Dorian Hunter 21 - Horror-Serie - Neal Davenport - E-Book

Dorian Hunter 21 - Horror-Serie E-Book

Neal Davenport

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Beschreibung

DIE GELIEBTE DES TEUFELS

Tim Morton blieb vor der Druid Gallery stehen. Hinter einem der Fenster sah er einen schwachen Lichtschimmer. Er wunderte sich, dass um ein Uhr morgens noch jemand in der Galerie war.
Die Eingangstür stand halb offen. Morton runzelte die Stirn. Er kannte Miriam Dillon, die Besitzerin der Galerie, recht gut. Um diese Zeit war sie sonst mit ihrem Mann in ihrer Wohnung.
Einbrecher?, fragte sich Morton. Er zog seine Pistole, entsicherte sie und drückte die Tür vorsichtig weiter auf.
Die Straßenbeleuchtung tauchte den Vorraum in ein unwirkliches Licht. An den Wänden hingen dunkle Bilder, die zu leben schienen ...

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Inhalt

Cover

Impressum

DIE GELIEBTE DES TEUFELS

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

mystery-press

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Mark Freier

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-8184-9

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Auf Schloss Lethian an der österreichisch-slowenischen Grenze gerät der Reporter Dorian Hunter in ein Abenteuer, das seinen Verstand übersteigt. Die acht Männer, die seine Frau Lilian und ihn begleiten, sind seine Brüder – gezeugt in einer einzigen Nacht, als die Gräfin von Lethian, selbst eine Hexe, sich mit dem Teufel Asmodi vereinigte! Dorians Brüder nehmen die Offenbarung euphorisch auf. Nur Dorian will sein Schicksal nicht akzeptieren. Er tötet seine Mutter und eröffnet die Jagd auf seine Brüder. Danach steckt er das Schloss in Brand und flieht mit seiner Frau. Aber Lilian hat bei der Begegnung mit den Dämonen den Verstand verloren. Übergangsweise bringt Dorian sie in einer Wiener Privat­klinik unter, die auf die Behandlung psychischer Störungen spezialisiert ist – und begegnet kurz darauf der jungen Hexe Coco Zamis, die von ihrer Familie den Auftrag erhalten hat, Dorian zu töten. Doch Coco verliebt sich in den Dämonenkiller und wechselt die Seiten, wodurch sie nicht nur ihre magischen Fähigkeiten verliert, sondern da­rüber hinaus aus der Schwarzen Familie ausgestoßen wird.

Coco wie auch Dorian sind nun gleichzeitig Jäger und Gejagte, denn Dorian hat sich geschworen, seine Brüder, die das Feuer auf Schloss Lethian offenbar allesamt überlebt haben, zur Strecke zu bringen. In London tötet er Roberto Copello, nachdem dieser den Secret-Service-Agenten Donald Chapman auf Puppengröße geschrumpft hat. Mit Hilfe des Secret Service gründet Dorian die »Inquisitionsabteilung«, der nicht nur er selbst, sondern auch Coco und der Puppenmann Chapman fortan angehören. Ein weiteres »inoffizielles« Mitglied ist der geheimnisvolle Hermaphrodit Phillip, dessen Adoptiv­eltern von Dämonen getötet wurden. Zum Hauptquartier der Inquisi­tions­abtei­lung wird die Jugendstilvilla in der Baring Road, in der Phillip aufgewachsen ist, doch gleichzeitig stöbert Dorian Hunter weiter in der Bibliothek seines alten Reihenhauses in der Abraham Road nach Hinweisen auf dämonische Umtriebe – und stößt auf das Tagebuch des Barons Nicolas de Conde, der auf dem Eulenberg nahe Nancy im Jahr 1484 seine Seele dem Teufel verkaufte. De Conde bereute, wurde zum Hexenjäger und Mit­autor des »Hexenhammers« und starb als angeblicher Ketzer. Der Fluch erfüllte sich. Seither wird de Condes Seele nach jedem Tod in einem neuen Körper wiedergeboren – und tatsächlich gelingt es ihm als Dorian Hunter, Asmodi zu vernichten!

Aber Hunters Hoffnung, die Schwarze Familie entscheidend geschwächt zu haben, erfüllt sich nicht. Aus New York meldet sich Tim Morton. Der FBI-Agent arbeitet mit einer Reihe sogenannter Freaks zusammen – Dämonen, die ausgestoßen und mit körperlichen Makeln gestraft wurden. Morton und die Freaks ermitteln in einem rätselhaften Fall von Besessenheit, und wie es scheint, kann diesmal auch Dorian nicht helfen …

DIE GELIEBTE DES TEUFELS

von Neal Davenport

Tim Morton blieb vor der Druid Gallery stehen. Hinter einem der Fenster sah er einen schwachen Lichtschimmer. Er wunderte sich, dass um ein Uhr morgens noch jemand in der Galerie war. Die Eingangstür stand halb offen. Morton runzelte die Stirn. Er kannte Miriam Dillon, die Besitzerin der Galerie, recht gut. Um diese Zeit war sie sonst mit ihrem Mann in ihrer Wohnung.

Einbrecher?, fragte sich Morton. Er zog seine Pistole, ent­sicherte sie und drückte die Tür vorsichtig weiter auf. Die Straßenbeleuchtung tauchte den Vorraum in ein unwirkliches Licht. An den Wänden hingen dunkle Bilder, die zu leben schienen. Morton ging weiter. Die Tür, die zu den Ausstellungsräumen führte, war geschlossen. Rasch drückte er die Klinke nieder und trat ein. Nach einigen Sekunden hatten sich seine Augen an das Halbdunkel gewöhnt. Der weiche Spannteppich dämpfte seine Schritte. Plötzlich stolperte er über etwas. Er blieb stehen und holte seine Taschenlampe hervor. Mit der rechten Hand schirmte er den Lichtstrahl ab. Vor ihm lag ein Toter.

1. Kapitel

Er lag auf dem Rücken, die Hände in den Spannteppich verkrallt. Sein Gesicht war unnatürlich weiß, der blutleere Mund wie zu einem Schrei geöffnet. Die Augen waren weit aufgerissen und starr. Tim kniete nieder und untersuchte den Toten flüchtig. Sein Körper war noch warm. Der Tote kam ihm bekannt vor, doch er konnte sich nicht erinnern, wo er ihn gesehen hatte.

Er richtete sich wieder auf. Aus dem Nebenzimmer hörte er das sanfte Surren eines laufenden Filmprojektors. Er stieg über den Toten und blieb überrascht in der Tür stehen. Der große Raum war verdunkelt. Auf einem kleinen Tischchen stand ein Projektor und genau ihm gegenüber Miriam Dillon, die Galeriebesitzerin. Sie war völlig nackt. Das Bild wurde auf ihren Bauch projiziert.

Tim Morton kam langsam näher. Neben dem Projektor blieb er stehen. Miriam Dillon war eine gutaussehende Frau. Sechsundzwanzig Jahre alt. Ihr schulterlanges, rotes Haar war zerrauft, das schmale Gesicht mit den weit auseinanderliegenden grünen Augen seltsam angespannt.

Tim konzentrierte sich für einige Augenblicke auf den Film. Verschiedene Gesichter waren zu sehen – die meisten unmenschlich entstellt. Nahaufnahmen von gebrochenen Augen, zerschmetterten Nasen und zerstochenen Ohren wechselten mit brennenden Kreuzen und zertrümmerten Wachsfiguren ab. Der Film war völlig verrückt.

»Miriam!«, rief Tim laut.

Doch die junge Frau reagierte nicht. Ihre Augen waren geöffnet, der Blick aber nach innen gerichtet. Ihre Hände lagen auf den runden Hüften. Ihr fester Busen hob und senkte sich rasch. Tim wandte den Kopf, als er einen unterdrückten Schrei hörte. Eine Gestalt betrat den Raum und stürzte auf Miriam zu. Wieder war ein Schrei zu hören. Jetzt erkannte Tim den Fremden. Es war Elton Dillon, Miriams Mann. Er packte seine Frau und riss sie an sich. Sie wehrte sich heftig und trommelte mit ihren Fäusten gegen seine Brust. Er verkrallte eine Hand in ihrem Haar und riss ihren Kopf zurück. Miriam stieß einen lauten Schmerzensschrei aus. Elton umklammerte brutal ihre Kehle.

Tim Morton beschloss, einzugreifen.

»Hört sofort mit der Rauferei auf!«, schrie er.

Doch die beiden hörten nicht auf ihn. Elton versuchte, seine Frau aus dem Lichtschein des Projektors zu ziehen, aber sie wehrte sich heftig. Tim schaltete den Projektor aus, lief zu den beiden hin und trennte sie. Dann knipste er die Deckenbeleuchtung an.

Elton Dillon stand breitbeinig und schweratmend vor seiner Frau. Seine Hände hatte er zu Fäusten geballt. Er war mittelgroß. Sein glattes, aschblondes Haar bedeckte die Ohren. Er war achtundzwanzig Jahre alt, doch sein jungenhaftes Gesicht ließ ihn jünger erscheinen. Er trug einen schwarzen Pulli und dunkle Samtjeans.

»Was ist mit euch los?«, fragte Tim.

Miriam blickte ihn verwundert an. Dann sah sie an sich herunter und stieß einen überraschten Schrei aus. »Wieso bin ich nackt?« Sie sah sich rasch um. Ihre Kleider hingen über einer Stuhllehne.

»Da bin ich überfragt«, sagte Tim Morton grimmig.

Im Zimmer sah es aus wie auf einem Schlachtfeld. Einige Stühle lagen neben einem umgestürzten Tisch, und im ganzen Zimmer waren Prospekte und Zeitungen verstreut.

Miriam sah sich entsetzt um. »Wer hat diese Sauerei angerichtet?« Sie griff nach ihrer Unterwäsche.

»Wer ist der Tote im Nebenraum, Elton?«, wollte Tim wissen.

»Ein Toter?«, fragte Miriam entsetzt.

»Ja, ein Toter«, sagte Tim böse. »Ich will jetzt endlich wissen, was hier vorgeht!«

Elton sah Tim an. Sein Blick war verschleiert. Schweiß bedeckte sein Gesicht. Er atmete noch immer heftig. »Da musst du Miriam fragen. Ich habe keine Ahnung, was hier vorgegangen ist.«

Miriam schlüpfte in ihr Kleid und schob sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

»Jetzt reicht es mir aber«, knurrte Tim. »Seht euch mal den Toten an!«

Elton nickte schweigend und ließ die Schultern hängen. Seine Bewegungen waren seltsam langsam. Er ging ins Nebenzimmer, und Tim folgte ihm. Miriam kam zögernd nach. Elton drehte das Licht an und blieb vor dem Toten stehen.

»Das ist Roland Culver«, sagte er leise.

»Roland?«, fragte Miriam. Sie stellte sich neben Tim und warf dem Toten einen flüchtigen Blick zu. Schaudernd wandte sie sich ab und schlug die Hände vors Gesicht. »Es ist wirklich Roland«, sagte sie fast unhörbar.

»Raus mit der Sprache!«, sagte Tim. »Zuerst du, Elton!«

»Ich kann dir nicht viel erzählen.« Er starrte noch immer den Toten an. »Miriam sagte mir, dass sie später kommen würde. Ein Kunde wollte sich einige Bilder ansehen. Ich wartete bis elf Uhr, dann rief ich hier an. Niemand meldete sich. Ich probierte es eine halbe Stunde später nochmals, wieder ohne Erfolg. Ich machte mir aber keine Sorgen, denn ich dachte mir, dass sie mit dem Kunden wahrscheinlich etwas trinken gegangen war. Als es fast ein Uhr war, hielt ich es zu Hause jedoch nicht mehr aus. Ich kam hierher. Die Tür stand offen. Ich fand den Toten, konnte aber nicht erkennen, wer er war. Da hörte ich das Surren des Projektors und sah Miriam. Den Rest kennst du.«

Tim nickte und wandte sich Miriam zu, die ihm den Rücken zukehrte. »Du bist an der Reihe, Miriam!«

»Ich erwartete Brian Hustin«, sagte sie. »Er kam gegen zehn Uhr, kaufte drei Zeichnungen und ging nach elf. Ich wollte die Galerie absperren und ... ich kann mich nicht erinnern.«

»Was soll das heißen?«, fragte Tim scharf.

Miriam hob die Schultern, ließ sie langsam wieder sinken, drehte sich um und knabberte an ihren Lippen. »Ich kann mich nicht erinnern. Ich weiß, dass ich das Licht ausgedreht hatte, meine Tasche nahm und gehen wollte. Da setzt meine Erinnerung aus. Ich kann mich erst wieder an das Auftauchen von Elton erinnern. Er packte mich und wollte mich erwürgen. Dadurch erwachte ich aus meiner Erstarrung.«

Tim musterte die junge Frau genau. Ihr Gesicht war bleich. Sie war nervös. Ihre Hände nestelten ununterbrochen an ihrem Kleid herum.

»Ich glaube euch kein Wort.«

»Wieso bist du eigentlich da?«, fragte Elton misstrauisch.

»Ich war auf dem Heimweg«, sagte Tim, »da sah ich, dass die Tür offenstand. Ich dachte, dass vielleicht ein Einbrecher eingedrungen wäre, und wollte nachsehen.«

Er kniete nochmals neben dem Toten nieder und suchte nach einer sichtbaren Verletzung, fand aber keine. Flüchtig berührte er die rechte Hand der Leiche und zuckte überrascht zurück. Sie war eiskalt. Vor wenigen Minuten war der Körper aber noch warm gewesen. Er drehte den Toten zur Seite. Die Leichenstarre hatte eingesetzt. Der Tote war steif wie ein Brett. Kopfschüttelnd runzelte Tim die Brauen und dann entdeckte er die Todesursache. Er schob das lange Haar des Toten zur Seite. Das Ende einer dünnen Nadel war zu sehen, die jemand Culver ins Hirn gestoßen hatte.

»Mord«, sagte Tim und stand auf. »Culver wurde ermordet.«

Miriams Lippen bebten. Sie blickte ihren Mann mit geweiteten Augen an, trat einen Schritt zurück, hob die rechte Hand und wies anklagend auf Elton. »Er war es«, sagte sie fast unhörbar. »Er hat ihn getötet. Er war eifersüchtig auf ihn.«

»Rede keinen Unsinn!«, brummte Elton ungehalten und biss die Zähne zusammen.

»Das wird sich alles herausstellen«, sagte Tim. »Ich verständige die Polizei.«

»Ist das wirklich notwendig?«, fragte Miriam.

»Natürlich!« Er ging zum Telefon und verständigte die Mordkommission Manhattan West.

»Ich schwöre dir, Tim«, beteuerte Elton, »ich habe nichts mit Culvers Tod zu tun.«

Tim gab keine Antwort. Er stellte sich neben die Eingangstür. Zwei Minuten später hielt ein Streifenwagen, und zwei Polizisten sprangen heraus. Tim holte seinen Ausweis hervor und reichte ihn den Polizisten.

»FBI?«, fragte einer der Beamten überrascht.

Tim nickte. »Ich kam zufällig vorbei.«

Einer der Polizisten stellte sich neben den Toten, der andere blieb bei Tim vor der Galerie stehen. Fünf Minuten später hielt ein unauffälliger Ford vor der Galerie. Zwei Männer stiegen aus. Einen der Männer kannte Tim. Es war Detective Sam Granger. Er war seit sechs Jahren bei der Mordkommission. Ein schmächtiger vierzigjähriger Mann. Sein Schädel war völlig kahl, und eine randlose Brille saß auf seiner Nasenspitze.

»Hallo, Morton!«, sagte er. »Das ist Andy Wilson.«

Andy Wilson war ein schlaksiger Farbiger, der Morton freundlich zugrinste und weiter seinen Kaugummi kaute. »Sie haben den Toten gefunden?«

»Ja. Jemand hat ihm eine Nadel ins Hirn gestoßen. Kommen Sie herein!«

Sie gingen in das Zimmer, in dem Roland Culver lag. Tim stellte den beiden Detectives Miriam und Elton Dillon vor. Einige Minuten später trafen das Spurensicherungsteam, ein Beamter aus dem Büro des Staatsanwalts und endlich auch ein missgelaunter Polizeiarzt ein, der den Toten flüchtig untersuchte.

Brummend richtete sich der Arzt auf. »Der Mann ist seit mindestens vierundzwanzig Stunden tot.«

»Was?«, fragte Sam Granger überrascht.

»Ich würde sogar annehmen, dass er schon länger tot ist.«

»Gibt es da keinen Zweifel?«, schaltete sich Andy Wilson ein.

»Sehen Sie selbst! Der Körper ist eiskalt. Leichenstarre. Keine Totenflecken, und wie Sie alle wissen, verschwinden die Totenflecken nach acht bis zehn Stunden. Die Obduktion wird Genaueres erbringen. Die Todesursache dürfte wohl klar sein.«

Die Leiche wurde abtransportiert.

»Wann haben Sie Roland Culver das letzte Mal gesehen?«, wandte sich Sam Granger an Miriam Dillon.

»Vor zwei Tagen. Er war zehn Minuten da, trank einen Kaffee, dann ging er.«

»Und Sie, Mr. Dillon?«

Elton verzog das Gesicht. »Keine Ahnung. Es muss aber schon mindestens eine Woche her sein. Ich glaube, es war auf einer Party bei den Websters.«

Tim hatte sich abgewandt. Er hatte Granger nichts davon gesagt, dass Culvers Körper noch warm gewesen war, als er ihn gefunden hatte. Granger hätte ohnedies nur angenommen, dass er sich geirrt hatte.

Ich war vor einer Stunde auf dem Kennedy Airport angekommen und mit dem Hubschrauber auf dem Dach des PanAm-Gebäudes gelandet, wo mich Tim Morton erwartet hatte. Jetzt saßen wir in seinem kleinen Atelier in Greenwich Village. Das große Vorzimmer wurde von einem zwei Meter großen menschlichen Torso aus Bronze beherrscht. Eine Tür führte in eine winzige Küche, eine zweite in ein fünfzig Quadratmeter großes Atelier, in dem ein heilloses Durcheinander herrschte. Die Wände waren mit Bildern und Zeichnungen tapeziert, auf dem Boden lagen Sitzpolster mit farbenfrohen Überzügen.

Tim hatte mich gestern in London angerufen und mir von dem seltsamen Verhalten von Elton und Miriam Dillon und von Roland Culvers Tod berichtet. Er vermutete, dass Dämonen ihre Finger im Spiel hatten.

Tim Morton war zweiundvierzig Jahre alt. Er war über einsachtzig groß, sein Gesicht war schmal, und er hatte eine scharfgeschnittene Nase. Sein braunes Haar war ziemlich lang und links gescheitelt. Er war FBI-Agent, verstand sich aber eigentlich als Dämonenjäger, und er besaß Sondervollmachten, die es ihm erlaubten, nach eigenem Gutdünken vorzugehen und Entscheidungen zu treffen. Tim wurde nur für Grenzfälle eingesetzt, wozu er alle Fälle zählte, die mit Dämonen zu tun hatten.

Tim Morton war von Sidney Morton aufgezogen worden, einem ehemaligen Mitglied der Schwarzen Familie. Er hatte sich geweigert, den kleinen Tim bei einer Schwarzen Messe zu töten. Deshalb wurde er aus der Reihe der Dämonen ausgestoßen und in einen Freak verwandelt. Sidney war der Anführer der Freaks von New York gewesen. Nach seinem Tod hatte Tim die Führung der Ausgestoßenen übernommen.

Ich steckte mir eine Zigarette an und nippte an meinem Drink. Wir hatten über alle möglichen belanglosen Dinge gesprochen. Es war schon ziemlich lange her, dass ich mich mit Tim persönlich unterhalten hatte. Ich erzählte ihm von meinen Erfolgen im Kampf gegen die Schwarze Familie, und er hörte besonders gespannt zu, als ich von meinem Sieg über Asmodi berichtete.

»Wie geht es Coco?«, erkundigte sich Tim, als ich mit meinen Erzählungen fertig war.

Meine Miene verdüsterte sich. Ich trank das Glas leer und stellte es auf den Tisch.

»Habt ihr etwa Streit miteinander gehabt?«