Ein Gott lebte einst unter Menschen - Ein Mythos - Jostein Sæther - E-Book

Ein Gott lebte einst unter Menschen - Ein Mythos E-Book

Jostein Sæther

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Beschreibung

„Es war einmal in fernen Zeiten, als der Dunst in der Sonne wie ein wehmütiges Traumland emporstieg und wogte so duftend Blau über dem Rand des Horizonts. Mythen über göttliche Heldinnen und Helden waren von Zeitenwende zu Zeitenwende weitergereicht worden, solange sich die Menschen erinnern konnten. Da geschah etwas ganz Außergewöhnliches irgendwo fern gegen Osten. Die himmlischen und irdischen Ereignisse, die sich den Weg ebneten und abspielten in diesem friedlichen Land, das seither Reich der Mitte genannt wird, veränderten die Sitten und Gebräuche der Menschen auf der ganzen Welt und beeinflussten danach die Feinheiten der gesamten Natur.“ So beginnt Jostein Sæther seine Geschichte über vergangene Zeiten, die er einen Mythos nennt. In der klassischen Form des Mythos wird die Geschichte erzählt, als ein Gott kam und mehrere Jahre bei den Menschen blieb, der mit Verstand, Einfallsreichtum und Ausdauer die matriarchalische Gesellschaft in den Grundfesten veränderte. Im zweiten Teil des Buches erzählt Sæther von den Ursprüngen dieses neuen Mythos in meditativen Forschungen, die er und Kollegen über mehrere Jahre hinweg in Bezug auf das Thema der Menschwerdung Luzifers im alten China betrieben haben, das auf Rudolf Steiners anthroposophische Sicht der Kulturentwicklung zurückgeht. Das erstaunlichste Motiv der Inkarnation Luzifers war laut dem Augenzeugenbericht des Autors, dass weder ein Mensch als Tyrann noch ein großer Zauberer in Erscheinung trat, noch handelte es sich um einen Mann, sondern um eine Frau.

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Seitenzahl: 130

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Jostein Sæther

Ein Gott lebte einst unter Menschen

Ein Mythos

Luzifers Inkarnation im chinesischen Altertum

Geist-Erinnerungen

Jostein Sæther ist geboren (1954) und aufgewachsen in Sunndal, Norwegen. Er studierte Waldorfpädagogik, bildende Kunst und Kunsttheorie und war 1979 Mitbegründer einer Künstlergemeinschaft in Järna, Schweden, die bis 1995 bestand. Seit 1998 lebt und wirkt er im Saarland und hat an der 2-jährigen Akademie für persönliche Meisterschaft und soziale Kunst von Roland van Vliet (1960 – 2016) teilgenommen.

Jostein hat 6 Bücher zu Anthroposophie, Reinkarnation und Karma, Meditation und Geschichte geschrieben. Im Verlag tredition, Hamburg, sind die folgenden Titel erschienen: Weisheit wahrnehmen. Individuation und Kulmination der Anthroposophie (2014). Christian Rosenkreutz und die islamische Welt. 400 Jahre Fama Fraternitatis (2015). Hauchdünn. 20 Essays über die Wand zwischen sinnlicher und übersinnlicher Welt (2016).

In den 1980er Jahren war er Schriftsteller und Mitglied des Redaktion der Zeitschrift Antropos, Stockholm. In Norwegen veröffentlichte er zehn Gedichte in der Gedichtanthologie Grenseløse forfattere (2016), Kulturforlaget BRAK, Kirkenær, und 2023 gewann er mit dem Gedicht Linne ord (Milde Worte) den jährlichen Poesiewettbewerb der Osloer Zeitschrift Sivilisasjonen.

Jostein Sæther

Ein Gott lebte einst unter Menschen

Ein Mythos

Luzifers Inkarnation im chinesischen Altertum

Geist-Erinnerungen

© 2025 Jostein Sæther

Covergrafik von: Die Nymphe des Luo-Flusses.

Ausschnitt aus einer Handrolle, Tusche und Farbe auf Seide,

27,1x572,8 cm, Palastmuseum, Peking. Eine Kopie des Originalgemäldes

von Gu Kaizhi aus der Südlichen Song-Dynastie

zwischen 960 und 1279.

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:

tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg,

Deutschland

Softcover: ISBN 978-3-384-60202-2

Hardcover: ISBN 978-3-384-60203-9

E-Book: ISBN 978-3-384-60204-6

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung „Impressumservice“, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland.

Kontaktadresse nach EU-Produktsicherheitsverordnung:

[email protected]

Inhalt

Cover

Halbe Titelseite

Titelblatt

Urheberrechte

Hauptpersonen des Mythos, geistige Wesen und Orte

Karte

Ein Gott lebte einst unter Menschen

Reich der Mitte

Eine harmonische Kultur

Weibliches und Männliches Prinzip – Yin und Yang

Eine kinderfreundliche Gesellschaft

Die Tempelgemeinschaft

Die Tempelstadt Jiagüwen

Tempelkultus

Geshengs prophetische Schau

Tianlong erkrankt

Shenguangs Abstieg

Wie Gesheng Tianlongs Geistseele trug

Die Initiation der Jugendlichen ins Erwachsenenalter

Das Unglück auf dem Fluss

Danbao zwischen Tiantang und Shengli

Tiantang offenbart sich als Shenguang

Wie Danbao in Ungnade fiel

Geshengs Leben auf dem heiligen Hügel

Das Pferd kommt nach Jiagüwen

Die Doppelmonarchie

Wie Shengli hinüberging

Jiyi begegnet den Bogenschützen Yi

König Nenglis Leben als Gelähmter

Wie Königin Huanle ihr Leben gestaltete

Yanges Antwort auf den neuen östlichen Tempel

Shenguangs kulturelle Neuordnung

Shenguangs Erfindungen

Yanges erster Angriff

Nenglis Tod und der Drachengott Long

Shenguangs Vorgehensweise bei der Verteidigung

Geshengs zweite prophetische Schau

Jiyis letzter Pfeil

Tianlongs Totenfeier

Die zwei Auswanderungszüge

König Yange Löscht Shenguangs Vermächtnis aus

Luzifers Inkarnation im chinesischen Altertum

Meine Begegnung mit der Anthroposophie

Rudolf Steiners Sicht auf die Inkarnation Luzifers

Karmaforschung und Luzifer-Forschung

Zeuge der Inkarnation Luzifers sein

Han Jiang und Xiangyang in Hubei

Luzifer war in einer Frau inkarniert

Offene Fragen

Luzifers Ziel für die Welt

Abschließende Worte

Ein Gott lebte einst unter Menschen - Ein Mythos

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Hauptpersonen des Mythos, geistige Wesen und Orte

Luzifers Inkarnation im chinesischen Altertum

Ein Gott lebte einst unter Menschen - Ein Mythos

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Nach Innen geht der geheimnisvolle Weg. In uns, oder nirgends ist die Ewigkeit mit ihren Welten, die Vergangenheit und Zukunft.

Novalis

Der Mensch muss bei dem Glauben verharren, dass das Unbegreifliche begreiflich sei; er würde sonst nicht forschen.

Goethe

OMensch, besiege dich,

O Mensch, erlöse mich.

Du hast mich überwunden

in deinen Seelenhöhen;

Ich bleibe dir verbunden

in deinen Wesenstiefen.

Du wirst mich immer finden

auf deinen Lebenswegen,

willst du dich unterwinden,

dich ganz vor mir zu schützen.

O Mensch, besiege dich,

o Mensch, erlöse mich.

Erste Replik der Rollenfigur Lucifer in Rudolf Steiners

Mysteriendrama Die Prüfung der Seele.

Hauptpersonen des Mythos, geistige Wesen und Orte

Shensheng – den Name bedeutet göttlicher Weiser; der Anführer der Reisegruppe, die Tausende von Jahren vor den Ereignissen des Mythos das Reich der Mitte auf ihrem Weg nach Indien durchquerte

Nengli – bedeutet mächtig oder standhaft; König in Jiagüwen

Huanle – bedeutet glücklich und froh sein; Königin in Jiagüwen

Tianlong – bedeutet himmlischer Drache; ihre Tochter, Prinzessin in Jiagüwen

Shengshi – bedeutet ehrlich; Architekt und Baumeister in Jiagüwen

Shengli – bedeutet Sieg; seine Tochter, Tianlongs beste Freundin und spätere Priesterin in Jiagüwen

Gesheng – bedeutet singende Hand; erster Hohepriester in Jiagüwen

Jiyi – bedeutet Erinnerung; Halbbruder von Huanle, zweiter Hohepriester von Jiagüwen, Stellvertreter von Gesheng und später erster Berater von Shenguang

Tiejiang – bedeutet Schmied; führender Priester in Jiagüwen, später Hohepriester in Beibu

Anjing – bedeutet ruhig; erste Hohepriesterin in Jiagüwen

Jingbao – bedeutet wachsam; ehemaliger Hohepriester, später Anführer der Pfadfinder in Jiagüwen

Jingvei – bedeutet Ehrfurcht; Fengshui-Priesterin in Jiagüwen

Laiyuan – bedeutet sprudelnde Quelle; zweite Hohepriesterin in Jiagüwen

Danbao – bedeutet rotes Juwel; Wächter in Jiagüwen

Nuyong - bedeutet Magd; seine Tante, ältere Schwester von Jingvei

Yange – bedeutet der Harte; Oberhaupt einer Adelsfamilie in Beibu, später König und Alleinherrscher

Fenshao – bedeutet brennen; Fackelmacher in Jiagüwen

Dayufu – bedeutet großer Fisch; Fischer in Jiagüwen

Xiaoyufu – bedeutet kleiner Fisch; Fischer in Jiagüwen

Yanguang – bedeutet Sonnenstrahl; Sohn von Nuyong und Nachfolger von Jiyi als Hohepriester in Jiagüwen

Xiwangmu – eine Göttin, die den Trank der Unsterblichkeit besitzt

Qilin – bedeutet Glückstier; das chinesische Einhorn

Fuxi – chinesischer Schöpfergott

Nüwa – chinesische Schöpfergöttin, seine Gefährtin

Shenguang – bedeutet Gott des Lichts; das Äquivalent zu Luzifer in der christlichen Esoterik und Loki in der nordischen Mythologie. Als Mensch auch Tiantang und Yinsehe genannt

Yi – bedeutet der Gerechte; göttlicher Bogenschütze und menschlicher Helfer gegen Dämonen und verschiedene Gefahren

Fei Lian – ein Dämon

Long – bedeutet Drache; Regengott.

Shenhe – bedeutet Der göttliche Fluss oder Fluss der Götter; wird heute Han Jiang genannt

Beibu – bedeutet der nördliche Teil; die Siedlung nördlich des Flusses

Jiagüwen – bedeutet Orakel oder Mysterienort; die Siedlung südwestlich des Flusses

Shengshan – bedeutet heiliger Berg; der heilige Hügel in Jiagüwen

Ma Zhuizong – bedeutet Reitbahn; eine große Ebene nördlich des Jiagüwen, wo die letzte Schlacht stattfinden sollte

Karte

Diese Karte des heutigen Verlaufs des Han-Flusses zeigt die ungefähre Lage der Orte und der geografischen Merkmale in meinem Mythos. Die gegenwärtige Hauptschleife des Flusses war damals allerdings eine Auenlandschaft. Die Symbole für Yin und Yang zeigen die annähernde Lage der beiden Tempelstätten an. Die weißen Flächen auf der Karte stellen die heutige Metropole Xiangyang in der Region Hunan in China dar.

Ein Gott lebte einst unter Menschen

Ein Mythos

Es war einmal in fernen Zeiten, als der Dunst in der Sonne wie ein wehmütiges Traumland emporstieg und wogte so duftend Blau über dem Rand des Horizonts. Mythen über göttliche Heldinnen und Helden waren von Zeitenwende zu Zeitenwende weitergereicht worden, solange sich die Menschen erinnern konnten. Da geschah etwas ganz Außergewöhnliches irgendwo fern gegen Osten. Die himmlischen und irdischen Ereignisse, die sich den Weg ebneten und abspielten in diesem friedlichen Land, das seither Reich der Mitte genannt wird, veränderten die Sitten und Gebräuche der Menschen auf der ganzen Welt und beeinflussten danach die Feinheiten der gesamten Natur.

Reich der Mitte

Die Menschen in diesem fernöstlichen Lande der Genügsamkeit gestalteten ihr Leben und Dasein in Bezug auf einen großen Fluss. Er schlängelte sich durch die hügelige Landschaft mit bewaldeten Anhöhen und Bergen im Süden und Westen und großen Wäldern im Norden und Osten. In den Strudeln des Flusses spielten Fische und Flussdelfine, und sie erinnerten die Menschen daran, zwischen Gesang und Schweigen zu wechseln, so wie die Sonne tagsüber singt und der Mond des nachts schweigsam ist. Der Fluss entsprang in einem anderen Land weit im Nordwesten, wo wilde Pferde auf Steppen und in taufrischen grünen Tälern grasten, einem Land, das den Menschen unbekannt war an dem Ort, an dem unser Mythos beginnt. Er handelt vom Gott des Morgensterns, der sowohl Licht und Verständnis bringt, als auch Verwirrung in die Seelen der Menschen streut.

Antiken Mythen zufolge hat der Fluss seinen Ursprung in einer Bergregion, in der Göttinnen und Götter lebten. Demgemäß wurde er meist Göttlicher Fluss oder Fluss der Götter genannt. Im Volksmund hieß er Shenhe. Lange nach den Ereignissen unseres Mythos wurde der Fluss nach dem Volk, das sich auf beiden Seiten des Flusses niedergelassen hatten, in Han Jiang umbenannt, und dieser Name hat sich seither gehalten. Damals wie heute mündet ein größerer Zustrom aus dem Nordosten genau dort in den Fluss, wo er eine deutliche Biegung nach Süden macht.

Die Einwohner lebten in kleinen Weilern und Dörfern in der Nähe dieser beiden Flüsse und anderer kleinerer Gewässer. Auf beiden Seiten des großen Flusses gab es jedoch zwei größere Siedlungen. Die nördliche Siedlung hieß Beibu, was so viel wie Der nördliche Teil bedeutet. Sie lag auf einer sandigen Erhebung unmittelbar oberhalb der Flussbiegung, während sich die südliche Siedlung auf einer Ebene unterhalb von Hügeln etwas flussabwärts erstreckte, wo ein Bach von Westen herabfloss.

Der Bach verlief mitten durch die Siedlung, so dass auf der Nordseite das Tempelgelände mit den Wohnungen für die Tempeldienerschaft lag, während auf der Südseite die restliche Bevölkerung mitsamt der herrschenden Familie lebte. Eine Holzbrücke verband die beiden Bezirke. Noch heute mündet der Bach an der gleichen Stelle in den Fluss. Die südliche Stadtgemeinschaft hieß Jiagüwen. In der Mundart der Einheimischen bedeutete es so viel wie Orakel oder Mysterienort, denn die Stadt war nach mysteriösen Ereignissen benannt, an die man sich von alters her erinnerte.

Tausende von Jahren zuvor war eine große Gruppe von Menschen aufgebrochen von einer Insel in einem See weit im Norden. Das Land nannten sie Gobi. Sie folgten den Flusslauf und unterbrachen ihre Reise im Winter, um mit Anbruch des Frühlings weiter bis nach Indien zu ziehen. Die Mythen erzählten, dass die Eingeweihten, die diese Reisegruppe anführten, immer noch die Sprache der Götter verstanden. Deshalb konnten sie tugendhafte und vertrauliche Worte sprechen sowohl zu Menschen als auch Tieren, Blumen und Bäumen, Flüssen und Bergen. Ein Lichtschimmer über der Landschaft und wogende Kraftströme, die aus dem Untergrund aufstiegen, waren um Jiagüwen herum geblieben. Sie erinnerten an die geistige Sprache des Altertums, die mit Magie und der Kraft der Natur erfüllt waren.

Einer dieser Eingeweihten nannte die einheimische Bevölkerung Shensheng, was göttlicher Weiser bedeutet. Er machte sich auf den Weg, um die Bewohner des Ortes zu unterrichten und sie mit den Gesetzen und Geheimnissen des Himmelreichs und der Schöpfung vertraut zu machen. Dies war der Ursprung der Mysterien und Einweihungen, die sich allmählich entwickelten und zum Merkmal wurden von Jiagüwen und Beibu, die ein Ableger der vorigen war. Die wichtigste Botschaft, die von Shensheng vermittelt wurde, lautete, eine gutmütige Haltung zu allen Lebewesen zu zeigen. So war die Gesellschaft und Kultur am Fluss Shenhe im Laufe der Jahrtausende vor allem geprägt von den Tugenden der Harmonie und Sicherheit.

Eine harmonische Kultur

Das soziale Leben in Jiagüwen, welche im Grunde die Hauptstadt jener Völker war, die in dieser Gegend lebten, wies eine Stimmung auf, die kein hektisches Leben oder Sorgen im Umgang der Menschen kannte. Die harmonischen Verhältnisse, die in Beibu und in den kleineren entfernteren Dörfern herrschten, waren völlig identisch mit denen in der Residenzstadt. Alle zeigten, dass sie sich zu Hause und wohlauf fühlten. Ein Geist des friedlichen Zusammenlebens prägte Alltag und Feiertag.

Die Menschen übten eine intensive und leidenschaftliche Tätigkeit aus, aber sie war keineswegs hektisch, denn in aller geleisteter Arbeit steckte ein gedämpfter Unternehmungsgeist. Die Menschen teilten sich die Aufgaben untereinander auf. Manche beförderten Rohstoffe wie Steine, Sand und Holz, andere sammelten und spalteten Brennholz für Feuerstellen zum Kochen. Einige brachten Gemüse und wieder andere trugen zuzubereitende Speisen herbei. Während Erwachsene und einige Jugendliche mit verschiedenen Handwerken wie Weben, Schreinern und Töpfern beschäftigt waren, arbeiteten andere auf dem Feld oder im Wald.

Kinder spielten überall, und einige ältere Menschen kümmerten sich um sie, während andere der Ältesten im Kreis beisammensaßen, um sich Legenden und Mythen zu erzählen. Jäger kamen heim mit erlegtem Wild aus den Bergen und Fischer mit Fängen aus dem Fluss. Haustiere wie Katzen und Hunde, Hühner, Schafe und Schweine trugen zur lebendigen Stimmung bei. Das gesellschaftliche Leben war von Freude und Gelassenheit erfüllt.

Das Volk hatte eine zentrale kulturelle Orientierung, die zwei Seiten aufwies, die geistige Seite in der nach innen gerichteten Tempelarbeit und die weltliche in der nach außen gerichteten Stadtgesellschaft. Im Inneren dienten die weiblichen und männlichen Priester am Orakelplatz, der von einem Mauerwerk aus Holzstämmen umgeben war. Die Königin, der König und die erwachsene Stadtbevölkerung kümmerten sich nach außen hin um die gemeinsamen Angelegenheiten, aber da fast alle kreuz und quer miteinander verwandt waren, gab es keine Untertanen.

Auch die Priester und Dienerschaft des Tempels waren mit den Königsfamilien verwandt, da es mehrere Adelsgeschlechter gab im ganzen Land. Deshalb fühlte sich niemand bessergestellt, denn alle lebten gleichermaßen in einer Art Großfamilie. Und so war es auch immer gewesen, solange Mythen, Sagen und Legenden von der Zeit der Kulturgründer erzählen konnten – den ursprünglichen „Müttern“ und „Vätern“, die lange vor den erwähnten Wanderern aus dem Nordwesten gekommen waren.

Das duale Prinzip der göttlichen Offenbarung in der Schöpfung ist typisch für frühzeitliche Gesellschaften, in denen religiöse und weltliche Macht und Tätigkeit zwar voneinander getrennt waren, aber dennoch zusammenwirkten. Oft wurde dies durch einen besonderen Amtsvertreter ausgedrückt – einerseits dem Häuptling oder der Königin und andererseits dem Medizinmann, der Heilerin, dem Schamanen oder der Priesterin. Je nach Herkunft und Tradition eines Volkes nahmen Frauen oder Männer oder beide Geschlechter eine herausragende Rolle ein, oder beide Geschlechter waren zwischen ihren unterschiedlichen Aufgaben gut ausbalanciert.

In Jiagüwen und Beibu drückten sie dieses himmlische Prinzip aus im Gleichgewicht zwischen den Qualitäten des Weiblichen und des Männlichen, Yin und Yang, die sich nicht bekämpfen, sondern einander ergänzen. Yin bedeutet weiblich, ruhig, weich, feucht, passiv, dunkel und schwarz. Yang bedeutet männlich, beweglich, hart, warm, aktiv, leicht und weiß.