Dorian Hunter 167 - Martin Kay - E-Book

Dorian Hunter 167 E-Book

Martin Kay

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Beschreibung

»Es geht los!«, rief Schauper. Yoshi sog scharf die Luft ein und zog seine Katana-Klinge. Er sprang in Schaupers und Wagners Richtung und spähte über die Schultern der beiden die Treppe hinunter. Zwei Gestalten stürmten die Stufen hinauf. Wagner und Schauper feuerten gleichzeitig. Die Untoten prallten zurück und zerplatzten förmlich in Staubwolken. Weitere Alicantes setzten über die Treppe nach und sangen magische Formeln. Geisterfinger und Lanzen aus purem Feuer schossen den Verteidigern entgegen ... Das Castillo Basajaun, der mächtige Stützpunkt der Magischen Bruderschaft, scheint auf verlorenem Posten zu stehen. Der Erzdämon Luguri hat zum vernichtenden Schlag ausgeholt, und die Besatzung droht einen gewaltigen Blutzoll bezahlen zu müssen. Erstmals wird der Zyklus um Cocos Zeitreise komplett als Heftroman veröffentlicht!


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Seitenzahl: 165

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Was bisher geschah

KAMPF UM BASAJAUN

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

mystery-press

Vorschau

Impressum

Der ehemalige Reporter Dorian Hunter hat sein Leben dem Kampf gegen die Schwarze Familie der Dämonen gewidmet, seit seine Frau Lilian durch eine Begegnung mit ihnen den Verstand verlor. Seine Gegner leben als ehrbare Bürger über den Erdball verteilt. Nur vereinzelt gelingt es dem »Dämonenkiller«, ihnen die Maske herunterzureißen.

Bald kommt Dorian seiner eigentlichen Bestimmung auf die Spur: In einem früheren Leben schloss er als Baron Nicolas de Conde einen Pakt mit dem Teufel, der ihm die Unsterblichkeit sicherte. Um für seine Sünden zu büßen, verfasste de Conde den »Hexenhammer« – jenes Buch, das im 16. Jahrhundert zur Grundlage für die Hexenverfolgung wurde. Doch der Inquisition fielen meist Unschuldige zum Opfer; die Dämonen blieben ungeschoren. Als de Conde selbst der Ketzerei angeklagt und verbrannt wurde, ging seine Seele in den nächsten Körper über. So ging es fort bis in die Gegenwart. Dorian Hunter begreift, dass es seine Aufgabe ist, de Condes Verfehlungen zu sühnen und die Dämonen zu vernichten.

Als Rückzugsort in seinem Kampf bleibt Dorian neben der Jugendstilvilla in der Baring Road in London noch das Castillo Basajaun in Andorra, in dem er seine Mitstreiter um sich sammelt – darunter die ehemalige Hexe Coco Zamis, die aus Liebe zu Dorian die Seiten gewechselt hat. Nach der Geburt ihres gemeinsamen Sohnes Martin hat Coco diesen zum Schutz vor den Dämonen an einem Ort versteckt, den sie selbst vor Dorian geheimhält.

Auf der Suche nach dem Erbe des Hermes Trismegistos findet Dorian den Steinzeitmenschen Unga, der Hermon gedient hat und sich nach seinem Erwachen schnell den Gegebenheiten der Gegenwart anpasst. Die Invasion der Janusköpfe von der Parallelwelt Malkuth wird mit Dorians Hilfe abgewehrt. Hermes Trismegistos wird klar, dass er für das Entstehen der Psychos auf Malkuth verantwortlich ist. Um zu büßen, geht er durch eins der letzten Tore nach Malkuth.

Die Vampirin Rebecca, eine Jugendfreundin Cocos, greift nach der Macht in der Schwarzen Familie und fordert den Erzdämon Luguri, den derzeitigen Fürsten der Finsternis, heraus. Durch unvorhersehbare Umstände wird Coco in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges verschlagen. Sie gibt sich als Jana Collandt aus und lernt Matthias Troger, die sechste Inkarnation des Dämonenkillers, und dessen Geliebte, die Hexe Geneviève de Rohan, kennen. Aber auch die Dämonen, ihr Fürst Asmodi I. und seine Apokalyptischen Reiter sind in dieser Zeit aktiv. Nachdem Coco den Raid von Magdeburg verhindert hat, erhält sie eine Botschaft, dass sie sich zum Bodensee begeben soll. Im Kampf gegen den Würger Schmalhans erleidet sie eine magische Vergiftung. Der Januskopf Olivaro heilt sie, kennzeichnet sie aber mit einem Mal, sodass er sie jederzeit aufstöbern kann. In der Gegenwart entdecken Dorian und Unga die Ruine des Schlosses Mummelsee und besiegen die Hexe Grindel. Inzwischen gelingt es der Teufelin Angelina und dem Archivar Zakum, das Castillo Basajaun schwer zu schädigen.

KAMPF UM BASAJAUN

von Martin Kay

Gegenwart, Castillo Basajaun

Das magische Gewitter hatte an Heftigkeit zugenommen. Unablässig donnerte es, und es verging keine Sekunde, in der nicht ein Blitz den Himmel über Basajaun erhellte.

Yoshi Hojo spähte besorgt durch die zerborstenen Fenster. Sie saßen in der Falle. Mit jedem Blitz fiel einer der Dämonenbanner, die die Burg vor Übergriffen des Bösen schützten. Bald würde es Luguris Schergen möglich sein, die Burg zu stürmen. Doch damit nicht genug, denn die wiederbelebten Alicantes arbeiteten sich durch die von Beben verwüsteten Gewölbe zielsicher ins Erdgeschoss hinauf.

Yoshi hatte seine Verteidigungsstrategie gründlich überdacht und die ihm zur Verfügung stehenden Leute neu gruppiert.

Statt alle in einem einzelnen magischen Kreis zu versammeln, hatten sie mehrere dieser Kreise auf den Boden gezeichnet und sich darin verteilt. Die Kreise befanden sich nah genug beieinander, um von einem zum anderen zu springen. Auf diese Weise war es möglich, die Position zu wechseln, ohne die Schutzsphäre allzu lange zu verlassen.

1. Kapitel

Burian Wagner und Udo Schauper hatten sich am Treppenaufgang postiert und warteten mit schussbereiten Waffen auf die herannahende Horde, die jeden Moment auftauchen konnte. Fenton und Kramer bewachten den Haupteingang, während Yoshi den Verbindungsmann darstellte, der ihre Aktionen koordinierte.

»Wie sieht es draußen aus?«, rief er Kramer zu.

»Unverändert. Jeder Blitz ein Treffer!«

»Großer Gott, wenn nur Phillip nichts geschieht«, jammerte Fenton. »Er ist immer noch da draußen.«

»Er wird schon auf sich aufpassen«, rief Schauper herüber. »Die Dämonen können ihm nichts anhaben.«

»Ach nein?«, knurrte Virgil Fenton zurück. »Und was, wenn sie einen dieser magischen Blitze direkt auf ihn lenken? Das wird ihn zu Asche verkohlen!«

»Ruhe jetzt!«, fuhr Yoshi dazwischen. »Wir müssen Ruhe bewahren. Gehen wir noch einmal unsere Verteidigung durch.«

»Da brauchen wir nichts durchzugehen«, fiel ihm Schauper ins Wort. »Jeder Hexer, der die Treppe hochkommt, wird sofort umgenietet!«

»Dann sind wir uns ja einig, Udo«, lächelte Yoshi. Dennoch rechnete er sich keine größeren Chancen aus. Er wusste nicht, wie viele Dämonen vor Basajaun lagerten, aber allein schon die wiederbelebten Opfer der Quintanos zählten vierhundertfünfzig Leute, eine Streitmacht, die ihresgleichen suchte. Yoshi wusste nicht, mit welcher Magie sie es seitens der Alicantes zu tun bekamen. Anscheinend waren die Hexer und Hexen jedoch nicht in der Lage, Teleportationszauber wirken zu lassen, sonst wären sie schon längst in der Eingangshalle materialisiert. So aber mussten sie sich mühsam aus den unteren Gewölben die Treppen hinaufarbeiten.

»Es geht los!«, rief Schauper.

Yoshi sog scharf die Luft ein und zog seine Katana-Klinge. Er sprang in Schaupers und Wagners Richtung in einen anderen magischen Kreis und spähte über die Schultern der beiden die Treppe hinunter.

Tatsächlich regte sich dort unten etwas. Das lautstarke Donnern wurde von einem unheimlichen Geheul übertönt. Zwei Gestalten stürmten die Stufen hinauf, und vor ihnen kroch – von allen unbemerkt – ein Schatten über die Treppe.

Wagner und Schauper feuerten gleichzeitig. Silbergeschosse jagten durch die Luft und schlugen in die Körper der Wiedergänger ein. Die Untoten prallten zurück und zerplatzten förmlich in Staubwolken, als ihr wiederbelebtes Dasein ein abruptes Ende fand. Weitere Alicantes setzten über die Treppe nach und sangen magische Formeln. Geisterfinger und Lanzen aus purem Feuer schossen den Verteidigern entgegen, doch die magischen Kreise und ihre Abwehrzauber hielten stand.

»Vorsicht, Udo!«, kreischte Wagner auf.

Der Schatten hatte den oberen Treppenabsatz erreicht, und bevor Udo reagieren konnte, fegte er über die Kreide und verwischte sie ein wenig, sodass ein winziger Spalt entstand, durch den er schlüpfen konnte. Eine schwarze Masse wuchs innerhalb des Kreises vor Udo Schauper empor und hüllte ihn ein.

»Hilfe!«, schrie der ehemalige Seemann. »So schießt doch nur!«

Wagner brachte es nicht über sich. Entschlossen sprang Yoshi vor, musste dabei den schützenden Kreidekreis verlassen und holte mit dem japanischen Samuraischwert aus. Die Katana-Klinge sauste auf die schwarze, amorphe Masse herab und zerschnitt sie. Das Silber in der Klinge und die eingravierten Dämonenbanner taten ihr Übriges. Unmenschlich aufschreiend ließ der Schatten von Udo ab und zerbröckelte zu einem Lehmhaufen. Schauper war jedoch völlig verwandelt. Sein Körper war über und über mit aufplatzenden Eitergeschwüren übersät, und in seinen feuerroten Augen tobte der blanke Hass.

»Großer Gott!«, stöhnte Wagner auf.

Schauper sprang vor und wollte dem Freund an die Kehle, doch Yoshi war schneller und versetzte dem Seemann aus der Drehung heraus einen Tritt, der ihn geradewegs die Treppe hinunter katapultierte. Er prallte gegen vier heranrückende Wiedergänger und riss sie mit sich auf den nächsten Absatz.

»Schieß!«, befahl Yoshi, aber Burian Wagner stand einfach wie angewurzelt da. »Los doch!«

»Ich ... ich kann nicht«, stammelte der stämmige Bayer. »Er ist mein Freund.«

»Er ist nicht mehr Udo, sondern ein Dämonisierter!«, sagte Yoshi. »Ihm kann nur noch auf eine Art geholfen werden.«

Trotzdem blieb Wagner standhaft und weigerte sich abzudrücken. Die Hexer und Udo rappelten sich wieder auf und begannen bereits, die Stufen nach oben zu erklimmen.

»Was geht da vor?«, rief Fenton vom Fenster her.

»Teuflisches«, schnappte Yoshi und handelte. Er sprang in den geöffneten Kreis, der Schauper zum Verhängnis geworden war, und hob die Waffe des Dämonisierten auf. Yoshi verschoss das ganze Magazin und tötete sowohl Udo als eine Handvoll der wiederbelebten Hexer.

»Du hast ...«, murmelte Wagner fassungslos.

Yoshi trat an ihn heran. »Wenn ich es nicht getan hätte, wären wir jetzt tot!«

In diesem Moment fegte eine Salve an Blitzen durch die Fenster und zerstörte die Dämonenbanner an den Außen- und Innenwänden der Burg.

»Runter!«, rief Kramer.

Elektrische Entladungen tanzten durch die Luft, fraßen sich ins Gemäuer und sprengten ganze Steinbrocken heraus. Durch die Ablenkung gewannen die wiederbelebten Alicantes einen Vorteil und schafften es, gleich zu Dutzenden die Treppe hinaufzustürmen. Die illusteren Gestalten in den altmodischen Kleidern verteilten sich sofort in der Eingangshalle und ließen ihre begrenzten Hexenkünste wirken.

Burkhard Kramer raffte sich auf und lief gegen eine Wand. Er prallte zurück, nahm Anlauf und lief wieder dagegen.

»Kramer, was ist los?«, rief ihm Fenton zu.

»Ich muss hier raus, ich muss raus!« Wieder lief er gegen die Wand und ging mit blutigem Schädel in die Knie.

Fenton stand auf und wollte Kramer zu Hilfe eilen, als er auf halber Strecke zu torkeln begann und die Orientierung verlor. Er presste die Hände gegen die Ohren, und feine Rinnsale roten Blutes flossen aus seinen Nasenlöchern.

»In die magischen Kreise!«, schrie Yoshi. Er federte vom Boden ab und merkte noch im Flug, dass etwas nach seinen Gedanken griff, ihn aus der Bahn werfen wollte, doch dann hatte er den rettenden Kreis erreicht.

Blutüberströmt taumelte Burian Wagner auf Fenton und Kramer zu. Er packte die beiden und zerrte sie ebenfalls in einen der größeren Kreidekreise, die sie auf dem Boden aufgezeichnet und mit magischen Abwehrzeichen und Dämonenbannern versehen hatten. Gerade, als Wagner selbst die Schutzzone betreten wollte, materialisierte sich neben ihm eine ätherische Sense. Erschrocken fuhr der stämmige Bayer zusammen und machte einen Sprung nach vorn, aber die Magie der Alicantes war schneller. Die magische Sense fuhr herab und trennte Burian den linken Arm vom Leib.

Wagner betrat den rettenden Kreis. Offenbar konnte er anfangs nicht fassen, was wirklich geschehen war, denn er starrte nur zu der Stelle auf, an der die Sense langsam wieder verblasste. Als sie gänzlich verschwunden war, nahm sein Blick den vor dem Kreis liegenden, abgeschlagenen Arm auf, und in plötzlichem Verstehen weiteten sich seine Augen. Burian schrie gepeinigt auf. Erst jetzt fand der Schmerz einen Weg zum Gehirn und löste einen inneren Krampf aus. Wagner verdrehte die Augen und verlor das Bewusstsein.

»Schnell!«, rief Fenton, der sich innerhalb des magischen Kreises von der Attacke der Hexer erholt hatte. »Wir müssen ihm helfen und den Stumpf abbinden, bevor er uns verblutet!«

Kramer raffte sich auf, doch seine Augen waren von den Stößen gegen die harte Wand geschwollen. »Ich kann kaum was sehen!«

Fenton streifte sich das Jackett vom Leib und wollte von seinem Kreis in den nächsten zu Wagner springen. Er schaffte es nicht. Die Hexen und Hexer kamen nun in Scharen die Treppe hinaufgestürmt und hatten die Dämonenjäger rasch eingekreist. Wie ausgehungerte Bestien, denen es nur nach dem Blut der vier Männer dürstete, umlagerten sie die magischen Kreise und versuchten, die Schutzbarrieren zu durchbrechen.

»Verflucht«, knurrte Fenton. »Yoshi, bist du noch da?« Er sprang hoch und versuchte über die Köpfe der ihn belagernden Hexer zu spähen, konnte den Japaner aber nirgends entdecken.

»Ja!«, rief Hideyoshi Hojo gepresst zurück. »Legt euch flach auf den Boden, ich versuche einen Ausfall, um zu euch zu kommen!«

»Warte! Wie willst du ...?« Fenton wurde von der schallenden Salve einer Maschinenpistole unterbrochen. Instinktiv warf er sich zu Boden, als schon die ersten Geschosse über seinen Kopf hinwegpfiffen.

In einer Verzweiflungstat hatte Yoshi eine der MPs an sich gebracht und verfeuerte die Silbermunition, indem er sich einmal um seine Achse drehte. Die Hexer, die seinen magischen Kreis belagerten, fielen sofort. Andere stoben auseinander, wurden jedoch niedergemäht. Fast jede Kugel fand ihr Ziel und streckte einen der Wiedergänger nieder. In panischer Flucht zogen sich die Hexer zurück, und als Yoshi endlich einen freien Weg zu Fentons und Kramers Kreis erhaschte, lief er los. Er schoss wie wild um sich. Als das letzte Geschoss den Lauf verließ und einer Hexe direkt vor Yoshi das untote Leben nahm, warf der Japaner die nutzlos geworden Waffe achtlos davon, zog sein Katana aus der Gürtelscheide und hieb damit gekonnt auf zwei Hexer ein, die ihm den Weg versperren wollten. Die mit Dämonenbannern und magischen Sprüchen präparierte Klinge fuhr durch ihre untoten Leiber, als bestünden sie aus Wachs.

»Hinter dir!«, warnte Virgil Fenton.

Yoshi fuhr herum, hob kurz sein Knie und trat nach hinten aus. Sein Absatz bohrte sich in eine Alicante und stieß sie zurück. In der Drehung schwang Yoshi das Samuraischwert und köpfte die wiederbelebte Frau. Dann endlich hatte er den magischen Kreis, in dem sich Fenton und Kramer befanden, erreicht.

»Wir können uns hier nicht mehr lange halten«, sagte Yoshi. »Es hat keinen Zweck, wir müssen Basajaun aufgeben, wenn wir überleben wollen.«

»Das kann nicht dein Ernst sein«, erwiderte Kramer. Aber als er sein geschwollenes Gesicht betastete, hielt er sich mit weiteren Kommentaren zurück. Ihnen allen war übel mitgespielt worden, und Udo Schauper hatte den Angriff der Dämonen sogar mit dem Leben bezahlen müssen.

Bekümmert schaute Yoshi zu Wagner herüber, der noch immer bewusstlos innerhalb eines der Kreidekreise lag. Wenn sie ihn nicht schnell verbanden, war ihm bald nicht mehr zu helfen.

»Wenn wir da hinausgehen, haben wir Luguris Meute am Hals«, gab Virgil Fenton zu bedenken.

»Vielleicht immer noch besser, als gegen diese Armee hier drinnen zu streiten«, sagte Yoshi. »Könnt ihr kämpfen?«

Fenton nickte sofort, während Kramer erst die Achseln hob und anschließend doch entgegnete: »Es wird schon gehen.«

»Wechselt eure Magazine gegen Pyrophorgeschosse aus! Damit haben wir einen größeren Wirkungsradius.«

Yoshi schob das Schwert zurück hinter den Gürtel und nahm selbst eine Pistole von Fenton entgegen. Die beiden anderen tauschten ihre Magazine aus und luden die Waffen durch. Es würde zu einem einzigen Ausfallversuch kommen, bei dem sie entweder mit heiler Haut davonkamen oder den mordlüsternen Untoten zum Opfer fielen.

Die durch Yoshis MP-Salven aufgescheuchten Alicantes sammelten sich bereits wieder und rückten bedrohlich nahe an die Kreidekreise heran.

»Wenn wir es tun wollen, dann jetzt«, sagte Yoshi. »Sie versuchen, uns wieder zu umzingeln!«

»Was ist mit Burian?«, fragte Fenton.

Yoshi atmete tief durch. Der bewusstlose Bayer würde ihnen ein Klotz am Bein sein, aber es widerstrebte ihm, einen Verwundeten zurückzulassen.

»Wir nehmen ihn mit!«

Die drei Männer wappneten sich für den Ausbruch. Yoshi zählte rückwärts von fünf bis eins, während die Hexen und Hexer sich unaufhörlich von allen Seiten ihrer Position näherten. Es war mittlerweile eine unüberschaubare Menge geworden. Vielleicht hatte die Mannschaft von Basajaun fünfzig oder sechzig von ihnen endgültig ins Reich der Toten geschickt, aber knapp vierhundert Wiedergänger standen ihnen noch immer gegenüber, und dass die Alicantes über Magie verfügten, verschlimmerte die Sache weiter. Yoshi sah zum Treppenaufgang. Noch immer staksten Scharen von Hexern die Stufen hinauf. Sie waren nicht besonders schnell. Anscheinend mussten sie sich nach ihrem langen Schlaf erst wieder daran gewöhnen, sicher zu laufen. Auch ihre Magie war noch nicht wieder voll entfaltet worden, sonst hätten sie die magischen Kreise einfacher überwunden.

»Zwei ... eins ... jetzt!«, schrie Hideyoshi Hojo.

Der Japaner zielte auf den Treppenaufgang und gab eine schnelle Schussfolge ab. Drei, vier Spezialgeschosse entzündeten sich durch die Luftreibung und jagten, Leuchtkugeln gleich, in den Treppenaufsatz hinein. Die Flammenbälle zerstoben. Grelle Feuerzungen leckten nach den Wiedergängern, verfingen sich in ihren altmodischen Kleidern und setzten diese augenblicklich in Brand. Als die letzte Pyrophorkugel einschlug, hatte sich bereits eine Flammenwand am Aufgang gebildet. Schon waren die ersten unmenschlichen Schreie verbrennender Untoter zu hören, dann griff das Feuer auf Geländer und Stufen über.

Fenton und Kramer stürmten los und verschossen ihre Munition. Auch in der großen Halle blitzte und zuckte es auf, als die Pyrophorgeschosse ihr Ziel fanden und alles in Brand steckten, was ihnen im Weg stand. Reihenweise gingen die Hexer in Flammen auf.

»Los jetzt!«, rief Yoshi.

Der Nachschub aus den Kellergewölben war vorerst gestoppt, da die nachrückenden Alicantes das Feuer an der Treppe nicht überwinden konnten. Doch hier oben in der Halle befanden sich noch mehrere Dutzend der unheimlichen Gestalten. Yoshi und die andern durften sich jetzt nicht auf Einzelkämpfe einlassen, sonst wären sie hoffnungslos verloren gewesen. Seine wenig ausgeklügelte Strategie lautete, blitzschnell zum Ausgang zu gelangen und dort das Weite zu suchen.

Fenton und Kramer erreichten den bewusstlosen Wagner. Die ungewöhnliche Situation verlieh Burkhard Kräfte, die man seinem schmalen Körper niemals zugetraut hätte. Er machte wenig Federlesens und packte den schwergewichtigen Freund ächzend am Arm und schulterte ihn sich quasi über. Schwer schleiften Burians Füße über den Boden. Immer noch strömte Blut aus seinem Armstumpf.

Yoshi gab den dreien Rückendeckung und verschoss ein ganzes Magazin Pyrophormunition. Die Flammenbälle erfüllten die Luft und entfachten einen Großbrand in der unteren Halle, dem ein Großteil der Wiedergänger zum Opfer fiel. Diejenigen, die sich vor dem Flammentod retten konnten, setzten den Flüchtigen hinterher und besannen sich dabei auf ihre Magie. Ihre noch schwächlichen Zauber manifestierten sich hauptsächlich in archaischen Waffen, die plötzlich aus dem Nichts in der Luft entstanden. Magisch belebt sausten Speere, Äxte und Schwerter auf Yoshi und seine Gefährten zu.

»Schneller!«, drängte der Japaner und wechselte hastig das Magazin seiner Waffe. Er war nicht schnell genug. Ein Speer erwischte seinen Oberschenkel und bohrte sich tief in das Fleisch, während eine Schwertklinge in Burian Wagners Rücken stecken blieb.

Yoshi fiel zu Boden und robbte mit schmerzverzerrtem Gesicht zu einer Wand. Fenton und Kramer, die erst gar nicht bemerkt hatten, was geschehen war, erreichten den Ausgang. Burkhard trug immer noch die Leiche Wagners auf dem Rücken.

»Virge!«, rief Yoshi.

Der Amerikaner blickte sich um und gewahrte seinen Freund auf dem Boden liegend. Dann sah er die Schwertspitze in Burians Rücken und machte Kramer darauf aufmerksam. Der ließ den Leichnam betroffen zu Boden gleiten, stellte sich aber gleich darauf zusammen mit Fenton verbissen zum Kampf. Immer wieder mussten sie den magischen Geschossen ausweichen – dabei blieb es nicht aus, dass sie selbst einige Blessuren wie Fleisch- und Schürfwunden davontrugen. Unablässig feuerten Fenton und Kramer die Pyrophorgeschosse in die Reihen ihrer Peiniger. Hexer um Hexer verbrannte im gnadenlosen Feuer, das in der Eingangshalle wütete.

Dichter Rauch machte sich breit und erschwerte den drei Männern das Atmen.

»Geht endlich!«, schrie Yoshi.

»Nicht ohne dich!«, erwiderte Fenton.

Yoshi trennte den Speerschaft mit einem Schlag seiner Katana-Klinge ab, sodass nur noch die Spitze in seinem Oberschenkel steckte. Mühsam rappelte er sich auf und stützte sich an der Wand. Er setzte langsam einen Fuß vor den anderen und musste höllische Schmerzen über sich ergehen lassen. Tief durchatmend besann er sich auf alte Entspannungstechniken der Samurai. Sein Atem beruhigte sich. Plötzlich nahm der Japaner nicht einmal mehr den beißenden Rauch wahr. Der Schmerz in seinem Bein ließ ein wenig nach. Yoshi humpelte auf Fenton und Kramer zu.

Burkhard verschoss seine letzte Pyrophorpatrone und musste das Magazin gegen Silbermunition auswechseln. In diesem Moment hatte Yoshi seine Gefährten erreicht. Der Vormarsch der Wiedergänger war aufgehalten worden. Die überlebenden Alicantes tummelten sich auf der anderen Seite der Flammenwand und konnten diese momentan nicht überwinden. Aber es würde sie nichts davon abhalten können, durch die Fenster ins Freie zu springen, die Burg zu umrunden und den Freunden vom Haupteingang her zuzusetzen. Deshalb mussten sie sich beeilen.

»Wir müssen raus«, sagte Yoshi.

Fentons Blick fiel auf Wagners Leiche. Sie konnten für den Getreuen nichts mehr tun, und ein Begräbnis würde darauf warten müssen, bis sich die Situation hier auf Basajaun wieder normalisiert hatte – falls es überhaupt noch einmal dazu kommen würde. Es war ein offenes Geheimnis, dass Luguri diesem Bollwerk des Guten ein für alle Mal ein Ende bereiten wollte. So wie es aussah, hatte er den Sieg errungen.

Die entfachten Feuer im Erdgeschoss würden sich rasch über die anderen Etagen ausbreiten und die gesamte Burg in ein Flammenmeer verwandeln, aus dem nur noch eine Ruine zurückbleiben konnte.