Dr. Stefan Frank 2808 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2808 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Bea liebt ihren Job als Landschaftsgärtnerin über alles. Die Sechsunddreißigjährige darf da arbeiten, wo andere sich erholen: im Englischen Garten. Eines Tages trifft sie dort auf einen Mann, der sich für Botanik interessiert, und die beiden kommen ins Gespräch. Jeden Dienstag treffen sich die beiden fortan "zufällig" dort und fachsimpeln über die Blumen- und Baumvielfalt. Gerade als die Gespräche intensiver und persönlicher werden, wird Bea krank. Sie ist sehr schwach, hat Erkältungssymptome und recht hohes Fieber. Dr. Frank tippt auf die Influenza und verordnet absolute Bettruhe. Weil sie mit Lorik keine Kontaktdaten ausgetauscht hat, schleppt sie sich mehr als einmal in den Englischen Garten, nur um ihn zu sehen. Längst hat sie sich in den charismatischen Mann verliebt. Doch Bea kann ihr Liebesglück vorerst nicht genießen, denn es geht ihr schlechter und schlechter. Das Fieber steigt weiter, der Zustand der Patientin wird kritischer, und Dr. Frank steht vor einem Rätsel. Warum hat Bea, eine gesunde, fitte Frau, so an einer Grippe zu knabbern?

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Seitenzahl: 122

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Begegnung im Englischen Garten

Vorschau

Impressum

Begegnung im Englischen Garten

Eine Gärtnerin, ein Fremder und ein medizinisches Rätsel

Bea liebt ihren Job als Landschaftsgärtnerin über alles. Die Sechsunddreißigjährige darf da arbeiten, wo andere sich erholen: im Englischen Garten. Eines Tages trifft sie dort auf einen Mann, der sich für Botanik interessiert, und die beiden kommen ins Gespräch. Jeden Dienstag treffen sich die beiden fortan »zufällig« dort und fachsimpeln über die Blumen- und Baumvielfalt. Gerade als die Gespräche intensiver und persönlicher werden, wird Bea krank. Sie ist sehr schwach, hat Erkältungssymptome und recht hohes Fieber. Dr. Frank tippt auf die Influenza und verordnet absolute Bettruhe. Weil sie mit Lorik keine Kontaktdaten ausgetauscht hat, schleppt sie sich mehr als einmal in den Englischen Garten, nur um ihn zu sehen. Längst hat sie sich in den charismatischen Mann verliebt. Doch Bea kann ihr Liebesglück vorerst nicht genießen, denn es geht ihr schlechter und schlechter. Das Fieber steigt weiter, der Zustand der Patientin wird kritischer, und Dr. Frank steht vor einem Rätsel. Warum hat Bea, eine gesunde, fitte Frau, so an einer Grippe zu knabbern?

»Benötigen Sie Hilfe?«, erkundigte sich Beas neuer Chef, als er die attraktive Landschaftsgärtnerin bei seinem morgendlichen Rundgang durch den Englischen Garten antraf.

Beschämt ließ Bea Hoppe ihr Handy in der Seitentasche ihrer Arbeitshose verschwinden.

»Entschuldigen Sie«, murmelte sie und wurde rot.

»Kommen Sie, geben Sie her!«, forderte der gut gelaunte Bayer und zwinkerte ihr zu. »Glauben Sie, Sie sind die Erste, die ein Selfie vor unserem Monopteros machen will?«

Der runde Ziertempel war eines der Wahrzeichen der weltbekannten Parkanlage, die mitten in München Einheimische und Touristen gleichermaßen anzog.

Immer noch peinlich berührt holte Bea ihr Handy hervor und versuchte, sich zu einem Lächeln zu zwingen.

»So wird das aber nix, Frau Hoppe«, tadelte der Leiter des Englischen Gartens seine neue Angestellte. »Jetzt lächeln Sie doch mal natürlich!«

Bea empfand die ganze Situation als höchst unangenehm. Jetzt, wo sie endlich ihren Traumjob hatte, wollte sie um jeden Preis einen guten Eindruck machen. Dass ihr Chef sie gleich am ersten Tag mit dem Handy in der Hand ertappte, war dabei nicht gerade hilfreich.

»Jetzt geben Sie sich doch mal ein bisschen Mühe!«, rief der Mann und lachte. Scheinbar fand er immer mehr Gefallen daran, seine Mitarbeiterin aufzuziehen. »Oder wollen Sie, dass die Leute denken, unsere Gärtner sind alle Miesepeter und Peterinnen?«

Bea musste lächeln, und ihr Vorgesetzter drückte auf den Auslöser.

»Schaut doch toll aus«, befand er, als er ihr das Foto zeigte. »Besser als jedes Selfie!«

Bea nickte zustimmend und nahm das Handy dankend entgegen.

»Ist für meine Eltern«, erklärte sie verlegen. »Meine Mutter wollte unbedingt ein Bild von mir an meinem ersten Arbeitstag.«

»Ist doch schön, dass Ihre Eltern sich so für Ihr Leben interessieren«, versicherte der Mann warmherzig.

»Die beiden wissen, wie viel mir diese Stelle bedeutet«, erzählte Bea. »Ich bin schon als Kind stundenlang hier herumgestreift. Als wir weggezogen sind, war ich untröstlich. Und der Englische Garten ist immer der Teil von München geblieben, den ich am meisten vermisst habe.«

»Sie haben lange auf diese Position hingearbeitet«, bemerkte der Mann, als er sich noch einmal an das Vorstellungsgespräch mit der motivierten und sympathischen Frau zurückerinnerte. »Und Sie haben sie von allen Kandidaten am meisten verdient. Für Sie ist die Landschaftsgärtnerei nicht nur ein Job, sondern eine Leidenschaft. Das hat man gemerkt.«

Bea freute sich, dass es ihr gelungen war, ihre Beweggründe so gut rüberzubringen. Denn er hatte recht: Die Gärtnerei war ihr Leben.

»Es gibt für mich keinen besseren Job auf der Welt«, erklärte sie noch einmal inbrünstig und ließ ihren Blick über die Wiesen des südlichen Englischen Gartens bis zu den Türmen der Münchner Innenstadt schweifen. Der Tempel im griechischen Stil, vor dem sie sich gerade befanden, saß auf einem grünen Hügel und erlaubte an klaren Tagen eine wunderschöne Aussicht. »Etwas so Schönes wie den Englischen Garten zu pflegen und für die Gemeinschaft zu erhalten, ist für mich eine Ehre.«

»Ich sehe, ich habe die goldrichtige Entscheidung getroffen, als ich Sie eingestellt habe«, sagte der Bayer zufrieden und wandte sich zum Gehen. »Richten Sie Ihren Eltern einen Gruß aus. Sagen Sie ihnen, Ihr Chef erwartet Großes.«

»Ich werde Sie nicht enttäuschen«, versprach Bea und wandte sich noch ein letztes Mal dem atemberaubenden Panorama zu, bevor sie sich an die Arbeit machte.

»Haben Sie nicht schon seit zwei Stunden Feierabend?«, fragte ihr Chef überrascht, als er Bea am Abend in der Nähe des Japanischen Teehauses über den Weg lief.

»Ich wollte nur schauen, was hier noch alles getan werden muss«, antwortete Bea. »In ein paar Wochen macht das Teehaus ja wieder auf, und es kann nicht schaden, vorher alles schick zu machen.«

»Das haben wir auf dem Plan«, erklärte der Leiter des Englischen Gartens. »Wir haben dieses Jahr allerdings wegen der schwierigen Personalsituation weniger Zeit für die Begrünung hier eingeplant.«

»Ja, das habe ich gesehen«, gab Bea zurück, die in ihrer Mittagspause den erwähnten Plan studiert hatte. »Mir ist aufgefallen, dass es ein paar Ecken gibt, für die zu wenig Arbeitsstunden eingeplant sind. Wenn es Sie nicht stört, würde ich gerne genau an diesen Stellen unterstützen.«

»Das geht leider nicht«, bedauerte der Leiter. »Ich brauche Sie auf der Freifläche. Nach meiner Erfahrung werden Sie mit der Wiesen- und Baumpflege schon alle Hände voll zu tun haben.«

»Mich stört es nicht, Überstunden zu machen«, bot Bea an.

»Das ist ein zuvorkommendes Angebot von Ihnen, aber ich glaube nicht, dass wir dafür genug Budget haben.«

»Das ist kein Problem«, versicherte Bea. »Ich würde es nicht wegen des Geldes machen. Wir bekommen das schon irgendwie hin.«

Verwundert zog ihr Chef die Augenbrauen nach oben.

»Die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen kann mir schlecht verbieten, mich privat im Englischen Garten aufzuhalten«, erwiderte sie grinsend. »Wenn ich in meiner Freizeit Freude daran habe, die Bepflanzung des Japanischen Teehauses zu studieren, um mögliche Grünkonzepte zu planen, dann ist das meine Sache.«

»Ganz allein Ihre Sache«, bestätigte ihr Chef beeindruckt und wandte sich zum Gehen. »Aber übertreiben Sie es nicht mit Ihren heimlichen Überstunden. Es gibt auch noch etwas anderes als Arbeit.«

Bea zuckte mit den Schultern. In ihrem Leben gab es nichts Wichtigeres als ihre Arbeit.

»Sie wissen schon, diese Work-Life-Balance, von der alle sprechen«, sagte er zum Abschied und ging seines Weges.

Bea zuckte zusammen. Sie mochte das Wort nicht. Jedes Mal, wenn sie es irgendwo hörte oder es in einem Zeitungsartikel las, wurde sie daran erinnert, dass sie gar kein Privatleben hatte, für das es sich lohnte, zeitig nach Hause zu kommen.

Die hübsche Zweiunddreißigjährige hatte keinen Partner, ihre Eltern wohnten am anderen Ende Deutschlands, und Freunde hatte sie seit ihrem Umzug in die bayerische Landeshauptstadt, der erst vor wenigen Wochen stattgefunden hatte, auch noch keine gefunden. Doch sie wollte sich davon nicht unterkriegen lassen. Statt traurig zu sein, konzentrierte sie sich voll und ganz auf ihre Lieblingsbeschäftigung. Und sie war dankbar dafür, dass diese zufällig genau dem entsprach, was sie beruflich machte. Wie viele Menschen wurden schon für das bezahlt, was sie am liebsten taten?

Als ihr Chef weg war, wandte Bea sich wieder dem Teehaus zu. Es lag auf einer kleinen Insel im Eisbach, der sich durch den Englischen Garten schlängelte und an manchen Stellen richtig rasant Wasser führte. An der Insel mit dem Teehaus floss das Wasser jedoch ganz friedlich, beinahe still vor sich her – es war die perfekte Location für das kleine Haus.

Bea sah sofort, dass die Anlage nach dem Winter dringend ein paar liebevolle Hände brauchte, die sie für die anstehenden traditionellen Teezeremonien auf Vordermann bringen konnten. Entschlossen holte sie ihre schwarze Kladde hervor und fing an, sich Notizen zu machen.

***

Am nächsten Mittag freute sich Bea auf ihren Feierabend, denn sie hatte einiges vor. Nachdem sie am Vortag, bis es dunkel wurde, überlegt hatte, was alles am Japanischen Teehaus gemacht werden musste, wollte sie heute gleich damit anfangen. Natürlich erst nach getaner Arbeit, die sie heute in den mittleren Teil des Englischen Gartens verschlagen hatte. Der Kleinhesseloher See lag 600 Meter östlich der Münchner Freiheit und erwachte so langsam aus seinem Winterschlaf.

Neugierig hielt Bea Ausschau nach dem Nachwuchs, der zu dieser Zeit zu erwarten war. Dass der Englische Garten zu dieser kühlen Jahreszeit nur wenig besucht war, war für die Enten und Schwäne, die sich am Kleinhesseloher See tummelten, ein Segen. Bea ging vorbei an den roten und blauen Tretbooten, die eng aneinander gekettet auf wärmere Tage und ihre ersten Besucher warteten. Hinter dem Vorhang einer Trauerweide, die ihre nackten Äste ins Wasser hängen ließ, hörte sie schließlich das niedliche Quaken der Küken, auf das sie gehofft hatte. Mit vorsichtigen, leisen Schritten verließ sie den Kiesweg, um sich auf eine der Bänke zu setzen, von denen aus man direkt über den See auf das dahinter liegende Seehaus blicken konnte.

Die braun-schwarz melierten Küken einer hektisch schnatternden Stockente watschelten ungeschickt in einer Gruppe über die Wiese und stießen sich dabei immer wieder mit ihren wackelnden Hinterteilen gegenseitig um. Die aufgeregte Mutter quakte laut, und Bea fragte sich, was sie ihrem Nachwuchs wohl mitgeteilt hatte. Es waren Momente wie diese, in denen Bea alles um sich herum vergaß und sich ganz in der Einzigartigkeit der Natur verlieren konnte.

Doch dieser Moment wurde jäh gestört, als Bea auffiel, worüber die Mutter sich aufregte. Ein großer, breiter Mann in einem schwarzen Mantel näherte sich der Entenfamilie und war dabei viel zu schnell. Die Entenmutter setzte sich sofort in Bewegung, um den Rückzug anzutreten, doch ihre Küken waren so durcheinander, dass sie es nicht rechtzeitig schaffte, alle einzusammeln und geschlossen auf den See zu treiben. Sie breitete ihre Flügel aus und begann zu schimpfen. Doch ihr lautstarker Ärger verrauchte sofort, als sie sah, was der Mann aus seiner Manteltasche zog. Wie auf Kommando hüpfte die runde Ente auf den Fremden zu und senkte ihren Schnabel zum Boden. Als Bea sah, dass der Mann die Ente mit Brot fütterte, war es Zeit, ihren schönen Bankplatz aufzugeben. Sie schnaubte genervt und ging auf den Mann zu.

»Entschuldigen Sie bitte«, sagte sie, als sie ihn erreicht hatte, »aber Sie sollten die Enten wirklich nicht füttern.«

Der Mann, der in der Hocke saß, stand auf und drehte sich zu ihr um. Bea schaute in zwei tiefbraune Augen, die sie schuldbewusst anblickten.

»Oh, das ... das wusste ich nicht«, gestand er erschrocken.

Der Mann hatte eine raue, tiefe Stimme, die Bea eine Gänsehaut über den Körper jagte.

»Brot ist kein geeignetes Futter für Vögel«, erklärte Bea steif. »Es enthält zu viel Salz und quillt in den Mägen der Tiere auf.«

Betroffen starrte der Mann auf die Brotwürfel, die er in einem Häufchen auf die Wiese gelegt hatte, um die Küken anzulocken. Gerade als er das Futter wieder einsammeln wollte, schnappte die Entenmami zu und ließ einen Würfel nach dem nächsten in ihrem Schnabel verschwinden.

»Gib das her«, reagierte der Mann einen Ticken zu spät. »Das verdirbt dir den Magen! Spuck's aus, her damit!«

Obwohl sich Bea eben noch von der Ahnungslosigkeit des Fremden provoziert gefühlt hatte, fand sie ihn nun wunderbar reizend. Als die Ente den letzten Brotwürfel verputzt hatte, trat sie widerwillig den Rückzug an und schaute ihren Essensspender fordernd an.

»Tja, jetzt haben Sie den Salat«, meinte Bea grinsend und stellte sich neben den bedröppelt dreinschauenden Mann, der elegante Lederschuhe und einen schicken Schal zu seinem schmal geschnittenen Mantel trug. Bea roch sein unaufdringliches, männliches Parfüm und musste sich anstrengen, bei der Sache zu bleiben. »Jetzt, wo sie weiß, was Sie in Ihrer Manteltasche haben, bettelt sie natürlich weiter«, sagte sie.

»Aber warum? Wenn es ihr doch nicht guttut.«

»Enten sind nicht so schlau«, sagte Bea und lächelte. »Gefüttert zu werden ist leichter, als sich selbst etwas zu essen zu suchen.«

»Vielleicht findet sie nichts? Es ist ja noch Winter«, überlegte der Mann.

»Doch, doch«, versicherte Bea ihm. »Die Umgebung hier bietet genug Futtermöglichkeiten, auch an kalten Tagen. Sie ist nur zu faul.«

»Aber sie ist eine Mutter«, warf der Mann ein und deutete auf die vielen Küken, die inzwischen auch begriffen hatten, dass es etwas zu fressen gab. »Ich glaube nicht, dass sie faul ist. Sie hat nur viel zu tun. Stellen Sie sich mal vor, Sie hätten neun Kinder!«

Bea beobachtete, wie der Mann die kleinen Küken musterte und spürte ein Kribbeln im Bauch. Sein mitfühlender Gesichtsausdruck berührte sie.

»Sie sagen, Brot ist nicht gut. Was wäre denn gut?«, wollte er interessiert wissen.

»Haferflocken sind nicht schlecht«, wusste Bea. »Aber es gibt im Fachhandel natürlich auch spezielles Wasservogelfutter.«

Der Mann dachte nach.

»Wenn ich das das nächste Mal mitbringe, dürfte ich sie dann füttern?«

Bea seufzte. »Wissen Sie, lieber nicht«, musste sie ihn enttäuschen. »Die Enten sollten sich nicht daran gewöhnen, dass der Mensch sie füttert. Sie werden sonst schnell zutraulich.«

»Aber das ist ja das, was ich will! Es ist doch schön, wenn die Tiere einem ohne Scheu nahe kommen.«

Bea wusste zwar, was er meinte, aber sie musste ihn trotzdem aufklären.

»Wenn Tiere dem Menschen zu vertraut werden, ist das eine Gefahr für sie. Wenn sie keine Angst mehr vor uns haben, werden sie leichter Opfer von Hunden oder dem Straßenverkehr.«

»Ich hab keinen Hund«, wand der Mann ein.

Bea schmunzelte. »Vielleicht Sie nicht, aber viele andere Münchner. Und diese Ente kann Sie nicht von den anderen unterscheiden, verstehen Sie? Wenn Sie sie füttern, bettelt sie auch den nächsten Mann an, weil sie glaubt, alle Menschen seien gleich nett. Wenn der Mann dann zufällig einen schlecht erzogenen Hund hat, ist es vorbei mit der Stockente.«

»Und die Kinder werden zu Waisen.« Der Fremde zeigte sich nun endgültig überzeugt. »Danke für die Aufklärung.«

Er lächelte sie an und wandte sich zum Gehen, als Bea bemerkte, dass sie das Gespräch nicht beenden wollte.

»Wissen Sie, was noch schlimmer ist als die Fütterung an Land?«, beeilte sie sich zu sagen.

Aufmerksam schaute er sie mit seinen wachen Augen, die von sympathischen Lachfalten eingerahmt waren, an.

»Oft werfen die Besucher das Brot direkt auf den See«, erzählte sie eifrig. »Dabei fressen die Enten und die Schwäne selten das gesamte Futter, das ihnen zugeworfen wird. Das Brot weicht dann auf, sinkt auf den Grund und verfault dort.«

Der Mann lauschte ihr interessiert.

»Die biologischen und chemischen Prozesse dieses Abbaus verbrauchen große Mengen Sauerstoff, der dann unseren Fischen und anderen Wassertieren fehlt. Außerdem wird dadurch das Algenwachstum begünstigt und der See kann umkippen.«

»Das ist ja spannend. Ich hatte keine Ahnung!«

Beas Herz machte einen kleinen Sprung. Er fand ihre Ausführungen spannend! Obwohl er ein Fremder war, bedeutete ihr das etwas. Sie spürte immer noch das Kribbeln und war sich nicht sicher, wie sie es zu deuten hatte.