Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 618 - Wera Orloff - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 618 E-Book

Wera Orloff

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Beschreibung

Rolf Jongen wird von seiner Firma nach Australien versetzt, wo er mithelfen soll, ein neues Werk aufzubauen. Sobald er eine Wohnung gefunden hat, soll seine Frau Ulla ihm folgen.
Jetzt ist sie erst einmal ganz allein in der großen Stadt. Da steht plötzlich Ullas Jugendfreund vor ihrer Tür. Obwohl sie sich zehn Jahre lang nicht gesehen haben, ist Alex, der es inzwischen zu etwas gebracht hat, fest entschlossen, seine ehemalige Geliebte zurückzuerobern.
Ulla liebt ihren Mann jedoch über alles, und nicht einmal im Traum würde sie daran denken, ihn zu verlassen. "Es war nur eine Jugendschwärmerei damals, Alex", erklärt sie ihm.
Alex lässt sich dadurch aber keineswegs entmutigen. Geschickt erschleicht er sich Ullas Vertrauen und missbraucht es dann aufs Schändlichste ...


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Inhalt

Cover

Ihr Jugendfreund

Vorschau

Impressum

Ihr Jugendfreund

Eine einsame Ehefrau verstrickt sich in Schuld

Rolf Jongen wird von seiner Firma nach Australien versetzt, wo er mithelfen soll, ein neues Werk aufzubauen. Sobald er eine Wohnung gefunden hat, soll seine Frau Ulla ihm folgen.

Jetzt ist sie erst einmal ganz allein in der großen Stadt. Da steht plötzlich Ullas Jugendfreund vor ihrer Tür. Obwohl sie sich zehn Jahre lang nicht gesehen haben, ist Alex, der es inzwischen zu etwas gebracht hat, fest entschlossen, seine ehemalige Geliebte zurückzuerobern.

Ulla liebt ihren Mann jedoch über alles, und nicht einmal im Traum würde sie daran denken, ihn zu verlassen. »Es war nur eine Jugendschwärmerei damals, Alex«, erklärt sie ihm.

Alex lässt sich dadurch aber keineswegs entmutigen. Sehr geschickt erschleicht er sich Ullas Vertrauen und missbraucht es dann aufs Schändlichste ...

Mit steifen Knien erstieg Rolf Jongen die Treppe zum ersten Stockwerk. Sie hatten die Wohnung durch die »Chemie-AG« bekommen, und sie waren glücklich darüber. Modern, praktisch, sozusagen der Traum eines jungen Ehepaares.

Es war spät. Rolf wollte leise aufschließen, doch Ulla war sofort an der Tür und umarmte ihn strahlend.

»Endlich, Rolf, ich habe gewartet.«

Gewaltsam schüttelte er die Müdigkeit ab – und die Erinnerung ...

»Es ist schon fast ein Uhr, Ulla. Warum schläfst du nicht? Ich bin müde. Es war so viel zu tun im Werk.«

Ulla zeigte keine Spur von Ermüdung. Ihre Augen leuchteten.

»Ich hätte doch nicht schlafen können, Rolf. Es ist viel zu aufregend.«

Rolf hängte seinen Mantel an den Haken und sah seine hübsche junge Frau ein wenig verständnislos an.

»Was hast du eigentlich?«

»Komm mit ins Wohnzimmer«, sagte sie und gab ihm einen Kuss. »So was lässt sich nicht im Flur besprechen.«

Er sah ein, dass es keinen Sinn hatte, Einspruch zu erheben. Als sie ihn in seinen Stammsessel gedrückt hatte, zog er sie auf seine Knie.

Ach, es tat gut, ihre warme Nähe zu spüren. Die Spannung der überlangen Arbeitsstunden schien nachzulassen. Und das andere, dieser winzige Augenblick, als er sich beim Linksabbiegen nicht richtig eingeordnet hatte, als dann dieses Geräusch hinter ihm gewesen war ... Nein, es war sicher nichts passiert ...

»Ich war heute bei Doktor Bähr«, raunte ihm Ulla ins Ohr.

»Was hat er gesagt?«, fragte der Mann atemlos.

Seit drei Jahren waren sie glücklich verheiratet, aber zu ihrer beider Leidwesen war ihnen ein Kind bisher versagt geblieben.

»Ich erwarte ein Kind, Rolf«, jubelte Ulla. »Begreifst du jetzt, dass ich nicht ins Bett gehen konnte?«

Rolf Jongen schloss seine Frau fest in die Arme. Ein tiefes Glücksgefühl durchströmte ihn.

»Ich freue mich mehr, als ich dir sagen kann, Ulla«, stieß er hervor. »Unser Leben hat auf einmal einen ganz neuen Sinn bekommen. Stell dir vor: ein Sohn!«

»Vielleicht bekommen wir auch ein Mädchen.«

»Das wäre auch schön. Jedenfalls haben wir jetzt eine Zukunft, Ulla.« Er presste die Lippen auf die ihren. »Ich danke dir«, sagte er innig.

Sie vergaßen, wie spät es war, und redeten von der Zukunft. Rolf berichtete von seinen erfolgreichen Arbeiten im Werk.

Von der nahen Kirche schlug es drei Uhr, als sie sich endlich zu Bett legten. Rolf wurde nun doch von seiner Erschöpfung überwältigt.

Ulla hingegen war noch immer hellwach und träumte von der Zukunft. Wie völlig anders würde ihr Leben jetzt verlaufen. Keine leeren Stunden mehr, in denen sie auf Rolf warten musste. Bald würde es ein kleines Wesen in ihrem Leben geben, das ihrer dauernden Fürsorge bedurfte!

Die junge Frau zog die weiche Decke über sich und blickte ein letztes Mal zu ihrem Mann hinüber, ehe sie die Lampe löschte. Er hatte die Augen bereits geschlossen.

Er schläft wohl schon, dachte sie. Dann wurde es dunkel, und sie legte den Kopf auf ihr Kissen.

Rolf neben ihr drehte sich auf die andere Seite. Schlief er wirklich?

»Es wird schon nichts passiert sein«, hörte sie plötzlich ganz deutlich seine Stimme.

»Rolf, was ist denn?«, fragte sie und war ein wenig erschrocken. Doch sie erhielt keine Antwort. Er hatte wohl im Traum gesprochen.

♥♥♥

»Los, aufstehen! In fünf Minuten gibt es Frühstück!« Ulla beugte sich über ihren Mann und weckte ihn mit einem Kuss.

»Ist es wirklich schon so spät?« Rolf erhob sich mit einem Seufzer.

»Sag mal, gestern hast du im Schlaf geredet«, sagte sie, als er sein Frühstücksei aufklopfte.

»Was denn?«, fragte er verwundert.

»›Es wird schon nichts passiert sein‹, hast du gesagt. Komisch, nicht wahr? Hat es bei euch im Werk einen Unfall gegeben?«

Rolf Jongen beschäftigte sich angelegentlich mit seinem Ei.

»Ich muss geträumt haben. Ich kann mir nicht vorstellen, in was für einen Zusammenhang das passen sollte«, murmelte er.

Ulla bestrich sich ihr Brötchen mit Honig.

Heute beendete Rolf hastig sein Frühstück. Er schob den Stuhl zurück und küsste seine Frau zum Abschied.

»Komm nicht wieder so spät«, bat sie.

Er versprach, sich zu bemühen.

»Pass gut auf euch beide auf, Liebling!«, fügte er dann hinzu.

Ulla winkte ihm vom Fenster aus nach, bis der Wagen nicht mehr zu sehen war. Dann kehrte sie an den Frühstückstisch zurück. Sie trank noch eine Tasse Kaffee und studierte dabei in Ruhe die Zeitung.

Indessen lenkte Rolf seinen Wagen über die gewohnte Strecke zur »Chemie-AG« hinaus. Sein Gesicht war jetzt gespannt. Er war überzeugt, dass nichts passiert war. Aber nachschauen wollte er auf alle Fälle.

Der Verkehr war um diese Stunde dicht. Er kam stellenweise nur langsam vorwärts. An jeder Ampel hielt ihn Rotlicht auf.

Da endlich kam die Abzweigung. Rolf schaute zu der anderen Straßenseite hinüber. Die weiße Leitplanke schien beschädigt zu sein, und auch Glasscherben sah er drüben liegen. Mehr konnte er auf die Schnelle nicht erkennen, denn die Wagen setzten sich wieder in Bewegung.

Es muss durchaus nicht gerade in dem Moment passiert sein, dachte Rolf und schaltete in den nächsten Gang. Alle nasenlang gab es hier Unfälle. Die Planke war vielleicht schon vorher beschädigt.

Dennoch musste er den ganzen Tag an sein unkorrektes Fahrmanöver in der vergangenen Nacht denken. Wäre es nicht ganz einfach gewesen, anzuhalten und nachzusehen? Aber dazu war es heute endgültig zu spät.

♥♥♥

Ulla hatte, wie jeden Morgen, ihr Frühstück geruhsam beendet und danach die Wohnung in Ordnung gebracht. Gegen zehn Uhr läutete das Telefon.

»Frau Jongen.« Obwohl sie schon seit drei Jahren so hieß, war sie immer noch ein bisschen stolz darauf. Sie hieß nun Frau Jongen und war die Frau eines tüchtigen Chemikers, der bestimmt eine große Karriere vor sich hatte.

»Hallo, Ulla! Hier ist Vicki.«

Vicki hieß eigentlich Victoria und war die Frau von Victor Frantz, dem tüchtigen Freund und Kollegen ihres Mannes. Die beiden führten eine glückliche Ehe.

Ulla machte es sich im Sessel bequem. Sie hatten sich immer viel zu erzählen.

»Wie geht's?«, erkundigte sich Vicki.

»Großartig, Vicki.« Ulla kämpfte mit der Versuchung, der Freundin die herrliche Neuigkeit mitzuteilen. Doch dann siegte der Wunsch, das Geheimnis noch ein wenig zu bewahren.

Außerdem hatte Vicki selbst etwas zu berichten.

»Hast du schon das Neueste aus dem Werk gehört?«, fragte sie aufgeregt.

»Was denn? Keine Ahnung.«

Vicki Frantz stieß einen kleinen Seufzer aus.

»Oh, da habe ich mal wieder zu viel gesagt, fürchte ich. Victor hat mir aufs Strengste verboten, etwas auszuplaudern. Da muss ich also leider den Mund halten. Aber du wirst Augen machen! Das kann ich dir versprechen.«

»Hat es was mit Rolf zu tun?«, fragte Ulla.

»Hm ... vielleicht. Ich will lieber nichts mehr sagen. Das wäre nicht in Victors Sinn. Er behauptet sowieso, dass ich kein Geheimnis für mich behalten kann. Ich fürchte sogar, er hat recht.«

Sie lachten beide.

»Du machst mich neugierig, Vicki. Andererseits könnte ich vor Rolf schlecht eine Komödie aufführen und mich überrascht stellen, wenn ich es gar nicht mehr wäre. Ich werde mich also in Geduld fassen, bis mein Herr und Gebieter es mir mitteilt.«

»Er mag es noch gar nicht gewusst haben, gestern«, meinte Vicki. »Victor hat es durch einen Zufall erfahren.«

»Willst du es mir nicht doch verraten?«, bat Ulla.

»Ausnahmsweise möchte ich mir mal selber beweisen, dass ich den Mund halten kann«, verkündete Vicki heldenhaft. »Du nimmst es mir ja nicht übel.«

»Natürlich nicht«, behauptete Ulla und war doch ein bisschen enttäuscht.

Das Telefongespräch zwischen den Freundinnen wurde nicht so lang wie üblich. Jede bewahrte ein Geheimnis.

Bei Vicki läutete es an der Tür. Sonst war das kein Grund, das Gespräch abzubrechen. Man pflegte aufeinander zu warten. Doch heute sagte Vicki, dass sie auflegen müsse.

»Ich wette, du rufst mich morgen an, Ulla«, prophezeite sie noch, und dann klickte es in der Leitung.

Ulla legte ebenfalls auf und überlegte, was Vickis Andeutungen bedeuten könnten. Vielleicht eine Gehaltserhöhung für Victor und Rolf? Aber gar so aufregend erschien ihr eine Gehaltserhöhung dann doch wieder nicht.

In diesem Augenblick schlug die Türglocke an. Die Paketpost? Ulla stand auf und öffnete.

Ein blendend aussehender Mann stand vor ihr. Er breitete die Arme aus und lächelte sie an. Sie brauchte ein, zwei Sekunden, um sich zu fassen.

»Erkennst du mich nicht mehr, Ulla?«

»Doch, Alex, ich ...«

Alexander von Wilking, der von allen Alex genannt wurde, beugte sich nieder, um Ulla zu küssen, doch sie bog den Kopf rasch zur Seite.

»Komm herein, Alex.« Ihre Stimme klang nicht ganz frei.

Der Mann hatte braunes gewelltes Haar, dunkle Augen und eine von der Sonne tief getönte Haut. Mit der größten Selbstverständlichkeit hängte er den Mantel an den Haken in der Diele.

»Bekomme ich jetzt meinen Kuss?«, fragte er. »Ich habe natürlich nicht an die neugierigen Nachbarinnen gedacht.«

Ulla schüttelte den Kopf.

»Ich bin verheiratet, Alex«, erwiderte Ulla.

Alexander von Wilking lachte. Er hatte immer gelacht, schon damals, als sie noch zusammen in die Schule gegangen waren.

»Das weiß ich von deiner Mutter. Sie hat es mir erzählt, als ich in Hamburg bei ihr war. Es ist mein erster Besuch in Deutschland.« Vorwurfsvoll sah er Ulla an. »Warum hast du nicht auf mich gewartet, Ulla?«

Die junge Frau wandte sich ab und öffnete die Tür zum Wohnzimmer.

»Setzen wir uns«, forderte sie ihn auf und umging so eine Antwort.

Er folgte ihr und sah sich um.

»Nett hast du es hier, Frau Jongen. Trotzdem – du hättest auf mich warten müssen.«

»Alex, wir waren damals beide halbe Kinder. Und du bist weggegangen. In all den Jahren hast du nie etwas von dir hören lassen.«

»Ich wollte mich erst wieder sehen lassen, wenn ich was geworden bin, Ulla. Jetzt bin ich wer. Ich habe eine große Firma in Sydney.«

»Australien? Das hast du immer gewollt.«

»Es ist das Land der großen Möglichkeiten. Ich hab's geschafft und bin reich geworden. Jetzt bin ich gekommen, um dich zu holen. Und nun heißt du Frau Jongen.« Er schob die Unterlippe vor wie ein enttäuschtes, trotziges Kind.

»Du kommst zu spät, Alex. Es sind zu viele Jahre vergangen. Es tut mir schrecklich leid, wenn du gedacht hast, es wäre anders.«

»Aber wir haben uns damals geliebt, Ulla.«

Er nahm sich eine Zigarette aus der Packung, die auf dem Tisch lag.

»Ich darf doch?«, fragte er.

»Natürlich.«

»Rauchst du nicht?«

»Nein.«

»Als deine Mutter es mir sagte, habe ich es für einen schlechten Witz gehalten. Dein Mann ist bei der ›Chemie-AG‹. Ich bin gut unterrichtet, nicht wahr?« Und wieder lachte er.

Wie hatte Ulla dieses Lachen geliebt. Doch inzwischen war es in ihrer Erinnerung längst verklungen.

»Ich liebe meinen Mann, Alex«, sagte Ulla leise, doch mit fester Stimme.

Er trat auf sie zu und legte die Hände auf ihre Schultern. Sie wollte sich losmachen, aber sein Griff war fest.

»Ulla, besinne dich! Du kannst ihn gar nicht lieben! Was bietet er dir schon? Hier diese kleine Wohnung und ein spießiges Leben, bei dem du versauern musst. Australien ist herrlich, ein reiches Land. Ich habe ein fantastisches Haus. Du wirst ein eigenes Auto haben, Kleider, Schmuck, was du willst. Komm mit mir. Wir werden sehr glücklich sein. Das verspreche ich dir.«

Nun gelang es ihr, sich zu befreien. Sie wich zurück.

»Alex, das ist Unsinn. Ich liebe Rolf. Ich werde mich niemals von ihm trennen. Zehn Jahre sind eine lange Zeit. Als wir zusammen das Abitur machten, waren wir neunzehn.«

»Ich habe dich nicht vergessen in den zehn Jahren, Ulla. Von dir hätte ich auch nicht gedacht, dass du hingehen und einen Herrn Jongen heiraten würdest.«

»Aber ich habe ihn geheiratet, Alex. Gewiss, wir waren sehr verliebt damals, du und ich. Beinahe wäre ich durchs Abi gefallen. Weißt du noch?« Sie musste lächeln.

»Natürlich weiß ich es noch, Ulla. Ich habe nichts vergessen. Wir haben uns gegenseitig versprochen, dass wir aufeinander warten wollten. Dieses Versprechen hast du gebrochen.«

»Alex, sei doch gerecht. Du bist weggefahren und hast nichts mehr von dir hören lassen. Zuerst habe ich bei deinem Vater mehrmals angefragt. Er hörte auch nichts von dir, und dann starb er.«

»Ja, ich weiß. Es tut mir schrecklich leid. Ich hätte ihn gern noch wiedergesehen. Gestern erst hab ich es erfahren, als ich ankam. Die Erbschaft hat hier auf mich gewartet. Na, das Geld brauche ich wirklich nicht.«

»Zehn Jahre sind zu lang«, begehrte Ulla auf. »Ich habe damals ein Dolmetscherexamen gemacht und in einer Exportfirma gearbeitet, bis ich meinen Mann kennenlernte.«

»Und an mich hast du nicht mehr gedacht?« Es klang vorwurfsvoll und werbend zugleich.

»Zuerst habe ich mir die Augen ausgeweint, Alex«, gestand Ulla zögernd. »Aber später dann kam ich zu der Überzeugung, dass du mich längst vergessen hattest oder dass dir etwas zugestoßen war.«

»Leuten wie mir passiert nichts, Ulla«, meinte er lachend. »Lass dich scheiden. Komm mit mir. Es ist noch nicht zu spät. Kinder habt ihr wohl nicht?«

Sie schüttelte den Kopf und senkte die Lider.

»Dann lässt sich das ganz einfach regeln.«

»Alex, ich liebe meinen Mann«, erklärte Ulla ihm ernst. »Ich werde mich nicht von ihm trennen!«

»Ich liebe dich, Ulla. Du bist noch schöner geworden.«

Ihre Stirn überzog sich mit feiner Röte.

»Du hast kein Recht, so mit mir zu sprechen. Du musst jetzt gehen und darfst nicht wiederkommen. Vielleicht wäre es anders geworden, wenn du geschrieben hättest. An vielen Jahren der Ungewissheit und Einsamkeit stirbt eine Liebe, besonders eine so junge, wie es die unsere war.«

Auch für sie war es schwer gewesen, diese Liebe zu überwinden. Doch dann war Rolf Jongen in ihr Leben getreten. Und seitdem wusste sie erst, was Liebe wirklich bedeutete.

»Ich kann mich nicht damit abfinden, Ulla«, begehrte Alex auf.

»Mit der Zeit wird es dir schon gelingen.« Sie streckte ihm die Hand hin.

»Du schickst mich wirklich fort?«

»Es ist besser so, Alex, auch für dich. Glaube mir.«

Seine Brauen zogen sich zusammen.

»Ich hatte mir das anders vorgestellt, selbst noch gestern, als ich von deiner Mutter erfuhr, dass du geheiratet hast.« Brüsk wandte er sich zur Tür. »Leb wohl, Ulla.«

Die Tür schlug hinter ihm ins Schloss. Ulla zuckte zusammen. Sie brauchte lange, bis sie ihre Ruhe wiederfand. Erst der Gedanke an das Kind brachte ihr Frieden.

♥♥♥

Rolf kam auch an diesem Abend spät. Doch er war nicht abgespannt wie sonst, sondern in aufgeräumter Stimmung. Er gab ihr einen Kuss.

»Wieder nicht schlafen gegangen?«, fragte er Ulla mit sanftem Vorwurf. Sie sagte, sie habe mittags lange geruht.

»Klug von dir. Komm, ich habe Neuigkeiten.«

Hungrig griff er nach den belegten Broten, die Ulla ihm hingestellt hatte.

»Was für Neuigkeiten?«, erkundigte sich Ulla und dachte mit Herzklopfen an Vickis Andeutungen.

Rolf biss in ein Schinkenbrot. Daher musste Ulla ein wenig auf seine Antwort warten.

»Eigentlich sollte ich dich raten lassen«, erwiderte Rolf schließlich vergnügt. »Aber da du es doch nicht herausbekommen würdest, will ich dich nicht unnötig auf die Folter spannen.«

»Sag schon, was los ist.«

»Victor und ich sollen nach Australien gehen!«

Ulla starrte ihn ungläubig an.

»Nach Australien?«, wiederholte sie fassungslos. »Das ist wirklich eine Überraschung. Nach Sydney?« Die Kehle war ihr eng.

»Nach Melbourne, Ulla. Wie kommst du gerade auf Sydney?«

»Nur so. Mir fiel keine andere Stadt in Australien ein. Ich war nie gut in Geografie, Rolf.«

»Das werden wir nachholen, Ulla. Natürlich können wir unsere Familien mitnehmen. Es handelt sich um die Errichtung einer neuen chemischen Fabrik. Die finanzielle Seite ist für Victor und mich besonders reizvoll.«

»Das klingt aufregend, Rolf. Warum ausgerechnet nach Australien? Dann würde unser Kind nicht einmal hier in Deutschland geboren werden? Oder dauert es noch länger?«

»Für uns nicht, Liebes. Victor und ich müssen schon nächste Woche abfliegen. Es sind allerlei Vorplanungen zu machen, bei denen wir als Fachleute ein Wörtchen mitzureden haben. Die schwedische Firma, die an dem Projekt beteiligt ist, hat ihre Leute schon losgeschickt.«

Ulla erblasste.

»Das heißt, dass wir uns trennen müssen – gerade jetzt?«, stammelte sie.

»Nicht für lange«, tröstete Rolf sie. »Wir sehen uns sofort nach Wohnmöglichkeiten um. In zwei bis drei Monaten kommst du mit Vicki und ihrem Kind nach.«

»In zwei bis drei Monaten? Und wie lange werden wir dortbleiben?«