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Dass der Mensch und das Leben des Menschen sind ändern müssen ist seit den ersten Denkern bekannt und heute schmerzlicher offensichtlich als je zuvor. Ich glaube verstanden zu haben, wie dies zu erreichen ist. Leider wird es dazu eine Geistige Revolution brauchen, zu der die Psychologie bisher weder fähig noch bereit ist. Nichtsdestotrotz wird das Zeitalter der Psychologie, das schon so lange vorhergesagt wurde, mit dieser Geistigen Revolution beginnen. Ich möchte mit diesem Werk beginnen, diese, meine Ideen näher zu erläutern und damit die "Umwertung aller Werte" einläuten, von der schon Friedrich Nietzsche phantasierte.
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Veröffentlichungsjahr: 2023
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1. Einführung in den Kuropkaismus und die Geistige Revolution
1.1 Zusammenfassung und Einleitung
1.2 Die Philosophie als Wegbereiterin der Geistigen Revolution
1.3 Die Essenz der bisherigen Geistesgeschichte
1.4 Grundgedanken des Kuropkaismus
1.5 Grundbegriffe der (menschlichen) Existenz in neuem Licht
1.6 Sozialverhalten und Gesellschaftsformen des Menschen
1.6.1 Das Alte Leben
1.6.2 Das Neue Leben
1.6.3 Traditionelle + moderne Gesellschaften des Alten Lebens
1.7 Alles nichts, oder?
1.8 Erste Verteidigungen grundlegender Kritikpunkte
1.9 Wiederkehrende Argumentationslinien des Kuropkaismus
1.10 Über dieses Buch
2. Die Orthopsychologie
2.0 Einleitung
2.0.1 Der Begriff Orthopsychologie
2.0.2 Die neuen Perspektiven und Grundaussagen der Orthopsychologie im Überblick
2.1 Was ist denn überhaupt los? Was sind eigentlich unsere Probleme?
2.1.1 Probleme über Probleme!?
2.1.2 Unser Rechenorgan ist „nur“ auf oberster Ebene unvollständig eingerichtet und konfiguriert.
2.1.3 Ein echtes und vollständiges „menschliches“ Bewusstsein haben selbst wir als (Alte!) Menschen noch nie ganz entwickelt, weshalb unser Wesen so schwer zu greifen und zu erkennen ist.
2.1.4 Was kann und muss die menschliche Psyche exklusiv leisten?
2.1.5 Nur Menschen können wirklich (und potenziell vollkommen) vernünftig, perfekt und selbstbestimmt handeln.
2.1.6 Wie sind Vernunft oder nichttriebhaftes Handeln überhaupt möglich?
2.1.7 Unsere psychischen Probleme befinden sich ausschließlich in den höchsten, zerebralen Funktionen.
2.1.8 Wir haben „nur“ mit den besonderen und besonders hohen menschlichen Fähigkeiten Schwierigkeiten.
2.2 Die Freiflottierende und Gegenstandslose Existenzielle Angst der menschlichen Psyche
2.2.1 Die Freiflottierende und Gegenstandslose Existenzielle Angst
2.2.2 (Todes-)Angst ist die grundlegende Motivation der Psyche und jedes Lebewesens
2.2.3 Todesangst wird meist kategorisch verdrängt.
2.2.4 Die (Todes-)Angst hat ihren Ursprung bereits weit unterhalb der begrifflichen Ebene der Psyche.
2.2.5 Reine und nicht triebgebundene, eben Freiflottierende, Gegenstandslose Existenzielle Angst ist ein exklusiv menschliches Phänomen. Sie ruft das exklusiv menschliche Bewusstsein hervor.
2.2.6 Wir erleben Gegenstandslose Existenzielle Angst, weil wir unfertig, unterentwickelt und instinktschwach geboren werden.
2.2.7 Auch der Mensch besitzt ursprüngliche Triebe, aber sie sind unterentwickelt und nicht fertig ausdefiniert.
2.2.8 Die Freiflottierende und Gegenstandslose Existenzielle Angst ist die Quelle unseres besonderen Entwicklungstriebes und somit des Menschseins an sich.
2.2.9 Die ursprüngliche Unstrukturiertheit des menschlichen Geistes stellt genauso eine gewaltige Entwicklungschance wie auch ein großes evolutionäres Risiko dar.
2.2.10 Orientierungslosigkeit ist die menschentypische existenzielle Urangst.
2.3 Der humanoide Perfektionstrieb - Wir wollen, können und müssen (eigentlich) perfekt sein.
2.3.1 Das Wesen des Perfektionstriebes.
2.3.2 Der Perfektionstrieb ist eigentlich bereits in jedem Tier, Einzeltrieb und Nervennetzwerk enthalten, erblüht zur Gänze aber erst im Menschen.
2.3.3 Das Wirken und Ergebnis eines Perfektions- oder Entwicklungstriebes auf niedrigeren Bewusstseinsebenen und in basalen Hirnfunktionen ist uns bereits heute selbstverständlich, auf höheren Ebenen dagegen nicht
2.3.4 Der Perfektionstrieb des Menschen ist „nur“ eine Extrapolation der Grundfunktion jedes Neurons.
2.3.5 Der generalisierte Perfektionstrieb ist die Quelle und Erklärung für menschliche Intelligenz, Selbstkontrolle, Willenskraft und Konzentration.
2.3.6 Was spricht für die Existenz des Perfektionstriebes? Belege.
2.4 Universelle Selbsttraumatisierung des Alten Menschens
2.4.1 Orientierungslosigkeit entsteht beim Menschen oft aus kognitiven und vor allem emotionalen Widersprüchen und Konflikten.
2.4.2 Gedankliche, kognitive oder isolierte Widersprüche sind relativ leicht zu beseitigen
2.4.3 Unkultivierte Triebe und Gefühle sind primär immer widersprüchlich und deshalb sehr bedrohlich.
2.4.4 Die Selbsttraumatisierung der Psyche – das Drama nimmt seinen Lauf.
2.4.5 Der Prozess der emotionalen Kultivierung I
2.4.6 Traumbewusstsein, Realbewusstsein und die Innere Welt I
2.4.7 Der Prozess der emotionalen Kultivierung II
2.4.8 Einseitige und oberflächliche Entwicklung ist weniger schmerzhaft und schwierig
2.4.9 Die einseitige Entwicklung.
2.4.10 Emotionale Oberflächlichkeit oder Emotionale Drosselung.
2.4.11 Traum- und Realbewusstsein II
2.4.12 Das: „Niemals wieder!“ der Abwehr und des Permanenten Unterbewussten
2.4.13 Die verhängnisvolle, illusorische und relative Stabilität Scheinbarer Psychischer Gesundheit oder Scheinbar Vollständiger Entwicklung.
2.4.14 Scheinbar Psychisch Gesund zu sein, reicht nicht aus.
2.4.15 Die große und unübersichtliche Vielzahl der Grundkonflikte, Störungen und Individuellen, Relativen Bedingungen.
2.4.16 Zusammenfassung:
2.4.17 Exkurs: Schwerwiegendere und weniger schwerwiegende Entwicklungswege und Fixierte Infantile Vorstellungen – die bisherige Traumtheorie.
2.5 Orthopsychologische Psychopathologie
2.5.0 Einleitung
2.5.1 Psychische Störung nach heutiger Definition
2.5.2 Es gibt nach der bisherigen Lehrmeinung keine eindeutige und tragfähige Definition von psychischer Gesundheit und es kann sie angeblich auch nicht geben.
2.5.3 Als gesund kann auch und vor allem im Psychischen nur
vollkommen
gesund deuten – auch wenn es diesen Zustand noch gar nicht gibt.
2.5.4 Die Psyche muss sich, mehr als jede andere Körperfunktion, erst in erheblichem Umfang zu einem gesunden Zustand hin entwickeln.
2.5.5 Psychische Störungen aus Sicht der Orthopsychologie
2.5.6 Jede Persönlichkeit ist bereits an sich schon eine psychische Störung.
2.5.7 Die Mechanismen psychologischer Störungen an sich sind nicht falsch, sondern werden nur missbraucht.
2.5.8 Einige von diesen Abwehrmechanismen kurz thematisiert.
2.5.9 Scheinbar psychisch gesunde Merkmale.
2.5.10 Neue psychopathologische Definitionen.
2.5.11 Die Schwere oder Tiefe der psychischen Gestörtheit.
2.5.12 Einzelaspekte (vollständiger) psychischer Gesundheit.
2.5.13 Kategorische und individuelle Störungsbilder.
2.6 Grundbegriffe der Menschenkunde in neuem Licht
2.6.0 Einführung.
2
.
6.1 Das Zerebralgeschehen
–
Gedanken und Gefühle.
2.6.2 Kognition ist alles – die Gedanken.
2.6.3 Die Stufen der zerebralen Erregtheit.
2.6.4 Was also sind Gedanken? Hier noch einige möglicherweise nützliche Aphorismen und Sichtweisen.
2.6.5 Gefühle – die Geburtsschmerzen, der Ursprung und das Erbe unseres Verstandes.
Wikipedia aus dem Artikel zu Antonio Rosa Damasios Buch Descartes Irrtum“:
„Gefühle und Emotionen“
2.6.6 Angst ist alles und alles ist Angst.
2.6.7 Basale und kognitiv erweiterte und konstruierte Emotionen.
2.6.9 Gedanken und Gefühle sind eins und müssen im Neuen Menschen wieder vereint werden.
2.6.10 Bewusstsein – von den Anfängen bis zum Echten menschlichen Bewusstsein.
„Das Kern-Bewusstsein“
2.6.11 Bewusstsein ist nicht mehr und nicht weniger als Kognition.
2.6.12 Das menschliche Bewusstsein
2
.
6.13 Unser menschliches Bewusstsein braucht eine ständig präsente Innere Welt.
2.6.14 Trieb- + Vollbewusstsein / Permanentes Stressbewusstsein
2.6.15 Erst Realbewusstsein und Traumbewusstsein zusammen erschaffen ein Echtes Bewusstsein.
2.6.16 Im Traumbewusstsein entsteht der volle Perfektionstrieb.
2.6.17 Das menschliche Bewusstsein ist auch in seinem Realbewusstsein und seiner Basalen Aufmerksamkeit allen tierischen Bewusstseinen überlegen.
2.6.18 Allein die tiefen Rechenfehler und Fehlvorstellungen in grundlegenden existenziellen Selbstbildern ruinieren die Vollbewusstheit.
2.6.19 Triebe – die Wurzeln und der Kern unseres Bewusstseins und unserer Inneren Welt.
2
.
6.20 Kultivierte + unkultivierte Triebe, Gedanken und Gefühle
2
.
6.21 Die Sonderfunktionen des Menschen – Echte Gedanken und Echte Gefühle.
2.6.22 Unser bisheriger Geisteszustand – die conditio humana.
2.6.23 Das wahre Ich.
2.6.24 Die Perfekte Innere Ordnung.
2.6.25 Aggression und Gewalt.
2.6.26 Beabsichtigtes und unbeabsichtigtes Verhalten sind nicht kategorisch zu trennen.
2.6.27 Fetischimus.
2.6.28 Abstraktion.
2.7 Veränderung und Entwicklung der Psyche und Totale (Psycho-)Therapien
2.7.0 Einführung.
2.7.1 Unsere psychische Entwicklung beginnt bei jedem von uns, bricht aber irgendwann ab und muss bei tiefer, konstruktiver Veränderung neu begonnen werden.
2.7.2 Oberflächliche Kultivierung oder Veränderung von kognitiven Gedanken und Vorstellungen ist relativ leicht
2.7.3 Notwendige, tiefe psychische oder emotionale Entwicklung.
2.7.4 Die Notwendigkeit der psychischen Krise
2.7.5 Die psychische Krise muss richtig verarbeitet werden.
2.7.6 Erkennen von neuen und besseren Inhalten.
2.7.7 Der Kampf um die tiefe, emotionale Akzeptanz und Implementation des Neuen.
2.7.8 Zufällig entstehende psychische Entwicklungskrisen und grobe Methoden und ihre therapeutischen Implikationen
2.7.9 Die ursprüngliche + die nachträgliche Kultivierung von Gefühlen und psychischen Funktionen im Vergleich.
2.7.10 Herkömmliche Psychotherapien.
2.7.11 Konstruktive und Totale (Psycho-)Therapien
2.7.12 Ethisch-moralische Bedenken gegenüber und reale Risiken von Totalen Therapien.
2.7.13 Die Therapiebereitschaft.
2.8 Rechtfertigungen einer Revolution in der Psychologie.
2.8.1 Wie kann man sich nur so irren?
2.8.2 Einzelne Gründe für die Denkfehler und Fehlvorstellungen der heutigen Psychologie und ihr generelles Irren.
2.8.3 Was in der Geschichte der Psychologie bisher geschah.
2.8.4 Stimmen von Vertretern der ersten und noch revolutionären Pioniergenerationen.
2.8.5 Der Status Quo der Psychologie und Psychotherapien.
2.8.6 Der nötige Ausgang der Psychologie aus ihrer selbstverschuldeten, alchemistischen Unmündigkeit oder aus ihrem kognitiven Geburtstrauma.
2.8.7 Die durch die unfertige Theorie gelähmte Psychotherapie lähmt genauso die restliche Psychologie.
2.8.8 Los, traut euch! Lasst und das große, humanistische Tabu endlich brechen.
2.8.9 Bisherige Überzeugungen zu Ende gedacht
2.8.10 Die besondere Unglaubwürdigkeit und Notwendigkeit des Neuen Menschen und Utopias.
Verehrter Mitmensch, lieber Leser,
eigentlich sind die Grundgedanken des Kuropkaismus, seiner Geistigen Revolution und damit dessen, was ich Dir und dem Rest der Welt zu sagen habe und in diesem Buch beginne zu schildern, recht einfach und überschaubar:
Die menschliche Existenz ist seit Menschengedenken für uns Menschen selbst höchst problematisch, belastend und leidvoll. Als wenn das nicht schon genug wäre, erzeugten wir Menschen in den letzten etwa hundert Jahren durch unser eigenes Leben eine immer weiter steigende Anzahl existenzieller Bedrohungen für das Überleben unserer gesamten Art. Und wir tun es noch immer. Um die einerseits uralten und andererseits drängenden und immer weiter eskalierenden Probleme sowie Bedrohungen des menschlichen Lebens zu lösen und zu beseitigen, werden wir uns psychisch erheblich weiterentwickeln müssen, und zwar so weit, dass wir vollkommen vernünftig und völlig zufrieden sind, also mit anderen Worten perfekt funktionieren und damit eine höhere Bewusstseinsstufe (oder auch Erleuchtung) erlangen. Dies wurde schon oft erkannt und gefordert, bisher aber niemals real umgesetzt, weshalb wir die Vorstellung eines perfekten Menschen fast vollständig in Mythen, Religionen und Legenden verbannt haben. Der Kuropkaismus behauptet nun, dass ein solch „neuer“ Mensch durch eine Geistige Revolution möglich und außerdem unbedingt nötig ist.
Ich nenne im Folgenden einen Menschen in diesem perfekten Zustand, den wir nur durch vollständige psychische Entwicklung oder vollständige psychische Gesundheit erreichen können, einen Neuen Menschen und jeden bisher lebenden einen Alten Menschen. Einen Neuen Menschen wird von einem Alten Menschen vor allem unterscheiden, dass ersterer sowohl Reine Vernunft als auch vollkommene Zufriedenheit sein Eigen nennen wird. Eine vollständig entwickelte oder gesunde Psyche werden wir als psychisch kranke oder unterentwickelte Alte Menschen nicht durch perfekte Erziehung, sondern nur dadurch erreichen können, dass wir uns als Erwachsene freiwillig einer Konstruktiven oder eben Totalen Psychotherapie unterziehen, in der unsere individuell verschiedenen, aber generell schwerwiegenden psychischen Störungen oder Entwicklungsdefizite behandelt und beseitigt werden, indem wir mit professioneller Hilfe unsere geistig-seelische Entwicklung genau da wieder aufnehmen, wo wir sie individuell alle abgebrochen haben. Wir werden sie vollenden.
Herkömmliche Psychotherapien sind leider weit davon entfernt, dies leisten zu können, obwohl auch hier bereits in genau dieselbe Richtung gearbeitet wird. Solch durchschlagende Wirkung und exorbitanten Erfolg werden Konstruktive Therapeuten in ihren Behandlungen nur dadurch bewirken können, dass Therapeuten im Vergleich zu allen bisherigen Therapien einerseits auf der Basis einer revolutionierten und abgeschlossenen psychologischen Lehrmeinung ihre Patienten wesentlich präziser behandeln werden und andererseits, weil sie in Form von kognitivem und emotionalem Zwang und aktiv herbeigeführten, existenziellen Entwicklungskrisen dermaßen radikale Behandlungsmethoden anwenden, dass diese bisher generell und insbesondere unter Psychotherapeuten noch als vollkommen unverantwortlich, menschenverachtend sowie destruktiv gelten und deshalb in jeder modernen, humanistischen Gesellschaft vollkommen abgelehnt werden. Erst die Präzision einer revolutionierten psychologischen Lehrmeinung wird es möglich machen, die extremen Methoden einer Totalen Therapie erfolgreich und gefahrlos anzuwenden. Die bisherige Lehrmeinung der Psychologie und auch die Psychotherapien werden deshalb als Orthopsychologie revolutioniert, präzisiert und vollendet werden müssen.
Wohl an denn. Lasst uns die Geistige Revolution beginnen, die Psychologie restaurieren, evolvieren und revolutionieren, Konstruktive Therapeuten ausbilden, Totale Therapien konzipieren, sie beginnen und final alle eine solche Totale Therapie machen. Ich verspreche dir, dass du und jeder andere Mensch dadurch gleichzeitig zu einem weisen Universalgenie und zu einem altruistischen Engel, ja sogar zu den Göttern werden wird, an die so viele glauben und zu denen so viele beten. Um ehrlich zu sein, werden wir als Neue Menschen noch besser als diese Götter sein, aber ich will zunächst den Ball so flach halten wie möglich. Nur als die Neuen Menschen, zu denen uns die Totale Therapie machen wird, und durch die uns dann zu eigene Reine Vernunft werden wir alle Probleme und Bedrohungen der Menschheit, die seit Menschengedenken so gut wie unverändert anhalten und dabei immer weiter eskalieren, beseitigen und den Himmel auf Erden für jeden Einzelnen von uns erzeugen können.
Das war‘s auch schon. Klingt doch recht einleuchtend und simpel, oder? Es ist wohl heutzutage fast jedem klar, dass die Zeit drängt und dass genauso unbedingt wie schnellstmöglich „etwas passieren“ muss, dass wir auf keinen Fall so weiter machen können wie bisher und große Veränderungen herbeigeführt werden müssen. Außerdem ist uns im 21. Jahrhundert so klar wie selten zuvor, dass wir bisher keinerlei Ahnung haben, was genau sich ändern müsste oder wie eine solche Veränderung erreicht werden könnte.
Nun, ich meine, genau das herausgefunden zu haben, und beginne in diesem Buch zu erläutern, wie eine solche Geistige Revolution im Einzelnen aussehen wird.
Das „einzige“ Problem an der Geistigen Revolution ist ihre aus heutiger Sicht überwältigende Unglaubwürdigkeit, die wahrscheinlich auch dir bereits aufgefallen ist. Ähnlich prophetische Behauptungen, Heilsversprechen und Ankündigungen sowie Rechtfertigungen von heiligem Zorn oder extremeren Methoden hat es in der Menschheitsgeschichte schon zuhauf gegeben und mir ist nur allzu bewusst, dass diese bisher ausnahmslos und nicht selten aufs Bestialischste gescheitert sind. Ich werde mich deshalb, als erster Geistiger Revolutionär und beginnend mit diesem Buch, äußerst umfassend erklären, absichern und rechtfertigen müssen, damit du oder andere mir überhaupt weiter zuhören, Glauben schenken und sogar helfen werden, meine wie gesagt heute noch als unmöglich, unausweichlich destruktiv und menschenverachtend geltenden Pläne in die Tat umzusetzen. Zu diesem Zweck möchte ich den Kuropkaismus begründen, als die finale und abschließende Philosophie, Religion, Ideologie oder Theorie vom Menschen, der/die alle bereits bestehenden Geisteskonzepte abschließen und vereinen wird. Die Ziele des Kuropkaismus sind es, die Möglichkeit der Geistigen Revolution, eines Neuen Menschen und einer Totalen Therapie so weit es irgend geht zu belegen und darüber hinaus herauszustellen, dass es absolut keinen anderen Weg gibt, das Leben des Menschen zukünftig menschenwürdig zu gestalten und genauso unser Überleben zu sichern. Das wird nur zusammen möglich sein.
Es sei gleich zu Beginn eingestanden: Ich habe keinen absoluten und unerschütterlichen Beweis dafür, dass ein Neuer Mensch wirklich möglich ist und dass er wirklich durch eine Totale Theorie erzeugt werden kann. Wenn ich einen solchen hätte, dann würde er hier stehen. Die letztendlichen Beweise, dass die Geistige Revolution möglich ist, werden erst die Erfolge erster Konstruktiver und Totaler Therapien beziehungsweise die Existenz der ersten, durch diese entwickelten Neuen Menschen, sein können. Die Geistige Revolution beinhaltet somit einen Kognitiven Endkampf, ein Indizienprozess des Menschen gegen sich selbst und für die Vollendung unserer menschlichen Selbsterkenntnis, der nicht durch ein einzelnes Beweisstück, sondern nur durch die Beweislast einer überkritischen Menge von unzähligen Belegen entschieden werden wird. Zu diesem lade ich dich herzlich ein. Ich werde ihn nun mit meinen grundlegenden, psychophilosophischen Grundgedanken beginnen.
Ich beziehe mich im Folgenden primär auf die antike und europäische Geistesgeschichte. Es gab und gibt international auch andere Geistesgrößen und philosophische Schulen, doch ich beziehe mich nur deshalb ausschließlich auf die europäische, weil sie am besten dokumentiert und mir am einfachsten zugänglich ist – zudem auch deshalb, weil hier die letzten, abstrakten und entscheidenden Erkenntnisschritte und Gedankenexperimente gemacht wurden. Dazu will ich gleich klarstellen, dass dies nicht an einer wie auch immer gearteten grundlegenden Überlegenheit dieser Kulturkreise liegt, sondern lediglich daran, dass hier die letzten Hochkulturen mit ihrem technischen Fortschritt und Reichtum eine geistige Entwicklung möglich machten, die theoretisch genauso in anderen Erdteilen hätte stattfinden können.
Auch und gerade die Philosophen drücken sich leider, obwohl (und gerade weil) sie so vieles sehr klar erkannten und aus dem Chaos der menschlichen Existenz herauszuschälen vermochten, zum Teil äußerst umständlich aus. Und das in einer Weise, die später sehr unterschiedlich interpretiert werden kann und wird. Auch ich selbst würde mir wünschen, den vorliegenden Text kürzer und klarer gestalten zu können. Doch es ist mir wichtiger, ihn zu veröffentlichen, als noch länger zu versuchen, ihn noch weiter zu perfektionieren. Ich kann nicht genug betonen, dass Sekundärliteratur die originären philosophischen Veröffentlichungen erst allgemein zugänglich macht – auch wenn dazu natürlich ein Bezug zu den Originaltexten immer wieder notwendig war und ist.
Leider, aber berechtigterweise, gelten sowohl die Philosophie als auch die Psychologie bisher als Geisteskünste, die zwar interessant sein können, aber letztlich fast völlig unfruchtbar sind, da sie mehr Fragen aufwerfen, als dass sie definitive Antworten liefern. Philosophie sei ein unendlicher Diskurs, dessen Essenz es gerade sei, dass man eben nicht und niemals zu eindeutigen Erkenntnissen gelange, sondern alles nur immer wieder von immer wieder anderen Perspektiven aus betrachten könne, von denen keine die „absolute Wahrheit“ darstelle. Bisher ist dem leider so und viele finden das richtig. Aber, wenn dies der Weisheit letzter Schluss und das Endergebnis der menschlichen Geistesgeschichte wäre, wären Philosophie und Psychologie wirklich nutzlose Spielereien verzweifelter Einzelmenschen, so wie es der „Normalmensch“ immer schon empfunden und behauptet hat.
Ich denke, dass Philosophie und Psychologie in ihrer bisherigen Form deshalb gleichzeitig so voller Weisheiten und trotzdem gesellschaftlich so unbedeutend sind, weil sie beide eine Vorbereitung auf die Geistige Revolution sind. Das heißt, dass sie beide bisher nur wenig Nutzwert haben, weil die Geistige Revolution noch nicht begonnen hat. In unserer bisherigen Existenz haben Logik und Vernunft in den wichtigen Fragen nur wenig Bedeutung, weil wir selbst noch nicht zur Reinen Vernunft fähig sind, in einem dysfunktionalen System leben und deshalb bisher gilt, was Theodor Wiesengrund Adorno (unter anderem) bereits feststellte: „Es gibt kein richtiges Leben im falschen.“ Und bisher sind genauso wir selbst wie auch unsere Lebensweise „falsch“.
Seit Menschengedenken und bis heute sind und leben wir Menschen in unseren traditionellen Gesellschaften mehrheitlich fremdbestimmt. Das heißt, dass wir uns nicht vollständig selbstbestimmt und durch eigenes und damit logisches Denken orientieren, sondern größtenteils entweder durch Emotionen leiten lassen oder uns auf traditionelle, religiöse oder ideologische „Wahrheiten“ verlassen, die durchaus gute Sinnsprüche und Regelungen liefern, aber weit davon entfernt sind, wahrhaftig und umfassend Orientierung im menschlichen Leben zu liefern. Die Philosophie ist generell eine Bewegung, die uns von dieser Fremdbestimmtheit befreien und es durch ihre Erkenntnisse jedem Einzelnen ermöglichen will, sich eigenständig und damit durch logische und vernünftige Gedanken und Entscheidungen zu orientieren. Somit zeichnet sich die Philosophie generell dadurch aus, dass sie die traditionelle oder (prä-)historische Vorstellung, dass das Menschenleben und die Natur von göttlichen oder anderen mystischen Kräften gelenkt und bestimmt wird, ablehnt. Die (Natur-)Wissenschaft ist die logische Erweiterung der Philosophie und wird deren sinnsuchende Bemühungen in absehbarer Zeit, vor allem durch die Orthopsychologie, vollständig ablösen. Sicher waren die Leistungen und Erkenntnisse der philosophischen Pioniere unerlässlich, um zu den heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen zu gelangen, sie waren aber nicht vollständig. Ich sehe in der Philosophie generell eine Vorbereitung und die Anfänge der Geistigen Revolution und des Kuropkaismus.
Seit wir Menschen uns „philosophische“ Gedanken über uns und unsere Umwelt und Gesellschaft machen, wird immer wieder klar, dass die Vernunft und damit das logische Denken jedes Einzelnen das entscheidende menschliche Merkmal ist, welches uns von anderen tierischen Lebewesen abhebt und es uns ermöglicht, Probleme zu lösen und unser Leben zu verbessern. Generell gilt, dass ein Problem entweder unlösbar ist und somit kein (lösbares) Problem, sondern ein unveränderliches Naturgesetz darstellt.
Oder aber es kann durch vernünftiges Verhalten gelöst werden kann. Bereits Thales von Milet stellte heraus, dass nicht Götter die Welt lenken, wie man ansonsten größtenteils annahm, sondern dass es für alles und jedes eine natürliche wie eben auch logische Erklärungen gibt. Der Mensch ist seiner Ansicht nach selbst und allein für sein Schicksal zuständig und kann es positiv beeinflussen, indem er die (Natur-)Gesetze, die in der Wirklichkeit bestehen, verstehen und dadurch seine eigenen Fähigkeiten und die Möglichkeiten, die seine Umwelt ihm bietet, nutzen kann. Auch wenn diese Erkenntnisse mittlerweile (mindestens) 2000 Jahre alt und vollkommen richtig sind, werden sie leider bis heute immer wieder infrage gestellt, da wir leider die Naturgesetze der Welt und vor allem von uns selbst bisher noch nicht vollständig verstanden haben.
Auch Sokrates stellte den einzelnen Menschen und seine Vernunft und nicht mehr die Götter und den Glauben an sie in den Mittelpunkt des Interesses. Er war der Meinung, dass der einzelne Mensch, wenn er von seinem Scheinwissen befreit und über die wahre Tugend belehrt würde, sich selbst prüfen und schließlich Einsicht in das tugendhafte Denken und Handeln gewinnen könnte. Damit nahm er bereits die Essenz der gesamten Psychologie und der Geistigen Revolution vorweg. Auch Platon stellte zwar fest, dass der Mensch aus drei Teilen bestehe, die er Begierde, Willen und Vernunft nannte, dass aber die Vernunft immer die Führung haben müsse. In seinem Höhlengleichnis nahm er bereits vorweg, was die Psychologie erst in Reinform herausstellte: Als Alte Menschen nehmen wir die Wirklichkeit nur sehr verzerrt wahr und wir sind seit der Kindheit gefesselt sowie in einer Höhle (unserer unterentwickelten Psyche und der Neurosen) gefangen und können die „wahren Ideen“ nur dann erkennen, wenn wir uns aus dieser gefesselten Position erheben, uns denkend umwenden und damit nicht nur die Projektionen oder Schatten der Wirklichkeit auf der Höhlenwand vor uns sehen, sondern die unverfälschte Wirklichkeit „vor der Höhle“. Genauso aber erkannte er schon, dass dieses Erwachen den Einzelnen schwer belastet und ihn unter seinen, immer noch in der Verblendung gefangenen, Mitmenschen selbst zum Ausgestoßenen und Verrückten werden lässt.
Auch die Stoiker wie Seneca, Epiktet oder Marcus Aurelius waren davon überzeugt, dass nicht ein Gott oder viele Götter die Welt beherrschen, sondern dass die Natur selbst ein ewiges Gesetz darstellt. Nach diesen Gesetzen könne der Mensch durch seine Vernunft an dieser Natur erfolgreich teilhaben, indem er gut von böse unterscheiden und seine Begierden im Zaum halten könne. Auch ihr höchstes Ideal war, nur das zu tun, was die Vernunft gebietet. Sie waren mit ihrer Vorstellung eines idealen Menschen bereits ebenfalls sehr nah dran an dem, was ich als Neuen Menschen bezeichne. Dieser müsse ihrer Meinung nach völlig leidenschaftslos, glückselig und weise sein. Auch ihre Idealvorstellung eines menschlichen Zusammenlebens entsprach mit absoluter Gleichberechtigung und Nächstenliebe generell schon dem Neuen Leben, das der Kuropkaismus propagiert. Die Epikureer widersprachen dieser stoischen Lebenseinstellung zwar teilweise, da sie die emotionalen Anteile des Menschen stärker betonten und meinten, das Ziel des Menschen müsse Glückseligkeit sein. Dafür musste er nur alles vermeidet, was er nicht mag, und sich nur dem widmen, was Lust bereitet. Letztendlich kamen aber auch sie zu sehr ähnlichen Ergebnissen, da sie davon ausgingen, dass der Mensch dabei aber von eigener Vernunft geleitet werden müsse, um Zügellosigkeit zu vermeiden. Glückseligkeit sei nur durch innere Ruhe zu erreichen.
Nach der griechisch-römischen Antike erhielt im Mittelalter zunächst die Religion wieder größere philosophische Bedeutung, und das auch deshalb, weil die hehren Ideale der Antike, die der Vernunft des Einzelnen bereits so große Bedeutung beimaßen, (bis heute!) unerreichbar sind und es für die unvollkommenen Alten Menschen, die wir bisher sind, wichtiger war und ist, in einem stabilen Gemeinschaftssystem zu leben, das nur durch den Zwang und die Sicherheit religiöser und staatlicher Gesetze aufrechtzuerhalten ist. Augustinus etwa verbreitete zwar, dass Denken (jedes Einzelnen) der Ursprung aller Gewissheit ist, dass der Mensch, indem er zweifelt, weiß, dass er denkt: „Ich denke, also bin ich“. Aber auch, dass der einzelne Mensch ein Nichts im Vergleich zum allwissenden und allmächtigen Gott sei. Der Kuropkaismus ist im Grunde derselben Ansicht, allerdings mit dem Zusatz, dass „der Mensch“ lediglich der Alte Mensch ist und „Gott“ ein Neuer Mensch, der wir alle sein können, aber bisher nicht sind. Auch die ersten „Humanisten“ des Mittelalters, wie Albertus Magnus und Thomas von Aquin, wollten den einzelnen Menschen zwar selbstständiger machen, indem sie versuchten, alles Wissen in Enzyklopädien zusammenzufassen, aber auch ihr Ziel war es letztlich „nur“, die Existenz Gottes durch vernünftiges Nachdenken zu beweisen. Auch hier wurde also schon ansatzweise klar, dass der Mensch, um wirklich eigenständig zu sein, allwissend sein muss.
Erst in der Renaissance kam es zu einer Rückkehr zum ursprünglichen Geist der Antike und man lehnte sich wieder entschieden gegen die Dominanz der Kirche und ihre Lehren auf. Man forderte gesellschaftlich die heute so vielen selbstverständliche Säkularisierung, also eine kategorische Trennung von Kirche und Staat. Die „wahren Humanisten“ dieser Zeit waren wieder uneingeschränkt um das Wohl des einzelnen Menschen bemüht. So meinte etwa Erasmus von Rotterdam – im Gegensatz zu Martin Luther, einem seiner schärfsten Kritiker im Streit um die Willensfreiheit des Menschen –, dass der Mensch selbstständig genug ist, um sein Leben nach einem Ideal selbstständig zu gestalten. Thomas Morus liefert ein den Stoikern weitgehend entsprechendes, aber noch genaueres Bild einer Idealgesellschaft in seinem Roman „Utopia“, in der eine Gesellschaft beschrieben wird, deren Bewohner weder Neid noch Eitelkeit zeigen und alles gemeinsam besitzen. Ich will seinen Begriff Utopia für das im Kuropkaismus gültige und perfekte Neue Leben übernehmen, obwohl und gerade weil er ursprünglich sicher anders gemeint war und in diesem Zusammenhang auch heute benutzt wird. Der Begriff Utopia entspringt dem griechischen „autopos“, was „nirgendwo“ bedeutet, und dadurch wird bis heute betont, dass solch ideale Bedingungen und Menschen (!) zwar absolut erstrebenswert sind, aber noch nirgendwo existieren und wohl generell „utopisch“ im bisherigen Sinne, also unerreichbar sind. Ich finde den Begriff, obwohl ich meine, dass ein utopisches Neues Leben durchaus und unbedingt erreichbar ist, deshalb so passend, weil Thomas Morus einerseits das Neue Leben eines Neuen Menschen bereits sehr gut umschreibt und es andererseits, für uns, so wie wir bisher sind (!), durchaus unerreichbar ist. Genau deshalb müssen wir als Neue Menschen ganz anders und wesentlich „besser“ werden. Perfekt trifft es auf den Punkt.
Die weiteren Denker der Renaissance und der folgenden Aufklärung haben weiter ausgeführt, unter welchen Bedingungen es dem Menschen gelänge, aus seiner „selbst verschuldeten Unmündigkeit“ auszubrechen und mehr und mehr Eigenständigkeit, Logik und Vernunft zu entwickeln. Immer klarer wurde dabei bei Galilei, Bacon, Spinoza, Leibniz und anderen einerseits, dass die Naturwissenschaft von zentraler Bedeutung ist, weshalb nicht nur ich die Naturwissenschaften als die Erben der Philosophie ansehe, die deren Fragen und Aufgaben schon heute fast vollständig übernommen haben. Andererseits wurde aber immer klarer, dass in uns Menschen und unserer Psyche selbst die Gründe liegen, weshalb wir Logik und Vernunft (noch) nicht vollständig verwirklichen können.
Dass es bei Weitem nicht ausreichend ist, wie Kant es tat, allen zuzurufen: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ erkannte erst wesentlich später Freud in letzter Konsequenz. Er und die Psychologie haben erst genauer formuliert, dass und warum es in jedem Einzelnen von uns tiefe und unbewusste Mächte und Überzeugungen gibt. Überzeugungen, die dazu führen, dass wir uns alle unüberwindbar dagegen sträuben, Selbstverantwortung und Vernunft anzunehmen. Der (Alte) Mensch kann sich gar nicht vollständig kontrollieren. Auch das beste moralische Gewissen und die logischsten Gesetze helfen nicht. Das „Es“ und das Unbewusste steuern den Menschen in Wirklichkeit. Auch wenn Freud sich nicht als Philosophen sah und nicht allgemein als solcher anerkannt ist, stellte er damit damals endgültig einen Großteil der Philosophiegeschichte auf den Kopf. Auch hier ist klar erkennbar, dass die Naturwissenschaften, insbesondere die Psychologie und die Philosophie abgelöst haben. Irgendwann werden sie ihre ewigen Fragen vollständig beantworten. Der Psychologie als der Wissenschaft vom Menschen kommt dabei die größte Bedeutung zu – eine Bedeutung, die den psychoanalytischen Pionieren noch sehr bewusst war, die die moderne Psychologie aber feige und ängstlich verdrängt und ablehnt. Auch wenn Freud und mit ihm die gesamte Psychologie betonen, dass in jedem Menschen unbewusste und irrationale Kräfte wirken und dabei dominieren, sind sie letztlich (auch wenn dies selten explizit ausgesprochen wird) der Ansicht, dass der Weg zur individuellen Freiheit und Glückseligkeit doch wieder über den Verstand und die Vernunft verläuft. Schließlich tun sie seit gut hundert Jahren nichts anderes, als die unbewussten Urgründe der Psyche logisch zu verstehen, und in Psychotherapien einzelnen Menschen zu helfen, durch logische Einsichten und vernünftige Entscheidungen ihre Psyche weiterzuentwickeln.
Schon Spinoza erkannte den ewigen Zwiespalt, unter dem wir alle leiden: Der Mensch hat zwar (noch) keinen freien Willen, aber er kann durch die Beherrschung seiner Affekte sowie durch Einsichten seiner vernünftigen Natur tugendhaft handeln. Obwohl es uns also bisher offensichtlich nicht gelingt, vollkommen vernünftig zu sein, ist die menschliche Existenz nur dadurch möglich, dass wir alle versuchen, dies so weit es irgend geht (und so weit wir dazu Lust haben) zu versuchen. Genau dieser Zwiespalt eines ständigen Versuchens und genauso ständigen Scheiterns (privat wie gesellschaftlich) ist es, der uns als Alte Menschen generell verzweifelt, verbittert und verrückt macht. Besonders Schopenhauer hat diese Realität unserer Existenz sehr klar erkannt und beschrieben, die, wenn man sie wie er derart klar erkennt, nur zu dem ihm eigenen Pessimismus führen kann. Er formulierte, dass reiner Wille die Kraft hinter allen menschlichen Erscheinungen ist, der den Menschen dazu drängt, zu leben, ihm aber unausweichlich Leiden verschafft, weil er die Sehnsucht nach der vollständigen Erfüllung seiner Wünsche nur zeitweise befriedigt werden. (Alte) Menschen seien rastlos. Nach jeder Befriedigung müsse die nächste folgen, sonst bleibe nur Leere. Das (fremdbestimmte) Leben des Menschen schwinge wie ein Pendel zwischen Schmerz sowie Langeweile und eine momenthafte Flucht sei nur in Kunst oder Askese möglich. Auch aus dieser zerrissenen und verzweifelten Existenz werden wir uns wiederum erst als Neue Menschen befreien können.
Meiner Meinung nach hat Immanuel Kant die letzten entscheidenden philosophischen Erkenntnisse formuliert, wobei er vieles nur noch klarer ausdrückt, was bereits seit der griechischen Antike angedacht war. Die Philosophie geht bei ihm offensichtlich in die Psychologie über und fordert und behauptet im Grund dasselbe wie der Kuropkaismus und die Geistige Revolution – ohne dabei aber weit genug zu gehen. Das Ziel menschlichen Strebens ist nach Kant definiert das Glück des Individuums und seine persönliche Selbstentfaltung, also (vollständige) psychische Entwicklung. Der solchermaßen „aufgeklärte“ Mensch könne die Natur voll und ganz erkennen, doch er müsse dazu zunächst lernen, selbstständig zu denken und sich von seinen Vorurteilen zu befreien – also ein Neuer Mensch zu werden – , wodurch ein Goldenes Zeitalter (das Neue Leben) der Toleranz, des Friedens und der Harmonie entstünde. Wie bereits erwähnt ist erst die Psychologie genauer imstande zu beschreiben, welch enorme Hindernisse diese „Aufklärung“ des Menschen in jedem von uns (!) zu bewältigen hat, und sie ist dabei leider heute zu der Meinung gelangt, dass diese Hindernisse unüberwindbar seien. Das ist meiner Ansicht nach bisher durchaus verständlich, aber eben dennoch grundfalsch. Sein kategorischer Imperativ ist die Quintessenz alles bisherigen menschlichen Denkens und nicht zufällig letztlich „nur“ eine uralte Binsenweisheit und generelle soziale Verhaltensregel, die er als absolutes Gesetz und als die Weisheit definitiv oder eben kategorisch als den letzten Schluss identifiziert: „Handle so, „dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung dienen könne.“ Sobald jeder Mensch so altruistisch und vernünftig handelt, wie es notwendig ist, damit es allen (gleich) gutgeht und so wie er selbst behandelt werden möchte, ist unser Leben perfekt und ideal. Jeder müsste sich „nur“ jederzeit ernsthaft und umfassend fragen: „Was wäre, wenn alle das tun, was ich tue?“ Vice versa ist ein freies, selbstbestimmtes, vernünftiges und damit ideales Leben vollkommen unmöglich, wenn dies nicht bei jedem einzelnen von uns unablässig und vollkommen verlässlich geschieht. Bislang ist das undenkbar und noch mehr unmöglich.
Das „Einzige“, was wir und dabei vor allem die Psychologie nun „nur“ noch erreichen müssen ist, diesen Zustand wirklich zu erreichen – statt wie gesagt zu glauben und zu verbreiten, dass dies unmöglich wäre. Genau dies macht sich der Kuropkaismus und innerhalb dessen vor allem die Orthopsychologie zur Aufgabe. Dazu müssen folgende Fragen eindeutig, detailliert und definitiv beantwortet werden:
1. Wie genau sieht diese „Maxime“ genau aus? Was also ist vollkommen vernünftiges Verhalten in einer Gemeinschaft völlig vernünftiger Menschen?
Und 2.: Wie kann die „Aufklärung“ des Menschen umgesetzt werden? Wie also ist es möglich, jeden einzelnen Menschen völlig vernünftig zu machen? Wie können wir alle (!) einen psychischen Zustand erreichen, in welchem wir zum einen allwissend und weise und zum anderen emotional vollkommen ausgeglichen sowie unneurotisch und damit überhaupt willens und emotional in der Lage sind, immer das Vernünftigste zu tun, wenn wir es denn als solches erkennen?
Bisher wird fälschlicherweise behauptet, dass beide Fragestellungen unmöglich zu beantworten beziehungsweise beide Zustände unmöglich zu erreichen sind, was verständlich ist, da eben erst ein Neuer Mensch all das erreichen kann. Kant war der Psychologie in seinem und zugegebenermaßen theoretischen Denken sogar weit voraus und ist es bis heute geblieben, denn er wagte es zu fragen: „Gibt es für Gefühle einen allgemeingültigen Maßstab?“ Auch wenn seine Gedanken hierzu noch nicht final befriedigend oder ausreichend sind, stellen sie einen der vielen Geistesblitze dar, die mich in meinem eigenen Denken sehr bestätigt haben. Denn er war – wie ich – der Meinung, dass alle Gefühle letztlich logisch sind und körperlichen und seelischen Bedürfnissen entspringen, die man gleichsetzen kann mit einer logischen Zweckmäßigkeit. Er erkannte, dass Gefühle zwar subjektiv sind, aber auch im Emotionalen der Verstand immer mitangesprochen wird, wenn wir also etwas harmonisch und ästhetisch finden. Die Psychologie behandelt dagegen die Emotion immer noch mehr oder weniger als subjektives Mysterium.
Die Existenzphilosophie des 19. und 20. Jahrhunderts ist kaum noch von der Psychologie zu trennen und deshalb folgerichtig ein wichtiger Grundpfeiler der Existenziellen Psychologie, der psychologischen Denkrichtung, die meiner Meinung nach die Psyche des Menschen treffendbeschreibt und erkennt, deshalb am offensichtlichsten die Orthopsychologie des Kuropkaismus vorbereitet und deren Ideen und Vertreter, allen voran Irvin David Yalom, ich in diesem Buch auch besonders hervorheben werde. Kierkegaard begann damit, die Existenz des Menschen, also seine besondere, menschliche Psyche, (wieder) in den Fokus der philosophischen Betrachtung zu stellen und damit die jahrhundertelangen Bemühungen infrage zu stellen, absolute Wahrheiten und Ideen zu prägen, die diese besondere (= neurotische) Natur oder Existenz des Menschen nicht voll berücksichtigen. Er proklamierte, dass das Wichtigste im Leben des Menschen die unzähligen Entscheidungen seien, die wir in jedem Augenblick treffen müssen, und dass die (existenzielle) Angst vor der Richtigkeit seiner Entscheidungen ihn in die Verzweiflung treiben. Leider driftete er, wie viele andere, in die Überzeugung ab, dass nur starre Glaubenssysteme den Menschen aus dieser Verzweiflung retten können, in seinem Fall diejenigen des Christentums.
Martin Heidegger hat diese Grundgedanken konkretisiert. Auch seiner Meinung nach sei der Mensch nicht nur da, sondern er versuche, die Dinge um sich herum zu verstehen, und zwar nicht allein, sondern in Bezug zu anderen in einer vorgefertigten, weil sozialen Welt. Der Mensch sei in sein Dasein geworfen und erschließe sich dabei, anders als andere Lebewesen, die Welt nicht nur momentan und durch Triebe bestimmt, sondern in Bezug auf Vergangenheit und Zukunft und alles nur Erdenkliche. Er erschließe sich die Welt immer aus einer Befindlichkeit (seiner charakterlichen Einstellung, individuellen Gestörtheit und Subjektivität) heraus. Als die alles umfassende Befindlichkeit erkennt er dabei die Angst, die Angst vor der Entscheidung für nur eine Handlungsweise aus der unendlichen Anzahl seiner Möglichkeiten. Diese Angst, die ich Freiflottierende Gegenstandlose Existenzielle Angstnenne und noch näher erläutern werde, wird seiner Ansicht nach „glücklicherweise“ vom Tod begrenzt, der den Menschen ob seiner beschränkten Zeit auf Erden zu Entscheidungen zwingt und zu konkreten Möglichkeiten des Handelns. Beides fügt sich im einzigen, wenn auch bisher unvollkommene Weg zusammen, um dieser erdrückenden Entscheidungsangst zumindest zeitweise zu entfliehen. Erst wenn wir als Neue Menschen vollkommen selbstbestimmt sein werden, wird dies wiederum vollständig möglich sein.
Sartre wird noch konkreter und radikaler, indem er formuliert, dass der Mensch dazu gezwungen ist, sich aus dem Nichts heraus frei zu entwerfen, zur Freiheit gezwungen ist, sich bis zu seinem Tod unablässig selbst entwerfen und entscheiden muss, ohne Abschluss und ohne dass sich sein Handeln jemals mit seinen Wünschen deckt. Die Folge sei Angst und Verlassenheit, doch wenn sein Wille dies durchstehe und er selbstständig entscheiden müsse, lerne er für genau diese Entscheidungen Verantwortung zu tragen und der Mensch komme zu seiner eigentlichen Bestimmung. Camus ergänzt, der Mensch sehe sich als sinnsuchendes Wesen, verstehe sich als einer sinnlosen Welt gegenüber, revoltiere gegen das Absurde und fände in dieser Revolte ein Gemeinschaftsgefühl im Kampf für ein besseres Dasein – die Geistige Revolution, die uns zu Utopia führen wird.
In der neueren Philosophie setzt sich fort, was sich bei den Existenzphilosophen schon abzeichnet. Auch sie, genauso wie die heutige Psychologie, haben die volle Verantwortlichkeit des Einzelnen für seinen psychischen Entwicklungsstand und die generelle Gestörtheit aller bisherigen (Alten) Menschen noch nicht erkennen können oder wollen. Man verliert sich in sicher wichtigen, aber nicht essenziellen Details und unwichtigen Nebenschauplätzen, wobei generell der Gesellschaft allein zu viel Schuld dafür aufgeladen wird, dass unser (Geistes-)Zustand so schlecht ist. Wie bereits Leibniz erkannte, ist die bestehende Welt die beste aller möglichen Welten, aber nur deshalb, weil uns bisher nicht mehr möglich ist. Marx erkannte, dass das Bewusstsein vom Dasein bestimmt wird, aber auch er missachtete, dass genauso die bisherige Bewusstseinsstufe des Menschen genauso unausweichlich sein Dasein, wie auch die bisherigen Gesellschaftsformen des Alten Lebens prägt. Horkheimer und Adorno hegten ebenfalls berechtigterweise große Zweifel am Fortschritt der Zivilisation an sich und vertraten die Ansicht, dass die Vernunft allein, zu der die Aufklärung den Menschen zwinge, zu Barbarei führe – eine Herrschaft der unbändigen Natur. Marcuse kritisierte ebenfalls die moderne Industriegesellschaft, da in ihr der Mensch wegen ihrer Rationalität, Technik und Bürokratie nur nach oberflächlichem Glück strebe, wobei wirkliche Freiheit verloren gehe.
All diese modernen Theoretiker und mit ihnen die gesamte Postmoderne begehen jedoch den Fehler, anzunehmen, dass die moderne, industrialisierte oder kapitalistische Gesellschaft überhaupt eine Lebensweise wäre, die sich bedeutend von der Lebensweise unterscheidet, die wir Menschen seit Menschengedenken führen. Die „unbändige Natur“ des Menschen bestimmt uns aber immer schon mehr als unsere Versuche, vernünftig zu sein. Sie lässt uns unablässig nach oberflächlichem Glück streben. Dass trotzdem immer wieder das moderne Leben und die moderne Entfremdung des Menschen in der „Leistungsgesellschaft“ als ursächlich schuldig an unserem Zustand betrachtet werden, liegt daran, dass man berechtigterweise, ob der Ereignisse der Weltkriege und der besonders offensichtlichen Ungerechtigkeit sowie Unmenschlichkeit der Industrialisierung schockiert war, dass der Mensch (oder Europa), immer noch und wieder in solch offensichtliche Barbarei und Menschenverachtung abdrifteten. Man hatte doch in Friedenszeiten, wegen wissenschaftlichen und kulturellen Errungenschaften und Logik, vor allem unter privilegierten Intellektuellen geglaubt, sie überwunden zu haben. Dabei finden sich seit Menschengedenken Äußerungen darüber, dass ein neuerlicher „totaler Krieg“ und eine Dekadenz der jeweiligen Hochkultur noch kurz bevor sie wirklich ausbrachen, im Lichte des zuvor herrschenden und erlebten Zeitalters von Humanismus und Vernunft unvorstellbar waren. Auch der immer wieder aufkeimende Unglaube in die Vernunft, als einzig rettende Instanz, entspringt nur dem Umstand, dass wir Vernunft bisher, in einem grundlegend unvernünftigen Leben unvernünftiger Menschen, falsch und unzureichend definiert haben – zum Beispiel, weil die emotionale Unvernunft eines Alten Menschen darin nicht ausreichend berücksichtigt wurde. Die moderne Lebensweise des Menschen hat an gar nichts Schuld, sondern ist lediglich ein Zeichen dafür, dass wir im Grunde kulturell noch gar nichts erreicht haben. Wir müssen sie genauso transzendieren wie alle anderen Lebensweisen, die es jemals gab. Die Moderne erscheint uns lediglich schon so perfekt und anders, dass wir uns einbilden, bereits einen wichtigen Schritt in der Menschwerdung zurückgelegt zu haben und sie erscheint uns andererseits als das ursächliche Übel, weil man an ihr und ihren gigantischen Fehlern und ihrem Wahnsinn (Weltkriege, Industrialisierung und Isolation) besonders klar erkennen und erleben kann, was immer schon schiefläuft im Leben des Menschen. Auch deshalb, weil wir in der Moderne besonders kritisch und gebildet und die Staaten so schwach und transparent sind, dass ihre Verfehlungen besonders offensichtlich sind.
Auch die Sprache an sich wurde, beginnend mit Wittgenstein und Habermas, fälschlicherweise als grundlegend wichtig und destruktiv betrachtet, wobei es auch hier nur darum geht, wie wir als psychisch gestörte oder unterentwickelte Alte Menschen die Sprache benutzen und uns generell verhalten. Die unzureichende und missverständliche Sprache, die bisher zur Anwendung kommt, und der Irrsinn der menschlichen Interaktionen sind nur ein Widerschein der Allgemeinen Gestörtheit des Alten Menschen. Die Sprache ist meiner Meinung nach nicht Grundlage des logischen Denkens, sondern das logische und begriffliche Denken ist Grundlage der Sprache und wir drücken unsere Gedanken innerlich und äußerlich durch Sprache aus. Sie erscheint uns nur als so grundlegend wichtig, weil wir alles durch sie ausdrücken und darstellen und weil wir durch Sprache lernen und sozial interagieren. Absolut richtig sind die Aussagen der modernen Philosophen, dass die Wissenschaft oder eben menschliche Erkenntnis letztlich alle Fragen der Menschheit wird lösen können und müssen, und dass, wie vor allem Habermas es klarstellte, die Wissenschaft sich dieser Verantwortung und ihrer Rolle in der Gesellschaft bewusst werden müsse, statt „nur“ zu forschen. Doch auch dies bleibt eine äußerst unbestimmte Forderung, solange immer noch unklar ist, welche Richtung die gesellschaftliche Entwicklung denn nun einschlagen muss. Heute stiehlt sich die Wissenschaft und insbesondere die Psychologie immer noch und wieder sehr unrühmlich aus dieser Verantwortung.
Seit den unmenschlichen und frustrierenden Katastrophen der Weltkriege und der weitgehenden Zerstörung der europäischen Intellektualität befindet sich die Philosophie in einer absolut hilflosen Schockstarre. Im Grunde sind alle nur möglichen Gedanken gedacht, veröffentlicht und jede nur erdenkliche Gesellschaftsform ist nicht nur erdacht, sondern auch ausprobiert worden, und sie sind genauso hoffnungslos gescheitert, wie jede zuvor – oder scheitern momentan zusehends. Lügen, Schwachsinn und banalste Befriedigungen sind heute offensichtlicher als jemals zuvor, obwohl und gerade weil wir über ein unüberschaubares Gebirge an philosophischer Weisheit und Erkenntnis verfügen, aber immer noch nicht die alles entscheidenden Fragen beantworten können: „Was sollen wir tun?“, „Wie sollen wir leben?“ und vor allem: „Wie sollen wir uns selbst in die Lage versetzen, dass, was schon seit Ewigkeiten als richtiges Verhalten und Reine Vernunft erkannt wurde, real umzusetzen?“ Deshalb ist die Postmoderne geprägt von absoluter und himmelschreiender, aber auch unterdrückter Verzweiflung, der ehernen Regression in Brot und Spiele und dem ein weiteres Mal aufkeimenden Abdriften in schwachsinnige, wie auch unendlich beruhigende radikale Ideologien und Befindlichkeiten, die zwar ebenfalls längst widerlegt, aber so beruhigend einfach sind.
Das Einzige, was uns wird retten können, ist die Psychologie, also die volle Erkenntnis darüber, was in unserer Seelentiefe passiert und damit die therapeutische Möglichkeit, diese und damit uns selbst weiterzuentwickeln. Dies ist schon daran erkennbar, dass in einer der letzten verzweifelten Versuche, den Menschen und sein Leben zu ordnen und zu verstehen, die Kritische Theorie der Frankfurter Schule und unter anderem der Psychologe Erich Fromm eine entscheidende Rolle spielte. Seine erhellende, aber ebenfalls noch unzureichenden Erkenntnisse, werde ich im Folgenden noch des Öfteren zitieren. Da aber gerade die moderne Psychologie, in krassem Gegensatz zu den frühen Psychoanalytikern, sich vehement und kategorisch dagegen wehrt, diese entscheidende Aufgabe der spirituellen Führung nur ansatzweise anzunehmen oder anzuerkennen, dass entscheidende Veränderungen und Weiterentwicklungen des Menschen, die nur sie umsetzen könnte (!), überhaupt möglich sind, fühle ich mich gezwungen, dieses Buch hier zu schreiben.
Ich möchte mit meinen Ideen diese philosophischen Grundgedanken zusammenfassen und vorläufig abschließen. Zunächst nur übergreifend und im Laufe dieses Buches detaillierter. Folgende Grundgedanken sind zunächst essenziell:
1. Der Mensch muss erst zum Neuen Menschen werden, um vollkommen vernünftig zu sein. Dies ist möglich, und die dringlichste Aufgabe ist es, die dazu nötige, vollständige psychische Entwicklung zu realisieren. Erst das Erschaffen von reiner Vernunftfähigkeit in jedem von uns macht alles andere möglich und kann die vielen imperfekten und bisherigen Ansichten, Philosophien und Vorstellungen vereinigen, beenden und dabei ungeheuerlich verkürzen.
2. Ein Neuer Mensch wird ein Mensch sein müssen und können, der vollkommen vernünftig und völlig zufrieden ist, er hat sich vollständig psychisch entwickelt. Ein Neuer Mensch wird hyperintelligent oder allwissend, vollständig und vollständig eigenständig und damit verlässlich und umfassend altruistisch sein. Bisher sind alle Menschen nur Alte Menschen und damit nur eingeschränkt vernünftig und zufrieden, weil sie psychisch gestört beziehungsweise unterentwickelt sind. Als Alte Menschen sind unsere Intelligenz und unser Altruismus nur sehr unzureichend entwickelt und damit behindert.
3. Jeder Alte Mensch kann und muss ein Neuer Mensch sein oder werden. Dazu muss „nur“ seine psychische Entwicklung abgeschlossen werden. Dies ist eine Entwicklungsaufgabe, die durchaus gigantisch, meiner Meinung nach aber möglich und absolut notwendig ist. Wie dies im Einzelnen möglich sein wird, werde ich vor allem im anschließenden Psychologieteil näher erläutern.
4. Des Weiteren werden wir als Neue Menschen in unserer völligen Vernunft und Zufriedenheit vollkommen gleich sein, wohingegen wir als Alte Menschen offensichtlich, aufgrund individueller psychischer Störungen individuell sehr verschieden sind und schon deshalb nicht selbstbestimmt kooperativ leben, uns verstehen, organisieren und handeln können.
5. Der entscheidende Unterschied zwischen dem Neuen und Alten Menschen ist, dass wir als Neue Menschen vollkommen eigenständig, selbstverantwortlich und autonom sein werden. Dies sind Fähigkeiten, die heute schon von der Psychologie, Pädagogik, dem Humanismus und der Aufklärung und besonders innerhalb einer Demokratie verlangt oder zumindest angestrebt werden, was allerdings bisher in letzter Instanz wirkungslos bleiben musste, da wir als Alte Menschen dazu eben nicht in der Lage sind.
6. Als Alte Menschen leben wir größtenteils fremdbestimmt und erst als Neue Menschen werden wir völlig selbstbestimmt leben. Es ist wichtig zu verstehen, dass fremdbestimmt nicht nur bedeutet, dass wir durch Gesetze und soziale Zwänge und Strukturen bestimmt und kontrolliert werden, sondern außerdem durch emotionale und unterbewusste Zwänge und Strukturen. Selbstbestimmung in Reinform kann nur eine vollkommen bewusste und kognitiv bestimmte Lebensweise sein. Dass der Alte Mensch ein fremdbestimmtes Dasein fristet, erzeugt unweigerlich die generell dysfunktionalen Gesellschaftssysteme unseres Alten Lebens und damit alle Übel, die aus diesen hervorgehen und die wir heute bereits so klar erkennen und anprangern. „Who´s fault is everything?“, „It´s the system, stupid!”, “Yes, yes, y´all. But you (and me) are the system, fuckheads!”
7. Auch und gerade wirklicher, verlässlicher und umfassender Altruismus kann einzig und allein aus völliger Eigenständigkeit und selbstbestimmter, egoistischer Vernunft hervorgehen und nicht, wie wir bisher irrigerweise, aber wie immer durchaus verständlich, denken, aus Sozialer Abhängigkeit, Empathie oder der sogenannten (Menschen-)Liebe.
8. Auch Freier Wille und Allwissenheit werden uns erst als Neue Menschen zu eigen sein können, weshalb wir sie bisher logischerweise nur unseren Göttern zuschreiben, zu denen wir erst als Neue Menschen selbst werden können und die bis dahin weiterhin nur die scheinbar notwendigen Projektionen und Perversionen unserer eigenen Potenziale und Hoffnungen sein werden.
9. Es ist eigentlich in jedem einzelnen Unterschied zwischen Altem und Neuem Menschen wieder dasselbe und deren Unterscheidung somit gleichzeitig so unglaublich und scheinbar banal und relativ: Alles, was der Neue Mensch in Perfektion sein und können wird, sind oder können wir als Alte Menschen schon irgendwie und einigermaßen, aber eben nicht ganz und in Perfektion – auch wenn wir uns dies immer wieder einreden und einbilden. Ganz einfach gesagt könnte man es also in jedem Bereich auf die folgende Aussage herunterbrechen: „Der Alte Mensch kann XY schon einigermaßen – und zumindest wesentlich besser als alle anderen Tiere –, aber letztlich nur unzureichend für ein besseres Leben und nur der Neue Mensch wird dies perfekt können.“ Und zwar so perfekt, wie wir es uns heute noch gar nicht vorstellen können und im Grunde für unmöglich halten.
10. Das ideale Leben des Menschen kann nur ein Zusammenleben von vollkommen eigenständig, vollkommen vernünftigen Individuen sein, also eine gesetzlose und gewaltfreie Anarchie von Einzelmenschen, die sich dabei aber alle vollkommen selbstbestimmt, gesetzestreu, altruistisch und vernünftig benehmen, sich also selbst unter vollkommener Kontrolle oder aber vollkommene Gewalt über sich haben. Nur dadurch kann die bisherige, dysfunktionale und menschenverachtende staatliche Gewalt und fremdbestimmte Existenz endlich unnötig werden wird.
11. Solange wir keine Neuen Menschen sind, ist es uns vollkommen unmöglich, selbstbestimmt zu leben, sondern wir benötigen unausweichlich ein zwanghaftes und fremdbestimmtes Gesellschaftssystem, um zumindest einigermaßen kooperativ und in größeren Gruppen zusammenzuleben. Dies ist für das menschliche Leben unausweichlich, erzeugt und beinhaltet genauso aber unausweichlich unzählige Probleme und Bedrohungen.
12. Das menschliche Leben hat sich seit Menschengedenken nicht bedeutend verändert, sondern nur scheinbar und oberflächlich und ist überwiegend unbewusst, fremdbestimmt und zwanghaft und geprägt durch funktionale Kleingruppen, innerartliche Konkurrenz und Aggression, statt vollständiger Kooperation.
13. Als Alte Menschen sind wir zwar bereits in der Lage, ein ideales Neues Leben als richtig und erstrebenswert zu erkennen, aber jeder Einzelne ist vollkommen unfähig, ein solches umzusetzen und damit unausweichlich gefangen und abhängig vom Alten Leben. Das menschliche Leben kann sich also nur wesentlich und entscheidend verbessern, wenn sich der psychische Zustand, genauer die Vernunftbegabung, jedes einzelnen Menschen wesentlich verbessert.
14. Die Gesellschaft und das Alte Leben sind wirklich schuld daran, dass wir so suboptimal sind und leben müssen, aber sie entstehen letztlich unausweichlich aus unserer eigenen, universellen Gestörtheit, und weil wir zu einem selbstbestimmten Leben bisher vollkommen unfähig sind. Das Alte Leben zu kritisieren und grundlegend ifrage zu stellen, ist absolut richtig, aber erst der erste und einfache Schritt unserer Selbsterkenntnis und Selbstkritik.
Es ist nun zunächst notwendig, zentrale Grundbegriffe zu definieren, die leider durch unzählige philosophische Diskussionen, unseren eigenen Geisteszustand und besonders den postmodernen Relativismus mittlerweile fast bis zur Unkenntlichkeit tot diskutiert wurden und in diesem Zustand nutzlos geworden sind.
Es gibt eine Wirklichkeit und sie ist alles, was es wirklich gibt. Wir leben in einem vollkommen logischen, eindeutigen, konsistenten, lückenlosen sowie überschneidungsfreien und real existierenden Universum, das sich allem Anschein nach in Zukunft, Vergangenheit und in den Raumdimensionen mikro- und makroskopisch unendlich ausdehnt. Dieses Universum ist die eine Wirklichkeit, von der wir Menschen ein Teil sind, das atomar in keiner Weise anders ist als der Rest der Wirklichkeit, von der wir existenziell abhängig sind und aus dem wir ohne „Absicht“ evolutionär hervorgegangen sind. Die Besonderheit des Lebens existiert erst auf molekularer und die des Menschen erst auf höchster biologischer oder zerebraler Ebene.
Jede Mehrdeutigkeit, Widersprüchlichkeit oder Inkonsistenz kann nur aus einem mangelnden oder falschen Verständnis der Wirklichkeit hervorgehen. Die Wirklichkeit verändert sich zwar mit der Zeit, ist aber zu jedem Zeitpunkt eindeutig und konsistent. Die Wirklichkeit besteht außerdem aus verschiedenen (Größen-)Dimensionen – subatomar, molekular, mikroskopisch, makroskopisch, ökologisch, planetar und letztlich universell –, die zwar zum Teil sehr unterschiedliche Bedingungen aufweisen, aber dennoch ein völlig konsistentes Ganzes bilden, denselben Naturgesetzen folgen und vollkommen logisch aufeinander einwirken und voneinander abhängig sind. Des Weiteren gibt es in der Wirklichkeit sehr unterschiedliche Orte, etwa Sonnen, den Weltraum oder Planeten und deren Oberfläche, die sich ebenfalls durch oft sehr unterschiedliche Merkmale auszeichnen, aber dennoch ebenfalls denselben, eindeutigen und konsistenten Naturgesetzen folgen.
„Naturgesetze“ ist dabei ein recht missverständlicher Begriff, da diese „Gesetze“ lediglich beschreiben, wie die Dinge sind. Die Dinge und Phänomene „folgen“ den Naturgesetzen nicht, sondern sie sind ein Teil von ihnen. Eher noch folgen wir in der Ausarbeitung unserer Naturgesetze dem, was die logische, unveränderliche und konsistente Natur alles Seienden ist, weshalb sie nur dann richtig und final formuliert sind, wenn sie ebenfalls inhaltlich eindeutig, universell und konsistent sind.
Pluralität von Meinungen und Ansichten über die Wirklichkeit können in einer eindeutigen und konsistenten Wirklichkeit, in der wir als Lebewesen eindeutige Entscheidungen zu singulären Handlungen treffen müssen, immer nur ein vorübergehender Zwischenschritt der vollständigen Meinungsbildung oder Erkenntnis sein – auch wenn es natürlich angenehm, beruhigend, im postmodernen Humanismus sehr verbreitet, sozial verträglich und aggressionshemmend ist, vorübergehend ein unkritisches Nebeneinander divergierender Meinungen zuzulassen.
Es gibt genauso eineWahrheit©. Da heute niemand mehr an diese zu glauben scheint, erlaube ich mir hiermit, mir das Copyright auf diese zu sichern. Es ist nicht deshalb eine Wahrheit, weil es eine Weltenformel gibt oder irgendeine universell gleichartige Monade, sondern „nur“ deshalb, weil die unzähligen Einzelwahrheiten über die unendliche Wirklichkeit sich zu einem einheitlichen Gesamtbild, einer Gesamtbeschreibung unzähliger Einzelteile zusammenfügen. Das heißt, es gibt nur eine Wahrheit über jedes einzelne Objekt oder Phänomen, auch wenn sich diese aus mehreren Einzelwahrheiten, vor allem in den immer kleineren Dimensionen zusammensetzt, . Warum? Weil es für sie alle unter denselben Bedingungen immer nur eine einzige Art gibt, wie sie sind und wie sie sich „verhalten“.
Wahrheit ist immer das Produkt eines Lebewesens und hat für dieses und damit generell keinen Wert außerhalb der Beantwortung konkreter Fragestellungen und letztlich der Grundfrage des tierischen und menschlichen Lebens: „Was soll ich tun, um zu überleben?“. Grundlegend wichtig für Wahrheit ist Erinnerung und Abbildung von aktueller und allgemeiner Wirklichkeit sowie deren logischer Aufbau. Die vollständige Wahrheit über etwas ist die richtige, detaillierte und vollständige Erkenntnis oder Wahrnehmung der Wirklichkeit und sie ist damit somit zwangsläufig ebenfalls eindeutig und konsistent. Eine Einzelwahrheit ist ein realistisches und vollständiges Abbild oder eine Beschreibung und Wahrnehmung eines gewissen, endlichen Teils der Wirklichkeit oder einer konkreten Fragestellung, als Repräsentation in einem neuronalen System oder, ganz basal gesehen, bereits als ebensolche physiologische Reaktion von Zellen und ihrem Gesamtstoffwechsel.
Ein Gedanke, eine Einstellung, ein Verständnis von etwas oder auch ein Gefühl (= unterbewusster Gedanke) sind dann wahr, wenn er oder sie oder es der Natur der Dinge, die er oder sie oder es beschreibt und auch dem wirklichen Wert und der wahren Bedeutung dieses Dings für uns selbst voll entsprechen, und umso unwahrer, je mehr er oder sie oder es diese nicht richtig abbilden. Wahrheit ermisst sich an ihrer Wirksamkeit (Wirklichkeit!), also an der Fähigkeit, anhand dieser Informationen Dinge in der Wirklichkeit real zu verändern, zu verhindern oder vorherzusagen zu können, weil diese Vorstellungen der Wirklichkeit entsprechen und nur so wirksam sein, also zu erfolgreichen oder vernünftigen Handlungen führen können.
Relativistische, widersprüchliche oder divergierende Ansichten sind zwar unausweichlich, wenn wir als vernunftbegabte Wesen feinstoffliche und nicht offensichtliche Anteile der Wirklichkeit, wie etwa die Psyche, Ethik, Biologie oder auch die Teilchenphysik, erst nach und nach erschließen, aber sie können niemals die volle Wahrheit darstellen. Ein Großteil der Wirklichkeit und deren Wahrheiten sind nicht offensichtlich, und das heißt, nicht direkt sinnlich erfahrbar, weshalb wir hier nur durch unser logisches Denken kreierte und konstruierte Wahrheiten erlangen können, die aber ausnahmslos mit der offensichtlichen Wirklichkeit konsistent sein und auf ihr beruhen müssen, um wahr zu sein. Bei dieser Konstruktion der Wahrheiten von nicht offensichtlicher Wirklichkeit können sich logischerweise vorübergehend besonders viele Fehler und Halbwahrheiten einschleichen. Auch wenn einzelne Wahrnehmungen subjektiv (und damit nur halb wahr) sein können, ist eine vollständige Wahrheit zwangsläufig und ohne Ausnahme objektiv.
Es gibt keinen Grund, weshalb irgendein Teil der Wahrheit für den menschlichen Geist nicht erkennbar sein sollte, wenn er dazu die nötigen technischen und theoretischen Voraussetzungen hat. Es gibt nichts, für dessen Verständnis der menschliche Geist generell zu klein oder beschränkt wäre. Alles im Universum ist logisch und damit für ein Lebewesen, das zu abstraktem und logischem Denken fähig ist, logisch verständlich und außerdem ist es in irgendeiner Form materiell vorhanden und damit materiell nachweisbar. Bereits heute haben wir Menschen unsere angeborenen Sinne durch technische Geräte dermaßen weit ausgedehnt und überall dieselben, in sich und genauso zur offensichtlich erkennbaren Wirklichkeit konsistenten, logisch verbundenen und eindeutigen Wahrheiten gefunden, dass es lächerlich und wahnsinnig ist, anzunehmen, dass es „irgendwo“ keine Wahrheiten geben würde. Abstraktes logisches Denken, ein Perfektionstrieb, ein großer zerebraler Speicherplatz und mächtige, technische Analysegeräte und Skope, die unsere Sinnesorgane potenziell ins Unendliche erweitern und vertiefen, sind alles, was nötig ist, um restlos alles, was es in einem logisch konsistenten Universum geben kann, zu verstehen. Die Menschheits- und Geistesgeschichte lässt keinen anderen Schluss zu und die Bereiche, in denen angeblich doch noch Unerklärliches, den Naturgesetzen Widersprechendes oder für den menschlichen Geist angeblich nicht und niemals zu Erfassendes zu finden sein soll, verschieben wir dabei geradezu infantil – übrigens genau wie unsere Götter und deren angebliches Wirken! – seit Menschengedenken immer weiter an den Rand des gerade Bekannten, nur um sie auch hier irgendwann durch neue Erkenntnisse eindeutig auszuschließen. Wir müssen akzeptieren, dass es nichts Unerklärliches und Unbegreifbares gibt, sondern nur Dinge, die bisher unerklärbar und unverständlich sind und außerdem eine große, aber endliche Menge an Einzelwahrheiten, die letztlich restlos alles beschreiben werden, was für den Menschen und seine Entscheidungen relevant ist – auch wenn wir diese Absolut Ausreichende Wahrheit heute immer noch nicht ganz erlangt haben.
Jede Einzelwahrheit beinhaltet alles, was nötig ist, um eine einzelne Fragestellung oder ein einzelnes Objekt oder Phänomen vollständig zu begreifen und abzubilden. Eine Beschreibung der Wirklichkeit stellt immer dann eine vollständige Einzelwahrheit dar, wenn restlos alle Elemente und Beziehungen einer einzelnen Fragestellung richtig erkannt und verstanden wurden, sodass es keinerlei weitere Erkenntnisse geben kann, die das bereits Verstandene noch verändern können. Seit Menschengedenken sammeln wir unermüdlich solche Einzelwahrheiten an, ringen sie der meist nicht offensichtlichen Wirklichkeit durch logisches Denken und „Versuche“ ab, und vermitteln diese stetig wachsenden Erkenntnisse durch kulturelle Weitergabe an nachfolgende Generationen, wodurch ein immer größeres, vollständigeres Weltbild entsteht, das schon heute in so vielen Bereichen von solch absolut überwältigender und überzeugender Klarheit und Vollständigkeit ist, dass nur völlig verzweifelte, verblendete und gestörte Menschen die Existenz einer Wahrheit und die Allmächtigkeit unseres Verstandes anzweifeln können. Wie wir aber spätestens seit Platon wissen, sind wir dies bisher alle mehr oder weniger. Wir verzweifelt und sind panisch nicht nur, weil wir selbst derart psychisch krank sind, sondern unsere ganze Lebensweise und Existenz. Stellen wir also endlich unseren eigenen Geisteszustand und nicht mehr die Wahrheit und unsere Intelligenz grundlegend infrage.
Nicht zuletzt durch die Wissenschaften hat der Mensch bereits eine gigantische Menge an vollständigen Einzelwahrheiten erkennen können. Die Wissenschaft ist nicht mehr und nicht weniger als die Verlängerung der menschlichen Vernunft, Intelligenz, Neugierde und Erkenntnisgewinnung, die leider in zunehmendem Maße nur noch von Experten mit enormem Fachwissen und unglaublichen technischen Mitteln weitergeführt werden kann, wodurch ein Großteil der Menschheit den Kontakt und das Vertrauen in diese verloren hat. Erst als Neue Menschen werden wir restlos alle in der Lage sein, auch die letzten wissenschaftlichen Erkenntnisse der Menschheit vollständig verstehen zu können. Die Wissenschaft selbst aber befindet sich in der heutigen Postmoderne in einem erbärmlichen Zustand. Sie ist nicht mehr bereit, vollständige Einzelwahrheiten, geschweige denn absolute Wahrheiten zu vertreten, sondern ist selbst in haltlosen Subjektivismus, Relativismus und schweigende Passivität abgedriftet. Sie ist deshalb so verzweifelt, weil sie sich einmal mehr an den noch widersprüchlichen und unklaren Grenzen des bereits Bekannten bewegt und nicht realisiert, dass das, was sie bereits erkannt hat (abgesehen von einigen, „wenigen“ blinden Flecken), bereits jetzt weit über das hinausgeht, was wirklich für menschliche Entscheidungen relevant ist und deshalb leichtfertig und hysterisch das Kind mit dem Bade auskippt.
Die Absolut Ausreichende Wahrheit will ich als die Gesamtheit aller vollständigen Erkenntnisse oder Einzelwahrheiten nennen, die ausreichend sind, damit ein Mensch in seinem Leben eigenständige, vernünftige Entscheidungen treffen kann. Die Absolute Wahrheit ist die Wahrheit über restlos alles, was es gibt, und sie scheint unendlich zu sein. Wir haben bereits heute in unserer Suche nach den Elementen der Absoluten Wahrheit den Rahmen der Absolut Ausreichenden Wahrheit überschritten, der in etwa auf atomarer Ebene und mit unserer Galaxie endet.
Erkenntnisse, die über und unter diese menschlichen Dimensionsgrenzen hinausgehen, sind für das menschliche Leben nicht direkt von Bedeutung. Ich möchte diese Dimensionsgrenze definieren als die Schwellen ab denen das weitere, sich durchaus unendlich fortsetzende Geschehen für das Geschehen innerhalb der menschlichen Dimension oder Existenz nicht mehr bedeutsam sind, da es sehr, sehr stabile und unveränderliche Zustände in diesen höheren oder tieferen Dimensionsebenen bedarf, damit das Geschehen in der menschlichen Dimension überhaupt möglich sein kann. Grundvoraussetzungen unserer Existenz sind, und sie werden es immer bleiben, stabile Atome und die Lebensbedingungen auf einem stabilen Planeten in der habitablen Zone eines Sonnensystems – oder aber einer Raumstation, in der diese nachgestellt werden. Für uns Menschen sind die Grenzen unserer Dimension und damit die Begrenzungen der endlichen kognitiven Last der Absolut Ausreichenden Wahrheit spätestens unsere Galaxie und deren direkten universale Umgebung sowie der Aufbau der Atome.
Sicherlich brauchen technische Entwicklungen und etwa Weltraumfahrten noch weiteres und tieferes Verständnis der Wirklichkeit als die Absolut Ausreichende Wahrheit, aber um uns selbst zu steuern und alle unsere eigenen Lebensentscheidungen zu treffen, ist nichts von Bedeutung, das kleiner als ein Atom oder größer als unsere Galaxie ist. Dabei ist unsere technische Entwicklung heute bereits weit genug fortgeschritten, um ein utopisches Neues Leben umzusetzen und alle Entscheidungen darin vollkommen vernünftig treffen zu können. Eigentlich ist sie bereits zu weit fortgeschritten, als dass wir sie in unserem bisherigen Entwicklungsstand sicher benutzen können, ohne uns selbst (existenziell) zu bedrohen.
Der entscheidende Unterschied zwischen Absoluter und Absolut Ausreichender Wahrheit ist, dass Letztere von endlichem Umfang und Inhalt ist, da sie all jenes ausklammert, was nicht für eigenständige Entscheidungen nötig ist und deshalb von einem (Neuen) Menschen vollkommen erfasst werden kann. Die Absolut Ausreichende Wahrheit ist dennoch sehr umfangreich, beinhaltet einen Großteil des gesamten Wissens der Menschheit und ist für einen Alten Menschen deshalb bisher nicht