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Nun gibt es eine exklusive Sonderausgabe – Fürstenkrone Classic In der völlig neuen Romanreihe "Fürstenkrone" kommt wirklich jeder auf seine Kosten, sowohl die Leserin der Adelsgeschichten als auch jene, die eigentlich die herzerwärmenden Mami-Storys bevorzugt. Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit. »So, ich geh' jetzt, Mutter!« rief Sabrina Baronesse Ellhaus ihrer Mutter zu, die dabei war, in dem zur Burg gehörenden Garten die Rosen zu beschneiden. Die Baronin richtete sich auf. »Ich begreife nicht, warum du unbedingt selbst zum Bahnhof fahren mußt, um diesen Herrn Dingsda abzuholen. Er könnte sich doch ein Taxi nehmen.« Mit einer fahrigen Bewegung strich sie sich eine Strähne ihres bereits etwas angegrauten Haares aus der Stirn. »Herr Schaal kommt nicht nur als Architekt nach Ellhaus, sondern auch als Gast«, erwiderte die Baronesse. »In meinen Augen ist Herr Schaal kein Gast, jedenfalls nicht im wörtlichen Sinn«, widersprach ihre Mutter. »Du hast ihn engagiert, damit er sich um die Renovierung unserer Burg kümmert. Du bezahlst ihn also!« »Ich möchte mich nicht mit dir streiten, Mutter!« Baronesse Sabrina unterdrückte ein Lächeln. Sie war überzeugt, daß ihre Mutter ganz anders über Ralf Schaal denken würde, wenn es sich bei ihm um einen Herrn von Schaal gehandelt hätte. »Und warum kommt er mit der Bahn und nicht mit dem Wagen, wie jeder halbwegs vernünftige Mensch?« fuhr die Baronin fort. »Ich sage dir, mit diesem Mann stimmt etwas nicht. Mir wäre es lieber gewesen, du hättest dich an den Architekten Burger aus Bacharach gewandt.« »Architekt Burger geht auf die siebzig zu und arbeitet seit drei Jahren nicht mehr«
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Seitenzahl: 128
Veröffentlichungsjahr: 2021
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»So, ich geh’ jetzt, Mutter!« rief Sabrina Baronesse Ellhaus ihrer Mutter zu, die dabei war, in dem zur Burg gehörenden Garten die Rosen zu beschneiden.
Die Baronin richtete sich auf. »Ich begreife nicht, warum du unbedingt selbst zum Bahnhof fahren mußt, um diesen Herrn Dingsda abzuholen. Er könnte sich doch ein Taxi nehmen.« Mit einer fahrigen Bewegung strich sie sich eine Strähne ihres bereits etwas angegrauten Haares aus der Stirn.
»Herr Schaal kommt nicht nur als Architekt nach Ellhaus, sondern auch als Gast«, erwiderte die Baronesse.
»In meinen Augen ist Herr Schaal kein Gast, jedenfalls nicht im wörtlichen Sinn«, widersprach ihre Mutter. »Du hast ihn engagiert, damit er sich um die Renovierung unserer Burg kümmert. Du bezahlst ihn also!«
»Ich möchte mich nicht mit dir streiten, Mutter!« Baronesse Sabrina unterdrückte ein Lächeln. Sie war überzeugt, daß ihre Mutter ganz anders über Ralf Schaal denken würde, wenn es sich bei ihm um einen Herrn von Schaal gehandelt hätte.
»Und warum kommt er mit der Bahn und nicht mit dem Wagen, wie jeder halbwegs vernünftige Mensch?« fuhr die Baronin fort. »Ich sage dir, mit diesem Mann stimmt etwas nicht. Mir wäre es lieber gewesen, du hättest dich an den Architekten Burger aus Bacharach gewandt.«
»Architekt Burger geht auf die siebzig zu und arbeitet seit drei Jahren nicht mehr«, erwiderte Sabrina. »Und was sollte mit Herrn Schaal nicht stimmen? Du weißt, warum er mit der Bahn kommt!« Sie gab sich Mühe, nicht ungeduldig zu werden. »Er rief mich gestern nachmittag an und sagte mir, daß sein Wagen in Reparatur sei und er deshalb die Bahn nehmen würde.« Die Baronesse blickte auf ihre Armbanduhr. »Aber ich muß jetzt gehen, Mutter!«
»Dann will ich dich nicht länger aufhalten. Wenn du meinst, daß du Herrn Schaal vom Zug abholen mußt, dann tu es nur!«
Die Baronin ließ ihren Blick über Sabrina gleiten.
»Hübsch siehst du aus«, meinte sie zufrieden.
»Danke, Mutter!« Sabrina winkte ihrer Mutter zu und verließ durch eine kleine Pforte den Garten. Im Gehen faßte sie ihre halblangen blonden Locken mit einer Spange im Nacken zusammen. Sie mochte es nicht, wenn ihr beim Fahren die Haare ins Gesicht wehten.
Minuten später war Baronesse Sabrina auf dem Weg nach Bacharach. In vielen Serpentinen zog sich die schmale Straße den Burgberg hinunter. Zweimal überholte sie ein mit Baumstämmen beladenes Fahrzeug. Der Wald um Burg Ellhaus herum gehörte ihrer Familie.
Endlich hatte Sabrina den Fuß des Berges erreicht. Sie bog nach links ab und fuhr jetzt am Ufer des Rheins entlang. Nach zehn Kilometern sah sie rechts auf einer Anhöhe die Burg Stahleck aufragen, in der eine Jugendherberge untergebracht war. Bald darauf passierte sie die ersten Häuser des mittelalterlichen Städtchens Bacharach.
Baronesse Sabrina erreichte gerade den Bahnhof, als der Zug aus Darmstadt eindonnerte. Eilig schlug sie die Wagentür zu, löste im Gehen die Spange aus ihren Haaren und stieg die Treppe zum Bahnsteig hinauf.
Die Zugtüren öffneten sich, und ein ganzer Strom von Passagieren ergoß sich auf den Bahnsteig. Sabrina hielt nach einem achtundzwanzig Jahre alten Mann mit dunklen Augen und schwarzen Haaren Ausschau. Gestern am Telefon hatte ihr Ralf Schaal eine kurze Beschreibung von sich gegeben, damit sie ihn erkennen konnte.
Da, er mußte es sein! Er stand etwas verloren zwischen den anderen Passagieren. Wie er am Telefon gesagt hatte, trug er helle Hosen und ein dazu passendes Sakko. In der linken Hand hielt er einen schmalen Diplomatenkoffer, ein zweiter Koffer stand neben ihm.
Baronesse Sabrina drängte sich an den anderen Passagieren vorbei. Kurz vor dem Fremden blieb sie stehen. »Herr Schaal?« fragte sie.
»Baronesse Ellhaus?« Ralf Schaal lächelte erleichtert. »Ich hatte Ihnen gestern am Telefon zwar gesagt, wie ich aussehe, aber vergessen zu fragen, woran ich Sie erkennen kann«, meinte er.
»Die Hauptsache, wir haben uns gefunden«, erwiderte Sabrina und reichte ihm die Hand. »Willkommen in Bacharach, Herr Schaal!«
»Danke, Baronesse Ellhaus!« Ralf Schaal drückte nur kurz die Hand des jungen Mädchens und ließ sie gleich wieder los. »Es tut mir leid, daß ich Ihnen so viele Umstände mache. Ich wäre natürlich lieber mit meinem Wagen gekommen.«
»Sie von der Bahn abzuholen, sind doch keine Umstände«, protestierte Sabrina freundlich. Ralf Schaal gefiel ihr auf Anhieb. Allerdings war ihr klar, daß der junge Architekt auf ihre Mutter einen weniger günstigen Eindruck machen würde, saloppe Kleidung war der Baronin ein Greuel.
»Trotzdem, danke!« Ralf Schaal griff nach seinem zweiten Koffer.
»Haben Sie noch weiteres Gepäck?« erkundigte sich Sabrina.
»Nein, in diesen beiden Koffern ist alles, was ich vorläufig brauche«, erwiderte der junge Mann. »Ich soll mir ja erst einmal Burg Ellhaus ansehen und einen Kostenvoranschlag erstellen, bevor wir weitersehen.«
»Hoffentlich ist die Burg überhaupt noch zu retten«, meinte die Baronesse, während sie zum Parkplatz gingen. »Sie müssen wissen, daß seit Jahren nichts mehr für ihre Instandhaltung getan wurde. Und auch jetzt wird wahrscheinlich nur das Allernotwendigste gemacht werden können.«
»Hoffen wir, daß es nicht ganz so schlimm um Burg Ellhaus bestellt ist, wie Sie glauben«, antwortete Ralf Schaal.
Baronesse Sabrina lachte. »Wer weiß, vielleicht stoßen Sie sogar bei Ihrer Arbeit auf einen verborgenen Schatz!« Ihre braunen Augen blitzten schalkhaft.
»Alles schon vorgekommen«, konterte Ralf. »Es wäre nicht der erste Schatz, der jahrhundertelang unter Erde und Steinen ruht, während rings um ihn herum alles zerfällt.«
Sabrina schloß den Wagen auf, und er legte seine Koffer auf den Rücksitz. Fünf Minuten darauf fuhren sie vom Parkplatz. Bewundernd schaute Ralf Schaal auf die wunderschönen Fachwerkhäuser rechts und links der Straße, dann wandte er seinen Blick zur unvollendeten Werner Kapelle hinauf, die die Häuser überragte.
»Zu Bacharach am Rheine wohnt eine Zauberin«, zitierte er versonnen. Sabrina warf ihm einen überraschten Blick zu. »Sie wundern sich sicher, woher ich dieses Gedicht kenne«, meinte er. »Ich gestehe, bis heute morgen war es mir völlig unbekannt, aber während der Bahnfahrt hatte ich genug Gelegenheit, etwas im Reiseführer zu blättern.«
»Reisen Sie immer mit Führer, wenn Sie auf dem Weg zu einem Auftrag sind?« fragte die Baronesse belustigt.
»Gewöhnlich ja«, erwiderte der junge Mann. »Mir macht es keinen Spaß, in irgendeiner Stadt zu sein und nichts von der Geschichte zu wissen. Ohne meinen Reiseführer wäre Bacharach für mich nichts weiter als eine schöne Stadt. Ich würde zwar die herrlichen Gebäude bewundern, aber sie blieben für mich ohne Leben.«
Sabrina konnte sich seinem Charme nicht entziehen. Sie gestand sich ein, daß sie selten mit einem so anziehenden und gleichzeitig interessanten Mann zusammengewesen war.
»Wirklich, eine herrliche Gegend!« sagte der Architekt jetzt. »Ich habe schon lange nicht mehr am Rhein gearbeitet. Ich war jetzt eine Zeitlang oben im Norden. Erst vor drei Wochen bin ich zurückgekehrt.« Er lehnte sich im Sitz zurück und sog in tiefen Zügen die herrliche Waldluft ein.
»Hat Ihre Frau nichts dagegen, daß Sie so oft von zu Hause fort sind?« fragte die Baronesse. Es interessierte sie, ob Ralf Schaal verheiratet wer.
»Wir leben getrennt, das heißt in Scheidung«, erwiderte der Architekt kurz. »Ah, die Burg!« Er zeigte auf eine halb zerfallene Wehrmauer.
»Hier befand sich ursprünglich der erste Torbau«, berichtete Baronesse Sabrina. Sie hielt kurz an und wies nach links in den Wald hinein. »Wenn Sie genau hinsehen, können Sie dort noch den Rest eines Rundturms erkennen.« Sabrina gab wieder Gas und fuhr fort: »In meinem Arbeitszimmer hängt ein Gemälde der Burg, wie sie um Sechzehnhundert ausgesehen hat. Sicher interessiert es Sie!«
»Brennend sogar«, gab Ralf zu. »Und wenn Sie mir auch erlauben würden, ein wenig in der Chronik zu blättern…«
»Und wenn wir nun keine Chronik haben?«
»Ich bin mir sicher, daß es auf Burg Ellhaus eine Chronik gibt«, erwiderte Ralf. Er legte den Kopf schief. »Bitte, enttäuschen Sie mich nicht!«
»Ich habe nichts dagegen, wenn Sie in der Chronik blättern«, erwiderte Sabrina lachend, »aber wenn Sie nach Burggeistern suchen, muß ich Sie enttäuschen. Auf Ellhaus gibt es weder eine Weiße Frau noch einen kopflosen Ritter. Anscheinend waren wir derartigen Wesen zu unbedeutend.«
Sie fuhren jetzt durch den noch gut erhaltenen Torturm. Hinter ihm erstreckte sich ein mit den Ruinen von Mauern und ehemaligen Gebäuden übersätes Gelände.
»So, hier müssen wir aussteigen!« Sabrina hielt vor der Garage an.
Ralf Schaal nahm seine Koffer vom Rücksitz und stieg aus. Er wartete, bis die Baronesse den Wagen in die Garage gefahren hatte, dann ging er zusammen mit ihr über die herabgelassene Zugbrücke, die den Abschnittsgraben überspannte.
Nachdem sie das Tor passiert hatten, befanden sie sich in einem rechteckigen Burghof. Direkt vor ihnen am Felsabsturz erhob sich ein freistehender Turm. An ihn angebaut waren die eigentliche Burg und die Kemenate. Etwa in der Mitte des Hofes gab es eine überdachte Zisterne und seitlich von ihr einen Brunnen.
»Wunderbar«, sagte Ralf Schaal und blieb stehen. Seine Augen glitten über die mit Zinnen bewehrte Ringmauer und ihre zum Teil zerfallenen Anbauten. Schon auf den ersten Blick erkannte er, daß es auf Ellhaus viel zu tun gab; was aber alles getan werden konnte, hing einzig und allein davon ab, wieviel Geld in die Arbeiten investiert werden durfte.
»Meinen Sie die Ruinen?« fragte Baronesse Sabrina leicht spöttisch.
»Nein«, wehrte Ralf ab, »ich meine den Gesamteindruck, den Ellhaus auf mich macht. Wie Sie wissen, habe ich schon auf mehreren Burgen gearbeitet, aber keine hat mich so angesprochen wie diese es tut. Bitte, lachen Sie nicht, Baronesse Ellhaus, aber mir kommt es vor, als würde jedes Gebäude direkt nach einer Instandsetzung schreien.«
»Warum sollte ich lachen, Herr Schaal?« fragte Sabrina. »Diesen Eindruck machen die Gebäude auf mich schon lange. Aber jetzt will ich Sie erst einmal hineinführen. Sie werden sich sicher vor dem Kaffee noch etwas frisch machen wollen.«
*
»Ich hoffe, Sie haben in Ihrer ersten Nacht auf Ellhaus besonders gut geschlafen, Herr Schaal«, begrüßte Margareta Baronin Ellhaus den jungen Architekten, als er am nächsten Morgen dann ins Eßzimmer trat.
»Danke, Frau Baronin, sogar ganz ausgezeichnet«, erwiderte Ralf Schaal mit einem Lächeln.
»Bitte, nehmen Sie doch Platz!« Baronin Margareta wies auf den Stuhl zu ihrer linken Seite. »Meine Tochter wird auch jeden Moment kommen.« Sie blickte zur Tür. »Ah, Sabrina, da bist du ja schon!«
»Guten Morgen, Herr Schaal«, grüßte Sabrina. Ihre Mutter hatte sie an diesem Morgen bereits gesehen.
»Guten Morgen, Baronesse Ellhaus!« Ralf Schaal neigte leicht den Kopf. Er wartete, bis Sabrina Platz genommen hatte, bevor er sich ebenfalls setzte.
»Ist der Blick aus dem Fenster nicht wunderschön?« fragte Sabrina und wies zur Fensterfront, die von smaragdblauen Samtvorhängen umrahmt wurden. Stores gab es nicht. So konnte das Licht ungehindert in den kleinen, fast quadratischen Raum fallen. Ein Sonnenstrahl malte auf dem Parkett Figuren.
»Doch, das ist er!« Der Architekt wandte sich den Fenstern zu. Sein Blick ging vom bewaldeten Berghang über den Rhein hinweg zu den gegenüberliegenden Höhen. »Trotzdem wäre es besser, wenn Mauern und Felsabsturz nicht so ineinander übergehen würden«, meinte er. »Ich habe mich heute morgen schon ein bißchen draußen umgesehen. Die Stützmauern müßten dringend erneuert werden, sonst kann es passieren, daß sie bei einem besonders starken Regenguß einfach weggeschwemmt werden.«
»So schlimm?« fragte die Baronin entsetzt.
»Leider ja«, erwiderte Ralf.
»Und ich dachte, der Turm sei unser größtes Problem«, warf Sabrina ein.
»Was seine Stützmauer betrifft. gilt für ihn dasselbe«, sagte der junge Architekt. »Sie haben großes Glück gehabt, daß die Mauern bis jetzt noch immer standgehalten haben. Aber die Erneuerung sollte auf keinen Fall auf die lange Bank geschoben werden.«
»Wir richten uns darin völlig nach Ihnen, Herr Schaal«, sagte Baronesse Sabrina. »Sowie Sie sich alles angesehen haben und die Pläne erstellt sind, können die Arbeiten beginnen.«
»Das wäre mir sehr lieb!« Ralf bestrich ein Brötchen mit Butter. »Während der Erneuerung der Stützmauern müßten Sie allerdings die Burg verlassen.«
»Das ist mir klar«, meinte Sabrina. »Ich habe bereits daran gedacht. Unser Köchin und das Mädchen könnten solange Urlaub machen, und wir selber würden nach Bacharach ziehen.«
»Und wie lange würde das ungefähr dauern?« wollte die Baronin wissen. Der Gedanke, in Bacharach zu wohnen, gefiel ihr ganz und gar nicht. Sie haßte Hotels!
»Das kann ich Ihnen leider noch nicht sagen, Frau Baronin, das kommt auf den Zustand der übrigen Mauern an«, erwiderte der Architekt. Er hatte schon bei der Vorstellung am vergangenen Nachmittag gemerkt, daß die Zusammenarbeit mit der Baronin nicht ganz leicht werden würde.
»Also können wir uns auf allerhand gefaßt machen«, meinte Baronin Margareta aufseufzend. Sie warf ihrer Tochter einen anklagenden Blick zu. Was für ein Umstand! Und ganz bestimmt komplizierte dieser Schaal die Dinge unnötig, um seinen Kostenvoranschlag hochzutreiben!
»Um so schöner wird die Rückkehr nach Ellhaus werden, weil wir dann nicht mehr befürchten müssen, daß eines Tages die ganze Burg unter uns zusammenbricht«, tröstete Sabrina ihre Mutter und trank ihren Kaffee aus. »Bitte, entschuldigt, aber ich habe noch einige dringende Anrufe zu erledigen.« Sie stand auf. »Wir treffen uns dann in einer halben Stunde in der Halle«, wandte sie sich an Ralf Schaal.
»Gut, einverstanden, Baronesse Sabrina«, sagte Ralf.
»Noch eine Tasse Kaffee, Herr Schaal?« fragte die Baronin, nachdem Sabrina das Zimmer verlassen hatte.
»Ja, gern!«
Margareta von Ellhaus schenkte ein. »Meine Tochter kümmert sich hier um alles«, sagte sie mit einem gewissen Stolz in der Stimme. »Ob es sich nun um die Holzwirtschaft handelt oder wie jetzt um die Renovierungsarbeiten. Mir selber fehlt leider jeder kaufmännische Instinkt.«
»Dafür haben Sie sicherlich andere Talente«, meinte Ralf Schaal galant. »Baronesse Ellhaus verriet mir gestern, daß Sie den Garten ohne jegliche Hilfe angelegt haben.«
»Ich habe schon immer gern gegärtnert«, erwiderte die Baronin erfreut. »Als ich kurz vor meiner Heirat zum ersten Male nach Ellhaus kam, war der Garten völlig verwildert. Meine Schwiegereltern hatten nicht viel für ihn übrig. Natürlich hilft mir ab und zu jemand von den Waldarbeitern beim Umgraben und beim Jäten, aber es stimmt schon, sonst mache ich alles allein.«
»Sehen Sie, und mir fehlt zum Beispiel für die Gärtnerei jegliches Talent«, gestand Ralf Schaal. »Aber dafür bewunderte ich jeden, der die Zeit und Energie aufbringt, ein kahles Stückchen Land in einen zauberhaften Garten zu verwandeln.«
»Viel gehört nicht dazu«, meinte die Baronin geschmeichelt. Eigentlich war der junge Mann gar nicht so übel, und sicher verstand er etwas von seinem Beruf. Gut, die Renovierungsarbeiten würden einige Unannehmlichkeiten mit sich bringen, aber das war nun mal nicht zu ändern. Mit sich und der Welt versöhnt, lächelte sie dem Architekten zu.
*
Ralf Schaal trat nach kurzem Anklopfen ins Arbeitszimmer der Baronesse. »Ich habe schon alles fertig«, sagte er und schwenkte die Mappe mit seinen Unterlagen. »Ich muß natürlich noch einiges nachprüfen, aber unsere erste Besichtigung war schon sehr aufschlußreich.«
»Wir setzen uns dorthin!« Sabrina zeigte in eine gemütliche Sitzecke,unterhalb des Fensters.
Ralf legte seine Unterlagen auf das Eichentischchen. »Ein schöner Raum«, bemerkte er und sah sich um.
»Ursprünglich war es das Arbeitszimmer meines Vaters«, erzählte die Baronesse. »Er ist vor fünf Jahren tödlich verunglückt. Während er mit dem Vorarbeiter sprach, ist ein Baum, der gerade gefällt wurde, auf ihn gestürzt. Der Vorarbeiter hatte noch versucht, ihn beiseite zu reißen, aber es war schon zu spät.«
Sie wies mit der Hand durchs Zimmer. »Meine Mutter und ich haben alles so gelassen, wie es war. Es wäre uns wie ein Sakrileg erschienen, hier etwas zu verändern.«
»Das kann ich verstehen«, sagte Ralf. »Und Sie haben dann einfach die Arbeit Ihres Herrn Vaters fortgeführt!« Bewundernd ließ er seinen Blick über Sabrina schweifen.