Dorian Hunter 63 - Horror-Serie - Neal Davenport - E-Book

Dorian Hunter 63 - Horror-Serie E-Book

Neal Davenport

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Beschreibung

2. Juli 1539 - Heute legten wir von Portobello ab. Die Stimmung der Mannschaft ist gut, aber wir kommen nur langsam vorwärts. Ich bete, dass bald Wind aufkommt. Die beiden Passagiere gefallen mir nicht sonderlich. Arbues de Arrabell ist ein etwa vierzigjähriger Adeliger aus Sevilla, während der andere ein Deutscher ist. Er ist einunddreißig Jahre alt, spricht ausgezeichnet Spanisch und nennt sich Georg Rudolf Speyer. Er hat angeblich an Pizzaros Eroberungen teilgenommen und sei so zu einigem Reichtum gekommen. Ich habe kein gutes Gefühl und ahne, dass ich mit den beiden Schwierigkeiten bekommen werde. Ich bete zur allergnädigsten Jungfrau Maria, dass sich meine Ahnungen nicht erfüllen mögen ...

»Du wirst dich an mich und das Schiff der verlorenen Seelen erinnern, das heute noch auf den Sieben Meeren sein Unwesen treibt ...« Diese Worte von Hekate gehen Dorian nicht mehr aus dem Kopf, und tatsächlich gelingt es ihm, einen weiteren Teil seiner Erinnerungen an sein Leben als Georg Rudolf Speyer zurückzugewinnen - und an seine erste Begegnung mit Hekate ...


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Inhalt

Cover

Was bisher geschah

SCHIFF DER VERLORENEN SEELEN

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

mystery-press

Vorschau

Impressum

Der ehemalige Reporter Dorian Hunter hat sein Leben dem Kampf gegen die Schwarze Familie der Dämonen gewidmet, seit seine Frau Lilian durch eine Begegnung mit ihnen den Verstand verlor. Seine Gegner leben als ehrbare Bürger über den gesamten Erdball verteilt. Nur vereinzelt gelingt es dem »Dämonenkiller«, ihnen die Maske herunterzureißen. Unterstützung in seinem Kampf erhält er zunächst durch den englischen Secret Service, der auf Hunters Wirken hin die Inquisitionsabteilung gründete.

Bald kommt Dorian seiner eigentlichen Bestimmung auf die Spur: In einem früheren Leben schloss er als Baron Nicolas de Conde einen Pakt mit dem Teufel, der ihm die Unsterblichkeit sicherte. Um für seine Sünden zu büßen, verfasste de Conde den »Hexenhammer« – jenes Buch, das im 16. Jahrhundert zur Grundlage für die Hexenverfolgung wurde. Doch der Inquisition fielen meist Unschuldige zum Opfer; die Dämonen blieben ungeschoren. Als de Conde selbst der Ketzerei angeklagt und verbrannt wurde, ging seine Seele in den nächsten Körper über. So ging es fort bis in die Gegenwart. Dorian Hunter begreift, dass es seine Aufgabe ist, de Condes Verfehlungen zu sühnen und die Dämonen zu vernichten.

In der Folge beginnt Dorian die Dämonen auf eigene Faust zu jagen. Als die Erfolge ausbleiben, gerät Trevor Sullivan, der Leiter der Inquisitionsabteilung, unter Druck. Die Abteilung wird aufgelöst, und Sullivan gründet im Keller der Jugendstilvilla die Agentur Mystery Press, die Nachrichten über dämonische Aktivitäten aus aller Welt sammelt. Hunter bleibt nur sein engstes Umfeld: die junge Hexe Coco Zamis, die selbst ein Mitglied der Schwarzen Familie war, bis sie wegen ihrer Liebe zu Dorian den Großteil ihrer magischen Fähigkeiten verlor; weiterhin der Hermaphrodit Phillip, dessen hellseherische Fähigkeiten ihn zu einem lebenden Orakel machen, sowie ein Ex-Mitarbeiter des Secret Service namens Donald Chapman, der bei einer dämonischen Attacke auf Zwergengröße geschrumpft wurde.

Trotz der Rückschläge gelingt es Dorian, Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie, zu vernichten. Doch mit Olivaro steht schon ein Nachfolger bereit, der die schwangere Coco Zamis zur Rückkehr in die Schwarze Familie zwingt. Es gelingt Dorian, Coco zu retten. Nach einer Flucht um den halben Erdball bringt sie ihr Kind in London zur Welt, und Olivaro muss den Thron räumen.

Coco versteckt das Neugeborene an einem Ort, den sie selbst vor Dorian geheim hält. Um gedanklich eine Verbindung zu seinem Sohn herstellen zu können, schluckt Dorian die magische Droge Theriak – und versäumt es, rechtzeitig das Gegenmittel Taxin-Theriak einzunehmen. Auf der Suche nach der Droge erhält Dorian den Hinweis auf eine neue Gegnerin namens Hekate, die ihn im Himalaya in eine Falle lockt und offenbart, dass sie sich schon einmal begegnet seien – vor einem halben Jahrtausend, als Dorians Seele noch im Körper des Georg Rudolf Speyer gesteckt habe. Bald darauf gelingt es Dorian, die Gedächtnisbarriere zu überwinden ...

SCHIFF DER VERLORENEN SEELEN

von Neal Davenport

Tage- und Bordbuch des Kapitäns Eduardo Daron Buba

Galeone: Torquemada

Besitzer: Luis Rascon

Offizier: Francisco Garcia Calvo

Steuermann: Manuel Amén

Aufsichtsbeamter der Krone: Rodrigo Gutierrez

Arzt: Maestro Alonzo de Moguer

Besatzung: 57 Mann

Passagiere: 2 (1 Spanier, 1 Deutscher)

8 Indianerinnen

2. Juli 1539

Heute legten wir von Portobello ab. Die Ladung ist zufrieden stellend. Es wird für mich ein schöner Gewinn abfallen. In Hispaniola werden wir unsere Lebensmittelvorräte ergänzen und neues Wasser an Bord nehmen. Die Stimmung unter der Mannschaft ist gut. Wir kommen nur langsam vorwärts. Es weht eine schwache Brise. Ich bete, dass bald Wind aufkommt.

1. Kapitel

Die beiden Passagiere gefallen mir nicht sonderlich. Arbues de Arrabell ist ein etwa vierzigjähriger Adeliger aus Sevilla, während der andere ein Deutscher ist. Er ist einunddreißig Jahre alt, spricht ausgezeichnet Spanisch und nennt sich Georg Rudolf Speyer. Er hat angeblich an Pizzaros Eroberungen teilgenommen und sei so zu einigem Reichtum gekommen. Ich habe kein gutes Gefühl und ahne, dass ich mit den beiden Schwierigkeiten bekommen werde. Ich bete zur allergnädigsten Jungfrau Maria, dass sich meine Ahnungen nicht erfüllen mögen.

3. Juli 1539

Während der Nacht kam ein heftiger Wind auf. Leider hilft uns das auch nicht viel. Francisco Garcia berichtete mir, dass die Mannschaft die beiden Passagiere mit Misstrauen beobachtet. Aus Arbues' Kabine sollen seltsame Laute gehört worden sein, die wie das Wimmern eines Kleinkindes geklungen haben. Arbues de Arrabell schließt sich den ganzen Tag in seiner Kajüte ein; er nimmt nicht einmal an den Mahlzeiten teil. Und sein Freund, dieser hochgewachsene Deutsche, ist wortkarg und antwortet auf keine meiner Fragen. Ich werde den beiden nahe legen, dass sie bei unserer Zwischenlandung in Fort La Navidad von Bord gehen sollen. Ich kann es mir nicht leisten, dass die Mannschaft unruhig wird.

4. Juli 1539

Es ist zum Verzweifeln. Völlige Windstille. Gestern haben wir kaum zwanzig Meilen zurückgelegt. Die Mannschaft sieht darin ein böses Omen. Sie gibt den Passagieren die Schuld daran. Heute erschien Arbues de Arrabell beim Mittagessen. Er aß nur wenige Bissen und trank einen Becher Wasser, dann zog er sich sofort wieder in seine Kajüte zurück. Ich unterhielt mich mit Rodrigo Gutierrez über de Arrabell: Er war dagegen, ihn von Bord zu weisen. De Arrabell ist ein bei Hof recht gut angeschriebener Edelmann; er könnte mir später einmal Schwierigkeiten machen, sagte er. Es sei besser für meine Zukunft, wenn ich mich ihm freundlich gegenüber verhalte.

Speyer taut langsam auf. Er erzählte von seinen Abenteuern im Inkareich. Irgendwie kommt er mir seltsam vor. Meist grübelt er vor sich hin, oder er läuft stundenlang an Deck auf und ab. Die Mannschaft betrachtet ihn als Verrückten. Manuel Amén berichtete mir, dass er aus de Arrabells Kajüte Stimmen gehört habe. Eine soll die eines jungen Mädchens gewesen sein. Ich ging selbst hin, hörte aber nichts.

5. Juli 1539

Kein Lufthauch. Alle Segel sind gesetzt, doch wir liegen auf der Stelle fest. Vormittags kam es zu einem Streit wegen einer der Indianerinnen. Sie wehrte sich, als ein Matrose zudringlich wurde. Francisco Garcia Calvo schlichtete dann schließlich den Streit.

De Arrabell benimmt sich immer seltsamer. Während der Nacht spazierte er herum und führte Selbstgespräche. Der Mannschaft wird er zusehends unheimlicher. Ich hoffe, dass wir bald weitersegeln können. Die Untätigkeit bekommt der Mannschaft nicht, dabei sind wir erst vier Tage auf See. Hätte ich die acht Indianerinnen nicht mitgenommen, wäre alles noch schlimmer; sie verschaffen der Mannschaft eine gewisse Unterhaltung.

6. Juli 1539

Heute kam es im Morgengrauen zu einem seltsamen Vorfall. Ein Matrose taumelte mit blutverschmiertem Gesicht an Deck. Er brach bewusstlos zusammen. Der Arzt stellte schwarze Flecken an seinem Körper fest – so, als hätte er die Pest. Der Matrose erwachte aus der Bewusstlosigkeit und stammelte unsinniges Zeug, sagte, dass er blind sei. Er wäre ...

Dorian Hunter legte die Kopien nachdenklich auf den Tisch. Sein braun gebranntes Gesicht wirkte angespannt. Er trug weite Leinenhosen, und sein weißes Hemd stand über der Brust offen.

»Haben Sie das verstanden?«, fragte Trevor Sullivan, der Dorian gegenübersaß.

Sullivan, der ehemalige Secret-Service-Mann, war vor einer halben Stunde in San Juan eingetroffen und sofort vom Flughafen ins Caribe-Hilton-Hotel gefahren, in dem Dorian Hunter, Coco Zamis und Jeff Parker vor einigen Tagen abgestiegen waren.

»Ja«, antwortete Dorian und steckte sich eine Players an. »Ich erinnere mich ganz genau an den Kapitän der Torquemada. Er war ein ziemlich unfreundlicher Bursche. Es sind die ersten Seiten seines Tagebuchs. Wo haben Sie die aufgetrieben, Trevor?«

»Man hat so seine Beziehungen.« Sullivan grinste, was sein Geiergesicht auch nicht anziehender machte. Er war ein unscheinbarer, farblos wirkender kleiner Mann, dessen rechte Gesichtshälfte heller als die linke war.

»Sie haben rasch gearbeitet«, lobte Dorian. »Schade, dass nicht mehr Blätter des Tagebuchs vorhanden sind.«

»Diese Blätter trieben vor mehr als dreihundert Jahren in einer Flasche auf dem Meer. Sie gelangten ins britische Kriegsministerium. Als ich Ihren Hinweisen nachging, stieß ich darauf. Ich dachte mir, dass sie für Sie interessant sind.«

Dorian zog an der Zigarette und schloss die Augen. Er dachte an Hekate. Ob die Hexe noch lebte, das wusste er nicht. Hekate hatte ihm einen Hinweis gegeben. Sie hatte von einem Schiff der verlorenen Seelen gesprochen, das heute noch die Meere befahren sollte.

Außerdem hatte sie erwähnt, dass sie sich schon früher begegnet seien, vor vierhundert Jahren, als sein Name Georg Rudolf Speyer gewesen war.

Vor einigen Tagen waren Dorian, Coco und Jeff nach Kathmandu geflogen. Von dort aus waren sie mit Jeff Parkers Flugzeug nach Puerto Rico weitergereist. Und die ganze Zeit über hatte sich Dorian vergeblich an die Ereignisse von vor vierhundert Jahren zu erinnern versucht.

Er hatte mit Trevor Sullivan telefoniert und ihn gebeten, allen Hinweisen nach einem Geisterschiff nachzugehen. Und Sullivan hatte Erfolg gehabt. Seit vielen Jahren waren immer wieder Meldungen über ein geheimnisvolles Geisterschiff durch die Presse gegangen. Es sollte eine alte spanische Galeone namens Torquemada sein.

»Was ist über die Torquemada bekannt?«, wollte Dorian jetzt von Trevor wissen.

»Nur wenig – sie wurde 1535 gebaut und verschwand 1539 spurlos.«

»Aus diesem Jahr datieren die Tagebuchaufzeichnungen des Kapitäns«, sagte Dorian leise. Er griff wieder nach den Kopien. »Wo wurde das Geisterschiff vor allem gesichtet?«

»Es kreuzt in der Karibik und im Atlantik auf der Höhe des 20. Breitengrades. Viel mehr ist nicht bekannt. Es taucht für einige Minuten auf, dann ist es wieder verschwunden. Ich habe eine Aufstellung, in der alle Begegnungen mit der Galeone verzeichnet sind. Außerdem wurden einige Schiffe verlassen aufgefunden. Nach den Hinweisen zu schließen, wurden die Mannschaften auf das Geisterschiff verschleppt.«

Dorian studierte die Liste. Mehr als zweihundert Begegnungen mit dem Geisterschiff. Sullivan war gründlich wie immer gewesen. Sein PC hatte genau ausgerechnet, an welcher Stelle und zu welcher Zeit das Geisterschiff am häufigsten gesichtet worden war.

»Wir suchen das Geisterschiff«, sagte Dorian.

Trevor lachte. »Damit habe ich gerechnet. Was versprechen Sie sich davon?«

Dorian lehnte sich zurück, wandte den Kopf um und blickte über das Meer. »Ich glaube, dass sich an Bord des Geisterschiffes eine wirksame Waffe gegen Hekate befindet. Und die will ich haben.«

Trevor seufzte. »Es wurde schon dreimal versucht, das Geisterschiff zu finden. Die Schiffe wurden immer leer aufgefunden.«

»Ich weiß«, sagte Dorian. »Das steht auch in Ihrem hübschen Bericht. Aber davon lassen wir uns doch nicht aufhalten, oder?«

»Sie nicht. Sie sind ein sturer, unbelehrbarer Mann.«

»Sie sind in letzter Zeit immer so freundlich, Trevor.«

»Ich sage nur die Wahrheit.« Er hob den Blick, als Coco Zamis und Jeff Parker das Hotelzimmer betraten. Sullivan stand auf und begrüßte die beiden herzlich.

Coco und Jeff waren schwimmen gewesen. Coco drückte Dorian einen flüchtigen Kuss auf die Stirn und schlüpfte aus ihrem Bademantel. Sie trug einen winzigen Bikini, der ihre aufreizende Figur betonte. Ihr Körper war braun gebrannt. Das kleine Oberteil konnte kaum ihre Brüste im Zaum halten. Das pechschwarze Haar hatte sie aufgesteckt. Ihr Gesicht mit den hoch angesetzten Wangenknochen und den dunklen, grün schimmernden Augen war faszinierend.

Coco holte sich eine Flasche Cola und setzte sich neben Dorian. Jeff Parker mixte sich einen Martini. Er war um einige Jahre älter als Dorian, doch niemand hätte ihn für älter als dreißig geschätzt. Sein blondes Haar war kurz geschnitten, zerrauft und passte zu seinem Jungengesicht.

Jeff war Millionär und hatte sein Geld in allen möglichen Geschäften stecken. Und er war ein Mann, der das Abenteuer über alles liebte. An Dorian Hunters Seite hatte er die unwahrscheinlichsten Dinge erlebt.

»Ich soll Grüße von Phillip, Don und Miss Pickford bestellen«, sagte Sullivan.

»Wie geht es Phillip?«, fragte Coco.

»Wie immer«, sagte Sullivan. »Er lebt in seiner eigenen Welt, zu der wir keinen Zutritt haben. Don langweilt sich ein wenig, und Miss Pickford ist unausstehlich. Mit anderen Worten – alles ist in bester Ordnung.«

Coco lächelte. Sie dachte an Phillip und dann an ihren Sohn, den sie schon einige Zeit nicht mehr gesehen hatte.

»Wann starten wir?«, fragte Jeff und setzte sich.

Trevor blickte ihn überrascht an.

»Sie wären doch nicht hergekommen, wenn Sie nicht etwas über das Geisterschiff in Erfahrung gebracht hätten«, sagte Jeff. »Wir werden eine Jacht chartern und auf Geisterschiffsuche gehen.«

»Dazu sind noch einige Vorbereitungen notwendig«, sagte Dorian. »Trevor brachte einige interessante Unterlagen mit.«

Er übersetzte das Tagebuch, und danach studierten Coco und Jeff eifrig die Aufstellung.

»Kannst du dich erinnern, was damals auf dem Schiff geschah?«, fragte Coco.

Dorian verzog das Gesicht. »Das ist es eben. Ich kann mich nur sehr undeutlich erinnern. Nach meinen Abenteuern in der versteckten Inka-Stadt kehrte ich nach Panama zurück. Das war Anfang 1537. Ich hatte einiges Geld und lebte recht gut. Aber mir war langweilig. Ich fuhr einmal nach Mexiko, kehrte aber bald wieder nach Panama zurück. Mir graute vor den Gräueltaten der Spanier. Irgendwann lernte ich dann Arbues de Arrabell kennen. Ich freundete mich mit ihm an. Er war Alchemist. Ein ungemein belesener und intelligenter Mann, der Experimente mit Pflanzen durchführte. Er war in die Neue Welt gekommen, um die indianischen Geheimwissenschaften kennenzulernen. Dann traf ich einen jungen Deutschen, der mir einiges über Doktor Faustus erzählte. Es sollte ihm nicht besonders gut gehen. Überall wurde gegen ihn intrigiert. Im Deutschen Reich ginge es drunter und drüber. Mir gefiel das Leben in Panama nicht. Ich wollte zurück nach Europa und erinnerte mich daran, dass Doktor Faustus' Pakt mit dem Teufel bald ablaufen würde und seine Höllenfahrt bevorstand. Das gab den Ausschlag. Ich verkaufte mein Haus und meine anderen Besitztümer und schloss mich Arbues de Arrabell an, der nach Spanien zurückkehren wollte, um dort seine Experimente fortzusetzen. Wir verhandelten mit einigen Kapitänen. Sie verlangten unverschämte Summen. Schließlich einigten wir uns mit dem Kapitän der Torquemada. Wir gingen an Bord. Und da setzt meine Erinnerung aus.« Dorian hob die Schultern. »Ich weiß nur undeutlich, dass auf dieser Fahrt Ungewöhnliches geschah. Das geht auch aus den wenigen Seiten des Tagebuchs hervor, das gefunden wurde.«

»Versuch dich zu erinnern, Dorian!«, drängte Jeff. »Es ist wichtig, dass wir wissen, was damals geschah.«

»Soll ich dir helfen, Dorian?«, erkundigte sich Coco. »Ich könnte dich in Trance versetzen.«

»Das wäre eine Möglichkeit.«

»Nichts wie los!«, sagte Jeff ungeduldig.

»Nicht so hastig!«, sagte Dorian. »Vorerst werden wir uns einmal ein anständiges Abendessen genehmigen. Dann sehen wir weiter.«

Sie aßen im Hotel, besuchten das Nachtlokal Corral de Mardelo und kamen gegen elf Uhr ins Hotel zurück. Sie versammelten sich in Dorians Zimmer, tranken eisgekühlten Rum und blickten über das nachtschwarze Meer.

Dorian griff nach einigen Minuten nach den Tagebuchaufzeichnungen des Kapitäns der Torquemada und las sie mehrmals durch. Er konzentrierte sich und versuchte sich an die Ereignisse von 1539 zu erinnern. Coco setzte sich neben ihn und legte ihre Hände auf seine Stirn. Sie blickte in seine Augen, und Dorian gab sich ihrem hypnotischen Blick hin. Sie flüsterte leise Worte, und er versank in einen rauschähnlichen Schlaf. Cocos Stimme hörte er nur ganz schwach.

»Erinnere dich, Dorian. Zweiter Juli 1539. Portobello.«

Dorian bewegte sich unruhig. Nach einigen Minuten wurden seine Bewegungen schwächer. Es war ihm, als würde er durch einen dunklen Schacht fallen. Plötzlich war der Geruch von faulendem Obst in seiner Nase. Der Himmel war dunkelblau. Weiße Häuser, laute Stimmen, eine Galeone, auf deren Großsegel Karls V. Wappenadler prangte. Dorian begann zu reden. Nahezu unverständlich für die anderen, da er Spanisch sprach. Jeff hielt Dorian das Aufnahmegerät vor den Mund.

Ich saß neben Arbues de Arrabell im Boot, das von vier kräftigen spanischen Matrosen gerudert wurde. Ich hatte meine Besitztümer verkauft und nur wenig auf die Reise mitgenommen; es hatte alles in einer großen Holztruhe Platz. Arbues hatte unglaublich viel Gepäck, das ganze Boot war damit angefüllt. Außer einem Dutzend schwerer Kisten hatte er seine Pflanzen mitgenommen, die in feuchte Tücher eingewickelt waren. Ich bezweifelte, dass er sie unbeschädigt nach Spanien bringen konnte – dazu war zu wenig Wasser auf einem Schiff. Die Mannschaft würde zu rebellieren beginnen, wenn sie merkte, dass er viel Wasser für seine Pflanzen benötigte. Ich hatte Arbues darauf hingewiesen, doch er hatte meine Einwände mit einer Handbewegung abgetan.