Dorian Hunter 62 - Horror-Serie - Neal Davenport - E-Book

Dorian Hunter 62 - Horror-Serie E-Book

Neal Davenport

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Beschreibung

Gerade noch rechtzeitig hat Coco Dorian das Gegenmittel Taxin-Theriak gebracht und ihn von seiner Sucht befreien können. Von Hekate selbst, die mit ihm in seinem Rausch gesprochen hat, weiß Dorian, dass die Hexe ihr Reich im Himalaja hat. Auch die Tuschzeichnung, die Dorian besitzt, weist dorthin.
Ein unerwarteter Zufall kommt dem Dämonenkiller zu Hilfe. Gregor Yameshi, der Jäger, den Dorian einst in Schweden bei einer Werwolfjagd kennenlernte, ist im Himalaja in sechstausend Metern Höhe auf ein seltsames Kloster gestoßen. Daraufhin nehmen Dorian und sein Freund Jeff Parker an einer Expedition teil.
Aber war die Begegnung mit Yameshi wirklich nur ein Zufall?
Noch bevor sie das geheimnisvolle Kloster aufstöbern können, sind Dorian, Jeff und Gregor Yameshi bereits in die Gewalt der Schneemenschen geraten ...


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Seitenzahl: 132

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Inhalt

Cover

Impressum

Was bisher geschah

IN DER GEWALT DER SCHNEEMENSCHEN

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

mystery-press

Vorschau

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

© 2021 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Mark Freier

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7517-0801-2

www.bastei.de

www.luebbe.de

www.lesejury.de

Der ehemalige Reporter Dorian Hunter hat sein Leben dem Kampf gegen die Schwarze Familie der Dämonen gewidmet, seit seine Frau Lilian durch eine Begegnung mit ihnen den Verstand verlor. Seine Gegner leben als ehrbare Bürger über den gesamten Erdball verteilt. Nur vereinzelt gelingt es dem »Dämonenkiller«, ihnen die Maske herunterzureißen. Unterstützung in seinem Kampf erhält er zunächst durch den englischen Secret Service, der auf Hunters Wirken hin die Inquisitionsabteilung gründete.

Bald kommt Dorian seiner eigentlichen Bestimmung auf die Spur: In einem früheren Leben schloss er als Baron Nicolas de Conde einen Pakt mit dem Teufel, der ihm die Unsterblichkeit sicherte. Um für seine Sünden zu büßen, verfasste de Conde den »Hexenhammer« – jenes Buch, das im 16. Jahrhundert zur Grundlage für die Hexenverfolgung wurde. Doch der Inquisition fielen meist Unschuldige zum Opfer; die Dämonen blieben ungeschoren. Als de Conde selbst der Ketzerei angeklagt und verbrannt wurde, ging seine Seele in den nächsten Körper über. So ging es fort bis in die Gegenwart. Dorian Hunter begreift, dass es seine Aufgabe ist, de Condes Verfehlungen zu sühnen und die Dämonen zu vernichten.

In der Folge beginnt Dorian die Dämonen auf eigene Faust zu jagen. Als die Erfolge ausbleiben, gerät Trevor Sullivan, der Leiter der Inquisitionsabteilung, unter Druck. Die Abteilung wird aufgelöst, und Sullivan gründet im Keller der Jugendstilvilla die Agentur Mystery Press, die Nachrichten über dämonische Aktivitäten aus aller Welt sammelt. Hunter bleibt nur sein engstes Umfeld: die junge Hexe Coco Zamis, die selbst ein Mitglied der Schwarzen Familie war, bis sie wegen ihrer Liebe zu Dorian den Großteil ihrer magischen Fähigkeiten verlor; weiterhin der Hermaphrodit Phillip, dessen hellseherische Fähigkeiten ihn zu einem lebenden Orakel machen, sowie ein Ex-Mitarbeiter des Secret Service namens Donald Chapman, der bei einer dämonischen Attacke auf Zwergengröße geschrumpft wurde.

Trotz der Rückschläge gelingt es Dorian, Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie, zu vernichten. Doch mit Olivaro steht schon ein Nachfolger bereit, der die schwangere Coco Zamis zur Rückkehr in die Schwarze Familie zwingt. Es gelingt Dorian, Coco zu retten. Nach einer Flucht um den halben Erdball bringt sie ihr Kind in London zur Welt, und Olivaro muss den Thron räumen.

Coco versteckt das Neugeborene an einem Ort, den sie selbst vor Dorian geheim hält. Um dennoch gedanklich eine Verbindung zu seinem Sohn herstellen zu können, schluckt Dorian die magische Droge Theriak – und versäumt es, rechtzeitig das Gegenmittel Taxin-Theriak einzunehmen. Hoffnungslos dem Gift verfallen, bricht er nach Sardinien auf, wo angeblich ein Salz zu finden ist, das zur Herstellung von Theriak benötigt wird. Stattdessen geht er seiner Feindin Hekate in die Falle. Im letzten Moment gelingt es Coco, Dorian das Gegenmittel zu verabreichen. Was bleibt, ist der Hinweis auf Hekates Reich, das sich angeblich im Himalaja befindet ...

IN DER GEWALT DER SCHNEEMENSCHEN

von Neal Davenport

Gregor Yameshi stemmte sich gegen den Schneesturm. Immer wieder musste er stehen bleiben. Er drückte sich an die hohe, unbezwingbar scheinende Steilwand. Der Schnee fiel so dicht, dass er kaum einen Meter weit sehen konnte. Von den vier Sherpas, die ihn begleiteten, sah er nichts.

Eine weitere Suche dürfte bei diesem scheußlichen Wetter unmöglich sein, dachte er. Ich muss versuchen, so rasch wie möglich ins Lager zurückzukommen. Aber eine Rückkehr war bei einem solchen Sturm auch nicht so einfach. Vor weniger als einer Stunde hatte er einen Gletscher überquert – und jetzt würde er die heimtückischen Spalten kaum erkennen können.

Er setzte sich und starrte die Schneeflocken an, die ihm entgegenpeitschten. Schon lange zuvor hatte er die Kapuze seines pelzgefütterten Anoraks aufgesetzt. Sein Haar war grau, etwas heller als der wild wuchernde Vollbart, der ihn älter erscheinen ließ, als er war. Yameshi war im Himalajagebiet aufgewachsen und an das Wetter gewöhnt – er kannte die Schrecken der Berge, den plötzlichen Wetterumschwung, die gefährlichen Steilwände und die Spalten, die sich wie tiefe Wunden durchs Gestein zogen.

1. Kapitel

Der Berg war sein Gegner und sein Freund. Er hasste und liebte ihn. Für ihn waren die Achttausender wie Frauen – manchmal sanft und freundlich, dann trügerisch und unberechenbar.

Angeblich sollte sein Vater ein versoffener Engländer gewesen sein, der seine Mutter, eine Inderin, in Gorakhpur kennengelernt hatte. Der Brite schwängerte sie, zog den Hut und verschwand für immer. Auch an seine Mutter konnte sich Yameshi nur undeutlich erinnern. Sie war eine sanfte, winzig kleine Frau gewesen, die selten gelacht hatte. Nach ihrem Tod war er nach Nepal zu Verwandten gebracht worden. Er wusste nicht einmal genau, wie alt er war; doch das war unwichtig. Aufgewachsen unter den Sherpas, hatte er schon in frühester Jugend Bekanntschaft mit den Bergen gemacht.

Der Schneesturm wurde noch heftiger. Irgendwo krachten gewaltige Eisbrocken ins Tal.

Yameshi lehnte sich gegen die Felswand. In den vergangenen zwanzig Jahren war er viel in der Welt herumgekommen. Man konnte ruhig sagen, dass er vermögend war. Er hätte es nicht nötig gehabt, sich hier aufzuhalten, doch die Berge des Himalajas ließen ihn nicht los. Er hätte sich irgendwo ein Haus kaufen und eine Frau heiraten können, doch er wollte es nicht; er liebte das Abenteuer, kämpfte gern. Sein ganzes Leben lang war er ein Kämpfer gewesen. Es war ihm gleichgültig, wer sein Gegner war – ein Tier, ein Berg oder ein Mensch. Gelegentlich hob er den Kopf und lauschte, doch außer dem wütend heulenden Sturm war nichts zu hören. Der Schnee hüllte seine angezogenen Beine wie ein Tuch ein.

Vor einigen Wochen hatte er sich einer Expedition angeschlossen, die auf der Suche nach dem Yeti war, jenem geheimnisvollen Schneemenschen, von dem kein Foto existierte. Die meisten Menschen hielten die Erzählungen über den Yeti für Märchen, doch Yameshi wusste es besser. Er selbst hatte einige Yetis erlegt. Früher hatte man sie oft gesehen, doch seit der Tourismus auch in diesem entlegenen Winkel der Erde boomte, hatten sich die Yetis zurückgezogen.

Bis jetzt hatte die Expedition in der Gegend des Mount Everest fünf Siebentausender untersucht, aber keine Spur eines Yetis gefunden. Doch vor zwei Tagen hatte ein Sherpa Glück gehabt: Im frisch gefallenen Schnee hatte er die Fußspuren eines großen Yeti entdeckt. Irgendwo in der Gegend mussten sich diese Kreaturen also aufhalten, und Yameshis Aufgabe war es, sie aufzuspüren. Geduldig wartete er auf das Nachlassen des Schneesturms. Um die vier Sherpas, die ihn begleiteten, machte er sich nur wenig Sorgen. Sie waren, so wie er, in den Bergen aufgewachsen und hatten unzählige Expeditionen begleitet.

Seine Gedanken irrten ab. Er dachte an Jeff Parker, der vor einigen Wochen plötzlich aufgetaucht war und sich der Expedition angeschlossen hatte. Jeff Parker war nur aufgenommen worden, weil er sich mit mehr als fünfzig Prozent an den Expeditionskosten beteiligt hatte. Yameshi hatte sich für ihn eingesetzt, als er erfahren hatte, dass Jeff Parker mit Dorian Hunter befreundet war. Yameshi grinste, als er an Dorian Hunter dachte. Er hatte ihn in Schweden kennengelernt, als er zusammen mit einigen anderen Abenteurern Elmar Larssons Auftrag, einen Werwolf zu jagen, annahm. Er hatte Erfolg gehabt – so wie immer in seinem Leben. Yameshi tötete den Werwolf und kassierte ein kleines Vermögen. Er hatte Hunter an der Prämie beteiligen wollen, doch dieser hatte abgelehnt. Yameshi gab Feodora Munoz einen Teil der Summe. Er dachte an die bildschöne brasilianische Mulattin, mit der er einige Zeit zusammengeblieben war.

Der Schneesturm ließ nach. Yameshi stand auf, lehnte sich gegen die Steilwand, klopfte sich den Schnee von den Kleidern und blickte sich um. Die Sicht war besser geworden. Das Heulen des Windes klang wie das Wehgeschrei von unzähligen klagenden Kindern.

Fünfzehn Minuten später war die Sicht so gut, dass Yameshi den Abstieg wagen konnte. Er ging an der Steilwand entlang, bis er den gewaltigen Gletscher erblickte. Der Wind blies in sein Gesicht und schleuderte ihm kleine Eisstücke entgegen. Er kam nur langsam vorwärts. Immer wieder blieb er stehen und blickte sich um. Von den vier Sherpas sah er keine Spur. Nur noch hundert Meter, dann hatte er den Gletscher erreicht. Er richtete sich auf, als er im schwachen Schneetreiben eine schemenhafte Gestalt erblickte.

»Hallo!«, brüllte Yameshi mit voller Kraft. »Hallo!«

Doch die undeutlich zu erkennende Gestalt reagierte auf sein Schreien nicht. Rasch ging er weiter. Einmal glitt er aus, fiel zu Boden und rutschte einige Meter den Abhang hinunter. Fluchend richtete er sich wieder auf. Die schemenhafte Gestalt war verschwunden.

Yameshi kniff die Augen zusammen. Er war sicher, dass die Gestalt keiner der Sherpas gewesen war. Dazu war sie zu groß und breitschultrig gewesen.

Er wandte sich nach links. Sicherheitshalber lud er seine Command Lady, die schwere Elefantenbüchse, durch. Er war überzeugt, dass er einen Yeti gesehen hatte. Vorsichtig schlich er weiter. Nach wenigen Metern wurde der Schneesturm wieder stärker, doch unbeirrt stapfte er durch den kniehohen Schnee. Ein lauter Schrei ließ ihn zusammenzucken. So schrie nur ein Mensch in höchster Lebensgefahr. Er beschleunigte sein Tempo. Keuchend hastete er vorwärts, die Waffe schussbereit in die Hüfte gestützt. Doch der Schnee fiel zu dicht ... Er konnte kaum etwas sehen. Plötzlich klaffte links in der Wand eine breite Spalte. Er zögerte einige Sekunden, dann betrat er die Öffnung. Nach wenigen Schritten wurde es dunkel. Er hatte eine Höhle betreten. Einmal wandte er den Kopf herum. Vor der Höhle fiel noch immer der Schnee in dichten Flocken, und auch in der Höhle war Schnee.

Yameshi bückte sich. Deutlich waren Fußabdrücke zu erkennen. Sie waren riesig, mindestens einen halben Meter lang und dreißig Zentimeter breit. Die Abenteuerlust trieb Yameshi tiefer in die Höhle hinein. Nach wenigen Schritten führte sie steil in die Tiefe. Es wurde immer dunkler. Yameshi holte seine Taschenlampe hervor und knipste sie an. Die Höhle war vielleicht drei Meter hoch. Die Wände waren mit Eis bedeckt. Nach zwanzig Schritten wurde es hell. Er steckte die Taschenlampe ein, trat aus der Höhle, blieb stehen und blickte sich um. Er hatte den Eindruck, dass er sich in einem kleinen Tal befand. Allzu viel konnte er nicht erkennen. Auch hier wütete der Schneesturm.

In den vergangenen Tagen hatten sie eingehend das ganze Gebiet abgesucht, dabei war ihnen aber die Höhle nicht aufgefallen. War es möglich, dass er zufällig den Schlupfwinkel der geheimnisvollen Schneemenschen entdeckt hatte? Die Sherpas munkelten viel von versteckten Höhlen und Schluchten, in denen die Yetis hausen sollten, doch nie hatte ein Mensch diese Schlupfwinkel gefunden. Sein Herz schlug rascher. Er überlegte, ob er weitergehen oder die Suche bei besserem Wetter fortsetzen sollte.

Allein kann ich kaum etwas unternehmen, dachte er. Es wird wohl besser sein, wenn ich zum Basislager zurückkehre.

Er wandte den Kopf herum, als er hinter sich ein Geräusch hörte, und riss das Gewehr hoch. Eine riesige, graue Gestalt trat aus der Höhle. In den gewaltigen Armen trug sie einen bewusstlosen Sherpa. Der Yeti blieb einen Augenblick stehen, dann ließ er den Bewusstlosen fallen und sprang auf Yameshi zu.

Yameshi warf sich zur Seite und drückte ab. Sein Schuss traf den Yeti in die rechte Schulter. Hellrotes Blut spritzte aus der Wunde – der Yeti stieß ein klagendes Winseln aus, erhob sich und ging wieder auf Yameshi los. Zwei weitere Schneemenschen stürmten aus der Höhle. Einer hatte ein dunkelbraunes Fell, während der andere fast schwarz war. Yameshi blieb keine andere Wahl. Er musste tiefer in die Schlucht hinunter. Der Zutritt zur Höhle war ihm versperrt. Er rannte los. Nach zehn Schritten verschluckte ihn der Schnee, nach hundert Metern blieb er stehen und lauschte. Deutlich hörte er die Schreie der Yetis, die ihn verfolgten. Keuchend stürmte er weiter. Er stolperte, fiel zu Boden, sprang auf und krachte mit dem Kopf gegen eine Wand. Benommen prallte er zurück.

Für einen Augenblick wurde das Schneetreiben schwächer. Yameshi hob den Kopf, und sein Mund öffnete sich vor Überraschung. Er stand vor einem gewaltigen Bauwerk, das einem Kloster ähnlich sah. Es war über und über mit Eis und Schnee bedeckt.

Er befand sich in etwa sechstausend Meter Höhe. Mit allem hätte er gerechnet, doch in dieser Höhe ein gewaltiges Bauwerk zu finden, das war eine echte Überraschung. Ein Schrei riss ihn in die Wirklichkeit zurück.

Eine gewaltige Tatze schlug ihm das Gewehr aus der Hand. Er taumelte, und mächtige Pranken griffen nach ihm. Verzweifelt schlug er um sich, doch die zwei Yetis, die ihn gepackt hatten, ließen nicht locker. Yameshi bekam einen Schlag in den Nacken und gleich darauf noch einen. Rote Kreise explodierten vor seinen Augen, dann brach er bewusstlos zusammen. Er fiel in den Schnee, und die Yetis umringten ihn.

Yameshi merkte nicht mehr, dass er hochgehoben und in das tempelartige Gebäude getragen wurde.

Es war ein strahlender schöner Maitag, an dem die Maschine der Nepal Airlines auf dem Tribhuvan International Airport landete. Unter den siebenundzwanzig Passagieren – hauptsächlich Touristen – befanden sich auch Dorian Hunter und Coco Zamis. Sie betraten die Gangway und blieben einen Augenblick stehen. Es war heiß. Der Flughafen war ziemlich primitiv: einige Hangars und ein unscheinbares Abfertigungsgebäude. Aber darauf kam es nicht an. Weit im Hintergrund sah man die Himalajakette mit ihren unzähligen schneebedeckten Gipfeln.

Dorian stieg die Gangway hinunter. Er schlüpfte aus der dünnen Leinenjacke und hängte sie sich über die Schultern. Er war ein hochgewachsener, gut aussehender Mann, ein Meter neunzig groß, schlank, und seine Gestalt wirkte sportlich. Das schwarze Haar trug er mittellang. Sein Gesicht war braun gebrannt, und er trug einen dichten Schnurrbart, dessen Spitzen nach unten gezwirbelt waren.

»Hübsch.« Er wandte den Kopf, musterte Coco und zeigte auf die Himalajakette.

»Hübsch ist wohl nicht der richtige Ausdruck, Dorian«, sagte Coco mit ihrer rauchigen Stimme. »Eindrucksvoll passt besser.«

Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Coco war eine ungewöhnlich attraktive Frau, die an die mehr oder minder unverschämten Blicke der Männer gewöhnt war. Ihr langes, pechschwarzes Haar trug sie offen, im leichten Wind bewegte es sich wie ein Schleier. Das Gesicht mit den hoch angesetzten Wangenknochen und den dunkelgrünen, fast schwarzen Augen war ungewöhnlich. Es war ein Gesicht, das man nicht so bald vergaß. Coco trug ein leicht ausgeschnittenes, zitronengelbes Kleid, das ihre üppigen Brüste und langen Beine wunderbar zur Geltung brachte.

Sie hakte sich bei Dorian ein, und gemeinsam gingen sie zum Abfertigungsgebäude.

»Hoffentlich erwartet Jeff uns.« Immer wieder wanderten seine Blicke zu den gewaltigen Bergen hinüber.

»Auf Jeff ist Verlass«, sagte Coco. »Ich bin sicher, dass er uns schon ungeduldig erwartet.«

Sie mussten einige Minuten warten, bis sie endlich ihr Gepäck bekamen. Ein Zollbeamter studierte aufmerksam ihre Pässe. Sie mussten genau angeben, wie viel Geld sie bei sich hatten.

Der Beamte war ziemlich lästig. Er ließ die Koffer öffnen. Dorian warf Coco einen resignierten Blick zu, während sie lächelnd die Schultern hob.

Sie hätte den Beamten hypnotisieren können, doch das wollte sie nun doch nicht. Sie ging in letzter Zeit mit ihren Fähigkeiten eher sparsam um. Der Beamte erklärte ihnen, dass pro Person nur 150 Zigaretten zollfrei eingeführt werden durften. Dorian hatte aber drei Stangen bei sich. Außerdem war nur ein Liter Spirituosen erlaubt, während Dorian ein halbes Dutzend Flaschen mitgebracht hatte.

Dorian zahlte den Zoll, und der Beamte stempelte ihre Pässe ab. In der Flughafenhalle mussten sie nicht lange suchen. Jeff Parker kam ihnen mit ausgestreckten Händen entgegen. Kein Mensch hätte ihn älter als dreißig geschätzt, dabei war er schon an die vierzig. Er war fast so groß wie Dorian, breitschultrig, und sein blondes Haar war kurz geschnitten.

Er stürmte auf Coco zu, drückte ihr einen Kuss auf die Stirn; dann reichte er Dorian die Hand.

»Es tut gut, dich zu sehen, alter Halunke.« Dorian lächelte.