Ein gräfliches  Komplott - Jutta von Kampen - E-Book

Ein gräfliches Komplott E-Book

Jutta von Kampen

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Beschreibung

In der völlig neuen Romanreihe "Fürstenkinder" kommt wirklich jeder auf seine Kosten, sowohl die Leserin der Adelsgeschichten als auch jene, die eigentlich die herzerwärmenden Mami-Storys bevorzugt. Ihre Lebensschicksale gehen zu Herzen, ihre erstaunliche Jugend, ihre erste Liebe – ein Leben in Reichtum, in Saus und Braus, aber oft auch in großer, verletzender Einsamkeit. Große Gefühle, zauberhafte Prinzessinnen, edle Prinzen begeistern die Leserinnen dieser einzigartigen Romane und ziehen sie in ihren Bann. Familientreffen auf Schloß Königshof. »Hast du eine Ahnung, um was es geht?« fragte Erbgraf Harald seine Schwester Celia. Die zog eine Grimasse. »Keinen Schimmer! Aber ich denke, es handelt sich um etwas Unangenehmes, Mama ist so tragisch!« »Ach Gott«, seufzte Gudrun, Haralds Frau seit zwei Jahren. »Wahrscheinlich sind sie bekümmert, weil ich noch immer nicht schwanger bin!« Sie war eine sehr hübsche junge Frau von acht-undzwanzig, mit sanften goldbraunen Rehaugen und weich auf die Schultern fallendem goldbraunem Haar. Und solange Celia Königshof nicht in der Nähe war, fand man sie auffallend attraktiv. Allerdings verblaßte nicht nur Gudrun, es verblaßten die meisten jungen Damen, wenn die Celia einen Raum betrat. Das lag nicht nur an ihrer Schönheit – sie war groß, langgliedrig, mit Traumbeinen und wunderschönen Händen, hatte ein klassisch geschnittenes Gesicht und langes, glattes, seidiges, rotgoldenes Haar, das sie bei feierlichen Angelegenheiten in einen Knoten aufgesteckt trug, an Tagen wie heute offen oder im Nacken zusammengebunden. Ihre Nase war schmal und etwas zu lang, ihre Lippen weich, voll und von natürlichem Rot, ihre Zähne prachtvoll gesund. Das Aufregendste aber waren ihre hellgrünen Augen, die hochmütig und kalt wie Eis aussehen konnten, dunkel und böse wie die Lichter einer Wildkatze und geheimnisvoll mit goldenen Funken wie ein Waldsee. Ja, sie sah hinreißend aus! Und doch war es ihr Temperament, ihre Heiterkeit, ihr liebenswürdiger Charme, der alle neben ihr verblassen ließ. »Sei nicht albern. Es muß doch nicht an dir liegen! Vielleicht ist mein Brüderlein schuld!«

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Fürstenkinder – 93 –

Ein gräfliches Komplott

Unveröffentlichter Roman

Jutta von Kampen

Familientreffen auf Schloß Königshof.

»Hast du eine Ahnung, um was es geht?« fragte Erbgraf Harald seine Schwester Celia.

Die zog eine Grimasse.

»Keinen Schimmer! Aber ich denke, es handelt sich um etwas Unangenehmes, Mama ist so tragisch!«

»Ach Gott«, seufzte Gudrun, Haralds Frau seit zwei Jahren. »Wahrscheinlich sind sie bekümmert, weil ich noch immer nicht schwanger bin!« Sie war eine sehr hübsche junge Frau von acht-undzwanzig, mit sanften goldbraunen Rehaugen und weich auf die Schultern fallendem goldbraunem Haar.

Und solange Celia Königshof nicht in der Nähe war, fand man sie auffallend attraktiv. Allerdings verblaßte nicht nur Gudrun, es verblaßten die meisten jungen Damen, wenn die Celia einen Raum betrat.

Das lag nicht nur an ihrer Schönheit – sie war groß, langgliedrig, mit Traumbeinen und wunderschönen Händen, hatte ein klassisch geschnittenes Gesicht und langes, glattes, seidiges, rotgoldenes Haar, das sie bei feierlichen Angelegenheiten in einen Knoten aufgesteckt trug, an Tagen wie heute offen oder im Nacken zusammengebunden. Ihre Nase war schmal und etwas zu lang, ihre Lippen weich, voll und von natürlichem Rot, ihre Zähne prachtvoll gesund. Das Aufregendste aber waren ihre hellgrünen Augen, die hochmütig und kalt wie Eis aussehen konnten, dunkel und böse wie die Lichter einer Wildkatze und geheimnisvoll mit goldenen Funken wie ein Waldsee.

Ja, sie sah hinreißend aus! Und doch war es ihr Temperament, ihre Heiterkeit, ihr liebenswürdiger Charme, der alle neben ihr verblassen ließ.

Jetzt legte sie mit einem herzlichen Lächeln ihren Arm um die hübsche, sanfte Schwägerin und meinte tröstend:

»Sei nicht albern. Es muß doch nicht an dir liegen! Vielleicht ist mein Brüderlein schuld!«

»Niemals!« erwiderte Gudrun rasch und errötete prompt, und Harald sah Celia ärgerlich an.

»Du wirst dich noch einmal selbst an deiner Zunge schneiden! Wir sind schließlich erst zwei Jahre verheiratet und nicht zwanzig!«

»Und auch da kommt es vor«, sagte Gudrun und hängte sich bei ihrem gutaussehenden, hochgewachsenen Ehemann ein, und ihr verliebter Blick machte deutlich klar, daß es ihr bei ihm an nichts fehlte.

»Seid nicht humorlos«, sagte Celia lachend. »Es genügt doch, daß Mama und Papa mit so einer Trauermiene herumhängen.« Dann kam ihr ein Gedanke. »Haltet ihr für möglich, daß wir pleite sind?«

»Davon müßte ich doch auch was wissen«, erinnerte Harald sie daran, daß er seit seiner Heirat die land- und forstwirtschaftlichen Betriebe leitete und sein Vater nur mehr die Industriebeteiligungen verwaltete.

»Um Himmels willen! Es wird doch nicht jemand von den beiden ernstlich krank sein?!« Gudrun sah erschrocken und besorgt erst ihren Mann und dann Celia ein.

Harald schluckte gleichfalls vor Schreck. Doch dann erinnerte er sich, daß sein Vater sich erst kürzlich hatte durchchecken lassen – wie jedes Jahr, und daß alles in bester Ordnung wäre.

»Und Mama?«

»Mama stammt aus einer zähen Familie! Die wird mindestens hundert! Und außerdem hat sie mich wieder mit Fragen gelöchert, wer mein bevorzugter Verehrer sei, und ob ich nicht endlich…!« Celia verdrehte lachend die Augen und blies die Backen auf. Nein, Mama war einfach nie krank. »Im Übrigen werden wir es ja gleich erfahren. Wann sagten sie?«

»Um vier Uhr in der Bibliothek«, gab Harald ernst zur Antwort. Es war so ungewohnt offiziell, daß man wirklich nur etwas Unangenehmes erwarten konnte.

»Und wer ist nun dein bevorzugter Verehrer?« erkundigte Gudrun sich neugierig, nachdem Harald nach einem Blick auf seine Cartier-Uhr festgestellt hatte, daß es an der Zeit war, sich auf den Weg durch die langen Gänge und Hallen des riesigen Schlosses zur Bibliothek aufzumachen.

Celia zuckte gleichmütig die Schultern.

»Ich weiß ja, daß ich schon vierundzwanzig bin und daß Mama damals schon mit Harald schwanger war – aber es gibt eben niemanden, der mir wirklich gefällt, in den ich ernstlich verliebt bin.«

»Man hat mir von Wenzel Radowicz erzählt«, gestand Gudrun, und Harald schüttelte amüsiert den Kopf: Nichts Schöneres gab es für das weibliche Geschlecht als Liebesgeschichten und womöglich eine Heirat stiften.

»Er ist sehr nett und lustig«, erwiderte Celia auf die Frage nach dem polnischen Grafen. »Und ich mag ihn auch. Aber eben nicht lieber als andere. Ich reite nur gerne mit ihm, weil er ein ausgezeichneter Reiter ist.«

»Das zumindest würde passen«, fand Gudrun, denn auch Celia war eine großartige Reiterin, und man konnte sie sich keinesfalls als Ehefrau eines Mannes vorstellen, der mit Pferden nichts im Sinn hatte.

Inzwischen standen sie vor der zweiflügeligen geschnitzten Eichentür der Bibliothek. Vom Schloßturm schlug es vier Uhr. Harald sah die beiden an. Garantiert warteten die Eltern bereits! Er hatte das dumpfe Gefühl, daß er Mut brauchte, um den Raum zu betreten.

»Nun mach schon!« flüsterte Celia ungeduldig.

Er grinste etwas schief und öffnete die Tür.

Wie erwartet saßen Graf Eberhard und Gräfin Editha bereits in den hohen steifen Lehnsesseln, die mit kostbaren Gobelinstoffen bezogen waren, an dem riesigen Schreibtisch und sahen ihnen mit ernsten Gesichtern entgegen.

Es war wirklich nicht aufmunternd, mußte sogar Celia zugeben, und Gudrun wurde ganz blaß.

Vor dem Schreibtisch standen drei ebenso steife und kostbare Stühle, und der Graf wies sie mit einer Handbewegung an, sich dort hinzusetzen. Er war ein hagerer, großer Herr von ungefähr Sechzig, mit schmalem blassem Gesicht, dichtem weißem, ehemals dunklem Haar und einem ebensolchen Spitzbart. Seine hellen, grauen Augen blickten durchdringend. Er sah fast erschreckend vornehm aus.

Gräfin Editha war in ihrer Jugend eine gefeierte Schönheit gewesen, und ihre Eleganz war auch heute noch sprichwörtlich. Harald sah ihr sehr ähnlich, während man bei Celia nicht feststellen konnte, in welchen Zweig der Familie sie schlug.

Nach einer endlosen Zeitspanne – zumindest kam sie den jungen Leuten so vor, und sie wurden immer nervöser – räusperte sich der Graf und begann:

»Wir hätten schon längst mit euch darüber sprechen sollen, und eigentlich ist es unverzeihlich, besonders Harald gegen-über, daß wir es nicht taten. Aber – wir waren schlicht – zu feige!«

Ein flüchtiges Lächeln huschte über sein stolzes Gesicht.

Gräfin Editha seufzte. Auch das war erschreckend, denn es gab kaum etwas, das sie für gewöhnlich seufzen ließ.

»Als erstes«, fuhr der Graf fort, »muß ich darauf hinweisen, daß über alles, was wir heute hier besprechen, kein Wort an die Öffentlichkeit dringen darf. Auch deinem Mann gegenüber mußt du schweigen, Celia, wenn du einmal heiratest. Hast du verstanden?«

»Selbstverständlich, Papa!«

»Gib mir deine Hand darauf!« Er streckte ihr über den Tisch hinweg seine schlanke, blaugeäderte Hand entgegen und erhob sich.

Es konnte einem wirklich Angst werden, bei so viel Feierlichkeit! Auch Celia stand auf. Er sah ihr fest in die Augen, und sie erwiderte genauso fest den Blick.

»Gudrun!« wendete er sich nun an seine Schwiegertochter. Die schaute erschreckt zu Harald hin.

»Es könnte sein, daß du Harald verläßt oder, falls ihm etwas zustößt, nochmals heiratest!«

»Niemals, niemals!« rief die junge Gräfin und brach in Tränen aus.

»Papa!« bat Harald nun wirklich erschrocken.

Doch sein Vater bestand darauf, daß auch Gudrun ihm in die Hand versprach, über alles, was sie heute hier hörte, zu schweigen.

Nachdem sich alle wieder gesetzt hatten, sprach Graf Eberhard weiter.

»Durch ein Versäumnis von mir und deiner Mutter, Harald, wurde eine Operation übersehen, die man unbedingt in der frühen Kindheit durchführen muß. Das heißt: du kannst keine eigenen Kinder haben.«

»Oh!« Gudrun preßte erschrocken ihre Hände an den Mund und starrte Harald angstvoll an.

Der war jetzt schneeweiß geworden.

»Ich kann dir nicht sagen, lieber Junge, wie sehr dieses Verschulden deine Mutter und mich quält. Aber es ist nun einmal passiert, und man kann es nicht mehr ändern.«

»Hat denn kein Arzt –«, rief Celia empört.

»Leider nein, aber es ist ja auch müßig, jetzt noch darüber zu reden!« Er holte tief Atem, und alle merkten, daß dies keineswegs alles an schlechten Nachrichten war. »In Familien wie der unseren gibt es oft Erbverträge, in denen festgelegt wird, an wen der Besitz geht, wenn der Familienchef keine männlichen Nachkommen hat. Da Harald der Letzte des Namens ist, würde unser ganzes, weiß Gott sehr beträchtliches, Vermögen an den Staat fallen!«

»Waaas!« schrie Celia und sprang auf. »Das kann doch nicht dein Ernst sein, Papa? An den Staat?!«

»Richtig. An die Bundesrepublik.«

Harald saß wie erstarrt auf seinem Platz, Gudrun sah ihn verzweifelt und zärtlich an und versuchte seine eiskalten Hände zu streicheln, und Celia – Celia brach in leicht hysterisches Gelächter aus.

»Das darf doch nicht wahr sein! Das ist doch einfach – zu blöd!«

»Celia! Höre auf zu lachen!« ermahnte ihre Mutter sie gereizt, und Celia bemühte sich, den Lachkrampf abzustellen, was ihr nach einiger Zeit auch wirklich gelang.

»Der Vertrag stammt aus dem Jahre 1436, und natürlich dachte man damals, daß der Besitz, ein kaiserliches Lehen, an den Kaiser oder an den Landesherren zurückfallen würde. Bestimmt dachte niemand an unseren Bundespräsidenten oder Kanzler oder Ministerpräsidenten«, sagte der Graf bitter. »Aber das alles ändert nichts. Der Erbvertrag ist nicht umzustoßen – ich habe mich erkundigt. Das Einzige, was diese absurde Verordnung vermeiden ließe, wäre, daß unsere liebe Gudrun – ein Kind bekommt.«

»Aber –«, hob sie an und hielt Haralds Hände noch fester. Und dann verstummte sie.

»Es dürfte natürlich niemand erfahren!« sagte Graf Eberhard ernst.

Gudrun sah von einem zum anderen, zuletzt fiel sie Harald um den Hals.

»Nein, das könnte ich nicht! Ich liebe ihn doch! Das – das kann ich einfach nicht!«

»Wir dachten, gerade weil du Harald aufrichtig liebst, an eine künstliche Befruchtung«, sagte Gräfin Editha nun vorsichtig. Doch Gudrun weinte nur noch ärger, klammerte sich noch fester an Harald und schüttelte heftig den Kopf.

»Und wenn ich ein Kind bekomme?« sagte Celia nun mit entschlossener Stimme.

Schlagartig verstummte Gudruns Protest, und alle Blicke wandten sich ihr zu.

»Ich – für Gudrun und Harald. Ich würde dafür sorgen, daß der Vater es nicht weiß –«

»Celia!« rief ihre Mutter entsetzt.

»Aber Mama, laß es uns doch mal durchspielen!« erwiderte sie nüchtern. »Sobald ich schwanger bin, verschwinden Gudrun und ich irgendwohin, wo uns niemand kennt, und Gudrun kommt dann mit einem Baby zurück.«

»Und – was wird aus dir?« fragte ihre Mutter mit zitternder Stimme.

»Es erfährt doch niemand, was wir heute hier beschließen!« erinnerte Celia sie. »Und ich werde dann immer eine besonders liebevolle Tante sein. Taufpatin, darauf bestehe ich!« versuchte sie, ihren Vorschlag ins Lächerliche zu ziehen.

»Aber wenn du heiraten willst…«, klagte ihre Mutter wieder.

»Aber liebste Mama, wer geht denn heute schon noch als Jungfrau in die Ehe?« spöttelte Celia. Dann sah sie ihren Bruder an. »Wäret ihr denn damit einverstanden?«

»Der Besitz wäre gerettet –«, erwiderte Harald mit tonloser Stimme.

Und Gudrun wendete sich ihr zu, ergriff ihre Hände und versicherte aufgeregt:

»Wir würden es so lieb haben, als wäre es unser eigenes! Wirklich! Schon wegen dir, Celia!«

»Aber – es muß ein Junge sein!« warf nun der Graf ein, der bisher stumm zugehört hatte.

»Dafür kann ich natürlich nicht garantieren«, erwiderte Celia verärgert.

»Wir werden auch ein Mädchen liebhaben!« versicherte Gudrun.

»Ob ich allerdings noch ein zweites Mal bereit bin…«, beugte Celia vor.

»Vielleicht ließe sich in Anbetracht der doch sehr veränderten Zeiten erreichen, daß das Erbe auch auf ein Mädchen übergehen kann«, überlegte Graf Eberhard laut.

»Das sollte man vorher klären!« Es war das erste, was Harald sagte. »Ich möchte nicht, daß Celia sich zu diesem Opfer bereit erklärt, und dann ist es womöglich umsonst…«

»Es ist kein Opfer!« behauptete die nun. »Ich brauche mir nur vorzustellen, wer das alles bekommt, alle die schönen Dinge, an denen doch unser Herz hängt – nein –«

»Trotzdem!« Harald stand auf, und auch Gudrun erhob sich. »Nein, Liebes! Bitte! Ich möchte für einen Moment alleine sein. Du verstehst…« Sie nickte tränenschwer. »Entschuldigt!« sagte er zu seinen Eltern und verneigte sich kurz, dann umarmte er Celia. »Überlege es dir gut, Schwesterlein! Ich verstehe, wenn du in ein paar Tagen anders darüber denkst!« Dann verließ er hastig die Bibliothek.

»Der arme Junge!« schluchzte Gräfin Editha auf. »Nie werde ich aufhören, mir Vorwürfe zu machen!«

»Vielleicht wird das Kind etwas besonders Tolles«, sagte Celia, die sich mit dem Gedanken anfreundete.

»Das kommt nicht zuletzt auf dich und deine Wahl an!« sagte ihr Vater ernst.

»Natürlich«, erwiderte sie, nun gleichfalls ernst. »Doch die Wahl überlaßt bitte mir!« Und damit verließ auch sie die Bibliothek.

*

Celia bemerkte, daß sie ihre Verehrer inzwischen mit ganz anderen Augen betrachtete. Plötzlich waren ihr andere Dinge wichtig, als daß er gut tanzte, lustig war und Zeit hatte, wenn sie es sich gerade wünschte.

Hatten die jungen Herren auch einen guten Charakter? Waren sie intelligent, tüchtig, besonnen? Gab es in ihrer Familie vererbliche Krankheiten?

Natürlich war es auch von Bedeutung, daß sie gut aussahen: schließlich konnte das Baby ja ein Mädchen werden, und was dann, wenn es mit einer Nase wie ein Geier herumlief?!

Aber auch bei denen, die in die engere Auswahl kamen, konnte sich Celia nicht entscheiden.

Es nervte sie, daß ihre Familie nicht nur ihre Verehrer, sondern auch sie vorsichtig beobachtete. Sie wußten, daß sie gereizt reagierte, wenn sie auch nur andeutungsweise nachfragten. Trotzdem versuchten sie es immer wieder.

Natürlich vor allem ihre Mutter!