19,99 €
„Es war einmal in fernen Zeiten, als der Dunst in der Sonne wie ein wehmütiges Traumland emporstieg und wogte so duftend Blau über dem Rand des Horizonts. Mythen über göttliche Heldinnen und Helden waren von Zeitenwende zu Zeitenwende weitergereicht worden, solange sich die Menschen erinnern konnten. Da geschah etwas ganz Außergewöhnliches irgendwo fern gegen Osten. Die himmlischen und irdischen Ereignisse, die sich den Weg ebneten und abspielten in diesem friedlichen Land, das seither Reich der Mitte genannt wird, veränderten die Sitten und Gebräuche der Menschen auf der ganzen Welt und beeinflussten danach die Feinheiten der gesamten Natur.“ So beginnt Jostein Sæther seine Geschichte über vergangene Zeiten, die er einen Mythos nennt. In der klassischen Form des Mythos wird die Geschichte erzählt, als ein Gott kam und mehrere Jahre bei den Menschen blieb, der mit Verstand, Einfallsreichtum und Ausdauer die matriarchalische Gesellschaft in den Grundfesten veränderte. Im zweiten Teil des Buches erzählt Sæther von den Ursprüngen dieses neuen Mythos in meditativen Forschungen, die er und Kollegen über mehrere Jahre hinweg in Bezug auf das Thema der Menschwerdung Luzifers im alten China betrieben haben, das auf Rudolf Steiners anthroposophische Sicht der Kulturentwicklung zurückgeht. Das erstaunlichste Motiv der Inkarnation Luzifers war laut dem Augenzeugenbericht des Autors, dass weder ein Mensch als Tyrann noch ein großer Zauberer in Erscheinung trat, noch handelte es sich um einen Mann, sondern um eine Frau.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 130
Veröffentlichungsjahr: 2025
Jostein Sæther
Ein Gott lebte einst unter Menschen
Ein Mythos
Luzifers Inkarnation im chinesischen Altertum
Geist-Erinnerungen
Jostein Sæther ist geboren (1954) und aufgewachsen in Sunndal, Norwegen. Er studierte Waldorfpädagogik, bildende Kunst und Kunsttheorie und war 1979 Mitbegründer einer Künstlergemeinschaft in Järna, Schweden, die bis 1995 bestand. Seit 1998 lebt und wirkt er im Saarland und hat an der 2-jährigen Akademie für persönliche Meisterschaft und soziale Kunst von Roland van Vliet (1960 – 2016) teilgenommen.
Jostein hat 6 Bücher zu Anthroposophie, Reinkarnation und Karma, Meditation und Geschichte geschrieben. Im Verlag tredition, Hamburg, sind die folgenden Titel erschienen: Weisheit wahrnehmen. Individuation und Kulmination der Anthroposophie (2014). Christian Rosenkreutz und die islamische Welt. 400 Jahre Fama Fraternitatis (2015). Hauchdünn. 20 Essays über die Wand zwischen sinnlicher und übersinnlicher Welt (2016).
In den 1980er Jahren war er Schriftsteller und Mitglied des Redaktion der Zeitschrift Antropos, Stockholm. In Norwegen veröffentlichte er zehn Gedichte in der Gedichtanthologie Grenseløse forfattere (2016), Kulturforlaget BRAK, Kirkenær, und 2023 gewann er mit dem Gedicht Linne ord (Milde Worte) den jährlichen Poesiewettbewerb der Osloer Zeitschrift Sivilisasjonen.
Jostein Sæther
Ein Gott lebte einst unter Menschen
Ein Mythos
Luzifers Inkarnation im chinesischen Altertum
Geist-Erinnerungen
© 2025 Jostein Sæther
Covergrafik von: Die Nymphe des Luo-Flusses.
Ausschnitt aus einer Handrolle, Tusche und Farbe auf Seide,
27,1x572,8 cm, Palastmuseum, Peking. Eine Kopie des Originalgemäldes
von Gu Kaizhi aus der Südlichen Song-Dynastie
zwischen 960 und 1279.
Druck und Distribution im Auftrag des Autors:
tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg,
Deutschland
Softcover: ISBN 978-3-384-60202-2
Hardcover: ISBN 978-3-384-60203-9
E-Book: ISBN 978-3-384-60204-6
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung „Impressumservice“, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland.
Kontaktadresse nach EU-Produktsicherheitsverordnung:
Cover
Halbe Titelseite
Titelblatt
Urheberrechte
Hauptpersonen des Mythos, geistige Wesen und Orte
Karte
Ein Gott lebte einst unter Menschen
Reich der Mitte
Eine harmonische Kultur
Weibliches und Männliches Prinzip – Yin und Yang
Eine kinderfreundliche Gesellschaft
Die Tempelgemeinschaft
Die Tempelstadt Jiagüwen
Tempelkultus
Geshengs prophetische Schau
Tianlong erkrankt
Shenguangs Abstieg
Wie Gesheng Tianlongs Geistseele trug
Die Initiation der Jugendlichen ins Erwachsenenalter
Das Unglück auf dem Fluss
Danbao zwischen Tiantang und Shengli
Tiantang offenbart sich als Shenguang
Wie Danbao in Ungnade fiel
Geshengs Leben auf dem heiligen Hügel
Das Pferd kommt nach Jiagüwen
Die Doppelmonarchie
Wie Shengli hinüberging
Jiyi begegnet den Bogenschützen Yi
König Nenglis Leben als Gelähmter
Wie Königin Huanle ihr Leben gestaltete
Yanges Antwort auf den neuen östlichen Tempel
Shenguangs kulturelle Neuordnung
Shenguangs Erfindungen
Yanges erster Angriff
Nenglis Tod und der Drachengott Long
Shenguangs Vorgehensweise bei der Verteidigung
Geshengs zweite prophetische Schau
Jiyis letzter Pfeil
Tianlongs Totenfeier
Die zwei Auswanderungszüge
König Yange Löscht Shenguangs Vermächtnis aus
Luzifers Inkarnation im chinesischen Altertum
Meine Begegnung mit der Anthroposophie
Rudolf Steiners Sicht auf die Inkarnation Luzifers
Karmaforschung und Luzifer-Forschung
Zeuge der Inkarnation Luzifers sein
Han Jiang und Xiangyang in Hubei
Luzifer war in einer Frau inkarniert
Offene Fragen
Luzifers Ziel für die Welt
Abschließende Worte
Cover
Titelblatt
Urheberrechte
Hauptpersonen des Mythos, geistige Wesen und Orte
Luzifers Inkarnation im chinesischen Altertum
Cover
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
45
46
47
48
49
50
51
52
53
54
55
56
57
58
59
60
61
62
63
64
65
66
67
68
69
70
71
72
73
74
75
76
77
78
79
80
81
82
83
84
85
86
87
88
89
90
91
92
93
94
95
96
97
98
99
100
101
102
103
104
105
106
107
108
109
110
111
112
113
114
115
116
117
118
119
120
Nach Innen geht der geheimnisvolle Weg. In uns, oder nirgends ist die Ewigkeit mit ihren Welten, die Vergangenheit und Zukunft.
Novalis
Der Mensch muss bei dem Glauben verharren, dass das Unbegreifliche begreiflich sei; er würde sonst nicht forschen.
Goethe
OMensch, besiege dich,
O Mensch, erlöse mich.
Du hast mich überwunden
in deinen Seelenhöhen;
Ich bleibe dir verbunden
in deinen Wesenstiefen.
Du wirst mich immer finden
auf deinen Lebenswegen,
willst du dich unterwinden,
dich ganz vor mir zu schützen.
O Mensch, besiege dich,
o Mensch, erlöse mich.
Erste Replik der Rollenfigur Lucifer in Rudolf Steiners
Mysteriendrama Die Prüfung der Seele.
Hauptpersonen des Mythos, geistige Wesen und Orte
Shensheng – den Name bedeutet göttlicher Weiser; der Anführer der Reisegruppe, die Tausende von Jahren vor den Ereignissen des Mythos das Reich der Mitte auf ihrem Weg nach Indien durchquerte
Nengli – bedeutet mächtig oder standhaft; König in Jiagüwen
Huanle – bedeutet glücklich und froh sein; Königin in Jiagüwen
Tianlong – bedeutet himmlischer Drache; ihre Tochter, Prinzessin in Jiagüwen
Shengshi – bedeutet ehrlich; Architekt und Baumeister in Jiagüwen
Shengli – bedeutet Sieg; seine Tochter, Tianlongs beste Freundin und spätere Priesterin in Jiagüwen
Gesheng – bedeutet singende Hand; erster Hohepriester in Jiagüwen
Jiyi – bedeutet Erinnerung; Halbbruder von Huanle, zweiter Hohepriester von Jiagüwen, Stellvertreter von Gesheng und später erster Berater von Shenguang
Tiejiang – bedeutet Schmied; führender Priester in Jiagüwen, später Hohepriester in Beibu
Anjing – bedeutet ruhig; erste Hohepriesterin in Jiagüwen
Jingbao – bedeutet wachsam; ehemaliger Hohepriester, später Anführer der Pfadfinder in Jiagüwen
Jingvei – bedeutet Ehrfurcht; Fengshui-Priesterin in Jiagüwen
Laiyuan – bedeutet sprudelnde Quelle; zweite Hohepriesterin in Jiagüwen
Danbao – bedeutet rotes Juwel; Wächter in Jiagüwen
Nuyong - bedeutet Magd; seine Tante, ältere Schwester von Jingvei
Yange – bedeutet der Harte; Oberhaupt einer Adelsfamilie in Beibu, später König und Alleinherrscher
Fenshao – bedeutet brennen; Fackelmacher in Jiagüwen
Dayufu – bedeutet großer Fisch; Fischer in Jiagüwen
Xiaoyufu – bedeutet kleiner Fisch; Fischer in Jiagüwen
Yanguang – bedeutet Sonnenstrahl; Sohn von Nuyong und Nachfolger von Jiyi als Hohepriester in Jiagüwen
Xiwangmu – eine Göttin, die den Trank der Unsterblichkeit besitzt
Qilin – bedeutet Glückstier; das chinesische Einhorn
Fuxi – chinesischer Schöpfergott
Nüwa – chinesische Schöpfergöttin, seine Gefährtin
Shenguang – bedeutet Gott des Lichts; das Äquivalent zu Luzifer in der christlichen Esoterik und Loki in der nordischen Mythologie. Als Mensch auch Tiantang und Yinsehe genannt
Yi – bedeutet der Gerechte; göttlicher Bogenschütze und menschlicher Helfer gegen Dämonen und verschiedene Gefahren
Fei Lian – ein Dämon
Long – bedeutet Drache; Regengott.
Shenhe – bedeutet Der göttliche Fluss oder Fluss der Götter; wird heute Han Jiang genannt
Beibu – bedeutet der nördliche Teil; die Siedlung nördlich des Flusses
Jiagüwen – bedeutet Orakel oder Mysterienort; die Siedlung südwestlich des Flusses
Shengshan – bedeutet heiliger Berg; der heilige Hügel in Jiagüwen
Ma Zhuizong – bedeutet Reitbahn; eine große Ebene nördlich des Jiagüwen, wo die letzte Schlacht stattfinden sollte
Karte
Diese Karte des heutigen Verlaufs des Han-Flusses zeigt die ungefähre Lage der Orte und der geografischen Merkmale in meinem Mythos. Die gegenwärtige Hauptschleife des Flusses war damals allerdings eine Auenlandschaft. Die Symbole für Yin und Yang zeigen die annähernde Lage der beiden Tempelstätten an. Die weißen Flächen auf der Karte stellen die heutige Metropole Xiangyang in der Region Hunan in China dar.
Ein Gott lebte einst unter Menschen
Ein Mythos
Es war einmal in fernen Zeiten, als der Dunst in der Sonne wie ein wehmütiges Traumland emporstieg und wogte so duftend Blau über dem Rand des Horizonts. Mythen über göttliche Heldinnen und Helden waren von Zeitenwende zu Zeitenwende weitergereicht worden, solange sich die Menschen erinnern konnten. Da geschah etwas ganz Außergewöhnliches irgendwo fern gegen Osten. Die himmlischen und irdischen Ereignisse, die sich den Weg ebneten und abspielten in diesem friedlichen Land, das seither Reich der Mitte genannt wird, veränderten die Sitten und Gebräuche der Menschen auf der ganzen Welt und beeinflussten danach die Feinheiten der gesamten Natur.
Reich der Mitte
Die Menschen in diesem fernöstlichen Lande der Genügsamkeit gestalteten ihr Leben und Dasein in Bezug auf einen großen Fluss. Er schlängelte sich durch die hügelige Landschaft mit bewaldeten Anhöhen und Bergen im Süden und Westen und großen Wäldern im Norden und Osten. In den Strudeln des Flusses spielten Fische und Flussdelfine, und sie erinnerten die Menschen daran, zwischen Gesang und Schweigen zu wechseln, so wie die Sonne tagsüber singt und der Mond des nachts schweigsam ist. Der Fluss entsprang in einem anderen Land weit im Nordwesten, wo wilde Pferde auf Steppen und in taufrischen grünen Tälern grasten, einem Land, das den Menschen unbekannt war an dem Ort, an dem unser Mythos beginnt. Er handelt vom Gott des Morgensterns, der sowohl Licht und Verständnis bringt, als auch Verwirrung in die Seelen der Menschen streut.
Antiken Mythen zufolge hat der Fluss seinen Ursprung in einer Bergregion, in der Göttinnen und Götter lebten. Demgemäß wurde er meist Göttlicher Fluss oder Fluss der Götter genannt. Im Volksmund hieß er Shenhe. Lange nach den Ereignissen unseres Mythos wurde der Fluss nach dem Volk, das sich auf beiden Seiten des Flusses niedergelassen hatten, in Han Jiang umbenannt, und dieser Name hat sich seither gehalten. Damals wie heute mündet ein größerer Zustrom aus dem Nordosten genau dort in den Fluss, wo er eine deutliche Biegung nach Süden macht.
Die Einwohner lebten in kleinen Weilern und Dörfern in der Nähe dieser beiden Flüsse und anderer kleinerer Gewässer. Auf beiden Seiten des großen Flusses gab es jedoch zwei größere Siedlungen. Die nördliche Siedlung hieß Beibu, was so viel wie Der nördliche Teil bedeutet. Sie lag auf einer sandigen Erhebung unmittelbar oberhalb der Flussbiegung, während sich die südliche Siedlung auf einer Ebene unterhalb von Hügeln etwas flussabwärts erstreckte, wo ein Bach von Westen herabfloss.
Der Bach verlief mitten durch die Siedlung, so dass auf der Nordseite das Tempelgelände mit den Wohnungen für die Tempeldienerschaft lag, während auf der Südseite die restliche Bevölkerung mitsamt der herrschenden Familie lebte. Eine Holzbrücke verband die beiden Bezirke. Noch heute mündet der Bach an der gleichen Stelle in den Fluss. Die südliche Stadtgemeinschaft hieß Jiagüwen. In der Mundart der Einheimischen bedeutete es so viel wie Orakel oder Mysterienort, denn die Stadt war nach mysteriösen Ereignissen benannt, an die man sich von alters her erinnerte.
Tausende von Jahren zuvor war eine große Gruppe von Menschen aufgebrochen von einer Insel in einem See weit im Norden. Das Land nannten sie Gobi. Sie folgten den Flusslauf und unterbrachen ihre Reise im Winter, um mit Anbruch des Frühlings weiter bis nach Indien zu ziehen. Die Mythen erzählten, dass die Eingeweihten, die diese Reisegruppe anführten, immer noch die Sprache der Götter verstanden. Deshalb konnten sie tugendhafte und vertrauliche Worte sprechen sowohl zu Menschen als auch Tieren, Blumen und Bäumen, Flüssen und Bergen. Ein Lichtschimmer über der Landschaft und wogende Kraftströme, die aus dem Untergrund aufstiegen, waren um Jiagüwen herum geblieben. Sie erinnerten an die geistige Sprache des Altertums, die mit Magie und der Kraft der Natur erfüllt waren.
Einer dieser Eingeweihten nannte die einheimische Bevölkerung Shensheng, was göttlicher Weiser bedeutet. Er machte sich auf den Weg, um die Bewohner des Ortes zu unterrichten und sie mit den Gesetzen und Geheimnissen des Himmelreichs und der Schöpfung vertraut zu machen. Dies war der Ursprung der Mysterien und Einweihungen, die sich allmählich entwickelten und zum Merkmal wurden von Jiagüwen und Beibu, die ein Ableger der vorigen war. Die wichtigste Botschaft, die von Shensheng vermittelt wurde, lautete, eine gutmütige Haltung zu allen Lebewesen zu zeigen. So war die Gesellschaft und Kultur am Fluss Shenhe im Laufe der Jahrtausende vor allem geprägt von den Tugenden der Harmonie und Sicherheit.
Eine harmonische Kultur
Das soziale Leben in Jiagüwen, welche im Grunde die Hauptstadt jener Völker war, die in dieser Gegend lebten, wies eine Stimmung auf, die kein hektisches Leben oder Sorgen im Umgang der Menschen kannte. Die harmonischen Verhältnisse, die in Beibu und in den kleineren entfernteren Dörfern herrschten, waren völlig identisch mit denen in der Residenzstadt. Alle zeigten, dass sie sich zu Hause und wohlauf fühlten. Ein Geist des friedlichen Zusammenlebens prägte Alltag und Feiertag.
Die Menschen übten eine intensive und leidenschaftliche Tätigkeit aus, aber sie war keineswegs hektisch, denn in aller geleisteter Arbeit steckte ein gedämpfter Unternehmungsgeist. Die Menschen teilten sich die Aufgaben untereinander auf. Manche beförderten Rohstoffe wie Steine, Sand und Holz, andere sammelten und spalteten Brennholz für Feuerstellen zum Kochen. Einige brachten Gemüse und wieder andere trugen zuzubereitende Speisen herbei. Während Erwachsene und einige Jugendliche mit verschiedenen Handwerken wie Weben, Schreinern und Töpfern beschäftigt waren, arbeiteten andere auf dem Feld oder im Wald.
Kinder spielten überall, und einige ältere Menschen kümmerten sich um sie, während andere der Ältesten im Kreis beisammensaßen, um sich Legenden und Mythen zu erzählen. Jäger kamen heim mit erlegtem Wild aus den Bergen und Fischer mit Fängen aus dem Fluss. Haustiere wie Katzen und Hunde, Hühner, Schafe und Schweine trugen zur lebendigen Stimmung bei. Das gesellschaftliche Leben war von Freude und Gelassenheit erfüllt.
Das Volk hatte eine zentrale kulturelle Orientierung, die zwei Seiten aufwies, die geistige Seite in der nach innen gerichteten Tempelarbeit und die weltliche in der nach außen gerichteten Stadtgesellschaft. Im Inneren dienten die weiblichen und männlichen Priester am Orakelplatz, der von einem Mauerwerk aus Holzstämmen umgeben war. Die Königin, der König und die erwachsene Stadtbevölkerung kümmerten sich nach außen hin um die gemeinsamen Angelegenheiten, aber da fast alle kreuz und quer miteinander verwandt waren, gab es keine Untertanen.
Auch die Priester und Dienerschaft des Tempels waren mit den Königsfamilien verwandt, da es mehrere Adelsgeschlechter gab im ganzen Land. Deshalb fühlte sich niemand bessergestellt, denn alle lebten gleichermaßen in einer Art Großfamilie. Und so war es auch immer gewesen, solange Mythen, Sagen und Legenden von der Zeit der Kulturgründer erzählen konnten – den ursprünglichen „Müttern“ und „Vätern“, die lange vor den erwähnten Wanderern aus dem Nordwesten gekommen waren.
Das duale Prinzip der göttlichen Offenbarung in der Schöpfung ist typisch für frühzeitliche Gesellschaften, in denen religiöse und weltliche Macht und Tätigkeit zwar voneinander getrennt waren, aber dennoch zusammenwirkten. Oft wurde dies durch einen besonderen Amtsvertreter ausgedrückt – einerseits dem Häuptling oder der Königin und andererseits dem Medizinmann, der Heilerin, dem Schamanen oder der Priesterin. Je nach Herkunft und Tradition eines Volkes nahmen Frauen oder Männer oder beide Geschlechter eine herausragende Rolle ein, oder beide Geschlechter waren zwischen ihren unterschiedlichen Aufgaben gut ausbalanciert.
In Jiagüwen und Beibu drückten sie dieses himmlische Prinzip aus im Gleichgewicht zwischen den Qualitäten des Weiblichen und des Männlichen, Yin und Yang, die sich nicht bekämpfen, sondern einander ergänzen. Yin bedeutet weiblich, ruhig, weich, feucht, passiv, dunkel und schwarz. Yang bedeutet männlich, beweglich, hart, warm, aktiv, leicht und weiß.