Dorian Hunter 27 - Horror-Serie - Neal Davenport - E-Book

Dorian Hunter 27 - Horror-Serie E-Book

Neal Davenport

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Das Mordpendel
von Neal Davenport

Über jedem der sechs Touristen hing eine Glocke.
Die vermummte Gestalt stellte die Kerze zwischen den Gefangenen auf den Boden und kicherte zufrieden, als die Glocken immer tiefer schwebten und die langen Messer daran wie Sensen hin und her schwangen.
Für die sechs Menschen gab es keine Rettung mehr.
Einer von ihnen, Alan Thayer, hatte seine Stimme zurückgewonnen und brüllte vor Entsetzen, als die scharfe Klinge heranraste.
Genau auf seine Kehle zu!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 123

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

DAS MORDPENDEL

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

mystery-press

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Mark Freier

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-8506-9

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Auf Schloss Lethian an der österreichisch-slowenischen Grenze gerät der Reporter Dorian Hunter in ein Abenteuer, das seinen Verstand übersteigt. Die acht Männer, die seine Frau Lilian und ihn begleiten, sind seine Brüder – gezeugt in einer einzigen Nacht, als die Gräfin von Lethian, selbst eine Hexe, sich mit dem Teufel Asmodi vereinigte! Dorians Brüder nehmen die Offenbarung euphorisch auf. Nur Dorian will sein Schicksal nicht akzeptieren. Er tötet seine Mutter und eröffnet die Jagd auf seine Brüder. Danach steckt er das Schloss in Brand und flieht mit seiner Frau. Aber Lilian hat bei der Begegnung mit den Dämonen den Verstand verloren. Übergangsweise bringt Dorian sie in einer Wiener Privatklinik unter, die auf die Behandlung psychischer Störungen spezialisiert ist – und begegnet kurz darauf der jungen Hexe Coco Zamis, die von ihrer Familie den Auftrag erhalten hat, Dorian zu töten. Doch Coco verliebt sich in den Dämonenkiller und wechselt die Seiten, wodurch sie nicht nur ihre magischen Fähigkeiten verliert, sondern darüber hinaus aus der Schwarzen Familie ausgestoßen wird.

Coco wie auch Dorian sind nun gleichzeitig Jäger und Gejagte, denn Dorian hat sich geschworen, seine Brüder, die das Feuer auf Schloss Lethian offenbar allesamt überlebt haben, zur Strecke zu bringen. In London tötet er Roberto Copello, nachdem dieser den Secret-Service-Agenten Donald Chapman auf Puppengröße geschrumpft hat. Mit Hilfe des Secret Service gründet Dorian die »Inquisitionsabteilung«, der nicht nur er selbst, sondern auch Coco und der Puppenmann Chapman fortan angehören. Ein weiteres »inoffizielles« Mitglied ist der geheimnisvolle Hermaphrodit Phillip, dessen Adoptiveltern von Dämonen getötet wurden. Zum Hauptquartier der Inquisitionsabteilung wird die Jugendstilvilla in der Baring Road, in der Phillip aufgewachsen ist, doch gleichzeitig stöbert Dorian Hunter weiter in der Bibliothek seines alten Reihenhauses in der Abraham Road nach Hinweisen auf dämonische Umtriebe – und stößt auf das Tagebuch des Barons Nicolas de Conde, der auf dem Eulenberg nahe Nancy im Jahr 1484 seine Seele dem Teufel verkaufte. De Conde bereute, wurde zum Hexenjäger und Mitautor des »Hexenhammers« und starb als angeblicher Ketzer. Der Fluch erfüllte sich. Seither wird de Condes Seele nach jedem Tod in einem neuen Körper wiedergeboren – und tatsächlich gelingt es ihm als Dorian Hunter, Asmodi zu vernichten!

Aber schon droht neue Gefahr – durch die Dämonen-Drillinge, deren Geburt Dorian in seinem zweiten Leben als Juan de Tabera beiwohnte. Als Georg Rudolf Speyer begegnete er ihnen erneut und wurde Zeuge, wie die Drillinge durch die Hybris des Dr. Faust noch stärker und mächtiger wurden. Dennoch schlägt Dorian Olivaros Angebot aus, ihm den Goldenen Drudenfuß auszuhändigen, damit sich die Schwarze Familie selbst der Drillinge entledigen kann … ein Fehler?

DAS MORDPENDEL

von Neal Davenport

Alan Thayer beugte sich vor und warf dem Fahrer einen raschen Blick zu. »Womit beginnen Sie die Besichtigung?«

Jim Osmonde antwortete nicht. Er hockte verkrampft hinter dem Lenkrad. Sein Gesicht war bleich, und Schweißtropfen standen auf seiner Stirn.

»Ist Ihnen nicht gut?«, fragte Thayer besorgt.

Das Aussehen und Verhalten des Fahrers wollten ihm überhaupt nicht gefallen. Er bezweifelte langsam, ob es eine gute Idee gewesen war, auf den Vorschlag des Hotelportiers einzugehen und eine Rundfahrt durchs nächtliche London bei Jim Osmonde zu buchen.

Der Fahrer wandte langsam den Kopf. Er lächelte verzerrt. »Alles in Ordnung.«

»Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«

Alan Thayer ließ nicht locker. Jim Osmonde antwortete aber wieder nicht. Seine großen Fäuste umspannten das Lenkrad des Kleinbusses, in dem sechs Touristen saßen.

1. Kapitel

Der Bus fuhr die Stamford Street in gemächlichem Tempo entlang. Thayer schüttelte den Kopf. Seine Frau Linda legte beruhigend eine Hand auf seinen Unterarm. Sie kannte das cholerische Temperament ihres Mannes. Er schüttelte ihre Hand ungeduldig ab.

»Zum Teufel!«, knurrte er wütend. »Jetzt fahren wir schon mehr als fünfzehn Minuten in der Gegend herum, völlig sinnlos, wie mir scheint.«

»Ich bringe Sie zur Black Angels Cathedral«, sagte Jim Osmonde stockend.

»Nie davon gehört«, schaltete sich Edwin Peel ein, der neben Thayer saß.

Peel war ein kleiner kahlköpfiger New Yorker, der sich jetzt die gewaltige Hornbrille höher auf die Nase schob.

»Ich auch nicht«, sagte Alan Thayer ungehalten. »Mich interessiert diese Kathedrale überhaupt nicht. Ich will die Sehenswürdigkeiten sehen, die im Prospekt stehen.« Er fuchtelte wild mit einem schmalen Heftchen um, und sein Gesicht lief rot an.

Der Fahrer reagierte nicht. Er fuhr stur und mit zusammengebissenen Zähnen weiter. Die restlichen drei Touristen im Wagen hatten von der Auseinandersetzung nur wenig mitbekommen, da sie alle Ausländer waren und nur äußerst mangelhaft Englisch verstanden.

Jacques Brousse und Petru Dumitrin hatten sich im Hotel kennengelernt und sich angefreundet. Beide waren geschäftlich in London. Brousse war ein waschechter Pariser, während Dumitrin in Rumänien geboren war, jetzt aber in Genf wohnte. Sigrid Jorgenson war Dänin, die bei einem Preisausschreiben einer Waschmittelfirma eine Wochenendreise nach London gewonnen hatte.

»Beruhige dich, Alan!«, sagte Thayers Frau besänftigend.

»Halt den Mund!«, schnauzte er sie an. »Das ist doch der Gipfel der Frechheit, was sich dieser Kerl leistet. Er will die Besichtigung mit einer Kathedrale beginnen, von der kein Mensch je etwas gehört hat.«

Er klopfte dem Fahrer auf die Schulter, der aber reagierte nicht, sondern beschleunigte den Kleinbus, so dass Thayer auf seinen Sitz zurückgeschleudert wurde.

»Fahren Sie langsamer!«, schrie Edwin Peel.

Die Tachonadel pendelte über der Fünfzigmeilenmarke und wanderte höher.

»Der Kerl ist übergeschnappt«, sagte Thayer mit versagender Stimme.

Es war Anfang Dezember. Ein kalter, wenig einladender Abend. Nebelschwaden zogen von der Themse her durch die Straßen. Jim Osmonde bog mit kreischenden Pneus in die Waterloo Road ein und stieß beinahe mit einem Bus zusammen. Er wich im letzten Augenblick aus, bremste aber nicht ab, sondern fuhr noch rascher.

»Ein Wahnsinniger«, keuchte Edwin Peel. Seine Augen weiteten sich, und er hielt sich mit beiden Händen am Sitz fest.

Die sechs Touristen wurden wild hin und her geschüttelt. Entgegenkommende Fahrzeuge blinkten Jim Osmonde an, der sich aber auch davon nicht beirren ließ. Sigrid Jorgenson schloss die Augen. Sie war über fünfzig und ziemlich ängstlich. Sigrid hatte vor fast allem Furcht, beim Autofahren aber besonders. Jacques Brousse und Petru Dumitrin schrien auf Französisch durcheinander, während Edwin Peel und Alan Thayer den Fahrer immer wieder aufforderte, das Tempo zu drosseln.

»Bleiben Sie augenblicklich stehen!«, brüllte Alan Thayer schließlich. Seine Frau krallte sich an ihm fest.

»Wenn das nur gutgeht«, murmelte Edwin Peel.

»Wir müssen den Verrückten aufhalten«, keuchte Thayer.

Jim Osmonde achtete nicht auf die Touristen. Er strich sich mit der Zunge über die trockenen Lippen, überholte einen Morris und stieg langsam auf die Bremse. Jeder Gedanke fiel ihm schwer. Nur undeutlich vernahm er die schrillen Stimmen der Touristen. Eine unheimliche Macht trieb ihn vorwärts. Er zog den Wagen nach rechts, bog in eine schmale Sackgasse ein, schaltete runter und trat stärker auf das Bremspedal. Nach wenigen Metern ging die Gasse in einen Platz über. Osmonde schaltete das Fernlicht ein. Die Scheinwerferstrahlen glitten über eine Hausfassade und wanderten weiter. Dann war die Kirche zu sehen.

»Wir sind da! Hier ist die Black Angels Cathedral.« Osmondes Stimme klang rau. Genau vor dem Haupttor blieb er stehen.

Einige Sekunden war es still im Wagen.

»Bitte steigen Sie aus!«

»Ich denke nicht daran«, sagte Alan Thayer wütend. »Auf eines können Sie sich verlassen, Mister, ich werde Sie anzeigen. Ihre Fahrweise ist ja geradezu kriminell. Ihnen gehört der Führerschein abgenommen. Außerdem will ich augenblicklich mein Geld zurückhaben. Ich verzichte auf die Rundfahrt. Haben Sie mich verstanden? So schauen Sie mich doch nicht so dumm an!«

Jim Osmonde hatte Thayer den Kopf zugewandt. Seine Augen waren glasig; sie schienen durch Thayer hindurchzublicken. »Steigen Sie aus!«, wiederholte er. Sein Gesicht veränderte sich. Es schien jetzt zu leuchten, und die Augen funkelten bösartig.

»Komm«, flüsterte Linda Thayer fast unhörbar. »Steigen wir aus. Der Fahrer scheint wahnsinnig geworden zu sein.«

Thayer nickte, griff nach der Wagentür und öffnete sie. Seine Frau stieg aus, und er folgte ihr. Edwin Peel schob sich schnaubend aus dem Wagen und blieb stehen.

Der Platz, auf dem sie standen, war quadratisch. Nirgends war eine Straßenlampe zu sehen. Die einzige Lichtquelle waren die Scheinwerfer des Kleinbusses.

Die anderen Touristen stiegen ebenfalls aus dem Wagen und blieben stehen. Der Himmel war grau. Die Silhouette der Kathedrale war nur undeutlich zu erkennen. Eine eisige Kälte schien über dem Platz zu hängen, und von Sekunde zu Sekunde wurde es noch kälter.

»Lass uns gehen«, sagte Linda Thayer.

»Nicht, bevor ich unser Geld zurückbekommen habe«, sagte ihr Mann und trat auf Jim Osmonde zu.

Alan Thayer war ein hochgewachsener Mann, der einmal Freistilringer gewesen war. Er überragte den Fahrer um Kopfeslänge. Jetzt baute er sich vor Osmonde auf und hob seine Fäuste. »Wird’s bald, Bürschchen?«, fragte er grimmig. »Zücken Sie die Brieftasche und geben Sie mir die zehn Pfund, die ich Ihnen für die Besichtigungstour gezahlt habe!«

Osmonde sah an Thayer vorbei zur Kirche. Ein lautes Knarren war zu hören. Das Kirchentor schwang langsam auf. Eine dunkle Gestalt trat heraus. Sie war nur wenige Sekunden im Scheinwerferlicht zu sehen, dann verschmolz sie mit der Dunkelheit. Schritte kamen näher. Sie hallten seltsam hohl über den verlassenen Platz.

»Guten Abend, meine Herrschaften!«, hörten sie eine tiefe Stimme sagen. »Ich werde Sie durch die Kathedrale führen. Sie können sicher sein, dass Sie diese Führung nie vergessen werden.«

Thayer sah die Gestalt an, die in einigen Metern Entfernung stehen geblieben war. Sie trug eine bodenlange schwarze Kutte und eine hohe Kapuze, die das Gesicht fast völlig verhüllte.

»Wer sind Sie?«

»Ich bin Ihr Führer.«

»Ich lege keinen Wert darauf, eine Kathedrale bei Nacht zu besichtigen!«, fauchte Thayer. »Ich mache mir überhaupt nichts aus Kirchen! Seit meiner Taufe habe ich keine mehr von innen gesehen. Ich will mein Geld zurückhaben, sonst nichts.«

»Bitte folgen Sie mir, meine Herrschaften!«, sagte die vermummte Gestalt.

Thayer setzte zu einer bösartigen Bemerkung an, doch plötzlich konnte er nicht mehr sprechen. Seine Gedanken verwirrten sich. Willenlos schloss er sich den anderen Touristen an, die der unheimlichen Gestalt folgten.

Auf den ersten Blick hätte man die Kathedrale für eine Gotikkirche gehalten, doch das täuschte. Jeder der drei Türme schien in einer anderen Stilepoche entstanden zu sein. Die Wände der Kirche waren grau und brüchig. Über dem gotischen Hauptportal erhoben sich seltsam geformte Türmchen, Strebepfeiler und Bogen; und dazwischen hockten drei unheimliche Steinfiguren, offensichtlich Wasserspeier. Einzelheiten waren bei der Dunkelheit nicht zu erkennen.

Die Touristen betraten die Kathedrale. Kälte, Finsternis und ein merkwürdiger Geruch empfingen sie. Als sich das Tor krachend hinter ihnen schloss, fiel die Erstarrung von ihnen ab. Sie riefen erregt durcheinander. Undurchdringliche Schwärze war um sie. Alan Thayer gewann als Erster die Fassung zurück.

»Ruhe!«

Das Stimmengemurmel legte sich.

»Wo steckt dieser verdammte Kuttenmann?«

Doch er bekam auf seine Frage keine Antwort. Er öffnete seinen Mantel und fischte nach den Streichhölzern. Während er eines anriss, drängte sich seine Frau an ihn.

»Was hat das alles zu bedeuten?«, fragte Edwin Peel mit zittriger Stimme.

»Das werden wir herausbekommen«, sagte Thayer grimmig.

Er wandte den Kopf herum, und sein Blick fiel auf das geschlossene Tor. Das Streichholz erlosch, und er zündete ein neues an. Mit zwei Schritten stand er vor dem Tor und griff nach der Klinke. Er drückte sie nieder, doch das Tor ließ sich nicht öffnen. Die anderen Touristen waren ihm gefolgt und umringten ihn.

»Was nun?«, fragte Linda.

Thayer grunzte. Er riss an der Klinke, doch so sehr er auch daran rüttelte, er bekam das Tor nicht auf. Brummend gab er seine Bemühungen auf.

»Hat jemand vielleicht zufällig eine Taschenlampe bei sich?«

»Taschenlampe?«, wiederholte Jacques Brousse. »Ich habe eine bei mir.« Sein Englisch war fast unverständlich.

»Geben Sie sie mir!«, bat Thayer.

Sigrid Jorgenson zitterte vor Angst. Sie hielt die rechte Hand vor den Mund, und mit der linken umklammerte sie ihre Handtasche. Sie schluchzte und unterdrückte nur mit äußerster Mühe ihre Tränen.

Brousse holte aus seiner Brusttasche eine Bleistiftlampe und reichte sie Thayer, der sie anknipste. Er leuchtete zuerst über das Eingangstor, dann drehte er sich um und hob die Lampe. Der dünne Strahl verlor sich in der Tiefe der Kathedrale. Thayer senkte die Lampe. Bankreihen waren zu sehen. Das Längsschiff der Kirche wies die charakteristischen Kreuzrippengewölbe auf.

»Ich will raus«, keuchte Sigrid Jorgenson. Sie hatte Dänisch gesprochen, das keiner der anderen Touristen verstand. »Ich will raus!« Sie rannte zum Tor und hämmerte mit den Fäusten dagegen, dabei schluchzte und heulte sie hemmungslos. Petru Dumitrin versuchte die hysterische Frau zu beruhigen, was ihm aber nicht gelang. Sie schlug weiter wie eine Verrückte gegen das Tor.

Plötzlich war eine hohl klingende Stimme zu hören.

»Herzlich willkommen in der Black Angels Cathedral!«

Sigrid Jorgenson ließ von der Tür ab und wandte sich wie die anderen in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war.

Das Klappern von Holzsandalen war zu hören. Zwei hünenhafte, mit Kutten bekleidete Männer kamen näher. In der rechten Hand hielten sie dicke Kerzen. Die Gesichter der beiden waren von Kapuzen verhüllt. Das Licht der Kerzen spiegelte sich in den dunklen Augen, die durch die Schlitze blickten. Die beiden unheimlichen Gestalten kamen rasch näher. Einige Schritte vor den sechs Touristen blieben sie stehen. Beide verbeugten sich.

»Wir freuen uns über Ihren Besuch«, sagte die eine der Gestalten, und der höhnische Unterton war nicht zu überhören.

Thayer trat einen Schritt vor. »Was geht hier vor?«

»Sie wollen doch die Kathedrale besichtigen, nicht wahr?«

»Da irren Sie sich aber gewaltig«, schrie er. »Wir wollen nur eines: möglichst rasch ins Freie!«

»Das ist leider nicht möglich, mein Herr«, sagte der Vermummte sanft. »Nachdem Sie schon hier sind, müssen Sie an der Führung teilnehmen.«

»Ich denke nicht einmal im Traum daran«, brüllte Thayer und ging auf den Kapuzenmann los. Mit beiden Händen griff er nach ihm und zuckte zusammen, als seine Hände die Kutte berührten. Er ging in die Knie und schrie gequält auf.

»Greifen Sie mich nicht an«, warnte der Kuttenmann.

Thayer stand schwankend auf. Seine Hände zitterten. Ihm war, als hätte er einen gewaltigen elektrischen Schlag bekommen.

»Folgen Sie uns!«, sagte der zweite Kapuzenmann. »Sie dürfen sich glücklich schätzen, dass es Ihnen erlaubt ist, die Kathedrale zu besichtigen.«

Die eingeschüchterten Touristen folgten den beiden unheimlichen Gestalten. Schweigend gingen sie den Mittelgang entlang. Einer der Kuttenmänner blieb stehen, während der andere weiterging.

»Die Kathedrale ist die Grabstätte von Dämonen«, sagte der Maskierte, der bei den Touristen geblieben war. »Hier ruhen mächtige Dämonen, die jeden Augenblick erwachen können.«