Elfenkrieger - Dennis L. McKiernan - E-Book

Elfenkrieger E-Book

Dennis L. McKiernan

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Beschreibung

Die Rückkehr der Elfen – der neue Bestseller von Dennis L. McKiernan

Noch einmal liegt das Schicksal der Welt in den Händen der Elfen, denn nur wenn es der Elfenkriegerin Arin und ihren Gefährten gelingt, den großen Krieg zu verhindern, kann Mithgar vor dem Untergang gerettet werden. Nach seinen Erfolgsromanen „Zwergenzorn“, „Zwergenmacht“ und „Elfenzauber“ legt Dennis L. McKiernan erneut ein atemberaubendes Fantasy-Epos vor, das alle Tolkien-Fans begeistern wird!

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Seitenzahl: 439

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Das Buch

Immer wieder wird die elfische Seherin Arin von unheimlichen Visionen gequält, in denen der Drachenstein, ein uraltes und mächtiges Artefakt, den freien Völkern Mithgars ein entsetzliches Schicksal bringt. Um das drohende Verhängnis abzuwenden, verlässt Arin die friedlichen Wälder der Elfen und sammelt sechs Gefährten aus ganz Mithgar um sich - unter ihnen auch der Fjordländer Egil, an den Arin ihr Herz verliert, obwohl er ein sterblicher Mensch ist. Gemeinsam müssen sie gegen den mächtigen Schwarzmagier Ordrune bestehen, der den Stein aus der Magierfeste im Schwarzen Berg gestohlen hat, und der vor nichts zurückschreckt, um sich die Macht des Steins nutzbar zu machen. Nur wenn Arin und ihre menschlichen Begleiter den Magier besiegen, können sie das Unheil, das die ganze Welt bedroht, aufhalten …

Dennis L. McKiernans MITHGAR-Romane:

Bd. 1: Zwergenkrieger Bd. 2: Zwergenzorn Bd. 3: Zwergenmacht Bd. 4: Elfenzauber Bd. 5: Elfenkrieger Bd. 6: Elfenschiffe Bd. 7: Elfensturm

Der Autor

Dennis L. McKiernan, geboren 1932 in Missouri, lebt mit seiner Familie in Ohio. Mit seinen Romanen aus der magischen Welt Mithgar gehört er zu den erfolgreichsten Fantasy-Autoren der Gegenwart.

Inhaltsverzeichnis

Das BuchDer Autor1. kapitel2. kapitelCopyright

»Vielleicht«, sagte Burel, »seid Ihr mit dabei, Ferai, um uns glauben zu machen, wir hätten tatsächlich einen freien Willen.«

»Und vielleicht seid Ihr mit dabei, Burel, um uns glauben zu machen, wir hätten keinen.«

Ein Teil Mithgar

1. kapitel

Inmitten einer pechschwarzen Nacht kämpfte sich die Schaluppe Breeze durch den kräftigen Wind, den prasselnden Regen und die kalte Wut des Westonischen Ozeans. Sturmgepeitschte Wellen krachten über die Dollborde, warfen das kleine Boot hin und her und drohten, es zum Kentern zu bringen.

»Bring sie in den Wind, Arin«, rief der Fjordländer Egil, und die zierliche Dylvana drückte die Ruderpinne in Richtung des Großbaums, während Egil an den Seilen des Klüversegels zog.

Der Bug der Breeze pflügte die Wellen, und das kleine Schiff ritt auf den Bergen der heranrauschenden Wogen, um dann in das Tal dahinter zu tauchen. Der vom Wind gepeitschte Regen, Gischt und Brecher fegten über das Deck und durchnässten alle bis auf die Haut.

»Wir müssen unsere Schlechtwetterkleidung anziehen, bevor das Wasser uns die Wärme aus dem Leib spült«, rief Egil. »Aiko, Ihr geht als Erste.«

Die Kriegerin aus dem fernen Ryodo öffnete die Kabinentür, und während sich ihre Silhouette im Licht der schwankenden Laterne in der Tür abzeichnete, verschwand sie in der Kabine, um einige Zeit später in Robbenfell und Ölzeug gehüllt wieder aufzutauchen.

»Du gehst als Nächster, Egil«, rief Arin, der ihr durchnässtes Seidenkleid, mit dem sie vom Hof Königin Gudruns geflohen war, am Körper klebte. »Meinem Volk macht die Witterung wenig aus.«

Der hoch gewachsene, einäugige Nordmann stieß die Tür auf und verschwand schwankend in der Kabine. Eine wild hin und her schwingende Sturmlaterne warf unstete Schatten in das Innere. Alos lag bewusstlos in einer der Kojen. Sein faltiges Gesicht zeigte keine Regung, seine Lider bedeckten sowohl das blinde als auch das sehende Auge, und sein Mund stand weit offen und entblößte die Zahnlücken des Alten.

Delon saß auf einer anderen Koje und hielt sich krampfhaft an einem Pfosten fest. Das hübsche Gesicht des Barden war totenbleich, und zwischen seinen Füßen stand ein Eimer. Als das Boot sich aufbäumte, über den nächsten Wellenberg glitt und dann nach unten ins Tal schoss, sagte Delon gepresst zu Egil: »Ich konnte Schiffe noch nie ausstehen.« Er beugte sich nach vorn und versuchte vergeblich, sich in den Eimer zu übergeben. »Nichts mehr übrig«, ächzte er, während er gegen das Bullauge sank. »Adon, bin ich nutzlos!«

Egil antwortete nicht, sondern zog sich seine mit Wasser voll gelaufenen Stiefel aus. Rasch legte der Fjordländer auch den Rest seiner Sachen ab, um sich dann in Robbenfell zu hüllen und sich eine Öljacke über die Schultern zu werfen. Schließlich wandte er sich an Delon und zeigte auf Alos. »Falls wir untergehen sollten, schafft den alten Mann nach draußen.« Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte er sich um und öffnete die Tür.

Die ganze Nacht kämpften sie gegen Wind, Wellen und Regen, doch als der Morgen graute, ließ der Regen langsam nach, und der Wind legte sich. Zuletzt beruhigte sich auch der Ozean, und noch vor Mittag klärte sich der Himmel auf, und die weißen Kämme auf den Wellen verschwanden und ließen nur eine strahlend blaue See unter einer warmen Septembersonne zurück.

Egil schlug jetzt einen südlichen Kurs ein, sodass sie vor dem Wind lagen, und er und Aiko hissten Stag- und Gaffelsegel. Nachdem jeder Fetzen Leinwand gesetzt war, segelten sie zügig durch den Kanal zwischen Jütland und Gelen.

Delon kam blass und schwach aus der Kabine auf Deck, wobei er sich zitternd an Belegnägeln und Tauen festhielt. Schließlich ließ er sich auf eine Seitenbank fallen. Der Barde trug immer noch die grellbunte Kleidung, in der er der Königin von Jütland entkommen war, auch wenn Hemd und Hose arg gelitten hatten und zahlreiche Flecken und Risse aufwiesen. Ein polierter Obsidianstein baumelte an einer Goldkette unter dem Silberkragen um seinem Hals. Aiko warf einen Blick auf sein bleiches Gesicht und sagte: »Keine Sorge, Delon, die Übelkeit wird früher oder später vergehen.«

»Adon«, ächzte Delon, während er sich so fest an die Bank klammerte, dass seine Knöchel weiß wurden, »hoffen wir, dass sie eher früher vergeht als später. Ich habe alles von mir gegeben, was ich von mir zu geben hatte. Als Nächstes kommt mein Magen.«

Egil lächelte grimmig. »Im Spind unten sind andere Gewänder. Ihr könnt welche von mir nehmen, obwohl sie Euch vielleicht etwas zu groß sein dürften.«

»Alos’ Sachen würden besser passen«, sagte Aiko, »aber er hat nicht viel Kleidung.«

Delon sah sich um. »Wo sind wir? Ich sehe weit und breit nur wogende Wellen.«

»Irgendwo zwischen Gelen und Jütland«, antwortete Egil.

»Und wohin sind wir unterwegs?«

»Nach Pendwyr.«

Jetzt wandte Delon sich an Aiko. »Warum habt Ihr mich befreit? Versteht mich nicht falsch, es liegt mir fern, mich zu beklagen, denn ohne Euch wäre ich auf dem Scheiterhaufen dieser Wahnsinnigen gelandet. Aber trotzdem, warum habt Ihr mir geholfen?«

Aiko lächelte, streckte die Hand aus und zupfte an seiner schillernden Kleidung. »Weil Ihr der Deck-Pfau seid, Delon, und wir Euch bei unserer Suche brauchen.«

Delon hob fragend eine Augenbraue. »Pfau? Suche?«

Bevor jemand antworten konnte, drang jedoch ein lautes Heulen und eine Reihe von Verwünschungen aus der Kabine. Fluchend tauchte Alos im Durchgang auf und kam an Deck. Während er sich den schmerzenden Kopf hielt, sah er sich um, und als er seinen Verdacht bestätigt fand, wollte er wissen: »Was hat das zu bedeuten? Ich habe Euch doch gesagt, ich würde Euch nicht weiter als bis nach Jütland begleiten, aber Ihr habt mich wie eine Press-Patrouille der verdammten Marinesoldaten auf das Schiff geschleift und mich wieder aufs Meer verfrachtet … gegen meinen Willen, möchte ich hinzufügen. «

Aiko schnaubte, doch Arin sagte: »Wir konnten Euch nicht zurücklassen, Alos. Ihr gehört zu unserer Gruppe, und man hätte Euch in Jütland getötet und vielleicht vorher noch gefoltert – die Königin hätte es so befohlen.«

»Wenn sie überlebt hat«, fügte Aiko hinzu. »Wenn ihr niemand geholfen hat, könnte sie auch verblutet sein.«

»Dennoch«, sagte Arin, »hätte Alos es mit dem Leben bezahlt, wenn wir ihn zurückgelassen hätten. Es wäre die Pflicht des Haushofmeisters und anderer Hofschranzen gewesen.«

Delon nickte. »Sie war zwar wahnsinnig, aber Regentenmord ist ein Verbrechen, das kein Königreich ungestraft lässt … obwohl es in vielen Fällen stattdessen belohnt werden müsste.«

Alos, der in die Sonne blinzelte, war verwirrt. »Was ist mit der Königin passiert?«

Delon starrte den alten Mann an. »Ihr wisst es nicht?«

Alos schüttelte den Kopf und zuckte bei der Bewegung zusammen. »Ich, äh …«

»Ihr habt Euch betrunken und das Bewusstsein verloren«, sagte Aiko, der ihre Missbilligung deutlich anzusehen war.

Alos funkelte sie an. »Und dann habt Ihr mich wohl gegen meinen Willen ins Schiff geschleift, was?«

Aiko wandte sich angewidert ab.

»Ha, das dachte ich mir«, sagte der alte Mann anklagend. Sein verbliebenes Auge funkelte.

»Es war nur zu Eurem Besten, Alos«, protestierte Arin.

Der alte Mann sah die Dylvana an, dann Egil, der nickte und sagte: »Es stimmt, Steuermann.«

Kaum beschwichtigt, brummte Alos vor sich hin, dann wandte er sich an Delon. »Was ist denn nun mit der Königin? Warum hätte sie mich töten lassen?«

»Na ja«, sagte Delon grinsend, während er Silberkette und Armband aus seinem Hemd zog. Die Kettenglieder waren immer noch am Silberkragen um seinen Hals befestigt. »Die edle Aiko hat ihr die Hand abgeschlagen und mich befreit.«

»Møkk!«, fluchte Alos. »Ich kenne diese Jüten. Sie werden uns bis ans Ende der Welt verfolgen.«

»Vor allem, wenn die Königin überlebt hat«, gab Delon ihm Recht. »Sie wird nicht eher ruhen, bis wir alle tot sind … und je blutiger und schmerzhafter wir sterben, desto besser wird es ihr gefallen.«

»Hng«, knurrte Egil. »Wir können nicht einfach untertauchen. Ich meine, seht uns doch an: eine Dylvana, eine goldhäutige Frau und zwei einäugige Männer.«

»Und ein Deck-Pfau«, fügte Delon hinzu, »was immer das sein mag.«

»Vielleicht wissen sie nicht, dass wir in See gestochen sind«, sagte Aiko.

Egil schüttelte den Kopf. »Sobald sie mit dem Hafenmeister reden, finden sie es heraus.«

Aiko nickte trübsinnig und sagte dann: »Das bedeutet, dass sie Schiffe aussenden werden, um uns aufzuspüren.«

»Nicht einfach irgendwelche Schiffe«, erwiderte Egil, »sondern schnelle Drachenboote.«

»Vielleicht segeln sie nach Norden, Chier«, sagte Arin. »Nach Fjordland, denn sie wissen, dass dort deine Heimat ist.«

»Möglich«, erwiderte Egil. »Aber sie werden auch im Süden und im Westen nach uns suchen. Ich halte es für das Beste, wenn wir weit draußen auf See bleiben. Vielleicht glauben sie, dass wir an der Küste entlang geflohen sind. Wenn wir nur in der Nacht segeln und uns bei Tag verstecken, können wir vielleicht eine Entdeckung vermeiden.«

Aiko sah Egil an und sagte. »Wenn sie uns andererseits auf dem offenen Meer suchen, sind wir in großer Gefahr, wenn sie uns auf See aufspüren. Sie werden sehr viel zahlreicher sein als wir, und wir können ihnen nicht davonsegeln.«

Egil neigte den Kopf. »Aye, Aiko. Aber wir haben den weiten Ozean, der uns Schutz bietet. Es wird so sein wie die Suche nach einem Getreidekorn in einem Feld voller Spreu.«

Arin nickte. »Ich bin auch dieser Ansicht. Würden sie unser Ziel kennen, wären die Aussichten sehr viel schlechter. Aber das kennen sie nicht, also wird uns die See verbergen, und unser guter Steuermann Alos wird uns sicher ans Ziel bringen. «

»Vielleicht glauben sie, dass wir in dem Sturm letzte Nacht gesunken sind«, sagte Delon.

Egil zuckte die Achseln. »Sie werden trotzdem suchen.«

Einen Moment schwiegen alle, dann räusperte sich Delon. »Und wir fahren nach Pellar, sagt Ihr?«

»Aye, nach Pendwyr«, erwiderte Egil.

»Aber nicht weiter, hört Ihr?«, verkündete Alos und betastete mit der Zunge seinen Gaumen. »So weit begleite ich Euch, aber dann trennen sich unsere Wege.« Murrend ging der Alte zur Ruderpinne und setzte sich Arin gegenüber. Er schirmte sein Auge ab, betrachtete die Segel und sagte: »Die Segel stehen nicht ganz richtig, Dara.« Er wandte sich an Egil. »Die Segel müssen getrimmt werden. Ich übernehme das Steuer, dann sind wir schneller da, und dann bin ich von diesem Wahnsinn endlich erlöst. Dann könnt Ihr den grünen Stein allein jagen. Ich beteilige mich dann jedenfalls nicht mehr an diesem aberwitzigen Unterfangen.«

Delons Blick wanderte zu Aiko. »Grüner Stein? Hm. Schon als ich ein kleiner Junge in Gûnar war, wollte ich immer an einem großen Abenteuer teilhaben. Ihr müsst mir von Eurer Suche erzählen.«

Aiko schüttelte den Kopf. »Wir folgen Dara Arins Vision, nicht meiner.«

Delon wandte sich an die Dylvana. »Erzählt mir, was Ihr sucht. Erzählt mir auch, warum die edle Aiko mich einen Deck-Pfau nennt, obwohl ich die Antwort darauf zu kennen glaube. Und wisst Ihr eine Möglichkeit, diesen verwünschten Kragen von meinem Hals zu lösen?«

»Die Katze Die In Ungnade Fiel;Einauge In Dunklem Wasser;Den Deck-Pfau Des Wahnsinnigen Monarchen;Das Frettchen Im Käfig Des Hochkönigs;Den Verfluchten Bewahrer Des Glaubens Im Labyrinth:Diese nimm mit,Nicht mehr,Nicht weniger,Sonst wird es dir nicht gelingen,Die Jadeseele zu finden.«

Mit sanfter Stimme rezitierte Arin die Prophezeiung, nachdem sie ihren Bericht darüber beendet hatte, wie ihre Suche sie von einem Ende der Welt zum anderen, von Darda Erynian über die Festung im Schwarzen Berg und die zerklüfteten Klippen von Mørkfjord bis nach Jütland geführt hatte.

»Aha, so ist das also«, sagte Delon in der Sonne des Spätnachmittags. Nun, da sich seine Übelkeit gelegt hatte, ging es dem Barden viel besser. »Wohlan denn, ich bin dabei. Ich kann einen mitreißenden Heldengesang über unsere Fahrt machen, ob wir Erfolg haben oder nicht.«

»Haltet still«, schnauzte Aiko, die mit ihrer scharfen Stahlklinge am letzten Verschluss des Silberkragens herumsäbelte. »Ich bin fast durch.«

Schließlich durchschnitt die Klinge die letzte weiche Silberniete, und der Kragen fiel ab.

Delon holte tief Luft und atmete langsam aus, dann rieb er sich den Hals und beugte ihn nach rechts und links. »Adon, es tut gut, dieses Ding endlich los zu sein, und ich danke Euch, edle Aiko.« Lachend nahm er Kragen, Kette und Armband und wog alles in den Händen. »Ein spärlicher Lohn für das, was ich durchgemacht habe.«

Egil betrachtete ihn. »Und das wäre …?«

Delon warf einen Seitenblick auf Arin und Aiko. Dann senkte er die Augen und sagte: »Meine Aufgabe bestand darin, die Königin … nun, sie zufrieden zu stellen.« Er schüttelte den Kopf. »Sie war sogar für mich zu viel.«

»Hah!«, blaffte Alos. »Und wie habt Ihr sie dann zufrieden gestellt?«

Delon neigte den Kopf und lächelte dünn. »Es gibt mehr als eine Möglichkeit, eine Frau zu befriedigen.«

Alos lachte laut auf, dann wurde er ernst und wandte sich an Aiko. »Ich hoffe, Ihr habt keinen Fehler gemacht. Ich meine, wir haben den echten Pfau zurückgelassen, und ich will nicht zurückkehren müssen, um ihn doch noch zu holen. Und was das Decken angeht: Wahrscheinlich besorgt er es gerade den Enten.«

»Nein, Alos«, erwiderte Aiko. »Federvieh ist es bestimmt, der eigenen Art treu zu bleiben.«

»Woher wusstet Ihr dann, dass Delon hier der Deck-Pfau ist?«

Delon sah sie mit einem dünnen Lächeln an und wartete auf ihre Antwort.

Aiko zuckte die Achseln. »Die Balkontür war offen, und die Königin war nicht sonderlich leise in ihrer überschwänglichen Leidenschaft. Was den Pfau angeht …«

»Was den Pfau angeht«, warf Delon ein, indem er erst die Arme ausbreitete und dann mit den Händen auf seine Kleidung wies, »seht mich doch an. Was war ich anderes als Gudruns Pfau? Sie hat mich so grellbunt gekleidet, als wäre ich eines ihrer Tiere in der Menagerie. Es ist ein Wunder, dass niemand bei meinem Anblick erblindet ist.« Delon nickte Aiko zu. »In der Tat, edle Aiko, ich bin Der Deck-Pfau Des Wahnsinnigen Monarchen – aber nur einer von sehr vielen, wie mir zu Ohren gekommen ist. Aber ich bin Euch sehr dankbar, dass Ihr mich befreit habt, bevor ich das Los der anderen teilen konnte.«

»Wie seid Ihr dazu gekommen, der Königin, äh« – Alos zeigte ein anzügliches Grinsen – »zu dienen?«

Delon lachte und sagte: »Ich mag den Alten.« Dann wurde seine Miene ernst. »Wie ich dazu gekommen bin, ihr zu dienen, nun, ich bin sehenden Auges geradewegs ins Verderben marschiert …«

Delon pfiff vor sich hin, als er das Schiff aus Gelen verließ, das in Königinstadt angelegt hatte. Wenn die Gerüchte stimmten, würde er bald als Geliebter der Königin in endlosem Luxus leben, daran zweifelte er nicht einen Augenblick. Er würde sie zuerst mit den Augen und der Stimme verführen …

Delon berührte das Amulett an seinem Hals, das ihm sein Vater Elon gegeben hatte, der es von seinem Vater Galon bekommen hatte, und so weiter, bis sich seine Vorfahren im Dunkel der Zeit verloren. Woher das Amulett ursprünglich kam, wusste niemand, obwohl es hieß, es sei ein Geschenk des Magiers Kaldor für einen hervorragend ausgeführten Dienst gewesen. Jedenfalls schien es die Kraft zu haben, seine Stimme zu verstärken, und in Verbindung mit seiner Ausbildung als Barde ließ ihn das Schmuckstück beinahe wie einen elfischen Sänger klingen.

… und wenn sie ihn mit in ihr Bett nahm, würde er sie mit den Händen und Lippen liebkosen, ihr glühende Verheißungen zuflüstern und sie schließlich mit seinem ganzen Körper lieben. Er war davon überzeugt, dass er sie befriedigen können würde, denn er hatte einen Großteil der letzten fünfzehn Jahre in Gesellschaft von Frauen verbracht, in erster Linie in ihren Betten, und ihm war noch keine Frau begegnet, die er nicht zufrieden stellen konnte. Die Belohnungen waren beachtlich gewesen: das beste Essen, der beste Wein, schöne Kleider, kostbare Bücher, kleine Schätze, seltener Tand und vielerlei Annehmlichkeiten – oh, nicht notwendigerweise körperliche Vergnügungen, obwohl es diese in beträchtlichem Maß gab, sondern Unterhaltung für Geist, Verstand, Herz und Seele. Auch Reisen und Abenteuer hatten ihm offen gestanden, obwohl er bisher alle Anstrengungen vermieden hatte, denn er liebte den Luxus zu sehr. Gewiss, es gab Zeiten, wenn er aus den Armen einer Frau fliehen musste – wenn ihr Vater, Bruder, Gemahl oder Verlobter unerwartet in ihr Gemach kam –, und es gab Zeiten, wenn er sich den Weg freikämpfen musste, denn er war geübt im Umgang mit dem Rapier, obwohl er sich meist mit Worten herauswand. Aber insgesamt streunte er von einem behaglichen Unterschlupf zum nächsten, wenn sein Appetit auf einen speziellen Ort oder eine Frau nachließ.

So trieb er sich umher, von Anwesen zu Herrenhaus, von Landsitz zu Villa, und suchte Vergnügen, suchte … er wusste nicht, was er sonst noch begehrte.

Schließlich hatte er von der Königin der Jüten gehört, von der man sagte, dass sie einen Geliebten herbeisehne. Und da er noch nie zuvor im Bett einer Königin gelegen hatte, geschweige denn einer so außerordentlich reichen wie Gudrun, gedachte er sich auch in diesem Spiel zu versuchen. Sicher, es gab geflüsterte Gerüchte über vergangene Liebhaber und auch Gerüchte über ihre seltsamen Vorlieben – wenig glaubhafte Geschichten über Hunde, Pferde und andere Tiere –, aber er hatte selbst schon viele Geliebte gehabt, darunter auch solche mit außergewöhnlichen Neigungen, und die Geschichten, die verlassene Frauen über ihn verbreiteten, waren ebenso offensichtlich falsch.

Und so kam er mit einem simplen Plan nach Königinstadt: ins Bett der Monarchin zu gelangen. Da wusste er noch nicht, worauf er sich einließ.

Es dauerte keine Woche, bis er eingeladen wurde, vor der Königin zu singen, und der Abend war noch nicht weit fortgeschritten, als sie ihn in ihr Bett holte.

Vollkommen erschöpft von ihren Ansprüchen, schlief er wie ein Toter, und als er erwachte, hatte er einen Silberkragen um den Hals, der durch eine Silberkette mit einem Armband verbunden war, das sie trug.

Dann, eines Nachts im Nachglühen des Liebesaktes, bekannte sie ihm flüsternd, warum sie als wahnsinnig galt: Sie erzählte ihm mit zärtlicher Stimme, dass ihre vorherigen Liebhaber – Hunderte an der Zahl – einer nach dem anderen geopfert worden seien, wenn sie ihre Lust nicht mehr hatten befriedigen können. Sie hatte um jeden Einzelnen getrauert: Sie pflegte bei diesen Anlässen zu weinen und immer wieder den Namen ihres Vaters zu rufen, während der verflossene Geliebte seine Qualen herausschrie, da ihm das Fleisch von den Knochen gesengt wurde, und er lebendig verbrannte.

Doch nun glaubte sie, endlich ihren Geliebten für die Ewigkeit gefunden zu haben, denn Delon konnte und würde ganz gewiss jedes ihrer fleischlichen Gelüste befriedigen – für immer.

Delon war entsetzt und hätte sie bereits in diesem Augenblick beinah enttäuscht, aber zum Entzücken der Königin kannte er tatsächlich mehr als eine Möglichkeit, eine Frau zu befriedigen.

Was den Barden betraf, so wurde ihm jeder Wunsch erfüllt. Abgesehen von seiner Freiheit konnte er alles verlangen – Speisen, Wein, Kleider, Luxus, was immer er begehrte. Doch für seine Freiheit hätte er mit Freuden alles hergegeben.

Und er wusste nicht, wie lange er die wahnsinnige Monarchin noch zufrieden stellen konnte, und damit wusste er nicht, welche Lebensspanne ihm noch bemessen war.

»… und dann seid Ihr gekommen und habt mich gerettet.« Delon verstummte, nachdem er seine Geschichte erzählt hatte.

Aiko fragte: »Warum habt Ihr sie nicht einfach getötet und seid geflohen?«

Delon schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Es kam mir so vor, als sei ich vollkommen hilflos. Ich war einfach nur ihr Leibeigener.«

Arin runzelte die Stirn, dann betrachtete sie Kette und Kragen in Delons Händen. Sie neigte den Kopf und betrachtete das Silber mit ihrer besonderen Gabe. Über dem Metall schien eine schwache Aura zu leuchten. »Hm. Ich glaube, es liegt ein Zauber auf dem Halsband, der Kette und dem Armband, Delon.« Sie sah den Barden an. »Und auch auf dem Amulett, das Ihr tragt.«

Delon berührte den polierten Obsidianstein an der zierlichen Goldkette. »Dieses Amulett behalte ich. Aber das andere …?«

»Zerstört es«, sagte Aiko.

Egil widersprach. »Nein. Wenn es einen Menschen gefügig macht, können wir es auf unserer Suche vielleicht noch einmal gut gebrauchen.«

Arin schaute von einem zum anderen, sagte aber nichts.

Sie segelten nach Südosten, in Richtung der Straße von Kistan. Zwölf Tage pflügten sie durch die Wellen in wärmeres Gewässer. Manchmal waren die Windböen auf ihrer Seite, dann wieder mussten sie gegen den Wind kreuzen, und ganz selten wehte für kurze Zeit überhaupt kein Lufthauch. An zwei Tagen regnete es – eine steife Brise wehte und fegte die Regentropfen über das wogende Meer. In dieser ganzen Zeit sahen sie keine Schiffe der Jüten, begegneten aber einer Ketsch aus Gelen, die nordwärts nach Hause segelte, und einem gothonischen Postschiff, das nach Westen unterwegs war. Keines der beiden kam für einen Gruß nah genug heran. Zwölf Tage folgten sie ihrem Kurs, und am zwölften Tag um Mitternacht feierte Arin das uralte Ritual der herbstlichen Tagundnachtgleiche. Aiko ahmte jede ihrer Bewegungen nach, Egil und Delon vollführten die Gesten spiegelbildlich, und sogar Alos begleitete sie einen Teil des Weges durch die Zeremonie.

Am Abend des sechzehnten Tages sichteten sie die Straße von Kistan und steuerten die Breeze nach Nordosten in das flachere Wasser entlang der Küste von Vancha. Sie hofften, sich dicht an der Küste halten zu können und so der Aufmerksamkeit der Piraten von Kistan zu entgehen, falls diese die Straße noch blockierten. Denn wenn die Piraten den Durchlass zum Avagonmeer immer noch bewachten, mochte eine kleine Schaluppe entlang der Küste unbemerkt durchschlüpfen. Doch obwohl die Blockade der Piraten durchbrochen war, suchten sie die Straße immer noch heim, enterten Schiffe, plünderten, vergewaltigten und mordeten, um sich anschließend wieder in die sicheren Häfen der Insel Kistan zurückzuziehen, welche mit dichtem Dschungel bewachsen war.

So glitten die Gefährten durch die Meerenge in das saphirblaue Wasser des Avagonmeers. Fünf Tage verstrichen, und sie sahen keine Einzige der schnellen Dauen der Piraten von Kistan.

Am Mittag des dreißigsten Septembertages legten sie in Castilla an der Südflanke Vanchas an. Als sie in der geschützten Bucht zwischen den ankernden Schiffen durchglitten, passierten sie ein arbalinisches Boot, dessen Rumpf von Feuer geschwärzt war. Einer seiner Masten war gebrochen, und dicht über der Wasserlinie klaffte ein Loch im Rumpf. An Bord des Schiffs arbeiteten Männer, um den Schaden zu reparieren und das Schiff zu überholen. Einige der Seeleute trugen Verbände.

Delon legte die Hände trichterförmig vor den Mund und rief: »Heho, dort drüben! Was ist passiert?«

»Piraten«, kam die knappe Antwort.

Delon drehte sich um. »Es ist ein Wunder, dass sie überlebt haben.«

»Nein«, erwiderte Egil. »Die Piraten rauben und plündern und töten die meisten ihrer Opfer, die sich wehren. Manchmal machen sie Gefangene, um ein Lösegeld zu erpressen. Manchmal nehmen sie auch Schiffe mit, um ein Lösegeld zu erpressen. Und manchmal versenken sie auch ein Schiff aus purer Grausamkeit. Aber insgesamt lassen sie schwer beschädigte Schiffe meist ziehen.«

»Ach?«

»Aye, damit sie überholt und wieder überfallen werden können. «

»Verfluchte Piraten«, zischte Alos und drehte sich nach dem beschädigten Schiff um, das jetzt achtern lag.

Egil starrte ebenfalls nach achtern und nickte zustimmend. »Verfluchte Piraten«, wiederholte er.

Arin musterte Egil mit ihren haselnussbraunen Augen. »Warum verfluchst du sie, Chier? Ist das nicht, was auch fjordländische Kaperfahrer tun: das Eigentum anderer plündern, vielleicht die Frauen der Besiegten gegen ihren Willen nehmen, die meisten von denen erschlagen, die sich wehren, Gefangene machen, um Lösegeld zu erpressen, und manchmal Dinge aus purer Bosheit zerstören, aber im Großen und Ganzen genug zurücklassen, damit sie in späteren Jahren zu weiteren Raubzügen zurückkehren können?«

Egil sah sie an, und sein verbliebenes blaues Auge funkelte. »Aye, Liebste. Ich habe all diese Dinge getan, die du aufgezählt hast, und sogar noch mehr. Aber wie ich auf den Höhen des Fjords, in dem ich geboren bin, geschworen habe: Ich werde nicht mehr auf Kaperfahrt gehen. Lasst es bei mir beginnen, habe ich gesagt, und das habe ich auch so gemeint.«

Arin nahm seine Hand in ihre, zog ihn zu sich herunter und küsste ihn. Egil lächelte, strich ihr über die Haare und sagte: »Das heißt natürlich nicht, dass ich nicht ab und zu einen Pfau stehlen würde.«

Arin lachte. »Borgen, Chier, borgen.«

Zwei Tage später war das Schiff mit neuem Proviant beladen, und Delon und Alos trugen für das Meer geeignete Kleidung – mit Ausnahme von Delons schillerndem Gürtel mit der großen, verzierten Schnalle, den der Barde als farbenprächtige Erinnerung an eine nicht sonderlich erbauliche Zeit in seinem Leben behalten hatte –, und sie setzten die Segel zur letzten Etappe ihrer Fahrt nach Pendwyr. Sie hielten sich weiterhin dicht an der Küste von Vancha, denn die Flotte des Hochkönigs hatte die Blockade zwar durchbrochen, aber die Piraten überfielen immer noch so manches Schiff in der Straße. In weniger als sieben Tagen hatten sie den nördlichen Arm der Straße von Kistan durchfahren und schlugen einen nordöstlichen Kurs ein, der sie nun durch die indigofarbenen Tiefen des Avagonmeers führte. Der günstige Wind hielt an, obwohl es ab und zu regnete. Doch sie segelten immer weiter, während am Nordhorizont für sie unsichtbar die Reiche Hoven und Jugo vorbeizogen.

Nach den ersten drei Oktoberwochen wurde das Wasser schlammig, ein Zeichen, dass sie sich der Mündung des gewaltigen Argon näherten, und gegen Sonnenuntergang stießen sie auf die Ufer von Pellar und folgten von da ab der Küstenlinie. Beim letzten Glasen des dritten Tages liefen sie unter einem funkelnden Sternenhimmel in die Versteckte Bucht ein, deren Hafen von steilen, hundert Fuß hoch aufragenden Klippen umgeben war. Auf dem Weg zu ihrem Ankerplatz sahen sie auf der hohen Klippe über sich die Lichter einer Stadt funkeln, deren Gebäude auf der länglichen, am Ufer steil abfallenden Landzunge standen, welche die Bucht schützte.

Sie hatten endlich Pendwyr erreicht, den Ort, an dem sie Das Frettchen Im Käfig Des Hochkönigs zu finden hofften.

2. kapitel

Nachdem sie die Breeze an einem Ankerplatz vertäut hatten, der ihnen vom Hafenmeister zugewiesen worden war, folgten Arin und ihre Gefährten der steilen Uferstraße, die zur Landzunge emporführte. Alos keuchte und beklagte sich während des ganzen Weges, und er blieb in regelmäßigen Abständen stehen, um zu verschnaufen.

»Ich hätte in einem der Hafengasthäuser bleiben sollen«, verkündete der alte Mann.

»Ha!«, schnaubte Aiko wütend. »In einer Hafenspelunke, meint Ihr wohl.«

Alos schob das Kinn vor. »Gasthaus, Spelunke. Was geht es Euch an? Ihr habt keinerlei Anspruch auf mich. Wenn Ihr habt, weswegen Ihr hierher gekommen seid, und wieder unterwegs zu Eurem nächsten Ziel seid, werde ich Euch nicht begleiten. Ich bin endlich frei und kann damit aufhören, mich über die Weltmeere schleifen zu lassen, Pfauen zu stehlen und Teile von Königinnen abzuhacken. Ihr habt nicht das Recht, mich herumzuschubsen, habt Ihr gehört?«

Aiko knurrte, doch die Dylvana seufzte, und Alos wollte ihrem Blick nicht begegnen. Delon nahm die Sachen des alten Mannes auf, und Egil sagte schließlich: »Gehen wir weiter.«

Bald erreichten sie die ersten Häuser, die aus Feldsteinen und Tonziegeln errichtet worden waren. Nur die bunt bemalten Türen waren aus Holz. Sie gingen weiter in die Stadt und bezogen nach einigen Erkundigungen Zimmer im Blauen Mond, einem Gasthaus mit Blick auf die Bucht.

Nach einem heißen Bad und einer heißen Mahlzeit gingen sie zu Bett. Am nächsten Morgen mussten sie feststellen, dass Alos verschwunden war.

»Verschwunden?«, fragte Egil. »Wohin verschwunden?«

Delon zuckte die Achseln und zeigte durch die Fenster des Schankraums nach draußen, wo der Morgennebel über die Landzunge und durch die Straßen von Pendwyr kroch. »Ich weiß nicht. Sein Bett ist benutzt, aber als ich aufgewacht bin, war er nicht mehr da. Seine Sachen sind ebenfalls weg.«

Egil sah Aiko an, aber die goldhäutige Kriegerin erwiderte den Blick lediglich mit ausdrucksloser Miene. Dann wandte er sich an Arin: »Keine Sorge, Liebste, wir können ihn jederzeit wiederfinden und zurück auf das Boot bringen.«

Arin riss den Blick vom Feuer los, das im Kamin des Schankraums brannte und die feuchte Kälte aus dem Raum vertrieb. »Nein, Chier, lass es gut sein.« Sie blickte von Egil zu Delon und sah dann wieder ihren Liebsten an. »Wenn wir das täten, könnten wir Alos auch gleich einen Eisenkragen um den Hals legen.«

Egil holte tief Luft und sagte langsam. »Wie du willst, mein Herz. Wie du willst.«

Ein Serviermädchen kam an den Tisch und brachte ein großes Tablett mit Eiern und Speckstreifen, Brot, Honig und frisch gebrühtem Tee. Delon übernahm es, allen die Teller zu füllen und das heiße Getränk auszuschenken.

Während sie sich über das Frühstück hermachten, sagte Egil: »Ich nehme an, als Nächstes gehen wir zum Caer und suchen den Käfig des Hochkönigs?«

Delon stellte seinen Becher beiseite. »Vielleicht ist dieser Käfig gar nicht im Caer. Vielleicht gibt es irgendwo anders einen Tiergarten.«

»Es könnte auch sein, dass König Bleys gar keine Frettchen hält«, sagte Aiko.

Delon zog eine Augenbraue hoch.

Aiko zuckte die Achseln. »Vielleicht ist Das Frettchen Im Käfig Des Hochkönigs eine Person, ebenso wie Ihr Der Deck-Pfau Des Wahnsinnigen Monarchen seid und ich Die Katze Die In Ungnade Fiel.«

»Falls ich tatsächlich der Pfau aus dem Rätsel bin und es nicht der Vogel aus ihrem Garten ist«, sagte Delon.

»Hm«, sann Egil. »Ob Ihr nun der Pfau seid oder nicht – obwohl ich glaube, dass Ihr es seid –, Aiko könnte trotzdem Recht haben: Auch das Frettchen könnte eine Person sein. In diesem Fall könnte der Käfig des Hochkönigs das Caer selbst oder ein Verließ im Caer sein, oder …«

»Oder das Stadtgefängnis«, warf Delon ein.

»Oder die Bilge auf einem Schiff«, beendete Egil seinen Satz.

»In meinen Liedern wäre es ein abgelegener Turm … in dessen höchster Kammer eine Prinzessin eingesperrt ist.« Delon grinste.

Egil sah Delon an. »Hat das Caer einen Turm?«

Delon zuckte die Achseln. »Vielleicht. Vielleicht nicht. Turm oder Verlies: Ich weiß es nicht. Ich bin noch nie hier gewesen. «

Egil wandte sich an Arin. Die Dylvana hatte aufgehört zu essen und starrte gebannt ins Feuer. »Ist alles in Ordnung, Liebste?«, fragte er.

Arin sah ihn an und seufzte. »Ja. Ich kann nichts in den Flammen sehen. Ich hatte keine Vision mehr, seit ich den Grünen Stein von Xian gesehen habe. Wenn ich neue Bilder im Feuer erblicken könnte, bekämen wir vielleicht einen Hinweis, was zu tun ist. Aber ich glaube, die Flammen werden so lange leer für mich sein, bis diese Suche beendet ist.«

Egil legte seine Hand auf ihre.

»Wilde Magie«, sagte Arin. »So hat der Wolfsmagier Dalavar sie genannt: wilde Magie. Sie kommt, wenn es ihr gefällt, und ich kann nichts tun, um sie herbeizurufen.« Sie seufzte und strich über seine Finger, dann befreite sie ihre Hand, nahm ihr Messer und bestrich eine Brotschnitte mit Honig.

»Nun ja«, sagte Egil, »ich würde sagen, wir gehen zum Caer und sehen nach, was es dort über Käfige und Frettchen herauszufinden gibt.«

»Und zum Gefängnis sollten wir ebenfalls gehen«, fügte Delon hinzu. Er schaufelte sich einen Löffel Ei in den Mund und kaute nachdenklich. Schließlich trank er einen großen Schluck aus seinem Becher und sagte: »Wenn der Hochkönig ein eigenes Schiff hat, sollten wir auch nachsehen, ob jemand dort in der Bilge festgehalten wird.«

Arin legte ihr Messer beiseite. »Es ist so unbefriedigend: Alles ist rätselhaft. Wir wissen nicht einmal, ob Das Frettchen Im Käfig Des Hochkönigs überhaupt in Pendwyr ist. Aber da wäre immerhin dies: Wenn Aiko die Katze ist, und Egil Das Einauge In Dunklem Wasser – vergesst nicht, dass wir aus vier Einaugen auswählen können, drei, nun da Alos weg ist – und wenn Delon der Deck-Pfau ist und nicht der Vogel, den wir zurückgelassen haben, dann stolpern wir den richtigen Weg entlang, obwohl wir blind sind. Daher müssen wir in Pendwyr nach dem Frettchen Ausschau halten. Ob wir wahrhaftig finden, was wir suchen, bleibt den Launen unseres Schicksals überlassen – vielleicht lächelt uns ja das Glück. Dennoch, selbst wenn wir mit dem Frettchen von hier aufbrechen, müssen wir immer noch den Verfluchten Bewahrer Des Glaubens Im Labyrinth finden, und wir haben keine Ahnung, wo wir ihn suchen sollen und wer oder was das sein könnte.«

Aiko griff nach einem Stück Speck. »Vergesst nicht die Statue im Heckenlabyrinth, Dara. Der Bewahrer Des Glaubens Im Labyrinth könnte sich immer noch als die einhändige Königin erweisen.«

Delon lachte und wurde dann rasch ernst, während sich seine Augen weiteten. » Sagt, wir werden doch nicht etwa deswegen zurückkehren, oder?«

»Wenn wir es tun«, erwiderte Aiko, während sie die Speckscheibe mit dem Tranchiermesser halbierte, »bringe ich sie vielleicht als die Königin ohne Kopf mit.«

Arin hob eine Hand. »Wenn sie tatsächlich Der Bewahrer Des Glaubens sein sollte, würde ich meinen, dass wir sie lebendig brauchen, um die Suche zu beenden.«

Aikos Mundwinkel zuckten. »Aber wenn diese Suche vorbei ist …« Sie fuhr sich langsam mit einem Finger über die Kehle. Dann lächelte die Kriegerin aus Ryodo und biss mit gutem Appetit in ihren Speck.

Arin schüttelte den Kopf. »Im Moment verfolgen wir das Frettchen und nicht Den Bewahrer Des Glaubens.«

Egil sagte: »Sicher ist das Frettchen hier in Pellar und nirgendwo anders. Ich meine, wo würde König Bleys sonst einen Käfig aufbewahren?«

Bei dieser Frage richteten sich alle Augen auf Delon, der jedoch die Achseln zuckte. »Ich habe gehört, dass er auch eine Festung in Rian hat. Die Burg Challerain, glaube ich.«

Aiko stöhnte und fragte dann: »Wo ist diese Feste Challerain? «

Delon zuckte wieder die Achseln. »Ich bin noch nicht dort gewesen.«

»Rian liegt am Borealmeer«, sagte Egil. »Und die Feste muss landeinwärts liegen, denn an der Küste ist sie nicht. In jedem Fall ist sie sehr weit nördlich von hier.«

»Hätten wir das nur gewusst, als wir über das Meer gesegelt sind«, sagte Aiko. »Es hätte uns vielleicht eine weite Reise erspart. «

Sie aßen eine Weile schweigend, dann sagte Egil: »Hört mich an: Ehe wir zur Feste Challerain reisen, lasst uns zuerst diese Stadt absuchen. Vielleicht lächelt uns ja tatsächlich das Glück zu, wie Arin sagt.«

Die Dylvana schaute von ihrem Honigbrot auf. »Wir können nur hoffen.«

Als sie durch die Tür des Gasthauses auf die gepflasterte Straße traten, sagte Egil: »Also, ich habe mit dem Wirt gesprochen, und die einzigen Käfige des Hochkönigs, die er kennt, sind die Zwinger, wo König Bleys seine Hunde hält, und die Volieren mit seinen Jagdfalken. Im Caer gibt es keine Verliese, soviel er weiß, aber es gibt ein Stadtgefängnis – welches im Augenblick mit Beutelschneidern, Dieben und gefangenen Piraten gefüllt ist, die auf ihre Hinrichtung warten. Bei seinem Kampf gegen die Seeräuber hat der Hochkönig wohl einige Piratenkapitäne gefangen nehmen lassen und mit zurückgebracht, um ein Exempel an ihnen zu statuieren. Sie sollen bei Sonnenuntergang hingerichtet werden.«

»Ha«, schnaubte Delon. »Hinrichtungen werden der Piratenplage auch kein Ende bereiten. Diese Männer stammen aus einer Nation, die eine lange Tradition der Seeräuberei pflegt: Kistan – die unzähligen kleinen Buchten und Höhlen im Dschungel bieten ihnen hervorragenden Schutz.«

»Die Piraten sind momentan nicht unsere Sorge«, sagte Egil. »Wir haben ein ganz anderes Anliegen.« Er wandte sich an Arin. »Wollen wir gehen?«

Sie machten sich auf den Weg zum Caer.

Während sich der Nebel in der Morgensonne langsam auflöste, gingen sie durch eine Stadt, deren steinerne Gebäude größtenteils dicht gedrängt nebeneinander standen, obwohl es da und dort auch freistehende Häuser gab. Schmale Straßen und Gassen wanden sich hierhin und dorthin, und das Kopfsteinpflaster war mehrfarbig. Viele Erdgeschosse beherbergten Geschäfte, über denen sich Wohnungen befanden. Hinter Glasfenstern waren die Waren von Handwerkern und Künstlern ausgestellt. Hutmacher, Kupferschmiede, Töpfer, Juweliere, Weber, Gerber, Schuster, Böttcher, Schneider, Möbelschreiner und viele mehr boten so ihre Produkte feil.

Delon blieb vor dem Schaufenster eines dieser Geschäfte stehen. »Ich muss mich mit einer Garnitur guter Lederkleidung eindecken. Sehr wahrscheinlich werde ich so etwas brauchen, ehe dieses Abenteuer vorbei ist.«

Aiko sah ihn fragend an. »Werdet Ihr darauf bestehen, dass Eure Kleider zu Eurem Gürtel passen? Wenn ja, habe ich eine Feder für Euren Hut.« Delon grinste, während Aiko hinter vorgehaltener Hand kicherte, und Egil schallend lachte. Arin schmunzelte nur und zog Egil dann weiter. Die anderen folgten dem Paar.

Es waren nicht viele Fußgänger unterwegs, und schwere Pferdefuhrwerke klapperten durch die Straßen. An einer Stelle mussten Arin und ihre Gefährten stehen bleiben, als ein Wasserkarren sich um eine sehr enge Kurve manövrierte. Auf ihrem weiteren Weg wurden solche Fuhrwerke zu einem häufigen Anblick, denn Pendwyr war eine Stadt ohne Brunnen, und Wasser wurde aus den Schächten und Quellen der Prärien von Pellar herangeschafft.

Praktisch alle Gebäude der Stadt waren mit Ziegeldächern gedeckt, die mit Regenrinnen und Abflüssen ausgestattet waren, welche so geschickt angelegt worden waren, dass sie das Regenwasser in Zisternen ableiteten, wo es gespeichert wurde. Dieser Vorrat wurde durch das Wasser aus der Prärie ergänzt.

Dank der Lage Pendwyrs regnete es jedoch oft in der Stadt, und die Bewohner mussten sich nur sehr selten gänzlich auf das Wasser aus der Prärie verlassen.

Die Gründung einer Stadt mit so knapp bemessenen Wasservorräten war ein Zufall der Geschichte, denn Pendwyr war Haus für Haus gewachsen, da Kaufleute und Handwerker sich auf der Landzunge niedergelassen hatten, um in der Nähe der Festung zu sein. In der eigentlichen Bastion hatte der König Quartier genommen, nachdem die Stadt Gleeds nahe der Mündung des Argon von den Chabbainern dem Erdboden gleichgemacht worden war.

Doch weder Arin noch Egil noch Delon noch Aiko wussten, wie Pendwyr entstanden war. Sie schlenderten größtenteils schweigend durch die Stadt und nahmen den allgemeinen Reichtum ringsumher in Augenschein.

Sie schlenderten an Läden und Geschäften vorbei, an Gasthäusern und Tavernen, Cafés und Teestuben, an großen Häusern und kleinen Plätzen, an Gemüsehändlern, Heilern und Kräutergeschäften. Mehrmals überquerten sie offene Marktplätze, wo Fisch, Geflügel und Fleisch, Gemüse, Obst und Brot, Webteppiche, Blumen und vieles mehr feilgeboten wurden. Doch Arin und ihre Gefährten blieben nicht lange stehen, um die Waren zu begutachten, obwohl Egil anmerkte, dass sie hier alle Einkäufe würden tätigen können, um die Vorräte auf ihrem Schiff zu ergänzen.

Sie gingen weiter und passierten schließlich ein Tor in einer hohen Steinmauer, welche über die gesamte Breite der Landzunge verlief. Jenseits der Mauer standen die offiziellen Gebäude der Stadt. Hier gab es ein großes Gerichtshaus; ein Gebäude, in dem die Stadtgarde und das Gefängnis untergebracht waren, eine Feuerwache, eine Bibliothek, eine ganze Reihe von Universitätshallen, und hier befanden sich auch die Ämter der Regierung des Reichs. Auf ihrem Weg durch diesen Teil Pendwyrs hörten sie irgendwann ein lautes Thnk!, und am Ende einer Seitenstraße konnten sie auf einem großen freien Platz hinter einer niedrigen Mauer ein Galgengerüst mit vielen Schlingen sehen. Offenkundig sollte der Galgen gerade in Dienst genommen werden, denn Soldaten versuchten mit Gewichten zu ermessen, welcher Belastung die Seile standhalten konnten. Und obwohl es noch früh am Tag war, bauten Straßenhändler bereits ihre Stände auf dem Platz auf, um sich für den Verkauf ihrer Waren bei dem öffentlichen Spektakel am Abend die besten Plätze zu sichern.

Arin seufzte. »Die Menschen hier machen einen Karneval aus dem Tod.«

Egil sah sie an. »Vielleicht gibt das anderen Grund zum Nachdenken, Liebste. Sie werden es sich zweimal überlegen, bevor sie ein ähnliches Verbrechen begehen.«

Arin schüttelte den Kopf. »Wie Delon schon sagte, auch so ein grausames Schauspiel wird die Piraten nicht aufhalten.«

Egil zuckte die Achseln, und sie gingen weiter.

Vor ihnen lag Caer Pendwyr selbst. Die Zitadelle wurde ringsherum von einer Mauer geschützt, und in jeder Ecke befand sich ein wehrhaft aussehender Turm. Als sie sich dem Caer näherten, ging ihnen plötzlich auf, dass die Festung auf einer freistehenden Felszinne errichtet worden war, die aus dem Avagonmeer unter ihnen aufragte. Der befestigte Felsturm war über eine schwenkbare Brücke mit dem Festland verbunden, die von der Burg aus gedreht werden konnte, um die Festung von der Landzunge zu trennen.

Eine Reihe von Bittstellern stand vor einem niedrigen Gebäude abseits des Übergangs. Nach ein, zwei Erkundigungen stellten Arin und ihre Gefährten sich ans Ende der Schlange. Die Leute drehten sich um und gafften sie an, denn nur wenige von ihnen hatte je eine Dylvana gesehen und noch keiner eine Kriegerin mit safranfarbener Haut. Am anderen Ende der Reihe ging ein Wächter in das Gebäude, während geflüsterte Worte in der Schlange weitergegeben wurden. Augenblicke später kam ein Soldat in Rot und Gold, den Farben des Hochkönigs, mit dem Wächter nach draußen, der auf das Quartett deutete. Der Wächter nahm wieder seinen Platz an der Tür ein, aber der Soldat ging geradewegs zu den vier Gefährten.

Aikos Haltung änderte sich, als bereite sie sich auf einen Kampf vor, obwohl sie ihre Schwerter in den Scheiden auf ihrem Rücken beließ.

»Glaubt Ihr, sie wissen von Gudrun und kommen, um uns festzunehmen?«, flüsterte Delon.

Egil zuckte die Achseln. »Unwahrscheinlich«, erwiderte er, doch seine Hand fiel auf die Axt, die in seinem Gürtel steckte.

Der Soldat trat vor sie und verbeugte sich. »Edle Dame«, sagte er zu Arin, »bringt Ihr Nachricht vom König?«

»Nein«, erwiderte Arin. »Ich bin vielmehr hier, um ihn zu sprechen.« Während ein Ausdruck der Enttäuschung über das Gesicht des Soldaten huschte, fügte Arin hinzu: »Der Frage entnehme ich, dass König Bleys nicht in Caer Pendwyr weilt?«

»Er ist in der Tat nicht hier, edle Dame«, erwiderte der Soldat, dessen Blick kurz zu Aiko und dann wieder zurück huschte. »Lord Revor führt zurzeit die Staatsgeschäfte.«

»Wir sind weit gereist, um mit dem Hochkönig zu reden«, sagte Arin, »aber wenn er nicht hier ist, möchten wir um eine Audienz bei seinem Haushofmeister ersuchen. Unser Anliegen ist dringend.«

Der Soldat schüttelte den Kopf. »Es tut mir sehr Leid, werte Dame, aber der Lord Haushofmeister empfängt heute niemanden. Er trifft Vorbereitungen für eine wichtige Reise.«

Arin richtete sich zu ihrer vollen Größe von vier Fuß und acht Fingerbreit auf. »Sagt ihm, dass eine Abgesandte Coron Remars von Darda Erynian hier ist und um Hilfe ersucht.«

Der Soldat schwenkte seinen Hut in einer tiefen Verbeugung. »Wartet hier, edle Dame, ich werde sehen, was sich machen lässt.«

Am Nachmittag kehrten sie zu dem Zeitpunkt zum Caer zurück, den der Soldat für sie vereinbart hatte. Ein Wächter führte sie über die Brücke in die ummauerte Burg. Sie schritten durch Korridore und zuletzt durch eine Seitentür, um schließlich einen Hinterhof zu überqueren, der zu einer kurzen Hängebrücke führte, die sich vielleicht hundert Fuß über dem wogenden Meer spannte. Die Brücke reichte von der Burg zu einer weiteren steilen Felsnadel, auf der niedrige Steingebäude errichtet waren – Behausungen für die engsten Berater des Königs, erklärte ihr Begleiter.

»Als ich noch ein Junge in Gûnar war«, sagte Delon, der auf die steil abfallenden Felswände starrte, während sie die schwankende Brücke überquerten, »habe ich mit meinem Vater oft solche Felswände erklommen. Diese Zeiten im Gûnarring sind jedoch lange vorbei.«

Voraus erblickten sie eine dritte Felsnadel und noch eine Hängebrücke, die den Abgrund zwischen den beiden natürlichen Steintürmen überspannte. Auf der entfernten Felsnadel befanden sich die Privatgemächer des Hochkönigs. Sie gingen nicht dorthin, sondern wurden vielmehr zu einem Steingebäude in der Nähe geführt, in dessen Eingangshalle sie eine Weile warteten. Schließlich trat ein schmächtiger Mann mit bereits ergrauten Haaren durch eine Tür und verbeugte sich vor Arin. »Edle Dame, ich bin der Lord Haushofmeister Revor«, verkündete er, »und mir ist zu Ohren gekommen, dass Ihr ein dringendes Anliegen habt.«

»Also ist König Bleys im Augenblick nicht einmal in Pellar«, sagte Egil.

Revor schüttelte den Kopf, während er hastig Papiere überflog, von denen er einige in Satteltaschen stopfte und andere zurück auf die Stapel des Schreibtisches legte, hinter dem er stand. Wie er ihnen gesagt hatte, würde er bald nach Norden durch die Bucht segeln, um sich um eine Rechtsangelegenheit zu kümmern, welche die Garnison in den Fian-Dünen betraf, aber er konnte einen Moment für sie erübrigen. »Nein, König Bleys ist im Norden. Kaum war er wieder zurück, nachdem er die Blockade der Piraten durchbrochen hatte, erhielten wir die Nachricht vom Feldzug der Lian.«

»Feldzug?«, unterbrach Arin. »Was für ein Feldzug?«

Revor sah sie an. »Anscheinend haben die Rûpt einige der großen Bäume des Lerchenwaldes gefällt, und die Lian haben

Titel der amerikanischen Originalausgabe

THE DRAGONSTONE – PART 2

Deutsche Übersetzung von Christian Jentzsch

Deutsche Erstausgabe 4/06

Redaktion: Natalja Schmidt

Copyright © 1995 by Dennis L. McKiernan

Copyright © 2006 der deutschen Ausgabe und der Übersetzung by Wilhelm Heyne Verlag, München in der Verlagsgruppe Random House GmbH www.heyne.de

Titelillustration: Arndt Drechsler Umschlaggestaltung: Nele Schütz Design, München Satz: C. Schaber Datentechnik, Wels

eISBN 978-3-641-08107-2

www.randomhouse.de

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