Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 631 - Ruth von Warden - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 631 E-Book

Ruth von Warden

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Beschreibung

Das Schicksal hat dem jungen Grafen Startenburg alles beschert, was ein Mensch an irdischen Gütern nur begehren kann. Und auch privat schätzt er sich glücklich: Er liebt die schöne Regina Wellmann von ganzem Herzen, und sie scheint seine tiefe Zuneigung zu erwidern.
Doch dann schlägt das Schicksal zu: Vincent von Startenburg erleidet einen schweren Unfall. Während er mit seinem Zustand hadert, begegnet er im Krankenhaus Schwester Olivia, deren sanftes Wesen und fürsorgliche Art sein Herz anrühren. Er bittet sie, nach seiner Entlassung mit auf seine Burg zu kommen, um ihn dort gesund zu pflegen.
Nur sehr zögernd gibt Olivia seiner drängenden Bitte nach, denn sie weiß, dass die Wochen an seiner Seite ihrem Herzen viel abverlangen werden. Sie hat sich nämlich auf den ersten Blick in den gut aussehenden Grafen verliebt, aber das muss sie unbedingt vor ihm geheim halten. Schließlich ist er ein gebundener Mann und als Adeliger ohnehin unerreichbar für sie ...


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Inhalt

Cover

Die Nacht der Liebe

Vorschau

Impressum

Die Nacht der Liebe

Wenn eine tiefe Sehnsucht endlich Erfüllung findet

Das Schicksal hat dem jungen Grafen Startenburg alles beschert, was ein Mensch an irdischen Gütern nur begehren kann. Und auch privat schätzt er sich glücklich: Er liebt die schöne Regina Wellmann von ganzem Herzen, und sie scheint seine tiefe Zuneigung zu erwidern.

Doch dann schlägt das Schicksal zu: Vincent von Startenburg erleidet einen schweren Unfall. Während er mit seinem Zustand hadert, begegnet er im Krankenhaus Schwester Olivia, deren sanftes Wesen und fürsorgliche Art sein Herz anrühren. Er bittet sie, nach seiner Entlassung mit auf seine Burg zu kommen, um ihn dort gesund zu pflegen.

Nur sehr zögernd gibt Olivia seiner drängenden Bitte nach, denn sie weiß, dass die Wochen an seiner Seite ihrem Herzen viel abverlangen werden. Sie hat sich nämlich auf den ersten Blick in den gut aussehenden Grafen verliebt, aber das muss sie unbedingt vor ihm geheim halten. Schließlich ist er ein gebundener Mann und als Adeliger ohnehin unerreichbar für sie ...

»Ich will es nicht. Ich will es um keinen Preis dieser Erde, und du wirst mich nicht dazu zwingen. Ich mag diese Frau nicht, ich mag diese Leute alle nicht. Ich gehe nicht hin, Vincent. Ich will es nicht, und was ich ablehne, das ...«

Weiter kam Regina Wellmann nicht, denn Vincent Graf Startenburg stoppte ihren Redestrom, indem er herzhaft lachte.

»Du lachst?«, fragte das schöne Mädchen entsetzt.

»Jawohl, ich lache, Regina.« Graf Startenburg, Burgherr und Besitzer eines Gutes, das er selbst verwaltete, nahm das zierliche, aufgeregte Mädchen einfach in die Arme. »Es ist zum Lachen, Regina. Du tust nämlich so, als wollte ich dir etwas ungeheuer Böses antun. Als wollte ich dich zu schrecklichen Leuten schleppen. Wer dich hört, wird wohl kaum annehmen, dass wir zu einem Ball eingeladen sind.«

»Aber ich will nicht hingehen.«

»Kannst du mir einen vernünftigen Grund für deine Ablehnung nennen?«

»Ich kann dir tausend Gründe nennen, Vincent!«, rief sie schrill. »Die Leute lehnen mich ab, sie mögen mich nicht, weil ich nur eine Bürgerliche bin. Komtess Eisenberg war neulich schon so grässlich zu mir, wahrscheinlich hoffte sie, selbst einmal Gräfin Startenburg zu werden.«

,,In der Tat«, sagte der Graf lachend, »das hoffte sie wirklich.«

»Und warum heiratest du sie nicht?«

»Weil ich mich in dich verliebt habe.«

»Vincent, ich überlege mir ehrlich, ob ich deinen Antrag wirklich annehmen soll. Noch habe ich dir keine endgültige Antwort gegeben, das vergiss bitte nicht.«

»Nein«, antwortete der Graf ernst werdend, »das vergesse ich nicht, und ich begreife es nicht, Regina. Du liebst mich doch, du hast es mir tausendmal in zärtlichen Stunden gesagt, und ich glaube dir. Wenn du mich also liebst – warum willst du nicht freudig meine Frau werden?«

»Weil ich nicht weiß, ob die Leute mich anerkennen werden – mich, eine Bürgerliche. Oh Vincent, es ist nicht so leicht für ein einfaches Mädchen, das kannst du mir glauben. Ich bin schließlich nicht hinter deinem Geld und deinem Titel her. Ich halte es für ein großes Pech, dass ich mich ausgerechnet in einen Grafen verlieben musste.«

»Aber Liebling, diese Dinge zählen doch heute alle nicht mehr. Was bedeutet heute schon noch ein Titel? Ich bin ein Mann. Ein Mann, der eine schöne, junge Frau liebt. Diese Frau bist du, und ich möchte dich heiraten. Spielt es da eine Rolle, ob ich ein Graf bin? Ich kann es schließlich nicht ändern.«

»Vincent, du stellst das immer so hin, als ob ich ungerecht wäre oder Angst hätte. Eben hast du mich sogar ausgelacht, aber ich will wirklich nicht zu diesen Bällen.«

»Und warum nicht? Wo du doch die Schönste von allen sein wirst?« Er wollte nicht hören, was sie noch zu sagen hatte, und nahm sie einfach in den Arm und küsste sie.

Sofort wurde aus dem streitenden Mädchen eine zärtliche, liebende Frau, die sanft die Arme um seinen Hals legte und ihn liebevoll anlächelte.

»Ich liebe dich, Regina«, flüsterte der Graf.

»Ich liebe dich auch, Vincent – wenn du mich nicht zu Dingen zwingen willst, die ich nicht mag.«

»Jede Frau mag doch Bälle, oder irre ich mich?«

»Du irrst dich. Ich mag keine. Dort wird man nur angestarrt.«

»Ich würde mich mit meiner hübschen Partnerin sehr gerne anstarren lassen, Regina.«

»Ich komme nicht mit. Ich habe es dir schon vor einer Woche gesagt. Ich sagte es dir gestern sehr deutlich, und ich sagte es dir noch heute am Telefon. Warum bist du gekommen, um mich abzuholen?«

»Weil ich hoffte, dass du nachgeben würdest. Ich kann schlecht ohne Partnerin zum Ball gehen.«

»Dann bleibe auch hier.« Sie legte wieder die Arme um seinen Hals und schaute ihn betörend an.

»Das geht leider nicht, mein Liebling. Ich habe nicht abgesagt, also muss ich dort erscheinen, man erwartet mich.«

»Wenn du es wirklich willst, könntest du absagen.«

»Nein, Regina. Das tut man nicht.«

»Du könntest sagen ...«

»Nein!«, unterbrach er sie ernst.

»Aber ich komme nicht mit.«

»Dann werde ich dich entschuldigen müssen.«

»Du willst wirklich ohne mich gehen?« Sie fragte es ganz verblüfft und sah ihn mit riesengroßen Augen an.

»Es tut mir leid, aber ich werde es müssen«, antwortete er leise. »Oder willst du es dir noch überlegen?«, fragte er sanft. »Sei lieb, eile dich, und ziehe dich schnell um.«

»Nein!«, sagte sie hart. »Ich habe mir vorgenommen, nicht zu gehen, und ich gehe nicht. Sollen die Leute doch ruhig merken, dass sie mit mir nicht machen können, was sie wollen.«

»Aber es tut dir doch niemand etwas, Regina. Du bildest dir das nur ein. Diese Leute, wie du sie nennst, sind meine Freunde.«

»Also bist du lieber bei deinen Freunden als bei mir?«

»Unsinn, Regina. Natürlich nicht, aber ich habe diese Einladung angenommen, und wenn du nun nicht mitkommst, dann werde ich allein hingehen müssen.«

»Es ärgert mich, dass du lieber bei deinen Freunden sein willst.«

»Aber das stimmt doch nicht, Liebes.«

»Dann bleibe bei mir. Wir sagen ab und machen uns einen ganz wunderschönen Abend. Ja, Vincent?«

»Das alles klingt zwar verlockend aus deinem Munde, mein Lieb, aber heute muss ich zum Ball, und ich hoffe noch immer, dass du mitkommst. Nun?«

»Nein.«

»Schade«, sagte der Graf enttäuscht. Er war groß und dunkel, eine sportliche Erscheinung.

»Bleib doch hier«, bettelte sie nun, »ich habe alles für ein Treffen zu zweit vorbereitet. Meine Schwester wird heute nicht heimkommen, Vincent, ich würde mich sehr freuen.«

»Ich mich auch, Regina, aber leider ...«

»Dann geh doch!«, schrie sie fast außer sich vor Zorn. »Ich halte dich ja nicht! Geh doch zu deinen feinen Freunden. Amüsiere dich gut und lass dich bedauern, dass du ja nur eine Bürgerliche heiraten wirst!«

»Ach, Regina! Willst du wirklich nicht mitkommen?«

»Nein! Nein! Nein!«

»Gut. Dann muss ich jetzt leider gehen. Es tut mir leid, aber ich kann es nicht ändern, und vielleicht sollte ich dir sagen, dass ich Szenen dieser Art gar nicht mag.«

»Ich mag sie auch nicht, aber manchmal sind sie nicht zu vermeiden.«

»Du hättest einfach mitkommen können, Regina.«

»Ich tue nicht das, was andere Leute befehlen.«

»Niemand befiehlt etwas, Regina. Wir haben eine ganz normale Einladung zu einem Ball bekommen.« Graf Startenburg zog die Hand des schönen Mädchens an die Lippen. »Entschuldige mich jetzt«, sagte er leise, machte noch eine höfliche Verbeugung und ging zur Tür.

Regina Wellmann biss sich auf die Lippen. Diesen Ausgang hatte sie nicht erwartet! Sie hatte sich nämlich auf diesen Ball gefreut und die Schönste des Festes sein wollen, dann aber war es ihr in den Sinn gekommen, ihre Macht über Vincent auszuprobieren und herauszufinden, ob er bereit war, alles zu tun, was sie wünschte. Offensichtlich nicht, denn er war gegangen!

Sie begriff es nicht! Graf Startenburg war nicht so einfach um den Finger zu wickeln wie all ihre anderen Verehrer.

»Tsss«, machte sie und schüttelte den Kopf. Es war wirklich nicht zu fassen, Graf Startenburg war zwar verliebt in sie, er wollte sie sogar heiraten – aber um den Finger wickeln ließ er sich nicht. Regina fuhr auf, als das Telefon plötzlich klingelte, und griff nach dem Hörer.

»Wie bitte?«, sagte sie, »Sie müssen sich irren – es kann sich doch nicht um den Grafen Startenburg handeln? Wie bitte? Ich komme«, sagte sie, aber es klang nicht sehr bereitwillig.

♥♥♥

Grauer Nebel, wie ein Schleier. Durst, signalisierte sein Gehirn. Hatte er die Worte laut gesagt? Er wusste es nicht, aber da war plötzlich eine Hand, die ihm eine Tasse an den Mund setzte. Er trank. Nie im Leben hatte etwas so köstlich geschmeckt! Was war es? Er wusste es nicht.

Ich will mehr trinken, dachte er. Viel mehr. Hatte er es wieder gesprochen? Wieder war da die leichte Hand, die die Tasse an seine Lippen setzte.

»Wie fühlen Sie sich, Graf Startenburg?«, fragte eine ferne Stimme.

Vincent Graf Startenburg schlug die Augen auf.

»Wo bin ich?«, fragte er.

»Im Krankenhaus. Sie hatten einen Unfall, Ihr Wagen hat sich überschlagen. Erinnern Sie sich?«

»Ja«, sagte er und fuhr mit der Hand zum Kopf. Schlagartig kam die Erinnerung wieder. Er war von Regina gekommen, die ja auf keinen Fall mit zum Ball hatte kommen wollen. Er war verärgert gewesen und schnell gefahren, aber nicht zu schnell, er erinnerte sich genau. Dann der Nebel, in den er hineingefahren war, und dann das Reh! Ja, er erinnerte sich jetzt ganz genau. Er glaubte den Aufprall des Tieres auf den Wagen noch immer zu spüren – und dann hatte er die Gewalt über das Steuer verloren.

Der Wagen war erst nach rechts, dann nach links geschliddert. Wieder sah er den Abgrund auf sich zukommen. Er hatte einen Schrei ausgestoßen, und dann war nichts mehr. Nichts, woran er sich erinnern konnte, nicht einmal an Schmerzen. Er war einfach in ein Nichts gefallen. Und jetzt war er im Krankenhaus erwacht.

»Steht es schlimm um mich?«, fragte er die junge Schwester.

»Nein, Graf Startenburg, Sie hatten Glück. Obwohl Ihr Wagen ein Trümmerhaufen sein soll, haben Sie sich nur beide Beine gebrochen.«

»Meine Beine«, flüsterte er und wollte sich bewegen.

»Bleiben Sie ganz ruhig liegen«, mahnte die Schwester und drückte ihn in die Kissen zurück.

»Und sonst fehlt mir nichts?«

»Nun ja, Sie hatten eine sehr große Wunde am Oberschenkel, und Sie haben auch sehr viel Blut verloren. Aber die Wunde ist genäht worden, und es wird kein Schaden bleiben. Innere Verletzungen haben Sie nicht.«

»Schwester ...«

»Ich bin Dr. Ebermann.«

»Frau Doktor also? Und so jung.« Er lächelte. »Ich danke Ihnen, dass Sie hier an meinem Bett sitzen.«

»Oh, das ist mein Beruf, Graf Startenburg.«

»Es ist wichtig, dass ich schnell gesund werde. Ich will nämlich bald heiraten.«

»Ja«, sagte die junge Ärztin, »wir haben Ihre Braut schon benachrichtigt. Wir fanden den Zettel in Ihrem Personalausweis.«

»Das war sehr nett von Ihnen. Sie weiß es also schon?«

»Ja, Graf Startenburg, und sie war sehr entsetzt. So – und nun schließen Sie die Augen und schlafen etwas.«

»Aber Regina wird herkommen.«

»Sie wird sich heute damit begnügen müssen, Sie schlafend anzutreffen. Morgen sieht die Welt schon wieder anders aus.«

Die junge Ärztin betätigte eine Klingel, und bald darauf trat eine junge Schwester ein.

»Schwester Olivia – Sie werden hier die Wache übernehmen. Später kommt Schwester Doris Sie ablösen.«

»Ja, Frau Dr. Ebermann.«

Die Ärztin prüfte noch einmal den Puls des Grafen, bevor sie ging. Die junge Schwester Olivia aber setzte sich an sein Bett.

»Schwester – könnte ich noch etwas zu trinken haben?«, bat der Graf.

»Ja, gern.«

Eine leichte Hand stützte seinen Kopf, die andere führte die Tasse an seinen Mund. Er trank und schloss für eine Weile die Augen. Dann blickte Graf Startenburg auf – und sah genau in zwei dunkle, sprechende Augen, die ihn anlächelten.

»Versuchen Sie zu schlafen, Graf Startenburg«, flüsterte die Schwester leise, nahm ein Tuch, wischte sein Gesicht ab und strich ihm das Haar zurück.

»Wie heißen Sie?«, fragte er, weil er den Namen nicht genau verstanden hatte.

»Ich bin Schwester Olivia.«

»Ein seltener Name, und so geheimnisvoll – er passt zu Ihnen.«

»Danke, Graf Startenburg.«

»Würden Sie mir Ihre Hand geben?«

»Selbstverständlich«, sagte sie leicht und reichte ihm die Hand. Es war in diesem Augenblick ungeheuer beruhigend für den Grafen, die Hand der Schwester zu spüren. Er schloss die Augen und schlief ein, und er spürte nicht, dass Regina Wellmann einmal kurz den Raum betrat. Er spürte nicht, dass Schwester Olivia ihm die Hand wieder entzog. Er schlief, und als er endlich erwachte schien die helle Sonne schon ins Zimmer.

Zuerst blickte er ganz erstaunt umher, dann erkannte er die junge Ärztin, die sich sehr zufrieden über ihn beugte.

»Nun, Graf Startenburg?«, fragte sie. »Sie haben gut geschlafen?«

»Danke, Frau Doktor. Ich fühle mich gut. Sie haben mir aber auch eine wunderbare Schwester geschickt. Sie war so sanft.«

»Welche Schwester meinen Sie?«

»Schwester Olivia.«

»Na, das wundert mich nicht.« Die Ärztin lachte. »Als wir Sie hier mit so hohem Blutverlust eingeliefert bekamen und auch noch feststellen mussten, dass Sie eine sehr seltene Blutgruppe haben, da ist Schwester Olivia sofort eingesprungen. Sie hat die gleiche Blutgruppe wie Sie, und da diese Gruppe wirklich sehr selten ist ...«

»Sie meinen, sie hat mir Blut gespendet?«, unterbrach der Graf die Ärztin.

»Ja, Graf Startenburg. Ohne unsere Olivia hätten wir nicht so schnell gewusst, wie wir Sie über den Berg bringen können.«

»Wann hat Schwester Olivia wieder Dienst?«, erkundigte sich der Graf.

»Heute Abend. Sie wird sich dann auch wieder um Sie kümmern.«

»Ich möchte ihr danken«, sagte der Graf leise.

Die Ärztin untersuchte den Patienten und war sehr zufrieden mit seinem Zustand. Als der Graf darum bat, ein Telefon ans Bett zu bekommen, nickte sie zustimmend.

Er rief sofort Regina an.

»Wie geht es dir, Vincent?«, fragte sie aufgeregt.

»Wunderbar, mein Lieb. Wirklich wunderbar. Du warst schon hier, nicht wahr? Du hast erfahren, dass ich die Beine gebrochen habe?«

»Vincent – wirst du wieder gesund werden?«

»Aber ja, sei ganz unbesorgt. Es ist bald alles wieder gut.«

»Ich hatte Glück, dass ich nicht mit im Wagen saß«, stellte das Mädchen fest. Wenn ich mit dir gekommen wäre, würde ich jetzt vielleicht auch Schmerzen erleiden.«

»Ich bin froh, dass du dich so standhaft geweigert hast, Regina. Es ist, als ob das Schicksal dir das ersparen wollte.«

»Vielleicht wäre ich tot, Vincent.«

»Sprich nicht vom Tod, Liebling, wo wir ja ein ganzes Leben vor uns haben. Es ist dir nichts geschehen, und das allein ist wichtig.«

»Aber es hätte mir etwas geschehen können«, beharrte das Mädchen. »Nicht auszudenken«, fuhr sie fort. Vielleicht hätte ich Spuren im Gesicht zurückbehalten. Es war ein Zufall, dass ich nicht dabei war, gib es zu, Vincent.«

»Ich nannte es Schicksal, und ich bin sehr froh darüber.«

»Wann ... soll ich dich besuchen kommen?«

»Ich denke, du wirst gar nicht mehr herkommen wollen, Liebling. Ich entsinne mich, dass du mir einmal sagtest, dass Krankenhäuser dich abschrecken.«

»So ist es, Vincent, und ich danke dir, dass du dich daran erinnerst und nicht erwartest, dass ich jeden Tag zu dir komme. Wie lange wirst du denn dortbleiben müssen?«

»Ich werde mit der Ärztin reden, ich muss mich ja um das Gut und die Leute kümmern. Wenn man mich in einen Rollstuhl setzt und ich eine Schwester mitbekomme, die mich pflegen kann, dann brauche ich bestimmt nicht lange hierzubleiben. Ein paar Tage vielleicht, aber wir können jeden Tag telefonieren.«

»Vincent ... sagtest du Rollstuhl?«

»Nun ja, kein Mensch kann wohl mit zwei gebrochenen Beinen herumlaufen. Man sagte dir doch, dass ich die Beine gebrochen habe, nicht wahr?«

»Ja, aber nichts von einem Rollstuhl.«

»Aber Liebling, begreifst du nicht, dass dieser Rollstuhl nur für die Zeit gedacht sein wird, in der ich die Gipsverbände tragen muss? Später kann ich doch wieder laufen.«

Schweigen.

»Regina, hörst du mich?«

»Ja, ich höre dich, Vincent.«

»Du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen, ich werde später keinen Rollstuhl brauchen.«

»Dann ist es ja gut, Vincent.«

»Natürlich ist alles gut. Wir hören uns täglich, und vielleicht kann ich dir morgen schon sagen, wann ich wieder zu Hause bin.«

»Auf dem Gut komme ich dich dann gern besuchen.«

»Aber ja, das weiß ich doch.«

»Vincent?«

»Ja?«

»Ich bin so froh, dass ich nicht mit im Wagen saß.«

»Ich auch«, sagte er von Herzen. Wenig später war das Gespräch beendet, und als der Graf den Hörer auflegte, fühlte er sich unbehaglich. Ihm fiel auf, dass Regina viel mehr von sich selbst als von seinen Verletzungen gesprochen hatte.

Doch bald schon hatte er diese Begebenheit vergessen. Er aß mit gutem Appetit, schlief ein wenig, und als er dann wach wurde, trat Schwester Olivia ins Zimmer.

»Hallo«, sagte er.

»Hallo«, erwiderte sie lächelnd. »Ich freue mich, dass es Ihnen so viel besser geht, Graf Startenburg.«

»Kommen Sie doch etwas näher zu mir, ja, Schwester?«

Sie trat an sein Bett und sah ihn abwartend an.

»Ich möchte Ihnen danken.«

»Wofür?«, fragte sie leichthin.

»Sie haben mir das Leben gerettet.«

»Oh nein.« Sie lachte dunkel auf. »Ich war nur gerade in der Nähe, Graf Startenburg. Man hätte Ihnen sicherlich auch von anderswo Blut beschaffen können.«

»Warum wollen Sie nicht, dass ich Ihnen danke?«, unterbrach er sie leise und griff nach ihrer Hand. »Es gibt heute nicht mehr sehr viele Menschen, die anderen Menschen helfen. Ich danke Ihnen, Schwester Olivia.«

»Ich habe es gern getan, Graf Startenburg. Es ist selbstverständlich für mich.«

»Fassen Sie bitte in das Nachttischkästchen.«

Verwundert kam Schwester Olivia seinem Wunsch nach. Dann aber, als sie den Scheck in der Hand hielt, zuckte sie zurück, als hätte sie sich verbrannt.

»Graf Startenburg«, stammelte sie nur.

»Das ist für Sie, Schwester Olivia.«

»Aber das darf ich nicht annehmen.«

»Es braucht ja niemand zu wissen. Ich möchte auf diese Art meine Dankbarkeit zeigen.«

Die junge Schwester schüttelte energisch den Kopf.

»Ich würde niemals für diese Selbstverständlichkeit Geld annehmen.«

»Sind Sie so reich, dass Sie es ausschlagen können?«

»Ich bin nicht sehr vermögend, Graf Startenburg, aber ich schlage es dennoch aus. Ich könnte nicht mehr in den Spiegel schauen, wenn ich das Geld annehmen würde.«