Die Welten der Skiir 2: Protektorat - Dirk van den Boom - E-Book

Die Welten der Skiir 2: Protektorat E-Book

Dirk van den Boom

4,6

Beschreibung

Die endgültige Aufnahme der Menschheit in das Imperium der Skiir steht unter keinem guten Stern. Kaum haben die Menschen gezwungenermaßen ihren Platz in der neuen galaktischen Gemeinschaft eingenommen, überzieht eine geheimnisvolle Entität, nur "Zerstörer" genannt, das Reich mit Tod und Vernichtung. Zunehmend zerstritten und am Rande eines Bürgerkrieges richtet sich die Aufmerksamkeit des Reiches auf die Erde, die eine wichtige Rolle in der Abwehr der Bedrohung einzunehmen scheint. Doch die inneren Widersprüche drohen das galaktische Reich zu lähmen. Jene, die den "Zerstörer" gerufen haben, sind nicht bereit, ihre Pläne aufzugeben. Das große Intrigenspiel beginnt – und der Kampf um den einzigen Schlüssel zu einer erfolgreichen Verteidigung. Im zweiten Teil der Skiir-Trilogie, "Protektorat", werden die Ereignisse aus dem Auftaktband einem neuen Höhepunkt entgegen geführt. Die spannende Space Opera vereint dabei persönliche Schicksale mit galaktischer Politik und der Beschreibung einer umfassenden Gefahr, die ihren Ursprung in fernster Vergangenheit zu haben scheint.

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DIRK VAN DEN

BOOM

DIE WELTEN DER

PROTEKTORAT

DIE WELTEN DER SKIIR – Band 2: PROTEKTORATwird herausgegeben von Amigo Grafik, Teinacher Straße 72, 71634 Ludwigsburg.Herausgeber: Andreas Mergenthaler und Hardy Hellstern, Verantwortlicher Redakteur und Lektorat: Markus Rohde; Lektorat: Katrin Aust; Satz: Rowan Rüster/Amigo Grafik; Cover Artwork: Amigo Grafik; Print-Ausgabe gedruckt von CPI Moravia Books s.r.o., CZ-69123 Pohorelice.Printed in the Czech Republic.

Copyright © 2017 Dirk van den Boom

Originalausgabe

Print ISBN 978-3-86425-871-8 (März 2017) · E-Book ISBN 978-3-86425-897-8 (März 2017)

WWW.CROSS-CULT.DE

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

1

»Hier spricht das Protektorat. Ergeben Sie sich!«

Es kam keine Antwort.

Es war auch keine zu erwarten gewesen.

Wer im Unrecht war, schwieg und rannte.

Admiral Huuan schaute auf die taktische Darstellung. Die professionelle Geschäftigkeit der Brücke übte einen beruhigenden Einfluss auf ihn aus. Seine Flotte war eine gut eingespielte Maschine und er würde sich auch nicht dadurch aus der Fassung bringen lassen, dass er im Begriff war, einen Bruderkrieg auszulösen.

Das machte ihm keine Freude. Aber ihm blieb keine andere Wahl.

Der Skiir drehte sich langsam in seinem Sitzgestell um und deutete die Gestik und die Gerüche seiner Offiziere. An Bord der Härte und Stärke waren über dreitausend Besatzungsmitglieder tätig. Das Flaggschiff der 3. Flotte war gleichzeitig das taktische Zentrum aller rund zweihundertsechzig Einheiten, die er kommandierte. Es war erstaunlich, dass im Nervenzentrum der Macht, wo alle Fäden zusammenliefen, nicht mehr als zwei Dutzend hochspezialisierte Offiziere tätig waren. Und jeder wusste, was er zu tun hatte.

»Immer noch keine Reaktion, Admiral«, meldete der Komm-Offizier ruhig. »Sie haben es klar empfangen. Sie weigern sich.«

»Irre. Alles Irre«, murmelte Huuan. Die fünf Schnellen Kreuzer der Heiligen Schwingen, die mit stetig wachsender Beschleunigung flohen, wussten doch genau, welches Schicksal ihnen blühte. Die 12. war nicht zum Spaß im Kendir-System erschienen. Hierhin hatte sich eines der verräterischen Mitglieder des Patronatsrates geflüchtet, einer der Verantwortlichen für die Katastrophen der letzten Wochen, den Genozid an den Auleli und die Zerstörung der Sternstation. Diesen Skiir zu fassen – oder zu töten, wenn es nicht anders ging – war Huuans Aufgabe. Er hatte nicht die Absicht, ihn entkommen zu lassen. Dass er sich an Bord eines der Schiffe befand, war klar. Noch kurz nach dem Eintritt ins System hatten sie das Shuttle des Erfüllers ausgemacht, als es an einem der Schnellen Kreuzer festmachte.

»Wie lange noch?«

»Dreizehn Minuten. Der Kurs passt genau. Sie werden Kommandant Triik direkt in die Mandibeln fliegen.«

»Das dritte Geschwader bleibt im Orbit. Weisen Sie Hiild an, die Verfolgung aufzunehmen.«

Befehle wurden übermittelt. Die Schnellen Kreuzer der 3. bestätigten und fast unmittelbar flackerten die hochgefahrenen Triebwerke auf den Ortungsanzeigen auf. Neid erfüllte den Admiral, als er die Beschleunigungswerte verglich. Seit das Patronat seine eigenen Streitkräfte aufzustellen begonnen hatte – gegen den ausdrücklichen Willen des Protektorats natürlich –, hatte es darauf geachtet, nur modernstes Gerät zu unterhalten. Kommandant Hiild hatte keine Chance, die fünf davonrasenden Schiffe einzuholen.

Aber das war auch gar nicht notwendig, wenn ihr Plan aufging.

»Admiral.« Die Stimme schreckte ihn auf. Huuan versteifte sich in seinem Sitz, als sich der Schirm vor ihm plötzlich mit zahlreichen farbigen Blips füllte, jeder umkreist von taktischen Symbolen. Nun waren nicht mehr nur die fünf flüchtenden Kreuzer zu sehen. Viele neue Punkte waren aufgetaucht. Der Zähler flackerte und blieb bei einer niedrigen dreistelligen Zahl stehen.

»Kampfstationen.«

»Wir sind bereit, Admiral.«

»Systemflotte, Admiral. Sie sind in Formation gegangen.« Der Taktikoffizier hatte einen besorgten Unterton. Die Schiffe waren tief gestaffelt und konzentrierten ihre Feuerkraft auf zentrale Bereiche, eine gute Taktik, um gegen einen zahlenmäßig überlegenen Gegner bestehen zu können.

»Geben Sie mir den Statthalter.«

»Der Statthalter meldet sich nicht.«

»Den Admiral der Systemflotte.«

»Keine Antwort.«

»Irgendwen. Irgendwen auf dieser verdammten, verseuchten Welt ausgesprochener Idioten.«

»Keine Antwort.«

Huuan starrte auf die Punkte der Systemflotte, die sich geschwaderweise hinter den drei Monden dieser Welt verborgen hatte und nun herauskam. Sie flammte grünlich im Licht der Freund-Feind-Erkennung. Kendir war eine Zentralwelt des Patronats. Und sie war offenbar auf Seiten jener, die mit dem Zerstörer versucht hatten, die Machtverhältnisse im Imperium nachhaltig zu verändern. So unangenehm die Einsicht auch war, das Protektorat Kendirs war dem Erfüller willfährig. Es stellte sich gegen die eigenen Leute.

»Schicken Sie eine Meldung ans Hauptquartier. Volle Datenanalyse.«

»Meldung auf dem Weg.«

Der Admiral musste eine Entscheidung treffen.

»Markieren Sie die Systemflotte als feindlich.«

»Admiral …«

»Welchen Teil von ›feindlich‹ haben Sie nicht verstanden?«

Es gab keine weiteren Widerworte. Etwas flimmerte über die Schirme, als das Grün verschwand und durch das warnende Blau der Feinderkennung ersetzt wurde.

»Informieren Sie die Kommandanten. Die Systemflotte steht auf Seiten des Patronats und hat sich offenbar mit dem Erfüller solidarisiert. Wir befolgen den taktischen Plan 23-A. Ich will eine Bestätigung aller Schiffe, und zwar sofort.«

»Aber …«

Dieses eine Wort stand plötzlich im Raum. Der Admiral spürte die tiefere Bedeutung, den Unglauben, der damit ausgedrückt wurde. Eine erste Aufwallung von Zorn ob dieser Disziplinlosigkeit drängte er zurück. Dies war keine normale Operation. Es war eine Ausnahmesituation. Er musste Verständnis zeigen. Patronat hin oder her, die Wesen auf diesen Schiffen waren Skiir.

Es waren ihre Leute.

Er holte tief Luft.

»Es sind Verräter«, sagte er laut und deutlich. »Sie haben etwas erschaffen, das Welten zerstört, um ihre eigenen Pläne zu verfolgen. Sie haben Skiir getötet. Sie haben dem Imperium das Herz herausgerissen. Sie haben eine Spur des Blutes hinterlassen, der wir folgten, wie viele andere tapfere Vertreter des Protektorats. Dafür wurden wir geschaffen. Wir beschützen das Imperium. Wir stellen uns zwischen unser Volk und jede Gefahr. Die da draußen …« Er zeigte die bedrohlich schimmernden Punkte der Systemflotte auf den Schirmen. »… haben das vergessen. Sie sind nicht mehr Teil des Protektorats. Sie sind Abtrünnige, infiziert von Gedanken, die uns fremd sind. So dürfen wir nicht handeln. Wir dulden keinen Verrat. Der Schmerz sitzt tief in uns allen. Doch sie selbst haben sich zu Feinden des Imperiums gemacht. Und wir müssen uns ihnen entgegenstellen. Stellen wir uns nur die eine Frage: Gegen wen verteidigen wir das Reich?« Erneut wies er mit Nachdruck auf die Ortungsschirme. »Ich gebe euch die Antwort. Wir verteidigen es gegen die da!«

Er spürte, dass seine Worte Wirkung zeigten. Ein Ruck der Entschlossenheit ging durch seine Offiziere. Der Admiral wusste, dass seine kleine Rede sich in Windeseile im Schiff verbreiten würde. Die Kapitäne der Flotte hörten auf Standleitung mit. Sie würden diese Worte, genau so oder in abgewandelter Form, an ihre Mannschaften weitergeben. Das war ihre Aufgabe, denn jeder Schiffsführer war ein Instrument der Flottenführung.

»Dann ist jetzt genug gesagt!«, fügte der Admiral hinzu, nachdem er seine Rede hatte sacken lassen. »Schirme aktivieren. Suchen wir nach Zielen. Raketenwerfer abschussbereit. Alle Abschussvorrichtungen ausrichten. Unabhängige Zielsuche. Punktverteidigung in Bereitschaft.« Seine Finger tippten auf der Konsole vor ihm, als er begann, seine Flotte neu auszurichten und taktische Befehle zu entsenden, die von seinen Kommandanten sofort in die Tat umgesetzt wurden. »Wir ändern den Kurs, dreißig Grad von der Flugachse. Ich will eine Breitseite feuern können. Wir beschleunigen auf Kampfgeschwindigkeit. Ich will, dass diese Verräter in einem Inferno der Vernichtung für ihre Taten büßen. Zeigt ihnen, wie die 3. mit Gewürm umgeht, und zeigt ihnen, wie man das Imperium verteidigt. Erteilt ihnen eine Lektion!«

Es folgten Befehle, Computerdiagramme wurden aufgerufen, taktische Pläne eingespeist. Die Flotte nahm Fahrt auf und veränderte die Formation. Sie waren bereits in Reichweite und die Ortung zeigte, dass auch die Abtrünnigen in Kampfbereitschaft waren.

»Admiral, wir haben alle Ziele erfasst und feuern auf Ihr Zeichen.«

Huaan vergewisserte sich. Es stimmte. Die Flotte war bereit, zu einem mächtigen Schlag auszuholen.

»Wir feuern nach Abschussplan.«

Mehr musste nicht gesagt werden. Der Admiral spürte eine plötzliche Erleichterung, als Hunderte von Projektilen die Werfer verließen und sich auf die Systemflotte warfen, die sogleich das Feuer erwiderte. Der Orbit erstrahlte in einem Funkeln und Glühen, als die todbringenden Waffen abgefeuert wurden, als Täuschkörper und Antiwaffen sie aus dem All pickten und in Explosionsblumen von zerstörerischer Schönheit verwandelten. Unten auf der Welt sahen die Bewohner das Feuerwerk und ahnten, dass es kein Grund zum Feiern war.

Die Schlacht begann. Hier gab es keine Brüderlichkeit mehr, keine Solidarität des herrschenden Volkes über ein großes Imperium. Was vor Hunderten von Jahren als ein unmerkliches, schrittweises Auseinanderdriften der zentralen Institutionen des Reiches begonnen hatte, kulminierte an diesem Ort zu einem explosiven Höhepunkt. Niemand gab nach, keiner wich zurück und der Vernichtungswille war von einer Verbissenheit, mit der sonst nur die äußeren Gegner der Skiir konfrontiert wurden. Doch hier gab es keine klaren Unterlegenen. Die Technologie war ähnlich, die Waffensysteme die gleichen, die Taktiken identisch. Die Systemflotte Kendirs war groß. Sie war eine der wichtigsten alten Patronatswelten. Sie war eine Stütze des Imperiums, und so war sie auch verteidigt.

Erst langsam machte sich die numerische Überlegenheit der 3. bemerkbar. Ihre Beharrlichkeit. Ihre aufrichtige, ehrenvolle Wut.

Schiffe explodierten, als erste Wirkungstreffer erzielt wurden. Die Energiewaffen, unsichtbar bis zum Auftreffen auf Schutzfeldern oder Schiffshüllen, machten reichlich Beute. Rettungskapseln lösten sich taumelnd aus den aufgerissenen Leibern sterbender Kreuzer. Die Entfernungen waren groß, alles verlief wie in Zeitlupe. Es war ein sorgfältig choreografierter Tanz, ein Konzert der Vernichtung, mit Dirigenten, die jedes Instrument zur vollsten Effektivität einsetzten und dabei die Musiker in den sicheren Tod schickten. Ein lautloser Tanz, nur hörbar für jene, die den Effekt der Waffen auf ihre eigenen Schiffe mitbekamen, manchmal als Musik des Abwehrens, des Überlebens, aber mit jeder fortschreitenden Minute, mit jeder abgefeuerten Waffe ein Klang der Vernichtung, das Präludium ihres eigenen Endes.

Und so starben sie mit Hingabe. Die Skiir von Kendir, angestachelt von heiligem Eifer, den die falschen Worte eines flüchtigen Erfüllers in ihren Geist gepflanzt hatte, und die Skiir des Protektorats, in der verbissenen Erkenntnis, dass der Bruderkrieg unausweichlich und seine Konsequenzen unabsehbar waren.

Die fünf Schnellen Kreuzer flogen direkt in den Kurs des Geschwaders von Kommandant Triik, dessen Schiffe langsamer, schwerfälliger, größer und einfach zahlenmäßig überlegen waren. Die fliehenden Einheiten hatten keine Chance, doch das hielt sie nicht davon ab, alles zu versuchen. Kapitulation war keine Option, nicht für den verräterischen Teil des Patronats, nicht in dieser Situation. Auch diese Schlacht tobte einige Stunden, dann beendeten fünf glühende, rasch expandierende Gas- und Trümmerwolken die Begegnung.

Der Erfüller war tot, doch das brach der Systemflotte nicht das Genick. Es ging hier nicht um Personen, es ging um Ideen, und es ging darum, das Protektorat daran zu hindern, das Interdikt über Kendir auszusprechen, einen Gouverneur einzusetzen, die Autonomie der Welt zu beenden und die Angehörigen des Patronats – viele, ja sehr viele – einer kontinuierlichen Verfolgung zu unterwerfen. Denn das war der Auftrag des Admirals, und er gedachte, diese Aufgabe mit der Inbrunst aller über lange Jahre aufgestauten Aggressionen zu erledigen. Inbrunst und Eifer, aber keine Freude. Das war ihm wichtig.

Niemand ließ nach.

Keiner gab auf.

Zwei Tage wogte die Schlacht, driftete aus dem Orbit der Welt weit ins Weltall, und verlor nicht einen Moment an Erbitterung. Am Ende trieben ausglühende Wracks durch die Leere und die exakte Zahl der Toten würde niemand jemals erfahren. Trümmerteile traten in die Atmosphäre Kendirs ein, verglühten und erzeugten dabei atemberaubende Lichtspiele für die verängstigten Bewohner dieser Welt. Andere, die zu groß und aus extrem hitzebeständigem Material waren, krachten mit Wucht auf Gebäude, Fahrzeuge und unglückliche Bürger und forderten den ersten Blutzoll. Das Heulen der Sirenen der Rettungsgleiter und Bergungsgeräte begleitete sie tagelang und niemand würde so schnell vergessen, was dort geschehen war.

Wie nicht anders zu erwarten, hatte das Protektorat die Schlacht gewonnen. Die 3. war siegreich. Der Triumph war schal. Über die Hälfte der stolzen Streitmacht war zerstört oder auf absehbare Zeit inoperabel. Der Admiral saß immer noch festgeschnallt im zerschossenen Wrack seines Schiffes, die Innenseite seines Schutzhelmes blutbespritzt, durch ein Trümmerteil ans Sitzgestell genagelt wie ein Delinquent, an dem ein Urteil vollstreckt worden war. Als das Protektorat landete und begann, Anhänger des Patronats aufzusammeln, in Lager zu treiben und aus allen wichtigen politischen Positionen zu beseitigen, begann eine noch viel hässlichere Episode, und sie sollte sich noch weitere Male wiederholen, hier und auf anderen Welten, wo das Protektorat siegreich war.

Das Imperium der Skiir begann, sich selbst aufzufressen.

Der Verdauungsvorgang würde sehr lange dauern.

Und es schien niemanden zu geben, der dem beginnenden Wahnsinn Einhalt gebot.

2

»Wie heißt dieser jämmerliche Planet?«

»Die Bewohner nennen ihn Erde.«

Amata Kanth schüttelte den Kopf. »Wie einfallsreich. Ein jämmerlicher Planet mit einem jämmerlichen Namen.« Sie starrte auf den Schirm, auf dem sich die blau-grüne Kugel deutlich abzeichnete. Die Ziemlich Schnell schoss durch das All auf diese Welt zu und Amata hatte nicht viel zu tun, da die KI des Raumfahrzeugs ihr die Arbeit abnahm.

Bis etwas dazwischenkam.

Es kam immer etwas dazwischen.

»Warum fliegen wir noch mal zum Arsch der Galaxis?«, fragte Tratt, der sich in die Zentrale begeben hatte, um dem Anflug beizuwohnen. Im Gegensatz zur Kleiner Haufen war dieses Schiff nicht nur moderner, schneller und besser in Schuss, es war auch viel enger. Kanth musste sich plötzlich mit der unmittelbaren Gegenwart von Besatzungsmitgliedern beschäftigen, die sie jahrelang erfolgreich vermieden hatte. Das verbesserte ihre Laune nicht gerade.

»Weil ich es so wünsche«, antwortete Xiin dem Ingenieur und das Staksen seiner Beine auf dem metallenen Boden erzeugte ein unangenehmes Klacken, als er sich zu ihnen gesellte. Es wurde jetzt richtig beengt in der Zentrale, doch Scish sagte weiterhin nichts, als hätte er sich bereits mit der Tatsache arrangiert, keine Autorität mehr zu besitzen. »Und wir müssen das andere große Artefakt der Hatta finden und bergen.«

»Wer sind die Hatta und was hat es mit diesem Artefakt auf sich?«, fragte Kanth und sprach weiter, ehe der Skiir überhaupt zu Wort kam. »Ach ja, richtig: Das werden wir früh genug erfahren, korrekt?«

»Sie sind eine kluge Frau«, erklärte Xiin. »Es ist erkennbar, woher Ria ihre guten Gene hat.«

Kanth war nicht nach Schmeicheleien zumute, erst recht nicht aus dem Mund eines offenbar derangierten Skiir, der irgendwie mit seinem eigenen Volk gebrochen hatte, andererseits aber auch nicht, und der irgendwie mit dem Widerstand kooperierte, andererseits aber auch nicht. Wenigstens in diesem Punkt hatte Kanth etwas mit ihm gemeinsam. Sie war unfreiwillig in diese Situation hineingezogen worden – und das von ihrer eigenen Tochter.

Sicher war diese ambivalente Situation mitverantwortlich für ihre schlechte Laune. »Erde« war gar kein so schlimmer Name. Er war natürlich einfallslos und er sagte schon ein wenig über die Begrenztheit ihrer Bewohner aus, aber es gab Schlimmeres. Kanth fühlte sich einfach nicht wohl in ihrer Haut, aber das konnten auch die Nachwirkungen des bösen Faltsprunges sein, der sie aus dem System gerettet hatte, aus dem sie Xiin geholt hatten. Die Kleiner Haufen war danach nur noch ein treibender Haufen Schrott gewesen. Es hatte Tage gedauert, bis der Widerstand sie hatte bergen können. Niemand an Bord war gereizter und genervter gewesen als Kanth. So ganz konnte sie dieses Gefühl bis heute nicht abschütteln.

Abgesehen davon war die Ziemlich Schnell ein tolles Raumschiff. Insgeheim genoss sie es, dieses Schiff zu steuern. Es besaß Eleganz, ein mächtiges Triebwerk, neueste und modernste Anlagen. Es handelte sich um ein großes Kurierboot, das der Widerstand über Strohmänner gekauft hatte. Es war sogar relativ geschmackvoll eingerichtet. Kanth konnte sich nicht beklagen.

Und doch beklagte sie sich, und das unentwegt.

Vielleicht wollte sie einfach nur die Aufmerksamkeit ihrer Tochter erregen. Ria, die Spitzenagentin des Widerstands, hatte sich bald nach ihrem raschen Aufbruch rargemacht. Kanth wusste, dass das nichts Persönliches war. Ihre Tochter hatte … Dinge zu erledigen, die ihre Mutter im Zweifel nichts angingen. Das war verständlich. Es verletzte sie nicht. Gar nicht.

Vielleicht ein bisschen.

Kanth räusperte sich. Reiß dich zusammen. Ihr Mantra in diesen Tagen.

»Ein Schneller Kreuzer des Protektorats im Orbit«, meldete sie. »Ist das wirklich alles?«

»Die Erde ist gerade erst erwacht. Sie hat noch nicht ausreichend Kapazitäten zum Bau einer Systemabwehr generiert. Das wird noch eine Weile dauern. Die Menschen sind erst am Anfang ihrer Entwicklung«, dozierte Xiin.

»Manche würden sagen, sie sind am Ende, seit sie von den Skiir erobert wurden«, kommentierte Tratt scharf.

»Das ist eine sehr einseitige Sichtweise«, tadelte ihn der Skiir sanft. »Aber aus Ihrer Warte sicher nachvollziehbar.«

Verständnis war etwas, womit der Ingenieur nur schlecht umgehen konnte. Er murmelte etwas, das sein Vocoder dankenswerterweise nicht übersetzte.

»Die Frage ist eher, ob der Erde noch so viel Zeit bleibt«, unkte Scish und schaute auf die größer werdende Welt auf dem Schirm. Sie alle wussten, worauf er anspielte. Als durchsickerte, dass zumindest Teile des Patronats irgendwie für den »Zerstörer« verantwortlich waren, um ihre Machtgelüste zu befördern, hatten Prinzipat und Protektorat angefangen durchzugreifen. Drei Wochen nach der Zerstörung der Sternstation hatte ein Prozess begonnen, den niemand einen Bürgerkrieg nannte, der aber de facto einer war, und das Patronat hatte sich als erschreckend gut vorbereitet für einen solchen Fall erwiesen, zumindest jene Teile, die sich nicht sofort ergeben hatten. Das Patronat auf der Erde gehörte dem Vernehmen nach nicht in letztere Kategorie.

Das Schlimme daran war, dass niemand mehr an den Zerstörer dachte. Er war nach den Vorfällen im Argos verschwunden und seitdem nicht wieder aufgetaucht. Was auch immer er war, wie auch immer das Patronat mit ihm in Verbindung stand, sie alle mussten davon ausgehen, dass dieses undurchschaubare Ding seine eigenen Pläne verfolgte. Es hatte erst mitgespielt und die Auleli vernichtet, um ein Bedrohungsszenario aufzubauen. Und als es vor den Augen der galaktischen Öffentlichkeit bei der Sternstation effektvoll vom Patronat hätte eliminiert werden sollen, hatte es seinen ehemaligen Herren auf den Tisch gekackt. Der Zerstörer war jetzt ein Problem, das alle anging.

Und deswegen waren sie hier, auf der Erde.

Zumindest, wenn sie es schafften, zu landen, ohne Aufsehen zu erregen. Angesichts der Tatsache, dass es so gut wie keinen kommerziellen Schiffsverkehr gab, dürfte sich dies als ausgesprochen schwierig erweisen.

»Der Kreuzer hat uns entdeckt, wir werden gerufen!«, meldete Kanth nun, um die Aufmerksamkeit aller wieder auf die aktuelle Situation zu richten.

»Sehr schön«, murmelte Scish. »Ich rede. Sende die vorbereitete Kennung.«

Die Ziemlich Schnell war ein Kurierboot des Jontka-Konglomerats, eines Netzwerks aus Firmen, die eine wichtige, wenngleich nicht dominierende Rolle im imperialen Handel spielten. Besonders bekannt war es dafür, neu erwachte Welten anzusteuern, solange sich sonst niemand für sie interessierte, und mitunter den richtigen Riecher für sehr lukrative und dauerhafte Knebelverträge mit unwissenden Frischlingen zu haben. Die Tatsache, dass die Jontka sich um die Erde kümmerten, war absolut unverdächtig, und gleichzeitig war es riskant: Denn gerade aus diesem Grund gab es eine gewisse Chance, dass ein echtes Jontka-Schiff irgendwann hier auftauchen und sich sehr wundern würde, die Ziemlich Schnell hier vorzufinden. Ja, es gab Kontaktleute des Widerstands im Netzwerk, sonst hätten sie keine Originalkennung und gültige elektronische Papiere organisieren können. Aber überprüfen sollte man sie lieber nicht. Die Jontka waren erfolgreich, weil sie treue Bürger und Untertanen waren. Niemand im Imperium wurde reich ohne das Wohlwollen der Skiir.

»Jontka 6775, hier ist die Erdkontrolle. Das Protektorat grüßt Sie.«

Auf dem Schirm tauchte das nur allzu vertraute Abbild eines Skiir-Offiziers auf. Normalerweise wäre ihr Anflug das nicht wert gewesen, aber es gab um Terra so gut wie keinen Schiffsverkehr und der Diensthabende hatte sich wahrscheinlich gelangweilt. Kein Grund zur Beunruhigung, dachte Kanth.

Hoffentlich.

»Danke, Commander.« Scish erkannte den Dienstgrad auf den ersten Blick. Es war gut, solche Dinge zu wissen. »Wir erbitten Landeerlaubnis. Gibt es bereits einen offiziell designierten Raumhafen für diese erwachte Welt?«

»Den gibt es. Ich sende Ihnen die Koordinaten. Was sind Ihre Pläne?« Der Skiir machte ein knackendes Geräusch mit seinen Mandibeln, ein Ausdruck des Amüsements. »Was frage ich? Sie wollen die armen Eingeborenen kräftig übers Ohr hauen, richtig?«

»Absolut nicht«, erklärte Scish mit würdevoll vorgebrachter Ironie. »Wir wollen den Bewohnern dieser Welt helfen, sich in das Wirtschaftssystem des Imperiums zu integrieren, damit sie zu produktiven und glücklichen Untertanen der Skiir werden. Unsere Mission ist, wenn Sie so wollen, gleichermaßen karitativ wie profitabel und wird für alle Beteiligten ein Gewinn sein.«

Der Offizier knackte erneut, dann winkte er ab und die Verbindung wurde beendet. Es folgten die Koordinaten und die Landeerlaubnis. Der Raumhafen lag bei einer Stadt namens Rabat, dem Sitz des Prinzipats, das auf dieser Welt dominierend war, wenn die Angaben ihrer Quelle stimmten. Das sollten sie. Nach einer Inobhutnahme durchbrach der Widerstand frühzeitig die Blockade und schmuggelte eigene Leute auf neue Welten. Dort gab es fruchtbaren Boden für ihre Aktivitäten. Auch auf der Erde war der Widerstand vergleichsweise gut organisiert, mit Zellen, die von Pendorianern gebildet worden waren, einem humanoiden Volk, das den Menschen sehr ähnlich war und ihrem Aussehen leicht angepasst werden konnte.

Die alten Welten, gewöhnt an die Herrschaft der Skiir, fett, faul und zufrieden, waren deutlich weniger ergiebig.

Das änderte sich jetzt möglicherweise. Der Zerstörer trieb auch die Fetten und Zufriedenen vor sich her. Der Widerstand sah die Bedrohung, aber er sah auch die Chance. Es war diese Art von Zynismus, die Amata Kanth besonders widerlich fand. Dass ihre Tochter diese Haltung so klaglos akzeptierte, machte sie traurig – und bestrebt, in ihrer Nähe zu bleiben. Ria war nicht halb so selbstbewusst und selbstständig, wie sie gedacht hätte. Xiin und auch Scish ordnete sie sich deutlicher unter, als es Amata lieb war. Seltsam, dass durch so etwas der Stolz einer Mutter verletzt werden konnte.

»Amata, wenn du so lieb wärst?«, schreckte Scish sie aus ihren Gedanken. Peinlich berührt schaltete sie. Dem Leitstrahl folgend, den der Raumhafen ihnen entgegenschickte, schwebte die Ziemlich Schnell auf diese Welt hinab, einen Hinterwäldlerplaneten am Rande der Zivilisation, und es war kein Besuch, auf den Amata sich freute.

Ihr Unbehagen wuchs mit jeder Minute.

3

»Das Protektorat beschützt!«

Abhaya holte tief Luft, wartete den winzigen Moment ab, in dem alle Rekruten sich bereitmachten, und stimmte dann ein, als die etwa tausendköpfige Menge, exakt aufgereiht und in den blütenweißen Uniformen nicht voneinander unterscheidbar, den Satz wiederholte:

»Das Protektorat beschützt!«

Der Satz hallte über die Ebene und alle Rekruten holten noch einmal tief Luft, nur für den Fall, dass der Skiir-Offizier sie auffordern würde, es ein zweites Mal zu sagen. Er schien jedoch zufrieden zu sein. Es reichte auch, es einmal zu bekennen. Schließlich hatten sie ihre ganze Existenz unter dieses Motto gestellt.

Es war kühl auf dem Platz und der Wind fuhr mit einem unangenehmen Stechen durch die Paradeuniform. Nicht einer der eintausend Soldaten des neu gegründeten 4. Terranischen Regiments »Invictus« rührte sich. Es war nur ein Kern, denn die eintausend waren als Unteroffiziere und Offiziere vorgesehen, als jene, die nach Beginn der Massenrekrutierung dem Protektorat auf Terra ein vertrautes, ein menschliches Gesicht geben sollten So waren sie alle schon vor Ende der Inobhutnahme in einem recht rigorosen Prozess für diesen Moment ausgewählt worden, Teil der ersten Gruppe von insgesamt fünfzigtausend gut ausgebildeten Rekruten, die nun, nach dem Erwachen, in einer ersten Welle Zugang zu den Streitkräften des Imperiums erhielten. Abenteuerlust, Langeweile, Patriotismus, Neugierde … das waren die vier größten Triebfedern, bei Abhaya kam noch die Tradition hinzu. Zweihundert Jahre lang hatten die Menschen kein Militär besessen, doch das hatte ihre Familie, wie so viele andere in Nepal, nicht davon abgehalten, alte Traditionen im Verborgenen zu pflegen und zu erhalten. Als sich die Chance bot – für Frauen wie Männer gleichermaßen –, hatte Abhaya sich von ihren Eltern und Geschwistern verabschiedet und den Bus nach Kathmandu genommen, zum frisch eingerichteten Rekrutierungszentrum des Protektorats. Man hatte sie nach einer ersten Musterung für die Auswahlprozedur akzeptiert.

Selbstverständlich hatte man das. Abhaya war vorbereitet gewesen. Sie war immer vorbereitet.

Ein Wort erklang in der offiziellen Standardsprache des Imperiums, die Abhaya in den vergangenen sechs Monaten gepaukt hatte. Gestern waren die Ergebnisse der Examen verkündet worden. Abhaya gehörte zu den Besten des allerersten Jahrgangs.

Von jetzt an würde eine zweite sechsmonatige Ausbildungsphase beginnen, verbunden mit einer Spezialisierung. Abhaya freute sich darauf. Ob nun aus Begabung oder aufgrund ihrer Vorstudien, die letzte Zeit hatte sie nicht mehr gefordert als das harte und karge Leben in ihrer Heimat. Andere hatten es schwerer gehabt. Andere hatten es auch nicht so ernst genommen wie sie. Gut fünfundzwanzig Prozent der Rekruten hatten es nicht geschafft, sie hatten entweder aufgegeben oder waren gescheitert.

Sie hatte kein Mitleid mit ihnen. Es war nicht so, dass sie Schwäche verachtete. Sie war nicht herzlos. Aber für die Schwachen gab es einfach andere Aufgaben. Woanders mochten sie sich nützlich machen, waren in irgendetwas sicher sogar besser, als Abhaya jemals sein würde. Aber nicht hier. Nicht jetzt. Sollten sie gehen und ihren Weg finden. Sie beschritt den ihren.

Auf einer Tribüne standen Skiir-Offiziere sowie Unteroffiziere aus diversen anderen Spezies. Die planetare Führung des Protektorats lag immer noch in den Händen der Aliens, und das würde sich frühestens in einigen Jahrzehnten ändern, wenn fähige Soldaten die Ränge emporkletterten und sich bewährten. Abhaya war fest entschlossen, dazuzugehören.

Selbstverständlich würde sie das. Sie war darauf vorbereitet.

Jemand hielt eine Rede. Die Soldatin hörte nur mit halbem Ohr zu. Es gab Dinge im militärischen Zeremoniell, für die sie wenig Leidenschaft empfand. Reden gehörten dazu – vor allem, wenn sie von Offizieren vorgetragen wurden, die dafür erkennbar kein Talent hatten. Und worum sollte es schon gehen?

Tapferkeit kam natürlich darin vor, Entschlossenheit, Mut und Disziplin. Entbehrung, Ruhm, Belohnung, Aufstieg. Leuchtendes Beispiel. Erfüllung im Dienst. Sich selbst erkennen. Die Galaxis kennenlernen. Das Wohl aller beschützen. Es ging so weiter, quälend langsam, mit monoton aneinander gereihten Vokabeln, in denen jeder Pathos durch den Tonfall erstickt, jede Inspiration durch Langeweile ertränkt wurde. Skiir waren genauso begnadete oder miserable Redner wie Menschen, manche konnten es, andere nicht. Der Offizier hier, irgendein General, gehörte zu Letzteren. Das hielt ihn nicht davon ab, es mit einer Beharrlichkeit zu versuchen, die an Folter grenzte.

Alles nur Gerede. Abhaya glaubte an Pflicht und auch an Disziplin, aber das waren keine Eigenschaften, die man dauernd beschwor. Man lebte sie. Man zeigte sie, und das musste als Vorbild genügen. Man erreichte nichts, indem man unentwegt über Dinge redete, als könnte man sie beschwören wie einen Dämon. Abhaya sprach wenig. Worte waren sehr wertvoll, ihre Verschwendung eine Sünde, und jedes unbedachte Wort konnte, einmal ausgesprochen, großen Schaden anrichten. Schweigsamkeit war nicht nur sicherer, sie reduzierte auch die Belanglosigkeit, der Skiir ebenso verfielen wie viele Menschen.

Abhaya nicht. Sie suchte nach Bedeutung. Sie suchte nach Sinn. Der Dienst gab ihr einen Sinn. Sie beschützte. Ganz einfach. Kein Grund, das unnötig zu zerreden.

Es begann zu regnen. Dicke Tropfen platschten auf sie hinab und sprangen über den Beton des Platzes. Alle schauten nach vorne, zur Tribüne, wo die Skiir unter dem Baldachin standen und der General redete und redete, wie eine Vocoderstimme, ohne jede Modulation. Ihm gingen die Worte nicht aus, er griff auf einen unerschöpflich erscheinenden Vorrat an Floskeln zurück, angesammelt über Hunderte von Jahren.

Feuchtigkeit tropfte in ihren Kragen und rann in feinen Rinnsalen ihren Rücken hinab. Es kitzelte. Ein keinesfalls unangenehmes Gefühl. Es war kühl, aber nicht vergleichbar mit einem Schneesturm in ihrer Heimat, und auch durch den war sie gewandert, mit ihrem Vater und ihren Geschwistern, wenn es notwendig war.

Es machte nichts.

Der Skiir war fertig. Ihr entging die Andeutung eines kollektiven Aufatmens keinesfalls. Erleichterung. Abhaya wartete nur noch, bis der Befehl gegeben wurde. Es war vorbei. Ein Ruf erscholl, wie erwartet. Dann wandte sich das ganze Regiment um, exakt und gut aufeinander abgestimmt, und marschierte auf die Unterkünfte zu.

Der Rest des Tages war frei, genug Zeit für Abhaya, die eigene Ausrüstung durchzusehen, zu säubern und am Abend eine gebuchte Stunde im Trainingszentrum zu absolvieren. Schießübungen mit der HXK Sharp, dem Standardsturmgewehr für irdische Soldatenhände, eine auf ihre Physiologie abgestimmte Version der Waffe, die von allen Protektoratssoldaten geführt wurde. Manche Rekruten würden nach Entspannung und Ablenkung suchen. Abhaya war da nicht anders. Es gab nichts Entspannenderes als die Ausrüstung zu pflegen. Die gute alte Tradition des Stiefelputzens hatte etwas Meditatives. Sie freute sich darauf.

»Rekrutin!«

Der Ruf galt ihr. Sie hatte die Tür zum Gebäudekomplex kaum durchschritten. Der Rufende war Sergeant Drambani, ein Vertreter des Volkes der Scampi, die zwar nicht so hießen, aber irgendwie so aussahen. Drambani war kein typischer Drill-Sergeant, tatsächlich hatte Abhaya feststellen dürfen, dass in der militärischen Ausbildung des Protektorats wenig geschrien und geflucht, dafür extrem hart und intensiv gelernt wurde, und Drambani hatte sich weniger durch autoritäres Gehabe, sondern vielmehr durch eine effektive Pädagogik ausgezeichnet. Abhaya musste zugeben, dass sie das anfangs irritiert hatte. Die vergangenen sechs Monate waren eine Reise gewesen, während der sie gezwungen gewesen war, manche Stereotype aufzugeben. Allein für diese Art der Horizonterweiterung – ehe sie überhaupt die Erde verlassen hatte – war sie sehr dankbar. Abhaya lernte mit der gleichen Disziplin, mit der sie Gewaltmärsche in der schweren Kampfrüstung absolvierte. Disziplin war das Hauptmerkmal, in dem sie allen anderen Rekruten überlegen war.

»Sergeant?«

»Sie haben jetzt dienstfrei, aber …«

»Wohin?«

»In mein Büro.«

Sie folgte ihm. Sie war nicht gut in Konversation. Sie hasste es, wenn Leute um den heißen Brei herumredeten. Sie wollte, dass die Leute zur Sache kamen, wenn sie mit ihr sprachen. Gab es etwas, das ihr nicht passte, würde sie es entweder sagen oder, entsprechend der Situation, einfach tun, was ihr befohlen wurde. Aber sie hasste dieses Gelaber.

»Setzen Sie sich.«

Sie tat es.

Der Sergeant sah sie an. Seinen Gesichtsausdruck konnte sie nicht lesen, denn er hatte keinen. Sein schmales Gesicht war starr, bedeckt von einer Chitinplatte und erinnerte an einen Skiir. Er drückte sicher irgendwie Gefühle aus. Abhaya war das nicht wichtig. Wen interessierte, was ein Sergeant empfand? Allein, was er befahl, war von Bedeutung.

»Ihre Noten sind exzellent, Rekrutin. Ich habe eine Nachricht vom Oberkommando. Die besten fünf Prozent, die in einigen Bereichen besondere Leistungen zeigen, werden zu einem Sonderkurs abkommandiert. Spezialkräfte. Wissen Sie, was das ist?«

»Nein. Ich kann es mir denken, aber: nein.«

»Sonderkommandos. Für spezielle Aufgaben. Die Besten der Besten. Der Stolz des Protektorats.« Drambani sah in ihr Gesicht. Auch wenn sie nichts in seinem Gesicht lesen konnte, hatte er gelernt, die Mimik der Menschen zu lesen. »Sie mögen keinen Pathos. Wie fanden Sie die Rede des Generals eben?«

»Ausdauernd.«

Drambani lachte klickend. Scampi lachten gerne. Man traute es diesen starren, stolzierenden Aliens nicht zu, aber sie hatten Humor. Deutlich mehr als Abhaya. Sie empfand es als erfrischend. Wenn sie auch selbst wenig lachte, respektierte sie ein ehrliches Lachen bei anderen.

»Die Zeit der Reden ist vorbei. Man hat Sie angefordert. Es ist aber eine freiwillige Entscheidung, denn Sie haben dafür nicht unterschrieben. Das Protektorat nimmt Verträge ernst. Sie können sich also entscheiden.«

»Auf der Basis ungenügender Informationen.«

Drambani machte eine Geste der Zustimmung. »So ist es. Die Spezialeinheiten sind nicht zuletzt deswegen so effektiv, weil man nur wenig über sie weiß. Wie sagen die Menschen? Ein Sprung ins kalte Wasser? Ich weiß nicht, ob diese Analogie zutrifft. Aber ja. Deswegen auch freiwillig. Es besteht ein Risiko. Ich überlasse es Ihnen.«

Abhaya sah Drambani an. »Wenn man es Ihnen anbieten würde – würden Sie …?«

»Nein. Mein Krabbenarsch ist mir zu wertvoll. Ich diene jetzt seit zwanzig Jahren und ich habe dabei zwei echte Feldzüge mitgemacht. Das reicht mir. Ich bin niemand, der Freude an diesen Dingen hat. Aber das Protektorat ist in meiner Heimat einer der wenigen Wege, was von der Galaxis zu sehen. Wir haben sonst nicht viel zu bieten. Erbärmlicher Drecksklumpen.«

»Auf den Sie am Ende Ihrer Dienstzeit zurückkehren werden.«

»Aber sicher.« Drambani klickerte. »Und dafür hilft es, am Leben zu bleiben. Ich würde es also nicht tun. Es stirbt sich leichter bei den Kommandos. Teil ihres Nimbus. Die Elite des Protektorats. Ich bleibe lieber hier.«

Er machte eine wedelnde Bewegung mit seinen vier Armen, die Abhaya nicht richtig verstand. Sie schaute den Sergeanten an und fragte sich, wie es die Skiir schafften, gleichzeitig eine so starke Kontrolle in ihrem Reich auszuüben und auf der anderen Seite Defätisten wie Drambani nicht nur zu dulden, sondern nahezu sorgenfrei leben zu lassen. Natürlich, er war seit zwanzig Jahren Sergeant, was einiges über seine Karriereperspektiven aussagte. Aber er wirkte sehr entspannt für eine Krabbe.

Abhaya dachte einige Augenblicke über die Sache nach. Sie musste ihre Motivation nicht lange erforschen. Sie war eine schnelle Denkerin und zögerte Entscheidungen nicht endlos hinaus. Und sie liebte das Unerwartete.

»Wirkt es sich auf meine Dienstzeit aus?«

»Nein, der Vertrag gilt, wie er abgeschlossen wurde.«

»Wie ist die Bezahlung?«

»Nach Absolvieren der zusätzlichen Ausbildung bekommen Sie das Doppelte, plus Zulagen.« Drambani klickerte erneut. »Wer überlebt, ist wohlhabend. Es winkt auch eine doppelte Pension. Und eine bevorzugte Beförderung, wenn man verletzt wird oder dienstunfähig. Man wird nett zu Ihnen sein, so lange sie noch etwas davon haben.«

Abhaya war nicht wegen des Geldes zum Militär gegangen – aber es war immer gut, hin und wieder sein Augenmerk auf Finanzfragen zu richten. Ihre Familie war arm. Die Höhe ihres Soldes war nicht ohne Belang. Und so entschloss sie sich.

Sie nickte. Drambani verstand diese Geste.

»Ich tue es.«

»Sind Sie sich sicher?«

»Nein. Aber können wir uns in allem immer sicher sein? Wenn wir nur darauf achten, gehen die Möglichkeiten des Lebens an uns vorbei.«

Der Sergeant machte wieder das klackernde Geräusch.

»Eine Rekrutin mit Lebensweisheit. Sie wären eine unerträgliche Untergebene und eine noch unerträglichere Vorgesetzte. Ich bin froh, dass Sie gehen, dann bin ich Sie los.«

Ob und wie weit der Sergeant das ernst meinte, wollte Abhaya nicht wissen. Es war irrelevant, denn der Scampi war ab sofort nicht mehr Teil ihres Lebens, und es gehörte zu ihrem Verständnis effizienter Lebensführung, sich nur mit jenen Wesen zu befassen, die sich auch mit ihr befassten. Drambani war Vergangenheit und damit völlig bedeutungslos.

Sie erhob sich und salutierte, eine Geste, die das Protektorat von den alten irdischen Militärs übernommen hatte, zumindest für die irdischen Rekruten.

Drambani klickerte und winkte sie hinaus.

»Ich mache die Befehle fertig!«, rief er ihr nach, als sie sich abwandte. »Sie reisen binnen vierundzwanzig Stunden ab.«

Sie blieb stehen.

»Wohin?«

»Das fragen Sie jetzt?«

»Also, wohin?«

Drambani zeigte mit allen vier Armen in den Himmel.

»Da hin. Weit, weit weg.«

Diese Antwort genügte ihr. Denn genau da wollte sie hin.

4

Ulaa blickte voller Entsetzen auf die Nachrichtenkonsole. Seine hektischen Bewegungen und das gelegentliche Zittern seiner dürren Arme waren eines Erfüllers und Ratsmitglieds eigentlich unwürdig. Ihm fehlte die durchgeistigte Würde, die innere Gelassenheit, die man von einem Skiir seines Ranges im Patronat erwartete.

Es war gut, dass sein Publikum sehr klein war und aus treuen Anhängern bestand. Vor ihnen durfte er sich gehen lassen, zumindest ein wenig. Seit der Katastrophe bei der Sternstation, während der ihnen die Kontrolle über den Zerstörer entglitten war, brach alles zusammen. Nicht nur, dass das Prinzipat die Aufzeichnungen seiner Rede und ihres unwürdigen Endes ausgewertet hatte und dass die vollmundig angekündigte Abwehrwaffe sich als die Schimäre herausgestellt hatte, die sie nun einmal war – der Widerstand hatte Aufzeichnungen der Forschungsstation, auf der sie die Funde von der Erde untersucht und zur Reife gebracht hatten, um dann die treuen Mitarbeiter durch den Kuss von ihrer materiellen Existenz zu erlösen, in der Galaxis verbreitet.

Was natürlich die Investigator-Auguren des Prinzipats ganz anders sahen. Ebenso wie der Admiralsstab des Protektorats, der sofort drastische militärische Maßnahmen gegen die Verräter gefordert hatte. Das alles hätte man noch irgendwie schönreden können, aber dann hatten die fanatischsten Gefolgsleute des Patronats, die Kommandanten der Heiligen Schwingen, sich gegen das Protektorat gewehrt, ehe dieses auch nur angegriffen hatte.

Eins war zum anderen gekommen. Ulaa war die Kontrolle entglitten. Er hasste es, wenn das passierte. Er war es gewöhnt, dass stets geschah, was er für richtig hielt.

Das Imperium stand vor einem Bürgerkrieg. Es ging um alte Feindschaften, alte Rechnungen, alte Schulden – manche über Jahrhunderte gepflegt, aufbewahrt und aufgerechnet. Alle Spannungen, all die unterdrückte Unzufriedenheit, alle Machtgelüste, jede Erniedrigung der letzten Jahrzehnte, jede Beleidigung, alles fand nun seinen Weg an die Oberfläche. Es war, als hätte jemand die scheinbar glatte und makellose Außenhaut einer Wunde aufgeschnitten und würde nun den darunter seit langer Zeit schwärenden Krebs entdecken, der sich nun, befreit aus einem Gefängnis von Lüge, Höflichkeit, Vorsicht und Angst, Bahn brach.

Ulaa überblickte noch gar nicht alle Konsequenzen.

Was er sah, waren die Meldungen von allen Welten, die dem Patronat nahestanden. Sie sprachen von Stolz und Würde und Defätismus, von Widerstand und Verteidigung. Das Patronat fühlte sich missverstanden, hintergangen und beleidigt, vor allem jene unter den Erfüllern, die nicht Teil des Plans gewesen waren, die gar nichts von dem Artefakt und dem daraus geschaffenen Zerstörer gewusst hatten. Verschwörungstheorien schwirrten umher. Der Zerstörer war ein Trick, um das Patronat in Misskredit zu bringen. Die Erfüller waren die Opfer, nicht die Täter. Die geheime Superwaffe war von Neidern und Agenten sabotiert worden. Das waren gute Theorien, gute Gerüchte, die Ulaa halfen, ein wenig Loyalität zu bewahren, bei den Wankelmütigen genauso wie bei den Ängstlichen. Aber es war kein richtiges Fundament.

Ulaa musste entschlossen und entschieden handeln.

Er berührte Sensorpunkte auf dem Schirm vor ihm. Er wählte jene Gerüchte und Theorien aus, die das Patronat im besten Licht erscheinen ließen, und verstärkte sie, indem er ihnen Ressourcen des eigenen Medienimperiums, der eigenen Netzwerke, der Propagandisten und Indoktrinatoren zuwies. Er ließ zu, dass die abwegigen Entschuldigungen widerlegt wurden, lehnte sie sogar selbst ab und verbreitete Würde und Gelassenheit, obgleich ihm beides abhandengekommen war. Der niedrigschwellige Waffenkonflikt wurde durch einen schrillen, lauten und ebenso zerstörerischen Kampf der Ideen überlagert. Wortschmiede machten sich ans Werk, verdrehten geschickt und hinterlistig die Wahrheit, würzten Fakten mit der vagen Andeutung von Manipulation und manipulierten selbst, weniger durch Behauptungen, viel mehr durch Fragen. »Ist denn nicht auch …?« – »Haben denn nicht ebenso …?« – »Wie war es denn, als …?« Schöne Fragen, oft höflich gestellt, verbunden mit dem Schein der Ernsthaftigkeit, glaubwürdig formuliert, gesprochen von sorgfältig erstellten und konstruierten Medienpersönlichkeiten, die Vertrauenswürdigkeit verströmten. Kleine Saaten des Zweifels. Ein wenig »Und wenn nun doch« auf der einen Seite, eine Prise »Es könnte ja auch« auf der anderen. Und alles so feinsinnig komponiert, dass es sich gegenseitig verstärkte und komplettierte.

Ulaa war gut darin. Es war seine Spezialität. Der Rat war handlungsunfähig, verstreut in alle Winde. Nicht alle waren auf ihrer Seite, manche kooperierten sogar mit dem Protektorat. Doch Ulaa hatte eine fast vollständige Kontrolle über das Medienimperium des Patronats, und er spielte auf dieser Klaviatur ein meisterhaftes Stück. Über Jahrzehnte, seit der Große Plan in Angriff genommen worden war, seit sie auf der Erde die Artefakte gefunden und ihre Bedeutung erkannt hatten, war das Patronat sehr aktiv darin gewesen, sich die Instrumente der imperialen Beeinflussung zu Diensten zu machen. Dazu gehörten auch viele, die gar nicht wussten, für wen sie eigentlich arbeiteten. Erst jetzt, da Ulaa die Schläfer weckte und sanften Druck auszuüben begann, wurde den Mitarbeitern klar, wer ihr Arbeitgeber war. Und sie hatten die Wahl, entweder zu tun, was Ulaa und sein Stab forderten, oder sich eine neue Arbeit zu suchen.

Alle wurden hervorragend bezahlt. Schon immer. Darauf war größter Wert gelegt worden. Und wer sich einen gewissen Lebensstil angewöhnt hatte, gewisse Privilegien und Zugänge genoss, den Respekt und das Ansehen und die Schleimerei, die den Wohlhabenden nun einmal von den weniger Gesegneten entgegengebracht wurden, der verzichtete nur ungern darauf.

Ulaa war diesbezüglich recht zuversichtlich.

Doch dies war nur ein Schlachtfeld. Und er wusste, dass es auf anderen derzeit noch nicht so gut aussah. Was ihn aber besonders beunruhigte, war, wohin der Zerstörer verschwunden war, was er von der Sternstation mitgenommen hatte – oder besser gesagt, wen! – und welche Absichten er hegte. Was diese Fragen anging, war er so schlau wie jeder andere Skiir, und das löste Angst in ihm aus. Er wusste genau, wozu dieses Ding in der Lage war. Sie hatten noch lange nicht alles gesehen.

»Herr, ein Ruf … der Vorsitzende des Prinzipats.«

Ulaa verharrte regungslos. Für ihn? Warum für ihn? Was hatten sie herausgefunden? Wer hatte geredet?

»Sicher?«

»Sicher.« Der Skiir, der ihm die Meldung brachte, stand voller Ehrerbietung da.

»Stellen Sie es in mein Büro durch.«

Ulaa wandte sich ab und marschierte aus dem Lagezentrum in sein Büro. Scalia war eine alte imperiale Welt, die Bevölkerung bestand aus Verteidigern des Glaubens, treuen Verbündeten des Patronats. Er hatte aus gutem Grund hier sein Hauptquartier aufgeschlagen. Hinzukam, dass sich im Asteroidengürtel die zweite Station befand, die sich mit dem Zerstörer befasst hatte. Was mit ihr geschehen würde, war noch nicht entschieden worden. Manche forderten ihre Vernichtung, um die Spuren zu verwischen. Andere betonten, dass die Experten dort wichtig waren, um den Zerstörer aufzuhalten. Ulaas persönliche Ansicht war, dass es dazu bereits zu spät war. Vor allem, seitdem das Protektorat in einem Handstreich eine Vielzahl an Artefakten aus dem Besitz des Patronats erbeutet hatte, und die dazugehörigen Experten gleich dazu. Man wollte sichergehen, dass die Erfüller kein Schindluder damit trieben. Ulaa musste zugeben, dass er an ihrer Stelle genauso gehandelt hätte.

Er aktivierte die Abschirmung, ehe er das eingefrorene Hologramm vor sich freigab. Der Skiir war ihm wohlbekannt. Sein Name war Liim, er war einer der drei Vorsitzenden des imperialen Prinzipats. Der Skiir war alt und seine Bewegungen bedächtig. Ulaa ließ sich davon nicht täuschen.

»Ich grüße Euch, Erfüller«, sagte Liim und machte die Geste des Respekts, eine automatische Höflichkeit ohne Bedeutung, die Ulaa ebenso automatisch erwiderte. Es gab keinen Respekt zwischen ihnen, nur Rivalität, und bald Hass. Doch die Form wollte gewahrt bleiben, bis zum Schluss.

»Vorsitzender, es ist mir eine Ehre«, log er. »Die Krise ist groß. Ich freue mich, dass wir uns austauschen können.«

»In der Tat. Kendir ist gefallen, Erfüller. Wer von euch Vollidioten hat der Systemflotte den Befehl gegeben, sich dem Protektorat mit Waffengewalt entgegenzustellen?«

Ulaa beherrschte sich mustergültig. Kendir? Gefallen? Was für Waffengewalt? Er hatte absolut keine Ahnung!

»Ich werde Nachforschungen anstellen. Gefallen? Was genau bedeutet das?«

»Das bedeutet, nachdem die 12. in einer tagelangen Schlacht die Systemflotte niedergerungen hat und der flüchtige Erfüller ins All geblasen wurde, haben Landetruppen alle urbanen Zentren der Welt unter ihre Kontrolle gebracht. Es bedeutet, dass das Protektorat den Ausnahmezustand ausgerufen hat. Es bedeutet, dass ein Militärgouverneur eingesetzt wurde. Es bedeutet, und jetzt kommen wir zum wirklich saftigen Teil, dass das Protektorat sehr wütend und sehr entschlossen ist, denn es hat bei der Schlacht einen der berühmtesten und angesehensten Admirale der gesamten Flotte verloren.«

Ulaa konnte sich auf sein Gedächtnis verlassen.

»Huaan? Die 12., ja?«

»Tot. Das Protektorat ist nicht erfreut. Wir haben es zur Mäßigung aufgerufen, aber wenn ich mich recht entsinne, gelten die Bewohner Kendirs als besonders fanatische Anhänger des Patronats. Darf ich kurz spekulieren, was jetzt im Einzelnen passieren wird, Erfüller?«

»Nicht nötig, ich kann es mir denken.«

Ein plötzliches Grauen erfüllte Ulaa. Er würde um die Seinen trauern müssen, lange und intensiv. Später, wenn Zeit dafür war.

»Wer hat den Befehl zum Widerstand um jeden Preis gegeben?«

»Ich weiß es nicht. Kendirs Erfüller wahrscheinlich.«

»Er war planetarer Erfüller. Jemand aus dem Rat muss ihn ermuntert haben.«

»Der Rat ist zurzeit … nicht richtig handlungsfähig.«

Es fiel Ulaa etwas schwer, das zuzugeben, aber es war kein Geheimnis, und sicher nicht für jemanden wie Liim. Der wirkte auch alles andere als überrascht.

»Wer entscheidet im Patronat derzeit? Rede ich mit jemandem, der entscheidet?«

Ulaa fand, dass die Frage unfair war. Aber sie war nicht unberechtigt, vor allem, da er sie sich selbst stellte. Das Netzwerk jener Erfüller, die den Zerstörer gelenkt hatten, funktionierte noch ganz gut, doch es durfte nicht allzu offensiv tätig werden. Wer handelte, wer koordinierte, wer sich als effektiv erwies, wurde möglicherweise zum Ziel. Ihre Kabale in Bezug auf jedes darin verwickelte Individuum zu enthüllen, würde es ihren Gegnern leichter machen, die Verantwortlichen zu identifizieren und gezielt auszuschalten. Also musste sich auch jemand wie Ulaa bedeckt halten.

»Sie reden mit einem, der entscheidet, aber nicht dem Einzigen. Wir versuchen, eine Ratssitzung zu organisieren. Wenn das Protektorat unsere Erfüller jagt oder tötet, hilft das übrigens nicht.«

»Das werfen Sie der Admiralität vor?« Liim klang beinahe ernsthaft ungläubig. »Nach den Demütigungen, die das Patronat der Flotte in den vergangenen Jahrzehnten zugefügt hat? Was sollte da Ihrer Ansicht nach die zu erwartende Reaktion sein? Zurückhaltung? Wie viele Auleli sind gestorben, Erfüller Ulaa? Wie viele Wesen starben auf der Sternstation im Argos-System? Wissen Sie, dass wir immer noch zählen? Die Hälfte aller offiziellen Botschafter sind tot! Das Protektorat konnte sie nicht beschützen! Welch ein Ansehensverlust! Wir hören Proteste und Nachfragen aller planetaren Regierungen, übrigens ganz unabhängig davon, welchem der drei Arme unseres Reiches sie sich zugehörig fühlen! So etwas ist in der mehrtausendjährigen Geschichte des Imperiums niemals zuvor geschehen. Und wer ist dafür verantwortlich?«

»Der Zerstörer.«

»Das Patronat.« Liim verlor etwas die Selbstbeherrschung. Für Ulaa war das ein Warnsignal. Das kam zu selten vor und war daher ein Zeichen der Krise, in die sie alle hineinschlitterten.

»Ich muss Sie darauf hinweisen, dass wir erst die Ergebnisse der Untersuchung …«

»Beleidigen Sie nicht meine Intelligenz!«, herrschte Liim, der offenbar am Ende seiner Geduld war. »Die Informationen …«

»Der Widerstand …«

»Schluss! Sie wissen es. Wir wissen es. Das Protektorat weiß es auch, und gerade ist einer ihrer höchsten und berühmtesten Admiräle von einer Flotte aus Heiligen Schwingen und patronatstreuen Systemverteidigern getötet worden. Ulaa, Sie sind doch kein Narr. Hören Sie auf, über Untersuchungen zu reden oder über Beweise oder die Frage, wer was und wann getan hat. Das Patronat muss sich erklären. Es muss Abbitte leisten. Es muss sich dem Urteil des Imperiums unterwerfen. Alle Akten müssen offengelegt werden, alle Schuldigen sind auszuliefern. Sie wissen so gut wie ich, dass das die einzige Chance sein wird, einen Bürgerkrieg im Keim zu ersticken. Es wurde schon zu viel Blut vergossen. Skiir töten Skiir. Das ist unerhört. Das muss enden. Sie müssen es beenden!«

»Das sind unannehmbare Forderungen!«, erwiderte Ulaa kalt. Sie waren nicht zuletzt deswegen unannehmbar, weil er selbst auf einer solchen Liste stehen würde, mit unvorhersehbaren persönlichen Konsequenzen. »Unannehmbar!«, bekräftigte er. »Wir können eine gemeinsame Kommission …«

Er sprach zu einer erloschenen Projektion. Dort schwebte nicht länger das Antlitz Liims, sondern nur das Symbol des Prinzipats, ihr Gespräch war beendet worden.

Ulaa holte tief Luft, um sich zu sammeln.

Nein, der Vorschlag einer gemeinsamen Kommission war nicht gut angekommen.

Wirklich zu schade.

5

Es war dunkel im Inneren des Zerstörers. Als sie erwachten, sahen sie nichts, mit Ausnahme Eders, dessen verbesserter Körper auch über eine außergewöhnlich gute Wahrnehmung zu verfügen schien. Es roch seltsam, nach verrottetem biologischem Material, ein wenig wie in einem Dschungel, aber ohne die damit einhergehende Hitze. Tatsächlich war es eher kalt.

Eder erwachte als Erster. Er entsann sich nur dunkel der Ereignisse auf der Sternstation. Auf dem Weg zu Bixas Fluchtschiff waren sie in intensive Kämpfe geraten und getrennt worden. Als er mit Brunta zusammen einer Gruppe von … Zerstörermenschen gegenüberstand, war etwas mit ihnen passiert. Eine besondere Waffe? Eder zermarterte sich einige Minuten das Gehirn, doch seine Erinnerung wollte nicht klarer werden.

Sie hatten alle das Bewusstsein verloren, so viel stand fest.

Er war nicht allein. Seine modifizierten Sinne nahmen Wärme verschiedener Körper wahr. In dem großen Raum, bar jeden Mobiliars, lagen gut ein Dutzend Gefangene und alle verharrten in tiefem Schlummer. Er stieß eine Person neben sich an, schüttelte sie etwas, doch sie reagierte nicht. Er hatte jedes Zeitgefühl verloren, doch sie konnten sich nicht erst seit einigen Minuten hier aufhalten. Sein Körper signalisierte ihm das starke Bedürfnis, pinkeln zu müssen, und das war nichts, was allzu häufig auftrat, so gut kannte er sich mittlerweile auch in seiner neuen Form.

Stunden. Bestimmt Stunden. Und ihr Schlummer war eindeutig nicht natürlich. Dass er erwacht war, hing mit dem zusammen, was er war. Die Zerstörermenschen unterschätzten ihn, oder es war ihnen einfach egal. Eder musste davon ausgehen, dass es aus diesem Kerker weder eine einfache noch eine offensichtliche Fluchtmöglichkeit gab.

Seine Sinne wanderten zu der großen Wärmequelle in einer Ecke, es musste sich um Brunta handeln. Dass der Borko bei ihm war, tröstete ihn seltsamerweise. Eder war kein Mensch, der seine Zeit gerne alleine verbrachte. Eine vertraute Gestalt bei sich zu wissen trug zu seinem Seelenfrieden bei.

Sonst allerdings nicht allzu viel. Warum war er am Leben? Was wollte der Zerstörer von ihm und den anderen? Welches Schicksal hatten Bixa, Leybold und Kit’ca erlitten? Auf all diese Fragen gab es derzeit keine Antworten. Niemand schien bemerkt zu haben, dass er wach war, keiner sprach ihn an. Es gab absolut keine Reaktion, auch nicht, als er sich erhob und vorsichtig umherwanderte, die Wände nach Hinweisen auf eine Tür oder etwas anderes abtastete. Es war, als sei er hier hineingeworfen und vergessen worden.

Als er eine Stelle weit genug von den anderen entfernt gefunden hatte – der Kerkerraum war groß und für sein Volumen mit dem Dutzend Gefangenen eher spärlich belegt –, stellte er sich hin, schämte sich ein wenig und pinkelte an die Wand. Selbst diese Tat löste keine Reaktion aus. Die Flüssigkeit lief harmlos die Wand entlang, für Eder aufgrund der emittierten Wärme gut erkennbar, und bildete eine kleine Pfütze. Es war ihm ein wenig peinlich, so irrational das angesichts seiner Situation auch sein mochte. Er intensivierte seine Suche nach einem Ausgang, und hatte diese bereits fast aufgegeben, als seine tastenden Hände plötzlich statt der unnachgiebigen Härte der Wand etwas Weiches spürten.

Er zuckte zurück. Hatte er jemanden berührt? Er hatte keine Wärme gespürt. Eine Leiche?

Eder überwand sich, tastete erneut und kam erleichtert zu dem Schluss, es nicht mit einem Leichnam zu tun zu haben. Eine fast viereckige Fläche in der Wand, gut zwei Meter hoch und einen Meter breit, ließ sich ein wenig eindrücken und erweckte in ihm die Hoffnung, doch so etwas wie eine Tür gefunden zu haben.

Doch wie sollte er sie öffnen?

Er beschloss, sich einfach dagegenzustemmen, und stolperte fast, als das Material nachgab, ihn mit einem leisen, schmatzenden Geräusch aufnahm und auf der anderen Seite wieder in die Dunkelheit ausspuckte.

Eder hielt inne und bemühte sich um Orientierung. Er kam zu dem Schluss, in einem weiteren Kerkerraum gelandet zu sein. Wieder ein Dutzend ruhende Gestalten unterschiedlicher Größe. Er flüsterte. Er rief, sanft, um niemanden zu ängstigen. Keine Reaktion.

Der Weg nach draußen war das jedenfalls nicht.

Erneut tastete er sich an der Wand entlang. Er erreichte an exakt derselben Stelle – das sagte ihm zumindest sein Orientierungssinn – wieder eine weiche Wand und durchschritt sie mit der gleichen Entschlossenheit. Wie erwartet bot sich ihm auf der anderen Seite das gleiche Bild: Es war auch hier stockdunkel und er nahm die Wärme weiterer schlafender Individuen wahr.

Wie lange würde das noch so weitergehen? Und wie viele Gefangene hatte der Zerstörer gemacht?

Eder wusste auf diese Fragen keine Antwort, sein Bedürfnis, mehr zu erfahren, ließ aber nicht nach. Sein Körper verfügte über Ausdauer und er verspürte keine Müdigkeit, also machte er weiter wie bisher. Ging er im Kreis? Waren all diese Kerker in einem Ring angeordnet und miteinander verbunden? Welchen Zweck sollte das erfüllen?

Eine halbe Stunde verging, in der er drei weitere Räume durchmaß, stets mit großer Vorsicht. Im dritten fand er Dunkelheit, aber keine Wärmesignaturen ruhender Körper. Hier schien sich niemand außer ihm selbst aufzuhalten und das war immerhin eine Veränderung.

Er kam zu der weichen Stelle und trat hindurch.

Er blinzelte. Es war kein grelles Licht, das in seine Augen drang, eher ein blasser Schimmer, aber es war Licht und er konnte seine Umwelt erkennen. Ein niedriger Gang, in dem er kaum aufrecht stehen konnte. Es war noch kühler als im Kerker. Der Sauerstoffgehalt der Luft war niedrig, aber das konnte sein Körper eine Weile kompensieren, wie er zufrieden anhand seiner Reaktionen feststellte. Er atmete langsam und regelmäßig, als er sich für eine Seite entschied und den Gang langsam entlangschritt. Die Wände bestanden aus einem dunkelgrauen Material, das feine schwarze Adern zu durchziehen schienen. Berührte er die Wand, fühlte sie sich beinahe warm an und das machte die niedrige Temperatur der Luft umso verwunderlicher. Das Licht schien von überallher zu kommen, Eder konnte jedenfalls keine eindeutige Quelle ausmachen. Hin und wieder hielt er inne, um zu lauschen, aber nahm nichts anderes wahr als seinen eigenen flachen Atem und das Geräusch seiner vorsichtigen Bewegungen. Nichts und niemand schien sich hier zu rühren.

War er an Bord des Zerstörers? Das war ohne Zweifel die naheliegendste Erklärung. Wenn dies ein Raumschiff war, warum hinderte ihn niemand an seiner Erkundung?

Eder wusste, dass der Zerstörer groß war, größer als die meisten Skiir-Schiffe, und dass er die Anlage niemals zu Fuß würde durchmessen können. Der Zerstörer war irgendwohin unterwegs, so viel stand fest, und spätestens wenn sie an ihrem Ziel ankamen und die Gefangenen einem ihm unbekannten Zweck zugeführt wurden, musste sein Fehlen auffallen. Eders besondere Konstitution würde sich als besonders interessant erweisen und die kurze Vision von unaussprechlichen Experimenten, die die Besatzung dieses Dings an ihm durchführen würde, hatte beinahe etwas Tragikomisches.

Er konnte nicht recht daran glauben.

Aber wenn man ihm bis vor wenigen Wochen erzählt hätte, dass er in einem transformierten Superkörper durch absolut stille Gänge einer planetenzerstörenden Entität wandern würde, deren Besatzung offenbar aus Menschen von der Erde bestand, hätte er das für möglich gehalten?

Eder mahnte sich, seine Überlegungen von allzu festgefahrenen Vorstellungen zu befreien. Er musste sich für weitere Überraschungen wappnen und die meisten davon, dessen war er sich recht sicher, würden unangenehmer Natur sein.

Eine Öffnung im Gang zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Er trat hindurch und fand sich in einer Art Krankenstation wieder, zumindest war das seine spontane Assoziation. Tankartige Betten standen in drei langen Reihen, und darauf lagen die Menschen, die dieses Schiff bevölkerten und sie auf der Sternstation angegriffen hatten. Sie trugen die seltsamen Rüstungen nicht – oder sie trugen sie doch: Als Eder herantrat, erkannte er, dass die Haut der Ruhenden von einer dünnen schwärzlich schimmernden Schicht überzogen war, die nur Hände und Gesicht frei ließ. Ihre Brustkörbe hoben und senkten sich, die Augen waren geschlossen. Sie hatten ihn nicht wahrgenommen und sein Eintreten hatte erneut keinen Alarm ausgelöst. Eder betrachtete die Gesichter. Es waren Männer und Frauen und alle lagen in der exakt gleichen Position da. Es war, als habe sie jemand ein- und wieder ausgeschaltet, eine Analogie, die Eders Verstand sogleich beschäftigte. So roboterhaft gleichförmig, wie die Menschen hier ruhten, drängte sich der Eindruck auf, es hier nicht mit eigenständigen Individuen zu tun zu haben, sondern mit Instrumenten. Der Eindruck wurde natürlich durch die simple Tatsache verstärkt, dass alle Männer exakt das gleiche Gesicht hatten, ebenso wie alle Frauen, wie absolut identische Klone, die sie wahrscheinlich auch waren. Werkzeuge. Sklaven.

Er stellte fest, dass in regelmäßigen Abständen einer lag, der sich ein wenig von den Restlichen unterschied. Er trug auf der Brust einen gut erkennbaren roten Streifen, wie eine Art Rangabzeichen, und diese herausgehobenen Individuen waren so im Raum verteilt, dass sie immer im Zentrum einer Gruppe lagen. Waren das Offiziere? Benötigte der Zerstörer tatsächlich so etwas wie eine delegierte Autorität? Eder konnte es sich fast nicht vorstellen, es widersprach dem Eindruck von Allmacht, den er bisher von dieser Entität gewonnen hatte.

Er schritt die drei Bettreihen entlang auf der Suche nach anderen ungewöhnlichen Dingen, einer weiteren Abweichung. Er fand nichts. Er suchte nach Schränken, die vielleicht persönliche Habseligkeiten enthielten, doch es gab nichts Dergleichen. Er suchte nach sanitären Anlagen, aber die gab es, zumindest hier, ebenfalls nicht. Nur die schlafenden Männer und Frauen in ihren hautähnlichen schwarzen Bekleidungen, die alles zu sein schienen, was sie benötigten.