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Die Geschichte eines Psychopathen Karl Liebknecht – Hauptfigur dieses Romans – verliert am selben Tage seine junge Frau sowie seine Eltern bei einem Autounfall, der durch einen angetrunkenen jugoslawischen Lastwagenfahrer verursacht wurde. Liebknecht, gewissenhafter Sachbearbeiter beim Sozialamt, zieht sich immer mehr in sich selbst zurück, bis er eines Tages unbeabsichtigt ein junges jugoslawisches Mädchen tötet. Er redet sich ein, dass es sich ja ohnehin 'nur´ um eine Angehörige jenes Volkes handelte, welches seine Familie auf dem Gewissen hat. Liebknecht kommt in Kontakt mit neonazistischen Kreisen und beginnt, ausländische Drogendealer und Prostituierte zu jagen. Anfangs werden die Opfer lediglich verprügelt – später jedoch geht Liebknecht, der begonnen hat seinen Körper durch Krafttraining zu stählen, dazu über, die Opfer in seinem Keller einzusperren und anschließend zu ermorden. Liebknecht entführt die Frau des Inspektor Werner, der schon sehr früh seinen Verdacht auf den wahren Täter gerichtet hat, jedoch keine Beweise herbeibringen kann und bringt sie dazu, mit drei Afrikanern Sexspiele vor einer versteckten Kamera zu treiben. Die aufgenommenen Videos schickt Liebknecht an Presse und Polizei und er beginnt ein Katz- und Mausspiel, um sich von der Langeweile des täglichen Einerleis zu lösen. Auch der Kriminalassistent des Inspektors wird entführt und ermordet. Liebknecht verwandelt sich vom biederen Beamten in ein sarkastisches Ungeheuer, liebt jedoch seine schwarze Haushälterin Agatha, die ihn bei seinen perversen Untaten rückhaltlos unterstützt…. Dieser Roman sollte nur von gereiften Erwachsenen gelesen werden.
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Seitenzahl: 829
Veröffentlichungsjahr: 2017
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Gewidmet sei dies Buch Jenen, die mangels Wissen und Möglichkeiten unserer Wissenschaften noch in 'anormalen' Geisteszuständen verharren müssen.
Mein Dank gilt allen Mitmenschen, welche mir durch ihr Verhalten und Betragen die Möglichkeit
DER BEAMTE
Karl Liebknecht, einziges Kind des Maurers Joseph Liebknecht und dessen Gemahlin Gisela, wurde geboren am dritten Februar des Jahres 1953, in einer Ortschaft unweit der Kreisstadt Ludwigshafen am Rhein, im Südwesten Deutschlands.
Er absolvierte die Schule in gutem Durchschnitt der Benotungen, fiel auf durch stets gutes Betragen und korrekte Bekleidung.
Nach Beendigung der acht Klassen der Hauptschule begann der blonde, blauäugige Karl eine Ausbildung zum Rechtsanwaltsgehilfen, ließ sich jedoch am Ende der Ausbildungszeit umschulen, um beim Sozialamt der Kreisstadt eine gesicherte Arbeitsstelle zu erhalten.
Als Sachbearbeiter fand er schließlich seinen Platz bei genannter Behörde und versah mit Fleiß und Hingabe seine nicht immer leicht zu nennende Aufgabe.
Den Kraftfahrzeugführerschein der Klasse Drei erwarb Karl im Alter von 20 Jahren und bekam nach bestandener Prüfung als verspätetes Geburtstagsgeschenk von seinen Eltern einen Kleinwagen, welchen er liebevoll pflegte und sorgsam darauf achtete, dass keinerlei Kratzer und Schrammen das Gefährt verunzierten.
Die anfänglich ausschließlich kollegiale Beziehung zu seiner Mitarbeiterin Annette Hartmann, welche im Nachbarzimmer der Behörde ihren Dienst versah, erwuchs zu Freundschaft und schließlich zur Liebe zwischen den beiden Gleichaltrigen.
- Im Oktober des Jahres 1975 ehelichte Karl seine Annette und gemeinsam bezogen sie eine Mietwohnung im drei Kilometer entfernten Nachbardorf von Karls Geburtsort.
Dennoch verbrachten die Beiden viel freie Zeit in Karls Elternhaus, denn die Beziehung zwischen Annette und deren Schwiegereltern war eine überaus gute und angenehme.
Karl, begeisterter Violinist, benutzte weiterhin den schalldicht isolierten, ausgebauten, geräumigen Keller des elterlichen Hauses zu seinen musikalischen Übungen, während Annette oben mit den Schwiegereltern sich die Zeit im Spiel oder bei der Unterhaltung vertrieb. Bei schönem Wetter saßen die Drei wohl auch beim Grillen auf dem rückwärtigen Rasen des Hauses, um nach Karls ein- oder zweistündiger Übungszeit im Keller gemeinsam mit Diesem den Rest des Tages zu verbringen.
- Gemeinsam fuhr das junge Ehepaar in Karls kleinem Wagen zur Arbeit; gemeinsam traten sie auch ihren Jahresurlaub an. Das Leben war, trotz mancher beruflich bedingter Unstimmigkeiten mit dem beim Sozialamt ein- und ausgehenden Publikum, schön.
Karl Liebknecht konnte sich nicht vorstellen, dass dies sich jemals ändern möge.
- - Fast zwei Jahre waren Beide nun verheiratet, als das Schicksal das Leben des Karl Liebknecht – im Juli 1977 – grundlegend verändern sollte:
Das letzte Wochenende des Sommermonats. – Wieder einmal fuhren die jungen Eheleute am Samstag in den Nachbarort, um die beiden freien Tage bei Karls Eltern in deren ruhigem, gediegenem Wohngebiet zu verbringen. Es war noch früh am Vormittag – gegen neun Uhr waren die Beiden eingetroffen – als Karls Mutter bemerkte:
„Kinder, heute wäre doch Gelegenheit, endlich das neue Schlafzimmer für euch auszusuchen.“
„Ihr wisst doch, dass ich in Sachen Möbelkauf alles Andere als ein Experte bin. Lasst mich hier im Keller üben, zieht zu Dritt los und macht euch einige schöne Stunden. Fahrt nach Heidelberg; dann könnt ihr anschließend noch etwas am Neckar spazieren gehen. Bis zum Nachmittagskaffee seid ihr dann wieder zurück; ich besorge Kuchen und setze das Kaffeewasser auf. Zu Mittag hole ich mir ein Grillhähnchen.“
Ebenfalls lachend, da ihren Ehegatten zur Genüge kennend, stichelte Annette:
„Du willst nur nicht in der Sonne schwitzen, sondern stattdessen im klimatisierten Keller sitzen und es dir wohl sein lassen.“
- So durfte denn Karl mit seiner Violine im Keller sitzen, während Annette und die Eltern nach Heidelberg fuhren, um ein neues Schlafzimmer für die jungen Leute auszusuchen.
Mit Hingabe – wie stets – spielte Karl Liebknecht auf der Violine, um gegen Mittag seine Übungen zu unterbrechen und zu einem nahen Einkaufszentrum zu fahren. Bei der dort sich befindlichen Bäckerei erstand er etliche Stückchen Kuchen und Torte, welche er in seinen Wagen verbrachte, um anschließend zurückzukehren und beim nahen Hähnchengrill ein halbes Hähnchen nebst Pommes frites an Ort und Stelle zu verspeisen. Gesättigt, fuhr er wieder zurück zum elterlichen Heim.
Gegen 15°° Uhr deckte Karl den Tisch und stellte den Wasserkessel auf kleine Flamme.
Etwa eine halbe Stunde später ertönte die Türklingel.
„Pünktlich wie die Maurer“, rief Karl, während er die Haustüre öffnete; - dann erstarrte er....
Draußen standen zwei uniformierte Polizisten; unmittelbar hinter ihnen ein Mann in weißem Ärztekittel.
„Wo..., was..“, stammelte Karl voll angstvoller Ahnungen, „nein, nein; - sagen Sie..., sagen...“
„Bitte, Herr Liebknecht; lassen Sie uns doch bitte zuerst eintreten.“
Stumm ließ Karl die Männer ins Haus und geleitete sie in das Wohnzimmer, wo er mit einer hilflosen Geste Platz anbot.
„Bitte setzen Sie sich auch, Herr Liebknecht“, forderte ihn der vorherige Sprecher auf. Wie im Traum nahm Karl Platz.
„Was ist mit meiner Frau und meinen Eltern ? Hatten sie..., sind sie..., - ein Unfall..?“
Das Rauschen in Karls Ohren verstärkte sich, als er, wie durch dicke Watte, die Antwort vernahm:
„Herr Liebknecht; es tut uns leid, Ihnen mitteilen zu müssen, - dass Ihre .. Angehörigen infolge eines .. Verkehrsunfalles, .. äh, - ja, sie, sie ... verstarben noch an – der...“
Schwärze umhüllte Karl Liebknecht’s Geist – und er erwachte auf der Fahrt ins Städtische Krankenhaus, um – verschwommen nur – festzustellen, dass er sich in einem Sanitätswagen befand.
'Ein Unfall, ́ kam ihm dumpf ins Bewusstsein, 'ich hatte einen Unfall. Das verabreichte Beruhigungsmittel tat seine Wirkung; erneut schloss Karl seine Augen und gnädiges Vergessen umfing ihn...
- - Zehn Tage später saß Karl wieder in seinem Büro in der Sozialbehörde und versah seinen Dienst; doch das Leben war nicht mehr das gleiche. – Eine längere Beurlaubung hatte der junge Mann abgelehnt.
Die Eltern seiner verstorbenen Frau hatten sich um die Beisetzung gekümmert und Karl verließ seine angemietete Wohnung, um zurück ins Elternhaus zu ziehen.
Über den Hergang des Unglücks war Karl Liebknecht mittlerweile unterrichtet.
Ein angetrunkener jugoslawischer Fernfahrer war mit seinem Laster aus der Spur der Autobahn Heidelberg – Mannheim gekommen und hatte den Wagen des Joseph Liebknecht gegen die Leitplanke gedrückt. Die drei Insassen des Pkws wurden auf der Stelle getötet.
- Der Fernfahrer kam vor Gericht und wurde nach sechsmonatiger Untersuchungshaft wegen 'fahrlässiger Tötung ́ zu drei Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt. – Bitter rechnete Karl: Je ein Jahr für ein Menschenleben, - sechs weitere Monate für die Trunkenheit am Steuer. Welche Gerechtigkeit !
Das Leben ging weiter – hatte weiterzugehen; doch Karl war nicht mehr der gleiche lustige, unbeschwerte junge Mann.
Er vergrub sich in seine Arbeit; die bekannte Zuverlässigkeit wurde zur Akribie, welche kein Abweichen vom I–Tüpfelchen der geschriebenen Bestimmungen erlauben wollte. Nicht fiel es ihm ein, die Fünf auch einmal gerade sein zu lassen; er beharrte seiner Laufkundschaft wie auch seinen Vorgesetzten gegenüber auf dem Buchstaben der Gesetze.
„Wie kann man nur so stur sein ?!“ „Liebediener ! Behördenknecht !“
Solche Anwürfe und Vieles mehr hatte sich Karl Liebknecht nahezu täglich anzuhören. Fast jede Ablehnung eines unbegründeten Antrages zog solcherlei Beschimpfungen nach sich, so dass Karl nur noch selten aus dem sich zugelegten Abwehrpanzer herauskroch.
'Seelenpanzer ́ nannte er bei sich die so notwendige Fähigkeit, alle Anwürfe ungerührt zu schlucken, ohne selbst ausfallend oder beleidigend zu werden.
- Frühjahr 1980: Karl Liebknecht machte Ordnung in den übrigen, nicht isolierten Kellerräumen, räumte Gerümpel aus und säuberte die Räume. Sperrmüllabholung war angekündigt und Karl hatte Etliches dazu bestimmt, den Weg alles Vergänglichen zu gehen.
Der Keller sollte zur Gänze ausgebaut, klimatisiert und wohnlich eingerichtet werden.
Dringender Bedarf bestand keineswegs, doch wollte Karl sich womöglich mit irgendetwas beschäftigen, was seine Gedanken längere Zeit in Anspruch nehmen würde.
Am späten Nachmittag begann Karl, die zur Entsorgung bestimmten Sachen auf die Straße zu stellen. Das Viertel war in weitem Umkreis bekannt für seine bessergestellten Anwohner, so dass stets, wenn Sperrmüllabfuhr für diesen Bezirk angezeigt war, bereits am Vorabend private Interessenten für die aufgegebenen Dinge erschienen und sich nach Bedarf und Laune bedienten.
Dies war die einzige Gegebenheit, bei welcher etwas Unruhe in der ansonsten stets ruhigen Straße zu beobachten war. Bis in die späten Nachtstunden kamen Menschen mit Fahrzeugen, um auszuwählen und die ansprechendsten Utensilien zu verladen.
Der Großteil stand bereits auf der Straße, als Karl von zwei Mädchen – das größere mochte zwölf, das kleinere etwa acht Jahre zählen – angesprochen wurde.
„Entschuldigen Sie“, sagte die Ältere, „Haben Sie vielleicht auch Teppiche, die Sie wegwerfen wollen ?“
Karl hatte tatsächlich zwei Teppiche, welche noch bei den übrigen Sachen unten im Keller lagen.
„Ja“, antwortete er, „zwei Teppiche sind auch dabei.“
„Oh bitte“, drängte die Sprecherin, „könnten Sie uns die vielleicht zeigen ? Wir haben keinen Handwagen dabei, denn der wird erst heute Abend wieder frei sein; falls uns die Teppiche gefallen, könnten wir sie am Abend mit dem Wagen abholen, falls Sie sie für uns aufheben würden.“
Karl erklärte sich einverstanden und nahm die Mädchen mit in seinen Keller, um sie die Teppiche begutachten zu lassen. Den Kindern gefielen die Teppiche überaus:
„Unsere Eltern werden bestimmt begeistert sein über die schönen Teppiche.“
Während das jüngere Mädchen noch über die zur Besichtigung ausgerollten Teppiche strich, nahm die Größere der Beiden auf der Lehne eines Sessels Platz und baumelte mit einem Bein, wobei sich das kniekurze Kleidchen nach oben schob und die noch kindlich dünnen Schenkel teilweise sichtbar wurden.
Unwillkürlich verharrte Karls Blick auf den Beinen des Mädchens. Dieses bemerkte den Blick und lächelte Karl schelmisch an, wobei es das Bein noch stärker wippen ließ und sein Kleidchen – wie unabsichtlich – noch weiter nach oben zog.
Betroffen riss Karl sich los von diesem für ihn ungewohnten Anblick und begann, die Teppiche wieder aufzurollen.
„Ihr müsst allerdings vor 20°° Uhr hier erscheinen, ansonsten werde ich die Teppiche auf die Straße legen.“
„Wir werden pünktlich hier sein“, versprach die Ältere und rutschte von der Lehne des Sessels, um ihre Schwester bei der Hand zu nehmen.
„Haben Sie vielen Dank“, sagte sie lächelnd zu Karl und ging voraus zur Kellertreppe.
Karl folgte den Beiden und wieder fiel sein Blick auf die dünnen Beine unter dem wippenden Kleidchen.
Auf der Straße angelangt, verabschiedete der Hausherr die beiden Mädchen und ermahnte sie noch einmal zur Pünktlichkeit; danach brachte er, nach dieser nicht unwillkommenen Verschnaufpause, den Rest seiner Sachen auf die Straße, nahm sodann eine Dusche und setzte sich danach mit einer Flasche Bier in die Küche.
Gegen 19°° Uhr erschien das größere Mädchen alleine mit einem zweiräderigen Handwagen.
„Wirst du es alleine schaffen“, zweifelte Karl, „wie weit hast du zu gehen ?“
Die Kleine nannte die Adresse, welche Karl bekannt war. Es lebten nur bedürftige Ausländer in jenem etwas heruntergekommenen Haus, so dass Karl wissen wollte:
„Nein, wir kommen aus Jugoslawien“, antwortete das Mädchen, „Papa hat in Deutschland gearbeitet und ist jetzt arbeitslos.“
Gemeinsam gingen sie in den Keller, um die beiden Teppiche zu holen.
Erfreut bejahte das Kind und ließ sich wiederum auf der Lehne des gleichen Sessels nieder.
Während sie ihre Limonade trank, fiel Karls Blick erneut auf die bis zu den Oberschenkeln entblößten Beinchen und er schluckte trocken.
Das Mädchen sprach in freundlichem Ton und strahlte den Perplexen an.
„Ja“, gab Dieser nach kurzer Bedenkpause zurück, „du bist ein hübsches Mädchen. – Trink deine Limonade; ich werde inzwischen die Teppiche nach Oben bringen.“
Er ergriff die erste Teppichrolle, brachte sie nach Oben und legte sie auf den Handwagen des Mädchens.
Zurück im Keller, fand er eine Rolle Kordel sowie ein Teppichmesser, steckte beides zu sich und machte sich dann mit dem zweiten Teppich auf den Weg nach Oben.
Nachdem beide Rollen gut verschnürt auf dem Wägelchen lagen, kehrte Karl zu dem wartenden Mädchen zurück.
Dieses hatte es sich mittlerweile auf der Sitzfläche des Polstersessels bequem gemacht und saß mit gespreizten Beinen zurückgelehnt da.
Karl goss das Gewünschte ein und nahm ihr gegenüber, in einem zweiten Sessel, Platz, nachdem er für sich selbst eine Flasche Bier aus dem sich im Nachbarraum befindlichen Kühlschrank genommen hatte.
„Wohnen Sie hier alleine“, begehrte das Mädchen zu wissen.
„Ja“, gab Karl kurz zur Antwort und nahm einen kräftigen Schluck direkt aus der Flasche.
„Darf ich meine Schuhe für einen Moment ausziehen ?“
Das Mädchen entledigte sich seiner Schuhe und zog die Füße hoch, um nun im Schneidersitz vor Karl zu sitzen. Noch höher rutschte das Kleidchen und ließ jetzt auch das knappe Höschen erkennen. Karl begann zu schwitzen und nahm einen weiteren Schluck aus der Flasche.
„Nicht alle Deutsche sind so nett wie Sie“, sagte die Kleine ernsthaft, „Andere hätten uns weggejagt und aufgepasst, dass wir die Teppiche nicht doch noch holen.“
„Du übertreibst“, antwortete Karl, aus seinen Gedanken aufgeschreckt, „ich kenne hier Niemanden, der so handeln würde.“
„Vielleicht nicht in Ihrer Straße; doch anderswo schon“, beharrte das Mädchen, „auf alle Fälle sind Sie nett; ich mag Sie“, fügte sie dann, fast trotzig, hinzu.
Wortlos trank Karl aus der Flasche und wieder wurde sein Blick von den nackten Beinen der Kleinen angezogen.
„Möchtest du noch ein Glas Limonade“, erkundigte sich Karl mit belegter Stimme. Dankend lehnte das Mädchen ab: „Ich habe genug getrunken.“
„Du musst jetzt nach Hause gehen. Deine Eltern warten sicher schon auf dich.“
Enttäuschung im Blick, zog die Kleine ihre Schuhe an und folgte dem Vorausgehenden zur Kellertreppe.
„Ich werde noch mit dir zur Straße kommen, um zu sehen, ob du es wirklich alleine schaffst.“
Zusammen gingen die Beiden zu dem zweirädrigen Gefährt; Karl schob es auf die Straße und gab der Kleinen die Deichsel in die Hand.
„Nein, nein; es geht schon. Nochmals vielen Dank. Ich würde...“
„Darf ich Sie wieder einmal besuchen“, fragte sie sodann, „ich werde Sie bestimmt nicht stören.“
„Nun“, zögerte Karl, „im Moment bin ich ja sehr beschäftigt; doch komme ich regelmäßig in euere Nachbarschaft, wenn ich zu meiner Bank gehe. Bestimmt begegnen wir uns einmal; dann kann ich dir Bescheid geben.“
Die Kleine zog mit ihrem Wägelchen die Straße entlang; Karl kehrte zurück zu seinem angefangenen Bier.
Auf seinem vorherigen Platz sitzend, starrte er auf den Sessel, in welchem noch vor einigen Minuten das Mädchen gesessen hatte.
„Du bist verrückt“, schalt er sich selbst mit lauter Stimme, „komm zu dir !“
Die folgenden zwei Wochen war Karl Liebknecht mit der
Schalldämmung seiner Kellerräume beschäftigt. Alleine führte er die Arbeiten an den Abenden sowie den Wochenenden aus, ohne fachliche Hilfe in Anspruch nehmen zu müssen. Oft genug war er seinem Vater schließlich bei handwerklichen Arbeiten zur Hand gegangen.
Die Decken- und Anschlussbereiche für die nachfolgenden Arbeiten an der Klimaanlage blieben vorerst frei; doch war der Hauptteil der Arbeit nun erledigt.
In der dritten Woche besuchte Karl seine Bank und gewahrte bei deren Verlassen das Mädchen, welches er beinahe schon vergessen hatte. Auch sie erblickte ihn und unterbrach ihr Spiel mit dem Springseil.
Es war Freitag, kurz nach 16°° Uhr – und die Straßen noch recht verwaist. Das Mädchen kam näher.
„Guten Tag; erkennen Sie mich wieder ? Wissen Sie, wer ich bin ?“
„Aber ja; das Mädchen mit den Teppichen“, antwortete Karl, „... und den hübschen Beinen“, fügte er aufgeräumt hinzu.
Ohne jegliche Verlegenheit lächelte die Kleine ihn an.
„Also hat es Ihnen doch gefallen“, stellte sie, flüsternd, fest; dabei noch näher an Karl herantretend.
Verlangend blickte das Mädchen auf Karls geparkten Wagen.
„Nein; ich wollte zuerst noch einen Waldspaziergang machen und danach erst nach Hause fahren.“
„Darf ich mitkommen ? Meine Eltern sind nicht Zuhause; sie und meine Schwester sind zu einer Tante gefahren und kommen erst spät wieder zurück. Ach, bitte !“
„Nun gut; doch nur, wenn du schön artig bist und nicht allen Leuten deine hübschen Beine zeigst.“
„Das tue ich doch nur bei Ihnen – weil Sie mir gefallen. Mögen Sie es nicht ?“
„Doch“, gab Karl, geheimnisvoll flüsternd, zurück, „es gefällt mir. Geh’ und hole dein Springseil; dann wollen wir losfahren.“
Das Mädchen hob sein Seil von der Erde auf und stieg mit Karl in Dessen Wagen. Sittsam saß die Kleine mit bis zu den Knien heruntergezogenem Kleidchen, bis sie die Ortschaft hinter sich gelassen hatten und sich auf der Landstraße befanden.
„So, jetzt darfst du mir wieder zeigen, was du zu bieten hast“, bemerkte Karl lüstern und legte seiner Beifahrerin die rechte Hand auf das Knie, „wie heißt du eigentlich ?“
„Lina“, antwortete das Mädchen und zog bereitwillig das Kleidchen nach oben, „ ist es so gut ?“
Karl ließ seine Hand auf Lina’s linkem Knie liegen, bis sie sich dem Wäldchen genähert hatten und nun nach links abbiegen mussten.
Noch fünfzig Meter; Karl parkte den Wagen auf dem für Ausflügler vorgesehenen Platz und Beide stiegen aus.
Er ergriff Lina’s kleine Hand und die Beiden traten ihren Spaziergang an.
„Warst du schon einmal hier“, wollte Lina’s Begleiter wissen.
„Ja“, antwortete Diese, „mit dem Fahrrad; es ist schön hier.“
Das war es wirklich. Ruhe, Frieden, keine störenden Menschen oder Geräusche. Nach einer Stunde war der Rundgang beendet und die Beiden wieder bei ihrem parkenden Fahrzeug angelangt.
„Sie haben mir Ihren Namen noch nicht verraten“, flüsterte Lina verschwörerisch beim Einsteigen. Karl lachte.
„Ich heiße Karl; du darfst 'Du ́ sagen, wenn wir alleine sind. Wir sind doch jetzt Freunde, nicht wahr ?“
Lina ergriff seine Hand und drückte diese an ihre Wange.
„Möchtest du morgen zum Kaffee zu mir kommen ? Um 15°° Uhr ?“
„Ja“, freute sich die Kleine, „oh ja ! Ich komme gerne !“
Vor der Bank ließ Karl seine kleine Freundin aussteigen.
„Ich freue mich schon auf morgen“, erklärte Diese und drückte dem Überraschten zum Abschied einen Kuss auf die Wange, wonach sie mit wippendem Röckchen davonlief.
Lächelnd fuhr Karl nach Hause. Auch er verspürte Vorfreude auf den kommenden Tag.
'Was ist schon dabei, ́ dachte er, 'sie ist ein nettes Mädchen und nun in dem Alter, in welchem man neugierig wird. ́
....Verschiedenerlei Kaffeestückchen sowie mehrere Käsesahnestücke hatte Karl für den Nachmittagskaffee mit seiner kleinen Freundin besorgt und saß nun im Wohnzimmer, um ihre Ankunft zu erwarten.
Es war zwar erst kurz nach 14°° Uhr, doch vielleicht käme sie ja etwas früher.
Zwanzig Minuten vor 15°° Uhr trat Karl ans Fenster und blieb dort stehen, bis er die kleine Gestalt endlich auftauchen sah.
Den bereits gefüllten Wasserkessel setzte er auf die Gasflamme, dann stieg er die Treppe hinunter, um Lina die Haustüre zu öffnen.
„Hallo, mein kleiner Schatz“, begrüßte er die Eingetroffene, „gibst du deinem alten Freund ein Begrüßungsküsschen ?“
Lina hielt ihm die gespitzten Lippen entgegen und bekam von Karl einen herzhaften Schmatzer.
Gemeinsam gingen sie ins obere Wohnzimmer, wo der Hausherr seinem Gast Platz anbot. In gewohnter Manier zog Lina die Füße an den Leib und ließ so ihren großen Freund die Pracht ihrer kindlichen Schenkel erblicken. Kichernd erklärte sie dazu:
„Es sind ja keine fremden Leute hier, auf Welche du eifersüchtig sein könntest.“
Spaßhaft drohte Karl mit dem Zeigefinger, bevor er in die Küche verschwand:
Er brachte Torte und Kaffeestückchen, um sodann wieder zur Küche zu eilen, aus der jetzt das Pfeifen des Wasserkessels ertönte.
„Soll ich Etwas helfen.“ rief Lina von ihrem Platz aus, „brauchst du mich ?“
„Nein“, kam die Antwort, „bleib einfach sitzen und sei hübsch !“
Lina kicherte und begann, die Kuchenteller, welche bereits auf dem Wohnzimmertisch gestanden hatten, mit dem Gebäck zu belegen. Karl erschien mit der Kaffeekanne, wonach sich die Beiden an Torte und Kaffee gütlich taten.
Nach Beendigung des Nachmittagskaffees schaltete Karl den Fernseher ein, nachdem Lina ihm geholfen hatte, Teller und Tassen zum späteren Spülen zurück in die Küche zu bringen.
Sie saßen nebeneinander auf der Couch, Lina eng an Karl geschmiegt. Nach einer Weile erhob sich das Mädchen.
Karl wies ihr die richtige Tür und setzte sich wieder, um auf ihre Rückkehr zu warten. Als Lina erschien, schwärmte sie:
„Oh Karl; welch ein schönes Bad und die große Wanne ! Oh bitte, darf ich später ein Bad nehmen ?“
„Freilich darfst du das. Ich lasse dir das Wasser ein und richte Alles her. Bleibe nur sitzen; es wird ein Weilchen dauern.“
Karl erhob sich, um für Lina das Versprochene vorzubereiten, während das Mädchen weiter das Geschehen im Fernseher verfolgte.
„In zehn Minuten wird es soweit sein; ich habe dir Alles hergerichtet.“
Er setzte sich wieder zu Lina. Die Kleine schmiegte sich an ihn und flüsterte ihm ins Ohr:
„Nein, auch das Übrige“, hauchte Lina und küsste Karl auf den Mund. Dessen Herz pochte schneller – und er fühlte, wie seine Handflächen feucht wurden.
Lina stand auf, um sich ins Badezimmer zu begeben; an der Tür wandte sie sich noch einmal um:
„Ja“, brachte Karl heiser hervor, „ich bin gleich bei dir.“
Karl Liebknecht ließ zehn Minuten verstreichen, dann waren seine letzten Zweifel ausgeräumt.
'Sie möchte es ja selbst; warum also nicht ? Sie weiß sehr wohl, was sie will. ́
Dies waren seine Gedanken, als er sich endlich auf den Weg machte, um seiner kleinen Freundin die ersten Liebeslektionen zu erteilen.
- Lina saß fast bis zum Hals im auf dem Wasser schwimmendem Badeschaum.
„Steh’ auf“, forderte Karl sie auf, „damit ich dich einseifen kann.“
„Komm’ doch auch 'rein; bitte. Zu Zweit ist es viel schöner und wir können uns gegenseitig einseifen.“
Karl verspürte das Rauschen des Blutes in seinen Ohren, als er begann, seine Kleidung abzulegen, um zu dem Mädchen in die Wanne zu steigen.
„Bei all dem Schaum kann ich von dir gar nichts erkennen“, beschwerte er sich. Kichernd stand die Kleine auf.
Mit flinken Bewegungen streifte sie den Badeschaum von ihrem Körper. Karl saß starr. Winzige, knospende Brüstchen; noch unbehaart zwischen den dünnen Schenkeln, stand Lina vor ihm in der Wanne, um ihren jungen Leib von ihm begutachten zu lassen.
Karl begann, den zarten Körper zu streicheln; die noch unfertigen Brüstchen, die schmale Taille, die Schenkel. – Als seine Hand zwischen den Schenkeln des Mädchens lag, presste Lina sich ihm, stöhnend und kurze, erstickte Laute ausstoßend, entgegen. Karl hielt es nicht mehr länger aus.
„Komm“, flüsterte er gepresst, „setz dich auf mich; ich muss dich jetzt haben.“
„Nein, Karl; das darfst du nicht. – Mach’ so weiter es war sehr schön !“
Ängstlich klangen ihre Worte, doch Karl achtete nicht darauf.
„Nein, Karl. Das .., es geht nicht. Ich ..., ich bin kein – deutsches Mädchen; weißt du ?“
„Was willst du damit sagen – was meinst du damit ?!“
Wieder das Rauschen des Blutes in seinen Ohren. Ohne noch auf eine Antwort zu warten, packte er Lina’s Unterschenkel und zog sie zu sich heran. Nicht achtend, dass der Kopf des Mädchens unter Wasser geraten war, drang er gewaltsam in sie ein.
Auf ihr liegend, ihre beiden Hände auf den Wannenboden pressend, bewegte er sich in wilden Bewegungen auf und ab; brutale, gewalttätige Stöße.
Er spürte, wie der kleine Leib sich wand und ihm entgegenkam, bis er schließlich verkrampfte und ruhig wurde – dann reglos verharrte.
„Na also“, spottete Karl, nachdem er Erleichterung gefunden, „ich wusste doch, dass es auch dir gefallen würde. Jetzt bist auch du ein deutsches Mädchen.“
Ohne ihr noch einen Blick zu schenken, stieg Karl aus der Wanne, zog den Schlüssel aus der Tür, öffnete diese, um sie von außen wieder zu schließen und abzusperren.
„Weine dich aus“, rief er durch die verschlossene Tür, „später wollen wir uns dann unterhalten !“
Er ging ins Schlafzimmer, nahm ein Badetuch aus einem der Schränke und trocknete sich damit ab. Eine Hose, ein Hemd, dann kehrte er zurück in das Wohnzimmer.
„Sie wollte es doch“, murmelte er, „sie zierte sich nur, um mich noch mehr zu reizen.“
Karl erhob sich wieder, ging zur Küche und nahm aus dem Kühlschrank eine Flasche Bier.
„Ist doch wahr“, klang ärgerlich seine Stimme, „sich so anzustellen !“
Zurückgekehrt, schaltete er den Fernseher ab und nahm auf der Couch Platz, das Bier direkt aus der Flasche trinkend.
Nachdem diese geleert war, ging Karl zurück zur Badezimmertür und pochte leicht an dieselbe.
„Lina ! Hast du dich beruhigt ? Können wir nun miteinander reden ?“
Immer noch kein Laut zu hören. Karl drehte den Schlüssel und öffnete die Tür. Von Lina war nichts zu sehen. Karl eilte zur Wanne, griff hinein.
Angstvoll griff er zu und zog die reglose Gestalt aus dem Wasser, um sie vor der Wanne auf den Badevorleger zu legen.
Verzweifelt bemühte Karl sich um den kleinen Körper; doch insgeheim wusste er: Es war umsonst. Lina war tot und alle Wiederbelebungsversuche würden nichts fruchten !
Entsetzt flüchtete Karl aus dem Badezimmer, um zurück ins Wohnzimmer zu gelangen, wo er wie von Sinnen auf und ab schritt.
Erneuter Gang zur Küche – die zweite Flasche Bier. In großen, durstigen Zügen trank Karl Liebknecht das bittere Gebräu. Es wollte ihm nicht schmecken, doch sollte es helfen, seine wirren Gedanken zu beruhigen...
- Wieder ging er zum Bad, um sich davon zu überzeugen, dass Lina tatsächlich nicht mehr am Leben war.
Trotzig nahm er einen weiteren Schluck aus der Flasche, nun wieder in einem Sessel sitzend.
„Es war ihre eigene Schuld...; - ja, sie hatte selbst Schuld daran !“
„Kein deutsches Mädchen...! Diese kleine Schlampe ! Außerdem .., außerdem war auch sie eine Jugoslawin, wie dieser...“
„Recht geschieht es ihr ! Ihr habt mir meine Familie genommen – und jetzt bist du auch tot ! Na und ?!“
„Eine deutsche Familie wurde von euch getötet und du sagst, du seist kein deutsches Mädchen ! Recht geschieht es dir !“
Karl saß und trank und seine Gedanken nahmen neue Bahnen.
'Man sollte noch mehr von euch aus diesem Lande schaffen – viel mehr. Wenn ich euch nur in meinem Dienstzimmer höre ! Anträge für Dies und Jenes ! Ein Kühlschrank wird noch gebraucht und eine Waschmaschine. Die Bettwäsche hat Flecken. Na und ? Dann wascht sie doch ! Aber nein, es wird ja Alles von uns bezahlt ! ́
„Ja, der deutsche Staat bezahlt alles, nicht wahr?! Aber wir werden euch schon loswerden !“
Loswerden ...! Ein Gedanke durchzuckte den Angetrunkenen:
Wie konnte er die Leiche Lina’s loswerden? Mein Gott! Wenn Jemand sie beim Kommen gesehen hatte! Wohin mit der Leiche?
Verzweifelt versuchte der Benebelte, einen klaren Gedanken zu fassen.
Karl ging eine Etage tiefer und stellte sich unter die kalte Dusche.
'Der Wald, ́ schoß es ihm durch den Kopf, 'im Wald kannst du sie begraben. ́
Doch war Wochenende und die Möglichkeit bestand, dass
Spaziergänger ihn bei seinem Tun beobachteten. Außerdem konnte er nicht mit einem Spaten und einer Leiche über der Schulter durch den Wald spazieren.
'Ich muss erst einen geeigneten Platz finden und vorbereiten; dann am nächsten Tag die Leiche holen und begraben. ́
- Doch konnte er den Körper Lina’s so lange in seinem Haus aufbewahren ? Die zweite, nun leere Eistruhe fiel ihm ein.
Im Lagerraum des Kellers standen zwei Kühltruhen, deren eine, nun, da Karl alleine das Haus bewohnte, nicht benutzt wurde.
Karl stieg hinab in den Keller und schaltete die Truhe ein. Wie lange konnte es dauern, bis sie kalt genug war ? Er wusste es nicht....
In einem der bereits isolierten Kellerräume fand sich noch die große Rolle mit Plastikfolie, welche ihm nun bei seinem Unterfangen gute Dienste leisten sollte.
Karl schnitt zwei ausreichend große Stücke von der Rolle, brachte die Folie nach Oben ins Bad und kehrte wieder zurück in das Wohnzimmer, um hier weiter in Ruhe nachzudenken.
- Er musste seine Gedanken in geordnete Reihenfolge bringen.
Also, was war zu tun ? Die Leiche des Mädchens musste verpackt und gekühlt werden. Dies war der erste Schritt. Nach dem Wochenende, am Besten spätabends, musste im Wald eine passende Stelle gefunden und vorbereitet werden, um das Mädchen später dort zu vergraben.
Heute käme bestimmt Niemand, um das Mädchen bei ihm zu suchen.
„Wenn schon; ich werde sagen, dass sie zum Kaffee kam und wieder nach Hause ging“, entfuhr es ihm trotzig.
- Karl legte sich für etwa zwei Stunden auf die Couch, um die Wirkung des genossenen Bieres verfliegen zu lassen. Danach begann er mit seiner Arbeit:
Gummihandschuhe an den Händen, wusch er die Folienstücke im Bad im unteren Stockwerk, um jegliche etwaige Fingerabdrücke zu entfernen; danach brachte er die Folien in das obere Stockwerk und begann, des Mädchens Körper darin einzupacken.
Nachdem dies geschehen war, brachte er den leblosen Leib in den Keller, zog von einem Paket Umzugkartons aus der Mitte heraus einen hervor, öffnete diesen und zwängte die Mädchenleiche in hockender Stellung hinein, worauf er Karton samt Leiche in der Kühltruhe unterbrachte.
Es war bereits 21°° Uhr, als Karl erschöpft abermals unter der Dusche stand, um sich nach der schweißtreibenden Arbeit zu säubern.
Er genehmigte sich danach ein weiteres Bier und ging anschließend zur Ruhe.
- Sonntag. Seinen ursprünglichen Plan abändernd, fuhr Karl in den Wald, um bei einem Erkundungsspaziergang eventuell eine geeigneteStelle zu finden, zu welcher er dann am Montagabend zurückkehren wollte, um sie entsprechend vorzubereiten. Als Spaziergänger würde er auf keinen Fall in irgendeiner Weise auffallen oder sich gar verdächtig machen, zumal er des Öfteren hier im Walde alleine unterwegs war.
Den Wald aufgrund dieser zahlreichen Exkursionen recht gut kennend, hatte Karl Liebknecht eine gewisse Vorstellung über den Ort seiner späteren Grabearbeiten – und zielstrebig lief er so durch den an dieser Stelle von Menschen nur selten besuchten Wald.
Schon bald war – in der Nähe eines kleinen Waldsees – tatsächlich ein geeigneter Platz gefunden. Die Erinnerung hatte Karl nicht getrogen und erleichtert und zufrieden über diesen ersten 'Erfolg ́ trat er seinen Rückweg an.
- Am Montag schienen sich die Bürostunden endlos zu ziehen und auszudehnen. Karl Liebknecht fiel es schwer, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren und immer wieder suchte sein Blick die Uhr, deren Zeiger sich nur allzu träge bewegten.
Vor Karls innerem Auge immer wieder das Bild des sich in der Gefriertruhe befindlichen Kartons.
'Mein Gott ! Wenn Irgendjemand bei mir nach der Kleinen sucht und man den Karton findet... Das Ding muss weg ! ́
Unruhig lauschte er auf jedes Geräusch im Flur sowie in den benachbarten Büros. Jeden Augenblick konnte die Tür sich öffnen und die Polizei eintreten, um ihm lästige Fragen zu stellen.
Dann endlich doch der ersehnte Feierabend. Fast fluchtartig verließ Karl Liebknecht seine Dienststelle, um mit seinem Wagen auf direktem Wege nach Hause zu fahren.
Dort schien Alles wie immer zu sein. Ein Blick in die Tiefkühltruhe überzeugte ihn, dass der Umzugskarton sich nach wie vor an seinem Platz befand.
Im unteren Stockwerk nahm der Ungeduldige ein Bad, um die Zeit bis zum späten Abend zu überbrücken. Den kurzen Camping-Spaten hatte er bereits, unter einer Decke versteckt, im Kofferraum seines Wagens verstaut. Auf ein Bier verzichtete Karl wohlweislich, denn er wusste, dass er weder beim Autofahren, noch durch unsicheren Gang unangenehm auffallen durfte. Außerdem würde es kein geringes Stück Arbeit bedeuten, ein ausreichend tiefes und großes Loch in den – wenn auch weichen – Waldboden zu graben.
- Kurz nach 20°° Uhr bestieg Karl Liebknecht seinen Wagen und fuhr zum gewohnten Waldparkplatz. Den kurzen Spaten verbarg er unter seinem leichten Übergangsmantel und machte sich auf den Weg zu seinem Grabungsort. Noch benötigte er die gleichfalls mitgeführte kleine Taschenlampe nicht, denn am klaren Himmel stand der Mond, dessen Schein dem Ortskundigen ausreichend Sicht bot.
Ungestört beendete er – schneller als vermutet – seine Arbeit, versteckte den Spaten an Ort und Stelle, um sodann zu seinem Wagen zurückzukehren und nach Hause zu fahren.
Nachdem er geduscht hatte, trank Karl noch ein Bier und ging anschließend zu Bett. Morgen sollte die Arbeit endlich abgeschlossen werden; dann gab es keinerlei Zeugnis mehr für das tragische Geschehen in seinem Haus.
- Dienstag. Wieder einmal ein Ärgernis in der Dienststelle:
„Herr Özdemir, Sie haben doch jetzt Ihre komplette neue Einrichtung erhalten. Ich verstehe nicht, was Sie jetzt noch wollen. Selbstverständlich steht es Ihnen frei, sich zu beschweren; doch worüber eigentlich ? Was soll denn mit Ihrem Bett nicht in Ordnung sein? Lassen Sie uns doch vernünftig miteinander reden, bevor Sie mit Ihren Beschwerden anfangen.“
„Ich entnehme hier, dass ein Ehebett beantragt wurde und ein Ehebett wurde auch geliefert. So steht es in meinen Papieren. Was meinen Sie mit: Zu klein ? Ist es etwa in der Länge nicht ausreichend ist es zu kurz ?“
„Nein, ist nicht genug breit“, war die lakonische Antwort des Antragstellers.
„Nicht breit genug“, wunderte sich der Sachbearbeiter, „es ist ein Ehebett. Herr Özdemir, wie Sie wissen, kenne ich Ihre Frau. Sie besitzt etwa Ihre Figur; sie ist keineswegs dick !“
„Frau nicht dick“, bestätigte Herr Özdemir, „aber Schwiegermutter dick.“
Karl Liebknecht warf erneut einen Blick in die Unterlagen.
„Ihre Schwiegermutter ist aber bei Ihnen gar nicht gemeldet.“
Daher wehte also der Wind. Karl nahm sich zusammen.
„Herr Özdemir, Ihre Schwiegermutter wird doch sicher für ein paar Tage auf der neuen Couch im Wohnzimmer übernachten können; denken Sie nicht auch ?“
Herr Özdemir schüttelte den Kopf; stur, wie es Karl erscheinen wollte.
„Vielleicht nicht paar Tage“, war die Antwort des Sozialhilfe-Erprobten, „vielleicht bleibt immer in Deutschland.“
„Herr Özdemir, Sie wissen sehr gut, dass Bürger eines anderen Landes ohne Genehmigung nicht auf Dauer in Deutschland bleiben dürfen. Hat Ihre Schwiegermutter ein solches Genehmigungspapier ?“
„Nein“, die erstaunte Antwort, „kommt nur zu Besuch. Später wir machen Antrag bei Ihnen.“
„Bei mir ? Sie müssen sich mit der Ausländerbehörde in Verbindung setzen, Herr Özdemir. Ein Antrag auf Familienzusammenführung muss gestellt werden und Vieles mehr. – Wie auch immer, selbst, wenn dies Alles erledigt ist, so sind Sie nur mit fünf Personen bei uns gemeldet. Also wird das Sozialamt auch nur für fünf Personen aufkommen. Es tut mir leid, Herr Özdemir !“
Enttäuscht blickte der Angesprochene dem Sachbearbeiter in die Augen.
„Kein breites Bett“, bestätigte Dieser, „Ihre Schwiegermutter mag auf der neuen Couch schlafen.“
„Das kann nicht“, sagte er, „auf neuer Couch schläft Schwiegervater.“
„Ja; ist zu Besuch“, wieder die lakonische Antwort...
- Herr Özdemir war nicht Einer der wirklich Boshaften, doch er konnte überaus nervtötend sein; darum verzichtete Liebknecht auf die Frage, wie lange denn der Schwiegervater bereits in Deutschland sei, gab jedoch dem enttäuschten Özdemir den Rat, sich mit der Ausländerbehörde dringendst in Verbindung zu setzen und komplimentierte ihn schlussendlich nach Draußen.
Am Waschbecken spritzte Karl sich Wasser ins Gesicht, um sodann den nächsten Kunden vorzulassen.
Während der Mittagspause blieb Karl im Büro und studierte die Zeitung. Immer noch war kein Verschwinden eines Mädchens aus Karls Ort erwähnt, was Diesen einigermaßen beruhigte, jedoch auch erstaunte.
Endlich Feierabend. Zurück nach Hause, ein Bad, etwas Ruhe, dann hinab in den Keller.
Gummibehandschuht, hob Karl den Karton aus der Truhe, trug diesen zur Garage und stellte ihn in den schon geöffneten Kofferraum, welchen er darauf wieder verschloss.
- Kurz nach 20°° Uhr war Karl unterwegs zum letzten und für ihn auch gefährlichsten Abschnitt seines heimlichen Tuns. Nichts durfte geschehen, was auch nur die geringste Aufmerksamkeit auf ihn lenken könnte. Kein unsicheres Fahren; geschweige denn ein Verkehrsunfall.
Karl erreichte die gewohnte Stelle und parkte seinen Wagen. Niemand sonst war zu erblicken. Ein kurzer Rundgang, um sicher zu gehen, dann zog Karl Liebknecht die Handschuhe an, hob den nicht allzu schweren Karton aus dem Wagen und trug diesen zum ausgewählten Ort.
- Die Arbeit war relativ schnell beendet. Karl verstreute Nadelwerk der Bäume auf der eingeebneten Stelle und trat dann endlich den Rückweg an. Schuhe aus, in den Kofferraum – wie bereits gestern – dann fuhr er zurück nach Hause.
Angekommen, stellte er Schuhe sowie das Paket mit den restlichen Umzugkartons in den Heizungsraum, um alles am nächsten Tag zu verbrennen. Erst dann würde er vollkommen beruhigt sein.
Karl duschte, trank noch ein Bier und ging danach zu Bett.
- Am nächsten Abend saß Karl Liebknecht bei einem Glas Wein im oberen Wohnzimmer und dachte nach. War alles erledigt ? Die Schuhe sowie die Kartons waren verbrannt, die Asche entfernt, der Spaten akribisch gereinigt und weggeräumt.
Die Waldspaziergänge würde er beibehalten, so dass nichts an seinem Lebenswandel sich verändern würde. – Ja, es war alles zu seiner Zufriedenheit erledigt ! Einzig die Gedanken sollte er noch besser in den Griff bekommen...
'Ich bin kein Mörder; es war ein Unfall, an welchem sie selbst schuld trug. ́
- Erst zehn Tage nach dem bewussten Geschehen fand sich eine kurze Zeitungsnotiz über das Verschwinden des Mädchens. Man ging davon aus, dass die Kleine von zu Hause weggelaufen und mit Bekannten in die alte Heimat der Eltern gegangen war. Karl Liebknecht legte zufrieden das Blatt zur Seite. Na also ! Wozu all’ die Aufregung und trüben Gedanken? Lina war fortgelaufen – Punktum.
- November 1983. Karl wurde während der Mittagspause von einem Platzregen überrascht und suchte Schutz im 'Germania , ́ einer Kneipe, welche er bislang noch niemals besucht hatte.
Er bestellte einen Apfelsaft und wartete auf das Ende des kalten Regenschauers.
„Ich sage euch, die Schwarzen sind das Gift unserer Welt! Nimm ein großes weißes Tuch und knülle es zu einer Kugel; sie wird etwa – nehmen wir einmal an, so groß sein..“!
Der Sprecher formte mit beiden Händen einen imaginären Ball.
„Dann nehmt eine kleine Kugel – eine sehr kleine Kugel nur – schwarzen Dreck und legt beides in ein Gefäß mit Wasser. – Niemals wird die kleine Dreckkugel weiß werden, jedoch das große, weiße Knäuel wird besudelt werden. – Darum soll sich die weiße Rasse mit der schwarzen nicht vermischen !“
„Ihr mögt fragen: Was haben Slawen mit den Schwarzen zu tun ? Sie haben sehr wohl miteinander zu tun, auch wenn sie von weißer Hautfarbe sind. Sie sind die Nachkommenschaft einer unglückseligen Verbindung zwischen Weiß und Schwarz, welche schon vor Jahrtausenden stattgefunden hat.“
„Professor“, wollte einer der Gesprächspartner wissen, „wo kamen Schwarze denn vor Tausenden von Jahren her? In Europa gab es doch noch keine; sie lebten doch damals nur in Afrika.“
„Falsch“, erwiderte der Professor, „sie gab es auch in Indien. Es ist heute bekannt, dass die indische Landmasse einst zu Afrika gehörte, sich von jenem Kontinent trennte und langsam Richtung asiatisches Festland driftete.
So entstand auch das Himalaya-Gebirge. Es wurde von der gegendrückenden Landmasse regelrecht emporgeschoben und wuchs so – wenn ich die Zahl richtig im Kopf habe – um etwa einen Zentimeter pro Jahr, wobei wir bis heute auf eine Dauer von 800 000 Jahren kämen, nähmen wir diesen einen Zentimeter als Schnitt. Die Insel Madagaskar ist ein Relikt aus jener Zeit, da die Landmassen sich trennten. Darum gab es die schwarzen Tamilen auch in Indien.“
Der Professor pausierte erneut, um einen Schluck zu trinken.
„Ich glaube, der Regen hat nachgelassen. – Kommt doch demnächst zu einer unserer Versammlungen; dort könnt ihr Näheres über dies Alles erfahren.“
Der Professor trank sein Glas aus, erhob sich, um an der Theke zu bezahlen und verabschiedete sich von seinen Tischgenossen im Vorübergehen.
Auch Karl leerte sein Glas, bezahlte das Getränk und ging.
- Die Vorweihnachtszeit erwies sich als ebenso betriebsam wie auch in den Jahren zuvor. Extrawünsche wurden geäußert und die Mitarbeiter der Sozialbehörde waren darauf vorbereitet.
- Nicht vorbereitet war Karl Liebknecht hingegen auf das
Naim Praha war ein Roma aus Jugoslawien, der bereits seit etlichen Jahren in Deutschland lebte und mit einer bleibeberechtigten Türkin verheiratet war.
Mehrfach schon fiel Praha bei der Sozialbehörde unangenehm auf. – Er kam Meldeaufforderungen nicht nach und wurde immer wieder ermahnt und verwarnt, bis ihm schließlich die Unterstützung gesperrt wurde. Es konnte dann ein halbes Jahr vergehen, ehe Praha wieder erschien, um sich neuerlich per Antrag für Ünterstützung anzumelden.
Karl Liebknecht war überzeugt davon, dass Praha in keinster Weise wirklich bedürftig zu nennen war. Dieser fuhr in einem schwarzen BMW vor, von welchem er allerdings behauptete, dass er nicht ihm selbst gehöre, sondern der Wagen eines Bekannten sei, Welcher ihm diesen leihweise zur Verfügung stelle.
Naim Praha war frech, vorlaut und unverschämt; bereits mehrmals musste er vom hauseigenen Sicherheitsdienst angetrunken aus den Räumen der Behörde entfernt werden, doch schien dies in keinster Weise für den ausgezeichnet deutsch Sprechenden eine Lehre zu sein.
„Ich kenne meine Rechte“, war seine ständige Redensart.
- „Herr Praha, was wünschen Sie ? Sie wissen, dass wir zur Zeit sehr beschäftigt sind und...“
„Ich brauche Geld“, unterbrach Naim Praha die Ausführungen des Sachbearbeiters, „ich brauche unbedingt einen Vorschuss, damit ich die Miete bezahlen kann.“
„Sie sind bei uns nicht gemeldet, Herr Praha“, entgegnete Liebknecht kalt, „falls Sie Sozialhilfe beziehen möchten, lassen Sie sich Unten einen Antrag geben, füllen diesen aus und reichen ihn dann ein. Sie kennen das Prozedere.“
Gemütlich die Beine übereinandergeschlagen, saß Praha in seinem Stuhl.
„Herr Praha, Weihnachten steht bevor – und draußen warten eine Menge Leute, Welche noch vorgelassen werden müssen. Halten Sie mich bitte nicht von meiner Arbeit ab; es sind dringliche Fälle zu bearbeiten.“
„Mein Fall ist auch dringend; ich kann die Miete nicht bezahlen. Im Übrigen interessiert mich Ihr Weihnachten einen Dreck. Ich bin Moslem.“
„Andere interessiert es sehr wohl, Herr Praha; ich fordere Sie ernsthaft auf, mein Büro unverzüglich zu verlassen, sonst rufe ich den Sicherheitsdienst. Suchen Sie anderweitig Ihre Zerstreuung !“
Karls Hand lag auf dem Telefon und er blickte den vor ihm Sitzenden scharf an.
„Schon gut, schon gut – ich gehe“, sagte Dieser und erhob sich. Schon an der Türe angelangt, drehte sich Praha noch einmal um und zischte:
„Irgendwann erwische ich dich. Dich und deine Familie !“
Damit öffnete er die Tür und verschwand im Flur, ohne die Türe wieder zu schließen.
- Karl war sich gewiss, dass der unangenehme Zeitgenosse lediglich erschienen war, um sich die Zeit zu vertreiben, anstatt ernsthaft auf die Auszahlung irgendwelcher Vorschüsse zu hoffen. Vermutlich würde er sich später im Kreise seiner Freunde damit brüsten, dass er es dem Liebknecht wieder einmal gezeigt habe.
- Februar 1984. Seinen Geburtstag hatte Karl wieder einmal ohne Aufhebens alleine Zuhause gefeiert; die Gedanken schweiften von seiner seligen Frau und den Eltern zu der jungen Lina. Würde man den Karton mit ihrer Leiche jemals finden ? Würde man überhaupt weiter nach ihr suchen ?
'Wen kümmert es ? Eine Jugoslawin, ́ dachte er voll Bitterkeit, 'es nimmt sowieso überhand in letzter Zeit. Wohin man auch schaut: Ausländer ! Inder aus dem Punjab. Singh, Singh, Singh. – Wer soll sich da noch auskennen ? Tamilen aus Sri Lanka mit fünfzehn Zentimeter langen Namen, die kein normaler Mensch aussprechen kann. Und diese gutturale Sprache ! Tatsächlich wie die Afrikaner, die auch allmählich überhand nehmen. Ich glaube, der Professor aus dem Germania lag damals doch nicht ganz falsch. ́
Im 'Germania ́ war Karl seit jenem Regentag nicht mehr gewesen, doch nahm er sich nun vor, es wieder einmal aufzusuchen.
- Dienstag, 7. Februar. Karl Liebknecht stand am Fenster seines Büros und sah hinüber auf den unbewachten Parkplatz, auf welchem auch er täglich seinen Wagen abstellte.
Es war kurz vor 15°° Uhr; Karl wollte eben zurück zu seinem Schreibtisch, als er eine Gruppe von fünf Afrikanern den Parkplatz betreten sah. Liebknecht blieb, wo er war und beobachtete die Gruppe, welche sich auf einem freien Platz zusammenstellte und augenscheinlich auf etwas zu warten schien.
Nur wenige Minuten waren seit ihrem Eintreffen vergangen, als ein schwarzer BMW in der Zufahrt des Parkplatzes erschien und in der Nähe der Afrikaner zum Halten kam. Karl Liebknecht erkannte in dem Fahrzeug sogleich den Wagen des Naim Praha – und neugierig verfolgte er das weitere Geschehen.
Die Entfernung war zu groß, um den Fahrer des BMWs tatsächlich identifizieren zu können, doch Karl war sich sicher, dass es sich hierbei um Praha handeln musste.
Einzeln traten die fünf Männer ans offene Wagenfenster und schienen jeweils etwas in das Wageninnere zu reichen, um kurz darauf wiederum etwas in Empfang zu nehmen. Das Ganze dauerte etwa zehn Minuten, dann drehte der Wagen eine Runde innerhalb des Parkplatzes und entschwand sodann auf der Straße den Blicken Liebknechts.
Auch die fünf Afrikaner hielten sich nun nicht mehr länger auf dem unbefestigten Parkgelände auf, sondern gingen wieder ihrer Wege.
- Der gleiche Vorfall wiederholte sich tags darauf und Karl beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen...
Am Donnerstag brachte er in seiner Aktentasche einen Feldstecher sowie seinen kostspieligen Canon-Fotoapparat mit ins Büro, um endlich Gewissheit über die Identität des BMW-Fahrer’s und Dessen Aktivitäten auf jenem Parkplatz zu erlangen.
- Zehn Minuten vor 15°° Uhr legte Karl Fernglas und Kamera griffbereit ans Fenster und harrte der Dinge, welche da kommen sollten...
- Auch diesmal erschien die Gruppe der Afrikaner kurz vor Eintreffen des BMWs. Karl erkannte durch das Fernglas zwei der Afrikaner als Kunden seines Büros; die anderen Drei hingegen waren ihm unbekannt. Der Fotoapparat war eingestellt und Karl legte den Feldstecher beiseite, um durch das Teleobjektiv weiter zu
Nun erkannte er, dass es sich bei dem Fahrer wahrhaftig um Praha handelte. Dieser nahm von Jedem Geldscheine in Empfang und gab dafür ein Päckchen unbekannten Inhaltes zurück.
Fünfmal betätigte Karl Liebknecht den Auslöser, in der Hoffnung, dass die Fotos gelingen mochten und er, wie auch immer, Näheres über diesen mysteriösen Vorgang in Erfahrung bringen könne.
- Auch am Freitag waren die Sechs wieder zur Stelle; Karl schoss noch eine Reihe von Fotos, ohne im Moment zu wissen, was genau er mit diesen würde beginnen können.
- Wochenende. Nach dem einsamen samstäglichen Mittagessen beschloss Karl Liebknecht, dem Germania endlich einen weiteren Besuch abzustatten.
- Das Germania war recht gut besetzt, als Karl gegen 14.20 Uhr eintraf, doch begann es sich allmählich zu leeren und um 15°° Uhr war die Wirtsstube nahezu verwaist. Der Professor und seine Tischgenossen waren diesmal nicht anwesend, so dass Karl doch einen Anflug von Enttäuschung verspüren wollte.
Dennoch fühlte er sich wohl im Germania; es war peinlich sauber und das Essen der Gäste hatte auf Karl einen überaus appetitlichen Eindruck gemacht.
Er bestellte, wie schon beim ersten mal, einen Apfelsaft und erkundigte sich bei dem etwa vierzigjährigen Wirt, einem Manne mit Bürstenhaarschnitt, nach dem Professor. Der Wirt beäugte Karl etwas misstrauisch, bevor er antwortete:
„Herr Inspektor, ich kümmere mich um meine Gäste als Wirt; doch ich frage sie nicht aus. Warum sollte nicht auch ein Professor darunter sein ? Auch die Polizei ist ja, wie man sieht, bei mir zu Gast.“
„Herr Wirt, Sie halten mich für einen Polizisten? Ich bin weder Inspektor, noch bin ich überhaupt bei der Polizei. Mein Name ist Karl Liebknecht und ich arbeite als Sachbearbeiter beim Sozialamt.“
Der Wirt wurde zugänglicher und nahm an Karls Tisch Platz.
„Darf ich fragen, aus welchem Grund Sie sich nach dem Professor erkundigen ?“
Karl erklärte ihm den Grund seines Interesses, worauf der Wirt Diesem eröffnete, dass der Professor an diesem Wochenende nicht in das Germania kommen würde, jedoch am nächsten Samstag wieder hier anzutreffen sei.
„Als Sozialamtsmitarbeiter können Sie sicher selbst ein Lied über gewisse Sorten von Ausländern singen; vermutlich gehen auch nicht wenige Schwarze bei Ihnen ein und aus. Diese Schwarzen verkaufen Drogen auf der Straße und melden sich beim Sozialamt als bedürftig – als Alibi sozusagen.“
Karl ging ein Licht auf. Drogen! Das also hatte Praha den
„Kennen Sie afrikanische Drogenverkäufer“, wollte er darum von dem Wirt wissen.
„Die Straßenverkäufer sind bekannt; sie stehen ohne Scheu an ihren Plätzen und verkaufen ihre Ware. Werden sie einmal kontrolliert, so haben sie entweder nichts oder nur eine sehr kleine Menge bei sich. – Sie sind äußerst raffiniert. Wir kennen fast Alle, doch die Hintermänner sind uns leider nicht bekannt. Fällt Einer dieser Schwarzen aus, wird sein Platz sofort von einem Anderen übernommen; auf diese Art und Weise ändert sich also nichts an den Gegebenheiten.“
Karl erzählte nun von der Begebenheit auf jenem Parkplatz und erwähnte auch die Fotos, welche er von den Sechsen aufgenommen hatte.
Der Wirt schien an die Decke springen zu wollen. Sein dröhnendes Lachen ließ die wenigen übrigen Gäste sich nach den Beiden umsehen.
„Sie müssen diese Fotos unbedingt mitbringen; wir werden Sie dafür zum Ehrenmitglied unseres Vereines machen !“
Wieder brach der Wirt in schallendes Gelächter aus.
„Man sollte es nicht fassen; wir unternehmen alle erdenklichen Anstrengungen, um diesen geheimnisvollen Versorger zu finden – und der Herr Sozialarbeiter macht, ohne auch nur zu wissen, worum es geht, sogar Fotos von unserem 'Herrn Unbekannt ! “ ́
„Die Fotos sind noch nicht entwickelt, doch werde ich sie Ihnen am nächsten Samstag mitbringen“, versprach Karl dem fröhlichen Wirt.
„Kommen Sie nächste Woche nicht mit dem eigenen Fahrzeug, denn dieses Ereignis muss richtig begossen werden; nicht nur mit Apfelsaft. Rufen Sie bei mir an; ich werde Jemanden schicken, der Sie abholt und auch wieder nach Hause bringt.“
„Im Übrigen habe ich auch den Namen und die Adresse des Mannes mit dem schwarzen Wagen, da er auch beim Sozialamt gemeldet ist“, erwähnte Karl wie beiläufig.
Der Wirt war kaum noch in der Lage, sich zu beruhigen.
„Sie sind unbezahlbar – wirklich. Wenn Sie wüssten, wie viel Zeit und Mühe wir darauf verwandt haben, diesen Kerl ausfindig zu machen.“
„Verzeihung. Herr Liebknecht...; - übrigens, mein Name ist Wagner; Kurt Wagner.“
Die Beiden reichten einander die Hand und der Wirt fuhr fort:
„Ich erwähnte ja bereits, die Straßenverkäufer betreffend, dass es sinnlos ist, Einzelne zu erwischen, um sie vor Gericht stellen zu lassen. Die Meisten können sich herauswinden und machen weiter wie zuvor. Die Anderen, welche tatsächlich verurteilt werden, sind danach nur schlauer und lassen sich dann nicht mehr erwischen. Unsere deutschen Gefängnisse erinnern diese Afrikaner eher an ein gutgeführtes Hotel; deshalb werden sie dadurch keineswegs abgeschreckt. Man muss
anders mit ihnen verfahren. Man muss sie dermaßen einschüchtern, dass sie freiwillig unser Land verlassen und nie wieder zurückkommen.
Auch darüber beraten wir zur Zeit auf unseren Versammlungen. – Was nun die Hintermänner betrifft, so möchten wir auch herausfinden, woher Diese ihre Drogen erhalten. Mit den Befragungsmethoden der Polizei kommt man dabei nicht sehr weit und Alles bleibt, wie es ist.
Herr Liebknecht, falls Sie die gleichen Interessen haben wie auch wir – das ist, Deutschland wieder zu einem anständigen, sauberen Ort zu machen – so sollen Sie uns willkommen sein. Kommen Sie bestimmt am nächsten Samstag; Sie werden dann alles über uns und unsere Arbeit erfahren.“
Karl versprach Herrn Wagner, auf alle Fälle am kommenden Samstag im Germania zu erscheinen. Er bekam die Telefonnummer der Wirtsstube und verabschiedete sich dann, ohne seinen Apfelsaft bezahlen zu müssen, denn Herr Wagner bestand darauf, dass dieser auf Kosten des Hauses ginge.
- Montag und Dienstag verbrauchte Karl den restlichen Film der Kamera, indem er noch etliche Fotos der Sechs auf dem Parkgelände schoss.
Dienstagabend brachte er den Film zu einem Fotostudio, welches in achtundvierzig Stunden die jeweils gebrachten Filme entwickelte.
Am Freitag-Nachmittag holte Karl Liebknecht die entwickelten Bilder ab, fuhr nach Hause und unterzog die Fotos einer ersten Begutachtung. Er war zufrieden. Klar und deutlich waren die Gesichter zu erkennen. Karl schrieb auf drei der Fotos die jeweiligen Namen und Adressen, steckte die komplette Serie der Bilder in einen
braunen Versandumschlag, welchen er für den nächsten Tag bereitlegte.
- - Samstag, 18. Februar. Karl beschloss, im Germania zu essen; bestellte ein Taxi und war zum Erstaunen des Wirtes bereits gegen 11.30 Uhr in der Gaststätte, welche wieder überaus gut besetzt war.
Kurt Wagner wies ihm einen Platz am runden Stammtisch und setzte sich zu ihm.
„Sie sind sehr früh; warum haben Sie nicht angerufen ?“
„Ich beschloss, hier zu essen und nahm deshalb ein Taxi. Außerdem konnte ich es kaum noch erwarten, Ihnen die fertigen Fotos zu zeigen.“
Karl zog den Umschlag mit den Bildern hervor und überreichte diesen dem erfreuten Wirt. Der stand auf, brachte Speisekarte und Apfelsaft für Karl und öffnete erst dann den Umschlag, um die Fotos zu begutachten.
„Sehr gut gelungen“, stellte er fachmännisch fest, „wirklich sehr gut. Man erkennt die Schwarzen auf Anhieb.“
Karl studierte währenddessen die Karte, welche ein überraschend reichhaltiges Menü aufwies. Er entschied sich für ein Jägerschnitzel mit Kroketten und Salat, wozu er ein Pils vom Fass bei dem wartenden Wirt bestellte. Dieser ließ die Fotos auf dem Tisch liegen, gab bei seiner Frau in der Küche die Bestellung auf und kehrte dann zu Karl zurück.
„Es wird einige Minuten dauern. Trinken Sie in Ruhe Ihren Apfelsaft, danach will ich Ihr und auch mein Bier zapfen.“
Kurt Wagner ging, um sich wieder um seine anderen Gäste zu kümmern und Karl nippte genüsslich an seinem Glas.
- Das Essen war gebracht und der Wirt hatte begonnen, das Pils zu zapfen. Karl aß mit Appetit; Frau Wagner schien eine vorzügliche Köchin zu sein. Kein Wunder, dass die Gaststätte um die Essenszeit immer so gut besetzt war. –
Der Wirt brachte die beiden Pils, musste jedoch zwischendurch immer wieder aufstehen, um sich um die Wünsche der anderen Gäste zu kümmern. Karl beschloss, nach dem Essen zum Friseur und anschließend noch etwas bummeln zu gehen. Der Wirt zeigte seine Zustimmung:
„Im Moment ist hier ohnehin zuviel Betrieb, als dass ich mich angemessen um Sie kümmern könnte. Möchten Sie die Fotos einstecken oder soll ich sie aufbewahren ?“
Karl wollte die Bilder keineswegs wieder einstecken, also brachte Herr Wagner diese hinter die Theke und verabschiedete dann seinen Gast:
„Bis später also; gegen 15°° Uhr wird es hier leer sein und auch der Professor wird bis dahin sicher eingetroffen sein.“
- Karl ließ sich die Haare schneiden und besah anschließend ausgiebig die Schaufensterauslagen der Kauf- und Warenhäuser.
Pünktlich um 15°° Uhr war er zurück im Germania. Der Wirt saß mit dem Professor und drei weiteren Männern am Stammtisch, - vor ihnen die Fotos liegend.
„Ah, da ist er ja“, rief der Wirt und zeigte auf den Eintretenden.
„Kommen Sie, Herr Liebknecht; setzen Sie sich zu uns.“
Die Männer erhoben sich zur Begrüßung und Karl schüttelte reihum die Hände.
„Sie sind also der Meisterdetektiv“, stellte der Professor lachend fest, „ich erinnere mich an Sie; Sie saßen damals an jenem Tisch“, er wies auf den betreffenden Tisch, „und ich saß an jenem daneben. Ich glaube, es war der Tag, als der Wolkenbruch die Menschen von den Straßen trieb.“
„Sie haben recht“, gab Karl zu, „erstaunlich, ein solches Gedächtnis.“
Der Wirt ging zu seinem Zapfhahn, um auch für Karl ein Bier zu zapfen; die Anderen nahmen gemeinsam am runden Tisch Platz.
„Kurt erzählte uns“, fuhr der Professor fort, „dass Sie möglicherweise Interesse an unserer Sache fänden und an einer unserer Versammlungen teilnehmen würden. Ist dies so richtig, Herr Liebknecht ?“
„Nun ja“, antwortete Karl, „ich fand Ihre Ausführungen damals recht interessant und es ist ja wohl auch eine Tatsache, dass Ausländer dabei sind, Deutsche mehr und mehr zu verdrängen und die Moral und Sitten eine gefährliche Veränderung - äh, äh, erkennen lassen. Als Mitarbeiter des Sozialamtes erlebe ich dies leider tagtäglich und ich muss sagen, dass mir diese Entwicklung ganz und gar nicht gefallen will.“
Der Wirt hatte mittlerweile das Pils vor Karl auf den Tisch gestellt, um sodann wieder Platz zu nehmen.
„Recht haben Sie“, bekräftigte der Professor, „leider hat sich nach Beendigung des letzten Krieges auch das Denken der Deutschen gewandelt. Was früher als ehrenhaft galt, wird heute verlacht. Wir Deutsche kennen keinen Stolz mehr. Wir fühlen uns nur noch als die Besiegten, Denen man vorschreiben darf, was und wie sie zu denken haben. Die Kriege der Amerikaner werden kaum kritisiert, da Diese ja fast immer als die Sieger daraus hervorgehen und – vor Allem – nicht aufgeben, wie wir es leider getan haben.“
„Aus dieser Sicht betrachtete ich die Dinge bisher noch nicht“, gab Karl zu, „doch ist es offensichtlich, dass in unserem Land eine ungünstige Veränderung stattfindet. Man wirft Müll – ja, ganze Kühlschränke in den Wald; früher war so Etwas einfach undenkbar – es war Alles sauberer. Ich selbst beobachtete, dass in Parkanlagen Blumen mutwillig herausgerissen und achtlos weggeworfen wurden.
Dies ist wirklich nicht mehr die ordentliche, deutsche Art. Über solcherlei Dinge stolpere ich und kann mich maßlos darüber ärgern. Auch die Rücksichtslosigkeit von Ausländern aus gewissen Gegenden der Welt stößt mich zunehmend ab. Ein 'Bitteschön ́ oder 'Dankeschön ́ bekommt man von ihnen niemals zu hören; gar Jemandem den Vortritt zu lassen oder eine Tür für Einen aufzuhalten, kommt für diese Leute gar nicht in Frage.“
„Recht haben Sie; doch dies sind dennoch nur die kleineren Ungelegenheiten. Es gibt weit Schlimmeres, wie zum Beispiel Drogenverkauf oder gar Mädchenhandel.“
„Mit Waffen gehen manche dieser Leute um, wie wir Deutschen beispielsweise mit einem Butterbrot. Sizilianer treiben hier bereits ihr Unwesen, wie zuvor bei sich zu Hause. Italienische Gastwirte werden zur Zahlung monatlicher 'Gebühren ́ erpresst. Weigern sie sich, zertrümmert man nicht nur ihre Einrichtung, sondern droht ihnen gar, sich an Deren Familien zu vergreifen. Bei Chinesen verhält es sich ebenso. Sie lassen sich erpressen und gehen nicht zur Polizei, da sie sicher sind, dass man ihnen ohnehin nicht helfen kann.
Ich bin gespannt, wann es uns Deutschen ebenso ergehen wird. Sehen Sie sich doch an, welche Probleme die Amerikaner bei sich Zuhause haben! Das liegt daran, dass sie anfangs auch zu großzügig waren und jedwedes Gesindel ins Land ließen. Sie glauben auch heute noch an die Internationalisierung und übersehen, dass genau dieses eines Tages ihren Untergang bedeuten wird.“
Der Professor nahm einen tiefen Schluck aus seinem Glas.
„Es muss einfach gesagt werden: Wir sind nun einmal anders ! Die germanische Rasse ist anders als die Schwarzen und deren Mischlinge, jawohl ! Man schimpft uns 'Nazis ́ und 'Ewiggestrige ́, dabei hat doch Hitler nur Altbekanntes wieder aufgegriffen und wollte unsere Rasse wieder reinigen und von unerwünschten Elementen und Beimischungen freihalten. –
Warum sollen gerade wir kein Recht auf eigene Rasse und eigene Kultur haben ? Warum immer nur die Anderen ?
Seht euch doch einmal afrikanische oder asiatische Länder an ! Sie leben dort wie auf einer Müllhalde. Auch in Osteuropa sieht es nicht viel besser aus. Sollen wir zulassen, dass bald auch bei uns die gleichen Verhältnisse herrschen ? Sollen auch wir auf einer Müllhalde leben ?!“
Auch die anderen Drei, Welche bisher geschwiegen hatten, wussten nun ihren Teil beizutragen und es entspann sich eine hitzige Diskussion, wobei doch Alle im Grunde der gleichen Ansicht waren. – Die Zeit verging; langsam begann sich die Gaststätte wieder zu füllen.
„Lassen Sie uns ins Nebenzimmer gehen“, schlug der Professor vor, „wir haben dort mehr Ruhe und auch die anderen Gäste werden dann durch uns nicht gestört.“
- Man begab sich also in das Nebenzimmer, um sich weiter über die angefangenen Themen auszulassen.
Karl erfuhr, dass im nächsten Monat im Nebenzimmer des Germania eine Versammlung stattfände, zu welcher auch er eingeladen sei. Mitglieder aus allen Teilen Deutschlands würden erscheinen und es würden Erfahrungen ausgetauscht sowie Reden über alle erdenklichen Ereignisse und Themen gehalten werden. Da dies wiederum an einem Wochenende stattfinden sollte, sagte Karl bereitwillig zu. Auch für den kommenden Tag hatte er sich bereits festgelegt und seine Zusage für 14°° Uhr gegeben.
Allerdings sollte es morgen keinen Umtrunk wie heute geben und das Treffen würde auch relativ früh beendet sein.
Es war bereits Mitternacht, als der Wirt zum Telefon griff, um nach dem Fahrer für den neugewonnenen Freund und Sympathisanten zu rufen. Bald darauf traf Dieser auch ein und Karl verabschiedete sich von den Anderen, die auch schon zum Aufbruch bereit waren.
Todmüde fiel Karl Liebknecht in sein Bett und schlief sofort ein, um am nächsten Morgen erst gegen 9.30 Uhr wieder zu erwachen.
Beim Frühstück überkam Karl wieder einmal die Erinnerung an seine verstorbene Frau Annette.
'Du würdest noch leben, gäbe es keine Ausländer in unserem Land. ́
Seufzend bestrich Karl das zweite Brötchen mit Honig. Sein Schädel war noch nicht frei von dem gestern konsumierten Bier. Er war es nicht gewohnt, so ausdauernd und ausgiebig zu trinken, wie er es gestern im Germania getan hatte.
'Sie werden bezahlen, Annette; bezahlen für deinen und den Tod der Eltern. ́
Karl beendete sein Frühstück und legte sich auf die Couch im oberen Wohnzimmer.
Er erwachte gegen Mittag, erhob sich, um zum Hähnchengrill zu fahren, wo er ein halbes Hähnchen mit Pommes frites und einem gemischten Salat erstand.
Wieder zurück, aß er und fühlte sich nun etwas besser. Heute würde er kein Bier trinken, sondern bei seinem Apfelsaft bleiben das stand fest.
- Gegen 13.20 Uhr bestieg Karl Liebknecht sein Auto, um zum Germania zu fahren. Herr Wagner begrüßte seinen Gast und führte ihn direkt ins Nebenzimmer, wo Karl den Professor sowie sechs junge Leute, Welche er bisher noch nicht gesehen hatte, erblickte.
Der Professor stellte, nach der Begrüßung, die jungen Leute lediglich mit ihren Vornamen vor.
„Sie gehören sozusagen zu unserer Exekutive“, lachte der Professor, der selbst Werner Soltau hieß und 1934 geboren war.
Karl erfuhr nun Näheres über die Pläne der Gruppe bezüglich der Afrikaner, Welche Karl so großartig fotografiert hatte.
„Am nächsten Samstag werden wir sie uns greifen und ihnen eine Lektion erteilen“, erklärte der Anführer der 'Exekutive, ́ „in Absprache mit dem Professor möchten wir Sie einladen, bei dieser Aktion anwesend zu sein.
Sie – wie auch wir – werden dabei absolut unerkannt bleiben. Den Mann im schwarzen BMW werden wir uns tags darauf, also am Sonntag, vornehmen. Falls Sie Interesse haben, uns bei unserer Arbeit zuzusehen, seien Sie bitte am nächsten Samstag um 13°° Uhr hier im Germania. Wir werden Sie dann hier abholen und Sie können in aller Ruhe zusehen, wie wir mit dergleichen Leuten verfahren.“
Karl Liebknecht musste nicht überlegen, sondern sagte sofort zu; er wollte wirklich wissen, wie man solchen Leuten beikommen konnte.
Bereits um 17°° Uhr war der Einunddreißigjährige wieder zu Hause und machte es sich für den Rest des Abends in seinem nun komplett ausgebauten und eingerichteten Keller beim Violinenspiel bequem.
Dienstag, 21. Februar. Unter Liebknecht’s Unterlagen hatte sich wieder einmal ein Antrag auf Gewährung von Sozialhilfe des Naim Praha befunden. Karl schmunzelte und legte das Papier zuunterst in den Stapel zurück.
„Hat Zeit“, murmelte er und erledigte andere wichtige Papiere.
Um 15°° Uhr stand der Sachbearbeiter wieder am Fenster und sah auf den Parkplatz nieder. Das gewohnte Bild: Praha nahm Geld in Empfang und verteilte seine Drogenpäckchen.
„Nicht mehr lange“, freute sich Liebknecht, „schon bald wird dir das Handwerk gelegt.“
Er kehrte zu seinem Schreibtisch zurück und erledigte die restliche Arbeit für den Tag.
Mittwoch erschien Praha selbst in Liebknecht’s Dienstzimmer.
„Ich habe einen Antrag gestellt“, erklärte er, „ist er schon genehmigt?“
„Mir liegt noch nichts vor“, log er, „kommen Sie doch am Freitagvormittag noch einmal vorbei. Bestimmt wird er bis dahin bei meinen Unterlagen sein.“
„Du kannst lange warten, mein Freund. Verbrauch’ du erst einmal deine Drogengelder, bevor du von uns wieder etwas verlangst.“
Am Freitag erschien Praha erneut und erkundigte sich nach seinem Antrag.
„Ja, Sie haben Glück; er befindet sich mittlerweile in meinen Händen. Vor der Genehmigung muss allerdings einiges überprüft werden. Waren Sie irgendwann in letzter Zeit wieder beim Arbeitsamt vorstellig ?“
„Ja; ich gehe regelmäßig zum Arbeitsamt“, fuhr Praha dann fort, „doch hat sich bisher noch nichts Brauchbares für mich gefunden.“
„Haben Sie die letzte Meldebescheinigung des Arbeitsamtes bei sich“, erkundigte sich der Sachbearbeiter, „ dann würde sich die Bearbeitung doch etwas beschleunigen lassen.“
„Dann kommen Sie doch bitte am Montag wieder und bringen die Bescheinigung mit. Es müssen auch noch einige Dinge bezüglich Ihrer sonstigen Verhältnisse geklärt werden. Dazu wird einer unserer Mitarbeiter Sie Zuhause aufsuchen. Sagen wir, Dienstag, 15°° Uhr ?“
„Ausgeschlossen ! 15°° Uhr geht nicht, weil – äh, - meine Frau bekommt Besuch aus -, äh – Familienbesuch.“
Zögernd gab Praha seine Zustimmung, wollte aber wissen:
„Warum ist denn das notwendig ? Sie wissen doch über meine Verhältnisse Bescheid.“
„Nun, Herr Praha. – Richtig Bescheid weiß man natürlich nie; außerdem kann sich ja jederzeit etwas ändern, nicht wahr ? Also, bleiben wir bei Dienstag, 10°° Uhr und vergessen Sie nicht, am Montag die Bescheinigung mitzubringen ! Es ist schließlich in Ihrem ureigensten Interesse.“
Zufrieden sah der Sachbearbeiter dem Weggehenden hinterher. – Das von Praha beim Hinausgehen gemurmelte 'Bürokratenarsch ́ hörte er nicht mehr. –
Samstag, 25. Februar. 1984. – 17°° Uhr. Karl Liebknecht saß auf dem Rücksitz eines schwarzen Mercedes; an seiner Seite saß Kurt Wagner. – Sie folgten einem geschlossenen Transporter, welcher sich in diesem Moment dem Standort eines der Drogen verkaufenden Schwarzen näherte. Der Lieferwagen hielt und – in einigem Abstand – auch der Mercedes.
Die Türen des Lieferwagens öffneten sich, vier maskierte Männer sprangen heraus, ergriffen den afrikanischen Drogenverkäufer, noch ehe der begriff, wie ihm geschah und warfen ihn, Gesicht nach unten, zu Boden. Die Hände wurden mit Kabelbindern auf dem Rücken gefesselt, über den Kopf wurde ihm ein Sack aus schwarzem Stoff gezogen. Danach stellte man den merklich Geschockten auf die Füße und verfrachtete ihn ins Innere des Lieferwagens.
Dies Alles geschah in nur wenigen Augenblicken. Auf die vorübergehenden Passanten mochte es wirken wie eine gut organisierte Polizeiaktion...
- Weiter ging die Fahrt. – Der Vorgang wiederholte sich viermal – und lief dabei absolut störungsfrei und fehlerlos ab. Schließlich lagen alle Fünf gefesselt auf dem Wagenboden des Transporters.
Die Stadt hinter sich lassend, steuerte der Transporter eine mehrere Kilometer außerhalb liegende Mülldeponie an und kam schließlich auf einem freien Platz der Deponie zum Halten.