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Drei Königsbrüder führen Scheinkriege gegeneinander, um die eigene Bevölkerung, welche von Hungersnöten bedroht ist, hinter's Licht zu führen und gleichzeitig zu dezimieren, so daß die nach den Kriegen geschrumpfte Bevölkerung den eigenen Herrscher weiterhin respektiert und verehrt und die Schuld an der Misere den vorgeblichen ausländischen Feinden gibt. Charaktereigenschaften der drei Königsbrüder werden beschrieben, - insbesondere der moralische Abstieg des Jüngsten, Eberhard, der durch Trunk (später durch Haschischessen und sexuelle Ausschweifungen) vom lustigen Schwerenöter zum Psychopathen wird. FSK: Ab 18 Edition Pocket
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Seitenzahl: 378
Veröffentlichungsjahr: 2017
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation
in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische
Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Gewidmet sei dies Buch all Jenen, die sich nicht blenden und einschüchtern lassen von verbrecherischen Machenschaften unverantwortlicher Machthaber und Politiker.
Die Anfänge
In alter Zeit lebten drei Brüder, welche nach dem Tode ihrer Eltern beschlossen, in die Welt hinauszuziehen, um dort ihr Glück zu versuchen.
Die Drei waren intelligent und äußerst beredt, so dass es ihnen ein Leichtes war, eine Gefolgschaft um sich zu versammeln, welche dazu gedacht war, den Dreien späterhin gute Dienste zu leisten.
Gemeinsam zogen sie gegen Osten, um ein Land zu finden, welches fruchtbar und nur wenig besiedelt war. Dies Unterfangen war nicht ganz ohne Schwierigkeiten zu bewältigen, denn fruchtbares Land bedeutete Reichtum und die bereits dort Ansässigen waren nur wenig geneigt, ihre eigenen Ansprüche so mir nichts, dir nichts, aufzugeben.
So musste denn überall, wo Überredungskünste versagten, die Waffengewalt ein Einlenken erzwingen und schon bald waren die Drei mit ihrem Gefolge allerorten bekannt und gefürchtet...
Der greise König des neuentdeckten Landes lebte fernab in seinem Schloss und hatte den Eindringlingen nichts entgegenzusetzen.
Schon lange konnte er sich nicht mehr um sein Reich kümmern, da er nicht nur altersschwach, sondern auch in geistiger Hinsicht hochgradig senil geworden. Aus diesem Grunde gab es nur noch wenige Getreue, welche an seiner Seite ausharrten, so dass sich das riesige Reich bald schon in Händen der drei Brüder befand.
Boten wurden ausgesandt, um überall bekanntzumachen, dass der Alte König abgesetzt sei und nun ein neuer Herrscher das Land regiere.
Von überall wurden die Dorfältesten befohlen, um zu hören, was der neue König ihnen mitzuteilen hatte.
Urs, der Älteste der Brüder, war von riesiger Gestalt und besaß Bärenkräfte; er sprach zu den Angekommenen:
„Sofern ihr vernünftig euch verhaltet und die geringen Abgaben zahlt, welche ich von euch fordere, so soll es euch künftig an nichts fehlen. Ihr habt selbst erfahren, dass euch der frühere König nicht im Geringsten beschützen konnte.
Das Reich braucht eine starke Hand, um erfolgreich regiert zu werden und es vor Eindringlingen zu schützen. Ich werde ein starkes Heer aufstellen, welches auch euch beschützen wird, so dass ihr in Ruhe und Frieden euer Land bestellen könnt. Geht nach Hause und teilt Allen mit, was ich euch kundgetan habe und seid versichert, dass ich euch nicht allzu sehr knechten oder auspressen werde.“
Diese Rede gefiel den Ältesten und sie eilten nach Hause, um zu erzählen, dass der neue König ein vernünftiger Mann sei und man unbesorgt in die Zukunft blicken könne.
König Urs ernannte Minister sowie Berater, sandte Boten in die alte Heimat, um von dort noch mehr Krieger und Bauern zu ihm zu bringen, welche sich in seinem neugegründeten Reich ansiedeln sollten.
Die Schatzkammer des abgedankten Königs war wohl gefüllt, so dass bald ein großes Heer bereitstand, um weitere Länder zu erobern, denn auch die beiden Brüder – Wolf und der Jüngste, Eberhard – sollten ihre eigenen Reiche erhalten und regieren.
„Seid vernünftig und verhaltet euch weise“, forderte König Urs, „bekämpft nicht die Bauern und zerstört nicht, was ihr später besitzen wollt. Bekämpft die feindlichen Krieger und nehmt Diejenigen, welche die Waffen strecken, in eure Reihen auf.“
Die Heerführer hatten verstanden und der Marsch begann...
Lange währte der Kampf; schwer hatten es die Brüder mit ihren Mannen, denn die Feinde erwiesen sich als stark und kampferprobt, doch am Ende mussten zwei weitere Könige abdanken und sich in die Hände der Sieger begeben....
Zufrieden nahmen Wolf und Eberhard ihre neugewonnenen Reiche in Besitz und schickten Boten zu ihrem zurück gebliebenen Bruder, um Diesem die gute Botschaft zu überbringen.
Dessen Reich war mittlerweile gefestigt und Urs eilte herbei, um seine Brüder zu ihrem Sieg zu beglückwünschen. – Auch Deren Schatzkammern waren wohlgefüllt, so dass erneut Boten ausgesandt werden konnten, um aus der Alten Heimat Bauern und Krieger zu bringen.
Auch wurden wieder die Dorfältesten und Stammesführer bestellt, um ihnen die gleichen Sachverhalte nahezubringen, wie es seinerzeit auch in Ursens Reich geschehen.
Ein großes Fest wurde abgehalten und auch die Bevölkerung war aufgefordert, auf Kosten der drei Könige zu essen, trinken und fröhlich zu sein. Weizen und
Bier waren allerorten verteilt worden, so dass die Menschen der drei Länder gerne bereit waren, ihre Herrscher hochleben zu lassen.
Die Brüder selbst feierten eine ganze Woche und beglückwünschten sich immer wieder zu ihren Erfolgen, bevor sie sich endlich trennten, damit Jeder in seinem eigenen Reich seinen Aufgaben nachkommen möge.
Die Jahre verstrichen und die drei Könige regierten weise, so dass die jeweilige Bevölkerung keinerlei Gründe fand, mit ihren Herrschern unzufrieden zu sein.
Die beiden älteren Brüder nahmen sich, Einer nach dem Anderen, eine Gemahlin und wieder war die Freude im ganzen Lande groß, da das Volk erneut einen Grund hatte, ausgelassen zu feiern...
Nur Eberhard, der Jüngste, wollte sich mit dem Heiraten noch etwas Zeit lassen; war er doch erst vierundzwanzig Jahre alt und hatte sich noch nicht ’ausgetobt, ́ wie er lachend zu sagen pflegte. –
Die Brüder
Eberhard war ein lustiger Kerl und stets zu einem Späßchen bereit.
So hatte er beispielsweise einen Berater, dessen Angewohnheit es war, sich mit der Rechten seinen langen, weißen Bart zu streichen, bevor er eine ihm gestellte Frage beantwortete.
Der übermütige Eberhard bestrich sich deshalb eines Tages seine Handfläche mit einer trockenen, grünen Farbe, rief sämtliche Berater zu sich – und als Letzten eben jenen Weißbärtigen. Diesem reichte er bei seiner Ankunft die Hand und stellte ihm gleichzeitig eine recht komplizierte Frage.
Wie es seine Angewohnheit war, strich sich der Alte auch nun ausgiebig seinen wallenden Bart und man kann sich die Freude der Anwesenden vorstellen, als der Ahnungslose mit einemmal mit leuchtend grünem Barte vor ihnen stand !
Ein anderes Mal wollte Eberhard, mit kleinem Gefolge über einen Marktplatz reitend, vor einem Bauern, welcher Eier zum Verkauf anbot, sein Pferd zügeln und Diesen beschuldigen, des Königs Hose gestohlen zu haben und selbige nun zu tragen...!
Der arme Bauer stand wie vom Donner gerührt vor seinem Herrn und wusste vor Schreck keine Erwiderung zu finden. – Auf die Aufforderung des Königs, ihm sofort seine Hose zurückzugeben, zog der Bauer geschwind sein zerschlissenes Beinkleid aus, um dieses dem Spaßvogel zitternd entgegenzuhalten...
Welch ein Gelächter sich auf dem Marktplatz erhob, da der Bauer nun mit nichts anderem bekleidet, als nur seinem langen Hemd, vor seinem Herrscher stand!
Nachdem man genug gelacht hatte, reichte der gutmütige Eberhard dem Bauern die Hose zurück und schenkte ihm noch eine Goldmünze dazu.
Nun war es auch an dem Bäuerlein, sich über des Königs Besuch auf dem Markt zu freuen und gerne hätte er wohl jeden Tag sich seines Beinkleides entledigt, um ein solches Goldstück wieder zu erhalten.
Auch stieg Eberhard gerne den Mädchen hinterher; doch war Eine allzu leicht bereit, so wollte er schnell das Interesse verlieren. – Er liebte das Umwerben, der Fraulichkeit schmeicheln und nahm auch gerne einmal eine Abfuhr in Kauf....
Groß und schlank war Eberhard. Die hellbraunen Locken fielen ihm bis auf die Schultern und er konnte mit seinem ebenmäßigen Gesicht und der lustigen Art den Mädchen schon gefallen; nicht nur als König ....
Bruder Wolf war der geborene Krieger. – Er stritt und trank gerne; liebte die Jagd und das Fischen. Drei Jahre älter als Eberhard, trug Wolf einen wilden, struppigen Bart und Niemand hätte die Beiden ihrer äußeren Erscheinung nach, für Brüder halten mögen.
Wolf war reizbar, doch nicht jähzornig. Kam es zu einem Streit, so hatte er sich schnell wieder abreagiert und blieb der Gegner fair im Kampf, so wollte Wolf Diesen sogar anerkennend loben und ihm wohl gar die Hand reichen.
Seiner Frau sowie Freunden war Wolf ein treuer Gefährte; er verabscheute Betrug und Lüge ebenso, wie Feigheit und Hinterlist.
Machte Jemand einen groben Fehler; etwa bei der Ausführung eines Befehls, so wollte der König ihm gern verzeihen, sofern der Betreffende dazu stand – und nicht versuchte, sich reinzuwaschen. Ebenso gab er eigene Fehler unumwunden zu; welcher Wesenszug in nicht geringem Maße dazu beitrug, dass Wolf beliebt war bei Ministern sowie Untertanen.
Eines Tages hatte Wolfens Gemahlin einen goldenen Ring vermisst. Einer der Minister hatte dem König zugetragen, dass ein anderer Minister den Ring gestohlen habe.
Wolf ließ sämtliche Minister an seine Tafel rufen und ihnen Wein servieren.
Nachdem Alle den ersten Schluck getrunken hatten, stellte der König die Frage nach dem vermissten Ring. –
Keiner der Anwesenden gab zu, dass er Etwas mit dem Verschwinden des Schmuckstückes zu tun habe. Wolf, den Weinbecher noch in der Rechten, wies mit dem Zeigefinger seiner Linken auf den vermeintlichen Dieb:
„Er hat den Ring gestohlen! Entkleidet ihn all seiner Würden und werft ihn hinaus !“
Wochen später stellte sich heraus, dass der betreffende Ring nur verlegt ward ... Wolf raste vor Wut !
Wieder ließ er die Minister zusammenrufen und erläuterte den Sachverhalt. –
Dann verlangte er nach seinem Schwert. Dies wurde gebracht und die schreckensbleichen Minister mussten hilflos zusehen, wie der König mit dem Schwerte den eigenen Zeigefinger, mit welchem er auf den Unschuldigen gewiesen, abhieb !
Dem Verleumder aber ließ Wolf den Kopf abschlagen. Darauf befahl er, den zu Unrecht Bestraften zu holen und vor ihn zu bringen. – Als Jener erschien, setzte Wolf ihn wieder in Amt und Würden und erbat auf dem Knie Dessen Verzeihung....
Urs – der Bär – war zwei Jahre vor seinem Bruder Wolf geboren und somit der Älteste der Brüder. Ging man nach seinem Äußeren, so schien er ein Mann von schierer Gewalt. Dies allerdings wollte den wahren Sachverhalt keineswegs treffen.
Urs war wahrlich ein wahrer Riese von Statur; mit seiner Faust konnte er einem Gegner die Hirnschale mit einem Schlage zertrümmern, dennoch war er intelligent und im Grunde gutmütig und eine Seele von Mensch.
Er konnte essen und trinken bis zur Besinnungslosigkeit, doch war er bei einer Arbeit, so erledigte er diese bis zum Ende, ohne auf Hunger oder Durst zu achten. Nichtsdestotrotz erwartete er das Gleiche nicht von seinen Ministern oder anderen Untergebenen; verständig genug, wollte er Jenen erlauben, eine Pause einzulegen, um sich auszuruhen und zu stärken. Er selbst jedoch arbeitete unverdrossen weiter.
Behaart am ganzen Leibe, mochte er tatsächlich wirken wie ein Bär. – Er liebte es, mit bloßem Oberkörper an der Esse zu stehen und dem Hufschmied mit dem schweren Hammer zur Hand zu gehen, oder mit der großen Axt Holz zu spalten. –
Einmal ward der Hufschmied von einem besonders störrischen Pferd getreten, so dass Jener seine liebe Mühe hatte, die begonnene Arbeit zu beenden und dem Ross das letzte, noch fehlende, Eisen aufzunageln.
Urs packte das Pferd kurzerhand am Halse, warf es zu Boden und der Schmied konnte mit seiner Arbeit fortfahren....
Seiner Gemahlin war Urs ein zärtlicher Beschützer und treusorgender Ehemann, der keinerlei außerehelichen Eskapaden kannte. – Urs hatte ein offenes Ohr für die Nöte seiner Untertanen, denen er, sollte dies sich als notwendig erweisen, auch einmal die jährlichen Abgaben erlassen oder vermindern wollte.
Den Bären trug Ursen’s Reich als Wappentier – und es war verboten, ihn zu jagen oder zu treiben.
Dreimal im Jahr trafen sich die drei Brüder zur Feier der Gründung des jeweiligen Reiches.
Mit großem Pomp wurden die Brüder dann von ihrem Gastgeber empfangen, um sie und ihr Gefolge zu bewirten.
Bei solcher Gelegenheit – diesmal war Wolf der Gastgeber – gab es des Mittags zum Mahle, nebst anderen Köstlichkeiten, einen riesigen Fisch, welchen der Koch des Wolf nach allen Regeln der Kunst zubereitet hatte. So hatte er es verstanden, die Gräten zu entfernen,
ohne den Fisch dabei sichtbar zu verletzen. Jedermann lobte daher den Koch in Dessen Abwesenheit über den Grünen Klee.
Eberhard jedoch ließ nach Jenem schicken und setzte bei dessen Eintreffen seine strengste Miene auf.
„Was hast du uns da zubereitet“, fuhr er den Koch an, welcher den Eberhard noch nicht kannte, „sage mir, worum es sich hierbei handelt !“
„Es ist ein Flussfisch, mein Herr. Unsere eigenen Leute haben ihn gefangen und mir zur Zubereitung für Euch übergeben.“
„Ein Fisch, sagst du ? Ein Fisch soll es sein ? Willst du uns etwa betrügen ?“
„Ich verstehe Euch nicht, Herr“, stammelte er dann.
„Du sollst mich gleich verstehen“, versprach Eberhard und erhob sich, „hat ein Fisch nicht Gräten in seinem Inneren ?“
„Die Gräten habe ich entfernt, Herr“, jammerte der Koch, „damit sie Euch nicht etwa im Halse steckenbleiben und Euch schaden können.“
„So, die Gräten hast du also entfernt ! Was hast du damit getan ?“
„Ich habe sie zusammen mit dem übrigen Abfall weggeworfen, Herr.“
„Geh’ und hole mir die Gräten, bis zum letzten Stück“, donnerte Eberhard, „ich brauche sie, um mir nach dem Essen die Zähne damit zu reinigen ! Sollte mittlerweile ein Schwein sie gefressen haben, so bringe mir das Schwein. – Wage nicht, ohne die Gräten zurückzukehren !“
Man tat sich weiter an Essen und Trinken gütlich, bis nach geraumer Zeit der Koch gemeldet wurde. Man ließ ihn herein – und er trat mit vielen Verbeugungen und Entschuldigungen vor Eberhard und wies Diesem die gereinigten Fischgräten auf einem silbernen Tablett vor.
„Hier bringe ich Euch die verlangten Gräten, Herr.“
„Bist du auch sicher, dass keine einzige der Gräten abhanden gekommen ist ? Es würde zu deinem Nachteil sein !“
„Ja Herr, ich bin sicher. Ich habe sie eigens gezählt; es fehlt bestimmt keine.“
„Das ist gut“, sagte Eberhard und lachte, „gehe zum Schatzmeister meines Bruders und lass’ dir die dreifache Menge des Gewichtes dieser Gräten in Gold ausbezahlen, denn du bist ein vorzüglicher Koch !“
Alle brachen in dröhnendes Gelächter aus – und König Wolf versicherte dem Koch, dass dies schon seine Richtigkeit habe und der Koch sich die Summe ausbezahlen lassen möge.
Mit glücklich-erstauntem Gesicht zog der Beschenkte von Hinnen und lange noch konnte er das Gelächter der Zurückgebliebenen hören.
Der nächste Besuch fand im Schloss des Urs statt – und nachdem den Begrüßungsformalitäten Genüge getan war, sandte wiederum Eberhard nach dem Leibkoch des Hausherrn.
- Erstaunt sahen sich die beiden Brüder des Eberhard an; hatte man doch noch gar nicht zur Tafel gebeten.
Der Koch erschien und Eberhard drückte ihm zwei Goldstücke in die Hand.
„Dies dafür, weil du meine Frau Schwägerin so gut zu verpflegen weißt. Sie hat an Gewicht zugenommen, seit ich sie zum letzten mal sah“, fügte er augenzwinkernd hinzu.
„Dies Lob gebührt alleine mir – und nicht dem Koch; du hast die Goldstücke dem Falschen geschenkt !“
Die Gemahlin des Urs war Guter Hoffnung – und der Schalk hatte dies sofort erkannt.
Dennoch durfte der erfreute Koch mit seinen beiden Goldstücken von Dannen ziehen.
Ursprünglich wollte Urs die Tatsache der zu erwartenden Nachkommenschaft erst an der gemeinsamen Tafel bekanntgeben, doch hatte ihm Eberhards scharfes Auge einen Strich durch diese Rechnung gemacht und so nahmen denn er und seine Gemahlin zwar etwas verfrüht, aber dennoch erfreut, die Glückwünsche der Brüder entgegen.
Das Fest wurde wie immer ausgelassen und fröhlich begangen. – Der Hofnarr, den Ulf sich hielt, hatte – wie stets, wenn Eberhard anwesend war, einen schweren Stand; denn wer könnte wohl neben dem frischen, unverbrauchten Witz des Eberhard schon bestehen ?
Besagter Hofnarr war ein erwachsener Mann, doch von zwergenhaftem Wuchs.
Er war kein Narr im eigentlichen Sinne, sondern zeigte sich gar klug und gerissen. Seine Haut war runzlig und von dunkler, verwitterter Farbe. Fahrensleute hatten ihn dem König für teures Geld verkauft. Urs konnte sich Dessen fremdländischen Namen nicht merken – und nannte ihn kurzerhand um in ’Ulf. ́
An Eltern konnte Ulf sich nicht erinnern; seit er denken konnte, befand er sich in Händen von Fahrensleuten und Schaustellern.
Wahre Freunde hatte der Zwerg nie gekannt; er war stets nur Mittel zum Zweck gewesen. – Wie einen tanzenden Bären oder Affen hatte man ihn vorgeführt und zur Schau gestellt. –
Wurde man Seiner überdrüssig, so verkaufte man ihn oder tauschte ihn gegen eine andere Attraktion ein.
So blieb er, obwohl stets in größerer Gesellschaft, doch alleine und einsam mit sich und seinen Gedanken....
Er trainierte sein Gehirn. – Er übte sich in logischem Denken und stärkte das Vermögen seiner Erinnerung. – Zahlen lernte er zu schreiben und mit ihnen umzugehen. Danach erfuhr er die Kunst, gesprochene Worte in geschriebene Zeichen umzusetzen.
Mit der Zeit hätte er nach weltlichen Begriffen als kluger und gelehrter Mann gegolten; doch blieb er weiterhin der Zwerg, über den man sich mokierte und amüsierte. – Er schien sich in einer Welt zu befinden, in der nur Größe geachtet wurde; körperliche Größe, nicht die des Geistes....
Der Berater
Endlich kam der Zwerg zu Urs – und zum ersten mal in seinem Leben hatte er das Gefühl, ernst genommen zu werden. – Obzwar selbst riesig von Gestalt sowie mit übermäßigen Geistesgaben ausgestattet, schien der König die Fähigkeiten des Zwerges nicht nur erkannt zu haben, sondern diese auch anzuerkennen.
Freilich wollte auch er unterhalten sein, doch beschränkte sich dies überwiegend auf Erzählungen lustiger und außergewöhnlicher Geschehnisse aus aller Welt.
Saß man mit des Königs engerem Gefolge an der Tafel, so
führte der Zwerg nichtsdestotrotz seine Kunststücke vor und versuchte, die Gäste durch Grimassen und allerlei Blödsinn bei guter Laune zu halten. – War er jedoch alleine mit dem König, wollten Beide ernsthafte Gespräche führen und Fragen der Politik erörtern.
Urs zeigte sich interessiert an Allem, was der belesene Zwerg ihm nahe zu bringen vermochte; sei es Mathematik oder die zauberhafte Kunst des Lesens und Schreibens – und mit der Zeit wurde Ulf vom bloßen Hofnarren zum Geheimen Berater des Königs.
Ulf bewohnte seine eigenen Gemächer und hatte gar einen Diener, welcher ihm aufzuwarten hatte.
Im Geheimen hatte der König Befehl erlassen, nach einer ebensolchen Zwergin Ausschau zu halten und eventuell herbeizuschaffen, auf dass Ulf eine Gefährtin bekäme...
Die Festlichkeiten In Ursens Schloss hatten ihr Ende gefunden; die Besucher waren abgereist – und der Alltag kehrte wieder ein.
Zwei Monate später kam Kunde zum König, dass eine Zwergin gefunden sei. – Diese zähle etwa fünfundzwanzig Sommer und sei trotz ihrer Kleinwüchsigkeit als überaus hübsch, ja geradezu reizvoll anzusehen. Sie befände sich im Hause eines Kaufmannes, der die Zwergin kürzlich erst von Fahrensleuten erstanden habe.
Jener Kaufmann sei um keinen Preis gewillt, sich von seinem Schatz, welchen er eifersüchtig hüte, zu trennen. Er habe verlauten lassen, dass selbst der König nicht die Mittel besäße, dieses Kleinod von ihm zu erstehen.
Urs lachte gutmütig ob dieser Frechheit des reichen Kaufmannes, ließ Erkundigungen über den von Jenem gezahlten Preis einziehen und legte dann die doppelte Summe jenes Preises in Gold in einen großen Sack. – Zuoberst in jenen Sack aber kam der große Hammer seines Schmiedes.
„Bestellt dem Kaufmann“, sprach Urs, „dass sich zuunterst in diesem Sack der Kaufpreis für die Zwergin befindet. – Das Obere aber sei mein Argument für den Unwilligen, sich dennoch von seinem Spielzeug zu trennen.“
Gemeinsam mit den Boten wurde auch der kräftige Schmied geschickt, welcher Auftrag hatte, im Falle einer neuerlichen Weigerung sein 'Argument ́ eindrücklich zu gebrauchen.
- Bald schon kehrten die Abgesandten zurück und erstatteten ihrem König lachend Bericht.
Der Kaufmann hatte – angesichts des Hammer schwingenden Schmiedes – darauf verzichtet, weitere Argumente zu fordern und ihnen die tatsächlich äußerst hübsche Zwergin überlassen.
Urs ließ die junge Frau zu sich bringen und musste eingestehen, dass dieses zierliche, elfenartige Wesen fast zu schade war, um es dem eher plump wirkenden und um Vieles älteren Urs zu überlassen.
"Doch was sollte ich riesiger Kerl wohl mit solch einem Püppchen beginnen ? Ich würde es zweifellos zerdrücken oder zerbrechen; abgesehen davon, dass meine Frau Gemahlin mir wohl ein wenig angenehmes Lied singen würde, sollte ich es wagen, mich damit selbst zu beschenken.“
Urs ließ seinen Schneider rufen, um Order zu erteilen, für die 'Elfe ́ mehrere kleidsame Gewänder anzufertigen, welche ihrer Schönheit würdig wären. –
Danach wurde der ahnungslose Ulf gerufen, um seine zukünftige Gefährtin kennenzulernen.
Der König schickte alle Anwesenden – bis auf die Neuangekommene sowie Ulf – davon, um mit den beiden Zwergen alleine sich unterhalten zu können.
„Nun Ulf, was sagst du; wäre dies eine rechte Ehefrau für dich ?“
Zweifelnd blickte der schwärzliche Zwerg auf die zarte, weißhäutige Gestalt der Elfe.
„Ihr treibt gewiss Euren Scherz mit mir, Herr. Womit hätte ich ein solches Geschenk wohl verdient ?“
„Sei nicht zu bescheiden“, entgegnete Urs ungehalten, „sag’ mir nur, ob sie dir gefällt oder nicht !“
„Sie ist wunderschön“, schwärmte der Zwerg, „zu gerne würde ich sie behalten, falls dies wirklich Euer Ernst und Wille ist.“
„Es ist mein Wille“, versicherte der König, „in einer Woche werdet ihr Hochzeit halten – und ich werde unverzüglich Befehl erlassen, alles dafür vorzubereiten.“
Dies wurde getan – und die schweigsame Zwergin wurde einstweilen in einem der Gemächer des Königs untergebracht, denn Ulf sollte sie erst am Tage der Hochzeit wieder zu Gesicht bekommen.
Die notwendigen Vorbereitungen wurden getroffen; Spielleute und Gaukler waren bestellt, die Gäste zu unterhalten. Der Leibkoch des Königs selbst war bestimmt, das Beste aus Küche und Vorratsräumen zuzubereiten und servieren zu lassen.
Ulf stolzierte umher wie der König in eigener Person. Unbeschreiblich seine Erregung. Er würde heiraten ! Er konnte es selbst noch kaum fassen; er würde wahrhaftig heiraten !
Zu verdanken hatte er alles seinem König selbst. Dieser hatte ihn emporgehoben und zu seinem Vertrauten gemacht; nun hatte er ihm zu allem Überfluss auch noch eine Frau verschafft ....und welch eine Frau !
Ulf konnte kaum erwarten, sie endlich in seine Arme zu schließen. Er kannte bisher noch nicht einmal ihren Namen; so beschloss er in seiner Ungeduld, seinen Herrn danach zu fragen.
Dieser beschäftigte sich gerade, wie so oft, mit dem Schmieden eines Schwertes.
Auf die Frage des Zwerges legte er den Hammer beiseite, runzelte die Stirn, um endlich zuzugeben:
„Nach ihrem Namen habe ich bisher nicht gefragt, doch will ich ihr nun den Namen geben, welcher zu ihr passt – Sie soll 'Elfi ́ heißen.“
Damit nahm der König sein Werkzeug wieder auf, um in seiner Beschäftigung fortzufahren.
Endlich war der ersehnte Tag gekommen; obgleich es sich lediglich um eine Woche Wartezeit gehandelt, erschien diese Zeit dem kleinen Manne gleichwohl wie eine Ewigkeit, welche nimmermehr enden zu wollen schien.
Mit großem Pomp wurde auch diese Feierlichkeit begangen und der Landesherr hatte keinerlei Kosten oder Mühen gescheut, damit alles zu seiner Zufriedenheit hergerichtet sei.
Große Tafeln waren aufgestellt, welche einer Unzahl Gästen Platz bieten wollten, die an den folgenden drei Tagen zu bewirten waren.
Der König selbst hielt die Einführungsrede und kündigte an, dass er in eigener Person das zu vermählende Paar trauen würde.
Am dritten und letzten Tag des Festes wurden die Beiden endlich Mann und Frau. Ulf verschlug es die Sprache, als er Elfi in ihrem neuen, prächtigen Gewand erblickte. Willig reichte sie ihm die Hand, um sich von ihm vor den König führen zu lassen.
Eindringlich forderte Dieser Elfi auf, ihrem Gemahl treu zu dienen; Ulf sei zwar, wie auch sie selbst, nur von geringer Statur, doch das Königreich betreffend, sei er ein wahrhaft großer Mann. Von Ulf forderte der Landesherr, seine Elfi stets zu beschützen und ihr ein treusorgender Ehemann zu sein.
Alle Anwesenden erhoben sich, als der König die Trauungsformel vorsprach, welche von den Beiden wiederholt wurde. – Nun waren der Zwerg und die Elfe ein Paar; stürmischer Beifall ertönte und die Musikanten begannen aufzuspielen.
Der erste Tanz gebührte dem frisch getrauten Paar; danach tanzten der König und Dessen Gemahlin. Anschließend gratulierten die Gäste in Reihe dem auf den Ehrenplätzen sitzenden Paar.
Elfi verspürte Herzklopfen. Wie im Traum hatte sie alles Bisherige stumm und gehorsam über sich ergehen lassen. Sie kannte nichts Anderes; man hatte ihr zeitlebens Befehle gegeben, ihr gesagt, was sie tun oder lassen solle. Nun hatte sie den Befehl erhalten, jenen hässlichen, alten Mann zu ehelichen. – Sie hatte auch dies getan....
Was würde nun folgen ? Würde Ulf sie schlagen – oder würde er sie so behandeln, wie der König von ihm gefordert hatte ?
Man hatte ihr neue Kleidung aus feinem Tuch geschenkt; man hatte sie gebadet und mit Ölen eingerieben und Niemand hatte über sie gelacht.
Vielleicht würde ja wirklich ihr Leben nuneinen anderen, besseren Verlauf nehmen. Vielleicht könnte sie hier wirklich die erwünschte Ruhe finden...
Sogar einen neuen Namen hatte sie erhalten. 'Elfi. ́ Dieser Name gefiel ihr; er klang so geheimnisvoll und liebenswert.
Ängstlich blickte sie auf den neben ihr sitzenden Gemahl.
Aus Dessen verschlossener Miene ließ sich nicht erahnen, was er wohl denken mochte – oder gar, wie er sie behandeln würde. – Genutzt hätte ihr dieses Wissen ohnehin nicht, denn sie wäre ihm in jedem Falle hilflos ausgeliefert...
Ulf saß und wälzte schwere Gedanken. Wie sollte er seine Braut behandeln ? Wie mit ihr umgehen ? Er bemerkte ihren Blick und verkrampfte. 'Sie schätzt mich ab, ́ dachte er, 'ich bin für sie nur ein hässlicher, alter Mann. ́
Die kommende Nacht ängstigte ihn. – Könnte er den Beischlaf vollziehen ? Würde sie ihn, im Falle seines Versagens, verlachen ?
'Ich werde streng mit ihr sein, ́ beschloss er. Sie durfte ihn keinesfalls der Lächerlichkeit preisgeben ! Noch nie zuvor hatte Ulf eine Frau erkannt. Man hatte seine Späße mit ihm getrieben; grobe Weiber der Fahrensleute hatten sich über seine Winzigkeit lustig gemacht und ihn wohl mit rauen Händen malträtiert, doch hatte ihm dies alles Andere als Freude bereitet....
Wie würde es sein mit einer Frau Seinesgleichen ? Er sehnte den Abend herbei – fürchtete sich aber gleichzeitig davor. Immer wieder blickte er verstohlen zu
Elfi und bewunderte Deren Schönheit. Der Pluspunkt des Zwerges war seine Größe; er war der Einzige von Elfis Art. Nicht seiner Schönheit oder Jugend wegen konnte sie ihn gern gewinnen, sondern nur dieser Artverwandtschaft wegen. Doch würde das genügen ? Ulf raffte sich halbherzig auf.
'Ich bin ihr Herr; ihr Herr und Gebieter und sie hat mir zu gehorchen ! ́
Doch im Innersten spürte er, dass er sich selbst belog....
Der letzte Festtag neigte sich seinem Ende zu und die Stunde der Wahrheit rückte näher.
Nacheinander verabschiedeten sich die Gäste und am Ende saßen die beiden Zwerge mit dem König alleine.
Dieser schickte Elfi in die Gemächer, welche sie nun gemeinsam mit Ulf bewohnen sollte und wandte sich an den Zwerg:
„Du erscheinst mir nicht so fröhlich, wie man es erwarten sollte. Sprich, machst du dir Sorgen ob ihrer Jugend und deiner Manneskraft ?“
Ulf nickte still. – Seinem König konnte er nichts vormachen; Dieser kannte ihn nur zu gut und verstand ihn, wie kein Anderer.
„Lass’ die Dinge auf dich zukommen; man kann dies nicht vorab planen. Entweder klappt es, oder es klappt eben nicht. – Hast du heute keinen Erfolg, so wirst du ihn eben morgen haben; was soll’s ? Sie kann dir nicht davonlaufen, mein Freund !“
Warm legte der König seinem Berater die Hand auf die dünne Schulter. – Warm wurde auch Ulf ums Herz. - 'Mein Freund ́ hatte der König ihn genannt. Dankbar lächelte er. Der König sprach weiter:
„Mit solchem Problem hast nicht nur du zu kämpfen. Auch wir Großen sind davor nicht gefeit. Doch mit ängstlichen Gedanken wirst du dieses Problem nicht lösen, sondern es eher vergrößern und noch weißt du ja gar nicht, ob es dieses Problem überhaupt geben wird. Geh’ und versuche es ! Wenn es dir in einigen Tagen wider Erwarten nicht gelingen sollte, deinen Ängsten Herr zu werden, so sage mir Bescheid. Ich werde dir dann ein Mittel geben, welches dir helfen wird, ans Ziel deiner Wünsche zu gelangen.“
„Ja, mein Freund; auch dein König hat manchmal mit Problemen zu kämpfen. Wenn mich hin und wieder schwere Gedanken plagen, meine Reichsführung betreffend, bin auch ich zuweilen nicht Herr meines Körpers und benötige dann eine kleine Hilfe. Mach’ dir also keinen Kopf darüber, sondern versuche dein Glück.“
Damit erhob sich der gütige Herrscher und verließ den nachdenklichen Ulf.
Derweilen saß Elfi in dem ihr noch fremden Gemach und fürchtete sich. Was mochten der König und ihr Gemahl wohl besprechen ? Würde der Herrscher dem Ulf zur Peitsche raten ?
Sie wollte doch keinerlei Anlass dazu geben; sie würde gehorchen, wie sie stets gehorcht hatte, wenn gierige Hände ihren zarten Leib abgetastet und betatscht hatten. – Große, grobe Hände waren es stets gewesen; wie die Hände ihres letzten Besitzers, von welchem der Schmied des Königs sie kürzlich weggeholt hatte.
Den Beischlaf zu vollziehen, war Jenen unmöglich gewesen aufgrund ihres winzigen Körperbaues; so hatte man sie mit anderen Absonderlichkeiten gequält. – Nun war zum ersten mal ein Mensch ihrer Größe aufgetaucht und man hatte sie mit ihm verheiratet. – Würde es mit ihm anders sein ? Auch wenn er nicht mehr jung war und nicht von ansprechendem Äußeren ?
Elfi fand es unmöglich, den ihr Angetrauten einzuschätzen, doch würde sich alles nur zu bald erweisen. So saß sie zwischen Hoffen und Bangen und wartete auf das Eintreffen ihres jetzigen Herrn.
Ulf sah sich alleine und wusste, dass er sein Zusammentreffen mit der Gemahlin nicht allzu lange mehr hinauszögern konnte und durfte. Der König hatte recht; negative Gedanken riefen noch mehr Ängste hervor und damit noch mehr Probleme. Um dennoch ein wenig mehr Zeit zu gewinnen, suchte der kleine Mann nach einer der Zofen, welcher er den Auftrag gab, für sich selbst – sowie anschließend auch für seine Gemahlin – ein heißes Bad zu bereiten.
Der große Zuber wurde gebracht und Ulf nahm, nachdem dieser gefüllt war, darin Platz.
In der angenehmen Wärme des Wassers schwanden langsam die trüben Gedanken und er rief Elfi, welche schüchtern auf der gemeinsamen Bettstatt saß, mit heiserer Stimme zu:
„Aah, das tut gut; nach all der Anstrengung des Tanzens und Feierns ! Willst du mir nicht den Rücken abschrubben ?!“
Gehorsam erhob sich Elfi vom Lager und näherte sich dem Zuber.
„Du wirst dein schönes, neues Kleid beflecken; zieh’ es aus - es genügt, wenn du nur das Hemd trägst.“
Wiederum gehorchte sie und kam abermals näher. Mit zarten Fingerchen begann sie, Ulfs Rücken zu waschen und Dieser stöhnte vor Vergnügen. Seine kleine Männlichkeit regte sich sichtbarlich und alle Scheu fiel von ihm ab.
Elfi streifte ihr Hemdchen ab und stieg gehorsam zu ihrem Gemahl in den Badezuber. Ihr Blick fiel auf das, was nur allzu offenkundig von ihr selbst verursacht ward und sie errötete.
„Dreh’ dich um“, forderte er und begann, auch ihr den Rücken einzuseifen.
Ein nie gekanntes Gefühl durchströmte Elfi, als sie die leichten, zärtlichen Finger auf ihrer Haut verspürte. – Ihre winzigen Brustwärzchen versteiften sich und richteten sich auf. Enger rückte sie zu ihrem Gemahl, der sie schließlich in die Arme nahm und ihre kleinen Brüstchen durch zärtliches Streicheln liebkoste.
Elfi erbebte. Nie hatte sie derartige Gefühle gekannt; wie andersgeartet waren doch die Spiele ihrer früheren Herren gewesen ! Sie schloss die Augen und genoss das süße Feuer, welches in ihrem Inneren brannte.
Die Nacht verlief ähnlich und die beiden zärtlich Verliebten fanden nur wenig Schlaf. Beide konnten nicht genug bekommen von den gegenseitig erwiesenen Zärtlichkeiten.
Der nächste Morgen begrüßte einen übermüdeten, erschöpften, doch glückstrahlenden Ulf.
Der König, der Diesen am heutigen Tage nicht erwartet hatte, drohte ihm, nach einem Blick ins Gesicht, lachend mit dem Zeigefinger.
„Dass du es mir nicht gleich übertreibst. Sollte dich vor Anstrengung der Schlag treffen, so lasse ich dich rädern und vierteilen ! Wo bekäme ich wohl einen Ersatz für dich her ?!“
Ulf wurde – mit der Ermahnung, sich auch wirklich nur auszuruhen – zurück in seine Gemächer geschickt, wo Dieser sich denn auch neben seine noch schlafende Gemahlin legte, um den versäumten Schlaf nachzuholen.
Elfi erwachte als Erste und sah den schlafenden Ulf neben sich liegen.
Sie betrachtete sein Gesicht und sah ihn nun mit anderen Augen. Er war ein guter Mann; ein lieber Mensch.
Sie küsste ihn auf die Stirn, dann auf die Wange. Ulf schlief weiter. Mutiger geworden, lüpfte Elfi die Decke. Der nächtliche Spender ihrer Freude war zu einem niedlichen, winzigen Etwas geschrumpft. Elfi kicherte und begann, mit dem geliebten Objekt ihrer Begierde zu spielen.
Immer wieder blickte sie dabei in Ulfs Gesicht, um eine etwaige Reaktion zu erkennen. Diese kam zuerst zwischen ihren zierlichen Fingern: Das unscheinbare Etwas wuchs und Ulf öffnete die Augen. Wohlig reckte er sich und genoss die zärtlichen, aufregenden Bemühungen.
„Du scheinst mir unersättlich“, flüsterte er, nachdem er seine Befriedigung gefunden hatte.
Wieder kicherte Elfi und nickte mit ihrem hübschen Köpfchen.
„Ja“, hauchte sie, „das bin ich tatsächlich und du alleine bist schuld daran.“
Sie führte seine Hand zwischen ihre Schenkel, um ihn ihre feucht-erregte Knospe ertasten zu lassen. Sie wand sich unter seinen Berührungen und kam ebenfalls rasch zur Erfüllung ihrer Wünsche.
Das kleine Elflein erwies sich in der Folgezeit tatsächlich als unersättlich in Sachen der körperlichen Liebe und Ulf wollte dies wohl gefallen.
Wann immer seine Zeit es zuließ, eilte er in seine Gemächer, um seinem geliebten Schatz nahe zu sein und der Liebesfreuden zu pflegen.
Abends lagen sie, nach gemeinsamem Bade, eng umschlungen in ihrem riesigen Bett und Ulf wollte seiner Gefährtin Geschichten erzählen, oder auch von Ereignissen des Tages berichten, bis die kleine Elfin wieder vom Übermut gepackt wurde und anfing, an ihrem 'Herrn und Gebieter ́ herumzuspielen.
Dies ward jedes Mal von viel Gelächter und Gekicher begleitet, so dass sich durch die Zofen bald verbreitet hatte, welch herrlichen Genüssen die beiden Zwerge frönten.
Der König war es zufrieden und freute sich für seinen Berater, zumal die Arbeit in keinster Weise unter dem lustvollen Eheleben der Frischvermählten litt.
Elfi blühte auf; sie wurde schöner und schöner – und auch mit Ulf ging eine Veränderung vor sich. – Nicht mehr zeigte er die früher übliche, gebeugte Gestalt, sondern ging aufrecht und stolz erhobenen Hauptes, ohne dabei jedoch hochmütig zu werden.
Allerorten lobte man anerkennend dieses verliebte Paar – und keine Spötter meldeten sich mehr zu Worte.
Der Zauberer
- In Wolfens Reich hatte es Aufregung von nicht geringem Ausmaße gegeben. – Ein fremder Zauberer war aufgetaucht und zog, die Menschen ängstigend, im ganzen Land umher.
Gab man ihm nicht, was er verlangte, wollte er drohen, den Bauern das Vieh oder die Ernte zu verwünschen.
Sein böses Können hatte er mehrfach bewiesen, indem er beispielsweise Wasser in Blut verwandelt und somit zum Genuss unbrauchbar gemacht hatte.
Oder er hatte aus glimmender Asche farbige Blitze hervorgezaubert, indem er einfach eine Handvoll Staub in Selbige geworfen und dazu eine Zauberformel aufgesagt hatte.
Die Bauern waren verängstigt und bezahlten, um ihre Ruhe vor dem Bösen zu haben.
Aus eben der gleichen Furcht schwiegen sie, denn der fremde Zauberer hatte ihnen zu verstehen gegeben, dass selbst der König ihm nichts anhaben könne; habe er doch bereits den König eines anderen, fernen Reiches in einen Eber und Dessen Gemahlin, die Königin, in eine Gans verwandelt !
Zum Beweis führte dieser Unhold die verzauberte Gans in einem vergitterten Kasten mit sich.
Forderte er diese dazu auf, so erzählte sie ihre traurige Geschichte. War dies nicht Beweis genug ? Wo hätte man je zuvor von einer Gans gehört, die sprechen konnte ?
In des Zauberer’s Begleitung befand sich eine junge, dunkelhäutige Frau mit lackschwarzem Haar, welcher es oblag, die Gans zu pflegen und zu ihren Vorführungen aus dem Käfig zu holen.
Sie hielt dann das arme Tier in ihren Armen, während dieses seine Redekunst bewies und die Menschen warnte, dem Zauberer ja zu Willen zu sein, damit ihnen nicht ein gleiches Schicksal widerführe.
Der Rest des Gefolges des Magiers bestand aus drei ebenholzschwarzen Männern, welche ihren Meister ehrfürchtig behandelten und unterwürfig bedienten. Auch sie waren einst von ihm verzaubert worden, da sie gewagt hatten, ihm mit dem Schwerte entgegenzutreten. Sie waren gefürchtete Krieger von weißer Hautfarbe und wallendem, blondem Haar, die nunmehr als solcherart Gezeichnete dem schrecklichen Magier zu willfahren hatten.
Welcher Bauer hätte wohl noch gewagt, nach Kenntnisnahme all dessen, bei seinem König Beschwerde zu führen ?
So Mancher wusste sich nicht anders mehr zu helfen, als seine letzte Kuh zu verkaufen, um die Forderungen dieses Bösewichtes zu erfüllen.
Wolf unterdessen blieb ahnungslos über die Geschehnisse, welche sich in seinem Reiche zutrugen.....
- Der Tag des Steuereinzuges war gekommen und die Bauern hatten zu erscheinen, um ihre Abgaben zu entrichten.
Überall im Reich gab es erstaunte Gesichter bei den Steuereinnehmern, denn allzu viele Untertanen erklärten sich als nicht fähig, die doch eher geringen Abgaben zu entrichten.
Auch erwies es sich als nicht möglich, eine Erklärung für diese Misere zu finden. Die Ernte war gut ausgefallen, es hatte keine Krankheiten oder Seuchen größeren Ausmaßes gegeben und dennoch standen die Bauern anscheinend vor ihrem Ruin. Wie war das möglich ?
Man unterrichtete den König, nachdem der Wahrheitsgehalt der Aussagen überprüft worden war. Wolf war ratlos. Was ging in seinem Reiche vor ?
Bis heute hatte es keine aufsässigen Untertanen gegeben und dies schien auch jetzt nicht der Fall zu sein.
Die Bauern schwiegen, doch sie waren verängstigt; dies war nur zu ersichtlich.
Wolf sandte geheime Späher aus, um diese merkwürdige Sache zu ergründen.
Zwei dieser Späher kehrten bald zurück, um ihrem Herrn Bericht zu erstatten:
„Ein böser Zauberer treibt in Eurem Reich sein Unwesen und presst die Bauern aus, o Herr.“
Wolf ließ sich alles bis in die kleinste Einzelheit berichten und ergrimmt rief er aus:
„Wer wagt es, mir in meinem eigenen Reich mit Verwünschung und Schadenszauber zu drohen ?!“
Der König war ein mutiger und auch gebildeter Mann. Mit einer nur kleinen Schar Krieger ritt er aus, um des Unheilbringers habhaft zu werden.
...Auf einem freien Platze stehend, inmitten einer Ansammlung Volkes, erhob der Magier seine Stimme, um auch hier der Menschenmenge eindrücklich vor Augen zu führen, welche geheimen Kräfte ihm innewohnten. Er hatte jedoch kaum begonnen, als man in der Ferne eine Staubwolke gewahrte, aus der sich eine Schar Reiter in scharfem Galopp der Menschenansammlung näherte.
König Wolf ritt an der Spitze seiner Männer und als die kleine Schar den Ort des unheilvollen Geschehens erreicht hatte, zügelten die Reiter ihre Pferde, Wolf sprang ab, schritt erhobenen Hauptes auf den Scharlatan zu und versetzte Diesem eine schallende Maulschelle, so dass dem Magier Hören und Sehen verging und er zu Boden fiel.
Mit eigener Hand legte Wolf den starr vor Schreck Verharrenden in Ketten, welche seine Krieger mit sich geführt hatten und verlangte von den umstehenden Bauern einen Ochsenwagen.
„Wisset, ihr Tröpfe“, rief er den verängstigten Bauern zu, „dass ihr Niemanden zu fürchten habt, als euren König !“
Der Ochsenwagen war gebracht und der Magier wurde samt seinem Gefolge auf diesen geworfen, um zum Schloss des Königs gebracht zu werden.
Wolf ritt mit seinen Mannen hinter dem Wagen her, um selbst ein Auge auf diesen Scharlatan zu haben.
Zwei Tage dauerte die Reise, während welcher die Gefangenen nur Wasser, jedoch keine Nahrung erhielten. Nur die Gans wurde gefüttert und durfte sich ganz besonderer Obhut erfreuen.
Endlich Zuhause angekommen, ließ Wolf die Fünf getrennt in Verließen seiner Burg einkerkern. – Weiterhin sollten Diese keinerlei Nahrung erhalten.
„Wenn du ein Zauberer bist, so lass’ dir Flügel wachsen und verlasse deinen Kerker ! Du wirst damit gewiss keinerlei Schwierigkeiten haben“, rief der König dem Scharlatan hinterher und lachte.
Die Gans aber verbrachte er in seine eigenen Gemächer, um sicherzugehen, dass diese gut versorgt sei und ihr kein Leid geschähe.
Wie von ihm erwartet, schnatterte das Tier wie jede gewöhnliche Gans, weigerte sich aber beharrlich, mit menschlicher Stimme zu sprechen.
- Nach drei Tagen ließ Wolf einen der drei schwarzen Männer zu sich bringen, um zu erfahren, ob Dieser nun bereit sei, die wahre Geschichte des angeblichen Magiers preiszugeben.
Der Ausgehungerte war nur allzu bereit, seine, sowie die Geschichte seiner beiden schwarzen Brüder zu erzählen.
Die Drei kämen aus einem weit entfernten, heißen Land und seien schon immer von schwarzer Hautfarbe – ebenso wie ihr Haar stets kraus – und nicht blond und lockig – gewesen.
Auch waren sie niemals gefürchtete Krieger, sondern wurden bereits in ihrer Kindheit als Sklaven verkauft. Erst ein gutes Jahr waren sie nun bei jenem Zauberer und Dessen Gefährtin. Dieser hatte die Brüder von einem
Welche Bewandtnis es mit der sprechenden Gans auf sich habe, vermochte der Schwarze nicht zu sagen, doch hatte er bemerkt, dass diese nur in Anwesenheit der jungen Frau sprechen wollte.
Wolf ließ die beiden Brüder des schwarzen Exoten herbeibringen und Diese bestätigten die Worte des zuvor Befragten.
Der König gab Befehl, die Drei gemeinsam unterzubringen und zu verköstigen.
Dann wurde die Gefährtin des Zauberer’s gebracht. Wolf wies auf die Gans:
Die Frau trat näher zu der Gans und Diese begann zu reden ! Misstrauisch trat Wolf näher.
Er konnte erkennen, dass das Tier seinen Schnabel geschlossen hielt, doch auch die Frau stand mit geschlossenem Mund....
Der König befahl die Frau in eine Ecke des Raumes und trat zwischen Diese und die Gans.
Nun war deutlich zu hören, dass die Laute aus der Richtung des Mädchens kamen und Wolf herrschte sie an:
„Sage mir, wie du dies zustande bringst, oder man wird dir dein hübsches Gesicht verunstalten !“
Zitternd gestand die junge Frau nun, dass sie gelernt habe, in ihrem Inneren Töne zu erzeugen, ohne dabei die Lippen zu bewegen und sie führte es dem König vor. Dieser wollte dann noch wissen, wie der Magier die angeblichen Blitze erzeugt und das Wasser in Blut verwandelt hatte.
Er erfuhr, dass beides mittels eines Pulvers geschehe, welches dem Wasser lediglich eine rote Farbe verleihe; ein anderes Pulver rufe die Blitze hervor, streue man dieses in das Feuer.
Auch die Frau war einst als Sklavin an den falschen Zauberer verkauft worden und befand sich seit mehreren Jahren in seiner Gesellschaft.
Sie gestand ihr Unrecht ein und bat den König, sie nur eines schnellen Todes sterben zu lassen, um nicht elendiglich verhungern zu müssen.
Wolf versprach, sie gar am Leben zu lassen, sollte sie von nun an die Wahrheit auf alle seine Fragen sprechen.
So erfuhr er, dass es ein geheimes Versteck gab, in welchem der Zauberer seine erbeuteten Schätze aufbewahrte.
Kunti, so hieß das Mädchen, wurde ebenfalls verköstigt und unter Bewachung in einem der Gemächer des Schlosses untergebracht. Männer wurden ausgesandt, um das beschriebene Versteck des falschen Magier aufzufinden und die dort versteckten Schätze auszuheben und ins königliche Schloss zu bringen.
- Drei weitere Tage verstrichen, dann ließ König Wolf eine Tafel decken, lud seine Minister zum Schmause ein und befahl, den Zauberer aus dem Kerker zu holen und vor ihn zu bringen.
Dies geschah und mit gierigen Augen blickte der Ausgehungerte auf die sich an Speis’ und Trank gütlich Tuenden.
„Nun“, bemerkte der König zwischen zwei Bissen an einer Fasanenbrust, „wie ich sehe, hast du dir keine Flügel wachsen lassen, sondern es vorgezogen, weiterhin meine Gastfreundschaft in Anspruch zu nehmen.“
Der Scharlatan schwieg und der König fuhr mit seinem Mahle fort.
Nach geraumer Weile erhob Wolf erneut seine Stimme:
„Was hast du mit all dem Diebesgut angefangen, welches du von meinen armen Bauern erpresst hast ?“
Immer noch schwieg der Verstockte; auf ein Zeichen des Königs wurde die schwere Türe geöffnet und Diener trugen große Körbe herein, die sie inmitten des Saales abstellten.
„Erkennst du es wieder“, donnerte des Königs Stimme, „erkennst du deine Beute ?!!“
Der Zauberer sank in sich zusammen, als er erkannte, dass er verspielt hatte.
Münzen und Geschmeide glitzerte in den Körben und es war klar, dass all sein Reichtum nun verloren war....
Wolf warf einen halb abgenagten Knochen vor die Füße des Hungrigen, welcher diesen gierig aufhob, um ihn mit scharfen Zähnen abzunagen.
„Bringt ihn zurück“, befahl der König, „und gebt ihm zu essen. Er soll gekräftigt sein, wenn er mein Urteil hören wird !“
Boten wurden ausgesandt, welche im ganzen Lande bekanntgaben, dass Jeder, der durch den falschen Zauberer geschädigt wurde, in Monatsfrist vor dem Schloss des Königs zu erscheinen habe. Außerdem wurde Jedermann eingeladen, am selbigen Tage der Urteilssprechung über den Scharlatan beizuwohnen...
Das Urteil über die drei schwarzen Männer war schnell gesprochen. Sie traf nur eine geringe Schuld und Wolf maß ihnen jeweils zehn Schläge mit dem Eichenstock zu, welche die Drei gerne bereit waren, zu empfangen, zumal die Schläge nur von symbolischem Charakter waren und vom König mit eigener Hand verabreicht wurden.
- Kunti, die Gefährtin des Magiers, wurde ebenfalls mit Schlägen auf das bloße Hinterteil bedacht, welche allerdings mit einer dünnen, biegsamen Weidenrute ausgeführt wurden und nicht unbeträchtliche Wirkung zeitigten.
Ihr wurde darüber hinaus bestimmt, als Sklavin im Schloss zu leben und dieses nicht zu verlassen.
Die Schwarzen wurden des Landes verwiesen und von bewaffneten Männern zur Grenze gebracht. Alles wartete gespannt auf das Urteil über den Hauptschuldigen, den Zauberer.
„Er wird als Gezeichneter aus dem Lande vertrieben! Man schneide ihm Nase und Ohren ab und jage ihn aus unserem Reich !“
Diesem Befehl des Königs wurde unverzüglich Folge geleistet.
Der erfreuliche Teil des Tages erfolgte nun, indem den Geschädigten des üblen Betrügers ihr ihnen abgepresstes Eigentum zurückerstattet wurde. Eindringlich warnte der König die Bevölkerung, jemals wieder die gleichen Fehler zu begehen.
„Wenn ihr in Schwierigkeiten seid, dann wendet euch an euren König; denn auch dazu bin ich schließlich da ! Ich nehme die Steuern nicht nur ein, um ein angenehmes Leben führen zu können, sondern auch, um euch zu beschützen !“
Hochrufe auf den guten König wurden laut und Feuer wurden entfacht, um Essen zu bereiten und den guten Ausgang des Tages zu feiern.
Zufrieden zog König Wolf sich in seine Gemächer zurück, um die Ereignisse des Tages mit seiner Gemahlin zu erörtern.
Kunti gewöhnte sich nur allzu rasch an das Leben im Schloss und es zeigte sich, dass sie nicht nur jung und hübsch, sondern darüber hinaus auch über die Maßen willig war. – Erkundigte man sich nach ihrem Befinden, in Hinsicht auf die erhaltenen Schläge, hob sie bereitwilligst ihre Röcke, um den Zustand des betreffenden, reizvollen Körperteiles untersuchen zu lassen.
Auch hatte sie nichts dagegen einzuwenden, sich von männlichen Bediensteten des Schlosses selbiges Körperteil mit Salben einreiben zu lassen; wobei sie keinerlei Protest erhob, wenn etwa eine Hand 'versehentlich ́ an die falsche Stelle geriet....
Lustvoll wollte sie sich befingern lassen, auch nachdem die Auswirkungen der Hiebe längst vergessen und verheilt waren.
War ein Knappe säumig, so konnte man diesen getrost bei der schönen Kunti vermuten, denn sie war bekannt dafür, Niemanden abzuweisen, der Interesse an ihren Röcken, sowie dem, was sich darunter befand, bekundete.
Sie war eine gute Lehrmeisterin – und so mancher Page oder Knappe wurde ihretwegen mit dem Ochsenziemer gezüchtigt, wenn er es mit erteilten Aufträgen nicht so genau genommen hatte.
- Solches Treiben konnte freilich nicht lange im Verborgenen blühen und so kam es denn auch eines Tages dem Königspaar zu Ohren.
Die Königin war empört und machte Wolf Vorhaltungen über dies unzüchtige Treiben an ihrem Hofe. Dieser gab seiner Gemahlin recht und ließ die heißblütige Kunti rufen.
„Stimmt es, du schamloses Weib“, giftete die Königin, „dass du für Jeden, den es gelüstet, deine Röcke lüftest ?!“
Entgeistert blickte die Herrscherin zu ihrem Gemahl. Diese Offenheit hatte sie nicht erwartet und Ratlosigkeit sprach aus ihrem Blick.
„Du gibst es offen zu. Bist du dir nicht darüber bewusst, dass es schamlos ist, sich so zu verhalten ?“
„Doch, Herr“, flüsterte die so Gescholtene mit kindlich-unschuldigem Augenaufschlag, „doch was könnte ich wohl Anderes tun ? Ich bin doch nur eine geringe Sklavin; wie kann ich mich also einer solchen Aufforderung verweigern ?“
„Geh“, befahl er, „wir werden darüber nachdenken, was zu unternehmen ist. Halte dich einstweilen von den Männern fern, bis wir dir unsere Entscheidung bekanntgeben !“
Kunti verließ mit wiegenden Hüften das Königspaar und kaum, dass die Tür sich wieder geschlossen hatte, brach König Wolf in schallendes Gelächter aus.
„Sie weiß sehr wohl, was sie tut. Ich sehe keinen Grund zu solcher Heiterkeit.“
Wolf nahm seine Frau in den Arm und sagte, immer noch lachend:
„Ich bin mir freilich darüber im Klaren, dass du recht hast; doch hat sie die richtige Antwort gegeben. Wie könnte ich sie wohl dafür bestrafen ? Sie ist zu allem Übrigen auch noch recht gescheit; wir wollen abwarten, wie sie sich nun verhalten wird.“
Auch die Königin musste jetzt lächeln, denn im Grunde war auch sie eine gerechte und verständnisvolle Frau.
- Dennoch kam das Fass zum Überlaufen, denn man ertappte Kunti eines Tages, als sie, auf einem Diwan liegend, sich mit hochgeschlagenen Röcken von einer Zofe mit Händen und Zunge liebkosen ließ....
Trotzdem hatte das Mädchen sich an die Befehle gehalten – und sich von Männern ferngehalten, doch Wolf sah ein, dass er solchem Treiben nun ein Ende setzen müsse.
„Ich werde sie meinem Bruder Eberhard schenken. – Dieser Schalk hat mir schon so manchen Streich gespielt; diesmal werde ich mich mit diesem Geschenk an ihm schadlos halten.“
„Der Weiberheld wird seine helle Freude an ihr haben.“
„Ja, das wird er und gleichzeitig werden wir so verhindern, dass Kunti eines Tages gar noch im Bett des Königs erscheint !“
Das Geschenk