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»Du bist eine Prinzessin. Du bist die Hüterin des Waldes.« Zwei Sätze an Ritas Hochzeitsmoorgen verändern ihre Welt. Sind die Legenden doch wahr? Statt zu heiraten, flüchtet das Mädchen durch das Fenster. Aus dem Dorf, durch den Wald, bis sie am Rand einer Lichtung steht. Mit einem großen, weiß leuchtenden Gebäude. Viel größer als alles, was sie je gesehen hat. Staunend steht Rita da. Soll sie weitergehen? Das Geheimnis erforschen? Oder besser umdrehen und zurückkehren. In ihren Alltag. Zu der unerwünschten Hochzeit? Eine fantastische Kurzgeschichte in einer noch fantastischeren Welt.
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Veröffentlichungsjahr: 2022
Die Sammlung der Welten lag verlassen da. Sonnenstrahlen fielen durch das kuppelförmige Dachfenster herein auf die Staubschicht am Boden. Die Regalwände, die, wie in einer großen Bibliothek nebeneinander aufgestellt waren und den Raum füllten, waren größtenteils leer. Die Zeit hatte sie geleert, genauso, wie die Zeit sie einstmals gefüllt hatte. Nur in einem Regal standen noch, sorgsam auf Sockel gestellt, einige, wenige, der Weltenkugeln aus Schaum und Träumen. Schwach funkelten sie im Sonnenlicht. Nicht lange und auch sie würden zerplatzen, zerfallen und verdunsten. So wie die restliche Sammlung in den Jahrhunderten vor ihnen. In den Jahrhunderten, seit das Königshaus zerfallen und die Bevölkerung im Streit die Stadt verlassen hatte.
Jahrhunderte in denen Obdachlose, Ausgestoßene und Diebe in den Häusern Zuflucht gefunden hatte, die zunehmend verfielen. Häuser von denen jetzt, außerhalb der Sammlung der Welten nichts mehr zu sehen war. Alles war überwachsen von Bäumen, Büschen oder unter der Last von Totholz zusammengebrochen.
Einzig die Sammlung der Welten stand, wie unberührt, inmitten des Waldes, wie eine Lichtung, und leuchtete weiß in der Sonne.
Ein weißes Leuchten, dass Rita aus dem Wald hierhergelockt hatte. Ein Licht, das im dunklen, kühlen Wald so unpassend und unerwartet war, dass sie gar nicht anders gekonnt hatte, als ihm zu folgen und herauszufinden, woher es kam. Auch, wenn es gefährlich war. Aber sie war neugierig und auf der Flucht. Jeder Schritt war gefährlich.
Außerdem bewegte sie sich auf dem alten Boden der Stadt, um die sich so viele Legenden rankten, dass niemand in ihrem Dorf sie alle kannte. Legenden, die sie immer viel mehr fasziniert hatten, als die Aussicht zu heiraten und Kinder zu bekommen.
Rita sollte Zuhause sein und sich auf ihre Hochzeit mit dem Nachbarsohn vorbereiten. Stattdessen war sie durch das hintere Fenster aus der niedrigen Hütte geklettert, als ihre Mutter davongeeilt war, um das Brautkleid zu holen.
Das war gestern gewesen.
Heute sollte sie bereits glücklich verheiratet sein.
Am besten sie dachte gar nicht daran, welches Chaos sie mit ihrer Flucht angerichtet hatte.