»Gut, du sollst Einsicht in die Bücher bekommen«, presste er knirschend hervor.

»Ehe du deine Familie nachkommen lässt, hätte ich das alles gern schriftlich von einem Notar aufgenommen, Onkel Norbert.«

»Du traust mir also wirklich nicht«, zischte der Graf. »Glaubst du, dass ich das Gut verkommen lassen werde?«

»Es ist mehr als zwei Jahrzehnte her, seit du ein Gut geleitet hast, Onkel Norbert. Ich weiß nicht, wie geschickt du bist, ich weiß auch nicht, ob du die Übersicht noch hast. Nun, es war meines Vaters Wunsch, und ich werde ihn respektieren, aber ich wünsche Einsicht in alle Dinge.«

»Wir sind miteinander verwandt, Evi. Ich würde doch niemals etwas tun, was dir zum Schaden sein könnte.«

»Nein?«, fragte sie und schaute ihn fest an.

Dann griff sie nach dem kleinen silbernen Glöckchen, das auf dem Tisch stand und läutete.

»Bitte, geleiten Sie meinen Onkel ins Gastzimmer, Anton«, bat sie, als der Butler eingetreten war.

»Aber Graf von Veltenborg hat doch schon ...«

»Ja?«

»Ich meine, er hat das Zimmer Ihres Herrn Vaters schon bezogen.«

»Dann lassen Sie die Sachen ins Gastzimmer bringen«, befahl die Komtess, ohne eine Miene zu verziehen. »Das Zimmer meines Vaters wird erst von mir ausgeräumt. Ich werde entscheiden, welche persönlichen Dinge ich mit ins Gartenhaus nehme.«

»Gut, Komtess.«

»Ach, noch etwas, Anton. Veranlassen Sie, dass das Gartenhaus instand gesetzt wird. Ich werde dort mit Frau von Dürn wohnen. In einer Woche soll es bezugsfertig sein, dann werden meine Tante und meine Cousine hier eintreffen. Und dann rufen Sie bitte Rechtsanwalt Doktor Stieven an. Er soll morgen kommen, um einen Vertrag aufzusetzen.«

»Es wird alles sofort erledigt«, antwortete der Butler und verbeugte sich tief.

»Noch einen Augenblick, Anton. Ich möchte das Personal sprechen. In einer Stunde sollen sich die Leute auf dem Hof versammeln.«

»Ich veranlasse das, Komtess«, erklärte der Butler und verschwand.

Evi Komtess von Veltenborg blickte den Onkel an.

»Es ist wohl so weit alles klar, Onkel? Die Beerdigung hat mich angestrengt, ich möchte mich jetzt zurückziehen.«

Graf von Veltenborg blickte seine Nichte sehr nachdenklich an.

♥♥♥

»Komtess, Sie waren großartig. Das hätte ich Ihnen niemals zugetraut«, rief Agnes von Dürn, als sie Evi ins Zimmer geschoben hatte.

»Ich habe mich selbst kaum wiedererkannt«, gab die Komtess zu. »Ich nahm allen Mut zusammen, den ich überhaupt in mir hatte. Denn in dem Augenblick, in dem mein Onkel andeutete, dass es Veränderungen geben würde und er mich eindeutig aus dem Haus haben wollte, da begriff ich, dass ich keinen Freund in ihm habe. Die Arbeit meines Vaters soll nicht umsonst gewesen sein. Ich werde für das Gut kämpfen und bei Gott, ich werde es auch vom Rollstuhl aus können.«

»Komtess von Veltenborg, vielleicht ist Ihre Leidenszeit ja bald vorbei. Die Ärzte sagten doch ...«

»Ich mache mir nicht gern etwas vor, Frau von Dürn«, unterbrach Evi sie unwirsch. »Ich glaube nicht, dass ich einmal wieder gehen kann, und ich muss mich mit meinem Schicksal abfinden. Bitte lassen Sie mich jetzt ein wenig allein. Ich möchte mich auf die Rede zu den Leuten vorbereiten. Holen Sie mich bitte rechtzeitig, wenn sich die Leute im Hof versammelt haben.«

»Ja, Komtess.«

Agnes von Dürn ging hinaus. Die Tür schloss sich leise hinter ihr, und die Komtess presste beide Hände vor ihr Gesicht.

»O mein Gott«, stöhnte sie, »das halte ich nicht durch. Heute bin ich Siegerin geblieben bei der Unterredung mit dem Onkel, aber wie wird es weitergehen? Mein Gott, so stark bin ich nicht.«

Sie seufzte, dann faltete sie die Hände und suchte Kraft im Gebet.

Als Agnes von Dürn sie abholen kam, damit sie zu den Leuten sprechen konnte, war sie sehr ruhig und gefasst.

Schweigend verharrten die Leute und blickten zu ihrer jungen Herrin, als sich die Tür des großen Hauses öffnete.

Evi Komtess von Veltenborg hielt eine kurze Rede. Sie dankte den Menschen, die bisher so treu und ergeben für ihren Vater gearbeitet hatten.

»Für Sie wird sich nichts ändern«, versicherte sie. »Das Gut wird nun von meinem Onkel geleitet. Ich wünsche und hoffe, dass Sie alle genauso treu weiterarbeiten werden. Ich selbst werde mit Frau von Dürn ins Gartenhäuschen übersiedeln, um meinem Onkel und seiner Familie Platz zu machen, aber ich werde weiterhin wie bisher offene Ohren für irgendwelchen Kummer haben. Ich danke Ihnen.«

Sie gab ihrer Pflegerin einen Wink, und diese fuhr sie ein Stück zurück, wo Graf von Veltenborg seltsam bescheiden im Hintergrund wartete. Evi reichte ihrem Onkel vor allen Leuten die Hand.

»Ich lege mein Erbe in deine Hände«, sagte sie feierlich.

Während Graf von Veltenborg nun eine Rede hielt, ließ sich die Komtess schon ins Haus zurückfahren.

♥♥♥

Die Komtess war mit ihrer Pflegerin ins Gartenhäuschen übergesiedelt.

Es war ein entzückendes Haus. Es stand mitten im Garten, war außer Sichtweite des Herrenhauses, und rundherum blühte noch alles.

Mittags schien die Sonne noch warm, und die Komtess saß auf der Terrasse und blickte zu dem Vogelhäuschen, das im Freien stand und in dem viele Vögel munter zwitscherten.

»Es ist wie im Paradies, nicht wahr, Frau von Dürn?«

»Ja, das ist es wirklich. Ihr Herr Vater hätte keinen besseren Platz für dieses Haus finden können.«