Ein Licht Im Herzen Der Dunkelheit - Amy Blankenship - E-Book

Ein Licht Im Herzen Der Dunkelheit E-Book

Amy Blankenship

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Beschreibung

Für Kyoko sind mythische Figuren etwas, was man sich ausleiht und am Samstagabend mit seinen Freunden ansieht. Als ein mysteriöser Verfolger die Schatten um ihr in dunkle Ecken mit tödlich scharfen Kanten verwandelt, wird sie sich vor ihrer Vergangenheit verstecken können? Die Dunkelheit ist wieder über die Welt hereingebrochen und die Beschützer haben ihre Wiederauferstehung erwartet. Obwohl man meint, dass sie mythische Kreaturen sind, sind sie in dieser Realität viel wirklicher, als die Menschen glauben. Nur wenn der Mond hoch am Himmel steht, werden diese Kreaturen, diese Beschützer, das Böse bekämpfen, das die Welt an sich reißen will und das Mädchen nehmen, das die ultimative Macht hat… das Licht im Herzen der Dunkelheit.

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Amy Blankenship

Ein Licht im Herzen der Dunkelheit

Übersetzt von Martina Hillbrand

Veröffentlicht von Tektime

Table of Contents

Die Legende vom Herzen der Zeit

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Epilog

Ein Licht im Herzen der Dunkelheit

Die Schützende Herzkristall-Serie Buch 4

Amy Blankenship, RK Melton

Ins Deutsche übersetzt von Martina Hillbrand

Copyright © 2009 Amy Blankenship

Englische Ausgabe herausgegeben von Amy Blankenship

Zweite Auflage herausgegeben von TekTime

Alle Rechte vorbehalten.

Die Legende vom Herzen der Zeit

Die Welten können sich verändern… aber echte Legenden verblassen nie.

Finsternis und Licht haben seit Anbeginn der Zeit immer gegeneinander gekämpft. Welten werden erschaffen und zerstört unter den Füßen ihrer Schöpfer, doch der fortwährende Bedarf an Gut und Böse wurde nie in Frage gestellt. Doch manchmal wird ein neues Element in die Mischung geworfen… die eine Sache, die beide Seiten haben wollen, aber nur eine haben kann.

Paradox in seiner Natur ist der Schützende Herzkristall die eine Konstante, nach deren Besitz beide Seiten immer strebten. Der Kristall hat die Macht, das bekannte Universum zu erschaffen und zu zerstören, doch kann er im gleichen Atemzug auch jedes Leid und alle Zwietracht beenden. Manche meinen, der Kristall hätte einen eigenen Willen… andere sagen, dass die Götter hinter allem stecken.

Jedes Mal wenn der Kristall aufgetaucht ist, waren seine Beschützer immer bereit, ihn vor allen zu schützen, die ihn egoistisch verwenden würden. Die Identität dieser Beschützer verändert sich nicht, und sie lieben mit derselben Grausamkeit unabhängig von der Welt oder der Zeit.

Ein Mädchen steht im Zentrum dieser uralten Beschützer und ist das Objekt ihrer Liebe. In sich besitzt sie die Macht des Kristalls selbst. Dies ist die Trägerin des Kristalls und die Quelle seiner Macht. Die Linien verschwimmen oft und den Kristall zu beschützen wird langsam zu der Aufgabe, die Priesterin vor den anderen Beschützern zu schützen.

Dies ist der Wein, von dem das Herz der Dunkelheit trinkt. Es ist die Möglichkeit, die Beschützer des Kristalls schwach und angreifbar zu machen. Die Finsternis sehnt sich nach der Macht des Kristalls und auch nach dem Mädchen, wie ein Mann sich nach einer Frau sehnt.

In jeder einzelnen dieser Dimensionen und Realitäten wirst du einen geheimen Garten finden, bekannt als das Herz der Zeit. Dort kniet eine Statue einer jungen, menschlichen Priesterin. Sie ist umgeben von einer uralten Magie, die ihren geheimen Schatz verborgen hält und ihn sicher aufbewahrt. Die Hände der Jungfer sind ausgestreckt als warteten sie darauf, dass etwas Wertvolles hineingelegt würde.

Die Legende besagt, dass sie darauf wartet, dass der mächtige Stein, bekannt als der Schützende Herzkristall, zu ihr zurückkommt.

Nur die Beschützer kennen die wahren Geheimnisse hinter der Statue und wie sie entstand. Bevor die fünf Brüder ihre ersten Atemzüge taten, hatten ihre Vorfahren, Tadamichi und sein Zwillingsbruder, Hyakuhei, das Herz der Zeit während seiner dunkelsten Geschichte bewacht. Jahrhunderte lang bewachten die Zwillinge das Siegel, das die Menschenwelt davon abhielt, sich dem Reich der Dämonen zu öffnen. Diese Aufgabe war heilig und die Leben der Menschen sowie der Dämonen mussten vor der anderen geheim gehalten werden, um sicher zu sein.

Unerwarteter Weise drang während ihrer Herrschaft eine kleine Gruppe von Menschen wegen des Kristalls unabsichtlich in die Welt der Dämonen ein. In einer Zeit der Unruhen hatte seine Macht zu einem Riss in dem Siegel geführt, das die beiden Dimensionen voneinander trennte. Der Anführer der Gruppe der Menschen und Tadamichi waren schnell Verbündete geworden und schlossen einen Pakt, dass der Riss in dem Siegel repariert werden sollte, damit die beiden Welten für alle Zeit voreinander verschlossen sein würden.

Aber in dieser Zeit hatten Hyakuhei und Tadamichi sich beide in die Tochter des Anführers der Menschen verliebt.

Gegen den Willen von Hyakuhei hatten Tadamichi und der Vater des Mädchens den Riss geschlossen. Die Stärke des Siegels war um das Zehnfache erhöht worden, wodurch das gefährliche Liebes-Dreieck für immer voneinander getrennt war. Hyakuheis Herz war gebrochen… Selbst sein eigener Blutsbruder, Tadamichi, hatte ihn betrogen, indem er sichergestellt hatte, dass er und die Priesterin auf ewig getrennt waren.

Liebe kann sich in die absurdesten Dinge verändern, wenn sie verloren ist. Hyakuheis gebrochenes Herz verwandelte sich in böswilligen Ärger und Eifersucht, wodurch ein Kampf zwischen den Zwillingsbrüdern ausgelöst wurde, der Tadamichis Leben beendete und ihre unsterblichen Seelen zerschnitt. Diese Splitter der Unsterblichkeit erschufen fünf neue Beschützer, die die Bewachung des Siegels übernahmen und es vor Hyakuhei beschützen mussten, der sich den Dämonen im Reich des Bösen angeschlossen hatte.

Eingesperrt in der Finsternis, zu der er geworden war, hatte Hyakuhei alle Gedanken an den Schutz des Herzens der Zeit verworfen… stattdessen richtete er seine Energie darauf, das Siegel völlig zu zerstören. Seine langen, nachtschwarzen Locken, die bis über seine Knie reichten und ein Gesicht, das nichts als Verführung war, verbargen die wirkliche Bösartigkeit seiner engelsgleichen Erscheinung.

Als der Krieg zwischen den beiden Mächten von Licht und Dunkelheit beginnt, strahlt die geweihte Statue ein blendend helles, blaues Licht aus, das anzeigt, dass die junge Priesterin wieder geboren wurde und der Kristall auf der anderen Seite aufgetaucht ist.

Als die Beschützer zu ihr hingezogen werden und ihre Wächter werden, beginnt der Kampf zwischen Gut und Böse erst wirklich. Daher das Eintauchen in eine andere Welt, wo Finsternis dominiert in dieser Welt des Lichts.

Dieses ist eines ihrer vielen epischen Abenteuer…

Kapitel 1

Jahrhundertelang war der rote Mond immer ein Todesbringer gewesen. Diejenigen, die den tödlichen Anblick sahen, versteckten sich aus Angst, ihr Leben an den mächtigen Sog des endlosen Schlafs zu verlieren, den er versprach. In der Ferne war ein durchdringender Schrei kilometerweit zu hören, als das gefährliche Symbol hoch am mitternächtlichen Himmel stand.

Auf einer Waldlichtung standen zwei einsame Gestalten, eine verletzt, schwer atmend, einer seiner Zwillingsdolche fest von seiner Hand umklammert, die andere stand unheilvoll über ihm, ein böses Grinsen auf ihrem unmenschlich schönen Gesicht. Raubtierartige, rote Augen leuchteten im Licht des Vollmondes, warteten auf den nächsten Angriff seines Opfers. Hyakuheis unnatürlich helle Haut schien in der Nacht zu leuchten, sodass er wirkte wie ein engelhafter Sensenmann.

„Du hast uns getötet, ohne uns tot sein zu lassen“, knurrte Toya, und zeigte dabei seine langen Eckzähne. Seine goldenen Augen funkelten voller Abscheu vor dem Mann, der vor ihm stand. Einst sein Freund… der Bruder seines eigenen Vaters… nun sein Erzfeind. „Du Mistkerl!“

„Das sagst du jetzt so überzeugt, aber ich habe euch das ewige Leben gegeben, für euch gesorgt und euch trainiert. Ich liebte dich und deinen Bruder wie meine eigenen Kinder.“ Rot blitzten seine Augen vor Wut über das unverschämte Kind vor ihm.

„Du nennst es Liebe, wenn du uns zu… Monstern machst? Du hast unsere Leben gestohlen! Du hast mich verwandelt und wolltest, dass ich meinen Bruder dazu zwinge, dein zu werden! Du hast uns angelogen, sagtest, dass du den Fluch rückgängig machen kannst, wenn wir uns dir anschließen.“ Sein Atem strömte in einem wütenden Zischen aus seinem Mund, als er fortfuhr.

„Wenn du nicht so verrückt nach meinem Bruder wärst, dann wären wir normale Menschen, würden normale Leben leben, als Familie, und nicht diese blutrünstigen Kreaturen der Nacht, zu denen du uns gemacht hast!“ Bittere Tränen flossen aus Toyas Augen aus Wut über den Betrug… sodass sie sich in ein gespenstisches Silber verfärbten.

„Du bist ein Dummkopf, wenn du meinst, dass du jemals normal warst!“ Hyakuheis Stimme ließ seine Verbitterung ahnen. „Du und dein Bruder trauern etwas nach, was ihr nie haben konntet.“ Seine Stimme wurde einen Moment lang weicher, als er die Erinnerungen an seinen Zwillingsbruder… ihren Vater verdrängte. „Egal.“ Seine Augen brannten, als er sich wieder auf Toya konzentrierte. „Du bist genauso wie dein Vater… egoistisch.“

„Der Tod deines Vaters bedeutete, dass ich mich um euch kümmern musste! Du und dein Bruder, ihr gehört mir, und ich habe schon immer genommen, was mir gehört. Auch er wird mir gehorchen, wenn ich mit dir einmal fertig bin.“ Hyakuheis mit langen Klauen besetzte Hand spannte sich vor Vorfreude an, wartete darauf, endlich das Blut des jüngeren Mannes zu fühlen, wie es von ihren tödlichen Fingerspitzen tropfte. „Du bist derjenige, der dein eigen Fleisch und Blut betrogen hat!“

Toya wirbelte herum, lauschte der verhassten Stimme, als Hyakuhei flimmerte und verschwand, nur um gleich darauf auf seiner anderen Seite zu erscheinen. Er wusste, dass der tödliche Vampir nur mit ihm spielte, aber Toya hatte keine Angst mehr. Die Angst war mit ihr gestorben…

„Wieso hast du sie getötet?“, fragte Toya, seine Stimme ein leises Zischen voller Wut und Verzweiflung. „Dachtest du, dass du den Kristall gewinnen würdest, indem du sie tötest? Niemals! Sie hat sich geweigert, dir diese Macht zu geben und das hat dich geärgert. Nicht wahr, Hyakuhei?“, schrie er, als er sich im Kreis drehte, versuchte, seinem Gegner zu folgen, als dieser ihn in tödlicher Absicht umkreiste.

„Es war kein Geheimnis, dass du sie für dich selbst wolltest.“ Toyas Hand umklammerte seinen Dolch noch fester, als er sich wütend an ihre besorgten Augen erinnerte… wie sie verfolgt worden war… den Anblick ihres leblosen Körpers.

„Jeder, der Augen im Kopf hat, konnte erkennen, wie du sie angesehen hast, wenn du dachtest, dass ich und Kotaro nicht aufpassten.“ Sein Atem entkam ihm in einem leisen Schluchzen und er wankte für einen Moment, wusste, dass er und Kotaro, beide sie geliebt hatten… sie hatten gegen Hyakuhei und gegeneinander um sie gekämpft. Niemand hatte gewonnen. „Wir haben dich gesehen.“

„Kyoko gehörte mir und sie wird immer mir gehören!“, schrie Toya, voller Rage darüber, dass er diejenige verloren hatte, die er mehr liebte, als die Luft zum Leben… sie war weg. Sie war sein Licht in der Dunkelheit gewesen, zu der diese Welt geworden war.

Sie war der Grund gewesen, warum er Hyakuhei widerstanden hatte. Nun war der Grund für seinen Widerstand weg und Toya fühlte, wie das Feuer in seiner Seele sich zu einer tödlichen Temperatur erhitzte. Er hatte sie leblos am Boden liegend gefunden, einen kleinen Dolch in ihrem Herzen. Tief in sich kannte er die Wahrheit… er und Kotaro hatten es beide gewusst… Hyakuhei hatte sie irgendwie ermordet.

Hyakuheis schwarze Augen wurden noch ein wenig dunkler, als er den jüngsten Sohn seines Bruders voller Verachtung betrachtete. „Ach ja, der geheimnisvolle Schützende Herzkristall… eine solche Macht gehört nicht zu einem leichtsinnigen Kind wie dir. Die mächtigsten Wesen haben nach dem Schützenden Herzkristall gesucht… dachtest du, dass du der einzige warst, mein lieber Junge? Nicht nur Vampire, sondern auch Unsterbliche und Zauberer und sogar Werwölfe sehnen sich danach eine solche Macht zu bekommen.“

„Ist dir nicht klar, was geschehen wäre, wenn die Lykan sie vorher gefunden hätten?“ Hyakuheis Augen verfärbten sich rot bei dem Gedanken, dass Kotaro, der Anführer der Lykan-Stämme eine solche Macht versammeln könnte. Sein Zorn stieg noch weiter, als er sich an den Geruch des Lykan auf ihrer Haut in jener Nacht erinnerte. Er würde einem solchen Verrat nicht tatenlos zusehen.

„Nein, du leichtsinniges Kind, ich habe mich schon um die Priesterin gekümmert, die den Kristall in sich trug.“ Hyakuheis Augen wurden böse, als er an die kleine Lüge dachte.

In Wahrheit… hatte er das Mädchen nicht ermordet. Sie hatte Selbstmord begangen, um ihn davon abzuhalten, den Kristall zu bekommen. Er hatte sie schon in seinen Fingern gehabt, bereit, die Macht zu nehmen, die sie in sich trug. Die Macht, von der die Legende erzählte, wenn man ihr glauben durfte… die seiner Dunkelheit ermöglicht hätte, im Licht zu wandeln… und sich davon zu ernähren.

Seine Finger kribbelten noch immer von der kurzen Berührung mit ihrer Haut. Er hatte hinter ihr gestanden… die Wärme ihres Körpers an seiner kalten Hand gefühlt. Ihre grünen Augen hatten sich zu ihm gedreht und einen Moment lang herausfordernd seinen Blick festgehalten. Er hatte nur einen kleinen Vorgeschmack gewollt. Zu spät hatte er den Dolch in ihrer Hand gesehen, als dieser sich in ihrer Brust vergrub. Er hätte sie verwandeln können und alles mit ihr teilen können, aber… sie lehnte sein großzügiges Angebot ab.

Die mutige, aber törichte Frau hatte geglaubt, dass sie die Macht des Kristalls für immer vor ihm wegsperren konnte, indem sie sich tötete. Für immer war eine sehr lange Zeit, um zu versuchen, etwas vor ihm zu verstecken.

„Sie wird wiedergeboren werden!“, schrie Toya seinen Schmerz hinaus, wusste, dass er versagt hatte, sie nicht vor Hyakuheis Wut hatte beschützen können. Seine Schuldgefühle dafür, dass er nicht dagewesen war, um sie zu retten, nagten schwer an ihm. Sie hatte gewusst, dass er ein Vampir war… eine Kreatur der Nacht… und trotzdem hatte sie ihn nicht verschmäht. Stattdessen waren sie Freunde geworden. Kyoko hatte ihm ihr Leben anvertraut.

Vor Toyas innerem Auge spielten Bilder aus der Zeit, in der er sie gekannt hatte, ab… sein Körper sackte auf seine Knie, als er seine Finger in den Boden grub und zusah, wie seine Tränen fielen. ‚Es war nicht lange genug!‘, schrie er still, völlig verzweifelt.

Er hatte sie erst so kurz gekannt; sechs Monde lang. Als er sie zum ersten Mal getroffen hatte… hatte er nur den Kristall gewollt… den Kristall, von dem sie anfangs nicht einmal gewusst hatte, dass sie ihn trug. Aber er konnte ihn in ihr leuchten sehen… hörte ihn rufen. Dann veränderte sich etwas. Toya versuchte plötzlich, sie zu beschützen, anstatt ihr den Kristall wegzunehmen.

Seit sie in seine dunkle Welt eingedrungen war, hatte Toya die Wahrheit hinter der Legende um den Schützenden Herzkristall herausgefunden, Dinge, die nicht einmal Hyakuhei verstand. Er hatte seinem Bruder die Geheimnisse erzählen wollen, aber Hyakuhei hatte es ihm unmöglich gemacht, Kyou rechtzeitig zu finden… nun war es zu spät.

„Du wirst nie sein Licht in der Dunkelheit haben… ich werde Kyoko wiederfinden und den Kristall vor dir beschützen!“ Toyas Stimme war rau und voller Sehnsucht nach Rache. „Sie wird wieder leben und ich werde da sein und auf sie warten.“ Eine einzelne silberne Träne rollte über seine Wange, als er rief: „Gemeinsam! Sie und ich, wir werden einen Weg finden, Kyou von dir zu befreien!“

Hyakuhei trat näher zu Toya, ein finsteres Kichern kam tief aus seiner Brust. „Oh ja, mein lieber Toya, sie wird wieder leben. Der Kristall wird zurück in diese Welt kommen und ich werde derjenige sein, der seine Macht bekommen wird, aber auch das Mädchen. Was meinen allerliebsten Kyou angeht… ich bin sicher, ich kann etwas finden, womit dein Bruder sich die Zeit vertreiben kann, bis der Tag kommt.“

Toya knurrte tief in seiner Kehle, wusste, dass das eine zweideutige Aussage war. „Behalte deine kranken Bemerkungen für dich. Ich werde einen Weg finden, uns wieder normal zu machen. Und du… ich werde dich töten!“ Er endete in einem Schrei, als der Wind stärker wurde, bösartig durch die Lichtung brauste.

Der Dolch in seiner Hand blitzte in einem Bogen aus silbernem Licht, berührte kaum die dunkle Robe, die Hyakuheis Körper bedeckte. Toya konnte nicht glauben, wie schnell sein Gegner war, aber seine Stirn lag in angestrengten Falten, sein Vorhaben stand fest. Ein zweiter Dolch erschien in seiner anderen Hand und er schwang ihn, direkt gefolgt von dem ersten.

Hyakuhei duckte sich unter den tödlichen Klingen hindurch, das jahrhundertelange Training machte sich bezahlt. Menschen waren so einfach zu besiegen und Toya, obwohl er verwandelt war, war immer noch sehr menschlich in seiner Art zu denken… immer noch ein Kind in den Augen des Vampirs.

Er musste zugeben, dass irgendwie sein Schutz der Priesterin Toyas Macht fast auf das Niveau eines Uralten gehoben hatte. Indem er ihm die Priesterin weggenommen hatte, hatte er zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Ohne einen Grund zu kämpfen… war Toyas Macht stark geschwunden.

Hyakuheis linke Hand schoss nach vor, schaffte es irgendwie, Toyas beide Handgelenke in einem festen Griff festzuhalten. Toya hatte keine Möglichkeit, sich zu verteidigen, als die Klauen der rechten Hand des Vampirs grausam in seine Wange schnitten.

Silberne Augen trafen einen Moment lang auf blutrote, als Hyakuhei seine Klauen einzog. Seine Lippen zeigten ein böses Lächeln, als er die Hand hob und sanft über die Wunde strich, die er eben so wild erzeugt hatte. „Was für eine Schande, eine solche Perfektion zu trüben… fast wie dein Bruder.“ Er leckte die Tropfen frisch vergossenen Blutes von seinem Finger, ehe er hinzufügte: „Aber ich kann nicht zulassen, dass deine rebellische Liebe Kyou von mir ablenkt.“

Als er fühlte, wie seine Handgelenke losgelassen wurden, machte Toya einen Schritt zurück und versuchte, den neuerlichen Angriff, der auf seinen Oberkörper zielte, abzuwehren. Er stöhnte vor Schmerz, als Blut aus den Schnitten in seiner Brust trat. Einen Arm auf seine Wunden gepresst, weiteten sich seine goldenen Augen, als er rückwärts stolperte und dieses Mal ließ Hyakuhei ihn.

Toya konnte fühlen, wie die gebrochenen Knochen in seinen Handgelenken aneinander rieben, und er musste sich schon konzentrieren, um zu verhindern, dass seine Dolche zu Boden fielen. Während er hochsah zu dem Mann, den er mehr hasste als den Tod, versuchte Toya den Schmerz abzuschütteln, denn er wusste, dies war kein Spiel… selbst die Untoten konnten sterben.

„Du dämliches Kind, du meintest, du kannst deinen Bruder retten, indem du mich tötest? Du kannst kaum noch deine Waffen halten und noch viel weniger versuchen, mein Leben zu nehmen.“ Hyakuhei grinste gemein, dann wurde sein Gesicht friedlich, sein Ärger war plötzlich weg. Die nächtliche Brise hob die Enden seines langen, rabenschwarzen Haars, sodass es aussah, als lebte es.

„Du hattest nie eine Chance, Kleiner. Ich werde dir helfen zu schlafen, damit du den Schmerz nicht mehr fühlst“, murmelte Hyakuhei, als seine Augen weich wurden, während er den verwundeten Mann betrachtete, so wie ein Vater, der sein ungezogenes Kind schalt.

Silberne Augen blitzten rot vor Wut über diese Worte. „Du wirst meinen Bruder nie bekommen, du Arschloch! Solange er atmet wird Kyou dich nicht gewinnen lassen und ich auch nicht!“, schrie Toya, als er sich auf die schwarz gekleidete Gestalt stürzte, in einem letzten Versuch, seine unsterbliche Seele zu retten.

Hyakuhei verschwand einen Augenblick bevor Toyas Dolch das kalte Herz durchbohren konnte, das tief in seinem alterslosen Körper verborgen lag. Stechend rote Augen leuchteten, dürsteten danach, das Blut des jungen Mannes zu vergießen, der dachte, dass er ihm Widerstand leisten konnte.

Seine dunkle Gestalt schwebte hoch oben… hielt nur einen Moment lang inne, ehe sie nach unten schoss, um seine Beute anzugreifen.

Toyas Sinne wiesen ihn schreiend auf die Gefahr hin, die sich näherte, aber er war noch nicht geübt genug, um zu erkennen, woher der Angreifer kam. Er sah sich panisch um, aber seine Sinne waren nun geschwächt durch den Blutverlust aufgrund seiner Wunden… und dem Loch in seinem Herzen. Toya fühlte, wie Angst in ihm aufstieg.

Sein Herz schmerzte von den Worten, die ihm sein so genannter ‚Vater‘ an den Kopf geworfen hatte. „Ich kann dich nicht gewinnen lassen, du Monster. Das Leben meines Bruders hängt davon ab“, flüsterte Toya schwer atmend, doch in seinen Ohren klangen die Worte wie Donner.

Die kalten Finger der Angst umklammerten sein Rückgrat, als er hoch in den Nachthimmel blickte. Seine Augen weiteten sich vor Schreck über den Anblick, den er nur aus der Sicht des Jägers kannte… nicht des Opfers. ‚Also… so sieht das aus.‘ Der Gedanke drang in sein überarbeitetes Gehirn vor.

Er versuchte, sich zu bewegen, aber wurde von einer unbekannten Macht festgehalten. Ihre Blicke trafen sich zu einem tödlichen Duell. Rote Augen stachen geradewegs in seine Seele und Toya wusste, der Tod kam.

Der Schrei, der in seiner Kehle begann, wurde von einem gurgelnden Geräusch ersetzt. Seine silbernen Augen verblassten zu Gold, während sie die roten Augen seines Mörders betrachteten, als die Zeit stillzustehen schien. Sein Körper fühlte sich taub an, als er langsam zwischen ihren beiden Körpern nach unten sah.

Tränen fielen aus Toyas Augen und ließen das helle Gold verblassen. ‚Ich habe versagt. Bitte vergebt mir… Kyoko… Kyou‘, waren die letzten Gedanken, die seinen letzten Atemzug begleiteten.

Er konnte fühlen, wie sein Herzschlag sich immer weiter entfernte, als der Schmerz verging. Geheimnisse offenbarten sich zu seinen letzten Herzschlägen, als er still und voll traurigem Erstaunen flüsterte: „Kyoko… seit wann bist du schon hier?“

Ein Blick voll von krankem Genuss auf ihrem Gesicht lächelte die schwarz gekleidete Gestalt mit leuchtend roten Augen zufrieden. Langsam senkte er sie beide auf die harte Erde. Die Klauen seiner Hand tief in der Brust des jungen Mannes, der Augen wie die Sonne hatte.

Hyakuhei riss ruckartig das Herz heraus, das aufgehört hatte zu schlagen.

Den Blick fest auf Toyas leblose Augen gerichtet flüsterte er: „Ich habe mich immer gefragt, wie Kyous Augen aussehen würden, wenn er weint… ich wette, sie sind schöner.“ Er beugte sich nach vorne und küsste Toyas Stirn, ehe er sich aufrichtete und umdrehte, um den Mann anzusehen, der gerade ein kleines Stück hinter ihm gelandet war.

Ein sadistisches Lächeln strich über sein Gesicht, als er seine Hand mit dem blutenden Herz ausstreckte und darauf wartete, dass Kyou näherkam. „Für dich, mein Liebling, jetzt gibt es nichts mehr, was uns trennt.“ Seine Stimme wehte mit der Brise durch die Nacht.

Kyous Augen wurden schmal vor Abscheu, als er das frische Herz betrachtete, das ihm entgegengestreckt wurde. War Hyakuhei schon so lange untot gewesen, dass der Tod für ihn ein Geschenk war?

Voller Abscheu drehte Kyou dem verstörenden Bild den Rücken zu. Er hatte die Angst seines Bruders gefühlt und war gekommen, um nachzusehen. Stattdessen hatte er seinen sogenannten ‚Vater‘ vorgefunden und konnte die Aura seines Bruders nicht mehr fühlen.

Etwas war absolut nicht in Ordnung und Kyou konnte fühlen, wie die Nerven in seinem Körper seine Haut warnend kribbeln ließen.

Er konnte den Besitzer des Herzens, das noch immer seinen Lebenssaft aus der Hand des uralten Vampirs tropfen ließ, nicht sehen. Hyakuhei verstellte ihm die Sicht. Es nervte ihn, dass er so von seiner Suche nach seinem jüngeren Bruder abgehalten wurde. Er hatte seinen Bruder seit über einem Jahr nicht gesehen, aber heute Nacht… wusste er, dass Toya ihn brauchte. Es musste wichtig gewesen sein, denn Kyou hatte den Ruf so stark gefühlt.

Nachdem er die freudige Erregung des Mannes vor ihm fühlte, richtete Kyou den Blick seiner goldenen Augen auf Hyakuhei. „Wessen Seele hast du diesmal gestohlen?“, fragte er, seine Stimme voller Abneigung.

„Wieso kommst du nicht, um es selbst zu sehen, Liebling? Ich bin sicher, du wirst sehr überrascht sein. Es ist mein Geschenk an dich.“ Ein wissendes Lächeln erhellte seine Züge, als Hyakuhei zur Seite trat… sodass Kyou das Opfer sehen konnte. Seine Hand einladend in Toyas Richtung ausgestreckt, drehte er sich um, um die Leiche am Boden anzusehen.

Kyous Blick folgte Hyakuheis Hand, als er langsam einen Schritt näherkam, verwirrt, dass die Identität des Opfers wichtig zu sein schien. Seine goldenen Augen weiteten sich, als er die gekrümmte Gestalt im Dreck liegen sah, und ein greller Blitz des Schreckens schoss durch sein Rückgrat. Sein Herz begann zu rasen, als er die ihm so vertrauten leuchtend silbernen Strähnen in dem schwarzen Haar sah, das nun durch Blut und Schmutz verklebt über dem Gesicht des Mannes lag, als wollte es seine wahre Identität verbergen.

Er fühlte, wie sein gesamtes Sein vor Zorn und Verzweiflung schrie, denn er wusste, dass er auf den ermordeten Körper seines vermissten Bruders starrte.

„NEIN!“ Kyou warf seinen Kopf in seinen Nacken und brüllte. Tränen traten in seine Augen, als er den Verantwortlichen ansah. „Was hast du getan?“ Er fauchte, als er vorwärts schoss, nur wenige Zentimeter vor dem Mörder seines Bruders anhielt. Seine goldenen Augen bluteten rot… verlängerte Eckzähne zeigten sich unter seinen Lippen. Die Klauen seiner Hände ausgestreckt wartete er auf das Geständnis, konnte seine Wut kaum noch zurückhalten.

„Nur das, was ich schon von Anfang an hätte machen sollen… denjenigen aus dem Weg räumen, der dich nicht so wertschätzt wie ich.“ Hyakuheis Gesichtsausdruck wurde einen Moment lang weicher, als er seinen Lieblingssohn betrachtete.

Kyou hatte all seine Aufmerksamkeit und Zuneigung erhalten, seit er ihm das Geschenk der dunklen Unsterblichkeit gegeben hatte… und doch war Kyou noch nicht glücklich gewesen. Es war die Traurigkeit in Kyous goldenen Augen gewesen, die ihn so in den Bann gezogen hatte… die Einsamkeit in ihm war liebenswert und erinnerte Hyakuhei an seine eigene Melancholie. Dann hatte er Kyous Bruder Toya verwandelt, in der Hoffnung, die Zuneigung seines wertvollen Besitzes zu gewinnen. Aber… das hatte Kyou nur noch trauriger gemacht.

Hyakuhei sah zu, wie die bitteren Tränen sich in Kyous Augen sammelten und er wusste, er hatte recht gehabt… Kyou war göttlich, wenn er weinte.

In diesem Moment zerriss etwas tief in Kyou, als ein trauernder, ohrenbetäubender Schrei aus seiner Kehle entkam. In blinder Rage griff er den Mörder seines Bruders an, seine Zähne gefletscht, seine Klauen gefährliche Waffen. „Ich werde dein Herz herausreißen und deinen Körper von den Tieren der Nacht auffressen lassen, für das, was du getan hast!“

Problemlos wich der böse Mann dem Angriff aus und im Handumdrehen lag Kyou am Boden. Mit einer Ruhe, die nicht bis in seine blutroten Augen vordrang, beugte Hyakuhei sich hinunter und betrachtete das Gesicht, das ihn immer wieder im Schlaf verfolgte… das Gesicht seines eigenen Bruders.

„Ich habe nur gemacht, was für uns notwendig war. Toya wollte nicht, dass du mein Geschenk hast, und wollte es dir wegnehmen. Irgendwann wirst du es verstehen“, murmelte er, als seine Lippen sanft über einen wütend verzogenen Mund strichen, während er diese Worte sprach.

Mit einer Kraft, von der er nicht gewusst hatte, dass er sie besaß, schleuderte Kyou den anderen Mann mehrere Meter von sich weg, sein Körper zitterte. Voller Abscheu wischte er sich mit dem Unterarm über den Mund und knurrte gefährlich.

„Aber, aber, Kleiner, beruhige dich“, sagte der Mann mit lieblicher Stimme, als er aufstand und den Staub von seinen Kleidern wischte. Seine Augen leuchteten in einem Versprechen, als sein Körper zu flimmern begann und dann in der Nacht verschwand. „Ich werde dich beobachten… auf dich warten… mein Liebling.“

Kyous Welt zerbrach in tausend Teile, als er auf den leblosen Körper seines Bruders hinuntersah. ‚Ich werde den Tod meines Bruders rächen und dich bis in alle Ewigkeit jagen, wenn es sein muss. Wenn ich dich finde, wirst du hierfür bezahlen… Hyakuhei…‘

Er sank zitternd auf seine Knie und hob vorsichtig Toyas Leiche hoch in seine Arme… drückte dessen Kopf an seine Brust. Das Haar seines kleinen Bruders war aus dem Gesicht gerutscht, sodass Kyous Blick verschwamm, als er erfolglos versuchte, seine Tränen zurückzuhalten. Es sah so aus, als würde Toya einfach schlafen… friedlich zum ersten Mal seit viel zu langer Zeit.

Er schaute zu, wie seine Tränen auf Toyas Wange tropften, und Kyou fühlte, wie sein Herz brach. Seinen geliebten Bruder fest an sich gedrückt, flüsterte Kyou mit zittriger Stimme: „Toya, bitte vergib mir… dass ich nicht rechtzeitig gekommen bin.“ Sein Atem entkam ihm in einem Schluchzen, als er seine Augen vor Schmerz zusammenpresste. „Ich wusste, dass du mich brauchtest… ich hätte dich retten sollen.“

Kyous Gedanken wanderten zurück zu dem Tag, als Hyakuhei ihn in das verwandelt hatte, was er jetzt war… an dem Tag nach dem Tod seines Vaters. Kyou hatte gewusst, dass Hyakuhei nur ihn gewollt hatte… und Toya war nur ein kleines Kind gewesen. Also war Kyou mit seinem Onkel gegangen, selbst als sein kleiner Bruder geweint und ihn angefleht hatte, nicht zu gehen… um ihn zu beschützen.

Er konnte sich noch an das Misstrauen erinnern, das er in Toyas großen, goldenen Augen gelesen hatte, als dieser Hyakuhei angestarrt hatte, weil er es gewagt hatte, ihm seinen großen Bruder wegzunehmen. Es war die Erinnerung an diesen verängstigten Blick gewesen, die Kyou geholfen hatte, sich mehrere Jahre lang von seinem Bruder fernzuhalten… um ihn zu schützen.

Als Toya älter geworden war, hatte Kyou den Drang verspürt, ihn zu sehen… hatte ihn insgeheim aufgesucht, ihn aus der Ferne beobachtet… zugesehen, wie sein Bruder das Leben lebte, das er nicht hatte. Toya aus den Schatten zu beobachten, war Kyous einzige Freude in jenen dunklen Tagen gewesen. Er war oft in Toyas Schlafzimmer eingedrungen… um ihn schlafen zu sehen.

Hätte er gewusst, dass Hyakuhei ihn verfolgt hatte und ihn beobachtete, wie er Toya beobachtete… hätte er Toya nie in solche Gefahr gebracht. Sein Onkel hatte Toya verwandelt, weil er gedacht hatte, dass es das war, was Kyou wollte. Es war seine Schuld gewesen, als Toya zum ersten Mal gestorben war.

Toya hatte gegen ihren Onkel gekämpft, während er verwandelt wurde und auch danach. Als ihre Streits gewalttätiger wurden, hatte Kyou versucht, Hyakuheis Aufmerksamkeit von seinem Bruder abzulenken. Dann hatte Toya begonnen, von einer Heilung für Vampire zu sprechen… dem Schützenden Herzkristall. Er hatte geschworen, dass er ihn finden und sie beide heilen würde.

Toya hatte seine Heilung gefunden… im Tod.

Angestrengt vermied Kyou, auf die nun leere Höhle zu sehen, wo das Herz seines Bruders einst gewesen war, während er aufstand, um Toyas Leiche wegzutragen und ihm ein würdiges Begräbnis zu geben.

Er konnte Hyakuheis Anwesenheit nicht mehr fühlen, aber er wusste, dass er noch immer in der Nähe war, ihn beobachtete… ihn immer beobachtete. Kyou verstand, dass er weggehen musste, sich verstecken musste, bis er stark genug war, um den Feind zu zerstören, der ihm das einzige, was er liebte, genommen hatte… seinen kleinen Bruder. Er trat in die Dunkelheit, verließ lautlos die Lichtung.

Kamui atmete erleichtert auf, als die Brüder weg waren und er senkte den Tarnschild um Kotaros zerschundenen Körper. Als er auf den Lykan hinuntersah, wusste Kamui, es würde eine Weile dauern, bis Kotaros Wunden verheilt waren… nicht nur die Wunden an seinem Körper, auch die, die nun tief in seinem Herzen lagen.

„Komm“, flüsterte Kamui und zog einen von Kotaros Armen um seine Schultern, um ihm beim Aufstehen zu helfen. „Hyakuhei ist nicht weit und ich muss dich hier wegbringen.“ Seine Augen glänzten in den Farben des Regenbogens, als er versuchte, seine eigenen Tränen zurückzuhalten. Es war zwecklos, denn er konnte schon fühlen, wie sie heiße Spuren auf seinen Wangen hinterließen.

So viel war in nur ein paar tödlichen Stunden verloren worden… er wusste nun, was schwärzer als schwarz war. Er würde nicht auch noch Kotaro verlieren.

„Ich hasste ihn nicht so sehr“, flüsterte Kotaro, als er niedergeschlagen auf die Stelle schielte, wo Toyas Leiche eben noch gelegen hatte. Sie beide hatten Kyoko geliebt und die Frau hatte ihre Liebe zwischen den beiden aufgeteilt… hatte nie einen der beiden gewählt, wenn sie gekämpft hatten… bis heute Nacht. Das Schicksal hatte ihm nur wenige kurze Stunden geschenkt… zumindest hatte Toya nichts davon gewusst.

Seine Hand ballte sich zur Faust. Toya wäre wütend gewesen… aber er wäre am Leben gewesen. „Ich hätte lieber seine Wut gehabt… nicht das hier… nicht das.“ Seine Stimme versagte.

Sie beide hatten versucht, sie zu beschützen, aber jetzt war Toya… Kotaros eisblaue Augen wurden wässrig. „Ich habe ihn nie gehasst.“

„Er weiß das“, sagte Kamui, während er Kotaro in die Richtung des einzig sicheren Ortes führte, den er kannte… das Haus des Zauberers Shinbe. Er musste ihrem Freund von Toyas Schicksal erzählen… und von Kyokos. Shinbe würde wissen, was zu tun war, er wusste immer Rat.

„Ich werde dieses Arschloch Hyakuhei umbringen“, knurrte Kotaro und begann sich gegen Kamuis Halt zu wehren, als sein Lykan-Erbe an die Oberfläche trat. „Er hat sie umgebracht… er hat Toya wegen ihr umgebracht. Wenn ich ihn finde, wird er sich wünschen, dass er ein Mensch wäre.“

Als wäre die Luft aus einem Luftballon ausgelassen worden, zitterte Kotaros Körper. Er wusste, dass Toya viel stärker gewesen war, als er je zugegeben hatte, aber ohne Kyoko, die er beschützen wollte… hatte Toya seinen Willen zum Kämpfen verloren. Hyakuhei hatte das gewusst, bevor der Kampf überhaupt erst begonnen hatte.

Toyas Trauer hatte ihn leichtsinnig gemacht… ungeduldig. „Wenn er nur gewartet hätte… ein paar Sekunden länger. Kyou hätte ihn retten können.“ Traurigkeit schwang in jeder Silbe mit, als Kotaro wütend seine Tränen wegwischte, die still über seine Wangen rollten.

„Ich wollte sie beide retten… Kyoko.“ Der Schmerz seines geschwächten Körpers war zu viel und er schloss seine eisblauen Augen und übergab sich dem Nichts, das den Schmerz eine Weile lang betäuben würde.

Kamui nickte, als er Kotaros schlaffen Körper hochhob und ihn trug. „Du hast genug gemacht. Ruh dich jetzt aus“, flüsterte er. „Nun bin ich an der Reihe, dich zu retten.“

Kapitel 2

In der Stunde vor Sonnenaufgang schwebte Kamui über einem nicht gekennzeichneten Grab. Die beiden Männer, die zu seinen beiden Seiten standen, waren alles, was er jetzt noch hatte. Er hatte zugesehen, wie Shinbe seine telekinetischen Kräfte genutzt hatte, um die Erde aus Toyas Grab zu heben und es zu verbreitern, damit die zweite Leiche hineinpasste.

Shinbe und Kotaro trugen beide denselben Gesichtsausdruck… Trauer und sture Kraft. Kamui wusste, dass sie wegen ihm versuchten, stark zu sein, aber er konnte sie durchschauen, sah die Melancholie, die sie beide versteckten.

Sie alle starrten hinunter auf das Grab… die schmerzliche Realität wurde ihnen langsam bewusst. Es hätte nicht so enden sollen… die Guten sollten doch nicht verlieren… oder sterben. Shinbe hatte ihnen geholfen, eine Entscheidung darüber zu treffen, was sie machen sollten. Nachdem sie Kyokos Leiche aufgestöbert hatten, hatten sie sie zu dem Grab gebracht, in das Kyou seinen Bruder gelegt hatte, und hatten sie gemeinsam begraben.

Toya hätte es so gewollt… es fühlte sich richtig an.

Kamui hatte Kyokos Leiche nicht tragen können, nachdem sie sie gefunden hatten. Das Blut, das an ihr klebte, war nicht das, was ihn störte. Es war einfach herzzerreißend, eine Person zu sehen, die so liebenswürdig und unbefleckt gewesen war, einst so viel Licht in sich getragen hatte, dass es in den Augen schmerzte… wie sie da in der Dunkelheit lag, ihre Augen offen, aber das Augenlicht erloschen.

Als er Kamuis Schock gefühlt und seine Hände zittern gesehen hatte, war Kotaro nach vorne getreten und hatte sie liebevoll in seine Arme hochgehoben, hatte dabei versucht, die Steifheit ihrer Glieder zu ignorieren. Er erlaubte sich in diesem Moment keine anderen Gefühle als Wut und Trauer. Wenn er die anderen zugelassen hätte… wie sehr er sie geliebt hatte, dann hätten seine Beine ihn nicht mehr getragen… die Trauer wog viel zu schwer.

Den Ausdruck auf Kamuis Gesicht zu sehen, hatte ihm geholfen, seine eigenen Emotionen zu kontrollieren… es hatte auch geholfen, dass Taubheit eingesetzt hatte. Kamui war kein Mensch und auch kein Tier… was auch immer er war… sein Herz zerbrach. Kotaro beschloss, dass es seine neue Mission sein würde, Kamui zu beschützen, obwohl der Junge es wahrscheinlich nicht einmal brauchte.

Kamui wischte die Tränen aus seinen Augen, versuchte, so stark zu sein wie Kotaro und Shinbe. Der Wind blies in sein unzähmbares, violettes Haar, als er auf die frisch umgegrabene Erde starrte. Er hatte seinen Umhang ausgezogen und die beiden vorsichtig darin eingewickelt, um die Macht des Zaubers, den er gleich erzeugen würde, zu verstärken.

Seine glänzenden Augen geschlossen verschränkte er seine Finger, als leuchtende Flügel aus seinem Rücken erschienen. Sie glitzerten in Farben, die so intensiv waren, dass sie für menschliche Augen nicht bestimmt waren.

Shinbe und Kotaro machten erschrocken einen Schritt zurück, verstanden plötzlich, was Kamui war. Das Wort Engel blieb ihnen im Hals stecken, denn er sah so traurig aus. Wie ein Engel mit einem gebrochenen Herzen… ein gefallener Engel.

Vorsichtig zog Kamui eine Feder aus seinem rechten Flügel und streckte seine Hand aus, die Handfläche nach oben gerichtet. Der traurige, ernste Ausdruck auf seinem Gesicht veränderte sich nicht. Seine Augen aber, leuchteten mit einem Funken Hoffnung, als er schnell mit dem plötzlich spitzen Ende der Feder über seine Handfläche fuhr, wodurch er einen oberflächlichen Schnitt erzeugte.

Die rote Flüssigkeit sammelte sich in seiner Hand und Kamui schloss seine Finger langsam zu einer Faust, ehe er sie über das Grab streckte. Die heiligen Tropfen seines Lebensblutes fielen auf die Erde, woraufhin der Boden mit einer außerirdischen, elektrisch blauen Macht leuchtete.

Shinbe und Kotaro konnten nur voller Ehrfurcht zusehen, als dies geschah. Sie wagten es nicht, sich zu bewegen, aus Angst, dass sie das Ritual, das Kamui vollzog, stören könnten. Beide verstanden, dass sie etwas Unglaubliches sahen und dass sie so etwas zweifellos nie wieder sehen würden.

Die Luft um Kamui begann sich zu drehen und formte einen Wirbelsturm aus fluoreszierend blauem Licht. Die schallende Stimme, die von seinen Lippen kam, klang älter und weiser, als sie es in ihrer Erinnerung je getan hatte. Sie erhob sich zum Himmel, ein beängstigendes Geräusch, das meilenweit zu hören war, und alle, die es vernehmen konnten, verbeugten sich unbewusst vor seiner Macht.

„Tausend Jahre sollen vergehen…

Solange warten wir dich wiederzusehen…

Wenn das Blut eines Beschützers fließt zu Erden…

Die Prophezeiung erfüllt soll werden…

Es wird nur zwei Seelen wiederbeleben…

Ihnen das Licht zurückgeben…

Gegen die dunkle Macht der Nacht sollen sie kämpfen…

Mit diesem Versprechen werden wir Unsterbliche die Waffen ergreifen…

Denen, die wiedergeboren wurden, Schutz erteilen…

In die Hände von Stein und Marmor wird der Feind geben…

Den einzigen Wunsch, den er hat… im Licht zu leben.“

Der Wirbelwind kreiste um Kamui, als sich zwei schimmernde Federn aus den leuchtenden Flügeln lösten und sich wie zwei kleine Dolche mit den Spitzen nach unten drehten… innerhalb des Zyklons gerade nach unten fielen und auf dem Grab landeten. Die glitzernden Federn steckten kurze Zeit in der Erde, ehe sie sich in den Boden senkten und sich mit den Seelen seiner Freunde verbanden.

Kamuis Knie trafen am Boden auf, als der Zauber verweht wurde, sodass in alle Richtungen eine Schockwelle entstand. „Bis wir uns wiedersehen, Kyoko… Toya“, flüsterte Kamui, als er fühlte, wie die Einsamkeit ihn übermannte. „Vielleicht wird das nächste Leben in einer besseren, viel helleren Zeit sein.“

Shinbe stand still neben ihm, wollte nichts mehr, als selbst auch Tränen zu vergießen… aber konnte sich diesen Luxus nicht leisten. Hyakuhei war noch dort draußen und er wusste, dass der Vampir mit dem schwarzen Herzen ihn letztendlich holen würde. Der Feind würde wissen, was sie getan hatten. Er würde so viele Spuren auslöschen, wie er konnte.

Indem er in seine Tasche griff, holte Shinbe ein kleines, violettes Fläschchen gefüllt mit zeitlosem, magischem Pulver hervor. Er streute es vorsichtig über den Boden, während er im Kreis um das Grab ging, um es vor allen neugierigen Blicken zu schützen. Der Boden wurde sofort wieder fest und verbarg die Stelle des frischen Grabes.

Shinbes Augen leuchteten in derselben violetten Farbe, als er Worte flüsterte, die nur er verstehen konnte.

Er fühlte eine zeitlose Verbindung zwischen Brüdern, die in einer ewigen Schlacht gegen die Finsternis gekämpft hatten, durch seine Seele schweben, um zu einem Symbol des Schutzes über dem Grab zu werden. Über dem Ort, wo seine Freunde ruhten, blühten Blumen, ohne dass Samen gesät worden waren. Blüten in fünf Farben erschienen auf dornigen Stängeln… silbern… golden… eisblau… violett… und glitzernder Regenbogenstaub.

„Ich muss mich verabschieden“, sagte Shinbe nach langem Schweigen. Er wollte nicht, dass seine Anwesenheit den Aufenthaltsort der anderen verriet, und wusste, dass es Zeit war zu gehen. Sein Blick streifte wieder das Gebüsch mit den Blüten in den merkwürdigen Farben. Toya und Kyoko waren nun vor Hyakuhei geschützt und der Zauber würde nicht gestört werden.

Im Augenblick… war das alles, was er ihnen bieten konnte, abgesehen von seiner Trauer.

Kamui sah hoch zu dem Zauberer, erschrocken über die neue Entwicklung. „Was? Aber… wieso?“ Seine Augen weiteten sich in einem panischen Moment… würden ihn nun alle verlassen? War es nicht schon schlimm genug, Toya und Kyoko zu verlieren?

Als er Kamuis Angst fühlte, legte Shinbe eine beruhigende Hand auf die Schulter seines Freundes und versuchte zu erklären: „Du weißt ebenso gut wie ich, dass Hyakuhei irgendwann herausfinden wird, was wir hier getan haben.“ Er blickte über Kamuis Schulter auf Kotaro, wissend, dass der Lykan verstehen würde, wieso er sie verließ.

„Ihr werdet seinem immer aufmerksamen Blick entgehen können… aber ich habe diese Macht nicht. Ich werde mich verstecken können, aber ich weiß nicht wie lange.“ Shinbe ließ ein langes Seufzen hören und sah hoch zu dem Mond, der tief am Himmel stand. „Meine Tage sind nun gezählt…“ Ein weiches Lächeln hob seine Mundwinkel, als ob er ein Geheimnis kannte. „… So soll es sein.“

„Ich werde mit dem nächsten Schiff nach Westen fahren, über den Ozean. Dort werde ich eine bessere Möglichkeit haben, meine Identität vor Hyakuhei geheim zu halten, und vielleicht finde ich sogar einen Weg, um meine eigene Seele gleichzeitig mit unseren lieben Freunden zu reinkarnieren.“ Er hoffte, dass es die Wahrheit war, was er da sagte. Sie würden ihn brauchen, wenn der Tag gekommen war.

Kamui schielte hinunter auf das Grab unter ihm und dann wieder hoch zu seinem Freund, zum ersten Mal, seit dieser Albtraum am Abend begonnen hatte, wieder ruhig. Er wollte nicht, dass Shinbe das nächste Opfer war, also verstand er, ja. Vorsichtig zog er eine Regenbogenfeder aus seinem rechten Flügel und drückte sie an Shinbes Hals.

Shinbe atmete scharf ein, als sie hell zu leuchten begann, ehe sie in seiner Haut verschwand. Er sah hinunter und erkannte den schwachen Umriss der Feder direkt über dem Kragen seines Umhangs.

„Das wird dir helfen, wenn es soweit ist“, sagte Kamui mit einem Lächeln und schenkte Shinbe eine verständnisvolle Umarmung. Er würde Shinbe nicht lange verlieren… egal was geschah.

„Wir werden uns wiedersehen, mein Freund“, flüsterte Shinbe, ehe er sich aus Kamuis Umarmung löste. Er nickte Kotaro zu, wusste, dass der Lykan Kamui für sie alle beschützen würde. Shinbe schielte zurück zu dem Grab, dann riss er seinen Blick los und ließ sein Haar über sein Gesicht fallen, um seine Traurigkeit zu verbergen. „So soll es sein“, flüsterte er wieder und verschwand in der umgebenden Dunkelheit.

„Bereit, mein Junge?“, fragte Kotaro, wobei er dem Grab seinen Rücken zuwandte. Er wusste, dass er nicht bleiben konnte. Shinbe hatte recht… je weiter weg sie waren, umso besser würde der Zauber geschützt sein.

Kamui wollte die Augen verdrehen darüber, wie Kotaro ihn genannt hatte, aber brachte es nicht übers Herz. Sein Herz war begraben in der Erde unter seinen Füßen und auch wenn er bis ans Ende der Zeit warten musste, er würde sehen, wie Hyakuhei für seine Taten büßte.

„Ja“, sagte Kamui und streifte einen Arm über seine Augen. „Ich bin bereit.“

Kotaro legte ihm einen Arm um die Schultern und führte ihn weg. Der Lykan hatte erkannt, dass er keine Tränen mehr für die Frau vergießen konnte, die er mit seinem gesamten Sein geliebt hatte. Seine Seele fühlte sich an, als hätte jemand sie ihm aus dem Leib gerissen, sie in kleine Stücke gerissen und nur die Hälfte davon zurückgegeben.

Wenn der Zauber, den Kamui und Shinbe erzeugt hatten, funktionierte, würde er seine geliebte Kyoko wiedersehen. Er konnte ein Lächeln nicht unterdrücken, als er daran dachte, welche Streiche er und Toyas Reinkarnation sich überlegen würden, um ihre Liebe zu gewinnen. Er würde mit dem größten Vergnügen wieder um sie kämpfen, wenn es bedeutete, dass Toya zurückkam. Schließlich… hatte sie sie beide geliebt.

Er unterdrückte den Drang, zum Grab zurückzublicken. „Tausend Jahre sind eine lange Wartezeit, aber ich werde für dich da sein… Kyoko.“

*****

Über tausend Jahre in der Zukunft… Heute.

Eine einsame Gestalt stand am Dach des höchsten Gebäudes, betrachtete die dicht bevölkerte Stadt unter ihm. Sein Gesicht zeigte nichts von der herzerweichenden Erinnerung an den Körper seines einzigen Bruders, der vor Jahrhunderten einsam und leblos auf dem kalten, harten Boden gelegen hatte. Sein einst warmes, schlagendes Herz in den Klauen des sadistischen Monsters, das sie beide erschaffen hatte.

Er hatte alles in seiner Macht Stehende getan, um sich selbst von dem Bösen, das ihn still umgab, zu entfernen. Ebenso wie die Menschen dieser Welt, ernährte er sich nur von den Tieren, die die Natur ihnen bot. Obwohl die Dunkelheit alles war, was ihm erlaubt war, so wie es der Fluch eines Vampirs forderte, würde er nie zu dem Dämon werden, den sein Onkel aus ihm machen wollte.

In den letzten Jahren hatte sich etwas in ihm geregt… eine Sehnsucht, die er nicht verstehen konnte, und die er mehr als tausend lange Jahre nicht gefühlt hatte.

Erinnerungen, die er nie vergessen hatte, spielten sich wieder in Kyous Kopf ab, von einem einst unschuldigen, jungen Mann, der sein Leben mit Freude erfüllt hatte, selbst in einer Welt der Dunkelheit. Toya… Er war so voller Leben gewesen… mit lachenden, goldenen Augen und der Unwissenheit eines Kindes. Wieder stach sein Herz vor Schulgefühlen dafür, dass er seinen jüngeren Bruder nicht hatte beschützen können.

Sonnengoldene Augen, die durch die Jahrhunderte der Einsamkeit kalt geworden waren, bluteten rot bei der Erinnerung an ein Versprechen, das er noch erfüllen musste. In jedem Jahrzehnt, das vergangen war, war Kyou viel stärker geworden. Viele Male war er ihm nahe gekommen, aber das Objekt seines Hasses und seiner Rache entwich ihm immer wieder.

Er würde nicht ruhen, ehe die bösartige Kreatur, die er suchte, sich vor Schmerzen zu seinen Füßen wand und seine Seele in die Hölle geworfen wurde, wo sie hingehörte.

Kyous Blick wurde angezogen von dem einzigen ruhigen Ort in der ganzen Stadt… dem stillen Park im Zentrum. „Solche Orte sollten nicht in der Nähe einer solchen Bösartigkeit sein“, murmelte er in die Nacht. Nachdem er von dem Gebäude gesprungen war, setzte Kyou seine Suche fort, so wie er es die letzten Jahrhunderte getan hatte. Hyakuhei würde mit seinem Leben dafür bezahlen, dass er ihm den einzigen weggenommen hatte, der ihm je etwas bedeutet hatte, oder es je tun würde. Sein Bruder war für immer verloren und würde nicht zurückkehren.

„Toya…“, flüsterte Kyou, als er in der Nacht verschwand, das Sinnbild eines Racheengels…

*****

Der Park war um diese Tageszeit immer friedlich. Es war ein ruhiger Nachmittag und die Sonne stand hoch am Himmel. Kotaro spazierte gemächlich zwischen den Bäumen in der Mitte, wo ein großer Marmorblock stand. Er hatte keine Ahnung, woher dieser kam… er war schon immer dagewesen, seit er denken konnte. Er war sogar älter als die Stadt selbst. Alles, was er mit Sicherheit wusste, war, dass er ein überwältigendes Gefühl des Friedens fühlte, wenn er in seiner Nähe war.

‚Wer hätte gedacht, dass so ein rechteckiger Felsbrocken solch beruhigende Gedanken hervorrufen kann?‘ murmelte Kotaro vor sich hin.

Einem kleinen Pfad zwischen den Bäumen folgend ging er zu dem Stein, sodass er ihn ansehen konnte. Obwohl es kein völlig zufriedenstellender Tag gewesen war… mit der Gewissheit, dass der Felsen noch dastand, fühlte er sich gleich viel besser.

Kotaro blieb mitten im Schritt stehen, als er zu der Lichtung kam, und runzelte die Stirn über die Person, die im Schneidersitz auf dem Stein saß, ihre Ellbogen auf die Knie und das Kinn in die Hände gestützt. Kurzes, violettes Haar bewegte sich leicht in der sanften Brise, sodass der Mann fast aussah wie ein Kind.

„Was, zur Hölle, machst du hier?“, fragte Kotaro scharf.

Kamui grinste, ohne ihn anzusehen. Stattdessen nickte er in die Richtung der Uni in der Ferne. „Darauf warten, dass meine Vorlesung anfängt.“

Kotaro schüttelte den Kopf und ging weiter, ehe er wieder stehenblieb und herumwirbelte, um Kamui anzusehen. „Wovon redest du da? Du gehst überhaupt nicht auf diese Uni.“

Kamui zwinkerte ihm zu, ehe er langsam verblasste und dann weg war und nur einen Wirbel aus glitzerndem Regenbogenstaub hinterließ.

Kotaro schaute wütend auf den Staub, der in der Luft schwebte, ehe auch dieser verschwand. „Manchmal ist dieser Junge echt undurchschaubar“, erklärte er der nun verlassenen Lichtung, dann senkte sich sein Blick, als würde er den Stein streicheln. Er hörte das Geräusch schneller Schritte auf dem Asphalt, aber bemerkte es kaum, bis ihm jemand von hinten auf die Schulter tippte. Er zuckte scharf zusammen und wirbelte herum, um Hoto und Toki zu sehen, die vornüber gebeugt standen, ihre Hände auf ihren Knien und schwer um Atem ringend.

„Was ist denn mit euch passiert?“, fragte Kotaro mit einem Grinsen, als er sich wieder von seinem Schock erholt hatte.

Hoto winkte mit einem Blatt Papier vor seinem Gesicht. „Für dich… von der Polizei… wichtig.“

Kotaro griff nach dem Zettel. „Von der Polizei, ja? Muss wirklich wichtig sein, wenn es euch beide dazu bringt, einen Marathon zu laufen.“

Toki nickte, ehe er sich zu Boden fallen ließ und auf die Seite drehte, um sich auszuruhen. Hoto senkte sich nur auf seine Knie und legte seinen Kopf auf das Gras.

„Ihr beide seid die größten Schwächlinge, die ich je gesehen habe“, beschwerte sich Kotaro gutmütig.

„Seitenstechen“, winselte Toki. „Muss zurück… in ein… klimatisiertes… Büro.“

Kotaro seufzte resignierend und ließ die beiden in der warmen Sonne liegen, ehe er den Zettel auseinanderfaltete. Seine Hand ballte sich zur Faust, sodass das Papier zerknüllt wurde, das er gerade von der Polizeistation in der Nähe das Campus bekommen hatte. Ein weiteres Mädchen war spurlos verschwunden. Er war schon eine ganze Weile damit beschäftigt, das Verschwinden von vielen jungen Mädchen zu untersuchen, was ihn letztendlich auch zu der Uni geführt hatte, wo er nun der Chef des Sicherheitsdienstes war.

Seine Gedanken wanderten sofort zu seiner geliebten Kyoko. Er hatte sie wiedergefunden und so wie er es erwartet hatte… war Toya nicht weit. Eine Sache, die ihn überrascht hatte, war die Tatsache, dass Toya normal wiedergeboren worden war… völlig menschlich, oder so schien es wenigstens.

Manchmal konnte er den wahren Toya direkt unter der Oberfläche fühlen… unbemerkt von den anderen, aber bisher war dieser Teil von ihm noch nicht erwacht. „Danke Gott für einen kleinen Gefallen.“ Kotaro fuhr sich nervös mit der Hand durch sein zerzaustes Haar.

Er war froh, dass keiner der beiden sich an die Vergangenheit erinnerte… es waren Erinnerungen, die besser vergessen werden sollten. Er wünschte sich, dass er das Privileg hätte, sie einfach zu vergessen… aber für ihn blieben die Erinnerungen… und führten oft dazu, dass er in Schweiß gebadet nachts aufwachte.

Nachdem er den Park verlassen hatte, fand er sich selbst wieder auf den Pflastersteinen, die den Weg vor dem Campus bedeckten. Kotaro richtete seine eisblauen Augen auf das Gebäude, wo Kyoko lebte. Er runzelte die Stirn, Sorge lag auf seinem Gesicht und er verspürte den plötzlichen Drang, nachzusehen, ob ‚seine Frau‘ in Sicherheit war.

Die langen Haare an seinem Hinterkopf wurden von einem tief sitzenden Gummiband zusammengehalten. Der Rest weiter vorne am Kopf sah immer ein wenig zerzaust aus, sodass er an einen ungezogenen Jungen erinnerte, aber das passte ihm ganz gut so. Dieses Aussehen hatte ihm in den letzten Jahren mehr als nur einmal genützt.

Sein Körper war groß mit schlanken Muskeln… aber man sollte ihn nicht nach dem Aussehen beurteilen. Er hatte kein Gramm Fett und war stärker als 50 Menschen zusammen. Die einzigen Leute, die von seiner unmenschlichen Stärke wussten, waren diejenigen, die ihn zu sehr ärgerten, oder es wagten, sich ihm in den Weg zu stellen. Und diese wenigen hatten zu große Angst, als dass sie etwas darüber gesagt hätten. Niemand am Campus wusste von Kotaros heimlicher anderen Seite und er wollte, dass das auch so blieb.

Kotaro war verantwortlich für die Sicherheit einer jeden Person, die sich am Campus bewegte, egal ob es ein Besucher, ein Student oder ein Professor war. Seit etwa einem Monat waren immer wieder junge Frauen aus dieser Gegend verschwunden, und die meisten davon in der direkten Umgebung der Uni.

Ein tiefes Knurren ertönte in seiner Brust, als er die Gerüche um sich herum einatmete. In der Luft lag ein uralter Geruch… des Bösen. Er näherte sich demjenigen, der für mehr als nur das Verschwinden der Mädchen verantwortlich war… das konnte er fühlen. Nachdem er diese Gedanken vorerst verdrängt hatte, ging er forschen Schrittes zu den Wohnhäusern, in denen viele der unschuldigen Studenten wohnten.

Er würde gehen und nach Kyoko sehen, und wenn sie ihn in ihre Wohnung ließ… seine Augen verdunkelten sich… würde er sie den Rest des Tages nicht mehr alleine lassen… und auch nicht in der Nacht. Er hoffte nur, dass Toya heute nicht wieder in der Nähe war. Er wollte sie für sich alleine haben. Schließlich war sie eigentlich seine Frau und dieser Junge würde sein Leben anders ausfüllen müssen.

Seine Schritte wurden langsamer bei dem Gedanken… er war froh, dass Toya jetzt wenigstens ein Leben hatte. Ein fast belustigtes Lächeln erschien auf seinem Gesicht, als er innerlich dieses Leben bedrohte, wenn Toya nicht endlich aufhörte, Kyoko auf Schritt und Tritt zu verfolgen.

Allein der Gedanke daran, wie sie neben ihm auf ihrem bequemen Sofa saß, Popcorn aß und irgendeinen romantischen Film ansah, klang für ihn wie der perfekte Abend. So etwas machten sie mindestens einmal pro Woche und für ihn… war das der beste Teil jeder Woche. Dann hatte er seine ungestörte Zeit mit seiner braunhaarigen Schönheit. Es machte keinen Unterschied, ob sie einen Film ansahen, oder nur auf der Couch saßen und quatschten… er liebte einfach das Gefühl, wenn sie sich an ihn kuschelte.

Kotaro grinste zufrieden, fragte sich, wie es wäre, wenn er immer an ihrer Seite wäre… Tag und Nacht.

Sein Grinsen verblasste bei dem nächsten Gedanken… Kyoko hatte ihn noch nicht ausgewählt. Toya war immer noch im Rennen. Zumindest in diesem Leben. „Einige Dinge ändern sich nie.“ Er sah hoch in den Himmel, als wollte er ein sarkastisches Danke an irgendjemanden da oben schicken. Etwas sagte ihm, dass die Götter einen sehr verstörenden Sinn für Humor hatten.

*****

Die Prüfungen waren endlich geschafft und Kyoko sang schon den ganzen Nachmittag diese Worte. Sie war ein braves Mädchen gewesen und hatte gelernt, bis sie ihre Bücher einfach nicht mehr sehen konnte, aber es hatte sich bezahlt gemacht. Sie wusste einfach, dass sie all diese gemeinen Tests gut bestanden hatte. Schon wegen dieses Gedankens wollte sie schon den ganzen Tag einen Freudentanz aufführen.

Tatsächlich war das Erste, was sie gemacht hatte, als sie in ihre Wohnung gekommen war, ihre Bücher quer durchs Wohnzimmer zu werfen, als wären sie ansteckend und dann hatte sie endlich dem Drang nachgegeben… spontan einen Freudentanz im Flur aufgeführt, als wäre sie noch ein kleines Mädchen.

Direkt danach war sie übergegangen zu ihrer eigenen Version des Torjubels, den sie bei Toya einmal gesehen hatte, und so war sie bis in ihr Bad gehüpft, wo sie sich ein heißes Schaumbad gönnen wollte. Kyoko hatte beschlossen, dass, wenn sie das schon machen wollte, dann richtig, und hatte die Stereoanlage aufgedreht und Kerzen geholt.

Sie jubelte immer noch über ihren Erfolg als die Wanne sich gefüllt hatte, und machte kurzen Prozess mit ihrer Kleidung, indem sie sie auszog und einfach in die Luft warf. ‚Wahrscheinlich werde ich meine Unterwäsche am Ventilator wiederfinden, wenn ich fertig bin‘, dachte sie, dann zuckte sie die Schultern und setzte sich in das warme Wasser.

Sie rutschte weiter hinunter in das Bad, sodass die Seifenblasen über ihren Schultern und um ihren Hals schwammen. Ihre smaragdgrünen Augen, die dafür bekannt waren, dass sie von einem Augenblick auf den anderen stürmisch werden konnten, leuchteten zufrieden.

Die nussbraunen Wellen ihres Haares türmten sich ungeordnet auf ihrem Kopf und ihre seidig weiche Haut war unter dem Schaum versteckt. Sie war ein glückliches Mädchen… und alles, was sie jetzt noch tun wollte, war, sich den restlichen Tag zu entspannen. Ein wenig sanfte Musik im Hintergrund, süß duftende Kerzen, die das Badezimmer beleuchteten, und alles war perfekt.

Sie schloss ihre Augen, wusste, dass sein Bild bald in ihrem Kopf auftauchen würde… als wartete er auf sie. Es war ihr kleines Geheimnis.

Eisblaue Augen beobachteten sie aus ihrem Kopf heraus. Sie hatte nachts so oft von ihm geträumt, dass sie sein Bild nun auch im wachen Zustand heraufbeschwören konnte. Je tiefer sie in den Traum eintauchte, umso realistischer wurde er, bis es schien, dass er wirklich da war… neben der Badewanne kniete.

Seine Lippen verzogen sich zu einem sinnlichen Lächeln, als er die Hand ausstreckte und ihr den Waschlappen aus der Hand nahm… während seine Augen so hell leuchteten, wie blaues Feuer.

„Träume sind schön“, flüsterte sie und rollte ihren Kopf zur Seite, ließ ihn tun, was er wollte.

‚Klingeling.‘ Eines der nervigsten Geräusche der Welt hallte durch die Wohnung. Kyoko richtete sich ruckartig auf, sodass das Wasser über den Rand auf den Fliesenboden schwappte. Sie hob ihre Hand zu ihrer Wange und konnte die Hitze dort fühlen, als das Telefon wieder klingelte.

„Verdammt!“ Sie stand schnell auf, wusste, dass das Telefon am anderen Ende des Wohnzimmers stand. Während sie aus der Wanne kletterte, nahm sie ihren seidenen Bademantel von der Kommode und wickelte sich darin ein, während sie lief, um den Anruf entgegenzunehmen.

Als sie erkannte, dass sie eine Spur aus Wasser am Boden hinterließ, beschloss sie, dass sie in Zukunft das Schnurlostelefon mit ins Badezimmer nehmen musste.

Am anderen Ende der Leitung klopfte Suki mit ihren Fingernägeln auf den Küchentisch, wünschte sich, dass Kyoko sich beeilen würde. Sie hatte das sichere Gefühl, dass Shinbe jeden Moment hier auftauchen würde und sie wollte nicht, dass er erfuhr, was sie plante.

Sie hörte das Klicken am anderen Ende. „Endlich!“

Kyoko nahm das Telefon wieder weg von ihrem Ohr, um es wütend anzustarren, dann hob sie es wieder hoch. „Suki, ich war in der Badewanne!“, jammerte Kyoko, während sie sehnsüchtig wieder durch die offene Badezimmertür schielte, denn sie wusste, das Wasser war noch heiß und roch nach Jasmin. Es lockte sie, wieder zurückzukommen, um es zu genießen… ebenso wie ihr Traum. Sie biss sich auf ihre Unterlippe, als sie ihren Blick von dem losriss, was sie so gerne wollte.

„Stehst du da nackt?“, kicherte Suki, die wusste, dass Kyoko immer schnell errötete.

„Suki!“, rief Kyoko vorwurfsvoll. Ihre Freundin hatte einen verrückten Sinn für Humor, was wahrscheinlich daher kam, dass sie viel zu viel Zeit mit Shinbe verbrachte. Sie grinste spitzbübisch und entgegnete. „Wolltest du etwas? Es gibt da ein heißes, duftendes Bad, das meinen Namen ruft, und du unterbrichst unser kleines Date.“

„Date?“ Suki betrachtete das Telefon und verdrehte die Augen. „Du brauchst eindeutig Hilfe, Kyoko. Wer hat denn ein romantisches Bad alleine? Du solltest zumindest deine Einbildungskraft nutzen und dir einen sexy Mann vorstellen, der dir den Rücken schrubbt, wenn du da drinnen bist.“ Sie seufzte resignierend, völlig ahnungslos, wie schockiert Kyoko gerade darüber war, dass diese Aufforderung der Wirklichkeit so nahe kam.

„Egal, jedenfalls werden wir beide gemeinsam ausgehen, um zu feiern, dass die Prüfungen vorbei sind“, verkündete Suki. Sie hatte nicht vor, Kyoko die Gelegenheit zu geben abzulehnen.

„Ich akzeptiere kein Nein, also mach dich schon mal fertig. Und trag die Klamotten, die wir letztes Wochenende gekauft haben. Das mache ich auch.“ Suki holte kurz Luft und sprach dann gleich weiter, bevor Kyoko etwas einwerfen konnte. „Ich hole dich um halb acht ab. Bis dann, Liebling!“

Kyoko blinzelte, als das Telefon klickte, um zu zeigen, dass die Verbindung unterbrochen worden war. Ihre Lippen standen noch offen, weil sie bei der ersten Gelegenheit nein hatte sagen wollen. Sie starrte still auf die Wand, die ihre beiden Wohnungen trennte, fragte sich, ob Suki von dort angerufen hatte, oder von ihrem Handy.

Nach einem kurzen Blick auf das Display seufzte sie. „Handy, klar.“ Dann nützte es wohl nichts, an die Wand zu hämmern. Aber die Vorstellung davon, wie sie Suki erwürgte, zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht. „Ich darf es mir ja vorstellen.“

Nachdem sie das Schnurlostelefon wieder zurückgestellt hatte, sah Kyoko hinunter auf ihren seidenen Bademantel, der nun an ihrem nassen Körper klebte, und stöhnte. Das warme Wasser auf ihrer Haut war kalt geworden und sie bekam eine Gänsehaut. Schnell drehte sie sich um, um wieder in die Badewanne zu steigen.

„Klingeling.“ Kyoko zuckte zusammen.

Sie wirbelte herum und ihre linke Augenbraue hob sich genervt. „Ich hoffe, das ist Suki, damit ich ihr sagen kann, wie gern ich es mag, wenn man mir sagt, was ich zu tun habe!“ Mit einer ruckartigen Bewegung hob sie das Telefon wieder hoch und sagte ein wenig zu laut: „Hallo!“

Toya grinste über Kyokos Begrüßung. „Ach komm schon, hat deine Mami dir nicht beigebracht, höflich zu sein, wenn du das Telefon abnimmst?“

Kyoko hatte gute Lust dazu, zum Fenster zu gehen, es zu öffnen und das Telefon aus ihrer Hand in die Tiefe fallen zu lassen. „Wieso will niemand mich mein Bad nehmen lassen?“, jammerte sie und stampfte mit dem Fuß auf, woraufhin sie fühlte, wie die Luft des Ventilators sich einen Weg unter ihren Bademantel bahnte.