Mein Freund Zimmermann - Bernd Michael Grosch - E-Book

Mein Freund Zimmermann E-Book

Bernd Michael Grosch

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Beschreibung

Zimmermann, fiktiver Freund des Autoren und (sympathischer) Schrecken seiner Umgebung, wird nicht müde, durch immer neue, verrückte Ideen und Taten die Nerven seiner Mitbürger und seines Freundes zu strapazieren. Ob als Führerschein-Anwärter, Erfinder, Löwenbändiger oder lediglich Tourist verblüfft oder erschreckt er seine Mitbürger und lässt den Leser - hoffentlich - schmunzelnd und zufrieden zurück. Im vorliegenden Band 28 lustige und spannende Geschichten über den interessanten Schwerenöter und 'Tunichtgut' Zimmermann. Schwarz-weiß illustriert.

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Seitenzahl: 243

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Mein Freund Zimmermann

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MEIN FREUND

ZIMMERMANN

....wie er leibt und lebt !!!

28 satirische Kurzgeschichten

von

B. Mich. Grosch

Impressum

Texte:

Umschlag:

Verlag:

Ludwig-Zeller-Str. 24

83395 Freilassing

[email protected]

Druck:

neopubli GmbH, Berlin

Titel

MEIN FREUND ZIMMERMANN

Mein Freund Zimmermann wandert aus - sagt er.

Mein Freund Zimmermann hat die Schnauze voll - sagt er.

Deshalb wandert er aus. – Vielleicht - sagt er. Er weiß nur noch nicht so

recht, wohin. Ich habe ihm Indien vorgeschlagen. Er will es sich überlegen

und sich informieren - sagt er.

Mein Freund Zimmermann informiert sich.

Er schreibt an das niederländische Konsulat. Den Indern selbst traut er nicht

so recht, denn es ist ja klar, dass die sein Geld wollen und dann sind die auch

so weit weg und fremd - und überhaupt...

Nach einigen Tagen bekommt Zimmermann einen Brief vom holländischen

Konsulat mit dem Rat, sich doch an das indische Konsulat zu wenden.

Zimmermann schimpft. Zimmermann tobt - redet von 'Vetternwirtschaft ́

und von 'unter einer Decke stecken ́ und lässt sich nur schwer wieder beruhigen.

Endlich entschließt er sich, ans indische Konsulat zu schreiben und erhält

postwendend Informationsmaterial über das fremde, ferne Land.

Mein Freund Zimmermann ist begeistert. - Hell begeistert! Er ist total aus dem

Häuschen!! Mit sämtlichen Prospekten taucht er bei mir auf und breitet seinen

Schatz auf dem Wohnzimmerteppich aus.

Ob ich gewusst hätte, wie phantastisch billig dort alles sei und wie hübsch die

Frauen wären. Dass die Inder gar nicht so arm seien und nur die Armen wenig zu

essen hätten. Und dass die Inder - zumindest die nördlichen Inder - ja gar nicht

so fremd wären,sondern auch Arier wie wir.

Er kann sich fast gar nicht mehr beruhigen und würde am liebsten gleich die Koffer

packen und abfliegen.

A b e r ....

Aber mein Freund Zimmermann hat Angst vorm Fliegen!

Es gibt spezielle Kurse, in welchen man lernt, die Flugangst zu überwinden, erkläre

ich ihm.

Doch Zimmermann mag keine Kurse. Er fürchtet sich richtiggehend vor ihnen!

Ich schlage statt des Flugzeuges den Seeweg vor.

Mein Freund Zimmermann ist schockiert!

Vor Schiffen hat er noch größere Angst als vor Flugzeugen. – Er wird schon auf

einem Angelsteg seekrank!

Medikamente gegen Seekrankheit kann er auch nicht nehmen, da er misstrauisch

gegen jede Art von Chemie ist - und die Kurse gegen die Angst ....

Also bleibt nur noch der Landweg. Ich schlage es vor.

Mein Freund Zimmermann wird ernstlich böse.

Ob ich denn wahnsinnig sei.

Tausende von Kilometern durch wilde Gegenden, bewohnt von räuberischen Stämmen,

die nur danach trachteten,seinem – Zimmermann’s - Leben ein Ende zu setzen und

ihn seiner Güter zu berauben! Nein, nein, der Landweg komme auf keinen Fall

in Frage!! Ich solle mir gefälligst etwas einfallen lassen - schließlich sei es meine

Idee gewesen, ausgerechnet nach Indien auszuwandern.

Mein Rat, sich für die Dauer der Flugreise einschläfern zu lassen,entlockt ihm nur

einen verächtlichen Augenaufschlag, so dass ich den Gedanken mit der Rakete zum

Mond lieber für mich behalte.

Zimmermann packt zusammen und verlangt mit Hinweis auf unsere Freundschaft, ich

solle mir die Sache durch den Kopf gehen lassen. Dann verlässt er mich mit der

Drohung, morgen wiederzukommen. - - Ich kenne Zimmermann ! Ich weiß, wozu er

fähig ist ! Also lasse ich mir die Sache durch den Kopf gehen. Ich überlege angespannt;

ich zermartere mir das Gehirn. - N i c h t s ! Es fällt mir nichts ein ! Ich traue mich

nicht in mein Bett. – Ich könnte ja einschlafen!

Beim Morgengrauen muss ich mir eingestehen: Ich habe schmählich versagt! Nun wird

das Schicksal seinen Lauf nehmen....

Um 9°° Uhr klingelt das Telefon. - - Ich stelle mich tot.

Eine halbe Stunde später klingelt es schon an der Tür. -- A u s ! ! Er weiß, dass ich zu

Hause bin - man kann ihm nichts vormachen...

Ich verkrieche mich unter mein Bett. - Es hat keinen Zweck. Fünf Minuten später steht

er vor mir. Er kam durch’s Fenster - hatte eine Leiter mitgebracht.

Ich gebe auf und komme unter dem Bett hervor. Vorwurfsvoll schaut er mich an, erinnert

an die 50,- DM, die er mir vor acht Jahren einmal geliehen hatte ( ..und die er übrigens zwei

Tage später wieder zurückbekam ) und pocht auf unsere Freundschaft. Es sei meine Pflicht,

ihn gefahrlos nach Indien zu schaffen.

Zimmermann holt seinen Koffer,den er draußen vor der Tür abgestellt hatte. Er wird hier

übernachten - er wird keinen Schritt mehr von meiner Seite tun. Er wird ....

- Ich kenne ihn. -

Wir müssen einen Weg finden. - - Leider ist mir nur allzu gut bewusst, dass es keinen solchen

gibt. - - Zimmermann kann nicht nach Indien! Aber wie es ihm beibringen ...?

Ich zerre ihn durch die Stadt. Vor einem Stand, an dem afrikanische Studenten Schmuck

verkaufen, halten wir an.

Mein Freund Zimmermann wird sofort misstrauisch Das seien keine Inder! Mit Afrika habe

er nichts im Sinn. Er will nach Indien. Er besteht darauf!

Ich zerre ihn weiter in ein Reisebüro, - zeige ihm Prospekte über Afrika.

Zimmermann bleibt stur. - - - Indien !

Prospekte über die Schweiz, die Niederlande, Irland, Österreich, Marokko... Zwecklos!

Zimmermann macht Radau - man wirft uns aus dem Reisebüro. Ich will mich absetzen

und in ein Taxi springen, doch Zimmermann sitzt schon drinnen.

- - - Ich sehe die ersten Sterne - habe ungute Gedanken. - - Man könnte es mit Gift

probieren..... Aber ich weiß, es ist zwecklos - ein Zimmermann lässt sich nicht vergiften!

Zimmermann wird erst Ruhe geben, wenn er in Indien ist. - Gefahrlos.

Wir fahren zum Flughafen; reden mit Stewardessen, mit Flugkapitänen. - Sinnlos -

Zimmermann schreit; -- Zimmermann wird gewalttätig! Man ruft die Polizei und der

Verrückte wird eingesperrt.

Das ist meine Chance!

Ich rase nach Hause, packe das Nötigste zusammen und verkrieche mich in den Bergen.

Nach zwei Tagen hat Zimmermann mich gefunden. Wir fahren gemeinsam zurück.

Es gibt keinen Ausweg. Die Auswanderung muss klappen!

Die nächsten sechs Monate sind die Hölle. - - Doch endlich wird Zimmermann müde.

- Auch ein Zimmermann muss einmal schlafen. –

.... Es hat nun doch geklappt mit der Auswanderung!

Ich sitze hier in Indien und baue Gemüse an -- und Eines macht mich froh:

Mein Freund Zimmermann hat Angst vorm Fliegen...!!!

Titel

DIE BELEIDIGUNG

Man hat Zimmermann beleidigt. - Schwer beleidigt!

Ein flüchtiger Bekannter hat ihn verunglimpft - wegen seines Aussehens. Das ist stark, findet Zimmermann.

Auf meine diesbezügliche Frage erfahre ich, dass der flüchtige Bekannte behauptet habe, er,

Zimmermann, habe Ähnlichkeit mit einer Kokosnuss....

In Hinsicht auf Zimmermanns Äußeres sehe ich mich außerstande, diese Behauptung des nun

Flüchtigen als unwahr zurückzuweisen.

Ich enthalte mich also jeglichen Kommentars und versuche abzulenken, indem ich eine

Bemerkung über das Wetter mache.

Doch Zimmermann bleibt beim Thema. Er versucht, mich in die Enge zu treiben. Will meine

Meinung hören.

Zum ersten mal in meinem Leben wünsche ich mir, blind zu sein ! Aber ich sehe

ausgezeichnet. – Ich sehe die Wolle auf seinem kugelrunden Kopf und in seinem Gesicht.

Ich wäge ab...

Soll ich meinem Grundsatz zur Ehrlichkeit gegenüber meinen Freunden untreu werden und

gegen besseres Wissen behaupten,Zimmermann habe keinerlei Ähnlichkeit mit einer Kokosnuss - oder soll ich dauernde Feindschaft mit ihm in Kauf nehmen ?

Zimmermann wartet...

Ich versuche, einen Scherz zu machen und sage,dass ich ganz verrückt auf Kokosnüsse sei –

und ja auch nicht wisse, welche ganz bestimmte Kokosnuss der Flüchtige gemeint habe..

Zimmermann verzieht keine Miene.

Ich winde mich. Ich will mir eine Zigarette holen, doch die sind in der Küche und Zimmermann steht vor der Türe.

Mir wird schwindlig...

Ich erblicke Zimmermann, angetan mit einem Lendenschurz, auf einem Berg von

Kokosnüssen sitzend. - Er sitzt da und wartet. - Er wird warten bis in alle Ewigkeit.

Ich reiße mich zusammen.

Ja, sage ich, ja, er habe Ähnlichkeit mit einer Kokosnuss. -

Er schaut mich an.

Ich wiederhole es. Ich werde laut. Ich schreie es ihm ins Gesicht!

Er sähe aus wie der Urgroßvater aller Kokosnüsse!

Erschöpft halte ich inne.

Eisiges Schweigen im Raum.

Ich zittere.

Dann endlich - nach einer Ewigkeit, - dreht er sich um und verlässt die Wohnung.

Langsam finde ich wieder zu mir.

Was habe ich getan ?

Wie konnte ich so Etwas sagen? Zu ihm! Zu Zimmermann! !

Sein Leben lang wird er das nicht vergessen . Ich muss von Sinnen gewesen sein! Ich habe

mir Zimmermann zum Todfeind gemacht. Noch seine Enkelkinder werden mit den Fingern

auf mich zeigen und mich verfluchen für die Schmach, die ich ihm - Zimmermann -

bereitet habe ....!

In der Nacht habe ich Albträume.

Tausende von Kokosnüssen stehen vor mir, auf kurzen, krummen Beinchen und klagen

mich an....

Schweißgebadet erwache ich.

Mein Leben ist verpfuscht.

Ich habe keine Zukunft mehr. Zimmermann wird meine Entschuldigung niemals annehmen.

Er hat mich in der Hand...

Am Vormittag klingelt das Telefon. Ich nehme den Hörer ab und erstarre....

Es überläuft mich eiskalt !

- Es ist Zimmermann !!

Nun wird er beginnen, mich langsam, Stück für Stück, zu vernichten......

Doch Zimmermann teilt mir nur freundlich mit, dass er jetzt gleich zum Friseur gehen wird.

Ich bleibe misstrauisch, gehe den ganzen Tag nicht aus dem Haus. Es geschieht nichts....

--- Nichts .

Am nächsten Tag wage ich es, ihn anzurufen. Er unterhält sich gutgelaunt mit mir --

hat die Sache schon vergessen.

Ich atme auf - kann meinen Flug nach Alaska stornieren und meine Koffer wieder auspacken.

Zwei Tage später taucht Zimmermann bei mir auf. Er ist wütend. Ein weitläufiger

Verwandter hat ihn verunglimpft.

Er hat behauptet, Zimmermann sähe aus wie ein Igelkaktus !

Nun will er meine Meinung hören.

..... Ich höre noch meinen wilden Schrei und das Zersplittern einer Vase, bevor ich in

Ohnmacht falle ....

Titel

DER SPINNER

Zimmermann hat einen Affen. - Einen echten, Keinen sogenannten.

Er hat tatsächlich und wahrhaftig einen richtigen, lebenden Affen!

Bei sich zu Hause. Genauer gesagt, in seinem neuen Heim. –

Gewisse Freunde sagen, es sei eine Spinnerei, doch Zimmermann hat mir glaubhaft versichert, dass dies nicht der Fall sei. - Es war eine Notwendigkeit!

Ich bin, nach gründlicher Überprüfung der vorausgegangenen Ereignisse, gezwungen,ihm zuzustimmen. - Es ist tatsächlich keine Spinnerei ......

Alles fing, laut Zimmermann, damit an, dass ihm irgendein entfernterer Verwandter

in seiner Bosheit – testamentarisch und notariell beglaubigt – ein Häuschen im Grünen vermachte.

Was sollte man dagegen tun? Die Sache war hieb – und wasserfest! Keine gefälschte Unterschrift, keine weiteren, neidischen Erben, Niemand, der Zimmermann der Erbschleicherei beschuldigte. Ergo : Zimmermann musste einziehen!

Und, ehrlich gesagt – wie er sagt - zog er sogar gerne ein. Anfangs! Ohne jede Kenntnis des auf ihn Zukommenden.

In seinem Übermute gab Zimmermann sogar eine Party, an welcher ich selbst allerdings nicht teilnahm, da ich mich zu besagtem Zeitpunkte auf Reisen befand.

Nach Zimmermanns Bekunden begann das Übel bereits am Tage der Einweihungsfeierlichkeit.

Die Gäste fanden keine Zeit, lästig zu werden. Alle verließen die Festlichkeit bereits vor dem Abend, denn etwas Anderes war ungemein lästig ..... Die Fliegen !

Zimmermann unterstellt mir ( mir ! ), ich könne mir keine Vorstellung vom Ausmaße dieser

Fliegenplage machen. -- Keine Phantasie reiche aus – auch nicht im Traum, wie er behauptet, sich die Massen der Fliegen vorzustellen, die sich ausgehungert und wie rasend ( Originalton Zimmermann ) auf die Lebensmittel und sogar auf ihn selbst ( !! ) und seine unschuldigen Gäste stürzten!

Was Wunder, dass die ( vielleicht nun ehemaligen ! ) Freunde und Bekannten fluchtartig diesen Ort des grausigen Geschehens verließen. Die Fliegen aber blieben - und mit ihnen – oder, treffender gesagt, mittendrin .... blieb Zimmermann. Hilflos und verzweifelt um sich schlagend.

Empört sieht er mich an, als ich an diesem Punkt der Erzählung - ich bin, wie wir Alle, auch nur ein Mensch; mit einem kleinen Fünkchen Boshaftigkeit - kurz

auflachen muss.

Selbstredend vergeht mir das Lachen sofort und ich schaue gequält und mitleidend drein, wie es sich gehört.

Zimmermann fährt fort mit der Schilderung seiner persönlichen Apokalypse.

Ich kann ihm ein gewisses Maß an Bewunderung nicht versagen, als ich höre, wie er,stark wie ein Fels in der Brandung, trotz der Widrigkeiten, das neue Heim nicht verlässt, sondern standhaft seinen Platz behauptet. Für mindestens weitere fünf schreckensvolle Minuten!

Dann siegt der Verstand...

Zimmermann verlässt die garstige Stätte und zieht für zwei Tage -- seine alte Wohnung hat er ja vorschnell aufgelöst – in ein Hotel.

In diesen zwei Tagen zermartert er sein Hirn und vollbringt wahre Meisterleistungen der

technischen Planung, um einen Weg zu finden, der lästigen Fliegen und somit seines eigenen

Heimes, Herr zu werden.

- Nach Hunderten von erdachten und verworfenen Plänen schält sich die einzig mögliche und

geradezu genial erdachte Lösung des Problems heraus. –

Zimmermann ist selbst von sich begeistert!

Wer anders als er selbst könnte auf solch einen Gedanken kommen? Wer anders als

Zimmermann diesen geradezu diabolischen Plan entwerfen?!

- Im Geiste sehe ich ihn, weiß bekleidet, ein Reagenzglas in der Hand, einen hinkenden

Pferdefuß hinter sich her schleppend, zwischen lodernden Feuern umherwandern. –

Zimmermanns Nonplusultra sind Spinnen !

Kleine (zuweilen auch etwas größere ) niedliche Tierchen mit zierlichen Beinchen. –

Man setzt sie in der Wohnung aus, so Zimmermanns komplizierter Gedankengang -

-- und schon ist man im Handumdrehen die Fliegen los!

Geplant, getan! Zimmermann zieht los, sucht und findet die einzigartigen,

lebensrettenden, engelsgleichen Wesen und bringt sie in der Nacht heimlich, still und leise

in ihren neuen Lebensbereich.

In ein wahres Schlaraffenland! Für Spinnen, selbstredend!

Hoch befriedigt kehrt Zimmermann zurück in sein Hotel, zahlt für eine dritte Nacht und

findet nun endlich Muße für den Schlaf; - wenn auch nicht der Gerechten, so doch der

Befriedigten,

Wohl gestärkt und ausgeruht rückt er anderntags zur ersten Inspektion aus.Was er erblickt, macht

ihn nicht froh.

Er erblickt Fliegen. Fliegenwolken!

Doch Zimmermann ist ein Mensch mit Gehirn. Er begreift, dass man den wunderbaren

Fliegenvernichtungstierchen etwas Zeit geben muss. -- Schließlich müssen sie ihre künstlerischen Netze spinnen, was ja auch nicht von Jetzt auf Nachher geschehen kann, soll die Sache ihren Zweck erfüllen.

Solcherart versöhnt, sucht das Genie von neuem sein Hotel auf, bezahlt für eine Woche und wartet ab.

Nach Ablauf dieser sieben Tage, während derer er eisern der Versuchung, nachzusehen,was sich in seinem Heime abspiele, widerstanden hat, begibt sich Zimmermann erneut an den Ort des Geschehens.

Diesmal ein etwas anderes, wenn auch noch nicht voll befriedigendes Bild: Die Anzahl der Spinnen hat sich vergrößert, die der Fliegen verringert; wenn auch nicht in dem Maße, in welchem Zimmermanns Kalkulationen lagen.

Die Geistesgröße erkennt sofort den Grund: Der Spinnen sind zu wenige für die enorme Anzahl der Fliegen, beziehungsweise Letztere überschreiten die Anzahl, mit welcher die Spinnen zu Rande kommen können.

Außerdem sind die Fliegen ersichtlicherweise zu boshaft und gemein, um in noch größerer Anzahl in die Netze zu gehen!

- Zimmermann beschließt, diesem Übel abzuhelfen ! --

Er wiederholt die Spinnensafari, bringt die neuen Bewohner sicher unter; begibt sich für drei weitere Tage in das Hotel und kehrt dann endgültig in sein Heim zurück, welches den Betrachter nun anmutet wie eine Filmkulisse:

Überladen mit Netzen und deren Bewohnern sowie unzähligen schwarzen, larvenähnlichen

Gebilden, die, in den besagten Netzen hängend, bei jedem Luftzuge hin- und herschaukeln. –

Zumindest ebenso groß jedoch ist die Anzahl der schwarzen Gebilde, welche, sich immer noch frei bewegend, in der Luft umherschwirren.

Doch auch diesem Problem wird Zimmermann nun zu Leibe rücken.

Und er rückt......

Er rückt, dass die Fetzen, beziehungsweise die Flügel fliegen!

- Mit einem Staubwedel versetzt er den Fliegen einen Schlag, der sie kurzfristig betäubt, zupft ihnen mit zitternden Fingern jeweils einen Flügel aus und wirft sie sodann in die Netze und damit den Spinnen zum Fraße vor!

Zugegebenermaßen ein etwas komplizierter Vorgang, doch eigenhändig und brutal selbst dieses ekle, schwarze Ungeziefer zu töten, lässt Zimmermanns Ethik nicht zu.

Für mehrere Tage schlägt, zupft und wirft er, dass ihm der kalte Schweiß auf der Stirne steht.

( Auch mir läuft es bei Zimmermanns Schilderung seiner Tätigkeit eiskalt den Rücken

herunter ).

Dann endlich ist es zu Ende mit der grausigen Arbeit. Der total Erschöpfte sieht ein, dass es sinnlos ist:

Draußen, unweit des Gespensterhauses, der kleine, doch so verhängnisvolle Sumpf.

Drinnen er, in einer Dampf- und, sobald er die Fenster öffnet, um zu lüften, in einer

neuen Fliegenwolke!

Er lässt die Fliegen Fliegen sein und holt sich Rat bei den Behörden. Man verspricht Abhilfe.

Schon seit geraumer Zeit sei, rund um Zimmermanns Anwesen, eine neue Siedlung geplant

und vor Beginn der Bauarbeiten werde auch der so tückische Sumpf trockengelegt und somit

der vermaledeiten Fliegenplage ein Ende bereitet.

Er, Zimmermann, solle sich doch einstweilen mit dem Einbau einer Klimaanlage behelfen;

solcherart könne er beruhigt und wohltemperiert bei geschlossenen Fenstern die Abgeschiedenheit seines neuen Heimes genießen.

Zimmermann befolgt diesen guten Rat, wendet sich an eine Firma, welche auf den Einbau

von Klimageräten spezialisiert ist und muss bei Eintreffen der Arbeiter besagter Firma feststellen, dass sein verstorbener, boshafter Verwandter längst eine solche Apparatur einbauen ließ.

Man muss sie nur noch einschalten.

Zimmermann schaltet – und wird im Verlaufe dreier weiterer Tage – durch erneutes Schlagen,

Zupfen und Werfen – unterbrochen nur durch den nächtlichen Schlaf und die täglichen Mahlzeiten – endlich Herr der Fliegen!

Doch leider nicht seines Heimes....

Dieses wird nun beherrscht von seinen kleinen ( und größeren ) Mitbewohnern und Helfern.

In allen Ecken und Nischen -- an allen Decken und Wänden hängen und lauern sie und weben weitere kunstvolle Netze, in Erwartung neuer Nahrung für sich und ihre Nachkommenschaft....

Erneut holt sich Zimmermann Rat. Diesmal im Bekanntenkreis.

Man schlägt ihm den Erwerb eines Staubsaugers vor, doch der Befolgung dieses Rates steht wieder einmal Zimmermanns Ethik im Wege.

Unzählige weitere Ratschläge werden erteilt, doch, da untauglich, von Zimmermann verworfen.

Endlich kommt doch noch die ersehnte Hilfe!

Einer der Freunde hat im Verlaufe mehrerer Asienreisen die Beobachtung gemacht, dass Rhesusaffen zuweilen Spinnen als Nahrung nicht verschmähen ....

Diese Sache gefällt Zimmermann. – Sie gefällt ihm ausnehmend!

Ohne die Erteilung weiterer Ratschläge abzuwarten, begibt er sich in eine Zoohandlung und

ersteht ein kräftiges, männliches Exemplar dieser exotischen Tiere. Mit Hilfe zweier ebenso

kräftiger, lederbehandschuhter, männlicher Angestellter dieses Zoohauses, gelingt es Zimmermann, das wertvolle Tier unbeschadet vom Orte des Erwerbs in sein neues Zuhause zu verbringen.

Beruhigt kann der stolze Hausbesitzer nun selbiges verlassen und erneut für zwei Tage in seinem alten Hotel Quartier beziehen.

Es wäre gelacht, wenn ein Primat dieser Größe nicht innerhalb kürzester Frist dieser primitiven Insekten Herr werden könnte!

Er wird !

Nicht nur der Spinnen, auch des Häuschens im Grünen und sogar meines Freundes Zimmermann !

Diesem wird, nach kurzem, doch erbittertem Kampf – und nach Bezeigen der Unterwerfungs- und Demutsgeste – erlaubt, als minder-berechtigtes Mitglied der neuen Wohngemeinschaft in den gemeinsamen Räumen zu verbleiben.

Er hat für Nahrung zu sorgen und darf dafür hin und wieder sogar das Bad benutzen....

Besucher sind ihm allerdings strengstens untersagt!!

Es stellt sich nun die Frage, wie man dieses neue Problem wieder loswird.

Es eventuell doch mit einem Staubsauger versuchen -- -- ? ?

Titel

CHINESISCH

Ich könnte mich ohrfeigen. - Ich könnte mich doppelt und dreifach ohrfeigen!

Ich habe mich verführen lassen.

Von Zimmermann.

Nicht, was Sie denken! ! Ich ließ mich von Zimmermann dazu verleiten, sein Einladung zum Essen in einem Chinarestaurant anzunehmen!

- Ich kenne Zimmermann. Seit Jahren! Trotzdem schlug ich seine Einladung nicht von vorneherein aus. Schützte nicht irgendwelche unaufschiebbaren Arbeiten oder eine Reise vor, sondern sagte tatsächlich zu !

Ich könnte mich ohrfeigen!

Das Resultat meiner vorschnellen Entscheidung war – wie vorauszusehen – verheerend :

Drei Wochen anstrengendster Arbeit mit dem ungeschickten Zimmermann, der – auch wie

vorauszusehen - einfach nicht in der Lage schien, wie ein gesitteter und kultivierter

abendländischer Mensch, mit dem Essbesteck der morgenländischen Menschen, - den berühmt –

berüchtigten Stäbchen - umzugehen.

Die Pflicht, diesen entwürdigenden Zustand zu beenden, oblag selbstverständlich,wie vorauszusehen,mir, der ich ja als Nutznießer ( ! ) der Zimmermannschen Einladung ausersehen war.

Ich könnte mich...!

Nach diesen drei Wochen war ich felsenfest davon überzeugt, dass wir Dantes `Höllisches Inferno ́ einem Zusammentreffen des begnadeten Dichters mit dem weniger begnadeten Zimmermann – oder zumindest einem Dessen Vorfahren – zu verdanken haben.

Wie auch immer: Jeder gesunde Mensch ist, nach einer gewissen Übungszeit, deren Dauer natürlich von den Fähigkeiten des jeweiligen Individuums abhängt, in der Lage, die beiden Hölzchen zweckgemäß zu verwenden, ohne ernsthafte Verletzungen davonzutragen.

Selbst Zimmermann hatte es endlich geschafft, - und die Sache machte ihm schließlich sogar Spaß !

Am Vorabend des von Zimmermann angesetzten Termins zur – voraussehbaren – Katastrophe fand die Generalprobe statt und nach einer – von mir – schlaflos verbrachten Nacht und der Einnahme unzähliger Beruhigungspillen, war es denn soweit.

Punkt zwölf Uhr drei klingelte es und Zimmermann stand da in seinem besten dunkeln ( ! )

Anzug - ich fühlte mich ohnehin wie zu meinem eigenen Begräbnis eingeladen - um mich

abzuholen. Er ließ mir keine Zeit, den plötzlich in mir aufkeimenden Gedanken an eine

herannahende Grippe, verbunden mit einem leichten Schwindelanfall, zu überzeugender Reife gelangen zu lassen, umklammerte meinen Oberarm, zerrte mich buchstäblich nach hinten in die Diele; von da weiter bis vor meinen Kleiderschrank – und hätte mich wohl gar noch eigenhändig umgekleidet, wenn ich nun nicht doch, mit zwar etwas schwacher Stimme, doch entschieden energischer Geste, protestiert hätte. Er erlaubte mir also, mich selbst anzukleiden und trieb mich lediglich zur Eile an.

Ich musste mir eingestehen, dass es zwecklos sei, zu versuchen, Zimmermann umzustimmen und ergab mich also in mein Schicksal.

Auf dem Weg zum Restaurant bereute ich bitter, dass mir nicht schon früher der Gedanke an

irgendeine Verkleidung – eine Maske etwa, mit der ich mich hätte unkenntlich machen können – gekommen war.

- Doch wie ich Zimmermann kenne, hätte es wohl ohnehin keinen Zweck gehabt, da er eine

solche Sache gewiss persönlich aufgefasst und sie sich verbeten hätte....

Auch meine allerletzte Hoffnung – wir hatten keinen Tisch reserviert – auf ein vollbesetztes

Lokal wurde zunichte gemacht.

Es gab ausreichend Platz !

....und hier an diesem Orte erlitt ich in den folgenden anderthalb Stunden einen wahrhaft

schweren Schicksalsschlag, der mich zwang, meine Beziehung zu Zimmermann von Grund

auf noch einmal neu zu überdenken.

Zum ersten Male seit unserer Bekanntschaft enttäuschte Zimmermann meine Erwartungen.

Meine schlimmsten Albträume – etwa, dass die anderen anwesenden Gäste beginnen könnten, meinen Begleiter mit Erdnüssen und dergleichen zu füttern – wurden nicht erfüllt.

Es geschah...... nichts!

Ich konnte es nicht fassen!

Zimmermann saß da - fast wie ein Mensch – handhabte seine Essstäbchen mit stoischer

Gelassenheit und tat, als sei es die natürlichste Sache der Welt für ihn, in einem Restaurant

dieser Art zu sitzen, ohne von Jedermann angestarrt zu werden!

Es war phantastisch – einfach umwerfend!!

Auch nach unserem Weggehen noch erfreute sich der asiatische Ober beider unversehrter

Augen - kein noch so kleiner Brand war durch Zimmermann ausgelöst worden - nichts –

einfach nichts war geschehen!

Ich muss zugeben, ich war fast etwas ärgerlich, zumindest jedoch stark enttäuscht.

Es war nicht normal. Nicht bei Zimmermann!

Dieses Erlebnis – oder dieses Nichterleben eines Ereignisses – bereitete mir eine weitere

schlaflose Nacht. Ich begriff es einfach nicht. Warum hatte sich Zimmermann diesmal nicht, wie es seiner Art entsprach, daneben benommen?

Die Woche darauf, ich hatte mich mittlerweile schon wieder etwas beruhigt, lud Zimmermann mich erneut zu einem kleinen Essen ein. Diesmal bei sich zu Hause.

Ich sagte zu. - Warum auch nicht?

Angekommen, stellte ich fest, dass es wiederum ein chinesisches Essen sein würde.

Zimmermann hatte Stäbchen besorgt und wieder verlief die Sache reibungslos . Ich war beruhigt.

Ich könnte nun auch meinerseits Zimmermann hin und wieder einladen - vielleicht gar zu einem Arbeitsessen mitnehmen.

Allerdings begriff ich noch immer nicht, was denn nun eigentlich den Wandel in Zimmermanns Esskultur hervorgerufen hatte. Sei’s drum! Wichtig war, dass ein solcher stattgefunden hatte.

Ich ergriff nun die Gelegenheit und führte den geläuterten Zimmermann – auch aus Gründen

der ja notwendigen Revanche – das Wochenende darauf in ein erstklassiges Balkanrestaurant.

Wir bestellten, tranken zuvor einen Aperitif – und dann wurde das Essen gebracht.

Verschiedene Salate, Schafskäse mit Oliven und herzhaft garnierte und scharf angebratene

Fleischstückchen am Spieß. Ich griff zu.

Auch Zimmermann griff .... in seine Jackentasche und zog, zu meiner nicht geringen Verblüffung, einen Satz Essstäbchen aus makellos weißem Elfenbein hervor!

Ich begann zu schwitzen. Da kam es also!

Zwar reichlich verspätet: aber da kam es nun!!

Zimmermann, in einem Balkanrestaurant sitzend,mit mir an seiner Seite, ( ! ! )mit chinesischen Stäbchen in der Hand .....!

Ich wünschte mich weit weg. Nach China, meinetwegen; oder auch auf den Balkan.

Hauptsache, ohne Zimmermann! Doch ich saß hier. -- Mit ihm.

Zimmermann begann.

Nach dem Salat war mein Hemd durchgeschwitzt. Beim Käse bereits die Jacke - und die ersten Blicke begannen sich auf Zimmermann – und mich an seiner Seite ( ! ! ) – zu richten.

Bei den Spießen angelangt, war auch die linke Augenbraue des Oberkellners direkt unter Dessen Haaransatz angelangt.

Ich überlegte fieberhaft, welche eventuellen Möglichkeiten sich mir noch böten. Ich konnte nicht so tun, als gehörten wir nicht zusammen – man hatte uns gemeinsam das Lokal

betreten sehen. Zimmermann als Chinesen auszugeben, war ein Ding der Unmöglichkeit.

Es blieb also nur noch eine letzte Alternative: Sitzenbleiben und mir einbilden, alles sei nur ein böser Traum ....

Beim Pfirsich-Melba wurde ich jäh aus meinem Traum gerissen: Die ersten Gäste hatten sich um unseren Tisch versammelt und begannen, Beifall zu klatschen.

Der Augenbrauenkünstler weigerte sich tatsächlich, die Rechnung zu bringen.

Etwas Derartiges habe er noch niemals erlebt und es sei ihm eine Ehre, uns als seine Gäste – im Sinne des Wortes – zu betrachten.

Ich ergriff Zimmermann am Arm und zerrte ihn, der er gerne noch eine Zulage gegeben hätte, auf die Straße. Zu Hause angekommen, nach einem Bad und mehreren mehrstöckigen Drinks, begann

ich über das Erlebnis nachzudenken.

Nun, nachdem ich etwas Abstand gewonnen hatte, musste ich mir selbst eingestehen, dass

Zimmermann, bis auf die Tatsache, dass er in einer artfremden Lokalität eben diese vermaledeiten Stäbchen benutzt hatte, diese doch mit akrobatischer Geschicklichkeit zu handhaben wusste.

Sogar die anderen anwesenden Gäste und selbst das Personal waren begeistert. Lag der Fehler vielleicht ausschließlich bei mir? War ich zu streng mit meinen Maßstäben ?

Wie auch immer, ich beschloss, Zimmermann vorerst nicht mehr zu seinen künstlerischen Darbietungen zu begleiten, sondern ihn für eine Weile zu beobachten.

Die nächste Gelegenheit ergab sich rasch.

Ich saß mit einem Bekannten bei angeregter Unterhaltung in einem italienischen Restaurant,

als sich an einem der Nebentische unvermittelt ein Aufruhr erhob.

Gäste, die neugierig jenen Tisch umringten, um das dortige Geschehen verfolgen zu können,

versperrten uns die Sicht.

Auch mein Bekannter erhob sich, um festzustellen, was der Grund für die offensichtliche

Begeisterung der Menge sei.

Ich kannte den Grund..... trotzdem näherte auch ich mich vorsichtig dem Geschehen, um, gedeckt durch die anderen Anwesenden, Zimmermanns neue Darbietung beobachten zu können:

Dieser saß da, hantierte mit südländischer Eleganz mit seinen Wunderstäbchen, mit deren

Hilfe er mit asiatischer Gleichmütigkeit eine Portion Spaghetti-Bolognese verspeiste!

Damit nicht genug. Durch die Begeisterungsstürme der Zuschauer angefeuert, ließ er sich zu immer neuen Höchstleistungen hinreißen!

Er aß Salate, Eiscreme mit Sahne und was weiß ich noch alles. Alles mit seinen Stäbchen !

Auf die Frage meines Begleiters, ob der Künstler nicht mein Freund sei, leugnete ich kaltblütig jegliche Bekanntschaft mit Diesem.

Es war wie im Traum. Zimmermann war in der Lage, die kompliziertesten Speisen mit diesen beiden primitiven Stäbchen aufzunehmen und zum Munde zu führen.

Ich hätte so Etwas niemals für möglich gehalten. Doch als ich hörte, wie er, am Höhepunkt seiner kulinarischen Laufbahn angelangt, jedoch deren Zenit noch nicht überschritten, nach einer Champignon-Creme-Suppe verlangte, ergriff ich die Flucht....

Titel

DER INDISCHE GOTT

Mein Freund Zimmermann ist in letzter Zeit sehr schwer erreichbar.

- Fast unabkömmlich. ... er hat einen neuen Freund!

Nicht, dass ich etwa neidisch oder gar eifersüchtig wäre.

Bewahre!

Im Gegenteil - ich freue mich darüber, wenn ich auch nicht verstehe, was Zimmermann veranlasst hat, sich von einem tiefsitzenden Vorurteil freizumachen.

Sein neuer Freund ist nämlich Inder!

Ein fremdländischer Mensch also - und Zimmermann hat bisher allem Fremden äußerst

abweisend gegenübergestanden.

Nun also dieser plötzliche Umschwung!

Sooft ich versuche, mich mit Zimmermann zu verabreden, bekomme ich zu hören, dass er

bereits mit seinem indischen Schützling verabredet sei. Entweder in einem Restaurant zum Essen, oder bei sich zu Hause oder gar im Asylantenheim, in dem der neue Freund lebt.

Endlich gelingt es mir doch, einen – wenn auch nur kurzen – Termin gewährt zu bekommen.

Zimmermann führt mich in sein `Indisches Zimmer ́ ( ! ) und setzt sich – nein – lässt sich

würdevoll auf eine am Boden ausgebreitete Matte nieder!

Mit herablassender Geste bedeutet er mir, mich ebenfalls zu setzen; was ich denn auch – mit weniger Würde – tue.

Mit kerzengerade aufgerichtetem Oberkörper sitzt er da und sieht mir starr in die Augen.

Ich versuche, ernst zu bleiben und frage ihn mit unbefangener Miene nach seinem indischen

Freund.

Mit theatralischen Gesten berichtet Zimmermann nun über sein erstes Zusammentreffen mit

diesem intelligenten, ja geradezu weisen ( ? ! ) jungen Mann:

Er, Zimmermann, sei bei einem Spaziergange in einem Park ( er drückt es so aus: 'in einem Park gelustwandelt' ( !!! ) ...) mit jenem jungen Inder, der wohl in Gedanken versunken gewesen sei, zusammengestoßen.

Der junge Mann sei, nachdem er Zimmermanns’ ansichtig geworden, über die Maßen

erschrocken, ja geradezu entsetzt gewesen ( Gedankenstrich meinerseits ! ) und habe fortwährend ein indisches Wort – einen Namen, wie er, Zimmermann, nun wisse, gestammelt. Nachdem er sich wieder etwas beruhigt hatte, habe er Zimmermann in gebrochenem Deutsch erklärt, er habe Diesen für einen indischen Gott gehalten.

Mir verschlägt es die Sprache. Zimmermann ..... ein indischer Gott !

Zweifelnd blicke ich ihn an; doch Zimmermann macht keine Witze. Trocken erklärt er mir,

dass der Inder sich immer noch nicht ganz sicher sei, ob es sich nicht doch so verhalte, dass

Zimmermann die Re-Inkarnation jenes göttlichen Wesens sei....

Mit scharfer Stimme fügt er hinzu, dass sich die Asiaten der Tatsache der Wiedergeburt wohl bewusst seien – und er außerdem schon immer das Gefühl hatte, anders als die anderen Menschen zu sein. (Dem muss ich nun voll und ganz zustimmen. Zimmermann ist

tatsächlich nicht wie andere Menschen!)

Ich frage ihn, um welchen Gott es sich denn handle, da es deren ja bekanntermaßen eine

Unzahl gäbe. Er ist verblüfft, denn dieser Tatsache war er sich nicht bewusst.

Ich zähle einige Namen auf: Krishna, Shankar, Indra - doch Zimmermann kann sich beim

besten Willen nicht mehr an den Namen, den sein Freund so entgeistert gestammelt hatte,

erinnern. Er ist nun aber selbst interessiert und will sich heute noch danach erkundigen und

in einer Bibliothek Material über jenen Gott – also sich selbst – besorgen.

Damit ist die Audienz beendet und ich werde gnädig entlassen.

Mehrere Tage vergehen, in welchen ich nichts von meinem göttlichen Freund zu hören bekomme.

Mein Freund Zimmermann ist wieder erreichbar. -- Ist wieder abkömmlich.

Mit dem jungen Inder verbindet ihn eine tiefe Feindschaft und allem Fremdländischen

steht er – wie zuvor – abweisend entgegen.

Zimmermann hat den Namen jenes indischen Gottes erfahren und auch Material über ihn bekommen.

Der Name des Gottes ist H a n u m a n - und er ist der indische Affengott ......