Dirk Kreuter - Attacke! Mein Weg zum Erfolg - Dirk Kreuter - E-Book

Dirk Kreuter - Attacke! Mein Weg zum Erfolg E-Book

Dirk Kreuter

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Beschreibung

Wie ich zu Europas erfolgreichstem Verkaufstrainer wurde. Es gibt Menschen, die lesen gerne Märchen. Meine Biografie ist keines, sondern das Ergebnis harter, intensiver und täglicher Arbeit. In diesem Buch kommt keine gute Fee, die mir drei Wünsche gewährt hat und zack, war ich erfolgreich. Nein. Dieses Buch ist voller Höhen und Tiefen, Siegen und Niederlagen und erzählt dir Geschichten und Geheimnisse über mich und mein Leben, die bisher nicht einmal langjährige Mitarbeiter und ganz enge Freunde von mir kannten. Es sind Geschichten, aus denen du viel für dich und dein Leben lernen kannst und die dir einige vermeidbare Fehler ersparen können. Du bekommst viele Erkenntnisse und wichtige Insider-Tipps aus über 30 Jahren Erfahrung eines Erfolgsmenschen, der vom ungelernten Hilfsarbeiter zum Multiunternehmer und Vorreiter seiner gesamten Branche wurde. Ob du dieses Wissen nutzt oder nicht, liegt bei dir – Erfolg ist immer eine Entscheidung. Deine Entscheidung! Lerne aus meinen Fehlern oder mach sie selbst. Eines kann ich dir aus tiefstem Herzen sagen … Ich habe mir oft gewünscht, dass ich schon früher einen Mentor an meiner Seite gehabt hätte. Jemanden, der mir mit seinen Erfahrungswerten und ausgeprägten Kenntnissen hilft, noch schneller die richtigen Entscheidungen zu treffen.

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Seitenzahl: 321

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DIRK KREUTER

MIT CHRISTIAN SCHOMMERS

ATTACKE!

Mein Weg zum Erfolg

DIE OFFIZIELLE BIOGRAFIE

DIRK KREUTER

MIT CHRISTIAN SCHOMMERS

ATTACKE!

Mein Weg zum Erfolg

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen

[email protected]

Originalausgabe, 1. Auflage 2023

© 2023 by Finanzbuch Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Türkenstraße 89

80799 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Inhaltliche Realisation:

Borgmeier Media Gruppe GmbH

Lange Straße 112

D - 27749 Delmenhorst

Tel.: +49 4221 93450 www.borgmeier.de

Co-Autor: Christian Schommers

Redaktion: Frank Nussbücker

Lektorat: Jette Frantz, Jan Zumholz

Korrektorat: Anne Büntig

Umschlaggestaltung: Manuela Amode

Umschlagabbildung: BV Bestseller Verlag GmbH

Satz: ZeroSoft, Timisoara

eBook: ePUBoo.com

ISBN Print 978-3-95972-754-9

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.finanzbuchverlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de

Inhalt

Prolog – aus dem Burj Khalifa

Als mir Geld noch ziemlich egal war

Ein geplatzter Traum bringt mich nach vorn

Bring deine Mission ins Ziel! Aufgeben ist keine Option

Von Money und Mentoren

Im Hotel Opel Kadett

Weniger ist manchmal mehr – wie ich lernte, mich zu fokussieren

Mentoren, das Internet und ein streng geheimer Club

Honorare und Preise – (Irr-)Wege meines Lernens

Skalierung, Digitalisierung und Vorbildwirkung

Digital in die Champions League

Vorbild Dirk

Mindset, Geist und Körper

Sport als Akt der Eigenverantwortung

Dein Umfeld gewinnt immer!

Ernährung – du hast es in der Hand

Das liebe Geld

Geld als geprägte Freiheit

Wie wird man reich?

Was zeichnet einen guten Verkäufer aus?

Die Kraft der Veränderung

Mein unstillbarer Hunger nach neuen Ideen

Der Chancenblick – Krise als Sprungbrett

Passende Beteiligungen

Du bist dein einziges Limit

Der Gamechanger: Bannister-Effekt

Jetstream Membership – mein Netzwerk

Wer wird Jetstream Member – und wer nicht?

Besondere Gäste mit erstklassiger Expertise

Verschiebe dein Limit!

Nichts und niemand hält mich auf

Sie meinen nicht dich – vom Umgang mit Hatern und Neidern

Lass die Welt wissen, dass du da bist

Entscheidung Erfolg

Motivation? Entscheidend ist die Willenskraft!

Die Kraft der guten Gewohnheiten

Motivierte nicht demotivieren – das ist der Schlüssel

Jenseits jeden Leerlaufs

Was kommt jetzt noch?

Ein Blick in die Zukunft

Mentoring

Jetstream

Shop

Gewinnspiel

Über die Autoren

»Es gibt zwei Arten von Menschen: die, die rausgehen und sich holen, was sie haben wollen, und all die anderen.«

Dirk Kreuter

Prolog – aus dem Burj Khalifa

Von meiner großen Fensterfront im 97. Stock aus schaue ich hinunter auf die Skyline von Downtown Dubai, den Strand und das Meer. Ich liebe diesen Ausblick und genieße es, genau an diesem Ort zu sein – inmitten jener 3,5-Millionen-Metropole am Persischen Golf, der modernsten Megacity auf diesem Planeten. Einst war Dubai ein Fischerdorf am Rande der Wüste, doch heute blicke ich fast ausschließlich auf Wolkenkratzer. Jeder Quadratzentimeter hier atmet Erfolg, irre schnelles Wachstum, boomendes Business ohne Ende. Zu alledem habe ich das ganze Jahr über ein Gefühl von Sonne auf nackter Haut, was ich jeden Tag aufs Neue als inspirierend für mein Leben und meine Mission empfinde. In ganz jungen Jahren wollte ich übrigens Surflehrer werden, aber davon später mehr.

Hätte mich vor fünf Jahren jemand gefragt: »Wie sieht’s aus, Dirk, wann schreibst du deine Biografie?«, hätte ich erwidert: »Das mache ich mit 70. Ich habe doch noch gar nichts zu erzählen.« Mittlerweile sieht das ganz anders aus.

Ich wohne im Burj Khalifa, dem spektakulärsten Ort in dieser pulsierenden Mega-Boomtown. Mit seinen 829,8 Metern ist der fantastisch eingerichtete Tower seit 15 Jahren das höchste Gebäude der Welt. Hier gibt es alles – angefangen beim 5-Sterne-Hotel inklusive höchstgelegenem Restaurant der Erde, perfekten Komfort mit direkter Verbindung zur weltweit größten Einkaufsmall und sagenhafte Sonnenterrassen. Für mich ist es der geilste Platz zum Leben!

Mein Unternehmen mit Hauptsitz in Bochum führe ich zum Großteil remote von Dubai aus. Mittlerweile beschäftige ich mehr als 150 Mitarbeiter und denke über eine eigene Netflix-Doku über mich und mein Leben nach. Mein nächstes großes Ziel: 2023 sollen meine Unternehmen über 100 Millionen Euro Auftragseingang einfahren.

Es gibt auf diesem Planeten nur zwei Menschen mit einem vergleichbaren Geschäftsmodell, die mehr Umsatz machen. Einer von ihnen ist der US-Amerikaner Tony Robbins. Er ist seit 40 Jahren als Trainer der absolute Weltmarktführer. Außerhalb der USA müsste ich in unserer Branche derjenige mit den größten Marktanteilen sein. Wo stünde ich heute, wenn ich seit 30 Jahren auch im englischsprachigen Business unterwegs wäre? Das ist eine spannende Denkaufgabe – auch sie hätte ich mir vor fünf Jahren nicht zu stellen gewagt.

Lange Zeit sah ich mich vor allem in der Rolle des Verkaufstrainers, seit 2018 halte ich den Weltrekord für das größte Verkaufstraining auf diesem Planeten. Im selben Jahr geschah jedoch noch etwas anderes, das mein Leben verändern sollte: Es gab eine angedachte Kooperation mit dem Rapper Felix Blume alias Kollegah. Er ist eine Ikone in seinem Metier, und seine Zielgruppe ist einfach riesig. Sie besteht vor allem aus jungen Menschen, vornehmlich Männern. Die sahen nun mich und sagten sich: »Okay, der Typ ist 50, hat graue Haare und einen geilen Lifestyle. Er ist reich, lebt in Dubai – der muss was können!«

Viele dieser jungen Menschen stellten mir Fragen wie: »Soll ich zu Hause ausziehen?«, »Soll ich lieber Abitur machen und studieren oder eine Lehre anfangen?«, »Soll ich mit meiner Freundin Schluss machen, weil ich nur noch unglücklich bin?«, »Ich kann mich oft nicht motivieren, wie kriege ich das besser hin?«, »Dirk, was würdest du anders machen, wenn du heute noch mal 18 wärst?«.

Meine spontane Antwort wäre eigentlich gewesen: »Leute, dafür fehlt mir die Kompetenz. Ich bin Verkaufsexperte, okay?«

Aber so kam ich aus dieser Nummer nicht heraus. Schlagartig wurde mir klar, dass ich für diese jungen Menschen ein Vorbild darstelle. Das war zwar nie meine Absicht gewesen, aber nun musste ich mich dem stellen. Also drehte ich das Video Was ich meinem 18-jährigen Ich raten würde, das innerhalb kürzester Zeit über 100.000 Views verzeichnete. Dazu veröffentlichten wir ein Buch mit dem gleichen Titel. Das war gewissermaßen meine Geburtsstunde als Mentor.

Sylvester Stallone prägte den Ausspruch: »Name above title!« Das bedeutet: Es ist im Grunde völlig egal, wie der Film heißt und worum es darin geht. Die Leute strömen ins Kino, weil Sylvester Stallone mitspielt. Genau das erlebe mittlerweile auch ich. Es geht nicht mehr darum, was ich auf der Bühne sage, entscheidend ist, dass Dirk Kreuter da oben auf dem Podium spricht.

Ich bin Mentor für Unternehmer und Selbstständige, dazu in eigener Person Unternehmer und Investor. Meine Firma arbeitet konsequent an der Internationalisierung: Das Kerngeschäft sitzt wie gesagt in Bochum – im Exzenterhaus, dem höchsten und modernsten Bürogebäude des Ruhrgebiets. 2019 bezog ich mit meiner Frau Yessi die Wohnung hier im Burj Khalifa. Das war übrigens ihre Idee. Nach einer Besichtigung dieses Towers sagte sie: »Man kann nicht in Dubai leben, wenn man nicht mindestens einmal ein Jahr im Burj Khalifa gewohnt hat.«

Ich selbst bin ja eher der Strand-und-Meer-Typ, daher wollte ich eigentlich gar nicht hierher – und heute feiere ich diese Entscheidung.

Noch in diesem Jahr eröffnen wir einen Firmensitz in Singapur. Damit steht unsere Achse Deutschland – Dubai – Asien. Europa befindet sich aus meiner Sicht politisch wie wirtschaftlich im Sinkflug, und auch die USA werden diesen wohl antreten müssen. Middle East hingegen legt weiter enorm zu. Dubai war der Weckruf für diese Länder, und Singapur ist das Tor nach Asien. Die Menschen hier sind viel hungriger, quasi jeden Tag entstehen und wachsen hier riesige Märkte. Genau deshalb orientiere ich mich nicht nach Westen, sondern gen Osten.

Ich bin davon überzeugt, dass meine Unternehmen dieses Jahr die 100 Millionen Euro Auftragseingang knacken werden. Es ist also höchste Zeit, schon jetzt das nächste Ziel anzuvisieren. Bei alledem bleibt die Frage: Wie kam es eigentlich zu dieser irren Entwicklung – warum residiere ich heute unter der Sonne, im 97. Stock des derzeit höchsten Bauwerks dieses Planeten? Um sie zu beantworten, führt uns die Reise weder nach Dubai noch nach Singapur. Wir müssen ganz an den Anfang gehen, zurück nach Deutschland – ins Sauerland des letzten Jahrhunderts, ja des letzten Jahrtausends.

Kapitel 1

Als mir Geld noch ziemlich egal war

Ein geplatzter Traum bringt mich nach vorn

Geboren wurde ich am 30. September 1967, im Sternzeichen Waage, in Neuss am Rhein. Ich war nicht geplant, sondern das, was man gemeinhin einen »Unfall« nennt. Für meine Eltern bedeutete das: Es wird geheiratet! Meine Mutter war 18, mein Vater 23. Beide hatten genug mit sich selbst zu tun, deshalb wuchs ich in meinen ersten Lebensjahren bei meiner Oma Christel auf. Sie wohnte ebenfalls in Neuss und war eine sehr herzliche Person – so, wie eben nur eine Oma sein kann. In jedem Fall sorgte sie supergut für mich. Noch heute denke ich sehr gern an ihre Kochkünste. Kartoffelpüree mit Iglo-Rahmspinat – der mit dem Blubb –, dazu weichgekochte Eier und ein großes Glas Milch ist nach wie vor eines meiner absoluten Lieblingsgerichte.

Als ich 5 war, zogen meine Eltern mit mir ins Sauerland. Dort gab es jede Menge Grün, sanfte und weniger sanfte Mittelgebirgshügel, tiefe Wälder und kristallklare Stauseen. Kinder lieben die Natur, da machte ich keine Ausnahme. Auf Bäume klettern, Hütten und Hochsitze bauen oder an Bächen Staudämme errichten, das war nun meine Welt. Und ich spielte gerne allein. Ich war ein Einzelkind, was für mich nie ein Problem darstellte, im Gegenteil. So lernte ich schon früh, Zeit nur mit mir zu verbringen, ohne mich dabei einsam zu fühlen. Genau das können viele Menschen in der heutigen Zeit nicht oder nicht mehr. Für mich dagegen sind solche Phasen extrem wichtig. Ich brauche das Alleinsein mit mir, um meine Akkus wieder aufzuladen, neue Energie zu tanken.

Mein Vater war Autoverkäufer, später Immobilienmakler. Machte er einen Deal, hatten wir viel Geld und lebten ausgesprochen gut. In Spitzenzeiten besaß mein Vater zwölf Autos. Er war ein echter Auto-Freak. Mercedes, Mini, Range Rover, BMW und Porsche zählten zu seinen bevorzugten Marken. Aber es konnte auch passieren, dass er mehrere Wochen, ja sogar Monate kein Geschäft abschloss. Dann lebten wir von dem Geld, das meine Mutter als Sekretärin in der Verwaltung eines Krankenhauses verdiente.

Ich kannte es nicht anders, und auch diese Erfahrung prägte mein Leben. Es war für mich völlig normal, dass es Zeiten gab, in denen nur sehr wenig Geld da war. Ich wusste, dass dem Zeiten folgen würden, in denen wir wieder viel Geld haben würden. Das Ganze konnte von einem Tag auf den anderen umschlagen, im wahrsten Sinne des Wortes über Nacht.

Ich war 9, als wir an der Côte d’Azur mit dem Wohnwagen Urlaub machten. Eines Abends fuhren meine Eltern ins Spielcasino. Am nächsten Morgen nach dem Frühstück sagte meine Mutter zu mir: »Pack deine Sachen zusammen, wir reisen ab.«

»Wieso das denn?«, fragte ich enttäuscht, »wir sind doch erst eineinhalb Wochen hier, warum reisen wir da jetzt schon ab?«

Die Antwort war simpel: Meine Eltern hatten am Abend 25.000 Mark am Roulettetisch gewonnen. Die Hälfte davon kassierte meine Mutter als gewissenhafte Kassenwartin ein, die andere Hälfte gaben wir aus. Das hieß: Wir reisten nicht ab, sondern zogen um nach Monte Carlo ins Holiday Inn, wo wir den Rest der Ferien verbrachten. Die Zeit dort war einfach ein absoluter Traum. Hier lernte ich übrigens schwimmen.

Bei meinem Vater beobachtete ich eine hohe Risikobereitschaft, und ich sah, dass es funktionierte. Das führte dazu, dass ich im Laufe meines Lebens immer wieder wirtschaftliche Risiken einging. Zum einen wusste ich, dass ich notfalls auch mit 500 Mark im Monat über die Runden komme. Zum anderen besaß ich dank meiner Erfahrungen aus der Kindheit das folgende Mindset: »Ich bin nicht arm – ich bin nur gerade pleite!« Diese Einstellung gab mir mein Vater mit. So wuchs ich definitiv nicht in einer typischen Angestelltenfamilie heran, für mich waren wir immer Selbstständige. Und das war auch gut so!

Mein Vater lebte das Risiko, meine Mutter stand fürs Solide. Nicht nur im Urlaub passte sie streng aufs Geld auf. Was mich betraf, achtete sie auf Genauigkeit und darauf, dass ich ordentlich angezogen war, gute Tischmanieren an den Tag legte, meine Hausaufgaben erledigte, mein Zimmer aufräumte. Bekanntlich sind das alles Dinge, die einem heranwachsenden jungen Mann nicht gerade am Herzen liegen.

Mein Vater dagegen war ein richtiger Lebemann. Er stand für Freiheit, Abenteuer und das erwähnte Risiko. Das war genau meine Kragenweite! Dementsprechend entwickelte sich mein Empfinden gegenüber beiden Eltern. Spätestens ab der Pubertät war mir klar, dass das Verhältnis zu meiner Mutter nicht das beste war.

Ich war 13, als sich die beiden trennten. Als meine Mutter daraufhin auszog, empfand ich das geradezu als eine Befreiung. Auf einmal waren all die Regeln und das Gewissenhafte verschwunden. Mein Vater achtete im Prinzip nur darauf, dass ich nicht auf die schiefe Bahn geriet, und ließ mir ansonsten jede Freiheit. Das war einfach nur cool! Heute habe ich ein prima Verhältnis zu meiner Mutter, aber damals stand sie bei mir für alles, was mit »Verboten« zu tun hatte. Als sie auszog, machte ich ehrlich gesagt drei Kreuze.

Von nun an genoss ich mein Leben erst recht in vollen Zügen. In der Schule machte ich nur noch so viel, dass ich halbwegs durchkam. Unteres Mittelfeld, das reichte mir vollauf. Mathe würde ich ohnehin nicht brauchen in meinem Traumberuf – der auch eine Menge mit meinem Vater zu tun hatte. Er war ein sportbegeisterter Typ und führte mich seit früher Kindheit an verschiedene sportliche Disziplinen heran. Mit 6 Jahren lernte ich Skilaufen. Seit ich 10 war, spielte ich Fußball. Nicht organisiert im Verein, sondern ich trat zusammen mit ein paar Jungs gegen den Ball. Was diese Sportart angeht, war ich eher ein Mitläufer. Mein Vater begeisterte sich für Borussia Mönchengladbach, also übernahm ich das irgendwie. Allerdings wurde Fußball nie wirklich meine Nummer 1.

Die erste Sportart, die ich wirklich liebte, war das Windsurfen. Das war mit 12, und es war keineswegs Liebe auf den ersten Blick. Es brauchte eine gewisse Zeit mit dem Surfen und mir. Im zweiten Jahr war ich schon recht gut, und bald machte es mir riesigen Spaß. Das Windsurfen prägte meine Zeit von 13 bis 16 wie nichts anderes.

Als meine Mutter auszog, begann meine große Windsurfer-Phase. Mein Vater und ich surften auf dem Biggesee im Sauerland, waren auf Sylt, auf Fuerteventura, am Mittelmeer. Egal, wo wir hinkamen, immer hieß es: Surfen, surfen, surfen! Sonne, Meer und Wassersport waren für mich der Inbegriff von Freiheit und einem geilen Lebensgefühl.

Von meinem überaus bescheidenen Taschengeld kaufte ich überdies jede Menge Surfmagazine und lernte sie auswendig. Schnell war mir klar, dass ich Surflehrer werde. Dieser Entschluss führte allerdings dazu, dass ich noch weniger für die Schule lernte. Dachte ich doch: »Wenn ich später mal Surflehrer bin, brauche ich das alles eh nicht, also verschwende ich meine Zeit nicht mit all dem unnützen Zeug!« Immerhin, ich blieb nie sitzen.

Ende der 9. Klasse sagte mein Vater: »Wir ziehen nach Fuerteventura.« Da war ich natürlich sofort dabei. Wir packten unsere Sachen ins Auto, Vater nahm mich mehrere Wochen vor den Sommerferien aus der Schule raus. Was für ein »Verlust«! Von nun an bestand mein Alltag darin, jeden Tag auf dem Surfbrett zu bestehen. Täglich Strand, Sonne und Wellen, was für ein geiles Leben! Am Ende der Sommerferien meinte mein Vater jedoch: »Du musst zurück nach Deutschland und die Schule beenden.«

Das war das Letzte, was ich wollte. Ich fiel aus allen Wolken, Fuerteventura war das Paradies! Aber es war nichts zu machen, ich reiste ab und wohnte wie früher bei meiner Oma. Neue Schule, neuer Freundeskreis. Ich brachte meine schulische Karriere halbwegs ordentlich zum Abschluss.

Aus meinem Berufswunsch, Surflehrer zu werden, wurde dennoch nichts, aus einem einzigen, überaus simplen Grund: Die entsprechende Ausbildung hätte 10.000 Mark gekostet. Die hatte ich nicht, und meine Eltern wollten mir das Geld nicht geben. Das war echt hart! Da hatte ich nun die zehnte Klasse abgeschlossen, die Schule endlich hinter mir – und wusste nicht, was ich tun sollte.

Blicke ich heute auf diese Zeit zurück, sehe ich zwei Learnings: Zum Ersten hätte ich mich viel früher mit meinem Berufswunsch beschäftigen sollen. Mit 13, 14, 15 Jahren hätte ich verschiedene Dinge ausprobieren können, um mit 16 die wichtigen Entscheidungen zu treffen.

Zweitens hätte ich damals einen Mentor gebraucht. Einen erfahrenen Menschen, der gesagt hätte: »Du willst Surflehrer werden? Na, dann los, arbeite einfach als Surflehrer, ohne Zertifikat!«

In Deutschland herrscht mitunter bis heute der feste Glaube, dass du erst was bist, wenn du das entsprechende Zertifikat in der Tasche hast. Völliger Bullshit! Du kannst fast alles werden und in fast jedem Beruf erfolgreich sein, auch ohne einen auf Papier gedruckten Abschluss.

Hätte mir damals dieser Mentor gesagt: »Wenn es dein Traum ist, dann werde einfach Surflehrer. Du beherrschst die Sportart und kannst mit Menschen umgehen – das ist alles, was du brauchst, um ein guter Surflehrer zu sein.«

Ich bin sicher, ich hätte genau diesen Rat befolgt und meinen Traum in die Tat umgesetzt. Auf Fuerteventura hatte ich ja schon erfolgreich in einer Surfschule gearbeitet. Aus dieser Erfahrung heraus wusste ich, dass das genau mein Ding ist.

Die Liebe zu Sonne und Strand, zum Meer mit seinen Wellen und zum Wassersport zieht sich durch mein ganzes Leben. Sie war mein Hauptgrund, nach Dubai zu gehen. Ich friere nun mal nicht gerne und mag es, braungebrannt zu sein. Ich mag Sonne auf nackter Haut und verbrächte mein komplettes Leben liebend gern in Flip-Flops, Shorts und T-Shirt. Und ich mag körperliche Betätigung, brauche den Sport, am liebsten unter der Sonne in freier Natur. Ja, es ist schade, dass es damals niemanden gab, der mich beiseitenahm und sagte: »Los, Dirk, mach das einfach!« Aber so weit kam ich damals nicht, und so sollte ich erst mal noch eine ganze Menge lernen, bevor ich wirklich in die Sonne und ans Meer zog.

Bring deine Mission ins Ziel! Aufgeben ist keine Option

Mit 17 zog ich zu Hause aus. Niemand hatte mich rausgeworfen, diese Entscheidung kam einzig und allein von mir. Ich wollte nicht mehr zu Hause wohnen, sondern auf eigenen Beinen stehen. Mein Vater lebte in der Schweiz, meine Mutter in Düsseldorf, und ich zog fürs Erste zu einem Freund ins Sauerland. Meine Oma war gestorben, als ich 16 war.

Um mein Leben zu finanzieren, suchte ich nach Arbeit in der Industrie. Ich klapperte rings herum alle Unternehmen ab und wurde schließlich fündig. In einem metallverarbeitenden Betrieb hievte ich Stahlfässer vom Band und stapelte sie auf die Ladeflächen von Lkws. Das war mein erster Job, und ich hatte Spaß daran. Noch heute besitze ich meine allererste Lohnabrechnung, so weiß ich schwarz auf weiß: Ich verdiente 900 Mark, netto.

Von meinem Gehalt mietete ich eine kleine Wohnung. Ein Auto war noch nicht drin, also joggte ich jeden Morgen die etwa 10 Kilometer bis zur Fabrik. Mein Weg zur Arbeit diente mir als Trainingseinheit. Auf dem Rückweg nahm mich ein Kollege im Auto mit. Viele Leute sagen jetzt sicher: »Oh, du Armer, da hast du es aber schwer gehabt!«

Dazu kann ich nur mit dem Kopf schütteln, denn ich selbst habe das nie so empfunden. Im Gegenteil, auch diese Erfahrung wurde ein wichtiger Bestandteil meines Mindsets: Mit 17 Jahren daheim auszuziehen, bedeutete für mich vor allem eines: Freiheit. In der Fabrik arbeiten hieß: Ich verdiente mein eigenes Geld, um diese Freiheit auch zu leben.

Morgens zur Arbeit zu laufen, war nicht immer ein Zuckerschlecken, gerade im Winter und im Sauerland. Hier im Mittelgebirge lag in den 1980ern zumeist viel Schnee, und meine Schicht begann in aller Frühe. Trotzdem bewertete ich meine Situation nie negativ. Auch diese Einstellung bewahre ich mir bis heute. Die Umstände, unter denen du gerade lebst, bestimmen nicht dein Leben. Das einzig Entscheidende ist, was du unter den gegebenen Umständen aus deinem Leben machst.

Im September 1985 wurde ich 18. Das war ein spannendes Alter. In der Fabrik darfst du nämlich erst ab 18 Jahren Akkordarbeit leisten, und das war mal wieder genau mein Ding. Ich wurde Schweißer, schweißte Tresore am Fließband. Im Akkord gab es dafür 16,20 Mark die Stunde. Das war fast das Doppelte von dem, was ich vorher verdient hatte – Jährige an der Maschine neben mir – einzig aufgrund meiner Leistung. Auch das prägte mich fürs Leben. Damals wie heute will ich für meine Leistung bezahlt werden. Ich möchte mein Geld nicht einfach nur dafür bekommen, dass ich ein Mann bin, ein bestimmtes Alter und einen gewissen Bildungsabschluss aufzuweisen habe. Ich will nur für meine Leistung bezahlt werden. Und ist die bestens, ernte ich natürlich auch gerne die Früchte.

Eineinhalb Jahre arbeitete ich als Schweißer, verdiente 1.800 Mark netto und kaufte mir mein erstes Auto: einen VW Bulli, 15 Jahre alt, ohne Heizung und ohne Handbremse. Nicht das Neueste vom Neuesten, aber mein erster eigener Wagen. Wow! Überhaupt leistete ich mir von meinem Gehalt etliche Dinge, die sich andere 18-Jährige nicht kaufen konnten.

Schließlich kam der Moment, an dem ich mich fragte: »Was willst du eigentlich von deinem Leben?« Mein Gehalt war top, aber wollte ich ein Leben lang in der Fabrik arbeiten? Nein, das wollte ich nicht, allein schon meiner Gesundheit zuliebe. Stehst du tagein, tagaus bei den Schweißrobotern, atmest du jede Menge giftige Dämpfe ein. Zwar gab es da eine Abzugshaube, aber ich bekam ja mit, wie die Kollegen aussahen, die schon länger dabei waren. Die wirkten alle zehn Jahre älter, als es ihrem biologischen Alter gebührte. Deshalb beschloss ich: Nein, das kann es nicht sein!

Ich fing an, mich um einen Ausbildungsplatz zu bewerben, zunächst als Industriekaufmann, dann als Kaufmann in der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft, als Bankkaufmann und schließlich als Kaufmann im Groß- und Außenhandel. Ich hatte weder Abitur, noch konnte ich mit einem super Zeugnis punkten. Insgesamt verschickte ich exakt 120 Bewerbungen, und eine Ablehnung folgte der nächsten.

Heute würde ich das komplett anders handhaben, aber damals glaubte ich an das althergebrachte System, das wie folgt aussah: Schule, Ausbildung, Karriere – alles schön der Reihe nach wie Frühstück, Mittagessen, Abendbrot.

Das ist aber völliger Bullshit! Eines meiner erfolgreichsten Videos auf YouTube heißt Das wichtigste Video deines Lebens – der Weg zum Traumberuf. Ich drehte es 2016, und seine Message lautet: »Leute, hört auf, Bewerbungen zu verschicken – das ist dämlich!« Viel besser ist es, seine Berufswahl wie ein Verkäufer anzugehen. Schließlich musst du dich als zukünftige Arbeitskraft so verkaufen, dass der potenzielle Arbeitgeber sagt: »Na klar, den nehme ich, denn der Typ ist top!«

Kein einziger guter Verkäufer auf dieser Welt würde sein Angebot an 100, geschweige denn an 200 Firmen verschicken. Ein Verkäufer beschäftigt sich zunächst einmal mit dem von ihm anvisierten Unternehmen. Dann ruft er dort an und spricht mit dem Entscheider. Genau das Gleiche machst du im Grunde auch, wenn du eine Freundin erobern, ein Buch veröffentlichen – oder eben einen Job ergattern willst. Du nimmst das Telefon in die Hand und rufst den Entscheider an. Deine schriftliche Bewerbung kannst du dann immer noch zum Vorstellungsgespräch mitbringen.

Aber so weit war ich Mitte der 1980er eben noch nicht. Nur eines wusste ich: Hätte ich keinen Ausbildungsplatz bekommen, wäre ich vermutlich in der Fabrik geblieben. Aber die 120. Bewerbung traf ins Schwarze – und auch hier verhalf mir am Ende nur ein glücklicher Zufall zum Erfolg. Dem von mir angeschriebenen Heizungs- und Sanitärgroßhandel war gerade ein Azubi abgesprungen, so bekam ich den Job.

Der Beginn meiner Ausbildung bedeutete für mich auch, dass aus monatlich 1.800 Mark netto, eigener Wohnung und Auto auf einen Schlag nur noch 550 Mark netto wurden. Jemanden anzupumpen, um meinen Lebensstandard zu halten, kam für mich nicht infrage. Damit hätte ich mich abhängig gemacht. Warum war ich denn zu Hause ausgezogen? Weil ich frei sein wollte. Außerdem wusste ich dank meiner im Elternhaus gesammelten Erfahrungen, dass über einen gewissen Zeitraum hinweg auch wenig Geld reicht.

Ich verkaufte mein Auto und gründete zusammen mit einem Freund eine WG. Mein Zimmer kostete 150 Mark, die restlichen 400 Mark mussten eben zum Leben reichen: Zeitung, Essen, Trinken, zweimal im Jahr ein bescheidener Urlaub.

Auch das zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben: Ich war mir nie zu schade, ein oder zwei Schritte zurückzugehen – um Anlauf zu nehmen und anschließend viel weiter zu springen und nach vorn zu marschieren.

Das mit dem Zurückgehen ist hier durchaus wörtlich zu verstehen. Während meiner Lehre nahm mich zwar morgens jemand in seinem Auto mit, aber täglich nach Feierabend packte ich meine Klamotten in einen Rucksack und lief meine 14 Kilometer bis nach Hause. Das Ganze im Sauerland, wo es gerne rauf und runter geht. Und einmal mehr brachte mich dieser auf den ersten Blick mühselig anmutende Umstand einen guten Schritt näher dorthin, wo ich heute bin.

In dieser Phase meines Lebens erlebte eine hierzulande bis dahin weitgehend unbeachtete Extremsportart einen regelrechten Boom. Triathlon heißt das Ganze und besteht aus den Disziplinen Schwimmen, Radfahren und Laufen. Bereits als 15-Jähriger hatte ich im Playboy meines Vaters einen Artikel über einen Triathleten gelesen. Es war meine erste Begegnung mit diesem Sport.

Jenen knallharten Einzelgänger, der ein bisschen wie einer von den Navy Seals wirkte, fand ich megacool. Die Figur des Lonesome Cowboy hat mich schon immer beeindruckt, und genau zu denen zählten für mich Triathleten: Leute, die eine verdammt hohe Eigenverantwortung tragen und das, was sie erreichen, aus eigener Kraft schaffen. Triathlon vermittelt dir genau das in Reinform. Jedwede Hilfe von außen ist nicht erlaubt, und um ins Ziel zu kommen, brauchst du eine hervorragende Kondition, jede Menge Kraft und, nicht zu vergessen, einen absoluten Willen, Motivation und eine perfekte Koordination. Kurzum, Triathlon war genau mein Ding.

Laufen konnte ich von Hause aus, Kraulschwimmen brachte ich mir selbst bei, und ein Fahrrad hatte ich auch. Während meiner Lehre ging es also mit dem Triathlon los. Es war, als hätte dieser Sport geradezu auf mich gewartet. Schon bald träumte ich davon, beim »Ironman Hawaii« zu starten, dem ältesten und berühmtesten Triathlon dieses Planeten auf der Langdistanz.

Meine großen Vorbilder hießen Dave Scott und Scott Tinley, beides wahre Giganten unter den Triathleten jener Jahre. Dave Scott gewann den Ironman Hawaii zwischen 1980 und 1987 sechsmal, Tinley kam hier 1982 und 1985 auf immerhin zwei Siege. Beide gehören für alle Zeiten zu den Ikonen dieser Sportart – und genau denen eiferte ich nach, vor allem in einer ganz entscheidenden Beziehung. Du findest auf den Ergebnislisten dieses Sports hinter manchem Starter das Kürzel DNF. Diese drei Buchstaben stehen für »did not finish«, was bedeutet, dass der Triathlet nicht ins Ziel kam. Eine Verletzung, eine irreparable technische Panne am Rad oder ein falsches Mindset – irgendetwas hatte den Athleten dazu gezwungen, das Rennen aufzugeben. Bei diesem Sport führst du einen permanenten Dialog mit deinem inneren Schweinehund, der dir in einem fort Dinge sagt wie: »Mach doch mal langsamer – überhaupt, warum tust du dir das eigentlich an?« Dieser Kampf wird quasi mit jedem Kilometer härter.

Ich orientierte mich an Triathleten wie Scott oder Tinley vor allem deshalb, weil hinter ihren Namen niemals die genannten drei Buchstaben standen. Egal wie – und wenn sie direkt nach dem Zieleinlauf ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten – diese Männer kamen stets ins Ziel, beendeten ihr Rennen erfolgreich. Sie waren echte Vorbilder!

Genauso hielt ich es, selbst wenn ich für den abschließenden Marathon vier Stunden brauchte, weil ich derart fertig war, dass ich die Hälfte der Distanz gefühlt nur noch krabbeln konnte. »Bring es ins Ziel!« heißt bis heute mein Motto, längst nicht mehr nur beim Triathlon. Dinge unter allen Umständen durchzuziehen, lehrte mich dieser großartige und herausfordernde Sport.

Dass mich hier niemand falsch versteht: Wer im Triathlon aufgibt, ist damit für mich nicht automatisch ein Loser. Es gibt Umstände, die dich dazu zwingen, das Rennen vorzeitig zu beenden. Vielleicht ist dein Rad so kaputt, dass du nicht mehr weiterfahren kannst. Und irgendwann kommt jeder Körper an seine absolute Grenze.

Die große Kunst besteht für mich darin, diese Umstände zu vermeiden. Das fängt bei der Vorbereitung an, bei Fragen wie: Wann muss ich wie trainieren, was muss ich trinken und essen, um meinen Körper auf die anstehenden brutalen Strapazen bestmöglich einzustellen? Das richtige Material ist wichtig – und vor allem der umsichtige Umgang mit den eigenen Kraft- und Leistungsressourcen. Zu alledem brauchst du einen eisernen Willen, um das Ganze durchzustehen.

In diesem Sinne hat der Triathlon mein Leben derart nachhaltig geprägt wie nie etwas zuvor. Dieser Sport lehrte mich, Prioritäten zu setzen und mich bestmöglich zu organisieren. Auch meine Resilienz stammt aus dieser Zeit. Triathlon lehrte mich, mit Widerständen umzugehen und mir eine brutale Disziplin anzueignen.

Immer, wenn ich im Leben große Probleme zu bewältigen hatte, kompensierte ich das mit Sport. Als ich mich zum Beispiel mit Anfang 40 von meiner ersten Frau trennte, lief ich jede Woche mindestens 120 Kilometer. Das sind beinahe drei Marathondistanzen. Fotos von mir zeigen: Ich wog am Ende gerade mal 65 Kilo, aber ich kam auch hier ins Ziel.

Indem ich extrem viel Sport trieb, verarbeitete ich meine privaten Probleme. Zugleich optimierte ich dadurch mit Anfang 40 erneut meine sportliche Leistung. Heute würde man das vermutlich Biohacking nennen.

Damals wie heute bist du als Triathlet ein Exot: Du betreibst drei Sportarten mit unglaublichen Distanzen. Für den Durchschnittsbürger ist es bereits Sport, in der TV-Werbepause zum Kühlschrank zu gehen – während meiner Lehrzeit trainierte ich an keinem Tag weniger als zwei Stunden.

Mein oberstes Ziel war ganz klar der Ironman Hawaii: 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer auf dem Rad, zum Schluss die Marathondistanz von 42,195 Kilometern – ja, verdammt, ich wollte übern großen Teich jetten und diesen Wettkampf aller Wettkämpfe gewinnen! Täglich visualisierte ich mich, Dirk Kreuter, beim Ironman Hawaii.

Das stete, beharrliche Training fruchtete. Meine Leistungen wurden immer besser – und siehe da: Im dritten Lehrjahr qualifizierte ich mich erstmalig für den Ironman Hawaii. Wie aber sollte ich dort hinkommen? Ich war arm wie eine Kirchenmaus, mit meinen inzwischen 700 Mark im Monat kam ich nicht nach Hawaii.

Ich hatte weder das Geld noch die Erlaubnis vom Chef, dorthin zu fliegen. Der älteste Triathlon über die Langdistanz findet traditionell Anfang Oktober statt. Herbst aber bedeutete in unserer Firma Hochsaison, im Klartext: Urlaubssperre für alle!

Hätte mir jemand die Reise bezahlt, wäre ich gefahren – sofort, trotz Urlaubssperre! Ich träumte vom Ironman Hawaii, nicht von einer Laufbahn als Kaufmann und schon gar nicht vom Geld. Okay, ganz ohne die Penunzen funktionierte mein Sport auch nicht. Ich hatte immerhin bereits ein paar Materialsponsoren und sogar einen Finanzgeber. Was er gab, reichte mir zum Leben. Meine Freundin bezahlte die Miete für unsere Wohnung und hatte ein Auto. Ich lebte von der Hand in den Mund, es ging mir im Grunde einzig darum, jeden Tag stundenlang trainieren zu können. Meine »Währung« waren die Fortschritte in meiner Leistungsfähigkeit. Meine Wettkampfergebnisse wurden ja auch immer besser! In einem Zeitraum von 12 Jahren bestritt ich insgesamt drei Ironmans und mehr als 100 klassische Triathlons.

Auch in jenen Tagen gab es für mich natürlich noch ein, zwei andere Dinge im Leben. Ich wohnte wie gesagt mit meiner Freundin zusammen und absolvierte meine Lehre. An der Berufsschule gab es ein paar Fächer, die mir richtig viel Spaß machten, so zum Beispiel BWL und VWL, Kaufmännisches Rechnen und Politik. Überhaupt lernte ich jetzt viel lieber als dereinst in der Schule. Die Berufsschule war einfach viel pragmatischer, mit dem hier Vermittelten konnte ich etwas anfangen. Mein BWLBuch von damals steht bis heute in meinem Regal. Einiges von dem, was darin steht, kann ich noch immer gut gebrauchen.

Schließlich brachte ich die Lehre mit guten Ergebnissen zu Ende. Mein Arbeitgeber war mehr als zufrieden mit meinem Abschneiden und wollte mich gern übernehmen. Ich war ein guter Lehrling, stets verlässlich, nie krank und machte einen guten Job. Meine Pläne aber waren andere: Ich war nach wie vor fest entschlossen: Ich werde Triathlon-Profi! Material- und Geldsponsor waren am Start, also los!

Das Ganze lief genau drei Monate – dann drehte mein Finanzsponsor den Hahn zu. Er tat dies nicht meinetwegen, sondern weil er in finanziellen Schwierigkeiten steckte. Das war im Sommer 1990, und ich stand wieder einmal vor der Frage: Was mache ich jetzt? Ich konnte und wollte schließlich nicht von meiner Freundin leben.

Genau zu dieser Zeit suchte Pingo, einer meiner Materialsponsoren, einen Verkäufer für den Außendienst. Kam das nicht wie gerufen? Ich hatte schließlich eine abgeschlossene kaufmännische Ausbildung als Groß- und Außenhandelskaufmann vorzuweisen. Außerdem kannte ich alle seine Produkte aus eigener Anwendung, also im wahrsten Sinne des Wortes leibhaftig. Kurzum: Ich war jung, flexibel – und brauchte das Geld. Bei einem gemeinsamen Wettkampf sprach ich Pingo an: »Du, ich such ’nen Job!« Worauf er erwiderte: »Dann komm doch mal vorbei!«

Das tat ich – und weiß bis heute: Ich trug eine schwarze, nagelneue Jeans, dazu Hemd und Sakko. Pingo wunderte sich sehr über meine Kleiderwahl, hatte er mich doch nie zuvor in derart formellem Aufzug gesehen. Er selbst saß mir wie immer barfuß in bunter Jeans und T-Shirt gegenüber. So also fing ich im Sommer 1990 bei ihm als Handelsvertreter im Angestelltenverhältnis an.

Sein Unternehmen hieß TriSport und war für einen wie mich so etwas wie das Paradies. Alle dort waren Sportler, und TriSport sponserte die besten Triathleten. Wir hatten die angesagtesten Produkte im Portfolio, zum Beispiel Neoprenanzüge von Aquaman aus Frankreich, damals der Marktführer. Dazu führten wir Schwimmbrillen aus Japan und Lenkersysteme fürs Fahrrad aus Chicago, USA.

TriSport hatte exklusive Importrechte für sämtliche Artikel, bei denen Triathleten feuchte Finger bekommen. Dazu gehörte beispielsweise ein Produkt, das sich »Seat Shifter« nannte. Das ist ein Fahrradsattel, den man in der Horizontalen um zehn Zentimeter nach vorn verlagern konnte. Dadurch brachte man auf der Ebene viel mehr Kraft aufs Pedal. Um anschließend den nächsten Berg hochzukommen, musstest du den Sattel einfach nur nach hinten schieben.

Ich kannte den Seat Shifter aus einer Triathlon-Zeitschrift, und Pingo hatte sich die Vertriebsrechte für ganz Deutschland gesichert. Normalerweise waren diese Fahrradsitze aus Stahl. Wir hatten lediglich einen einzigen, und der bestand aus Titan. Dieses Material ist sehr teuer und ungeheuer edel. Pingo stellte mir, als Einzigem überhaupt, diesen Seat Shifter aus Titan zur Verfügung. Nur die besten fünf Athleten auf diesem Planeten besaßen so einen – und ich kleines Licht.

Was für eine Show, wenn ich mein Rennrad mit dem Seat Shifter bei einem Wettkampf durch die Wechselzone schob! Alle um mich herum bekamen große Augen und fragten sich: »Wer ist denn das?«

Dass Pingo ausgerechnet mir dieses edle Teil zur Verfügung stellte, bedeutete Anerkennung ohne Ende. Damit hat er mich damals gekriegt. Pingo wusste die richtigen Motivationsknöpfe bei mir zu drücken. Obwohl ich das kleinste und schlechteste Gebiet von all seinen Außendienstlern in Deutschland hatte, verkaufte ich die meisten Seat Shifter.

Wollte mir ein Kunde weismachen: »Den brauche ich nicht!«, musste er sich von mir einen motivationsgeladenen Vortrag anhören. Danach orderte er das Ding, auch wenn es zwischen 1.000 und 2.000 Mark kostete. Für diesen Preis hast du normalerweise ein ganzes Fahrrad gekauft, nicht nur einen Sitz. Das war wirklich ein sehr, sehr hochpreisiges Produkt.

Pingo war ein Genie. Dabei war er selbst gar nicht der Supersportler. Er war einfach unglaublich kreativ, lief immer in verrückt bunten Klamotten herum und kam barfuß ins Büro. Pingo aus Dortmund war ein Business-Hippie, der Paradiesvogel in einer eher konservativen Branche. Er kannte jeden in der Triathlon-Szene, hatte sogar seine Leute in den USA und einen guten Draht zu den Fachzeitschriften.

Dabei hieß Pingo gar nicht Pingo, sondern Hans-Peter Magduschewski. Das wusste aber kein Mensch. Er war einfach Pingo – und mit jedem per Du.

Und er machte mich zu seinem Special Agent. Damit gab er mir etwas, was ich sonst von niemandem bekam: Wertschätzung pur!

Bei TriSport hatte ich weiterhin leibhaftig mit meinem Sport zu tun, wuchs in den Job hinein und war glücklich. Geld interessierte mich nach wie vor herzlich wenig. Dann aber – ich war mittlerweile etwa drei Wochen dabei - kam der Tag, an dem sich genau das ändern sollte. Das jedoch ist schon wieder eine andere Geschichte.

Kapitel 2

Von Money und Mentoren

Im Hotel Opel Kadett

Drei Wochen arbeitete ich bei TriSport, als an einem Wochenende Mitte August 1990 das traditionelle Firmen-Sommerfest im Haus von Pingo und seiner Frau Moni anstand. Bei dieser Gelegenheit lernte ich meine Kollegen kennen. Neben mir am Tisch saßen die zwei erfolgreichsten Außendienstler. Im Gegensatz zu mir waren sie nicht bei TriSport angestellt, sondern freie Handelsvertreter. Sie waren also selbstständig und lebten nur von der Provision. »Ich hatte einen guten Monat!«, legte der eine los. »Ich habe 25 gemacht!«

Der andere nickte und erwiderte: »Ich hatte auch 25.«

Wovon redeten die da? Ich hatte keine Ahnung und fragte nach: »Was hattet ihr da? Was heißt 25?«

»25.000 D-Mark Provision!«, lautete die Antwort.

Nur zur Erinnerung: Ich war arm wie eine Kirchenmaus, hatte in meinem letzten Lehrjahr monatlich 750 Mark verdient – und diese zwei Männer redeten hier über 25.000 Mark, im Monat. Crazy!

»Vielleicht packe ich das in ein, zwei Jahren auch«, konnte ich darauf nur entgegnen. »Vielleicht frage ich Pingo einfach mal, ob er mir mein Gebiet als Handelsvertreter übergibt.«

Das war mein vollster Ernst – und zugleich hoch gepokert. Der Chef wollte 50.000 Mark Gebietsablöse haben. Geld, das ich natürlich nicht hatte. Ich kleiner Angestellter und völliger Vertriebsanfänger hatte nicht mal 5 Mark übrig.

Die soeben gefallenen Sätze sollten indes Folgen für mich haben. Die Chefin saß am Nebentisch, und ihr war das Gespräch offenbar nicht entgangen. Gleich am Montag wurde ich ins Büro gebeten, wo mich Moni und Pingo wissen ließen: »Dirk, wir haben euer Gespräch mitbekommen und zugehört, was du da gesagt hast. Du hast jetzt drei Wochen hier gearbeitet und machst deine Sache wirklich gut. Wir bieten dir an, dass du sofort Handelsvertreter wirst. Du musst für dein Gebiet keine Ablöse zahlen, sondern übernimmst den Leasing-Vertrag fürs Auto. Dazu geben wir dir 9.000 Mark Starthilfe, die ziehen wir jeweils zu 50 Prozent von deiner Provision ab. Wie sieht’s aus, bist du dabei?«

Klar war ich das! Somit kam ich im August 1990 quasi über Nacht in die Selbstständigkeit.

Bis zu diesem Zeitpunkt besaß Geld keinerlei Priorität in meinem Leben. Nie! Meine Prioritäten hießen: Wie schnell schwimme ich meine 1.000 Meter, laufe ich die 10 Kilometer? Habe ich das richtige Triathlon-Material am Start? Wie kann ich meine Leistungen verbessern? Das