Dorian Hunter 166 - Martin Kay - E-Book

Dorian Hunter 166 E-Book

Martin Kay

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Beschreibung

Luguri bebte vor Zorn. Mit grell leuchtenden Froschaugen, eine stinkende Rauchwolke hinter sich herziehend und feines Elmsfeuer um die Fingerkuppen, marschierte er mit weit ausgreifenden Schritten durch die dunklen Gänge der Vulkanfeste. Hin und wieder stieß er einen unmenschlichen, hysterischen Schrei aus, und wehe dem Dämon, der dem Fürsten in die Quere kam. Die Mitglieder des Hofstaats, den er inzwischen zu sich in den Vulkan geholt hatte, spürten sein Kommen, seine Nähe, und wichen panisch in die Nebenhöhlen zurück. Wer dennoch das Pech hatte, ihm über den Weg zu laufen, überlebte diese Begegnung nicht. Zwei Skelettkrieger, ein Wolfsdämon sowie drei niedere Teufelchen hatte dieses Schicksal bereits ereilt. Der Erzdämon war außer sich wie niemals zuvor. »Ich hatte ihn schon!«, schrie er und bog um eine Ecke, aus der ihm zwei Ghoule in ihrer abstoßenden Erscheinung entgegentraten.


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Seitenzahl: 132

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Was bisher geschah

RÜCKKEHR ZUM MUMMELSEE

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

mystery-press

Vorschau

Impressum

Der ehemalige Reporter Dorian Hunter hat sein Leben dem Kampf gegen die Schwarze Familie der Dämonen gewidmet, seit seine Frau Lilian durch eine Begegnung mit ihnen den Verstand verlor. Seine Gegner leben als ehrbare Bürger über den Erdball verteilt. Nur vereinzelt gelingt es dem »Dämonenkiller«, ihnen die Maske herunterzureißen.

Bald kommt Dorian seiner eigentlichen Bestimmung auf die Spur: In einem früheren Leben schloss er als Baron Nicolas de Conde einen Pakt mit dem Teufel, der ihm die Unsterblichkeit sicherte. Um für seine Sünden zu büßen, verfasste de Conde den »Hexenhammer« – jenes Buch, das im 16. Jahrhundert zur Grundlage für die Hexenverfolgung wurde. Doch der Inquisition fielen meist Unschuldige zum Opfer; die Dämonen blieben ungeschoren. Als de Conde selbst der Ketzerei angeklagt und verbrannt wurde, ging seine Seele in den nächsten Körper über. So ging es fort bis in die Gegenwart. Dorian Hunter begreift, dass es seine Aufgabe ist, de Condes Verfehlungen zu sühnen und die Dämonen zu vernichten.

Als Rückzugsort in seinem Kampf bleibt Dorian neben der Jugendstilvilla in der Baring Road in London noch das Castillo Basajaun in Andorra, in dem er seine Mitstreiter um sich sammelt – darunter die ehemalige Hexe Coco Zamis, die aus Liebe zu Dorian die Seiten gewechselt hat. Nach der Geburt ihres gemeinsamen Sohnes Martin hat Coco diesen zum Schutz vor den Dämonen an einem Ort versteckt, den sie selbst vor Dorian geheimhält.

Auf der Suche nach dem Erbe des Hermes Trismegistos findet Dorian den Steinzeitmenschen Unga, der Hermon gedient hat und sich nach seinem Erwachen schnell den Gegebenheiten der Gegenwart anpasst. Die Invasion der Janusköpfe von der Parallelwelt Malkuth wird mit Dorians Hilfe abgewehrt. Hermes Trismegistos wird klar, dass er für das Entstehen der Psychos auf Malkuth verantwortlich ist. Um zu büßen, geht er durch eins der letzten Tore nach Malkuth.

Die Vampirin Rebecca, eine Jugendfreundin Cocos, greift nach der Macht in der Schwarzen Familie und fordert den Erzdämon Luguri, den derzeitigen Fürsten der Finsternis, heraus. Durch unvorhersehbare Umstände wird Coco in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges verschlagen. Sie gibt sich als Jana Collandt aus und lernt Matthias Troger, die sechste Inkarnation des Dämonenkillers, und dessen Geliebte, die Hexe Geneviève de Rohan, kennen. Aber auch die Dämonen, ihr Fürst Asmodi I. und seine Apokalyptischen Reiter sind in dieser Zeit aktiv. Ein dämonischer Raid in Magdeburg soll 1631 das Zeitalter der Finsternis einläuten. Coco gibt sich dem Marchese Ottavio Arras – unter diesem Namen tritt in dieser Zeit der Januskopf Olivaro auf – zu erkennen und überzeugt ihn, den Raid zu verhindern, wenn er sich in der Zukunft zum Fürsten der Finsternis küren lassen will.

In der Gegenwart gerät das Castillo Basajaun zusehends in Bedrängnis. Luguri will den Stützpunkt der Bruderschaft unter allen Umständen vernichten ...

RÜCKKEHR ZUM MUMMELSEE

von Martin Kay

Ein erloschener Vulkan

Luguri bebte vor Zorn.

Mit grell leuchtenden Froschaugen, eine stinkende Rauchwolke hinter sich herziehend und feines Elmsfeuer um die Fingerkuppen, marschierte er mit weit ausgreifenden Schritten durch die dunklen Gänge der Vulkanfeste. Hin und wieder stieß er einen unmenschlichen, hysterischen Schrei aus, und wehe dem Dämon, der dem Fürsten in die Quere kam.

Die Mitglieder des Hofstaats, den er inzwischen zu sich in den Vulkan geholt hatte, spürten sein Kommen, seine Nähe, und wichen panisch in die Nebenhöhlen zurück. Wer dennoch das Pech hatte, ihm über den Weg zu laufen, überlebte diese Begegnung nicht. Zwei Skelettkrieger, ein Wolfsdämon sowie drei niedere Teufelchen hatte dieses Schicksal bereits ereilt.

Der Erzdämon war außer sich wie niemals zuvor.

»Ich hatte ihn schon!«, schrie er und bog um eine Ecke, aus der ihm zwei Ghoule in ihrer abstoßenden Erscheinung entgegentraten.

1. Kapitel

Sie waren bereits zu dicht heran, und so blieb ihnen nichts anderes übrig, als sich links und rechts eng gegen die Höhlenwände zu drücken, um Luguri passieren zu lassen. Der eisige Hauch der wabernden Wolke, die hinter dem Erzdämon her wallte, streifte die beiden Leichenfresser und verwandelte sie augenblicklich in Asche, die fein an den Wänden herunterrieselte.

Luguri blieb stehen, presste die Fäuste gegen die Schläfen und brüllte seine ganze Wut und Enttäuschung heraus, sodass das Gewölbe des Vulkans erzitterte. Alle Anwesenden spürten, in welch schlechter Verfassung sich das Oberhaupt der Schwarzen Familie befand.

Kein Geringerer als der Dämonenkiller Dorian Hunter hatte Luguri solchermaßen gereizt. Der Fürst der Finsternis hatte weitreichende Pläne zur Vernichtung seines menschlichen Feindes ersonnen. Er hatte seine Blutorgel perfektioniert, um die schaurigsten, grässlichsten Sinfonien der Dunkelheit auf den Dämonenkiller und seine Leute loszulassen. Beinahe wäre sein Bestreben von Erfolg gekrönt gewesen. Hunter und seine Mannen befanden sich bereits im Bann der todbringenden Klänge – und alles in ihnen schrie danach, sich ins Verderben zu stürzen. Doch dann hatte Hunter eine fürchterliche Waffe ins Spiel gebracht, mit der sich das Blatt wieder zu seinen Gunsten gewendet hatte: den magischen Bumerang des Hermes Trismegistos.

»Weiß der Teufel, wie er ihn aktiviert hat«, schnaubte Luguri. Er hegte den nicht ganz unbegründeten Verdacht, dass Hunter bei dieser Aktion Hilfe von einem Dämon erhalten hatte. Der Bumerang war schon lange nicht mehr von menschlicher Hand geführt worden. Nur Hermes Trismegistos selbst wusste, wie man ihn aktivierte und zu einer furchtbaren Waffe gegen das Böse machte. Doch Hermon weilte nicht mehr auf der Erde. Er befand sich auf Malkuth, jener verhassten Gegenwelt, dessen Übergangstore zur Erde sich für immer geschlossen hatten. Dorian Hunter aber, der Erbe des Dreimalgrößten, war kein Weißmagier und musste sich auf andere Fähigkeiten und Waffen bei der Dämonenbekämpfung besinnen. Also gab es noch jemanden, der sich mit der Handhabung des Bumerangs auskannte.

Ein Dämon?

Vieles sprach dafür, aber den Namen des Verräters hatte Luguri bis zur Stunde nicht erfahren.

Der Fürst der Finsternis blieb in einem riesigen Gewölbe stehen, in dessen Mitte ein gigantischer Feuersee brodelte, und verschränkte die Arme mit den langen, dünnen, aber krallenbewehrten Fingern vor seiner Brust. Seine imposante Gestalt von nahezu drei Metern Größe überragte die aller anderen Dämonen. Misstrauisch blickte er auf das Fell, das seine Handrücken bedeckte. Er hatte eigentlich geglaubt, die missliebige Zottelgestalt, in der er aus seinem Jahrtausendschlaf erwacht war, endgültig überwunden zu haben. Doch in den letzten Wochen kam es wiederholt zur kurzfristigen Verwandlung, ohne dass er darauf einen Einfluss nehmen konnte.

Als er ausatmete, stoben Flammenzungen aus seinen Nasenlöchern. Sein Hass auf den Dämonenkiller wuchs mit jeder Sekunde. Er würde diesem Hundesohn schon beikommen, ihn samt seiner Brut und allen Anhängern vernichten. Diese Burg in Andorra würde fallen. Erst sie, dann das erbärmliche Versteck in London.

»So wahr ich Luguri heiße!«, grollte der Erzdämon und rief nach seinen Untergebenen. »Zakum! Angelina!«

Der von Luguri ernannte Lordkanzler und dämonische Archivar erschien sofort in seiner spinnendürren Gestalt. Er wusste, dass es nicht ratsam war, den Fürsten in seiner Rage warten zu lassen.

»Na endlich!«, schnappte Luguri.

»Zu Diensten, Herr!«, verneigte sich Zakum.

»Angelina!«, brüllte Luguri noch einmal. Endlich erschien die attraktive Teufelin in einer duftenden Parfümwolke, die Luguri betören sollte, doch in seiner Wut eher das Gegenteil bewirkte. Mit einem Satz war der Erzdämon bei der Dämonin und schlug ihr mit voller Wucht den Handrücken ins Gesicht. Dass sie ihn vor nicht allzu langer Zeit vor dem Giftatmer gerettet hatte, interessierte ihn bereits nicht mehr. Er hatte sie zur Belohnung mit einigen Fähigkeiten und einem eigenen Gefolge belohnt. Das musste reichen.

Angelina schrie entsetzt auf und wurde vier, fünf Meter durch die Luft geschleudert, genau auf den blubbernden Feuersee zu. Augenblicklich wuchsen ihre kleinen, schwarzen Flügel auf dem Rücken zu mächtigen Schwingen. Eine Fähigkeit, die Luguri ihr geschenkt hatte. Hastig flatternd hielt sie sich über der Oberfläche des Magmasees und landete auf wackeligen Beinen am Ufer. Ihr wasserstoffblondes Haar war zerzaust. Ein feines Rinnsal pechschwarzen Blutes rann ihren linken Mundwinkel herab. Sie wischte sich den schwarzen Streifen ab und richtete ihre Frisur. Ihr lag eine wütende Erwiderung auf der Zunge, doch als sie Luguris Zustand gewahrte, war sie intelligent genug zu schweigen. Jedes Widerwort wäre ihr Ende gewesen. Schon jetzt hatte Luguri keinen Finger gerührt, um sie zu retten.

Angelina senkte den Blick und beeilte sich, an Luguri heranzutreten.

»Für immer dein, mächtiger Herr der Schwarzen Familie, Bewahrer alles Bösen, Bezwinger des Lichts«, presste die junge Teufelin hervor und faltete ihre Flügel auf dem Rücken zusammen. Voller Demut rollte sie ihren spitz zulaufenden Schwanz ein und wagte nicht, ihrem Gebieter in die Augen zu sehen. Gleichzeitig verfärbten sich ihre Haare auf magische Weise in das ursprüngliche Rot.

Luguri hatte nur einen verächtlichen Blick für seine Mätresse übrig. Liebe gab es für einen Dämon wie ihn nicht, nur Verlangen und Lust – und wenn Angelina nicht in der Lage war, ihn zu befriedigen, dann würde er gewiss eine andere Dämonin finden, seine Gelüste zu stillen.

»Ich bin nicht in der Stimmung für Huldigungen«, fauchte der Erzdämon. »Dorian Hunter hat meine Blutorgel zerstört! Hingebungsvolle Stunden und ermüdende magische Arbeit sind dadurch zunichtegemacht worden. Ich will diesen verfluchten Dämonenkiller ein für alle Mal vom Antlitz dieser Welt getilgt sehen, ist das klar?«

»Ja, Herr«, antworteten Zakum und Angelina synchron.

»Gut. Während ich mich zurückziehe, um eine neue Orgel zu erschaffen, werdet ihr beide Hand in Hand arbeiten. Ich will, dass ihr diese Bastion des Lichts, das Castillo Basajaun, bis auf seine Grundmauern ausradiert.«

Zusammenarbeiten?, schrie Angelina innerlich auf.

Auch Zakum warf einen abschätzenden Blick in Richtung der Teufelin. Keiner von beiden hatte jedoch die Traute, Luguri zu widersprechen. In seiner momentanen Situation war er zu jeder unüberlegten Tat imstande. Um den Schein zu wahren, wollten die beiden mächtigen Dämonen erst einmal auf Luguris Forderung eingehen. Später, wenn sich sein Zorn gelegt hatte, konnten sie immer noch versuchen, ihm seinen Plan auszureden.

»Wir machen uns sofort an die Arbeit, Herr«, versicherte Zakum.

»Wir werden dich nicht enttäuschen, Gebieter«, fügte Angelina hinzu und dachte dabei: Ich jedenfalls nicht!

Luguri wandte sich ab und machte eine wegscheuchende Handbewegung.

»Hinfort! Tut, was ich euch aufgetragen habe!«

Der Lordkanzler und Luguris Liebchen verpufften in Rauchwolken und ließen ihren Herrn und Meister allein zurück. Luguri atmete die ätzende Luft des Vulkaninneren genüsslich ein. Die giftigen Dämpfe beruhigten ihn ein wenig, und unbewusst ging eine Veränderung mit seinem Körper vor. Welche Ursache seine kurzzeitige Verwandlung auch wieder einmal gehabt haben mochte, sie schien verschwunden. Die Haare zogen sich zurück, und ohne dass Luguri es wirklich merkte, stand er plötzlich kahlköpfig da und wirkte wie eine überdimensionierte Verhöhnung des Nosferatu.

Er musste nachdenken, viel nachdenken. Das Problem Dorian Hunter war zweitrangig geworden. Zakum und Angelina würden sich seiner schon annehmen, davon war Luguri überzeugt. Aber noch immer nagte der Kräfteverlust an ihm. Seit dem magielosen Zustand in New York und dem endgültigen Abriss sämtlicher Verbindungen nach Malkuth litt Luguri an einer magischen Krankheit, die im Allgemeinen als Malkuth-Schwäche bezeichnet wurde. Einige der anderen alten Dämonen waren ebenfalls davon betroffen gewesen, hatten sich jedoch inzwischen erholt. Luguri aber, ein Dämon, der noch vor der Gründung der Schwarzen Familie auf Erden existiert hatte, schien einen Teil seiner magischen Macht tatsächlich von Malkuth bezogen zu haben. Vielleicht hing dies mit seiner magischen Wiedererweckung durch Hekate zusammen. Wer konnte schon wissen, welche Zauberformeln die ehemalige Fürstin der Finsternis gesprochen hatte, um Luguri aus dem Dolmengrab zu befreien? Vielleicht war ihr dabei ein Fehler unterlaufen, der den Erzdämon an Malkuth kettete. Er stieß wütend die Luft aus. Was hätte man von dieser verkorksten Alraunenhexe auch anderes erwarten sollen?

Luguri wusste, dass er wieder seiner vollen Magie bedurfte, um seine hochtrabenden Pläne zur Eroberung der Welt umzusetzen. Er hatte die alte Kraft schon einmal gespürt. Hier im Vulkan, als der Giftatmer das Tor zum centro terrae geöffnet hatte. Aber erst war es Gevatter Tod gelungen, in von der Magie des centro abzuschirmen, und danach hatte sich das Tor wieder geschlossen. Nun hoffte Luguri inständig, es selbst wieder aufstoßen zu können. Doch bislang war ihm kein Glück beschieden gewesen. Er hatte Löcher in die Erde gebohrt und so den Magmasee und andere höllisch wirkende Orte innerhalb des Vulkans geschaffen, er hatte die labyrinthartigen Gänge erweitert und die bestehenden erforscht. Aber weder hatte er ein Tor öffnen können, noch ein bestehendes gefunden.

Hätte diese verfluchte Rebecca nur nicht das Buch vernichtet!, dachte er.

Der Fürst der Finsternis brauchte Zeit, um sich von dem herben Schlag des Dämonenkillers zu erholen. Wie gerne hätte er jetzt seine Blutorgel zur Verfügung gehabt, um seine Gedanken zu zerstreuen und seine Kräfte zu regenerieren. So konnte er nicht arbeiten. Der Verlust der Blutorgel setzte ihm arg zu. Sie war ein Instrument, in dessen Spiel er voll und ganz aufging. Er musste eine neue konstruieren. Und er würde kein zweites Mal auf die Idee verfallen, alle Traditionen über Bord zu werfen, indem er sie nach dem Vorbild menschlicher Instrumente konstruierte. Die neue Blutorgel würde wieder aus sieben Megalithen bestehen, in deren Oberfläche sich die Einkerbungen befanden, um das Blut der Opfer aufzunehmen.

Er hatte sich schon viel zu oft dem sogenannten Fortschritt verkauft – und wer konnte schon sagen, ob Hermons Bumerang einer originalgetreuen Blutorgel ebenso zugesetzt hätte wie seiner skandalös neumodischen Konstruktion?

Der Bau der Blutorgel hatte absoluten Vorrang! Der Vorstoß ins centro terrae konnte warten – zumal er im Augenblick auch keine Idee hatte, was er noch versuchen sollte. Er musste sorgfältig planen, und das konnte er am besten beim Spiel auf seiner Orgel.

Luguri verließ die Grotte und rief einige seiner Diener zu sich, die ihm beim Bau des Instruments behilflich sein sollten. Es sollte der Inbegriff der Perfektion werden und tödlich für alle, die sich gegen ihn stellten!

Gegenwart, Castillo Basajaun, Andorra

Das Chaos in der alten Baskenburg, die seinerzeit von Fernandes Hernando de Alicante erbaut worden war, war perfekt. Sämtliche Wohnräume waren der Zerstörung durch die Freskendämonen zum Opfer gefallen. Das Glas eingeschlagener Fensterscheiben lag in Tausenden von Fragmenten auf dem gekachelten Marmorboden.

Kaum ein Möbelstück war noch heil – alles lag in Trümmern. Tiefe Risse und Furchen zogen sich an Decken und Wänden entlang, wertvolle Gemälde der Alicantes und der Quintanos lagen vollkommen zerstört auf dem Fußboden herum. Es war zugig im Castillo geworden, und selbst die Schlafräume im zweiten Stock waren nicht mehr bewohnbar.

Die große Bibliothek mit all ihren wertvollen Schriften war fast in Flammen aufgegangen. Nur ein Teil der Bücher und Pergamentrollen hatte noch gerettet werden können. Die Labors und Vortragsräume in der ersten Etage waren von den Freskendämonen ebenfalls komplett verheert worden. Sie hatten gewütet, wo sie nur konnten. Der Rittersaal im Erdgeschoss glich einem Schlachtfeld. Auch die unterirdischen Gewölbe waren in Mitleidenschaft gezogen worden.

Jacqueline Bonnet stand vor dem Trümmerhaufen und schüttelte unablässig den Kopf. Die Haushälterin des Castillo Basajauns war nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Ebenso erging es Mario Calvo, der zusammen mit ihr die Burg in Schuss hielt. Doch damit sollte es jetzt aus sein.

»Wie sollen wir das nur wieder hinkriegen«, fragte sie mit Verzweiflung in der Stimme.

Hideyoshi Hojo war zu ihnen getreten und musterte sie mitleidig. »Es hat keinen Zweck mehr. Alles ist vollkommen zerstört. Hier muss alles neu aufgebaut und eingerichtet werden, aber das ist ein Job für Bauarbeiter und Handwerker, nicht für uns.«

»Aber wir können hier doch nicht wohnen«, warf Calvo ein.

Yoshi nickte. »Ganz recht, wir werden Basajaun vorläufig aufgeben müssen. Es tut mir leid, dass es so für euch beide endet, aber ihr seid natürlich herzlich eingeladen, mit uns nach London zu kommen.«

»London?«, wisperte Jacqueline Bonnet wie in Trance. »Das ist so weit weg für uns.«

Mario Calvo nahm sie in den Arm und zog sie beiseite. An Hojo gewandt sagte er: »Wir lassen es uns durch den Kopf gehen.«

»In Ordnung«, nickte der Japaner freundlich.