Digitalisierung. - Astrid Böger - E-Book

Digitalisierung. E-Book

Astrid Böger

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Beschreibung

Digitalisierung - Ein Schlagwort, das die Gesellschaft zum Beben bringt? Netzwerke, Telemedizin, Videosprechstunden, Globalisierung, Interoperabilität - alles hängt mit allem irgendwie zusammen. Handelt es sich um technologische Herausforderungen oder geht es vor allem um knallharte wirtschaftspolitische Interessen, die die Errungenschaften des wissenschaftlich-technischen Fortschritts bei uns nicht ankommen lassen? Zwei Frauen, die nach Erklärungen für die sich weiter zuspitzende Weltlage suchen, treffen sich, um Fragen und Hypothesen zu Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu diskutieren. Die Journalistin Katharina und die Wissenschaftlerin Romy reflektieren aktuelle Herausforderungen der Gegenwart anhand historischer Ereignisse und schlagen so den Bogen in die Zukunft. In diesem Band steht ein internationales Projekt zur Etablierung einer telemedizinischen Videosprechstunde im Vordergrund. Woher kommt die digitale Sprachlosigkeit im Gesundheitswesen? Sind demokratische Errungenschaften der Vergangenheit und Gegenwart in höchster Gefahr?

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Seitenzahl: 315

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Über die Autorin:

Jordana André, Wissenschaftlerin, geboren in Berlin, studierte Informationswissenschaften, promovierte in Ingenieurwissenschaften, arbeitete als Professorin und Studiengangsleiterin im gesundheitswissenschaftlichen und technischen Kontext. Sie war international in unterschiedlichen Branchen und auch in europäischen Institutionen tätig. Gleichfalls wirkte sie als Geschäftsführerin und Vorstand.

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Telemedizin in Deutschland?

Online-Sprech-(los)-stunden?

Prolog

Katharina: „Seit Jahren wird in Deutschland über Digitalisierung geredet, aber passiert ist doch bisher in diesem Bereich nicht wirklich etwas, oder?“

Romy: „Sicher kommt es darauf an, wie du Digitalisierung definierst. Und sicher kann man das nicht pauschalisieren. Aber generell hast du natürlich Recht. Wenn man bedenkt, dass ich mich bereits vor dreißig Jahren mit Datenbanken, Information Retrieval und digitalem Wissensmanagement beschäftigt habe. Da fragt man sich natürlich, was wohl die Gründe dafür sein könnten, denn am Stand der Technik liegt es nicht.“

Katharina:„Und wurden und werden nicht auch immer wieder unendlich hohe Beträge in diesen Bereich gepumpt? Vor allem hört man ständig von Leuchtturmprojekten, Fördermitteln, Subventionen, Millionenfonds. Mittlerweile kann ich die Geschichten um Pilotprojekte hier und Pilotprojekte dort kaum noch hören. Und der Breitbandausbau gestaltet sich doch auch zu einer „never-ending-story“. Wie kommt es, dass man den Anschein bekommt, dass nie etwas fertig wird, jedes Projekt scheitert? Warum findet sich denn kaum etwas im Alltag von den wissenschaftlichen Erkenntnissen wieder?“

Romy: „Mittlerweile habe ich begriffen, dass wir uns wohl hier in einem längeren, komplexeren Polit-Thriller befinden, der wiederum weit in die Vergangenheit zurückreicht, auch wenn wir natürlich gegenwärtig vor allem nur die aktuellen Herausforderungen im Blick haben.

In den letzten Jahren konnte ich in diesem Bereich einige Einblicke gewinnen, die mich das Fürchten gelehrt haben.“

Katharina: „Du meinst, du bist wieder einem Kriminalfall auf der Spur, der eigentlich nie als solcher betrachtet wurde? Wofür es keinen Auftrag gibt. Ein Thriller im realen Alltag sozusagen?“

Romy: „Ja, Sherlock Holmes und James Bond lassen grüßen. Jetzt verstehe ich auch, warum beide britischen Figuren, der erste geschaffen 1886 und der zweite 1953, gerade in diese Zeit fallen, um so viele emotional zu begeistern.

Katharina:„Was gibt es da zu verstehen? Da liegt Spannung drin, Geheimnisvolles, Action. Meistens stehen perfekte Verbrechen mit ausgeklügelten technischen Systemem im Mittelpunkt. Und bei James Bond gehen die technischen Spielereien in den Bereich des Science-Fiction. Das ist ja auch spannend.“

Romy: „Ja, es hat irgendetwas von Wundern. Zauberei hat die Menschheit schon immer in Atem gehalten, Mystisches, auf den ersten Blick Unerklärliches. Bei den beiden wird aber schnell klar, dass es um den Einsatz ganz real existierender Technologien geht. Und trotz des vermeintlich Futuristischen spürt man, dass hier reale Personen und wahre Geschehnisse verarbeiten sein können. Vor allem, wenn man einen Blick in die Geschichte der Technik wirft und auf die Lebensläufe der Autoren ist plötzlich vieles gar nicht so visionär, wie viele meinen.“

Katharina:„Du meinst, so wie du darüber nachdenkst, deine Erlebnisse und Erfahrungen als Thriller oder Krimi zu erzählen, da du keine Chance siehst, diese als wahre Erlebnisse und Erkenntnisse zu schildern?“

Romy: „Viele Schriftsteller verarbeiten reale Erfahrungen. Wenn sie zu traumatisch sind, gestalten sie diese als fiktive Geschichten. So werden sie wenigstens nicht verrückt. Häufig überwiegt die Einsicht, dass eine Veröffentlichung als reale Eindrücke zu schwierig wird und es sicherer ist, Märchen zu schreiben, als sich der Konfrontation, den Zweiflern, dem Gegenwind zu stellen oder sogar zu konkretem Handeln aufzurufen. Oder andersherum, sie schreiben solche Geschichten mit dem klaren Kalkül, reale Kriminalfälle mit psychologischer List so zu ummanteln.

Wenn jemand seine Aussagen überhöht, werden sie einfach unglaubwürdig. Gleiches gilt mit Strategien. Ich äußere mich darüber in einer Art, die nicht zum Erfahrungsschatz der meisten Menschen gehört, mixe einige phantastische und unglaubwürdige Elemente hinein und schon denkt niemand mehr darüber nach, dass die anderen Teile davon wahr sein könnten oder es sogar sind. Das narrative Gesamtpaket wird somit unglaubwürdig. Und diese Detektivgeschichten und Geheimdiensterlebnisse sind nicht zufällig in den Zeiten entstanden, als auch die wissenschaftlich-technologischen Fortschritte aber auch gesellschaftspolitischen Umbrüche die Zeiten bewegten. Sie zeugen von tiefen Insiderkenntnissen sowie eigenen Erfahrungen und fußen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Die Autoren, Arthur Conon Doyle1 als auch Ian Fleming2 schafften Kunstfiguren, mit denen sie entweder reale Erfahrungen schriftstellerisch umsetzten oder Zukunftsprojekte auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse narrativ begleiteten oder vorwegnahmen, also prädiktiv, um indirekt eine gewisse Resilienz bei der Bevölkerung zu entwickeln.

Und diese entstanden im Umfeld von militärischen Konflikten, geheimdienstlichen Aktivitäten, Wirtschaftsdelikten und Strafverbrechen. Entweder waren die Autoren direkt involviert und konnten nicht darüber sprechen oder sie nahmen ganz bewusst technologische Entwicklungen in den Fokus, um durch eine clevere Vermischung von Realität und Phantasie die Grenzen zwischen Wahrheiten und Unwahrheiten aufzuweichen. Die beste Voraussetzungen für das perfekte Verbrechen. Ihr analytisch-rationales Denken gab ihnen entweder als erste Hypothese den Rat, „vorsichtig“ mit ihrem Wissen umzugehen oder als zweite Hypothese, in einem psychologischen Kontext, genau die Verwirrungsstrategie und -taktik auf- und auszubauen, der wir heute medial unterliegen. So wiesen sie zwar in ihren Kriminalromanen immer wieder auf reale Entwicklungen, Missstände und Intrigen, meistens im geopolitischen Kontext hin, ihre eigentlich aufklärerischen Werke wurden aber als reine Kunstprodukte und Fiktion bewertet und vermarktet. Damit dienten sie vor allem dem Unterhaltungszweck. Die Erkenntnisse die bei den Zuschauern landeten, beschränkten sich vor allem auf coole Effekte und spannende Unterhaltung. Nur der eine oder andere Wissenschaftler wird sich damit vielleicht detaillierter auseinandergesetzt haben.“

Katharina:„Ja, bestimmt Medienwissenschaftler, Designer, vielleicht auch Kriminologen. Und natürlich Technikfans, Freaks, Nerds. Aber das spielt wohl im Kontext deines Thrillers jetzt eher keine Rolle, oder?“

Romy: „Nein, denn das ist ja eigentlich auch nicht mein Thema. Aber die Jahre der Entstehung finde ich schon sehr charakteristisch. Und es ist eben auch schwierig, über Technologien zu sprechen, die man weder sieht, noch fühlt. Als ich einmal feststellte, dass wir leider alle keine Firewall im Kopf haben, um uns vor technologischen Gefahren zu schützen, wurde ich nur mit den Worten abgewiegelt: „Sie schauen wohl zuviel Fernsehen“. “

Katharina:„Das ist schon dreist. Immerhin hattest du ja mal eine Professur in diesem Bereich.“

Romy: „Ja, aber das interessierte den Bundesdatenschutzbeauftragten überhaupt nicht. Allerdings schien es ihm unangenehm, dass ich auf die zahlreichen direkten Manipulationsszenarien des Gehirns zu sprechen kam, die heute mit Technologien möglich sind.

Es war bei einer offiziellen Präsentation von Google zur Einführung ihrer „glasses“ und zu Wearables. Und damit habe ich ja auch eine leidliche Geschichte hinter mir. Eigentlich nahm ich an, dort Thad Starner3 zu hören, der als Guru des MIT sich sein Leben lang mit Wearable Computing und Context Awareness beschäftigt hat. Immerhin auch mein Fokusthema seit Jahren.“

Katharina:„Aber eigentlich wolltest du heute über ein ganz anderes Projekt als historischen Schlüssel berichten.“

Romy: „Ja. Denn ich war erstaunt, wie nur in einem Projekt, der Online-Sprechstunde für Kinder, soetwas wie ein roter Faden sichtbar wird, an dem sich die Geschichte aufräufeln lässt und dabei die gesamte missliche Lage dieser Zeit sichtbar wird. Und, obwohl das Projekt vielleicht ganz simpel und einfach erscheint, lassen sich daran so viele Entwicklungen exemplarisch verdeutlichen. Nur, dass die Komplexität, Perfektion und Perfidität der damit verbundenen Verbrechen wieder einmal alles in den Schatten stellt.“

Katharina:„Und es ist ein Krimi. Richtig?“

Romy: „In jedem Fall. Eigentlich geht dieser bereits in die 1930er Jahren zurück und der Gegenstand dabei ist Videotechnik. Ein elektronisches Verfahren zur Aufnahme, Übertragung, Bearbeitung und Wiedergabe von bewegten Bildern und mit Begleitton.“

Katharina:„Ich weiß, was ein Video ist. Aber was hat das jetzt mit deinem Krimi zu tun?“

Romy: „Warte doch mal ab. In Berlin entwickelte die AEG Telefunken AG um circa 1935 Schall- und Bildaufnahmetechnik, die die Grundlage der heutigen Videotechnik darstellt. AEG baute einen Audiorekorder, das das Bandmaterial magnetisieren und auch entstehende Felder wieder auslesen konnte. Das Prinzip war wirtschaftlich effizient und qualitativ vernünftig nutzbar. Bereits Mitte der 40er Jahre konnte man somit eine sehr gute Aufnahmequalität erreichen Nach dem Zweiten Weltkrieg entbrannte ein regelrechter Kampf um die wirtschaftliche Verwertung der teils als Reparationsleistungen ausgehändigten Patente. Im Jahr 1946 erhielt eine Firma Ampex4 von der US-Regierung den Auftrag, technische Geräte für die Armee zu entwickeln, unter anderem Videotechnik, wofür sie dann die deutschen Patente zur Verfügung gestellt bekam. Und Ampex wurde 1944 in Kalifornien von einem Alexander M. Poniatoff5 gegründet.“

Katharina:„Ist das für deinen Thriller wichtig?“

Romy: „Irgendwie schon. Denn bei allen Krimis, die mir begegnen, führen viele Wege nach London, aber eben auch nach Kalifornien und nach Texas. Eben eine transatlantische Achse. Und dieser Poniatoff kam aus dem Russischen Reich, dem Gouvernement Kasan, das 1708 von Peter dem Großen gegründet wurde.“

Katharina:„Von Kasan habe ich ehrlich gesagt noch nie gehört.“

Romy: „Ich vorher auch nicht. Heute ist Kasan die Hauptstadt der Republik Tatarstan in Russland, ein wichtiges Zentrum des russischen Islams. Kasan entwickelte sich als Ausgangspunkt des russischen Vielvölkerstaates6, nachdem Zar Iwan IV, 1552 diese Stadt dem russischen Reich einverleibt hatte. Und sie entwickelte sich prächtig als Handelsmetropole. 1791 eröffnete dort das erste Theater, die Universität Kasan gehört zu den ältesten Russlands. Dort lebten also verschiedenen Nationalitäten, Ethnien friedlich zusammen. So wie ja auch in Syrien. Ein Bespiel dafür, dass es keinen Krieg zwischen Menschen geben muss, auch wenn sie an unterschiedliche Religionen glauben. Und dort erschien auch die erste gedruckte Version des Buches „Aufrichtige Erzählungen eines russischen Pilgers“, ein Klassiker der ostkirchlichen Spiritualität, durch den das Jesusgebet ab 1870 weltweit bekannt wurde. Das Jesusgebet7, auch Herzensgebet genannt, gehört zu einer Art Meditationsform, durch die Achtsamkeit und Konzentration erzeugt wird, worin natürlich auch eine Spiritualität begründet liegt. Zentraler Punkt ist dabei das Beten im Rhythumus von Atmung und Herzschlag.8 Tolstoi studierte in Kasan und der Jurastudent Lenin beteiligte sich in Kasan Ende der 1870er Jahre dort an Studentenprotesten.“

Katharina:„Also ganz schön viel los in dieser Stadt. Willst du mir das sagen. Hat das etwas mit der Videotechnik zu tun?“

Romy: „Natürlich nicht unmittelbar. Doch es ist als Voraussetzung wichtig zu verstehen, woher der Gründer von Ampex kam, bevor er in Kalifornien von den USA den Auftrag erhielt, für das Militär Videotechnik zu entwickeln, auf der Grundlage eines deutschen Patentes.“

Katharina:„Klingt kompliziert. Ein Russe im Auftrag der Amerikaner mit einer deutschen Erfindung?“

Romy: „Ja, das ist es. Kasan war ursprünglich einmal ein Königreich - Khanat Kasan. Und dieses gehörte von 1438 bis 1552 zum Nachfolgestaat der Goldenen Horde, einer spätmittelalterlichen Großmacht des östlichen Europa.

Die Khane beherrschten bis zum Jahr 1480 Russland.

Diese waren sehr reich. Dschingis Khan9 lässt hier grüßen. Er galt als erster Großkahn. Er etablierte die allgemeine Wehrpflicht, berief Tausendschaftsführer für seine große Armee ein. Im Verlauf dieser Zeit bildete sich eine Militäraristokratie heraus, die immer mehr Macht erlangte und deren Führungspositionen erblich wurden. Dschingis Khan herrschte über 19.000 Millionen km2, eine Fläche, doppelt so groß wie das heutige China. Als einziger Nomadenstaat hatte er mehr als 200 Jahre Bestand. Für die damals unterdrückten Völker gilt Dschingis Khan noch heute als einer der größten Massenmörder der Geschichte.

Fürst Batu, der Enkel von Dschingis Khan gründete diese Goldene Horde, zu der dann auch die Wolga-Ural-Tataren gehörten. Im Jassa, dem mongolischen Gesetzbuch waren unterschiedliche Gesetze der Steppe formuliert, Gebote und Vorschriften für das Zusammenleben inklusive der Regeln zum Post- und Kommunikationssystem (Örtöö und Paiza). Aber das führt jetzt wirklich zu weit.

Die alte Militäraristokratie wurde teilweise bekämpft, überlebte aber auch teilweise. Und irgendwann, viele Kriege später, wurde Kasan eben Teil des Russischen Kaiserreiches.“

Katharina: „Und diese Goldene Horde spiegelt indirekt noch die hierarchischen Strukturen von unterschiedlichen Adelszweigen wieder. Adel nach Geburt oder nach Militäraristokratie? Und Geld ist in diesen Kreisen immer noch vorhanden?

Romy: „Davon ist auszugehen. Die Goldene Horde bewegte sich weitestgehend illoyal ihrem Großkahn gegenüber. Sie führten Feldzüge, ohne sich mit den anderen Khanaten abzustimmen. Und die Nachfahren der Goldenen Horde blieben auch in den Nachfolgestaaten wichtige Persönlichkeiten. In den meisten russischen Fürstentümern standen sie über anderen Schichten. Noch bis ins 17. Jahrhundert sind russische Adlige mongolischer Herkunft bekannt. Es ist davon auszugehen, dass ihre Wurzeln auch in die heutigen oligarchischen Verhältnisse eingeflossen sind und die Machteliten, die Spitzenfunktionäre, Regierungsmitglieder, Industriemanager, leitende Redakteure einflussreicher Massenmedien oder Inhaber hoher religiöser Ämter stellen.“

Katharina:„Und diese Familien sind natürlich noch in ihren Traditionen verwurzelt, richtig? Sie geben sich zwar ein demokratisches Image, sind aber im Herzen knallharte Verfechter der Weiterführung hierarchischer Strukturen und sehnen sich nach aristokratischen Verhältnissen zurück?“

Romy: „In jedem Fall. Und sie sind natürlich mehr als alles andere darauf aus, diese Strukturen auch wieder nachhaltig zu manifestieren. Die Technologien heute geben ihnen die Möglichkeit, nun auf dieser Basis ein totalitäres Regime zu errichten und vor allem ohne Angst vor dem gemeinen Volk auf Grund des breiten Spektrums an psycho-physiologischen Instrumentarien, dieses auch für die Zukunft zu manifestieren.

Nach dem ersten Weltkrieg gab es einen völkerrechtlichen Vertrag zwischen Deutschland und Russland, der vorrangig wirtschaftliche Ziele verfolgte: Verzicht auf gegenseitige Reparationszahlungen oder auf Entschädigungen, für verstaatlichtes deutsches Eigentum nach der Revolution in Russland. Sie verabredeten die Lieferung von Industrieanlagen nach Sowjetrussland, das Deutsche Reich verpflichtete sich im Gegenzug, Lageranlagen und Tankstellen zur Vermarktung russischer Ölprodukte einzurichten, aber auch eine weitere enge geheime militärische Zusammenarbeit. Das deutsche Reichswehrministerium errichtete eine Flugzeugfabrik nahe Moskau, ein Testgelände für Giftgas in Tomka und das Panzerübungsgebiet Kama, bei Kasan.

Katharina:„Die Deutschen hatten in Kasan eine Panzerfabrik?“

Romy: „Ja. Dort wurden ab 1929 Panzerprototypen entwickelt und gebaut. Die Leitung übernahm 1930 Generalleutnant Ludwig Ritter von Radlmaier (geb. 1887 in Bayern - 1943 im Lazarett Tegernsee)10. Die praktische Erprobung deutscher Ingenieurskunst11 erfolgte dann unter Umgehung des Vesailler Vertrages auf dem Gelände dieser Panzerschule Kama, getragen von der Reichswehr und der Roten Armee.

Aber eigentlich handelte es sich wohl eher um die Weiße Armee und andere konservative Kräfte, die im Russischen Bürgerkrieg (1918-1922) gegen die Bolschewiki kämpften und eine sozialistische Entwicklung zu verhindern suchten.

Hier wirkten ganz verschiedene politische und militärische Kräfte zusammen. Aber alle hatten das eine Ziel: den Kommunismus zu verhindern und dieses Gedankengut nachhaltig nicht nur zu bekämpfen sondern auszulöschen. So ist davon auszugehen, dass Alexander Poniatoff nicht in die USA vor dem Bürgerkrieg floh, sondern vor den Konsequenzen eines scheiternden Bürgerkrieges einerseits und hin zum Aufbau technologischer „Abwehrmechanismen“ und Rollbackstrategien gegen gesellschaftlichen Fortschritt andererseits.

Und obwohl es, wie die Kosaken zahlreiche weitere „spezielle soziale Schichten“ gab, die einerseits eine militärische Elite darstellten und andererseits wenig empfänglich für die Lehren des Marxismus und gegenüber der gewaltsamen Machtergreifung der Partei Lenins waren, konnten sie letztendlich nicht die Machtübernahme verhindern.

Logisch ist natürlich, dass sie sich für einen Gegenschlagformierten und ausrüsteten. Und hier waren ihnen alle Bündnisse recht. Hauptsache es konnten Feinde der Ideen einer klassenlosen und gerechten Gesellschaft motiviert werden. Und in der Firma Ampex wurden dann unter Leitung von Poniatoff viele technische Entwicklungen getätigt, die neben dem Militär, der Luftfahr auch einen starken Bezug zur Raumfahrt besaßen.“

Katharina:„Meinst du, dass es etwas damit zu tun hat, dass in der Geburtsstadt von Poniatoff ein Kosmonautenmuseum existiert, mit Fluggeräten?“

Romy: „Irgendwie scheint es jedenfalls darum ein Geheimnis zu geben. Wenn man weiß, dass mit unsichtbaren Strahlen, Elektrotechnik und Frequenzen viele „Wunder“ generiert werden können, die die Menschen staunen lassen, und wenn uns Medien in Filmen kaum physikalische Zusammenhänge erklären, sondern vielmehr in ScienceFiction-Streifen die Menschen mit einer Unterhaltungs- und Entertainment-„Matrix“ für Zerstreuung und die Manifestierung von Traumwelten sorgen, dann ist m.E. davon auszugehen, dass es einen Link zwischen technologischen Erfindungen, großen Erfindertalenten oder besonders „cleveren“ Unternehmern und der Raumfahrt geben kann.

Kann, als Hypothese. Du weißt schon.

Meines Erachtens bietet es sich an, auch einmal in diese Richtung zu denken. Und wenn man weiß, dass mit Technologien Köpfe beherrschbar sind und damit Gesellschaftsformen gestaltbar, dann erklären sich auch Kriege und blutige Auseinandersetzungen viel einfacher.“

Katharina:„Meinst du die Smobies, die weder ihre Umgebung wahrnehmen oder die breiten Massen, die sich mittlerweile kaum noch für politische Zusammenhänge interessieren, sondern sich eher in monarchische Traumhochzeiten flüchten? Nun hast du aber wieder einen sehr breiten Bogen gespannt. Worauf willst du eigentlich hinaus?“

Romy: „Mir geht es erst einmal darum, dir zu vermitteln, dass Technologiebesitz etwas mit Macht zu tun hat, mit der Möglichkeit der Beeinflussung. Heute kann jeder mit Photoshop Bilder bearbeiten, selber Animationen mit Flash erzeugen, neue Nachrichten zusammenmixen.. Eigentlich ist es fast unmöglich, Quellen zu verifizieren oder deren Wahrheitsgehalt. Videokonferenzen in Echtzeit sind natürlich schon etwas anderes. Und Videotechnik existiert bereits über siebzig Jahre. Letztendlich zeichnet man eine Information auf und dann überträgt man sie. Was es heute einfacher macht, ist eben die „Echtzeitkomponente“, Aufzeichnung und Übertragung erfolgen eben fast gleichzeitig. Und auch die Idee des Bildtelefons oder der Videotelefonie ist so alt wie das Fernsehen.

Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg fanden erste Versuche hierzu statt. Es wurde ein Verfahren von Georg Oskar Schubert12 genutzt, einem deutschen Fernsehtechniker in einer amerikanischen Firma Baird Television13. Und bereits 1936 konnte man miteinander bildtelefonieren14. Warum nutzen wir in Deutschland also keine Bildtelefonie, denn Videokonferenzen sind ja überhaupt nichts anderes? Noch 1985 gab es ein Projekt BIGFON15, das auch ganz praktisch zeigte, dass Bildtelefonieren möglich ist. Und bereits Im Jahr 1953 wurde in Deutschland das erste Patent für den Prototyp eines Videorekorders erteilt. Und obwohl erst im Jahr 1956 der erste einsatzfähige Video Tape Recorder für Sendezwecke von der Firma Ampex produziert wurde, gab es ab 1953 bereits einen Standard, festgelegt vom amerikanischen National Television Systems Committee.

Im Jahr 1938 patentierte Werner Flechsig16 das Prinzip der Bilderzeugung in einer Farbbildröhre. Aber die erste kommerzielle Realisierung erfolgte 1949 vom Konzern Radio Corporation of America17. Im Jahr 1957 wurde das Farbfernsehen in den USA eingeführt mit einem NTSC-Standard, bei dem die Qualität zunächst eher schlecht war und die Farbeinstellungen immer nachreguliert werden mussten. Ab 1963 verwendet man dann auch im deutschen Sprachraum als Fernsehstandard das PAL-System, den Phase Alternating Line Standard.“

Katharina:„Du meinst, es gibt auf der einen Seite die Erfinder und auf der anderen Seite diejenigen, die schnell claimen, vermarkten, verwerten und sich die Erfindungen zu ihrem wirtschaftlichen Vorteil unter den Nagel reißen?“

Romy: „So kann man es auch formulieren. Und dann hungern sie die „anderen“, die politischen Kontrahenten, Wettbewerber oder politischen Gegner sozusagen technologisch aus, so dass dort gar nichts mehr geht oder bringen sie damit in eine wirtschaftliche Abhängigkeit. Und im Kreislauf bedeutet das dann wiederum, durch Technologieüberlegenheit Marktbeherrschung und in der logischen Kette dadurch politische und wirtschaftliche Macht.

Das sieht man jetzt auch an Trump. Ihm gehört ein Mischkonzern, in dem er durch staatliche Fördermittel privates Kapital angehäuft hat, u.a. mit Luxusimmobilien, die er über den ganzen Globus verstreut betreibt. Sein Konzern vermietet nicht an Schwarze und seine Politik ist klar, vor allem die Marke Trump aufzubauen und zu stärken. Und trotzdem wählen die Bürger ihn. Twitter, Tweeds, Internet, Cambridge Analytica und Bots18 sei Dank.

Dafür gibt es aber einfach keine natürliche Logik in der Geschichte. Vielmehr zeigt es, wie gut die wissenschaftlichen Methoden und medialen Maßnahmen beim Brainwash bereits ineinander greifen.

Durch die technologischen Möglichkeiten kann letztendlich eben jede Persönlichkeit an jeder Stelle im System positioniert werden und jeder zu einer emotionalen Handlung oder zu einem Verhalten und letztendlich zu einer Haltung „verführt“ werden.

Um aber eine breite Transparenz, vor allem aber Fortschritt in staatlichen Strukturen zu verhindern, wurde die Umsetzung einer Videosprechstunde, die damit eigentlich schon in den 90er Jahren in Deutschland, und vor allem fast kostenlos hätte umgesetzt werden können, einfach unterdrückt. Dafür wurden Millionenbeträge Fördermittel kassiert, immer wieder von Schwierigkeiten bei der Implementierung berichtet, Zeit geschunden, um anscheinend dem Smartphone den Weg zu ebenen und bei dem es heute noch heißt, über diesen Weg können natürlich keine Arztkonsultationen erfolgen, da es nicht sicher ist. Die vorhandenen Festnetzinfrastrukturen wurden immer weiter in ihrer Bedeutung und für innovative Entwicklungen verdrängt.

Das Bildtelefon T-View 100, das mit der Funkausstellung 1997 durch die Telekom als Bildtelefon eingeführt wurde, hätte längst für gesundheitliche Daseinsvorsorgeleistungen genutzt werden können, und die Telekom hätte als staatlicher Universaldienstleister für alle Bürger gleichermaßen eine gute Basis und vor allem sinnvolle Angebote machen können. Wieviel wirtschaftlicher hätte das Gesundheitswesen aber auch soziale Dienste agieren können? Eine wieviel bessere Versorgung hätten wir heute?

2001 wurden die Bildtelefone dann sang und klanglos wieder eingestellt, die letzten Telefone für 498 Mark das Gerät im Markt abverkauft.

Angeblich lohnte sich eine Neuauflage nicht, da sich Stand-Alone-Geräte nicht mehr zu einem marktgerechten Preis herstellen ließen. Wenn ich bedenke, wieviele Millionen Fördermittel danach dann für irgendwelche Projekte in privatwirtschaftliche Kanäle geflossen sind, dann wird mir jetzt noch ganz anders. Und wenn ich an die Geräte denke, die innerhalb von Förderprojekte immer erneut als Mockups entwickelt wurden, mit dem Wissen darum, diese sowieso nie auszuliefern oder einzusetzen, wird mir übel.

Und wenn ich dann noch sehe, wie als einzige Alternativen nun Johanniter und andere Wohlfahrtsdienste mit kostenpflichtigen Hausnotrufdiensten- und Systemen Kasse machen, die weit unter dem Niveau der damaligen Lösung der Telekom zurückbleiben und auf Kosten der Notlage der Bevölkerung Kasse machen, wird mir noch viel übler. Und die Telekom verschenkt ihre Entwicklungen auch noch an die Johanniter. Aber das ist ein anderes Thema.“

Katharina:„Die Wohlfahrtsverbände leisten doch aber wichtige und nützliche Arbeit. Wenn wir die nicht hätten, würde doch vieles zusammenbrächen.“

Romy: „Du hast ja Recht. Und jeder Angestellte in den Einrichtungen und Services leistet sein bestes. Es geht nicht darum, den einzelnen Mitarbeiter dafür verantwortlich zu machen, was hier systemisch falsch läuft. Aber solche Verbände sollten nun einmal die Aufgaben des Staates unterstützen, nicht aber sie ersetzen. Und mittlerweile befinden wir uns auf einem direkten Weg dorthin. Es ist ein elendes Spiel.

Damals meinte die Telekom noch, sie setze nun auf reine Softwarelösungen, da ja Komplettsets mit Philips Vesta-Kamera und Sennheiser Headset bereits durch den Konzern für 199 Mark angeboten würden. Da zu dieser Zeit aber nicht jeder einen modernen PC hatte, nahm man diese gesellschaftspolitische strategische Entscheidung aus Kostengründen aber einfach in Kauf, wobei man dabei besonders die älteren und eingeschränkten Bürger von dieser weitaus einfacheren, sicheren und komfortablen Kommunikation wieder ausschloss. Für Gehörlöse wäre das Bildtelefon eine absolute Bereicherung gewesen, aber auch für alle immobile Bürger.

Online-Sprechstunde / Telekonsultation:Möglichkeit einer Kommunikation zwischen Arzt und Patient zur Abklärung einer Dringlichkeit in Bezug auf eine konkrete Behandlung. Anamnese und diagnostische Beratung entweder bei Notfällen oder bei chronischen Verläufen. Ermöglicht die Konsultation z.B. für Eltern, wenn Kinder über Schmerzen klagen ohne nachts in eine Notaufnahme fahren zu müssen oder Patienten mit chronischen Wunden, um den Heilungsverlauf begutachten zu lassen, ohne das der Patient weite Fahrwege absolvieren sowie lange Wartezeiten in Kauf nehmen muss. Online-Sprechräume sind geschlossene virtuelle Räume, die nur mit einem konkreten Signaturschlüssel betreten werden können. Entlastet die Notaufnahmen, verbessert die Versorgung 24/7 und führt zu einem effizienteren Einsatz von Fachärzten.

Jedenfalls bildete das T-View 100 als Siemens-Produkt und ISDN-Komforttelefon mit eingebautem ISDN-Anrufbeantworter eine hervorragende Basis, um neben den gesundheitlichen auch soziale Dienstleistungen aufzubauen. Jeder weiß, wie emotional positiv es ist, Verwandte, Bekannte, Freunde einfach mal sehen zu können. Und diese Telefone mussten einfach nur um eine zusätzliche Bildeinheit (Videokamera, TFT-Display und Prozessoreinheit) ergänzt werden. Insofern war der Preis auch gar nicht so hoch, denn ein Festnetztelefon hatten ja sowieso die meisten Bürger in Deutschland. Und auch die Bildqualität war so gut, dass man Schriftstücke mit größeren Lettern oder Konstruktionspläne übertragen konnte. Und das bereits 1997. Alternativ brauchte man aber auch überhaupt kein Bildtelefon sondern mit Programmen wie „ProShare“ von Intel, kompatibel zum internationalen H.320-Standard, verstand sich das T-View 100 auch19.“

Katharina:„Und warum wurde es dann wirklich eingestellt?“

Romy: „Das wissen die Götter.20 Mit diesem Hintergrundwissen, wird du aber in jedem Fall besser den realen Thriller verstehen.“

Katharina: „Das heißt, nicht nur die Götter, sondern auch du kennst den Grund oder wenigsten einige Hintergründe?“

Katharina schmunzelte. „Erzählst du mir die Geschichte?“

Und Romy fing an, aus ihrem Alltag im Konzern, ihren Erfahrungen, Eindrücken, Erlebnissen und Gedanken zu berichten. Und wie immer hörte Katharina ihr aufmerksam zu.

1 Arthur Ignatus Conan Doyle (1859 Edinburgh, Schottland - 1930, Crowborough, Sussex, England) - britischer Arzt und Schriftsteller, Vater aus aristokratischem Hause, studiert Medizin, lernt beim schottischen Chirurgen Joseph Bell - Kinder- und Militärarzt, Pionier der Forensik.

2 Ian Fleming (1908 in London - 1964 in Canterbury) - britischer Schriftsteller, Spion.

3https://en.wikipedia.org/wiki/Thad_Starner.

5 Alexander Matwejewitsch Ponjatow (1892 in Selenodolsk, Governement Kasan - 1980 Palo Alto, Kalifornien). Russisch-amerikanischer Elektrotechniker. In Selenodolsk, im Gymnasium Nr. 3, existiert ein Museum für Kosmonautik. Dort gibt es zahlreiche Kopien von Fluggeräten, Teile der Kosmonautenausrüstung. Studium an der technischen Hochschule in Karlsruhe. Ponjatow wollte eine Turbinenfabrik in Russland errichten, konnte durch Ausbruch erster Weltkrieg nicht zurück, danach Eintritt in die Armee und Pilotenausbildung, bei Ausbruch des Bürgerkrieges Flucht nach China, Arbeit für die Shanghai Power Company. 1927 Emigration in die USA, Arbeit bei General Electric, während des 2. Weltkrieges 1942 DalmoVictor - Bau von Radarsystemen. Aufbau 1944 der Firma Ampex mti dem von Joachim von Braunmüller entwickelten AC-Bias.

6 Nach Hannah Arendt auch Nationalitätenstaat - ethnisch nicht homogen, erstrecken sich über den Kultur- und Sprachraum mehrerer Völker. Beispiele sind auch die Schweiz, Russland, VR China, Indien, Iran, Südafrika. - https://de.wikipedia.org/wiki/Vielvölkerstaat.

7https://de.wikipedia.org/wiki/Jesusgebet.

8 Lt. British Medical Journal positiver Einfluss auf das Herz-Kreislauf-System, fördert Konzentration, innere Ruhe, reduziert die Atemfrequenz, Grundlage für das repetitive Meditationstraining (RMT) - 5 min RMT stärkeren Wiederherstellungseffekt auf die körperliche Fitness als eine Stunde Erholung ohne RMT, fördert neue Kreativität, wird auch als unterstützende Maßnahmen der Psychotherapie. - https://de.wikipedia.org/wiki/Lindauer_Psychotherapiewochen.

9 Tschingis Kahn - (wahrscheinlich 1155 - 1227) - Khan der Mongolen, eroberte weite Teile Zentralasiens und Norchinas, Regierungszeit als Großkahn der Mongolen von 1206 - 1227, entwickelte eigene Schrift und setzte für alle verbindliche Gesetze durch. Mongolische Kriegsführung - übernahme Kriegstechnologien der besiegten Völker, Führung der Truppen durch eine Adelsschicht, stark herkunftshierarchisch gegliedert. - https://de.wikipedia.org/wiki/Mongolische_Kriegsführung.

10 vgl. auch Fröhlich, Paul und Alexander Kranz: Generäle auf Abwegen? Ludwig Ritter von Radlmaier, Adolf von Schell und die Rüstungsbürokratie des Dritten Reiches zwischen militärischer Tradition und „Neuer Staatlichkeit“. - 15.04.2016. DOI: https://doi.org/10.1515/vfzg-2016-0013.

11 Otto Merker - Ingenieur und Generaldirektor, entwickelte einen Raupenschlepper, der dann für Reichswehr gebaut wurde.

12 Georg Oskar Schubert (1900 in Gablonz, Böhmen - 1955 Darmstadt. Studium der Elektrotechnik an der Technischen Hochschule Dresden, Berliner Entwicklungslabor von Siemens & Halske - Thema hochfrequente Bildübertragung. arbeitet 1929 in der Fernsehentwicklungs- und -produktionsgesellschaft Fernseh-AG, registriert in Berlin durch John Logie Baird, Robert Bosch und andere Partner (Baird Television Ltd.), Radio AG D.S.Loewe (ggr. 1923, Mitarbeiter Manfred von Ardenne). - https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Oskar_Schubert u.a.

13 Baird Schottischer Erfinder und Fernsehpionier (1888-1946) - Vorführung seiner Erfindung des mechanischen Fernsehens vor der Royal Institution 1926, 1928 Übertragung eines Fernsehbildes von London nach New York, erst über Telefonleitungen zu einem Kurzwellensender, dann via Strahlen über den Atlantik, 1929 erster Farb-Fernseher, BBC sendete von 1930-1935 in dem von Baird eingeführten Verfahren).

14 Bildtelefon vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Bildtelefon.

15 BIGFON (Broadband Integrated Glas-Fiber Optical Network) - Systemversuch der Deutschen Bundespost, durchführt von 1981 - 1988 in sieben Städten. Bildtelefon T-View 100 der Deutschen Telekom.

16 Werner Flechsig (geb. 1900 in Köln - 1981 in Wolfenbüttel) - deutscher Physiker und Fernsehpionier, Mitarbeiter der Fernseh-AG in Berlin, 1937 wurde auf der Funkausstellung von der Reichspost-Forschungsanstalt ein Farbfernsehverfahren vorgeführt.- https://de.wikipedia.org/wiki/Werner_Flechsig_(Fernsehpionier).

17 Radio Corporation of America - US-amerikanisches Unternehmen, 1919 als Aktiengesellschaft von amerikanischen Elektronikherstellern gegründet, Sitz im Rockefeller Center in New York, an der New York Exchange gelistet. Zum RCA gehörte die Hertz Autovermietung, Finanzinstitut CIT Group, Buchverlag Random House, mit RCA Records, Fernsehsender NBC u.v.a., Unternehmen wurde 1986 von General Electric mit 6,28 Mrd. US-Dollar übernommen. Im ersten Weltkrieg Zusammenführung aller Patente der Radiotechnik für das Militär, Geräte und Zubehör für die drahtlose Nachrichtenübertragung zum größten Teil für militärische Zwecke. Generel Electric und AT&T internationales Radiomonopol.- https://de.wikipedia.org/wiki/Radio_Corporation_of_America.

19 Müller, Bernd: Bildtelefon T-View 100 - Auge in Auge. - www.wissenschaft.de, 01. Mai 1998.

20 Maetsch, Matthias: Telekom stellt den Verkauf des Bildtelefons T-View 100 ein. Zum halben Preis (498 Mark) wurden die letzten Geräte abverkauft. 04.01.2001. - https://www.teltarif.de/arch/2001/kw01/s3986.html.

Telemedizin in Deutschland?

Nachdem Romy mehrere Jahre an der Universität im Fachbereich Elektrotechnik gewirkt hatte und sich vor allem mit den Themen Wearable Computing, aber auch Biomedizinischer Gerätetechnik und eHealth-Entwicklungen beschäftigt hatte, spuckte sie der Hochschulapparat wieder aus. Fristgemäß, nicht unerwartet, aber irgendwie doch frustrierend. Eigentlich konnte man die Beendigung des Arbeitsverhältnisses auch als eine sachgrundlose Befristung verstehen. Unmotiviert. Eigentlich vollkommen überflüssig. Know-How wurde vernichtet, aufgebaute Strukturen zerstört, begonnene Projekte eingestellt. Trotz positiver Beurteilung ihrer Leistungen.

Doch am Horiziont eröffnete sich eine neues Aufgabenfeld für Romy. Sie bekam die Möglichkeit, in der Telekom im Gesundheitsbereich anzufangen, gerade dort, wo sie sich auch in den vergangenen Jahre mit Benchmarks, Best Cases, Telemedizin-Projekten beschäftigt hatte. Themenfelder wie Ambient Assisted Living, Smart Houses, Patientenportale oder die elektronische Gesundheitskarte waren ihr nicht fremd.

Auch wenn der Start im Konzern etwas holprig verlief, erwarteten sie spannende Herausforderungen.

Zu einer ihrer Aufgaben gehörte die Erstellung eines Konzeptes für den Aufbau einer online-Sprechstunde zur Erstbegutachtung von Kindern in Notfällen. Ziel dabei bestand vor allem darin, Eltern die Entscheidung zu erleichtern, ob ein Kind direkt ins Krankenhaus gebracht werden müsste oder auch zu Hause behandelt werden könnte.

Besonders sollte dieser Service an Wochenenden angeboten werden, um zum einen Kindern und deren Eltern lange Wartezeiten in überfüllten Notaufnahmen zu ersparen, aber natürlich auch, um lange und vielleicht nicht notwendige Anreisen von kleinen Patienten in ländlichen Regionen zu vermeiden.

Starten sollte dieses Projekt gemeinsam mit einem israelischen Unternehmen, dass bereits über Jahrzehnte große Erfahrungen im Bereich der online-Versorgung mit Kindern gewonnen hatte und über eine Million Kinder ohne „medizinische Katastrophen“ aus der Ferne behandelt hatte.

Die Entwicklung einer Videosprechstunde für Kinder erschien Romy ein spannendes Projekt, technisch machbar und vor allem für die Versorgung mit Gesundheitsdienstleistungen in der Fläche von zentraler Bedeutung.

Bereits relativ früh im Verlauf ihrer Rolle als Arbeitnehmerin im Konzern trat Romys Chef, Werner Rastig an sie heran, erläuterte ihr kurz die Idee, ein Projekt mit einer israelischen Firma entwickeln zu wollen, die im Bereich der Onlin-Sprechstunden bereits langjährige Erfahrungen besaßen.

Zum Start des Projektes sollte ein Workshop mit den potentiellen israelischen Partnern und der Krankenkasse organisiert werden.

Romy freute sich über diese Herausforderung, denn sowohl die medizinische Versorgung von Kindern als auch die technische Umsetzung in Form einer Videosprechstunde erschienen ihr mehr als sinnvoll.

Der Workshop sollte mit Vertretern der AOK21 durchgeführt werden. Bereits vor Beginn des Projektes merkte Romy, dass es nicht so einfach war, industrielle Interessen mit den Vorstellungen einer gesetzlichen Krankenkasse in Einklang zu bringen, denn schnell konnten hier auch Konfliktpotentiale entstehen, bei Fragestellungen, die Romy bisher nie so bewusst gewesen waren. Da Romy die Telekom allerdings vor allem immer noch als eine halbstaatliche, also öffentlichrechtliche Einrichtung sah, die die Interessen der Mehrheit der Bevölkerung zu vertreten hatte, erschien ihr ein Auftreten von Interessenkonflikten als eher gering.

Doch sehr schnell offenbarte sich dann, dass sich das vermeintlich „einfache“ Projekt plötzlich als viel komplizierter herausstellte als ursprünglich von ihr angenommen.

Im Vorfeld forderte ihr Chef Romy auf, sich schon einmal Gedanken über einen Businessplan für den potentiellen israelischen Partner zu machen.

„Das verstehe ich nicht. Wenn sich dieses israelische Unternehmen hier in Deutschland ansiedeln möchte, dann muss es doch selbst einen Businessplan erstellen. Natürlich kann ich dabei unterstützen. Aber ich kenne doch gar nicht dessen Rahmenbedingungen. Mit wie vielen Mitarbeitern wollen sie starten, wie soll ihr Geschäftszweck aussehen, welche Dienstleistungsrahmenverträge existieren, wo suchen sie sich welchen Standort?“

Werner reagierte in seiner gewohnt brummigen Art ungehalten.

„Romy, was bist du immer so kompliziert. Ich möchte, dass du Zahlen zusammenstellst, die als Businessplan genutzt werden können. Das kann doch nicht so schwer sein. Die Israelis bauen eine medizinische Servicegesellschaft für die AOK auf, bieten ihre Serviceleistungen an und auch eine online-Sprechstunde. Ganz einfach.“

„Aber das macht doch keinen Sinn. Die AOK-Versicherung besitzt bereits ein Servicecenter im Ruhrgebiet22. Dort braucht sie ihr Konzept nur um eine Videokomponente zu erweitern, schon ist sie fertig. Und was meinst du außerdem mit Service? Vielleicht einen „Triageservice“?“

„Was ist denn das?“ Werner schaute Romy erstaunt an. Und auch Romy schaute Werner erstaunt an. War er nicht Leiter des Bereiches Telemedizin und Telematik und insofern ein Wissender, was Prozesse im Gesundheitswesen aber auch in der Notfallversorgung betraf?

Trotzdem antwortete Romy ruhig und ohne überheblichen Vorwurf in der Stimme: „Mit einem Triageservice könnte man die Notaufnahmen entlasten. Triage bedeutet eigentlich nichts anderes als Sichten oder Einteilen. Meistens wird es als Verfahren zur Priorisierung medizinischer Hilfeleistungen bei Katastrophen eingesetzt. Eigentlich bei einem unerwartet hohem Aufkommen an Patienten. Also Unglücken oder Naturkatastrophen um die medizinischen Ressourcen möglichst effizient und natürlich auch im Sinne der zu behandelnden Patienten einzusetzen. Die Online-Sprechstunde würde damit gleich mehrere wertvolle Ziele erfüllen. Zum einen würde sie unnötige Anreisen verhindern, sie könnte Eltern natürlich hinsichtlich der Erkrankung ihrer Kinder beruhigen, ihnen Sicherheit geben, zum Beispiel in Zeiten, wo der eigene Kinderarzt keine Sprechstunden anbietet und vor allem würde dies dann auch die Notaufnahmen in den Krankenhäusern23entlasten, weil nicht einfache Fälle, die mit Hausmitteln zu kurieren wären, die Wartesäle füllen. Damit könnte man verhindern, dass zu viele Patienten sich in den Notaufnahmen drängen, obwohl gar kein dringender Bedarf besteht und sie dort vielleicht sogar die wirklich kritischen Fälle von einer Behandlung abhalten.“

„Und du meist, ein solcher Triageservice würde dann mit einer Videosprechstunde verbunden sein können?“

„Ja, der wäre sozusagen das „Einfallstor“. Man könnte ihn aber auch separat nutzen. Anhand von Symptomen und einem ausfüllbaren standardisierten digitalen Anamnesebogen im Vorfeld könnte eine gezielte Beratung erfolgen, wobei dabei die Videokomponente den persönlichen Eindruck mit einbeziehen kann. Natürlich wird diese erste Beratung vieleicht nicht die Diagnostik bei einem Arzt ersetzen, aber vielleicht in manchen Fällen schon. Und dringende Fälle werden darin bestärkt, schnell einen Notruf abzusetzen oder sich ins nächste Krankenhaus zu begeben. Zur Überbrückung von Wochenenden und Feiertagen gibt es so viel medizinisches Erfahrungswissen und Leitlinien, so dass in jedem Fall den Eltern die Entscheidung erleichtert werden kann, ob sie besser ein Krankenhaus aufsuchen oder in Ruhe zu Hause abwarten können, bis ihr Kinderarzt wieder erreichbar ist.

Vor allem bei Kleinstkindern, die sich noch nicht gut äußern können, kann das eine wesentliche Unterstützung bieten, wenn man in einer akuten Situation wirklich zeitnah einen erfahrenen Arzt zu Rate ziehen kann.“

Werner hatte aufmerksam Romys Ausführungen zugehört. Irgendwie schien ihm dieser Zusammenhang neu.

„Ok. Verstanden.“, antwortete er in einem etwas milderen Ton. „Dann kannst du ja dazu mal einen Businessplan erstellen. “

„Aber das geht doch nicht. Ich weiß doch im Moment noch überhaupt nichts. Weder kenne ich die technische Ausstattung dieses Unternehmens. Und außerdem sollten wir uns doch vorher auch noch einmal andere Unternehmen aus Deutschland anschauen. Zwar wurde in der Praxis noch nichts umgesetzt, aber die technologischen Komponenenten sind auch hier bereits alle verfügbar.“ Romy spürte, dass Werner nicht begeistert über ihren Widerspruch war, denn wie immer bei solchen Fällen begann er sich durch seine Haare zu fahren. Romy ließ sich davon aber nicht beeindrucken und setzte fort:

„Zum Erfahrungsaustausch finde ich das mit dem israelischen Unternehmen super, aber dann würde ich vielleicht auch die Einbindung von erfahrenen regionalen Unternehmen in diesem Bereich empfehlen. Viele arbeiten ja bereits mit virtuellen geschlossenen Räumen im Bildungsbereich, und als Ergänzung zu Chatfunktionen ist die Einbindung einer Videokomponente nicht wirklich teuer. Außerdem ist diese ja heute bereits fast in jedem Laptop installiert. Und es gibt bereits zertifizierte Lösungen mit hoher Bildqualität auch bei uns.“ Romy schaute erwartungsvoll auf die Reaktion von Werner. Aber dieser schwieg. Meistens, wenn sie ihn anscheinend mit einem Sprachschwall überschüttete, schien er erst einmal etwas Zeit zu benötigen, die gehörten Informationen zu verarbeiten. Romy hatte aber keine Lust, eine zu lange Pause entstehen zu lassen und abzuwarten. Außerdem wollte sie nicht riskieren, dass er dann, wie so oft, einfach ihren Gedankenstrom abbrach und sie nicht mehr aussprechen ließ.

„Welche Rolle soll denn in diesem Projekt unser Unternehmen spielen?“, fragte sie.

Und direkt weiter: „Wollen wir diesen Service über eine zentrale Plattform aus unserem Hause anbieten? Das würde natürlich am meisten Sinn machen, weil so alle Gesundheitskassen gleichermaßen diesen Service ihren Patienten anbieten könnten, auch wenn die AOK vielleicht die einführende Kasse wäre.“ Romy schaute zu Werner. Aber dieser schwieg weiter. Irgendwie verklärte sich sein Blick und sie hatte das Gefühl, dass er ins Nirwana driftete.

Hörte er ihr überhaupt noch zu.

Zügig schloss sie gleich ihre nächste Frage an:

„Aber welche Rolle soll dann das israelische Unternehmen spielen?“ Bei diesem Thema wurde Werner plötzlich munter.

„Romy, manchmal stellst du dich aber auch an.“ Werner schnaufte wütend. „Du wirst doch als Managerin am besten wissen, was zu tun ist. Ich habe immer öfter das Gefühl, du bist hier wirklich fehl am Platz.“ Werner schien fast zu platzen, drehte sich in aggressiver Weise halb weg von ihr, begann in seinem Rechner zu klicken und schwieg weiter. Romy war dies mittlerweile gewohnt. Auf Fragen gab es in diesem Konzern nur sehr selten Antworten. Maximal eine beleidigende Abwehrhaltung und damit war Schluss.

Doch wie sollte in diesem Konzept nun wirklich der Beitrag der israelischen Firma aussehen? Welche Rolle sollte die Telekom nun wirklich dabei spielen? Wie wurden die Interessen der AOK berücksichtigt und welche Interessen verfolgte die Krankenkasse in diesem Projekt überhaupt?

Sicher würde das strategische Konzept der AOK nicht vorsehen, neben ihrem eigenen Clarimedis-Angebot eine neue Servicegesellschaft aufzubauen, da könnten die israelischen Partner noch so exzellente Erfahrungen mitbringen.

Oder war an dieser Stelle doch eine internationale Kooperation sinnvoll? Romy wusste es noch nicht und war überzeugt, dass der Wortshop und die damit verbundenen Gespräche ihr darüber mehr Auskunft geben würden.