Dorian Hunter 59 - Horror-Serie - Roy Palmer - E-Book

Dorian Hunter 59 - Horror-Serie E-Book

Roy Palmer

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Beschreibung

Der Film näherte sich dem Höhepunkt. Jeff Parker und die anderen blickten gespannt auf die Leinwand. Doch auf einmal veränderte sich die Szene. Vor dem Panorama des Urwaldes erschien das Antlitz einer Frau. Ihre Züge waren abstoßend. Ihr Mund bewegte sich unablässig und formte seltsame, unverständliche Worte.
Parker wurde blass. "Diese Szene haben wir doch nie gedreht!"
Der Regisseur, die Schauspieler und das Skriptgirl, die allesamt zur Voraufführung gekommen waren, blickten sich verwirrt an.
Auf der Leinwand verschwand das Gesicht der Frau, und stattdessen war wieder die Dschungelkulisse zu sehen, die das Filmteam im Studio nachgebaut hatte. In ihrem Zentrum kämpfte ein Mensch mit einer lebendig gewordenen Liane.
»Das ist ja der Vorführer!«, ächzte Parker.
Er sprang auf und rannte zum Projektionsraum.
Hinter der Tür fand er den Toten. Er hatte den Mund aufgerissen, und die Filmspule hatte sich um seinen Hals gelegt ...


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Seitenzahl: 138

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Inhalt

Cover

Impressum

Was bisher geschah

GÄNSEHAUT

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

mystery-press

Vorschau

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Mark Freier

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7517-0641-4

www.bastei.de

www.luebbe.de

www.lesejury.de

Der ehemalige Reporter Dorian Hunter hat sein Leben dem Kampf gegen die Schwarze Familie der Dämonen gewidmet, seit seine Frau Lilian durch eine Begegnung mit ihnen den Verstand verlor. Seine Gegner leben als ehrbare Bürger über den gesamten Erdball verteilt. Nur vereinzelt gelingt es dem »Dämonenkiller«, ihnen die Maske herunterzureißen. Unterstützung in seinem Kampf erhält er zunächst durch den englischen Secret Service, der auf Hunters Wirken hin die Inquisitionsabteilung gründete.

Bald kommt Dorian seiner eigentlichen Bestimmung auf die Spur: In einem früheren Leben schloss er als Baron Nicolas de Conde einen Pakt mit dem Teufel, der ihm die Unsterblichkeit sicherte. Um für seine Sünden zu büßen, verfasste de Conde den »Hexenhammer« – jenes Buch, das im 16. Jahrhundert zur Grundlage für die Hexenverfolgung wurde. Doch der Inquisition fielen meist Unschuldige zum Opfer; die Dämonen blieben ungeschoren. Als de Conde selbst der Ketzerei angeklagt und verbrannt wurde, ging seine Seele in den nächsten Körper über. So ging es fort bis in die Gegenwart. Dorian Hunter begreift, dass es seine Aufgabe ist, de Condes Verfehlungen zu sühnen und die Dämonen zu vernichten.

In der Folge beginnt Dorian die Dämonen auf eigene Faust zu jagen. Als die Erfolge ausbleiben, gerät Trevor Sullivan, der Leiter der Inquisitionsabteilung, unter Druck. Die Abteilung wird aufgelöst, und Sullivan gründet im Keller der Jugendstilvilla die Agentur Mystery Press, die Nachrichten über dämonische Aktivitäten aus aller Welt sammelt. Hunter bleibt nur sein engstes Umfeld: die junge Hexe Coco Zamis, die selbst ein Mitglied der Schwarzen Familie war, bis sie wegen ihrer Liebe zu Dorian den Großteil ihrer magischen Fähigkeiten verlor; weiterhin der Hermaphrodit Phillip, dessen hellseherische Fähigkeiten ihn zu einem lebenden Orakel machen, sowie ein Ex-Mitarbeiter des Secret Service namens Donald Chapman, der bei einer dämonischen Attacke auf Zwergengröße geschrumpft wurde.

Trotz der Rückschläge gelingt es Dorian, Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie, zu vernichten. Doch mit Olivaro steht schon ein Nachfolger bereit, der die schwangere Coco Zamis zur Rückkehr in die Schwarze Familie zwingt. Es gelingt Dorian, Coco zu retten. Nach einer Flucht um den halben Erdball bringt sie ihr Kind in London zur Welt, und Olivaro muss den Thron räumen. Coco versteckt das Neugeborene an einem Ort, den sie selbst vor Dorian geheimhält.

Zurück im »Alltag«, konzentriert Dorian sich auf seine Aufgabe. Er klärt den Fall des unglücklichen Mörders Mike »Cleanhead« Hyde auf, vernichtet gemeinsam mit Coco den ägyptischen Hohepriester Nefer-Amun alias Kadron und geht in Deutschland auf Werwolfjagd. Da meldet sich plötzlich Dorians alter Freund Jeff Parker, der einen Film finanziert hat und vom Ergebnis der Aufnahmen mehr als überrascht ist ...

GÄNSEHAUT

von Roy Palmer

Das Kreischen der Papageien und der anderen Urwaldvögel, das Keifen und Zetern der Kapuzineräffchen und die hundert übrigen Laute, die bislang nervtötend aus dem undurchdringlichen und verfilzt wirkenden, grünen Vorhang gedrungen waren, brachen abrupt ab. Verwundert blieb der Expeditionsleiter stehen. Er wandte sich zu seinen Begleitern um; den zehn Männern in vormals weißen, jetzt von Schweiß und Schmutz befleckten Tropenanzügen, dem Dutzend Eingeborenen-Trägern, in deren geweiteten Augen nichts als blanke Angst zu lesen stand.

»Gütiger Himmel, was hat das jetzt wieder zu bedeuten?«

Einer der weißen Männer sagte es, aber er erhielt keine Antwort. Die Frage schien über ihnen zu schweben, in der drückenden Schwüle des Dschungels.

Plötzlich war ein Plätschern zu hören. Gleich darauf klirrte etwas; wahrscheinlich ein metallener Gegenstand. Dann hörten die Männer schleifende, tastende Schritte und sabbernde Laute. Ihre Nackenhaare sträubten sich – aber richtig erschreckten sie erst, als der Schrei ertönte; der Schrei eines menschlichen Wesens.

1. Kapitel

»Mir nach, Leute!«

Der Expeditionsleiter hieb mit seiner Machete auf Lianen und anderes feuchtes Blatt- und Zweigwerk ein. Die zehn weißen Männer drängten ihm nach. Die Eingeborenen folgten auch, aber ihre Mienen verrieten, dass sie lieber ihren Instinkten gehorcht und sich abgesetzt hätten.

Die Gruppe arbeitete sich durch das widerspenstige Dickicht und lauschte gebannt nach weiteren Lauten. Wieder dieses Schmatzen und Sabbern, dann Wimmern.

Der Expeditionsleiter bahnte verdrossen einen Weg durch das Unterholz. Und plötzlich riss die grüne Wand auf und gab den Blick frei auf etwas, das sie im wahrsten Sinn des Wortes erstarren ließ.

Hochaufragende und gedrungene Bäume gruppierten sich um einen Teich. Und hier, mitten in der Amazonashölle, saß eine junge Frau in verkrampfter Haltung vor einem gewaltigen Eukalyptusbaum. Sie war schön und trug keinerlei Kleidung, abgesehen von dem Schmuckbehang, der sich um ihren Hals und ihre Hüften wand. Die schwarzen Haare kräuselten sich wie silberdurchwebte Seide bis auf ihre vollen Brüste herab. Die Hände hatte sie über dem Kopf gekreuzt, denn sie waren an einen Eisenring gekettet; die Halterung des Ringes war in den Stamm getrieben worden.

Zu den Füßen der Frau lagerten Totenschädel und Gerippe, einige ausgebleicht, andere kaum noch erkennbar im Wasser des Sumpftümpels. Was aber in diesem Augenblick die Eingeborenen furchtbar aufschreien ließ und sie veranlasste, ihre Lasten abzuwerfen und in panischer Flucht davonzulaufen, das waren nicht die Knochen oder die schluchzende, wimmernde Frau – sondern das, was da mitten aus dem Sumpf herangewankt kam.

»Ein Monster!«, sagte der Expeditionsleiter. »O Gott, ein Monster!«

Es stapfte auf vier krummen Beinen heran, richtete den grässlichen grünen Schuppenleib auf und riss ein mit dolchspitzen Zähnen bestücktes Maul auf. Eine vorsintflutlich wirkende Riesenechse, vergleichbar mit einem Tyrannosaurus, nur größer und scheußlicher. Drohend blähte sich ihr Rückenkamm auf, ihre Augen glühten. Entsetzliche Laute kamen aus ihrem Rachen.

Das Monster wollte sich auf die Frau stürzen.

»Schießt!«, rief der Expeditionsleiter und legte seinen Karabiner an. »Zielt auf die Augen und das Maul! Wir müssen das Biest aufhalten!«

»Stopp!«, sagte Jeff Parker.

»Stopp!«, wiederholte der Regisseur Giampaolo Lazzerini, und das Wort erreichte über das Mikrofon, das er vor die Lippen hielt, die abgetrennte Projektionszelle hinter dem Vorführraum, wo ein Mann vom technischen Stab einen Sekundenbruchteil später auf einen Knopf am Gerät drückte. Auf der Leinwand war nun das starre Bild zu sehen, auf dem die schöne Schwarzhaarige sich unter dem Eisenring aufbäumte und das grüne Monster sein schreckliches Maul aufriss.

»Seht euch das an!« Parker stemmte die Fäuste in die Seiten und machte eine verärgerte Miene. »Lauras Gesicht ist überhaupt nicht zu erkennen. Mir ist das gleich aufgefallen – von dem Moment an, wo die Kamera auf sie umschwenkt. Was hat das zu bedeuten, Signor Lazzerini?«

»Moment!« Lazzerini, ein äußerlich wenig adrett wirkender Mann Mitte vierzig mit dunklem Teint und getönter Brille, hob wieder das Mikrofon und gab an den Projektionsraum durch: »Rücklauf, bitte!«

Laura Piccioni, die Hauptdarstellerin, saß auf ihrem Sessel, zwei Meter von der Leinwand entfernt. Sie hatte die Hände zu Fäusten geballt, so dass das Weiße an den Knöcheln hervortrat. Laura sah entzückend aus in ihrem weißen Hosenanzug, der die weichen Konturen des Körpers vollendet nachzeichnete. Fast wirkte sie ein bisschen naiv mit ihrem vollen Kirschmund und den großen, braunen Augen; aber es gab niemanden unter den Anwesenden, dem nicht bekannt war, dass sie wie eine Bombe explodieren konnte, wenn ihr etwas gegen den Strich ging.

Neben Laura Piccioni, Giampaolo Lazzerini und Jeff Parker waren fast sämtliche Darsteller – außer den Statisten – sowie maßgebliche Mitglieder des Produktionsstabes zusammengekommen, um sich das Ergebnis der Dreharbeiten der letzten Tage anzusehen. Da war Piero Petrucci, der den Part des Expeditionsleiters im Film übernommen hatte – ein gut aussehender Mann, Inbegriff des modernen Typs eines smarten Italieners. Neben ihm saßen Luigi Guerazzi, ein weiterer Schauspieler, dann kamen Marina Ferrera und Caterina Schifano, die Nebenrollen bekommen hatten. Eigentlich, so wurde gemunkelt, hatte ursprünglich die Ferrera die Hauptrolle spielen sollen; dann hatte Lazzerini aber alles über den Haufen geworfen und umbesetzt. Warum, wusste eigentlich niemand außer ihm. Weiter hinten saßen der Regieassistent Claudio Pantani und das Scriptgirl Bice Valori. Die Gruppe der japanischen Horrorfilm-Trickspezialisten unter der Leitung von Hajime Tanaka hatte sich wie üblich abgesondert und hockte meditierend auf wackligen Holzstühlen in einer Ecke des Raumes. Tanaka hatte eine seiner komischen Zigaretten geraucht; jetzt drückte er sie langsam, wie in Zeitlupe, auf dem Boden aus.

»Das genügt«, teilte Lazzerini dem Mann am Projektor mit. »Sie können wieder abfahren.«

Die Szene lief noch einmal von dem Zeitpunkt an, da die Expedition auf die junge Frau und das Monster gestoßen war.

»Da haben wir's!«, stieß Parker aufgeregt hervor und wies mit dem Finger auf Lauras Gesicht.

Tatsächlich war es nur für ein paar Sekunden deutlich zu erkennen; danach verwischte es und es erschienen weiße und gelbe Flecken, die hektisch auf und ab tanzten.

»Das wird ja immer schlimmer«, sagte Caterina Schifano.

Das genügte, um Laura Piccionis mittlerweile aufgestauten Ärger überkochen zu lassen. Plötzlich stand sie auf und schrie: »Basta! Schluss! Aus! Ich will das nicht mehr sehen! Der Film wird vernichtet, und wir drehen den ganzen Kram noch einmal.«

»Immer langsam!«, entgegnete Jeff Parker. »Ich verstehe ja, dass Sie sauer sind, Laura, aber schließlich gibt es hier noch ein paar Leute, die mitzuentscheiden haben.«

»Wir sollten uns erst mal den Streifen ganz bis zum Ende anschauen«, meinte Lazzerini. »Vielleicht genügt es, die eine Einstellung nachzudrehen. Ich nehme an, die seltsamen Flecken sind auf Lichteinfall zurückzuführen. Wir werden sämtliche Kameras kontrollieren und auch das Filmmaterial einer Untersuchung unterziehen.«

»Es könnte auch beim Entwickeln passiert sein«, gab Pantani, der Regieassistent, zu bedenken.

Parker drehte sich wieder zu Laura Piccioni um. »Wie dem auch sei, wir haben auf jeden Fall keinen Grund, noch mal ganz von vorn zu beginnen. Ich habe zwar eine Million Dollar in Die Blutbestie vom Amazonas investiert, aber würden wir so verfahren, wie Sie sich das vorstellen, müsste ich bald noch eine weitere dazulegen.«

Falls er gedacht hatte, die wütende Schwarzhaarige würde sich auf diese Weise besänftigen lassen, so hatte er sich getäuscht. Wild gestikulierend deutete sie mit einem zitternden Finger auf die Leinwand.

»Ausgerechnet mein Gesicht! Die ganze Zeit über ist nur immer mein Gesicht verunstaltet. Wissen Sie, was ich von der ganzen Sache halte? Jemand hat das absichtlich getan, um mich fertigzumachen.«

»Aber Laura!«, sagte Lazzerini beschwichtigend.

»Aber Laura!« Sie ahmte ihn höhnisch nach. »Verdammt, hier haben sich doch alle gegen mich verschworen! Aber jetzt ist Schluss. Ihr könnt von nun an allein weitermachen.«

Demonstrativ warf sie ihre Handtasche zu Boden – Geldbörse, Brauen- und Lippenstift, Puderdose, Pillendöschen, Zigaretten und Feuerzeug fielen heraus. Laura Piccioni gab noch ein paar ziemlich undamenhafte Bemerkungen von sich, dann drehte sie sich um und lief aus dem Vorführraum. Die Tür krachte hinter ihr ins Schloss.

Claudio Pantani wollte ihr nacheilen, aber Lazzerini hielt ihn am Arm zurück. »Die kühlt schon wieder ab. Ein paar einlenkende Worte würden jetzt bloß Wasser auf ihre Mühlen sein. Ich versichere euch, sie kommt von selbst wieder, sobald ihre Wut verraucht ist.«

»Gut, dann gucken wir uns jetzt den Rest an.«

Parker, der während der Diskussion aufgestanden war, nahm wieder in seinem Sessel Platz und wartete darauf, dass Lazzerini seine Anweisung erteilte.

Jeff Parker bemühte sich, es den anderen nicht zu zeigen, aber er war nicht sehr zuversichtlich, was die Arbeit an dem Horrorfilm anbetraf. Es hatte eine Menge Schwierigkeiten gegeben, und allmählich kam er zu der Überzeugung, das Projekt stünde unter einem bösen Omen.

Zuerst hatte er die Vorverhandlungen verschieben müssen, weil Dorian Hunter wegen der scheußlichen Ereignisse in der Bertini-Villa in Rom eingetroffen war und er ihn unterstützt hatte. Das war aber noch die geringste Widrigkeit gewesen. Es hatte sich Unangenehmeres abgespielt. Er hatte den Studiodschungel in Cinecitta errichten lassen. Nach der Absage des ersten Regisseurs – sie hatte ihn völlig unerwartet getroffen – war glücklicherweise Giampaolo Lazzerini eingesprungen, ein als fähig bezeichneter Mann, auf dessen Äußeres man nichts geben durfte. Lazzerini sprach der Piccioni die Hauptrolle zu, worüber die Ferrera tagelang wütend war.

Lazzerinis Team, bewährt bei der Herstellung von Italo-Western und Mafia-Krimis, hatte nicht schlecht begonnen. Das Drehbuch präsentierte eine recht simple Story mit dem Echsenmonster, das die Expedition terrorisierte, sich von den halb nackten und nackten Frauen den Kopf verdrehen ließ und schließlich vor Eifersucht über Laura herfiel. Nur die Trickspezialisten von Cinecitta hatten sich als ausgesprochene Stümper erwiesen. Parker hatte über eine Agentur japanische Experten kommen lassen. Hajime Tanaka, erst vierundzwanzig und doch schon unglaublich erfahren, schien mit Rodan, Godzilla und Gorgo gemeinsam aufgewachsen zu sein, jedenfalls bastelte er entsprechend an dem Monster aus Gummi und Plastik herum. Für ihn und seine Mannschaft schien es eine Art Zeremoniell zu sein, Gräuelgestalten aus den verschiedensten Kunststoffen zu modellieren. Die grüne Echse wirkte denn auch wie ein richtiges Lebewesen.

Alles hätte von nun an glattgehen können, wäre nicht der Zwischenfall von heute gewesen. Laura Piccioni hatte fürchterliche Starallüren; außerdem gab es ständig Ärger wegen ihres Zwistes mit Marina Ferrera, die behauptete, sie habe die Hauptrolle nur gekriegt, weil sie mit Lazzerini ins Bett gestiegen sei. Caterina Schifano wurde von beiden argwöhnisch im Auge behalten, weil sie unter der Protektion Parkers stand.

Der Film war an der Stelle angelangt, an der Jeff ihn zuvor hatte stoppen lassen. Jetzt kam der Höhepunkt der Szene. Parker und die anderen blickten gespannt auf die Leinwand. Jeder hoffte, dass die tanzenden Lichtflecken verschwinden würden. Stattdessen wurde es noch schlimmer.

Auf einmal bewegten sich affenähnliche Wesen über die Szene. Sie gehörten absolut nicht dorthin. Dennoch waren sie da, wuchsen und kaschierten fast völlig alles, was in der Szene sonst vorging. Wie Geister glitten sie hin und her und schnitten dabei fürchterliche Grimassen.

»Himmel!« Diesmal hatte es Giampaolo Lazzerini von seinem Platz gerissen. »Das ist ja eine richtige Doppelbelichtung! Pantani, sausen Sie los und holen Sie mir den Burschen, der das verschuldet hat! Welcher hirnverbrannte Kerl hat da an der Kamera gestanden? Er wird das persönlich verantworten müssen – das schwöre ich!«

Die schemenhaften affengleichen Ungeheuer auf der Leinwand begannen nun eine Reihe von obszönen Bewegungen zu vollführen. Es schien, als lachten sie die Zuschauer aus. Marina Ferrera kicherte angesichts der gemeinen Darstellungen, aber Caterina Schifano wies sie mit leiser, jedoch scharfer Stimme zurecht.

Die Schauerwesen verschwanden nach einer Weile, und man hätte nun wieder die eigentliche Szene verfolgen können. Piero Petrucci atmete auch schon auf – aber zu früh, denn unvermittelt zeichnete sich das graue Antlitz einer unbekannten Frau ab. Ihr Gesicht nahm die ganze Leinwand ein. Der Dschungel, die Expedition und die nackte Laura Piccioni verblassten.

»Ich werde verrückt«, versetzte Lazzerini mit heiserer Stimme. »So was ist mir in meiner ganzen Laufbahn noch nicht passiert. Hölle und Teufel, wer ist das Weib?«

Das Antlitz der Frau war eine Großaufnahme vor dem Panorama des Urwaldes. Ihre Augen hatten einen matten Glanz, ihre Züge waren abstoßend, ihr Mund bewegte sich unablässig und formte seltsame, unverständliche Worte.

»Pantani!«, rief der Regisseur wieder.

Aber sein Assistent war bereits aus dem Raum, um den Kameramann zu holen.

»Ich kenne die Frau nicht«, bemerkte Parker schockiert, »habe sie noch nie gesehen. Wer mag das sein? Was spricht sie für eine Sprache?«

»Das Ganze ist ein übler Scherz«, ließ Petrucci sich vernehmen.

»Ich habe keine Schuld«, entgegnete die Ferrera spitz.

Lazzerini verzog den Mund. Er sah so aus, als hätte er in eine Zitrone gebissen. »Hören Sie auf, alles persönlich zu nehmen, Marina! Das hält ja langsam keiner mehr aus.«

Er war drauf und dran, die Projektion erneut anhalten zu lassen – da verschwand das Gesicht der Geisterfrau wieder; es blieben nur die nackte Laura und das Monster in dem Studio-Dschungel zurück.

»Na endlich!«, sagte Lazzerini erleichtert.

»Wäre gut, wenn Laura doch geblieben wäre«, meinte Piero Petrucci, weil inzwischen keine Lichtflecken mehr auf dem Gesicht der Hauptdarstellerin flimmerten; im nächsten Moment revidierte er jedoch seine Bemerkung.

Jeff Parker wandte sich verdutzt dem Regisseur zu, als das Monster über Laura Piccioni herfiel und sie zerstückelte. »Was soll das heißen? So sollte die Szene doch nicht enden. Damit wäre ja die ganze Story zu Ende. Die Expedition sollte Laura im letzten Augenblick aus den Klauen des Monsters befreien und ...«

»Ich weiß selbst nicht, was ich von dem Ganzen halten soll.« Lazzerini umklammerte die Lehnen seines Sessels. Schweiß stand auf seiner Stirn. »Mein Gott, seht doch, wie echt das Monster ausschaut! Signor Tanaka, erklären Sie mir, was Sie dazu zu sagen haben! Überrascht Sie denn nicht, was hier geschieht?«

Alle drehten sich zu den Japanern um. Mit Hajime Tanaka waren es fünf. Sie saßen mit stoischen Mienen auf ihren harten Stühlen. Keiner rührte sich, nur Tanaka schüttelte langsam den Kopf, sagte aber kein Wort.