Eine Liebe unter Sternen -  Stonebridge Island 3 - Ella Thompson - E-Book

Eine Liebe unter Sternen - Stonebridge Island 3 E-Book

Ella Thompson

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Beschreibung

Das Gestüt der drei Cooper-Schwestern ist in Gefahr. Nach zahlreichen Sabotageversuchen kann keiner mehr abstreiten, dass ihnen jemand Schaden zufügen will. Abigail, Summer und Megan stehen kurz davor, die Silver Brook Stables, die sie von ihrer Mutter Olivia übernommen haben, zu verlieren. Dahinter können nur die Morgans stecken, die seit Generationen eine Fehde gegen die Coopers führen. Finley – der jüngste Spross des Morgan-Clans – scheint der Einzige zu sein, der den Schwestern helfen kann. Und ausgerechnet er ist es, an den Megan ihr Herz verloren hat …

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Seitenzahl: 598

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ELLA THOMPSON

EINE LIEBE unter Sternen

Stonebridge Island 3 

Roman

WILHELM HEYNE VERLAGMÜNCHEN

Das Buch:

Sie standen sich gegenüber, starrten sich an. Getrennt durch die Ladefläche ihres Wagens. Finn seufzte. Er hasste es, dass Megan ihn immer so aus der Reserve lockte. Niemand konnte ihn so auf die Palme bringen wie diese Frau – und das tat sie seit fast zwanzig Jahren. Seit er sie bei Andrew Springers dreizehntem Geburtstag beim Wahrheit-oder-Pflicht-Spiel hatte küssen müssen.

Wenn sie arbeitete, hatte sie ihre Haare meist zu einem Zopf geflochten. In ihrer Freizeit, wie jetzt, trug sie sie offen. Die dunkle Mähne reichte fast bis zu ihren schmalen Hüften. Sie trug eine schlichte schwarze Bluse, enge Jeans, die an den Knien zerrissen waren, und ein Paar pinkfarbene Cowboy-Boots mit Gänseblümchen-Applikationen. Megan Cooper war bekannt für ihre Vorliebe für ausgefallene Western-Stiefel. Und er hätte das wahrscheinlich sogar ziemlich sexy gefunden – wenn diese Frau nicht so eine Plage wäre.

Die Autorin:

Ella Thompson, geboren 1976, verbringt nach Möglichkeit jeden Sommer an der Ostküste der USA. Ihre persönlichen Lieblingsorte sind die malerischen New-England-Küstenstädtchen. An den endlosen Stränden von Maine genießt sie die Sonnenuntergänge über dem Atlantik – am liebsten mit einer Hundenase an ihrer Seite, die sich in den Wind reckt.

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Originalausgabe 11/2021

Copyright © 2021 by Ella Thompson. Dieses Werk wurde vermittelt durch die Michael Meller Literary Agency GmbH, München

Copyright © 2021 dieser Ausgabe

by Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Redaktion: Diana Mantel

Umschlaggestaltung: Eisele Grafik-Design, München, unter Verwendung von © Bigstock (CasoAlfonso); Shutterstock.com (kesipun, jack photo); iStockphoto (lucky-photographer)

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN: 978-3-641-24581-8V001

www.heyne.de

Prolog

Megan Cooper fuhr mit dem Zeigefinger durch die Vanillecreme, die kunstvoll auf ihrem Blaubeer-Cupcake aufgetürmt war, und schob sie sich genüsslich zwischen ihre Lippen. »Hmm«, summte sie. »Ich liebe diesen Tag. Bye-bye.« Fröhlich winkte sie den vorbeifahrenden Autos zu. Sie konnte den Ozean riechen. Spürte die Sonne auf der Haut und den leichten Wind. Gesprächsfetzen und Kinderlachen klangen von den Booten herüber, die in der Marina hinter Marsha’s Bakery zum Auslaufen bereit gemacht wurden. Zum letzten Segeltörn in diesem Jahr. Oder für den Weg in ihre Heimathäfen, nachdem sie den Sommer über in Home Port gelegen hatten.

»Du bist unverbesserlich.« Abby stieß ihr mit dem Ellenbogen in die Rippen und lachte. »Wir mögen die Touristen«, erinnerte ihre ältere Schwester Megan daran, dass ein Großteil der Bewohner von Stonebridge Island davon lebte, Sommerhäuser und Apartments an Feriengäste zu vermieten und ihnen das halbe Jahr über Zuckerwatte, Eis und gegrillte Hummersandwiches zu verkaufen.

»Trotzdem fühlt es sich am Labour Day immer ein bisschen so an, als ob die Insel aufatmet«, stimmte Megans mittlere Schwester, Summer, ihr zu.

Sie hatten es sich an einem der kleinen weißen Bistrotische mit den verschnörkelten Metallstühlen vor der Bäckerei gemütlich gemacht und blickten dem steten Strom von Fahrzeugen nach, der in Richtung der alten Steinbrücke rollte, die Stonebridge Island mit dem Festland Maines verband. So wie sie es jedes Jahr am ersten Montag im September taten.

»Ich finde das immer ein wenig traurig«, befand Abby. »Wie ein Abschied.«

Megan streckte ihre Beine aus und biss herzhaft in ihren Cupcake. »Bei uns ist es so schön, dass du davon ausgehen kannst, dass sie nächstes Jahr alle wiederkommen.« Megan sah die Sache genau wie Summer. Das Tourismusbüro war mehr als zufrieden gewesen mit der Auslastung der Sommerunterkünfte, und die Läden hatten ein gutes Geschäftshalbjahr hinter sich. Aber am Labour Day leerte sich die Insel wie auf Knopfdruck, und alle, die den Sommer oder wenigstens das letzte lange Ferienwochenende auf Stonebridge Island verbracht hatten, kehrten in ihren Alltag zurück.

»Ich hoffe nur, dass es auf dem Gestüt auch ruhiger wird und wir für den Rest des Jahres von Katastrophen verschont bleiben«, sagte Summer und nippte an ihrem Kaffee.

Megan malte mit dem Finger Schattenmuster auf ihre Jeans. »Für ein Jahr war das mehr als genug Aufregung. Wir haben uns einen wundervollen Indian Summer verdient und dann einen ruhigen Winter. Ohne Dramen und Tragödien.«

Was das betraf, waren sich die Schwestern einig. Abby und Summer hatten beide ihre große Liebe gefunden, aber zwei Sabotageakte auf die Silver Brook Stables hatten dunkle Schatten über das Jahr geworfen.

»Was ist mit Zac?«, fragte Abby nach Megans Sommerflirt und schaute einem Auto nach, auf dessen Dach ein riesiges aufblasbares Einhorn thronte.

Megan seufzte und ließ den Hauch Melancholie zu, der sich um ihre Schultern legte. »Er lädt mich heute Abend ins Beaumont’s ein. Ein Abschiedsdinner. Eine letzte Nacht. Und morgen früh kehrt er nach Portland zurück.«

Summer griff nach ihrer Hand. »Wirst du ihn vermissen?«

Megan lächelte sie an. »Wir hatten eine wundervolle Zeit. Natürlich werde ich ihn vermissen und die schönen Stunden, die wir hatten. Aber er bricht mir nicht das Herz, wenn es das ist, was du wissen willst.«

»Er ist nicht der Mann, der das Erdnussbutterglas für dich aufschraubt«, benutzte Abby Megans Lieblingsbezeichnung für einen perfekten Mann.

»Nein, das war er nicht.« Megan grinste. »Aber er ist wirklich ein süßer Typ. Ich bin mir sicher, er wird ein wundervolles Mädchen in Portland finden.« Und sie würde weiter ihr Leben genießen. Tanzen. Flirten. Den einen oder anderen Frosch küssen. Und irgendwann auch einen Prinzen.

Nach dem Kaffee mit ihren Schwestern kämpfte sich Megan dem Strom der Reisenden entgegen, die noch immer die Straßen verstopften, und fuhr in Richtung des Stonebridge Island Animal Shelter. Früher hatte sie nach der Schule oft im Tierheim ausgeholfen. Heute ging das nicht mehr, weil sie auf dem Gestüt ihrer Familie, den Silver Brook Stables, einfach viel zu viel zu tun hatte. Megan ließ es sich aber nicht nehmen, wenigstens die monatliche Futterspende persönlich vorbeizubringen. Bestimmt hatte Neyla, mit der sie zusammen zur Schule gegangen war, Dienst und vielleicht auch Zeit für einen Kaffee und ein bisschen Inseltratsch.

Megan legte einen kleinen Zwischenstopp an der Rydell – Livestock Feed Company ein, um das bei William bestellte Hunde- und Katzenfutter in ihren Jeep zu laden. Dann würde sie die Säcke im Tierheim abliefern, bevor sie zu Zac weiterfuhr, um einen letzten gemeinsamen Abend mit ihm zu verbringen, bevor auch für den Meeresbiologen der Sommer endete und er den Touristen aufs Festland folgen würde.

Sie hätte sich denken können, dass sie hier nicht so schnell wegkam. William fühlte sich nach dem furchtbaren Futtermittelskandal im Sommer, bei dem fast dreißig Pferde auf dem Gestüt krank geworden waren, noch immer schuldig. Dabei war längst klar, dass nicht er für die gefälschten Lieferscheine verantwortlich gewesen war, denn er war genauso reingelegt worden wie sie.

Viel später als geplant bog Megan auf den Hof des Tierheims ab. So viel Betrieb sonst am Labour Day auf der Insel herrschte, so leer war es im Animal Shelter – ganz egal, an welchem Feiertag. Und die Tiere waren noch einsamer als sonst, weil auch die ehrenamtlichen Helfer bei ihren Familien waren. Nur Neylas verbeulter Subaru stand auf dem Parkplatz, und der schwarze Pick-up mit dem Logo von Finley Morgan Construction. Finn war der Letzte, den Megan hier erwartete. Aber vielleicht hatte Neyla ihn zu einer dringenden Reparatur genötigt.

Doch als sie ausstieg, sah sie ihn um die Hausecke kommen. In einen Leinenkampf mit einer Promenadenmischung verwickelt. Beide zerrten an ihrem Ende, nicht bereit nachzugeben. Der Hund war ein hübscher Kerl. Hellbraunes, strubbeliges Fell, bis auf ein dunkelbraunes Schlappohr. Seine Augen sahen klug aus und ein bisschen so, als führe er Finley Morgan vor. Der Gedanke gefiel ihr.

Finn hingegen – sah aus wie immer. Die Haare, die ihm in dunklen Wellen bis zum Kragen reichten, weil er hin und wieder seine Friseurtermine vergaß, verdeckten sein Gesicht. Er trug ein ausgeblichenes T-Shirt, das dasselbe Logo wie die Tür seines Pick-ups zierte. Seine Jeans waren nicht weniger alt und abgetragen, genau wie die zerkratzten Stiefel. Wenn er jetzt noch einen dieser sexy Werkzeuggürtel umband, könnte er sich für den nächsten Magic-Mike-Film casten lassen.

Megan hingegen fand ihn kein bisschen sexy oder anziehend. Finley Morgan war der Stachel in ihrem Fleisch, seit sie zusammen die Schulbank gedrückt hatten. Was vermutlich nicht unerheblich an der Fehde lag, die seine Familie gegen ihre führte. So etwas nahm jedem Mann den Glanz und den Sexappeal. Auch wenn ihre Schwestern behaupteten, dass er nicht wie sein Vater und Großvater war: Megan fiel es schwer, nicht die ganze Familie über einen Kamm zu scheren.

*

Finley Morgan besuchte das Stonebridge Island Animal Shelter zum dritten Mal in diesem Sommer. Der Labour Day war einer der Tage, an denen nicht einmal er arbeitete, auch wenn ihm hin und wieder vorgeworfen wurde, ein Workaholic zu sein. Er hatte Zeit, und heute würde er das Tierheim nicht ohne einen Hund verlassen.

»Hallo Neyla. Wie geht’s dir?«, fragte er seine frühere Schulkameradin, als er das schlicht eingerichtete Büro des Animal Shelter betrat.

»Finn.« Neyla grinste ihm fröhlich entgegen. »Startest du einen neuen Versuch?« Sie seufzte. »Irgendwann muss es doch mit dir und einem Hund klappen. Du bist die perfekte Wahl für jede Fellnase. Viel frische Luft, jede Menge Platz. Und niemand, mit dem sich der Hund deine Aufmerksamkeit teilen muss.«

»So pauschal würde ich das mit der ungeteilten Aufmerksamkeit nicht sagen«, erwiderte Finn und zwinkerte Neyla zu. Sie hatte zwar recht, aber er war nicht hier, um sein Beziehungsleben zu diskutieren.

Ganz die alte Freundin, die sie war, lachte sie und gab ihm einen Klaps auf den Arm. »Na ja, auf jeden Fall bist du wählerisch. Bei den Frauen vermutlich kein bisschen weniger, als wenn es um einen Hund geht.«

Was das betraf, konnte Finn nicht widersprechen. Zumindest nicht, wenn es um einen Vierbeiner ging. Bis jetzt hatte er sich bei keinem der Tierheim-Besuche für einen Hund entscheiden können. Einfach, weil es nicht gefunkt hatte.

»Wenigstens können wir uns den Papierkram und das Vorgespräch sparen, das haben wir ja schon hinter uns. Bleibt es dabei, dass wir dir einen Teil der Gebühren erlassen und du dafür ein paar Reparaturen im Shelter übernimmst?«

»Klar.« Finn nickte. »So wie wir es besprochen haben.«

»Gut.« Sie lächelte ihn breit an. »Wollen wir gleich zu den Zwingern gehen?«

»Gerne. Du weißt ja, was ich suche. Vielleicht kannst du mir also bei der Auswahl helfen.« Als Finn die lange Reihe Käfige sah, die sich an der Rückseite des Gebäudes entlangzog, fühlte er sich genauso überfordert wie bei seinen letzten beiden Besuchen. Das waren mindestens fünfundzwanzig oder dreißig Tiere, die ihn mit wildem Gebell begrüßten.

»Die Entscheidung kannst nur du treffen. Das weißt du genau«, lehnte Neyla seine Bitte ab. »Aber ich kann dir ein bisschen über die einzelnen Hunde erzählen. Das da ist zum Beispiel Carlos. Er ist ziemlich faul und verschläft den größten Teil des Tages.« Was er auch jetzt tat, wie Finn feststellte, als die französische Bulldogge nur träge blinzelte, sich aber kein bisschen für ihn interessierte.

Der Rest der Meute kläffte. Große und kleine Hunde. Hübsche und einige, die schon den einen oder anderen Kampf hinter sich hatten. Freche. Brave. Stubenreine und solche, die noch eine lange Reise vor sich hatten, um so weit zu kommen. Gut erzogene und völlig wilde.

Langsam waren sie die Käfigreihe entlanggegangen. Doch statt einen Hund zu finden, konnte Finn sich von Tier zu Tier weniger entscheiden. Was ihn langsam verzweifeln ließ, weil er sich wirklich danach sehnte, seinen Seelenhund zu finden.

Am Gitter des vorletzten Käfigs stand eine weiße Pudeldame und wedelte freundlich mit dem Schwanz. Ein niedlicher Hund, aber irgendwie auch nicht das, was zu ihm passte.

Neyla hatte bereits wieder den Rückweg eingeschlagen, aber Finn ging auch noch bis zum letzten Käfig, den sie einfach ausgelassen hatte. Darin saß ein Hund, der nicht wie alle anderen sofort ans Gitter gerannt war. Er bellte nicht. Saß einfach nur da und starrte Finn aus klugen Augen an. »Was ist mit ihm?«, fragte Finn.

»O … Will.« Neyla schüttelte den Kopf. »Der ist nichts für dich.«

»Warum?« Finns Blick klebte noch immer an dem Hund. Er hatte das Gefühl, plötzlich zu verstehen, warum er sich bis jetzt nicht hatte festlegen können. Weil er auf diesen kleinen Kerl gewartet hatte. Will. Alles in ihm sagte das, auch wenn Neyla da anderer Meinung war.

»Will … er verdankt seinen Namen seinem starken Willen. Er ist sehr eigensinnig, passt sich nicht an. Ein Eigenbrötler, der meist für sich bleibt und eine erfahrene Hand braucht.«

»Will.« Finn hockte sich vor dem Zwinger hin und rief nach dem Hund. Dem schien es aber egal zu sein, was Finn sich einbildete. Liebe auf den ersten Blick? Seelenhund? Will sah das offenbar anders, denn er drehte demonstrativ den Kopf weg und ignorierte Finn.

»Siehst du? Ein schwieriger Fall.« Neyla wurde ungeduldig. »Wie wäre es mit dem Spaniel-Mix weiter vorn? Ein richtig gut erzogenes Kerlchen.«

Aber Finn war nicht bereit, so einfach aufzugeben. »Will«, rief er noch einmal. Und dann wartete er. Einen Moment noch ließ der Hund ihn zappeln, dann erhob er sich und kam langsam zum Gitter. Der Hund ließ sich von ihm streicheln, hielt den Kopf aber noch immer abgewandt und beobachtete ihn aus den Augenwinkeln. Er reichte Finn bis zum Knie, und das struppig aussehende hellbraune Fell fühlte sich erstaunlich weich an, als er darüberstrich. »Ich habe mich entschieden«, sagte Finn, selbst davon überrascht, wie schnell er diese Wahl getroffen hatte. »Lass es mich mit ihm probieren. So wie er sich benimmt, werden die Bewerber für ihn kaum Schlange stehen. Ich nehme ihn mit, und wir werden sehen, ob wir uns vertragen.«

Neyla blies die Backen auf und stieß die Luft langsam aus. »Ich weiß nicht. Deine Eltern hatten zwar früher Hunde, aber für dich ist es ja der erste Vierbeiner, und in dem hier steckt ganz schön viel unterschiedliches Erbgut, das in dieser Mischung zur Herausforderung wird.«

»Was waren seine Eltern?«, fragte er Neyla. »Was denkst du?«

Neyla kniete sich neben ihn. »Wenn ich das wüsste.« Sie legte den Kopf schräg und betrachtete den Hund einen Moment lang. »Die Statur erinnert an einen Labrador. Das strubbelige Fell hat etwas von einem Australian Shepherd, die Fellfärbung ist aber eher Golden Retriever.«

Bis auf das rechte dunkelbraune Schlappohr, befand Finn.

»Seine Persönlichkeit ist wie gesagt sehr ausgeprägt«, erinnerte Neyla ihn noch einmal. »Ein Jagdtrieb wie ein Beagle«, begann sie ihre Aufzählung. »Sportlich wie ein Jack Russel, aber auch verfressen wie ein Labrador. Von der Intelligenz erinnert er an einen deutschen Schäferhund und sein Beschützerinstinkt an einen belgischen Malinois. Das ist wirklich eine heftige Mischung.«

Finn sah Neyla einfach nur an. Ihre Ausführungen schreckten ihn nicht ab. Obwohl – was tat er hier eigentlich? Er horchte in sich hinein, wartete, ob eine Welle der Panik über ihn hinwegspülen würde. Stattdessen fühlte es sich einfach nur gut an.

»Will?«, versuchte Finn es noch einmal. Neyla hielt überrascht den Atem an, als die Promenadenmischung Finn auf einmal wirklich den Kopf zudrehte. »Sollen wir es miteinander versuchen?« Sein Herz klopfte erstaunlicherweise schneller bei dem Gedanken, das Tierheim gleich gemeinsam zu verlassen.

»Der Hund hat dich tatsächlich gewählt.« Neyla schüttelte den Kopf, noch immer diesen überraschten Ausdruck im Gesicht. »So ein sturer Kerl in all den Wochen, die er jetzt schon hier ist. Und jetzt kommt er einfach ans Gitter und lässt sich von dir streicheln, Finn.«

»Ich glaube, wir haben beide unsere Wahl getroffen«, korrigierte Finn.

»Dann holen wir ihn raus, damit ihr euch ein wenig beschnuppern könnt, und ich mache die Papiere fertig. Du findest mich im Büro, wenn ihr so weit seid.« Neyla öffnete den Zwinger, legte Will eine Leine an und drückte sie Finn in die Hand.

Will mochte die Leine ganz offensichtlich nicht. Er biss sofort hinein und zerrte daran.

Noch einmal ging Finn in die Hocke und kraulte Will zwischen den Ohren. »Ich würde dich ja frei laufen lassen, aber ich glaube, das ist hier verboten. Also lass uns wenigstens so tun, als hätten wir das hier im Griff.«

Will zeigte kein Erbarmen. Er zog und zerrte an der Leine. Offenbar ihr erster Machtkampf, den keiner von ihnen für sich entscheiden konnte. Sie schafften es bis vor das Tierheimgebäude, wo Finn so abrupt stehen blieb, als er den alten roten, mit Roststellen überzogenen Jeep Wrangler entdeckte, dass sich Will überrascht neben ihm auf den Boden fallen ließ und vergaß, weiter in die Leine zu beißen. Die Besitzerin des Jeeps schleifte gerade einen Futtersack über die offene Ladefläche.

»Hallo Megan«, grüßte Finn.

Sie hob den Kopf, betrachtete ihn und seinen neuen Gefährten und zog dann den rechten Mundwinkel zu einem abschätzigen Lächeln nach oben. »Was treibst du da, Morgan? Auf der Suche nach einem neuen Opfer, dem ihr den Teufel eintreiben könnt?«

»Das wird kaum möglich sein«, gab er zurück. »Da dir der Teufel ja noch gar nicht ausgetrieben wurde.«

Sie standen sich gegenüber, starrten sich an. Getrennt durch die Ladefläche ihres Wagens. Finn seufzte. Er hasste es, dass Megan ihn immer so aus der Reserve lockte. Niemand konnte ihn so auf die Palme bringen wie diese Frau – und das tat sie seit fast zwanzig Jahren. Seit er sie bei Andrew Springers dreizehntem Geburtstag beim Wahrheit-oder-Pflicht-Spiel hatte küssen müssen. Er mochte sich selbst nicht, wenn er so reagierte. Also atmete er tief durch und verzog die Lippen zu einem versöhnlichen Lächeln. »Du hast natürlich recht.« Er hob die Hände in einer friedlichen Geste. »Bei meiner Familie könnte man auf jeden Fall zu dem Schluss kommen. Aber ich glaube, dieses kleine Teufelchen hat gar keine Nachhilfe von uns Morgans nötig.« Er ging neben Will in die Hocke und streichelte über seinen Rücken.

Megan stand mit zusammengekniffenen Augen da und fixierte ihn und den Hund. Finn hatte ihr mit dem Kommentar über seine Familie den Wind aus den Segeln genommen.

»Ist das eine Futterspende für das Tierheim?«, fragte er und betrachtete sie aus der Froschperspektive. Wenn sie arbeitete, hatte sie ihre Haare meist zu einem Zopf geflochten. In ihrer Freizeit, wie jetzt, trug sie sie offen. Die dunkle Mähne reichte fast bis zu ihren schmalen Hüften. Sie trug eine schlichte schwarze Bluse, enge Jeans, die an den Knien zerrissen waren, und ein Paar pinkfarbene Cowboy-Boots mit Gänseblümchen-Applikationen. Megan Cooper war bekannt für ihre Vorliebe für ausgefallene Western-Stiefel. Und er hätte das wahrscheinlich sogar ziemlich sexy gefunden – wenn diese Frau nicht so eine Plage wäre.

Finn erhob sich wieder. »Darf ich vorstellen? Will – Megan. Megan – Will. Nimmst du ihn mal kurz?« Er drückte ihr die Hundeleine in die Hand, zog die beiden Futtersäcke von der Ladefläche und warf sie sich mit einem Nicken in ihre Richtung über die Schulter.

»Ich bin selbst in der Lage, das Futter zu tragen«, versuchte Megan ihn aufzuhalten.

Daran zweifelte Finn keinen Augenblick. Megan war auf einem Gestüt großgeworden. Sie hätte keine Probleme, diese Säcke zu schleppen. Mit einem Grinsen im Gesicht drehte er sich zu ihr um. »Und meine Mutter ist in der Lage, mir in den Hintern zu treten, wenn ich einer Lady bei der Arbeit zusehe.«

*

Megan streckte sich, als sie vor der Kaffeemaschine im Ranchhaus stand und darauf wartete, dass sich ihre Tasse füllte. Besser konnte ein Tag nicht beginnen. Sie hatte die Nacht nach einem fantastischen Hummerdinner mit Zac verbracht. Am Morgen waren sie eng umschlungen aufgewacht und hatten sich ein letztes Mal geliebt. Ein bisschen melancholisch war dieser Abschied gewesen. Aber vielleicht würde er es für ein weiteres Wochenende nach Stonebridge Island schaffen, bevor ihre gemeinsame Zeit endgültig vorbei war.

Megan drehte das leuchtend rote Ahornblatt zwischen ihren Fingern, das sie auf ihrer morgendlichen Runde durch die Ställe des Gestüts gefunden hatte. Der erste Hinweis auf den bevorstehenden Herbst, auch wenn man das bei der warmen Morgensonne und dem leuchtend blauen Himmel noch gar nicht glauben konnte. Der Rundgang durch die Ställe gehörte zu ihren liebsten Aufgaben. Früh am Morgen, wenn alles noch still war und sie den warmen Duft nach Pferden und Heu einatmete. Die einzigen Geräusche waren das entspannte Schnauben der Tiere und hin und wieder das Maunzen einer Stallkatze. Das Rascheln von Stroh und das Knarzen des Gebälks. Wenn die Sonne sich schon über die Kante des Ozeans geschwungen hatte, konnte Megan die Staubkörnchen in dem gelben Licht tanzen sehen, das die Ställe durch die großen Sprossenfenster flutete. Hier und da verteilte sie einen kleinen Snack, ein Stück Apfel oder Karotte, an eines der Leckermäuler, die ihr besonders am Herzen lagen. Diese stillen Momente am Morgen erfüllten Megan mit so viel positiver Energie, dass es unmöglich war, schlecht gelaunt in den Arbeitstag zu starten.

Mit ihrem Kaffee in der einen und dem Ahornblatt in der anderen Hand verließ sie die Küche und stieg in den ersten Stock des Ranchhauses hinauf. Sie ging an den Zimmern ihrer Schwestern Abby und Summer vorbei, die mittlerweile beide mit ihren Herzblättern zusammenlebten. Ihr eigenes Zimmer hatte sie, nachdem sie vor ein paar Jahren in eines der Angestellten-Cottages gezogen war, in ihr Büro umgewandelt. Es hatte Vorteile, einen so kurzen Arbeitsweg zu haben. Und eine Küche ein Stockwerk unter ihr, in der es immer frischen Kaffee und genug Essen gab, um eine ganze Kompanie zu versorgen.

Sie schob die Tür auf und stellte den Kaffee auf ihren blitzsauber aufgeräumten Schreibtisch. Die Leute hielten Megan oft für wild und ungezügelt. Und tatsächlich nahm sie die Dinge leicht, ließ sich treiben und genoss das Leben manchmal ein bisschen mehr, als der eine oder andere kritische Beobachter es für angebracht hielt.

Megan grinste bei der Vorstellung, was diese Leute beim Anblick ihres Arbeitsplatzes denken würden. Sie befestigte das Ahornblatt mit einem Magneten an ihrer Pinnwand, zwischen den akkurat aufgereihten Aufgaben und Listen, die dort hingen. Da es sich bei dem Raum um das Eckzimmer handelte, verfügte es nicht nur über eine Dachgaube, sondern auch über ein großes Fenster an der Stirnseite. Darunter hatte sie eine gepolsterte Bank einbauen lassen, die gemeinsam mit einer alten Seemannskiste und zwei Clubsesseln die Besucherecke bildete, in der sie sich mit den Kunden des Gestüts unterhielt oder Vorstellungsgespräche führte. Die Wand neben der Tür war von Regalen verdeckt, in denen Megan ihr Arbeitsmaterial und die Ordner der Buchhaltung verstaut hatte. Doch am meisten liebte sie ihren Schreibtisch, bei dem es sich eigentlich nur um eine große, schlichte Holzplatte handelte, die sich unter der Dachgaube über die gesamte Länge des Raumes zog und auf einfachen Holzböcken ruhte. In der linken Ecke stand der Drucker. Unter der Dachgaube das Telefon, ihr Desktop-PC, Tastatur und Maus. Zwei in schlichtem Holz gerahmte Fotos, ihr erstes Pony Coco und eine Familienaufnahme bei ihrem College-Abschluss, auf der alle Coopers glücklich in die Kamera strahlten, und zwei Ablagekörbe für ein- und ausgehende Unterlagen. Ansonsten herrschte hier gähnende Leere. So durcheinander ihr Privatleben auch manchmal war, in ihrem Büro bestand sie auf absoluter Ordnung. Das war schließlich ihr Arbeitsplatz.

Megans Mutter Olivia hatte Summer, Abby und ihr in diesem Jahr die Silver Brook Stables übergeben und sich aus den Leitungsaufgaben des Gestüts zurückgezogen. Megan hatte auch davor schon den größten Teil der Buchhaltung, des Verkaufs und des Marketings übernommen. Aber es war etwas völlig anderes, für ihre Mutter zu arbeiten oder tatsächlich selbst für die Mitarbeiter und Tiere verantwortlich zu sein. Abby hatte sich im alten Wirtschaftsgebäude eine psychologische Praxis eingerichtet, in der sie ihre Patienten betreute, darüber hinaus bot sie therapeutisches Reiten an. Summers Refugium war ein ausrangierter Pferdeanhänger hinter der Fohlenweide. Dort plante sie ihre Horsemanship-Kurse, Seminare und Einzelstunden, in denen sie mit Problempferden – und ihren Besitzern – arbeitete. Megan kümmerte sich um alles, was sonst auf dem Gestüt organisiert und geregelt werden musste. Von diesem Schreibtisch aus. Sie nippte an ihrem Kaffee und strich mit den Fingern über die samtige Textur des Holzes. Wo die Sonne durch das Sprossenfenster der Gaube ein helles Gitter auf die Oberfläche zeichnete, fühlte es sich warm an.

Megan schaltete ihren PC ein und blickte aus dem Fenster, solange er hochfuhr. Auch das war einer der Gründe, warum sie ihren Arbeitsplatz so sehr liebte. Von hier überblickte sie den Gestütshof, die Ställe und einen guten Teil der Weiden, die sich in sanften Hügeln um die Silver Brook Stables erstreckten. Das Einzige, was sie von ihrem Platz aus nicht sehen konnte, war der Ozean, der auf der anderen Seite des Ranchhauses lag. Das störte Megan allerdings wenig. Zum einen, weil sie es genoss, dem Treiben auf dem Hof, den Koppeln und Paddocks zuzusehen, wenn sie den Blick hob. Zum zweiten hatte sie von ihrem Cottage einen spektakulären Blick in die Halfmoon Bay hinunter. Sie konnte den Atlantik vor der zerklüfteten Küste Maines also sowohl vor als auch nach der Arbeit genießen.

Megan gab ihr Passwort in den Computer ein und rief ihre E-Mails auf. Zufrieden stellte sie fest, dass das neue System, das sie für die Futterlieferungen eingeführt hatte, funktionierte, als sie den Bericht der analysierten Probe der aktuellen Ladung Pellets überflog. Nach einem Sabotageakt im Sommer, für den William Rydell sich erst gestern wieder entschuldigt hatte, hatte sie bei jeder neuen Lieferung die Analyse einer Futterprobe in einem Labor auf dem Festland veranlasst, bevor irgendein Tier damit gefüttert wurde. Das System ging auf, auch wenn es Geld kostete, das sie eigentlich nicht hatten.

Megan hob den Blick vom Bildschirm und blickte zur Futterscheune hinüber. Das Dach schien in den vergangenen Wochen noch mehr durchgesackt zu sein. Sie musste dringend anfangen, Angebote der umliegenden Bauunternehmen einzuholen, damit die Sanierung des Gebäudes noch vor dem Winter beginnen konnte. Zugunsten der Scheune hatte sie auf El Amor verzichtet, einen wundervollen Zuchthengst, den sie unbedingt hatte haben wollen.

Eine Nachricht ploppte auf Megans Monitor auf und zog die Konzentration wieder auf ihre Arbeit. Soll ich Karten für den Herbstball besorgen? wollte Olivia wissen. Okay, erst mal noch keine Arbeit.

Natürlich, antwortete Megan. Und sag Lindsey, dass wir gerne wieder Ponyreiten für die Kinder im Nachmittagsprogramm anbieten.

Sehr gut. Olivia schickte einen glücklichen Smiley. Sie hatte mich sowieso schon danach gefragt.

Megan schloss das Nachrichtenfenster und machte sich eine Notiz, dass sie Zeiten, Anzahl der Ponys und freiwillige Helfer abklären musste. Sie mochte das Herbstfest. Vor der Weihnachtsparade die letzte öffentliche Veranstaltung, die es auf Stonebridge Island gab. Sie fand immer im Freien statt, obwohl das unberechenbare Wetter im Nordosten Maines um diese Jahreszeit die Veranstaltung schon ein paar Mal auf der Kippe hatte stehen lassen. Aber bis jetzt war immer alles gut gegangen. Tagsüber konnte man an den Buden und Essständen entlangflanieren, und die Kinder bekamen ein kunterbuntes Angebot an Aktivitäten präsentiert. Der beste Teil war aber der Herbstball selbst. Megan liebte es, in ein schönes Kleid zu schlüpfen, zu tanzen und zu flirten. Sie nippte an ihrem Kaffee und gönnte sich noch einen Moment, um im Geist ihren Kleiderschrank durchzugehen und zu überlegen, ob sie den Ball zum Anlass nehmen sollte, ihre Schwestern zu einer Shoppingtour in Calais zu überreden. Vielleicht sollten sie sich sogar ein Schwesternwochenende in Bangor gönnen. Wenn sie Summer und Abby zum Lunch traf, würde sie die Idee ansprechen. Bis dahin gab es aber genug zu tun. Sie zog die Tastatur zu sich heran und begann mit der Abarbeitung ihrer E-Mails.

Wenn Finn geglaubt hatte, einen Hund zu besitzen, würde sein Leben bereichern, hatte ihn die erste Nacht mit Will eines Besseren belehrt.

Er hatte den Hund im Auto gelassen, um sich nicht noch einen Leinenkampf mit ihm liefern zu müssen, als er im Futtermittelladen das Notwendigste für Will eingekauft hatte. Offenbar hatte der Hund es ihm übel genommen, dass er im Auto warten musste, denn er blickte auf der Fahrt zu Finns Haus demonstrativ beleidigt aus dem Beifahrerfenster. Genauso wie er Finn keines Blickes gewürdigt hatte, als er in sein neues Zuhause spaziert war. Statt auf das neue dunkelblaue Hundekissen hatte er sich danebengelegt. Über das Futter, das Finn ihm hingestellt hatte, hatte er die Nase gerümpft und es dann ignoriert. Wenigstens etwas Wasser hatte er getrunken.

Vielleicht hatte Neyla doch recht, und er war nicht der Richtige für einen so eigensinnigen Hund. Für die Nacht hatte er ihn in Ruhe gelassen. Selbst wenn Will nicht fraß, würde ihn das nicht umbringen. Im Tierheim hatte er sein Futter schließlich nie verschmäht und würde notfalls eine Nacht ohne auskommen. Am Morgen konnte er Neyla anrufen und nachfragen, was genau Will im Animal Shelter zu fressen bekommen hatte – und genau das besorgen. Im Futtermittelhandel hatte er davor einfach einen Sack von dem Zeug gekauft, das Megan Cooper auf ihrer Jeep-Ladefläche liegen gehabt hatte. Er hatte die Vermutung, dass Will genau dieses Futter im Tierheim gefressen hatte, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken. Inzwischen musste er über sich selbst lachen. Was hatte er erwartet? Einen neuen besten Kumpel? Eine Seele von einem Hund, damit sich sein Haus nicht mehr zu groß und sein Leben nicht mehr so einsam anfühlte? Stattdessen hatte er sich zielsicher das Tier herausgesucht, das ihn permanent herausforderte. Genau wie Megan Cooper mit ihrem hochmütigen Blick. Die beiden wären wahrscheinlich gute Freunde geworden.

Als Finn ihre Spende in der Futterkammer des Tierheims verstaut hatte und zu seinem Hund zurückgekehrt war, hatte sie neben ihm gehockt und ihn gestreichelt, was ihm gefallen zu haben schien. Denn sie hatte er direkt angesehen – um nicht zu sagen angehimmelt. Neyla hatte begeistert danebengestanden und mit ihr über den Herbstball getratscht, der in zwei Wochen stattfinden würde.

»Kommst du auch?«, hatte Neyla ihn gefragt.

»Ich habe ja noch zwei Wochen Zeit, mir das zu überlegen«, hatte er gebrummt und Megan die Leine wieder abgenommen. Die Antwort war Nein, aber das würde er nicht mit den beiden diskutieren. Ihm stand der Sinn nicht danach, sich anstarren und über sein Singledasein spekulieren zu lassen. Seit Teresa und er sich vor ein paar Jahren getrennt hatten, zerbrachen sich die älteren Damen bei Veranstaltungen wie dem Herbstball oder dem Fisherman’s Festival den Kopf darüber, wer wohl die nächste Frau in seinem Leben würde. In seinem Alter gab es ein paar Frauen, die regelrecht um seine Aufmerksamkeit konkurrierten. Megan richtete sich auf und zog den rechten Mundwinkel ein paar Millimeter nach oben. Sie hatte ihn durchschaut. Aber immerhin reihte sie sich nicht in die Gruppe der Singlefrauen ein, die um ihn buhlten – sie brachte ihm immer nur Verachtung entgegen. Ganz gleich, ob er in einer Beziehung war oder nicht.

Er hatte Megan und Neyla an dem erniedrigenden Schauspiel teilhaben lassen, Will in seinen Wagen zu bekommen. Wenigstens diente der Hund als Ausrede. Er konnte ihn auf keinen Fall einen ganzen Abend allein lassen. Nicht einmal für den Herbstball. Auch wenn Neyla ihm versichert hatte, dass Will ganz problemlos ein paar Stunden allein zurechtkam.

Die Nacht über hatte sich Finn nicht weniger unruhig als in den vergangenen Nächten von einer Seite auf die andere gewälzt. Er hatte das Gefühl, gerade erst eingeschlafen zu sein, als er im Morgengrauen hochschreckte. Will stand neben seinem Bett und starrte ihn an.

»Verdammt, hast du mich erschreckt«, brummte er und stand auf. Der Hund war bereits vor ihm an der Tür und die Treppe hinunter. Er wartete an der Hintertür, die von der Küche auf die Terrasse führte. Als Finn sie öffnete, schoss Will davon wie ein Blitz. Finn konnte nur hoffen, dass es das Bedürfnis war, sein Geschäft zu erledigen, das ihn hinausgetrieben hatte, und nicht der Jagdinstinkt eines Beagles, von dem Neyla ihm erzählt hatte.

Finn stellte dem Hund frisches Wasser hin und bemerkte dabei, dass der Napf leer war. Irgendwann hatte also der Hunger Wills Stolz besiegt. Babyschritte. Aber immerhin. Finn füllte den Napf erneut, schaltete die Kaffeemaschine ein und ging duschen. Als er sich angezogen hatte und ins Erdgeschoss zurückkehrte, hatte sich auch der Hund wieder eingefunden. Die Futterschüssel war abermals leer. Gut. Erleichtert atmete er auf. Will fraß also. Und er war nicht auf der Jagd nach einem Kaninchen verschwunden und aus Versehen über die Klippe gestürzt. »Wir müssen auf die Turner-Baustelle«, erklärte er dem Hund und griff nach der Leine, die er am Vorabend einfach auf die Kücheninsel geworfen hatte. »Aber vorher stelle ich dir eine der wichtigsten Frauen auf dieser Insel vor: Marsha.« Er redete weiter monoton auf den Hund ein, in der Hoffnung, dass Will nicht bemerkte, dass er gleich an die Leine musste. »Sie hat den besten Kaffee und definitiv das leckerste Gebäck auf Stonebridge Island. Ihre Donuts und die Blaubeerküchlein sind zum Niederknien.« Er griff nach Wills Halsband, aber der Hund war schneller. Mit einem gekonnten Satz nach hinten brachte Will sich aus seiner Reichweite. Finn versuchte es noch einmal – mit dem gleichen Ergebnis. »Echt jetzt?« Will starrte ihn einfach an. So als wollte er sagen: Nicht mit mir, Alter.

Finn fuhr sich mit der Hand durch die Haare und legte die Leine zurück auf die Kücheninsel. Sofort stand Will auf und ging geradewegs zur Tür. »Ohne Leine kommst du also mit? Hoffen wir, dass ich Neyla nicht schon an unserem ersten gemeinsamen Tag erklären muss, dass du abgehauen oder irgendwo verloren gegangen bist.«

Will sprang auf den Beifahrersitz, als Finn die Autotür öffnete, und schien auf jeden Fall bessere Laune zu haben als am Tag zuvor. Und erregte Marshas Missfallen, als sie gemeinsam die Bäckerei betraten. »Hunde sind hier nicht gern gesehen«, ließ sie Finn wissen.

»Matt bringt ständig seinen Hund mit her«, protestierte Finn.

»Ja, Matt.« Die ältere Frau zog die Augenbrauen hoch. »Das ist was anderes. Jumper ist schließlich sehr gut erzogen.«

Jumper hatte überhaupt keine Manieren. Der Jack Russel klaute alles, was nicht niet- und nagelfest war. Aber Matt war der Freund ihrer Patentochter Summer – und hieß mit Nachnamen nicht Morgan. Schon allein dafür erhielt er Pluspunkte, die Finn niemals auf seinem Konto würde verbuchen können. »Gib ihm eine Chance. Ich habe ihn aus dem Tierheim, und er kann schließlich nichts dafür, dass ausgerechnet ich es war, der ihn mitgenommen hat«, schlug er vor.

Marsha warf ihm noch einen skeptischen Blick zu und kam dann hinter ihrem Tresen hervor, um in die Hocke zu gehen und Will zu streicheln. Wenn Finn sich nicht täuschte, gab sie ihm sogar eines der Leckerli, die sie für ihren Liebling Jumper stets parat hatte. »Wie immer?«, fragte sie, als sie hinter ihre Verkaufstheke zurückkehrte.

»Ja, bitte.« Finn schob seinen Stonebridge-Island-To-go-Becher aus Keramik über den Tresen.

Marsha tauschte ihn gegen einen vollen, nachdem sie sich die Hände gewaschen hatte. »Das Turner-Projekt kommt gut voran«, sagte sie, als sie einen Donut mit Puderzucker in eine Tüte packte. »Ich bin gestern vorbeigefahren. Da hat der alte Steve ein paar richtig gute Ideen gehabt, was er aus seinem Haus machen kann.«

Genau genommen hatte Finn die Ideen gehabt und Steve Turner nur seine Vorschläge abgesegnet. Von der angehobenen Decke über die Dachgauben bis hin zum angebauten Sonnenraum, in den die Frühstücksecke kommen würde. Aber er war nicht in der Stimmung, die Bäckerin darauf hinzuweisen, dass er nicht nur der Enkel von Benedict Morgan war, sondern ein ernst zu nehmender Bauunternehmer, der schon ziemlich viele Häuser auf der Insel gebaut oder renoviert hatte. Er griff nach seinem Kaffee und dem Gebäck.

»Ich stehe ja auf diese Haus-Renovierungs-Sendungen«, gestand Marsha.

»Ja, die sollen ganz gut sein«, sagte er mit einem unverbindlichen Lächeln und hielt seine Kreditkarte vor den Scanner. »Will, wir müssen los«, sagte er zu seinem Hund, der sofort aufsprang und in Richtung Tür marschierte. Finn sprach ein stilles Dankgebet, dass er ihn nicht vor Marsha blamierte. »Ich wünsche dir einen schönen Tag«, sagte er über die Schulter und hob die Hand, als die Bäckerin den Gruß erwiderte.

In seinem Wagen gab er Wills Starren nach und warf ihm ein Stück seines Donuts zu, bevor er den Rest aß. »Wenn du beim nächsten Mal auch einen eigenen Kaffee willst, sag einfach Bescheid«, murmelte er, als Will sich den Puderzucker von der Nase leckte und ihm dabei zusah, wie er einen Schluck aus seinem To-go-Becher trank.

Als er auf der Baustelle eintraf, konnte er schon am Gesichtsausdruck seines Vorarbeiters sehen, dass es Probleme gab. Will sprang hinter ihm aus dem Pick-up. Finn überlegte noch, ob es in dieser Umgebung nicht sicherer wäre, Will an die Leine zu nehmen. Doch der Hund tat einfach so, als wäre er taub und verkrümelte sich, offenbar um die Gegend zu erkunden. Finn konnte nur hoffen, dass er sich nicht zu sehr für die Kreissäge oder den Bohrhammer begeisterte. Er blickte Will nach und atmete tief durch. Neyla hatte behauptet, dass der Hund schlau sei.

Finn legte die Hände zu einem Trichter an den Mund und rief in Richtung des Hauses: »Das ist Will. Wenn er euch auf die Nerven geht, sagt mir Bescheid.«

Drei seiner Mitarbeiter, die ihn durch den Baulärm gehört hatten, hoben den Kopf und gaben ihm Zeichen, dass sie ihn verstanden hatten.

Gut. Zeit, sich um das Problem seines Vorarbeiters zu kümmern. »Was gibt’s, Larry?« Der Mann stand vor einem Haufen Balken, die in der Auffahrt des Hauses gestapelt waren. Die Hände in die Hüften gestützt starrte er das Holz an.

Finn durchquerte die Gerüche und Geräusche, die die Baustelle wie eine Kuppel umschlossen. Ataktisches Hämmern, kreischende Sägen. Und der Duft nach Holz, Beton und Farbe, der das Turner-Haus einhüllte. Das Jaulen eines Countrysongs und das Lachen eines der Schreiner folgten ihm noch ein Stück aus dieser Blase heraus, bis er neben seinen Vorarbeiter trat.

»Das Sägewerk hat sich bei den Maßen vertan«, verkündete Larry die Hiobsbotschaft. »Wir wollten die Deckenbalken heute einziehen. Aber die hier sind zu kurz. Wenn wir nicht spätestens morgen Ersatz haben, verzögert sich der komplette Umbau.«

»Wir haben Ihnen doch die richtigen Maße geschickt?«, fragte Finn, obwohl er genau wusste, dass er sich blind auf Larry verlassen konnte.

»Jepp. Hab ich gecheckt.« Der Vorarbeiter sah von dem Holzstapel auf. »Und dir noch mal weitergeleitet, damit du weißt, was ich bestellt habe.«

»Okay.« Finn zog das Handy aus der Gesäßtasche seiner Jeans, checkte die Daten und machte ein Foto der gelieferten Balken. »Ich fahre zu Ted rüber und sehe, was ich machen kann.«

Will kam zu seiner Überraschung sofort, als Finn ihn rief, und hechtete auf den Beifahrersitz des Pick-ups. Er stellte die Vorderpfoten auf das Armaturenbrett und warf Finn einen Seitenblick à la ›Fahren wir bald los?‹ zu.

Das Sägewerk lag auf dem Festland und war nur über eine unebene schmale Straße zu erreichen, die durch einen dichten Pinienwald führte. Für zwei Fahrzeuge war sie zu eng. Finn musste einem Wagen ausweichen und am Straßenrand warten, bis er vorbei war, ehe er weiterfahren konnte. Er erkannte den SUV seines Großvaters und hob die Hand, um ihn zu grüßen. Doch statt auf seiner Höhe anzuhalten und ein paar Worte zu wechseln, fuhr Benedict Morgan an ihm vorbei, den Blick starr geradeaus gerichtet.

Finns Magen vollführte einen unangenehmen Looping. Sein Großvater hatte ihm also noch immer nicht verziehen. Denn anzunehmen, dass er Finn nicht erkannt hatte, war ausgeschlossen. Finn und Benedict waren immer sehr gut miteinander ausgekommen, sah man mal von der völlig lächerlichen Fehde ab, die sein Großvater seit über einem halben Jahrhundert gegen die Coopers führte. Finn hatte viel von seinem Großvater gelernt und ihn über viele Jahre für das bewundert, was er geleistet hatte. Für die Familie und für Stonebridge Island. Doch dieses Jahr waren ein paar Dinge passiert, die Finn die Augen geöffnet hatten. Dinge, die den Eindruck erweckten, als spiele Benedict mit seiner Macht und versuche plötzlich, seine Rache gegen die Coopers zu forcieren. Ganz zu schweigen von diesem hirnrissigen Kreuzfahrtschiff-Hafen, den er unbedingt auf dem Land der Silver Brook Stables bauen wollte.

Vielleicht war es ein Fehler gewesen, seinen Großvater damit zu konfrontieren, dass er glaubte, der alte Herr stecke hinter den Sabotageakten, die das Gestüt in diesem Jahr getroffen hatten, dachte Finn, als er den Ganghebel wieder in ›Drive‹ schob und die Straße weiter in Richtung Sägewerk rumpelte.

Er fuhr zwischen riesigen Bergen von Baumstämmen hindurch, die am Wegrand lagerten und darauf warteten, in Bauholz verwandelt zu werden, und hielt auf dem großen Hof des Sägewerks. Die Lautstärke der riesigen Maschinen war ohrenbetäubend. Aber der Geruch nach frisch geschnittenem Holz, seinem erklärten Lieblingsbaumaterial, entschädigte Finn dafür. Ihm wäre es lieber gewesen, Will wäre im Wagen geblieben, statt zwischen all den großen Maschinen und Holzstapeln herumzulaufen. Aber der Hund war wirklich schnell wie ein Blitz. Finn atmete tief durch, zumindest etwas beruhigt, weil Will in Richtung Wald davonlief und nicht geradewegs auf die Sägen zu. Vielleicht sollte er dem Hund einfach mehr zutrauen. Er winkte Ted Hanert zu, der mit einer orangen Sicherheitsjacke, Bauarbeiterhelm und Ohrenschützern bekleidet in einiger Entfernung mit einem Mann diskutierte, der genauso angezogen war. Ted nickte Finn zu und gab ihm ein Zeichen, dass er gleich zu ihm kommen würde.

Finn setzte sich auf einen Stapel frisch geschnittener Bretter. Seine Gedanken wanderten zu seinem Großvater zurück. Benedict hatte ziemlich sauer auf die Vorwürfe reagiert. Und auf die Erkenntnis, dass Finn Seal Rock Hall, ein altes Herrenhaus auf der Klippe hinter den Silver Brook Stables, an Cameron Montgomery verkauft hatte, obwohl er dieses Objekt in sein Hafenprojekt einbinden wollte. Sein Großvater hatte ihn in eine unmögliche Lage gebracht. Finn saß also in der Zwickmühle, auch wenn er nach wie vor glaubte, dass dieser Kreuzfahrtschiff-Anleger ein Hirngespinst war. Er würde den Coopers gerne raten, vorsichtig zu sein, wenn es um Benedict Morgan ging. Was sie mit Sicherheit sowieso schon waren. Finn war sich sicher, dass sein Großvater zum wirklichen Schlag erst noch ausholen würde. Aber wie sollte Finn seine Familie verraten? Benedict war noch immer sein Großvater, und Finn schuldete ihm Loyalität. Was blieb ihm also anderes übrig, als all diese Ahnungen und Befürchtungen herunterzuschlucken und den alten Herrn genau im Auge zu behalten, um das Schlimmste zu verhindern, falls Benedict seine Rachepläne weiter forcierte?

Finn fuhr mit den Fingerspitzen über die raue, noch unbearbeitete Oberfläche der Bretter, auf denen er saß. Die Maserung war wunderschön. Er hoffte für das Holz, dass derjenige, der es verbaute, nur eine dünne Lasur auftragen würde, nachdem er es geschliffen hatte. Es wäre zu schade, wenn diese schöne Zeichnung unter einer dicken Schicht Farbe verschwände.

Sein Handy begann zu klingeln. Da Ted noch immer beschäftigt war, nahm Finn das Gespräch an. »Finley! Hier spricht Lindsey Carter. Wie geht es Ihnen?«

Er kniff die Augen zusammen. Wenn die Vorsitzende des Herbstball-Organisationsteams bei ihm anrief, konnte das nichts Gutes bedeuten. »Mir geht es gut, danke.«

»Das freut mich, Finley.« Sie schickte ein künstliches Lachen durch den Äther. »Ich habe ein kleines Attentat auf Sie vor.« Wenn sie »klein« sagte, war es vermutlich riesig. Finn sah, wie Will aus dem Wald kam und direkt auf ihn zuhielt. »Wie Sie wissen, findet in zwei Wochen das Herbstfest der Insel statt. Bis jetzt hat sich immer Chris Vega um die Schreinerarbeiten gekümmert. Sie wissen schon: die Tanzfläche aufbauen, die Deko-Elemente aus Holz, die wir immer benutzen, zusammenschrauben und installieren«, begann sie aufzuzählen. »Jedenfalls liegt der arme Mann jetzt mit einem Hexenschuss im Bett.«

Was kein Wunder war, der Mann musste fast achtzig sein. Er hätte wahrscheinlich schon vor zehn Jahren aufhören sollen, sich um diesen bescheuerten Ball zu kümmern. Finn gab ein unbestimmtes »Hmm« von sich. Will setzte sich vor ihn hin. In einem Meter Abstand. Und beobachtete ihn aufmerksam.

Lindsey ließ noch ein künstliches Kichern los. »An dieser Stelle kommen Sie ins Spiel. Wir brauchen Ersatz für Chris, und Sie sind doch ein so begnadeter Handwerker. Sie lösen unser Problem sicher in Nullkommanichts.«

»Nein.« Wenn er beim Aufbau des Festes half, würde er nicht darum herumkommen, an diesem verdammten Ball teilzunehmen, zu dem er nicht gehen wollte. »Danke, dass Sie an mich gedacht haben«, blieb er höflich. »Aber zeitlich ist das überhaupt nicht machbar.«

»Es ist wirklich nicht viel Arbeit«, redete Lindsey einfach weiter, ohne ihm zuzuhören. »Sie machen das mit links. In ein paar Stunden.«

»Ich habe wirklich keine Zeit dafür«, hielt Finn noch einmal dagegen. Ohne Erfolg: Als er zwei Minuten später auflegte, hatte er zugesagt, sich die Fest-Aufbauten zumindest kurz anzusehen. Was das bedeutete, wusste er. Wenn Lindsey ihn schon am Telefon zu dieser Zusage brachte, würde er erst recht einknicken, wenn sie ihm gegenüberstand und sie mit bittendem Blick zu ihm aufsah.

Entnervt rieb er sich über das Gesicht. Im nächsten Moment spürte er eine Bewegung an seinem Bein. Er ließ seine Hand sinken und sah Will dabei zu, wie er vorsichtig seinen Kopf auf Finns Oberschenkel legte. Der Hund stieß einen tiefen Seufzer aus, und Finn konnte nicht anders, als die Hand zwischen seine Ohren zu legen und über das weiche Fell zu streicheln. Genau deswegen hatte er sich einen Hund geholt. Für einen Moment schaffte er es, den verdammten Ball zu vergessen. Und seinen Großvater, der ohne zu grüßen an ihm vorbeigerauscht war.

Erst als sich ein Schatten über ihn legte, sah er auf.

»Finn, schön, dich zu sehen«, sagte Ted. »Da hast du ja einen hübschen Kerl dabei.« Er hielt Will die Hand hin, ließ sie aber wieder sinken, als der Hund einen Schritt zurückwich. »Was kann ich für dich tun?«, fragte er, als er sich wieder aufrichtete.

Finn erhob sich von seinem Platz und schüttelte dem Besitzer des Sägewerks die Hand. »Larry hat bei euch Balken bestellt, aber ihr habt einen falschen Zuschnitt geschickt.«

Ted gab einen resignierten Ton von sich und stützte die Hände in die Hüften. »Ich habe einen neuen Typen eingestellt. Der hat letzte Woche schon drei Bestellungen versaut.« Er schüttelte den Kopf. »Wenn es nach mir ginge, hätte ich ihm schon längst einen Arschtritt verpasst und ihn gefeuert. Dummerweise ist er der Neffe meiner Frau, und ich werde ihn so schnell nicht wieder los.«

Familie. Finn verstand den Mann nur zu gut. Seinen Zeitplan musste er aber trotzdem einhalten. »Wir brauchen die neuen Balken bis morgen früh, sonst kommen wir in Verzug.«

»Tut mir leid, Finn. Das werden wir nicht schaffen. Gerade kam ein großer Auftrag von MCRE rein.« Morgan Construction & Real Estate. Die Firma seines Vaters und Großvaters. Zu der auch er gehört hatte, bis er vor fast zehn Jahren sein eigenes Unternehmen, Finley Morgan Construction, gegründet hatte.

Deshalb war ihm sein Großvater also gerade entgegengekommen. »Das ändert nichts an der Tatsache, dass dein Neffe Mist gebaut hat. Ich kann deswegen keinen Baustopp riskieren.«

Ted schlug ihm auf die Schulter. Eine kameradschaftliche Geste, die sich in Kombination mit dem mitleidigen Ausdruck auf seinem Gesicht allerdings kein bisschen so anfühlte. »Du weißt, wie das ist, Junge. Mit den Großen verscheißen wir es uns nicht. Der Auftrag deines Großvaters hat Vorrang.«

Finn war schon seit über einem Jahrzehnt kein Junge mehr. Er war ein angesehener Geschäftsmann auf dieser Insel. Ein Bauunternehmer mit einem guten Ruf, der inzwischen Projekte ablehnen musste, weil er die Arbeit gar nicht mehr bewältigen konnte. Ärger stieg in ihm auf. »Dann zieh meinen Großvater vor«, sagte er zu Ted und wischte dessen Hand von seiner Schulter. »Solange die bestellten Balken morgen früh auf meiner Baustelle liegen.« Ohne einen Gruß stampfte er, Will an seiner Seite, zu seinem Pick-up und fuhr auf die Insel zurück.

*

»So haben sich also unsere Mädelsabende verändert«, sagte Megan und kraulte Matts Hund Jumper unter dem Kinn, was er liebte und ihr seine ungeteilte Aufmerksamkeit einbrachte. Sie saß auf dem Rücksitz von Summers Pick-up und balancierte das frisch gebackene Bananenbrot auf dem Schoß, das ihre Mutter vorhin erst aus dem Ofen geholt und ihnen für den Abend bei Abby und Cameron mitgegeben hatte.

Matt lachte auf dem Beifahrersitz und griff nach Summers Hand. Er verschränkte seine Finger mit ihren und zog sie auf seinen Oberschenkel. »Wenn ihr Mädchen-Zeit braucht, können Cam und ich uns ja ein Footballspiel im Fernsehen suchen, und ihr redet, während ihr euch um das Essen kümmert.«

Summer entzog ihrem Freund die Hand, um ihn gegen die Schulter zu boxen. »Alter Chauvi«, schimpfte sie, verband ihre Finger dann aber sofort wieder mit seinen und ließ ihn sie auf sein Bein zurückziehen.

Für den Bruchteil einer Sekunde zuckte ein Gefühl durch Megans Körper, das sich nach Eifersucht anfühlte. Nicht auf Summer oder Matt, sondern auf das, was sie hatten. Nicht, dass Megan schon jemals das Bedürfnis nach dieser Art Nähe und Vertrautheit verspürt hätte. Sie mochte es locker, hielt ihr Herz heraus. Also war diese Reaktion völlig irrational. Entschlossen schob sie die Gedanken zur Seite und beteiligte sich wieder an dem kleinen Geplänkel. »Außerdem wünscht sich niemand, dass eine Cooper-Frau in der Küche steht und das Essen zubereitet, es sei denn, es geht darum, etwas vom Take-away in Schüsseln umzufüllen.«

Das brachte ihr ein weiteres Lachen von Matt und ein Kichern von Summer ein. Die beiden Turteltäubchen warfen sich einen verliebten Blick zu, bevor Summer in den Weg abbog, der zu Cams und Abbys Cottage führte.

»Oder es geht um euer Bananenbrot«, korrigierte Matt. »Dieser Geruch macht mich wahnsinnig.«

»Jepp, Bananenbrotduft – unsere ganz eigene Art der Folter.« Megan sog ihn tief ein. Das Einzige, worin Megan, ihre Schwestern und ihre Mutter wirklich gut waren, war das Backen dieser Köstlichkeit. Schon Megans Grandma, die bereits lange vor ihrer Geburt gestorben war, hatte dieses Früchtebrot gebacken. Sie hatte es Olivia beigebracht. Und die ihren Töchtern. Der Duft, von dem Matt sprach, bedeutete Megan alles. Zuhause. Sicherheit. Ruhe. Ganz egal, ob sie als Teenagerin aus der Schule gekommen war oder wie jetzt nach einem anstrengenden Tag ihre Bürotür hinter sich schloss oder aus den Ställen kam: Wenn auf dem Küchentresen ein frisch gebackenes Bananenbrot stand, erdete sie das sofort.

Abbys und Camerons gemietetes Cottage kam in Sicht. Von hier aus hatte man einen schönen Blick über die Klippen auf den Ozean hinaus, das Häuschen selbst war aber eher schlicht. Vor allem, wenn man bedachte, wie millionenschwer Cameron als Sohn einer Bostoner Hoteldynastie war. Der Anblick des einfachen Hauses ließ Megan jedes Mal aufatmen. Für sie bedeutete es, dass Cameron einer von ihnen war. Nicht abgehoben, nicht arrogant. Er hielt nichts davon, angeberisch mit seinem Geld um sich zu werfen. Sah man einmal von dem Jaguar ab, der in der Garage stand, hätte er ein Typ von der Insel sein können.

Megan runzelte die Stirn, als sie neben Abbys Jeep Finley Morgans Pick-up entdeckte. »Was will der denn hier?«, konnte sie sich nicht bremsen. In letzter Zeit kreuzten sich ihre Wege ein wenig öfter, als Megan es für ihren Seelenfrieden brauchte.

»Sei nett«, wies Summer sie mit einem Blick über die Schulter zurecht und stellte ihren Wagen neben Finleys ab.

Megan wusste, dass ihr Verhalten kindisch war, aber sie verdrehte hinter dem Rücken ihrer Schwester die Augen. Sie wusste, dass Finn es irgendwie geschafft hatte, sich bei Cam und Matt einzuschleimen. Okay, er war ein guter Bauunternehmer. Das war ihm in die Wiege gelegt worden. Genau wie sie das Pferdezüchten mit der Muttermilch aufgesogen hatte. Aber das änderte nichts daran, dass sie Finns Verwandten nicht über den Weg traute. Und damit ganz automatisch auch Finn nicht. »Sagt mir, dass er nicht zu diesem Abend eingeladen wurde«, murmelte sie, als sie die Wagentür öffnete. Sie ließ Jumper den Vortritt, der mit einem Satz über sie und das Bananenbrot hinwegsetzte, und hörte nur noch das resignierte Seufzen ihrer Schwester, als sie die Tür wieder hinter sich zuwarf.

Im selben Moment wurde die Haustür geöffnet, und der Mann, über den sie gerade noch nachgedacht hatte, erschien, einen Ordner unter den Arm geklemmt, Will an seiner Seite. Jumper entdeckte den neuen Hund, checkte innerhalb des Bruchteils einer Sekunde ab, ob es sich um Freund oder Feind handelte, und stürmte dann auf ihn zu. Im Maul einen Pinienzapfen, den er am Wegrand gefunden hatte. Er ließ ihn vor Will auf den Boden fallen und schob ihn mit der Nase noch ein Stück in Richtung des anderen Hundes. Geschenke machen war eine von Jumpers Lieblingsbeschäftigungen.

Finn beobachtete die Hunde mit dem Ausdruck eines überfürsorglichen Vaters im Gesicht, als Will einen Moment zögerte und seinerseits Jumpers Absichten zu prüfen schien. Als klar war, dass die beiden miteinander spielen statt kämpfen würden, ließ die Entspannung seine Schultern ein wenig nach unten sacken. Als er seinen Blick wieder hob, lächelte er ihnen entgegen. »Summer. Matt.« Er nickte ihnen zu. Dann sah er Megan an, die sich nicht genug beherrschen konnte und ihre Augenbrauen herausfordernd hochzog. »Megan. Wie schön, dich zu sehen«, log er höflich.

»Versuchst du, dir ein Abendessen zu erschleichen?«, sparte sie sich dagegen alle Freundlichkeiten.

Finns Blick glitt über die Form mit dem Bananenbrot in ihren Händen. Sie glaubte, ihn murmeln zu hören: »Ein Abend mit Megan Cooper. Nichts wäre verlockender.« Dann hielt er seinen Ordner hoch, als müsse er beweisen, dass er die Wahrheit sagte. »Ich hatte nur noch etwas mit Cam zu besprechen.«

Abby und ihr Labrador Charlie steckten hinter Finn die Köpfe aus der Tür. Der Hund drängelte sich sofort an Finn vorbei, als er sah, dass da draußen zwei Kumpels spielten. Megans Schwester lächelte ihnen entgegen. »Hi Leute. Finn, willst du es dir nicht doch noch überlegen? Wir haben genug für alle und würden uns wirklich freuen, wenn du zum Essen bleibst.«

Ich würde mich nicht freuen, dachte Megan. Auch wenn sie es nicht aussprach, stand ihr dieser Gedanke offenbar ganz deutlich ins Gesicht geschrieben.

Finns Blick hielt ihren für einen Augenblick fest. Sein rechter Mundwinkel zuckte. Dann drehte er sich halb zu Abby um und lächelte. »Danke«, sagte er. »Das ist wirklich nett. Ein anderes Mal gerne. Aber für heute habe ich einfach noch zu viel zu tun. Außerdem muss ich morgen früh raus, um Jacob auf der Seaflower zu vertreten.«

»Hat Charlotte wieder Probleme?«, fragte Megan ganz automatisch. »Ist sie krank?« Auch wenn Finn ein rotes Tuch für sie war, seinen besten Freund, Jacob Wilkinson, der seine Tochter Charlotte, die an Diabetes Typ 1 erkrankt war, alleine großzog, nachdem seine Frau vor einem Jahr mit einem Touristen durchgebrannt war, mochte jeder auf der Insel.

»Charlotte hat einen Arzttermin auf dem Festland. Sie konnten das nicht auf seinen freien Tag legen, also übernehme ich seinen Dienst auf dem Boot.«

Megan fiel auf, dass Finn sie nicht ansah, als er sprach. Er konzentrierte sich ganz auf ihre Schwester und Matt. Jacob war Hummerfischer, mindestens in vierter Generation. Sein Job war hart. Und das, was am Ende des Tages an Verdienst übrig blieb, war oft genug an der finanziellen Schmerzgrenze. Die Fischer fuhren jeden Tag raus, wenn es irgendwie möglich war. Blieben ihre Kutter im Hafen, bedeutete das im schlimmsten Fall, dass ihre Familien am Abend kein Essen auf den Tisch stellen konnten. Trotzdem bedeutete es nicht, dass Finn ein Vorzeigebürger dieser Insel war, nur weil er seinem Freund half, sich und seine Tochter über Wasser zu halten.

»Jacob?« Matt runzelte die Stirn. »Das ist doch der Freund von dir, der neulich bei der Pokerrunde war, oder?«

Finn nickte.

»Er hat mir einen Haufen Fotos von seiner Kleinen gezeigt. Tolles Mädchen«, erinnerte Matt sich. »Es ist doch nichts Schlimmes, weil sie extra zu einem Doc aufs Festland müssen?«

Finn zuckte die Schultern. »Ich sollte nicht über Jacobs Angelegenheiten reden. Aber es ist ernst genug, dass er einen Tag auf dem Wasser dafür ausfallen lassen muss.«

»Dann wünsch ich euch einen guten Fang«, sagte Summer. »Grüß Jacob und Charlotte. Und sag ihnen, wir denken an sie. Wenn wir ihn irgendwie unterstützen können, muss er es nur sagen.«

»Danke.« Finn nickte ihr zu. »Wir sehen uns. Komm Will.« Er schlug mit dem Ordner gegen seinen Oberschenkel, hob die Hand zum Gruß und öffnete die Beifahrertür für seinen Hund.

»Du bist unmöglich«, murmelte Summer neben Megan.

»Was denn?« Mit einem unschuldigen Augenaufschlag sah diese ihre Schwester an. »Ich habe doch gar nichts gemacht.«

»Ja, ja.« Summer schob sie vorwärts. In Abbys Umarmung.

»Hey, kleine Schwester.« Abby drückte sie fest an sich. »Hör auf, Finn so zuzusetzen.«

»Was ist denn los mit euch?« Megan befreite sich aus der Umarmung, langsam ein wenig ärgerlich. »Ich habe überhaupt nichts gesagt.«

»Musst du auch nicht. Du kannst das mit den Augen.« Abby strich ihr versöhnlich über den Arm. »Aber jetzt kommt erst mal rein.« Sie umarmte Summer und Matt zur Begrüßung und trat einen Schritt zurück, um sie durchzulassen. »Wer möchte Bier? Wem darf ich einen Wein bringen?«

Zack, Thema gewechselt. Megan schluckte ihren Ärger hinunter. Hielt es denn außer ihr niemand für gefährlich, wenn Finn bei ihrer Familie ein und aus ging? Ja, sie hielt diese lächerliche alte Fehde seines Großvaters gegen das Gestüt auch für völligen Schwachsinn. Aber das änderte nichts daran, dass Benedict Morgan noch immer nichts anderes als seine Rache im Kopf hatte. Selbst wenn Finn ihm nicht erzählte, was er über die Coopers und die Silver Brook Stables in Erfahrung brachte, war es möglich, dass er beim Dinner mit seiner Familie irgendetwas ausplauderte, was er gar nicht für wichtig erachtete, seinem Großvater aber neues Material gegen sie in die Hände spielte.

Megan hielt die Tür auf, bis Jumper und Charlie ihnen ins Haus gefolgt waren. Auch wenn der Rest ihrer Familie einfach nur froh war, dass die Sabotageakte im Frühjahr und im Sommer überstanden und in Zara Sanders die Schuldige gefunden worden war, die sie hoffentlich in Zukunft in Ruhe ließ, hatte Megan nicht vergessen, dass diese Aktionen sie fast in den Ruin getrieben hätten. Sicher. Zara hatte Rache gewollt für den Tod ihres Vaters bei einem Brand vor sechzehn Jahren. Aber wenn man das Offensichtliche zur Seite schob, gab es nur eine Person, die etwas davon hatte, ihnen Steine in den Weg zu legen: Benedict.

Finn war immer weniger der Meinung, dass der Herbstball eine gute Idee war. Nicht wegen der zusätzlichen Arbeit, die ihm das beschert hatte. Zumindest nicht nur. Sondern wegen des Wetters, das seine ganze eigene – und für diese Region typische – Vorstellung von Herbst hatte. Er warf noch einmal einen Blick auf die Wetter-App auf seinem Handy. »Das sieht wirklich nach einem ordentlichen Sturm aus, der in unsere Richtung kommt. Wir könnten immer noch versuchen, das Fest in die Stadthalle zu verlegen«, schlug er Lindsey vor und betrachtete die dunklen, über ihnen dahinjagenden Wolken. Es war inzwischen das dritte Mal, dass er sie darauf hinwies. Der Wind blies kräftig vom Meer herüber und rüttelte an den Aufbauten. Finn war an diesem Nachmittag extra eher gekommen, um die Befestigungen, die er angebracht hatte, noch einmal zu verstärken.

Doch die Organisatorin des Balles schien in einer Art manischem Ausnahmezustand durch die Gegend zu schweben. Der leicht irre Blick in ihren Augen ließ jedenfalls nicht annehmen, dass Finns Worte zu ihr durchdrangen. »Michael Hardy von Coast 93.1 hat gesagt, dass der Orkan weiter nördlich über das Festland ziehen wird. Es wird die Kanadier treffen, nicht uns.«

»Dann irrt sich der Wettertyp aus dem Radio wahrscheinlich«, versuchte Finn es noch einmal mit Vernunft. »Willst du einen Blick auf meine Wetter-App werfen? Dieser Sturm hält genau auf uns zu.«

Lindsey winkte ab. »Der Herbstball findet heute zum fünfzigsten Mal statt. Das lass ich mir von keinem Wetter dieser Welt kaputt machen, hast du mich verstanden?« Ihr Blick wurde noch ein wenig glänzender, als sie ihm mit dem Zeigefinger gegen den Brustkorb tippte. »Ich habe diesen Ball schon organisiert, als du noch in deinen Windeln gelegen bist. Und nie – noch nie in seiner fünfzigjährigen Geschichte – ist der Ball ausgefallen oder wurde in eine Halle verlegt. Wir werden nicht ausgerechnet an diesem besonderen Jubiläum damit anfangen.« Sie hob die Hand, mit der sie ihr Klemmbrett hielt, in die Höhe, als wolle sie den Wind prüfen. »Das wird fantastisch. Wir sind Inselbewohner, Finley! Wir können mit solchem Wetter umgehen. Wir sind schließlich nicht aus Zucker. Du siehst doch, wie viel Spaß die Leute haben.«