Dorian Hunter 169 - Martin Kay - E-Book

Dorian Hunter 169 E-Book

Martin Kay

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Beschreibung

Asmodi erhob sich und trat an die Weiße Hexe heran. Mit seinen spitzen Krallen zog er eine blutige Spur durch ihr Antlitz. Geneviève zuckte vor Schmerz zusammen, ließ es aber über sich ergehen. »Ich bin überaus geehrt, die letzte der de Rohans hier begrüßen zu dürfen«, sagte der Fürst der Finsternis. »Spar dir deinen Hohn, Asmodi!« »Deine Frechheit wird dir noch im Halse stecken bleiben, Hexe. Warum musste dich nur dieser Troger-Bengel finden? Jetzt wirst du ihm in den Tod vorausgehen ...«

In der Vergangenheit rüstet Asmodi zum finalen Schlag gegen das Schloss Mummelsee. Wird es Coco gelingen, Matthias und Geneviève zu retten und einen Weg zurück in die Gegenwart zu finden? Die Antworten liefert der spannende Abschluss des Zyklus über den Dreißigjährigen Krieg!


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Seitenzahl: 150

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Was bisher geschah

DAS ENDE EINES LANGEN WEGS

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

mystery-press

Vorschau

Impressum

Der ehemalige Reporter Dorian Hunter hat sein Leben dem Kampf gegen die Schwarze Familie der Dämonen gewidmet, seit seine Frau Lilian durch eine Begegnung mit ihnen den Verstand verlor. Seine Gegner leben als ehrbare Bürger über den Erdball verteilt. Nur vereinzelt gelingt es dem »Dämonenkiller«, ihnen die Maske herunterzureißen.

Bald kommt Dorian seiner eigentlichen Bestimmung auf die Spur: In einem früheren Leben schloss er als Baron Nicolas de Conde einen Pakt mit dem Teufel, der ihm die Unsterblichkeit sicherte. Um für seine Sünden zu büßen, verfasste de Conde den »Hexenhammer« – jenes Buch, das im 16. Jahrhundert zur Grundlage für die Hexenverfolgung wurde. Doch der Inquisition fielen meist Unschuldige zum Opfer; die Dämonen blieben ungeschoren. Als de Conde selbst der Ketzerei angeklagt und verbrannt wurde, ging seine Seele in den nächsten Körper über. So ging es fort bis in die Gegenwart. Dorian Hunter begreift, dass es seine Aufgabe ist, de Condes Verfehlungen zu sühnen und die Dämonen zu vernichten.

Als Rückzugsort in seinem Kampf bleibt Dorian neben der Jugendstilvilla in der Baring Road in London noch das Castillo Basajaun in Andorra, in dem er seine Mitstreiter um sich sammelt – darunter die ehemalige Hexe Coco Zamis, die aus Liebe zu Dorian die Seiten gewechselt hat. Nach der Geburt ihres gemeinsamen Sohnes Martin hat Coco diesen zum Schutz vor den Dämonen an einem Ort versteckt, den sie selbst vor Dorian geheimhält.

Auf der Suche nach dem Erbe des Hermes Trismegistos findet Dorian den Steinzeitmenschen Unga, der Hermon gedient hat und sich nach seinem Erwachen schnell den Gegebenheiten der Gegenwart anpasst. Die Invasion der Janusköpfe von der Parallelwelt Malkuth wird mit Dorians Hilfe abgewehrt. Hermes Trismegistos wird klar, dass er für das Entstehen der Psychos auf Malkuth verantwortlich ist. Um zu büßen, geht er durch eins der letzten Tore nach Malkuth.

Die Vampirin Rebecca, eine Jugendfreundin Cocos, greift nach der Macht in der Schwarzen Familie und fordert den Erzdämon Luguri, den derzeitigen Fürsten der Finsternis, heraus. Durch unvorhersehbare Umstände wird Coco in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges verschlagen und lernt Matthias Troger, die sechste Inkarnation des Dämonenkillers, kennen. Aber auch die Dämonen, ihr Fürst Asmodi I. und seine Apokalyptischen Reiter sind in dieser Zeit aktiv. Im Juni 1631 führt Asmodi sein Heer gegen das Schloss Mummelsee. Der dem Bösen verfallene Magister Schnabel setzt den Schleier des Todes frei. Coco gelingt es, die Waffe gegen den Gevatter Tod zu richten, der fortan spurlos verschwunden ist.

In der Gegenwart wird Castillo Basajaun zerstört. Abi Flindt will den Hexer Kieran Slattery zwingen, die Überlebenden nach Andorra la Vella zu versetzen. Doch Slattery überlistet den Dänen und schickt Dorian und seine Begleiter in ein düsteres Schattenreich. Dort stirbt Burkhard Kramer, ehe der Dämonenkiller, Unga und ihre Mitstreiter den Ausgang finden ...

DAS ENDE EINES LANGEN WEGS

von Martin Kay

Gegenwart, Mummelsee

Müde fuhr sich Dorian Hunter durch das Gesicht. Er hätte mehr als nur eine Mütze voller Schlaf gebrauchen können, doch der Gedanke an Coco hielt ihn wach.

Nachdem die Gefährten Luguri entkommen waren, hatte sie kein weiterer Dämon mehr behelligt. Entgegen Dorians Prophezeiung schien der Erzdämon die Menschenmassen in der andorranischen Hauptstadt zu scheuen.

So richtig freuen konnte sich über den Erfolg jedoch niemand. Zu tief saß der Schmerz über den Verlust der Freunde: Schauper, Wagner, Kramer ... Sie hatten ihr Leben für die gemeinsame Sache – den Kampf gegen die Mächte der Finsternis – gegeben. Nun waren sie tot, und mit ihnen untergegangen war das Castillo Basajaun, das Dorian und seinem Team über Jahre hinweg zu einem Bollwerk gegen das Böse aufgebaut hatten. Fast schien dem Dämonenkiller die geglückte Flucht der wenigen Überlebenden wie ein letzter Kübel Spott, den Luguri über ihnen ausgeschüttet hatte. Härter hätte ihn die Schwarze Familie nicht treffen können.

1. Kapitel

Wie sinnlos der Kampf gegen die Schwarze Familie doch zu sein schien! Nicht einmal das Vermächtnis des Hermes Trismegistos hatte Dorian bisher entscheidend helfen können. Am Anfang seiner Laufbahn als Dämonenkiller hatte er noch geglaubt, durch den Tod Asmodis II. habe die ewige Schlacht eine entscheidende Wende erhalten. Doch seine Nachfolger hatten sich dem alten Fürsten der Finsternis mindestens als ebenbürtig erwiesen.

Der Druck von Ungas Hand auf seiner Schulter rief Dorian in die Wirklichkeit zurück. Sie waren zum Mummelsee zurückgekehrt – endlich. Der Dämonenkiller hoffte, hier etwas über Cocos Verbleib herausfinden zu können. Die Antworten auf seine Fragen konnten nur hier im Schwarzwald liegen.

Inzwischen hatte sich ihm ein großer Teil der Erinnerungen an sein sechstes Leben als Baron Matthias von Mummelsee offenbart. Nur konnte er sich noch immer nicht entsinnen, Coco Zamis zu jener Zeit begegnet zu sein.

Er hatte Yoshi, Phillip und Virgil nach London geschickt, um nicht auch sie noch unnötig in Gefahr zu bringen. Allein Unga hatte ihm unmissverständlich klargemacht, dass er keinen Schritt von seiner Seite weichen würde.

Nun waren sie am See angekommen und suchten nach einer Möglichkeit, eine wie auch immer geartete Verbindung zu Coco herzustellen. Aber war ihr aus dieser Zeit heraus überhaupt zu helfen? Musste sie den Rückweg in die Gegenwart nicht aus eigener Kraft finden?

Mittlerweile erinnerte sich Dorian auch an seine Begegnung mit dem Marchese Ottavio Arras. Er war damals noch unbarmherziger gewesen und rachsüchtiger als heute. Zwar mochte Dorian den Januskopf nicht als engen Freund bezeichnen, wohl aber als mächtigen Verbündeten. Seine Absichten und Machenschaften lagen im Dunkeln, aber er hatte sein zweites Gesicht für Dorian gegeben, um ihn von der magischen Pest des King Tattoo zu befreien.

Dafür war der Dämonenkiller ihm einiges schuldig. Aber der Olivaro der Vergangenheit würde nicht so selbstlos handeln. Wenn er Coco in der Vergangenheit wirklich getötet hatte, war ohnehin alles zu spät. Aber Dorian klammerte sich wie ein Ertrinkender an die Hoffnung, dass den Januskopf vielleicht die eigene Erinnerung trog. Vielleicht hatte Coco ihn auch überlistet und ihren Tod nur vorgegaukelt.

»So und nicht anders muss es sein!«, murmelte er. Wenn die ehemalige Hexe ihm doch nur irgendein Zeichen hätte geben können!

Unga runzelte die Stirn, sagte jedoch nichts. Es war früher Abend, und die Sonne war gerade hinter den Bäumen versunken. Nur noch wenige Spaziergänger hielten sich am Ufer des Mummelsees auf. Der Bootsverleiher hatte seinen Stand bereits geschlossen, und auch die Imbiss- und Eisbuden hatten ihren Verkauf für heute eingestellt. Für Dorian war klar, dass er zusammen mit Unga noch einmal die unterirdischen Gewölbe des Schlosses betreten musste, wenn sie weitere Anhaltspunkte finden wollten. Allerdings stand ihnen dort der Gevatter Tod gegenüber. Die angebliche Mumie des Hermes Trismegistos hatte ihn zwar schon einmal besiegt, aber Dorian war sich bis heute nicht im Klaren darüber, welchen Zauber Hermon dabei angewendet hatte.

»Suchen wir das Schloss auf?«, fragte Unga.

Dorian schürzte die Lippen.

»Nein«, sagte er entschieden. »Ich werde stattdessen dort hinuntergehen.«

Er zeigte auf den See.

Unga ächzte überrascht. »Du willst tatsächlich tauchen? Aber was versprichst du dir davon? Das ergibt doch keinen Sinn.«

»Doch. Du erinnerst dich an diese Grindel, die hier schon seit Jahrhunderten gehaust hat? Eine ihrer Töchter hat unseren Kampf neulich überlebt und ist hierhin zurückgekehrt. Niemand kann mir erzählen, dass sie nichts über den Gevatter weiß, obwohl er sich keine zweihundert Meter von ihrem eigenen Versteck entfernt verschanzt hält. Es muss einen Grund geben, warum der Gevatter Tod hier aufgetaucht und nicht beim Sturz ins centro terrae gestorben ist – und diese Hexe wird ihn mir nennen müssen!«

Dorian kehrte zum Wagen zurück. Er hatte vorsorglich zwei Tauchausrüstungen mitgenommen, obwohl der Cro Magnon die Idee von vornherein für reichlich unsinnig gehalten hatte. Vergeblich versuchte Unga, den Dämonenkiller von seinem Vorhaben abzubringen.

»Du kannst hier warten oder mich begleiten«, sagte Dorian, während er in den gummierten Anzug schlüpfte und sich die Pressluftflaschen auf den Rücken schnallte.

Unga verzog das Gesicht und legte die zweite Ausrüstung an, die ihm allerdings nicht so recht passen wollte. Nur mit Mühe konnte er sich das enge Gummi überstreifen, besaß danach aber kaum noch Bewegungsfreiheit.

»Ein Froschmann an der Angel«, witzelte Dorian bei Ungas Anblick.

»Ich glaube, ich habe mir was eingeklemmt«, erwiderte der Cro Magnon mit einem Augenzwinkern.

Es war nun vollends dunkel geworden, und am Seeufer trieb sich niemand mehr herum. Dorian prüfte ein letztes Mal den Druck der Flaschen, schaltete dann die festgeschnallte Leuchte ein und watete mit dem Kommandostab in der Hand ins Wasser. Unga folgte ihm auf dem Fuße, und nur Sekunden später schwappte das kalte Nass über ihren Köpfen zusammen.

Auch wenn über der Wasseroberfläche bereits die Nacht hereingebrochen war, hier unten herrschte regelrechte Schwärze. Nur die Lichtkegel der Scheinwerfer durchstachen das Dunkel des Sees.

Der Boden war sandig, schlammig und stark von Algen überwuchert. Vereinzelt huschten Fische vor den beiden Tauchern umher, aufgeschreckt durch das grelle Licht.

Trotz der hellen Scheinwerfer konnte man nur fünf, sechs Meter weit sehen, danach wurde das Licht einfach von der Dunkelheit verschluckt.

Die beiden Dämonenjäger suchten den Boden nach irgendwelchen Anzeichen einer dämonischen Präsenz ab, wurden jedoch nicht fündig. Dorian ließ sich im Wasser treiben und richtete den Kommandostab aus. Mit Hilfe des magischen Utensils des Hermes Trismegistos war es ihm möglich, dämonische Ausstrahlungen zu lokalisieren. Unga tat es ihm mit seinem eigenen Stab gleich. Schon kurz darauf konnten sie einen Erfolg verbuchen. Die Stäbe wiesen ihnen die Richtung. Zur Mitte hin wurde der See tiefer. Sie hielten sich am Grund und hatten bald eine Tiefe von fast zwanzig Metern erreicht. Immer wieder mussten sie aufpassen, sich nicht in Schlingpflanzen zu verheddern.

Da schlug der Kommandostab Ungas plötzlich aus. Dorian spürte die Gefahr instinktiv. Von rechts schoss etwas auf ihn zu. Der grüne Arm eines Algenbusches legte sich ihm um seinen Hals. Das Mundstück wurde fortgerissen. Der Dämonenkiller gurgelte und ruderte wie wild. Unga erging es nicht anders, aber der Cro Magnon hieb geistesgegenwärtig mit dem Kommandostab auf die Algenstränge ein. Irgendwie schaffte er es, sich zu befreien und schwamm zu Dorian, dem bald die Luft ausgehen musste. Er hob das Mundstück an Dorians Lippen und befreite den Gefährten dann mit einem Tauchermesser.

Nachdem Dorian sich erholt hatte, setzten sie die Suche fort. Sie achteten jetzt sorgfältiger auf ihre Umgebung. Das Ausschlagen des Kommandostabs hatte ihnen gezeigt, dass hier dämonische Kräfte am Werk waren.

Unga deutete nach vorn. Dort trieb ein weiteres Algenbüschel durchs Wasser, und in seinen Ranken befand sich eine menschliche Gestalt. Die beiden Gefährten tauchten zu dem Gebilde hinüber und erkannten in der Toten die letzte Tochter der Hexe Grindel. Verwundert betastete Dorian den gut erhaltenen Körper des Wassergeistes. Der See musste den Leib konserviert haben, statt ihn wie sonst zu Asche zerfallen zu lassen. Aber wer hatte die Tochter Grindels getötet?

Die beiden erhielten die Antwort schneller, als ihnen lieb war. Aus dem Nichts heraus wurden sie von einer Druckwelle gepackt und von der Wasserleiche fortgetrieben. Sie ruderten gegen den Sog an und suchten das Wasser nach dem Ursprung der geheimnisvollen Kräfte ab, konnten jedoch nichts entdecken. Unga deutete mit dem Finger nach oben. Dorian nickte nur und tauchte auf. Bevor einer der beiden die Wasseroberfläche erreichte, spürten sie einen Ruck an ihren Beinen, und irgendetwas zerrte sie wieder in die Tiefe hinab. Ein Schatten fegte heran und riss zuerst Dorian, dann Unga die Schläuche aus den Aqualungen. Sprudelnd strömten Tausende von Luftbläschen zur Oberfläche, und wertvolle Atemluft entwich ungenutzt ins Wasser.

Unga stemmte sich gegen den Sog. Er machte heftige Schwimmbewegungen und trat kräftig mit den Flossen aus. Irgendwie konnte er sich befreien, schwamm zur Oberfläche und durchstieß sie mit einem Aufschrei. Gierig sog er frische Luft in seine Lungen und kraulte zum Ufer zurück. Erst da merkte er, dass sein Freund noch immer nicht aufgetaucht war.

Mit der Lampe suchte er die Oberfläche des Sees ab, konnte den Dämonenkiller jedoch nirgends entdecken. Der Steinzeitmann atmete tief durch und wollte wieder ins Wasser springen, als ein seltsames Leuchten über den See glitt und seine Aufmerksamkeit weckte. Unga verfolgte den Glanz, der wie ein Irrlicht über die Wasseroberfläche tanzte und dann ans andere Ufer huschte. Durch die Bäume hindurch drang der Schimmer weiter zu Unga herüber, und dann zeichneten sich plötzlich die Umrisse der alten Schlossruine hinter den Baumkronen ab. Das Schloss wurde von einem magischen Licht erhellt. Irgendjemand musste den Schild, der für die Unsichtbarkeit gesorgt hatte, zerstört haben – war es vielleicht sogar der Alte des Schreckens selbst gewesen?

Wie auf ein Stichwort hin trat eine vermummte Gestalt am jenseitigen Ufer aus dem Wald hervor und blieb dicht am Wasserrand stehen. Das Knochengesicht des Gevatters wurde von demselben Leuchten erhellt wie die Schlossruine. Wie gewöhnlich trug der Dämon der Seuchen und des Tods eine gewaltige Sense mit sich, und selbst aus der Entfernung wirkte er auf Unga unbezwingbar.

»Wer wagt es, meine Ruhe zu stören?«, rief der Alte herüber.

»Mach dich von dannen!«, erwiderte Unga. »Gib den Weg ins Schloss frei, Gevatter.«

Zur Antwort streckte der Tod die Hand aus und brachte seine Seuchenkeime auf den Weg. Unga hob den Kommandostab und schirmte sich ab, in der Hoffnung, wie schon beim letzten Mal von ihnen verschont zu bleiben. Die unsichtbaren Sporen wirbelten um Unga herum, doch sie vermochten ihm nicht zu schaden. Wutentbrannt versuchte es der Gevatter erneut, jedoch mit dem gleichen Ergebnis. Seine Magie blieb wirkungslos.

Aber gerade das stimmte Unga nachdenklich. Der Alte des Schreckens galt als einer der mächtigsten Dämonen. Das konnte nie und nimmer der wahre Dämon des Todes sein.

Dorian hatte mit seiner Vermutung recht. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht.

Für Dorian kam der Moment, an dem man reflexartig den Mund öffnet und das Wasser in die Lungen einlässt. In einem letzten Verzweiflungsakt bäumte er sich auf, stemmte sich gegen den Sog und begann das lose über seinem Kopf pendelnde Schlauchende zu fassen, aus dem noch immer die Luft der Atemflasche strömte. Er stülpte die Lippen über den Schlauch und sog gierig die Luft ein. Vor seinen Augen tanzten diffuse Schleier, und er war nahe daran, das Bewusstsein zu verlieren.

Der Sog beförderte ihn auf den Grund des Sees. Wieder tauchte ein Schatten vor ihm auf und riss ihm den Schlauch endgültig fort. Da endlich erkannte Dorian seinen Gegner. Es handelte sich um eine missgestaltete Figur mit verstümmelten Armen, in sich verkehrten Augen und einer übergroßen Zunge, die lose aus dem weit aufgerissenen Maul baumelte. Doch dieser Krüppel war einmal menschenähnlich gewesen – und dämonisch noch dazu. Dorian hatte einen Freak vor sich.

Als er in das Gesicht des Ausgestoßenen blickte, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Eine plötzliche Welle der Erkenntnis und der Erinnerungen überschwemmte seinen Geist. Olivaros Erinnerungsblock zerbrach endgültig, und das verschüttete Bewusstsein an sein sechstes Leben als Matthias Troger kehrte zu ihm zurück. Er krümmte sich und presste die Hände gegen die Schläfen. Die durch die Sauerstoffknappheit einsetzenden Wahrnehmungsstörungen vermischten sich mit unfassbaren Eindrücken der Vergangenheit, die einem Stakkato gleich auf ihn einprasselten.

Vor seinem geistigen Auge sah er Coco Zamis an seiner Seite bei der Verteidigung von Schloss Mummelsee. Das nächste Bild zeigte sie erneut, doch diesmal als greise Frau, die soeben gestorben war und von einem Fremden in einen See geworfen wurde.

Coco, nein!, schrie es in ihm.

Er bekam überhaupt nicht mit, wie der Kommandostab im Geheimen auf ihn einwirkte und seinen Sauerstoffhaushalt magisch regulierte. Wie an der Schnur gezogen, führte Dorian seine Hand zum Mund und atmete durch das verdickte Ende des Stabes, der das Wasser auf geheimnisvolle Weise umwandelte.

Der Geschmack von Seepflanzen und Erdschlamm drang in seinen Mund, aber das störte den Dämonenkiller nicht. Endlich wieder atmen!

Der Freak war über ihm und wollte ihm den Todesstoß versetzen. Es handelte sich um die Hexe Alraune, die Dorian als Matthias Troger kennengelernt hatte und die von Asmodi aus der Familie ausgestoßen worden war. Hierher hatte sie sich also zurückgezogen, und nach Grindels Tod hatte sie die letzte Tochter der Hexe ermordet, um allein über den Mummelsee zu herrschen.

Alraune blickte überrascht auf, als Dorian die Lider öffnete. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass der Dämonenkiller das Bewusstsein wiedererlangen würde. Ihre Augen weiteten sich, als der Kommandostab in ihre Brust drang. Sterbend trieb sie ab, eine schwache Spur schwarzen Blutes hinter sich herziehend. Genau wie die Tochter der Grindel verwandelte sich ihr Leib nicht zu Asche, sondern blieb dem See erhalten.

Dorian sah noch, wie einige der Schlingpflanzen nach dem Körper griffen und ihn einwickelten, ehe er selbst mit schnellen Stößen zur Oberfläche zurückkehrte und endlich wieder frische Luft in sich aufnehmen konnte.

»Dorian!«, rief Unga aus.

Der Dämonenkiller blickte in die Richtung, in die sein Freund deutete. Dort war das Schloss Mummelsee zu sehen, das jahrhundertelang unter der magischen Kuppel verborgen lag. Und vorn am Ufer stand der Gevatter Tod, nur noch ein schwaches Abbild seiner selbst, das jetzt langsam verblasste.

Dorian schwamm zum Ufer und ließ sich von Unga aus dem Wasser helfen.

»Was hat das zu bedeuten?«, fragte der Cro Magnon.

»Ich habe einen Großteil der Erinnerungen an mein sechstes Leben zurückerhalten«, erklärte Dorian. »Das war nicht der Gevatter Tod, sondern nur ein Spuk, der beim letzten großen Angriff auf Schloss Mummelsee zurückgelassen wurde. Deshalb hat er uns auch nicht wirklich schaden können. Er ist wohl überhaupt erst zum Leben erwacht, als ich den magischen Schirm passierte.«

»Und jetzt verblasst er, nur weil du deine Erinnerungen zurückhast?«, fragte Unga ungläubig.

»Wahrscheinlich Zufall, dass das zusammenfällt«, meinte Dorian. »Vielleicht wäre er sowieso verschwunden.«

Die beiden entfernten sich vom Ufer und entledigten sich ihrer nassen Kleidung.

»Ich dachte schon, dass wir jetzt auch dich abschreiben könnten, als du auch nach mehreren Minuten nicht wieder aufgetaucht bist!«, stöhnte Unga. »Wie zum Teufel hast du überlebt?«

Der Dämonenkiller berichtete ihm von der Rettung durch den Kommandostab.

Unga nickte. »Hermon muss ihn präpariert haben. Aber was hast du eben gesagt? Du hast einen Großteil deiner Erinnerung zurückerhalten?«



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