Elysions Tochter - Reg Benedikt - E-Book

Elysions Tochter E-Book

Reg Benedikt

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Beschreibung

Jacks ist die beste Dealerin auf Elysion – und sie ist eine von vielen Mutanten, die zurückblieben, als die Regierung die Kolonie sich selbst überließ. Um der Sklaverei zu entgehen, verbirgt sie ihre Herkunft. Als ausgerechnet Mitglieder der Regierung Kaat, ihre einzige Verbündete, und sie als Führerinnen zu einem geheimnisvollen Ziel tief im Dschungel Elysions engagieren wollen, ist Jacks Tarnung in Gefahr. Noch ahnt sie nicht, dass nicht die Neuankömmlinge ihre größten Feinde sind, sondern das, was in ihr selbst verborgen liegt ...

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Seitenzahl: 499

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Inhaltsverzeichnis

Elysions Tochter

Elysions Tochter

Impressum

Widmung

Über die Autorin

Elysions Tochter

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Epilog

Aus unserem Programm

Jägerin der Schatten

Wächterin der Dunkelheit

Die Träne der Aphrodite

Das Venus-Tattoo

Friedenszeit

REG BENEDIKT

Science-Fiction

© Reg Benedikt, Elysions Tochter

© HOMO Littera

Am Rinnergrund 14/5, A – 8101 Gratkorn,

www.HOMOLittera.com

E-Mail: [email protected]

Grafik und Gestaltung: Rofl Schek

Cover: Reptilienfrau © __Bluescreen__ – by Pixabay.com

Tropical palm leaves © Hanna – by AdobeStock.com

Grafik Buchsatz: Tropical palm leaves © Hanna – by AdobeStock.com

Das Model auf dem Coverfoto steht in keinem Zusammenhang mit dem Inhalt des E-Books. Der Inhalt des E-Books sagt nichts über die sexuelle Orientierung des Models aus.

Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung, auch auszugsweise, ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages gestattet.

Handlung, Charaktere und Orte sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen ist rein zufällig.

Originalausgabe: Oktober 2022

ISBN Print: 978-3-903238-94-7

ISBN PDF: 978-3-903238-95-4

ISBN EPUB: 978-3-903238-96-1

ISBN PRC/Mobi: 978-3-903238-97-8

Für die beste Crew, die die Brücke je hatte!

Über die Autorin

Reg Benedikt, 1973, ist eine deutsche Schriftstellerin und lebt in der Nähe von Berlin. Das Schreiben begleitet sie schon seit Jahren und ist inzwischen ein unverzichtbarer Bestandteil ihres Lebens.

Neben spannenden Abenteuern verbirgt sich in ihren Büchern auch jedes Mal eine Liebesgeschichte, die man nicht unbedingt auf den ersten Blick erkennt, denn sie ist sorgfältig verpackt in düstere Intrigen und mystische Geheimnisse – und es gibt immer ein bisschen Drama. Mit Humor und Leidenschaft lässt sie ihre Protagonistinnen am Ende siegen – vermutlich …

Veröffentlichungen bei HOMO Littera:

Die Träne der Aphrodite, Thriller, 2020

Das Venus-Tattoo, Thriller, 2020

Jägerin der Schatten – Die Magische Grenze (1), Fantasy, 2019

Wächterin der Dunkelheit – Die Magische Grenze (2), Fantasy, 2021

Sich verlieben in: Friedenszeit, #Miteinanda für die Ukraine, Benefizanthologie, 2022

PROLOG

„Wie viel willst du dafür?“

Der Mann, der vor ihr stand, war dick und aufgeschwemmt, seine Augen lagen tief in den Höhlen. Strähniges Haar hing ihm ums Gesicht, und er blickte sich unruhig um.

„So viel wie immer.“ Ihre Stimme klang fest und entschlossen. Sie war sechzehn, aber sie verkaufte hier nicht das erste Mal – eine stillgelegte Lagerhalle, es gab kaum Licht und keine ungebetenen Gäste. Der perfekte Platz. Ihre schlanke Gestalt steckte in zerlumpten Klamotten, aber sie war immer noch sauberer als der Typ, mit dem sie Geschäfte machte. Der Unterschied war, dass sie mit den Drogen nur handelte und er sie fast ausschließlich selbst konsumierte. Jedenfalls machte er diesen Eindruck, denn seine Bewegungen waren fahrig, und ein feiner Schweißfilm lag auf seinem aufgedunsenen Gesicht.

Er wollte nach dem Päckchen greifen, das sie in der Hand hielt, aber sie zog es aus seiner Reichweite. „Erst das Geld.“

Er grinste. „Warum so misstrauisch, Kleine? Du kennst mich doch.“

„Ja, eben.“

Sein Grinsen verschwand wie weggewischt. „Für wen verkaufst du das Zeug eigentlich?“

„Wofür ist das wichtig? Hast du das Geld oder nicht? Ich hab’ noch andere Kunden, die die Ware nehmen.“

„Jaja“, knurrte er und begann seine Taschen abzusuchen. Immer wieder musterte er sie dabei. „Bist du ganz alleine?“

Seine Fragen machten sie nervös, und sie bekam ein ungutes Gefühl. Der Deal lief anders als sonst. „Ich verschwinde! Wenn du das Geld nicht hast, dann brauchen wir nicht weiterreden.“

„He! Warte doch!“ Überraschend schnell ergriff er ihren Arm.

Solche Reaktionen hatte sie ihm nicht zugetraut. Sie wollte sich energisch losmachen und hätte es auch geschafft, als etwas sie mit unglaublicher Wucht am Kopf traf. Schmerz explodierte hinter ihren Augen. Ihre Beine gaben nach, und sie brach in die Knie. Sie fing sich mit den Händen ab, ehe sie hinschlagen konnte, und versuchte benommen, wieder hochzukommen, als sie erneut getroffen wurde. Haltlos fiel sie auf den Betonboden.

Dunkelheit umgab sie … dumpfe Geräusche …

Als man sie auf den Rücken drehte, kam sie wieder zu sich und wehrte sich schwach. Aus den Augenwinkeln entdeckte sie eine Bewegung, und ein schwerer Stiefel raste auf ihren Kopf zu. Sie hatte keine Chance zu reagieren. Nur ein kurzer Schreck, dann verlor sie wieder das Bewusstsein.

***

Stimmen waren um sie. Sie lag immer noch auf dem Rücken. Es war also nicht viel Zeit vergangen. Oder?

„… nur ein verfluchter Mutant! Wusstest du das?“, fragte der Dicke aufgebracht, mit dem sie verhandelt hatte. Seine heisere Fistelstimme würde sie überall erkennen.

„Woher denn?“, antwortete ein anderer Mann von rechts. Er lachte, und es klang hämisch. „Du hast dich von einem Mutanten ausnehmen lassen!“

„Halt’s Maul!“

Ein spöttisches Kichern ertönte, diesmal von links. Waren sie zu dritt?

„Hat sie noch was bei sich?“

„Nein, nichts. Nur das Päckchen mit den Pflanzen.“

„Dann lasst uns verschwinden.“

„Ja …“ Hände griffen nach ihr.

„Was machst du?“

„Ich will sie mir nur mal anschauen“, verteidigte sich der Dicke. „Komm schon! Sie ist ein Mutant. Wen interessiert’s? Wir müssen es nicht mal bezahlen.“

„Und wenn sie jemandem gehört?“

„Wer soll es erfahren?“ Er packte ihre Kleidung, suchte den Verschluss ihrer Hose und zerrte daran. „Jetzt helft mir schon!“

Ein undeutlicher Fluch erklang, gleich darauf tauchte ein Mann verschwommen über ihr auf. Er trug einen struppigen Bart und hatte kurze Haare. Kühl betrachtete er sie und begegnete dabei ihrem Blick. „Sie ist wach!“

Der Dicke erschien über ihr und lächelte böse. „Is’ heut’ nicht dein Tag, Mutant!“ Er holte aus und schlug ihr die Faust ins Gesicht.

Die Welt versank in rotem Schmerz. Benommen nahm sie wahr, wie Hände an ihrer Kleidung zerrten, Stoff gab nach. Jemand lag schwer auf ihr, presste sie auf den Beton. Sie bekam kaum Luft. Dann wieder Schmerz, aber anders diesmal. Ganz anders! In ihr. Es zerriss sie. Heißer Atem war an ihrem Ohr, und der Gestank nach Schweiß füllte ihre Lunge. Sie wollte sich befreien, doch man hielt sie unnachgiebig fest.

Sie wehrte sich energischer gegen die Hände und bekam ihren Arm frei. Jemand brüllte noch eine Warnung, in derselben Sekunde packte sie den Mann auf ihr an den fettigen Haaren und riss mit einem Ruck seinen Kopf nach hinten. Es gab ein hässliches Geräusch, als sein Genick brach und er leblos auf ihr zusammensackte. Kraftvoll stieß sie ihn von sich und kämpfte sich auf alle viere hoch. Jemand erschien von rechts, und ein Stiefel raste auf sie zu. Den kannte sie schon. Sie hielt sein Bein fest und verdrehte den Fuß. Ein erschrockener Schrei ertönte, dann stürzte er neben ihr zu Boden. Ehe er wieder zu sich fand, war sie bei ihm, krallte ihre Finger in seine Haare und schlug seinen Kopf mit aller Kraft auf den Beton. Einmal und noch einmal.

Vergeblich wehrte er sie ab, bis sein Schädel nachgab und er sich nicht mehr rührte. Atemlos hielt sie inne.

„Verfluchtes Miststück!“

Hätte er nicht geschrien, sie hätte ihn nicht bemerkt. Der Schmerz, der durch ihren Körper tobte, machte sie fast blind. Überall war Blut auf ihr. Sie wusste nicht, ob es ihres war. Ihr Bewusstsein rutschte auf einen Abgrund zu, aber würde sie nachgeben, wäre sie tot.

Mit einer Metallstange kam der letzte Kerl auf sie zu. Sein Gesicht war eine Maske aus Wut und Entsetzen. Sie versuchte, auf die Füße zu kommen, aber ihre Beine trugen sie nicht, und so stolperte sie hilflos und landete wieder auf den Knien.

„Stopp!“ Die Stimme war so schneidend, dass der Mann überrascht innehielt.

Eine Frau trat aus den Schatten der Halle, eine Pistole drohend in der Hand. Rasch erfasste sie die Situation – die Toten, das Blut überall.

„Erschieß sie!“, brüllte der Typ hysterisch und zeigte auf sie, erleichtert, dass er nicht mehr alleine war. „Sie hat alle getötet. Der Mutant ist völlig außer Kontrolle! Knall sie ab!“

Die Fremde sah zu ihr, begegnete ihrem Blick, und sie fühlte, wie die Kraft sie verließ. Es war vorbei …

Dann hob die Frau die Pistole und drückte ab.

KAPITEL 1

Der Geruch im Nirwana trieb einem die Tränen in die Augen. Eine Mischung aus würzigem Drogenqualm, altem Schweiß, nassem Stoff, dem betäubenden Parfüm der Huren und ranzigem Fett, die Hauptzutat des Essens, das man in der Raumhafenbar bestellen konnte.

Suchend schaute Jacks sich um. Es war brechend voll. Stimmen lärmten durcheinander, die Bässe der Musik vibrierten unterschwellig durch den Raum. Die Tagschicht an den Docks war zu Ende, und die Arbeiter trafen sich auf ihr Feierabendbier. Es waren grobschlächtige Kerle, dreckig von dem harten Job zwischen den Raumschiffen. Sie lachten laut, tranken viel, und wenn es zum Streit kam, brachen Knochen und es floss Blut.

Immer ansprechbar waren die Dealer, die ihre Drogen verkauften wie der Barmann den Alkohol. Die Mannschaften der Raumer verbrachten ihren kurzen Landurlaub im Nirwana. Sie waren auf der Suche nach Entspannung, Spaß und dem Vergessen, das Elysion zu bieten hatte, während in ihrer Nähe die käuflichen Damen in aufregend freizügiger Kleidung herumschwirrten und sich ein lohnendes Geschäft erhofften.

Jacks schob sich durch die Menge, wich Ellenbogen aus und fand einen Platz an der Theke, nah bei der Wand.

„Willst’n Bier, Junge?“, fragte der Wirt durch das Stimmengewirr und über den Lärm hinweg. Sie erriet mehr, was er sagte, als dass sie ihn hörte. Da er sie anblickte, nickte sie nur, und fast sofort schob sich einer der Clutter zu ihr durch. Er war humanoid, über zwei Meter groß, mit massigen Muskeln und Armen wie Baumstämme, die allerdings so lang waren, dass sie ihm bis zu den Knien reichten. Sein Gesicht war klobig und seine Nase so breit, als wäre eine Wand mehrfach im Weg gewesen. Seine Haut schimmerte zartoliv. Aber er war ordentlich gekleidet, und das Fell, das ihm vom Kopf in einem Streifen über den Rücken hinunterwuchs, verschwand unter dem Stoff. Um sein Handgelenk trug er einen der üblichen Orter: ein breites elektronisches Armband, so programmiert, dass der Clutter einen festgelegten Umkreis zu einem Sender nicht verlassen konnte, ohne einen Stromschlag zu erhalten. Es war nichts anderes als eine Fessel, wenn auch hochmodern und praktischer als eine Eisenkette – aber nicht weniger effektiv. Die Flasche Bier wirkte in seiner riesigen Pranke winzig, als er ihr ihre Bestellung auf die klebrige Theke stellte.

Sie suchte ein paar Münzen zusammen und ließ sie in seine geöffnete Hand fallen. Er rührte sich nicht. Verwundert sah sie hoch in sein Gesicht. Er starrte sie an, genau genommen fixierten seine kleinen Augen ihren rechten Arm. Der Ärmel war hochgerutscht und zeigte einen tätowierten Strichcode auf ihrem Handgelenk. Erschrocken zog sie den Stoff wieder darüber, bevor sie erneut zu ihm aufschaute.

Es war schwer zu erraten, was er dachte – ob er überhaupt dachte. Ebenso gut hätte man versuchen können, Philosophisches aus einem vermoosten Stein zu lesen. Er kräuselte seine breite Oberlippe und entblößte einen beeindruckenden Eckzahn. Mit einem irgendwie abfälligen Grunzen schloss sich seine Hand um das Geld, und er trottete wieder zurück hinter die Theke.

Mit gerunzelter Stirn blickte Jacks ihm nach, ehe sie nach der Flasche griff und einen großen Schluck nahm. Lange würde sie nicht bleiben, ein paar Minuten nur – anonym in der Menge, die um sie herum in all ihrer Vielfalt und Variationen wogte. Ihre eigene Kleidung bestand aus einem Sammelsurium aus erdfarbenen, von dunkelgrün zu braun bis schwarz reichenden Stoffen. Kaum etwas war neu, natürlich nicht. Sie hatte die Sachen schon ewig, flickte oder ersetzte, was sich auflöste, und das führte schlussendlich zu dieser interessanten Ansammlung. Es war unauffällig und praktisch. Die wenigsten konnten sich neue Kleidung leisten. Selbst wenn sie es gekonnt hätten, hätte wohl niemand sein Geld dafür ausgegeben. Jacks schwarze Mütze aus leichtem Stoff war ähnlich jenen, die die Dockarbeiter trugen, und genau wie diese hatte sie sie tief in die Stirn gezogen, was ihr ein abweisendes und finsteres Aussehen verlieh.

„Na, Süßer“, säuselte eine weiche Stimme neben ihr.

Anscheinend nicht abweisend genug.

Unwillig wandte sie sich der Frau zu, die sich links von ihr zur Theke vorgeschoben hatte. Sie war stark geschminkt und in eine Art Overall aus glänzendem Stoff gekleidet – sehr eng anliegend und mit einem Ausschnitt, der ihr fast bis zum Schamhügel reichte. Die Hosenbeine hatte sie großzügig abgeschnitten, ihr Hintern war kaum bedeckt. Ihre großen Brüste wippten verlockend. Aber sie war nicht gut in Form, ihre Haut war bleich, und sie hatte tiefe Ringe unter den Augen, die selbst die Schminke und das diffuse Licht der Bar nicht verbergen konnten.

Das Lippenstiftlächeln, das sie Jacks schenkte, sollte verführerisch sein, aber es wirkte aufgesetzt und verzweifelt. Sie strich ihr über den Arm und lehnte sich näher zu ihr.

„Mein Name ist Liane“, raunte sie. Ihr Atem roch süßlich, und ihre Pupillen waren unnatürlich weit. Es war nicht zu übersehen, dass sie schon das ein oder andere High konsumiert hatte.

Jacks zog ihren Arm zurück. „Kein Interesse.“

Die Frau lachte nur wissend. „Jeder von euch hat Interesse. Gerade ihr jungen Kerle. Ist es das Geld?“ Sie rückte noch dichter, und eine Wolke aus schwerem Parfüm gemischt mit saurem Schweiß umnebelte Jacks. „Wir werden uns schon einig werden.“

Jacks lächelte gezwungen, neigte sich zu ihrer aufdringlichen Gesprächspartnerin, die ihr augenblicklich entgegenkam, und brachte ihre Lippen dicht an ihr Ohr. Erwartungsvoll kicherte diese, und Jacks wisperte: „Verzieh dich!“

Empört zuckte die Frau zurück und zischte böse: „Du …“ Sie überlegte kurz, aber ihr wollte nichts einfallen, was sie erst recht aufbrachte.

„Arschloch?“, schlug Jacks ruhig vor.

„Scheißkerl!“, giftete sie und stieß sich leicht wankend von der Theke ab. Sie wirbelte herum, stolperte einen Schritt beiseite und warf sich dem nächsten Mann an den Hals, der eben auf dem Weg zum Klo war. Er schien zumindest nicht abgeneigt.

Es wurde Zeit zu gehen. Jacks wollte aufstehen, als sich eine Hand schwer auf ihre Schulter legte. Alles in ihr spannte sich. Es wäre ein Leichtes, die Hand zu packen und sich darunter wegzudrehen – in weniger als einer Sekunde wäre das dazugehörige Gelenk gebrochen. Vermutlich mehrfach. Stattdessen wandte sich Jacks langsam um und wich gleichzeitig ein Stück zur Seite, sodass sich der Griff löste. Eine Frau stand vor ihr, jedoch keine, die ihren Körper verkaufte und ihre Dienste anpries. Diese hier trug unauffällige, sehr weite Kleidung, und Jacks wusste, ohne das kleinste Stück Metall zu entdecken, dass sie darunter sicher mehr als nur eine Waffe verbarg. Seitlich an ihrer Schläfe hatte sie eine Tätowierung, vielleicht eine Art Blume. Es war schwer zu erkennen. Es gab einige Bosse, die ihre Leute entsprechend markierten, ein unübersehbares Zeichen, das ihrem Schutz diente. Niemand würde es wagen, der Frau ein Leid zuzufügen, wenn man noch länger am Leben bleiben wollte.

Die Bosse respektierten untereinander gegenseitiges Eigentum. Alles andere kostete zu viel Kraft und Geld, einen Krieg konnte sich keiner leisten. Diese Zeiten waren vorbei. Es hatte zwar gedauert und Unmengen an Leben gekostet, aber seit Jahren war die Stadt aufgeteilt wie ein Kadaver in der Sonne Elysions, um den sich die Aasfresser stritten. Jeder hatte sein Stück abbekommen. Leichte Verschiebungen der Macht waren normal, führten aber nicht zwangsläufig zu einem Blutbad.

„Der Boss will dich sehen“, sagte die Frau, drehte sich um und entfernte sich durch die Menge.

Jacks folgte ihr, aber sie schob die Hand zwischen den Stoff ihrer Kleidung und umschloss den Griff der Pistole, die sie hinter ihrem Gürtel im Rücken trug. Vertrauen war auf Elysion etwas, das man nicht fand, und wenn, dann nur so kurz, wie es nötig war, um ein Genick zu brechen.

Sie verließen die Raumhafenbar durch einen Hinterausgang, gelangten aber nicht ins Freie. Es schlossen sich weitere riesige Gebäude an. Ihr Weg führte sie eine lange Treppe hinunter, tiefer hinein in die komplexen Gänge. Das einzige Gebiet, das von niemandem kontrolliert wurde, war der Raumhafen und sein Umkreis. Elysion war angewiesen auf die Raumer, die Versorgungsgüter brachten, und alle wollten vermeiden, dass einer der Bosse die Kontrolle darüber hatte. Somit gab es einen neutralen Sektor, zu dem das Nirwana und die Versorgungstunnel gehörten – das hieß aber nicht, dass es deshalb sicher war.

Die weitläufigen Tunnel waren an die hundert Meter breit und halb so hoch und ursprünglich für große Lastenschweber gebaut worden, die die Waren der Schiffe löschten und von den Docks in die Hallen brachten. Das war lange her. Inzwischen dienten die Gänge unzähligen Menschen als Zuhause und waren angefüllt mit Leben. Ihr Weg hatte sie auf diesen Planeten geführt. Sie hatten ihre Heimat verlassen, in dem Versuch, zu bekommen, was Elysion ihnen anbot. Die meisten mussten alles aufgeben, um sich einen der überteuerten Plätze auf einem der Raumer zu sichern. Die Raumermannschaften selbst waren Piraten, nichts anderes, und diese armen Gestalten kauften sich ein Ticket beim Teufel und landeten direkt in der Hölle. Sie wussten es. Alle wussten es. Trotzdem wagten es Hunderte jedes Jahr.

Elysion versprach viel, aber es verschenkte nichts. Nur den wenigsten gelang es, das zu finden, weshalb sie hergekommen waren. Die anderen starben bald auf ihrer Suche, und einige landeten in den Tunneln, weil sie ohne Geld nicht mehr wegkamen. Gestrandete Glücksritter, schutzloses Fleisch. Sie taten alles, um zu überleben, aber nur den Stärksten und Skrupellosesten gelang es – eine Zeit lang zumindest.

Die Frau, die vor Jacks herging, war vielleicht einmal eine von ihnen gewesen. Wie auch immer ihr Leben bis dahin ausgesehen haben mochte – hungrig, blutig und erniedrigt –, es war ihre Rettung, dass einer der Bosse sich für sie interessiert hatte.

Die Menschen hatten sich wacklige Unterkünfte gebaut, wie sie es überall taten. Auch wenn sie in Gängen aus Beton hausten, neigten sie dazu, sich ein eigenes Dach aus löchrigen Planen zu konstruieren. Es brannten Feuer, an denen gekocht wurde, und ein Meer aus Stimmen floss durch die Versorgungstunnel, gemischt mit Kindergeschrei und Musik. Es wurde gebrüllt und gelacht und leise geweint, und über allem lag das Rauschen der Lüftungen, die weit oben auf Hochtouren liefen, um den Gestank des Elends und des Todes nicht übermächtig werden zu lassen.

Auch hier wurde Handel getrieben, obwohl kaum jemand etwas besaß, das man verkaufen konnte. Es gab Stände oder fliegende Händler, die den Menschen die letzten Münzen abnahmen – ein riesiges Getto aus gestrandeten Seelen und doch so lebendig wie eine tollwütige Ratte. Es brodelte.

Jacks war nicht gerne in den Tunneln, denn es war nicht ungefährlich. Große Banden schlossen sich zusammen und suchten ihre Opfer unter denen, die wehrlos waren. Ein wilder Strudel aus Angst, Wut und Verzweiflung umfloss sie. Dutzende von hungrigen, fiebrig glänzenden Augen verfolgten ihren Weg. Wer klug war, kam nicht hierher, und Jacks überlegte, ob sie zurückgehen sollte. Es gab andere Bosse, die verhandeln würden, aber da bogen sie bereits in einen der schmaler werdenden Seitengänge ab und verließen das Gewimmel. Vor einem großen Schleusentor hielten sie an. Verwahrloste Gestalten lungerten auch hier herum. Sie musterten Jacks und ihre Begleiterin, und als sie das Tattoo bei Letzterer erkannten, erhoben sich einige und traten auf sie zu. In unverständlichen Sprachen redeten sie auf sie ein, doch niemand wagte es, sie zu berühren. Es klang flehend. Jacks musste die Worte nicht verstehen, sie erkannte auch so, dass die Leute zu dem Boss der Frau wollten, um in sein Gefolge aufgenommen zu werden. Eine letzte Chance am Leben zu bleiben.

Die Frau ignorierte alle und trat vor die Schleuse. Jacks behielt die Menschen im Blick, die um sie herumstanden. Es wäre ein Leichtes, sie und ihre Begleiterin zu überwältigen. Auch wenn sie noch so elend wirkten, ihre Anzahl allein hätte gereicht. Aber in den ausgezehrten Gesichtern lag nur Verzweiflung und in den tief liegenden Augen ängstlicher Respekt.

Mit einem metallischen Geräusch öffnete sich ein Schließmechanismus an dem großen Tor. Einer der Seitenflügel wurde geöffnet, der sich trotz des Gewichtes, das er haben musste, völlig lautlos bewegte. Ein Mann trat zur Seite, um sie einzulassen, und verschloss den Zugang hinter ihnen wieder. Die Verriegelung rastete ein, und Jacks spürte ein kurzes Unbehagen, aber es würde andere Wege hinaus geben – die gab es immer.

Jenseits des Tores erstreckte sich der Gang weiter, und sie folgten ihm. Erstaunt sah Jacks zu Boden, als ihre Füße in weichem Teppich versanken. Das war ungewöhnlich für die normalerweise spartanischen Tunnel. An den Wänden hingen Lampen, die alles in ein diffuses oranges Licht tauchten. Ein Meer von Stimmen schwappte zu ihr, gemischt mit dem eindringlichen Rhythmus von Trommeln, und ein süßlicher Geruch zog durch die Luft wie Nebel.

Als der Gang endete, öffnete sich eine riesige Halle vor ihnen. Ursprünglich sicher eine der Lagerhallen, jetzt allerdings reichten breite, bequeme Tribünen bis unter das Dach und boten weit über hundert Menschen Platz, die dort saßen oder lagen. Alles war bunt geschmückt und mit Kissen und Teppichen überladen. Es roch nach Essen und Drogen – beides von der teuren Sorte, nicht das Zeug, das man im Nirwana bekam.

Zielstrebig führte die Frau sie eine Treppe hinauf, und oben angekommen konnte Jacks alles überblicken. Die Tribünen reihten sich um einen freien Platz in der Mitte, der mit einem hohen und massiven Metallgitter umgeben war. Es glich einer Arena, mit einem Boden aus nacktem Beton. Die dunklen Flecken von getrocknetem Blut hatte man mit wenig Erfolg versucht, zu entfernen.

Kaum einer der anwesenden Menschen schien noch bei Sinnen zu sein. Der Qualm der Drogen, die geraucht wurden, hätte allein gereicht, um high zu werden. Nahe der Tribüne waren die Musiker, von denen einige diese Trommeln schlugen, deren Dröhnen unterschwellig alles erfasste. Einer von ihnen spielte ein ihr unbekanntes Instrument, dessen Töne irgendwie schrill und verrückt klangen, und doch konnte man sich dem Klang nicht entziehen. Jacks vermutete, dass die Musiker ebenfalls unter Drogen standen, denn sie bewegten sich wie in Trance. Ebenso gut konnte es aber auch die eigene Melodie sein, die sie ekstatisch werden ließ. Ihr wildes Trommeln gab einen Rhythmus vor, dem sich alles anzupassen schien. Jacks fühlte das Vibrieren in ihrem Körper, in jeder Nervenzelle. Wie musste es erst all jenen ergehen, die schon den Boden unter den Füssen verloren hatten?

Eigentlich wusste es Jacks, denn die Erregung der Menschen umgab sie gleich einer knisternden Spannung. Sie lachten und tanzten nach der verrückten Musik, die man wohl nur verstand, wenn der Geist vom Körper getrennt war. Es war ein Taumeln und Wanken in einem kollektiven Rausch, kaum mehr. Einige halb nackte Männer und Frauen vergnügten sich zwischen den Kissen miteinander, beobachtet von gierigen Zuschauern. Jacks begegnete abwesendem Lächeln und wich der einen oder anderen Aufforderung aus, sich dazuzugesellen.

Sie erreichten eine Plattform, die oberhalb der Tribünen lag. Es war ein Nest jenseits des euphorischen Treibens darunter, ausgelegt mit golddurchwirkten, hektisch gemusterten Teppichen und weichen Kissen, dekoriert mit Vorhängen – und einer Vielzahl von Quasten, die so ziemlich an allem hingen, was eine Quaste vertragen konnte. Es war schwer, den Blick auf etwas zu richten, ohne dass er von der nächsten bunten Absonderlichkeit abgelenkt wurde. In der Mitte saß ein schlanker kahlköpfiger Mann mit brauner Haut, der nichts weiter trug als ein um die Hüften gewickeltes weißes Tuch. Allein wegen dieser Schlichtheit stach er aus den farbenfrohen Stoffen hervor. Er war nicht mehr so jung, wie er im ersten Moment erschien, denn bei genauerer Betrachtung hatte er tiefe Falten um seine Augen und von der Nase zu seinem Mund.

Etwa ein Dutzend seiner Leute befanden sich um ihn. Einige mochten Leibwächter sein, andere vermutlich sein engster Kreis aus Vertrauten. Das war schwer zu unterscheiden, den ausnahmslos alle rekelten sich in den Kissen und waren mit dem Essen beschäftigt, das auf einem niedrigen Tisch serviert worden war. Niemand beachtete sie länger als eine Sekunde.

Die Frau, die sie hergebracht hatte, verneigte sich vor dem Mann, und auf einen Wink von ihm zog sie sich zurück. Jacks blieb stehen und wartete. Sie kannte ihn, jeder kannte die Bosse. Sein Name war Shankar. Sie hatte schon mit ihm Geschäfte gemacht, allerdings bisher niemals unter diesen Umständen.

„Du wunderst dich“, sagte er mit sanfter Stimme, die zu leise hätte sein müssen, um sie in dem Tumult zu hören, und doch hatte Jacks keine Schwierigkeiten ihn zu verstehen. Als er sprach, kauten die Menschen in seiner Nähe langsamer, hielten in ihren Bewegungen inne und ihr Interesse verlagerte sich auf sie.

„Ein ungewöhnlicher Ort für Geschäfte“, meinte sie nur.

Er betrachtete sie und lächelte. „Nicht unbedingt. Denn wie du siehst, benötigen wir viel von Elysions Gold.“

Ja, das war offensichtlich. Jedoch schien er selbst seine Sinne nicht vernebeln zu wollen. Eine weise Entscheidung, wenn man bedachte, dass die Stellung, die er innehatte, gewissermaßen vererbt wurde – und zwar an denjenigen, der ihn tötete. Ein recht einfaches Prinzip, aber dass Jacks ihn kannte, sprach für seine Sicherheitsmaßnahmen. Die Namen der Bosse änderten sich nicht. Das machte es leichter für alle. Aber die Gesichter wechselten bisweilen recht schnell. So mochte der frühere Boss sich ebenfalls Shankar genannt haben – hatte jedoch nicht diese Vorliebe für Quasten.

Mit einer Handbewegung hieß er sie, sich zu setzen, und sie suchte sich einen freien Platz zwischen den Kissen an seiner Seite.

„Kann ich dir etwas anbieten?“, erkundigte sich Shankar und winkte kurz mit der Hand. Eine junge Frau erhob sich im Hintergrund. Sie trug wahrlich nicht viel am Leib, nur ein paar durchsichtige Tücher. Auf Jacks Kopfschütteln hin blieb sie unschlüssig stehen. Shankar musterte Jacks kurz. „Lieber einen Jungen? Eine gute Wahl. Sie sind meiner Meinung nach die besseren Liebhaber …“

„Nichts davon, danke“, lehnte sie ab, ehe er mit einem weiteren Wink noch mehr seiner Spielzeuge herbeiholen konnte.

„Wie du meinst. Aber du kannst es dir jederzeit überlegen. Und? Gefällt dir meine kleine Feier?“

Klein wäre nicht die Umschreibung gewesen, die Jacks als Erstes eingefallen wäre. Es war eine gewaltige Orgie, die keine Kosten und Mühen scheute, die Gäste aus der Realität zu reißen. „Es ist sehr … beeindruckend“, stimmte sie behutsam zu.

Er lachte. „Nicht wahr?“ Seine Augen glänzten, als er seinen Blick über die bunt wogende Masse an Menschen wandern ließ, die in seliger Trance tanzte, feierte und es auf jede erdenkliche Art miteinander trieb, wenn es sich ergab. Sie waren wie glückliche Tiere.

„Du kommst genau richtig, um dem Höhepunkt beizuwohnen“, verkündete er, und seine Zunge leckte aufgeregt über seine Lippen.

Jacks zog es vor, sich dazu nicht zu äußern. Alle Bosse waren größenwahnsinnig. Das war kein Geheimnis. Man musste sich hier nur umsehen, um jeden Zweifel zu zerstreuen. Die Menschen, denen die Gunst eines Bosses zuteilwurde, konnten sich glücklich schätzen. Sie lebten im Paradies, wenn es ihnen gelang, der Willkür zu entgehen.

Shankar hob die Hand und winkte in eine unbestimmte Richtung, ehe er sich wieder Jacks widmete. „Ich habe noch weitere Geschäftspartner unter meinen Gästen.“ Er deutete hinter sich, und Jacks entdeckte drei Gestalten am anderen Ende des Tisches, die hier so wenig hergehörten wie sie selbst. Zwei Männer und eine Frau. Ihre Kleidung allein hob sie schon heraus. Sie war hochwertig und neu, wies keine Flicken auf oder war ein Sammelsurium aus Stoffen. Sie waren gut genährt und wirkten gesund.

Weder das Essen, das vor ihnen stand, noch die Drogenpäckchen waren angerührt. Eindeutig ein geschäftlicher Besuch. Allerdings trank einer der beiden Männer freigiebig von dem dargebotenen Alkohol. Er war kleiner als der andere, schmaler gebaut, mit sehr heller Haut und längerem Haar. Er schien entspannter zu sein als seine Begleiter.

So, wie sie alle drei aussahen und vor allem, so, wie sie sich alles ansahen, waren sie nicht von hier – und wenn jemand nicht von hier war, dann war er von draußen. Besucher.

Oder Glücksritter?

Die Frau und der größere Mann waren besser trainiert als der kleine Helle. Ihre Bewegungen verrieten Jacks, dass sie kampferfahren waren. Sie bemerkten alles, auch dass Jacks sie musterte. Die Frau jedenfalls drehte den Kopf und begegnete ihrem Blick. Eine Welle von Misstrauen schwappte zu ihr herüber, und das Unbehagen der beiden war überdeutlich.

Der Hellhäutige hatte vom Alkohol schon leicht vernebelte Sinne und zeigte mehr Begeisterung. Er war erregt und schaute sich interessiert an, was die Menschen auf den Tribünen miteinander anstellten.

„Sie sind von außerhalb“, bestätige Shankar ihre Vermutung.

„Was wollen sie?“ Sie hielt der Musterung der Fremden stand. Es war faszinierend. Ihre Augen waren hart, ihr Gesicht zeigte keine Regung, und doch konnte Jacks spüren, wie sehr sie es hasste, an diesem Ort zu sein. Es war eine ganz klare Empfindung – sauber und rein wie ein Bergbach. Eine angenehme Abwechslung, in dem Sumpf aus umnebelten Gefühlen. Aber wenn sie es so verabscheute, warum war sie dann hier?

„Sie brauchen einen Führer.“

Überrascht sah sie zu Shankar. „Wohin?“

Er lächelte und zuckte mit den Schultern. „In den Wald.“

Na, das war ja mal allgemein, wenn man bedachte, dass Elysion zu achtzig Prozent aus Wald bestand. Am Ende waren sie auch nur auf der Suche nach Elysions Gold, so wie alle anderen. Vielleicht überlebten sie – aber wahrscheinlicher war, dass Jacks sie nicht wiedersehen würde.

Der Rhythmus der Trommeln änderte sich unerwartet. Die Geschwindigkeit erhöhte sich, und im gleichen Maße stieg von einer Sekunde zur anderen die Erregung aller anwesenden Menschen an, die ihre Aufmerksamkeit nur noch der Arena widmeten. Es glich einem Strudel, der einen mitreißen wollte.

„Du hast Glück, dass du da bist.“ Shankars Stimme vibrierte vor Aufregung. „Pass auf!“

Ein Mann war in die Arena getreten. Er ging zu einem massiven Tor, das einen Gang absperrte, und öffnete es. Dabei achtete er sehr genau darauf, hinter dem Tor zu bleiben. Anfeuerndes Geschrei brach los, es war ohrenbetäubend. Etwas Großes näherte sich.

Ein Schauer lief Jacks über den Rücken. Die Arena bot Platz für mehr als nur Kämpfe unter Menschen, hierfür hätte es auch des Käfigs nicht bedurft.

Ein Schatten schob sich aus dem Tunnel, füllte ihn kurz aus und sprang dann mit einem Satz ins Licht.

Ein leises Keuchen entfuhr Jacks, das jedoch in dem aufbrandenden Jubel unterging, der einem schier das Trommelfell zerreißen wollte. Wie wild spielten die Musiker ihre Instrumente.

Ein Wesen aus der Hölle stand dort mitten in der Arena. Sie hatte so etwas noch nie gesehen, und sie kannte viele Kreaturen aus den Wäldern. Dieses allerdings war selbst ihr fremd. Es hatte vier klauenbewährte Beine und zwei Köpfe ohne sichtbare Augen, dafür aber Mäuler, die mit mehreren Reihen Zähnen bestückt waren. Der Körper war mit ledriger grünbrauner Haut bedeckt, und die Beckenknochen waren seltsam verlängert und ragten weit heraus. Es hatte spitze Hörner auf der Wirbelsäule, und die Schulterblätter endeten ebenfalls in nach vorn zum Kopf gebogenen Auswüchsen mit zwei schwarz glänzenden Stacheln. Ein Schwanz, der länger war, als der Körper, peitschte unruhig über den Boden.

„Es sind fünf Männer gestorben, als wir versucht haben, es hierherzubringen.“ Shankar klang begeistert. „Die Stacheln sind überaus giftig. Es hat nicht mal Augen. Keine Ahnung, wie es sieht.“

Aber es hatte auf seinen beiden Köpfen auf der Stirn je einen erhabenen Buckel. Es lag nahe, dass es mit einer Art Sonar die Umgebung aufnahm. Diese Details waren für Shankar jedoch unwichtig. Er war wie ein kleiner Junge, der sein Lieblingsspielzeug betrachtete.

„Sie lieben es!“, rief er und genoss das Geschrei der Menge um ihn herum, die atemlose Mischung aus Angst und Gier nach dem, was bevorstand.

Der Mann am Tor schob sich schnell in den Tunnel und verschloss den Zugang. Das Wesen blieb zurück. Es umkreiste die Arena, und sein Schwanz schlug immer wieder gegen die Gitter, dass diese zitterten. Es war zornig. Man benötigte nicht viel Gespür, um das zu erkennen. Jacks fühlte seine Wut als heißen roten Strahl.

„Er soll anfangen!“, befahl Shankar neben ihr, und jemand rannte los. Wenig später brandete unten neuerliches Geschrei auf. Selbst die Trommeln drohten in dem Lärm zu versinken. Eine hochgewachsene Gestalt in einem Umhang trat mit langen ruhigen Schritten auf die Arena zu. Sie blieb stehen, breitete die Arme aus und ließ den Jubel über sich hinweggleiten.

„Erkennst du ihn?“, wisperte Shankar so nah bei Jacks, dass sie fast zurückgezuckt wäre.

„Er ist ein Nascit“, hauchte sie verblüfft und hatte kurz das Gefühl, dass man ihr den Boden unter den Füßen wegzog.

Shankar lachte. „Ist das nicht fantastisch? Die Leute lieben ihn!“ Was erstaunlich war. Denn im Allgemeinen wurden Nascit ebenso gehasst wie die Clutter. Vielleicht noch ein wenig mehr, weil sie so menschlich aussahen.

Dieser jedoch badete in der Begeisterung der Masse. Man liebte ihn, und er wusste es. Mit einem arroganten Lächeln blickte er sich um. Ein Junge trat zu ihm und nahm ihm den Umhang von den Schultern. Darunter war sein Oberkörper nackt, und er trug nur eine grobe Hose und Stiefel. An einem breiten Gürtel waren zwei lange Dolche befestigt – seine einzigen Waffen. Seine hellen Haare reichten ihm bis in den Nacken, und doch konnte man seine nach oben spitz zulaufenden Ohren noch erkennen, die ihn als das verrieten, was er war.

Jacks mochte sich irren, aber selbst aus der Entfernung wirkte alles an ihm so, als ob er geraume Zeit vor dem Spiegel gesessen hätte, um so perfekt auszusehen. Jedes Haar saß dort, wo es sollte. Sein Oberkörper glänzte ölig, und seine sehnigen Muskeln spielten auffällig bei der kleinsten Bewegung. Ruhig trat er an das Gitter der Arena heran, und sofort fixierte ihn die Kreatur, die darin auf und ab lief. Er zeigte keine Angst – er war vorbereitet auf das, was passierte. Falls er gezwungen wurde, konnte Jacks es nicht erkennen. Aber so, wie er sich verhielt, machte ihm das alles … Spaß.

Der Mann, der vorhin die Kreatur in die Arena gelassen hatte, ging zu dem Nascit und hielt sich bereit, den Käfig zu öffnen. Auf sein knappes Nicken hin schlug am anderen Ende jemand gegen das Gitter. Die Kreatur fuhr herum, und der Nascit schlüpfte schnell in den Kreis.

Es waren ungleiche Gegner – aber nicht so, wie die Zuschauer es vermutlich erwarteten. Nascit waren viel stärker als Menschen, und ihre Reaktionen waren diesen weit überlegen.

Für einen Moment glich der Kampf einer Art Tanz zum Rhythmus der wilden Trommeln, die die Stimmung aufpeitschten. Der Nascit wich spielerisch dem peitschenden Schwanz des fremdartigen Wesens aus. Er hatte nicht mal seine Dolche gezogen.

Zornige Tiere sind nicht taktisch, und auch dieses handelte instinktiv. Seine Absichten beschränkten sich darauf, zu töten – egal, wen oder was. Es sprang den Nascit an, der sich schnell zur Seite duckte. Es musste für die Zuschauer wie Zauberei wirken, zumal die Sinne der meisten nicht mehr sehr scharf waren.

Der Nascit umkreiste leichtfüßig seinen Gegner, und erst nach einigen Minuten zog er seine Waffen. Er duckte sich unter dem Schlag einer Klaue hinweg, nahm Anlauf, sprang der Kreatur auf den Rücken, als sie versuchte, ihn zu packen, und stieß ihr noch im Sprung beide Dolche in den Nacken. Das Wesen brach sofort zusammen und regte sich nicht mehr.

Die Trommeln verstummten jäh, genau wie der Jubel der Masse. Die fassungslose Stille tat den Ohren weh, als wäre man auf einen Schlag taub geworden.

Jacks blickte in verständnislose Gesichter. Es dauerte, bis die Leute begriffen, dass es vorbei war. Shankar neben ihr runzelte die Stirn, und sie konnte seine Enttäuschung fast körperlich spüren.

Der Nascit zog seine Waffen aus dem Kadaver, wischte sie nachlässig daran ab und schob sie hinter seinen Gürtel. Man ließ ihn aus dem Käfig, und Jacks hätte schwören können, dass ein spöttisches Lächeln um seine Lippen lag, als er zum Ausgang schritt. Zurück blieb die Arena mit einem großen toten Geschöpf, das man aus dem Wald hergebracht hatte, damit es in weniger als drei Minuten starb.

Ein Klatschen erklang neben ihr. Einmal und noch einmal. Shankars Lippen waren nur ein schmaler Strich, und doch applaudierte er. Sekunden später fielen die Menschen um ihn mit ein und brachen wieder in Jubel aus.

Shankar hatte das geringere Übel gewählt. Wenn er begeistert war, waren es die Leute ebenfalls. So vermied er, dass die enttäuschte Menge ihren Frust an anderen Dingen ausließ.

Er ließ den Blick suchend über seine Untergebenen schweifen, und als er fand, wen er suchte, nickte er kurz. Eine kaum sichtbare Bewegung, und doch wusste Jacks, dass sie schwerwiegend war. Es war ein Befehl, nicht mehr und nicht weniger. Sie wollte nicht in der Haut des Nascit stecken, wenn Shankar ihn sich holte. Obwohl … Sie schaute zu der toten Kreatur, deren Blut auf den Beton sickerte. Vielleicht sollte sie lieber Mitleid mit Shankars Männern haben, falls sie den Nascit wirklich stellten.

„Du genießt einen guten Ruf“, bemerkte Shankar neben ihr. Er klang resigniert. Man hatte ihm den Spaß verdorben.

Jacks hoffte, dass das keinen Einfluss auf das Geschäft haben würde. Sie hätte vor dem Kampf mit ihm handeln sollen. „Ich kann dir alles besorgen. In jeder erdenklichen Menge … wenn der Preis stimmt.“

Shankar seufzte leise und lehnte sich in seinen Kissen zurück. Er wirkte unerwartet alt. „Du siehst ja, die Menschen lieben Elysions Gold. Sie bekommen nicht genug davon. Beschaff mir so viel wie möglich. Ich zahle den doppelten Preis für die üblichen Sachen. Besorge mir Feuerkelche, und du erhältst das Dreifache.“

„Du weißt, dass es die nur im Inneren gibt?“, erkundigte sich Jacks bedächtig.

Shankars Augen wurden kalt. Fort war die kindliche Begeisterung. „Darum bezahle ich einen höheren Preis!“

Es war viel Geld, das er bot, aber das Risiko war auch um ein Vielfaches größer. Feuerkelche gab es nur tief in Elysions Wald, im Gebiet der Jäger. Vermutlich aus der ungefähren Gegend, wo das tote Vieh dort unten herkam, also eher die ungemütliche Ecke des Planeten.

„Ich versuche es.“ Sie verfluchte sich jetzt schon dafür, dass sie sich darauf einließ.

Shankar nickte, und damit war das Geschäft besiegelt. Er wedelte unleidlich mit der Hand, und ein Junge erhob sich im Hintergrund, als hätte er nur auf dieses Zeichen gewartet. Er war in ähnlich durchscheinende Tücher gehüllt wie die Frau von vorhin, die für Jacks bestimmt gewesen war. Sein Alter war schwer zu schätzen, aber er war vermutlich nur wenig jünger als sie selbst, vielleicht Anfang zwanzig. Mit lasziven Bewegungen setzte er sich neben Shankar, und während er dem Mann zärtlich über den Nacken strich, bedachte er Jacks mit einem anzüglichen Lächeln. Ja, sie hätte ihn haben können.

Jacks erhob sich und überließ Shankar seinen Spielsachen.

***

Jacks beeilte sich, wollte nur weg und raus aus den Katakomben der Versorgungstunnel. Sie atmete erst durch, als sie auf die Straße trat. Eine feuchtwarme tropische Nacht umfing sie. Der Himmel war wolkenverhangen und verdeckte die Zwillingsmonde fast völlig. Der Regen hatte zwar aufgehört, aber die Luft selbst war nass und schwer, und die Erde dünstete die Hitze des Tages aus. Das tiefe Dröhnen eines Shuttles, das vom Raumhafen aufstieg, brachte den Boden zum Vibrieren, und der Antrieb zerriss gleißend den Nachthimmel, bis es außer Sicht war.

Die Straßen waren noch immer voller Menschen, die sich an den Auslagen der Läden vorbeischoben, und das würde sich nicht ändern. Es gab keine Zeit, in der die pulsierende Stadt schlief oder auch nur Atem schöpfte. Händler flüsterten Jacks heiser Angebote zu, die sie ignorierte. Reklameschilder blinkten in bunten Farben, tauchten alles in der Umgebung in grünes, rotes oder blaues Licht und lockten Kunden, in das Paradies einzutreten und das Vergessen zu kaufen. Es roch nach Essen, das von fahrenden Küchen an fast jeder Ecke angepriesen wurde – und wenn man den Geruch interessant nannte, war das die positivste Umschreibung, die man finden konnte. Es gab wenig, was nicht gut gewürzt auf einem Spieß gebraten wurde. Meistens hatte es Beine in verschiedener Anzahl, oft auch Flügel und nicht selten eine Mischung aus allem.

Es war erstaunlich, wie viele Fremde nach Elysion fanden. Nicht nur die Glücksritter, die ihre Seele verkauft hatten, sondern auch Leute mit jeder Menge Geld. Einige waren nur Reisende, die hier suchten, wovon sie zu Hause erzählen konnten, die anderen waren Kaufleute aus entfernten Sternensystemen. Von all jenen lebte Elysion.

Ein Gleiter surrte langsam an Jacks vorbei, einen halben Meter über dem Boden, auf Hochglanz poliert, mit verspiegelten Scheiben. Sie spürte die Blicke der Insassen auf sich. Wer immer darin saß, war auf der Suche nach einem Deal, Huren oder Sklaven – und meist gehörte alles zusammen.

Kurz überlegte sie, ob sie eine Rikscha nehmen sollte, aber um diese Zeit wäre sie damit kaum sicherer unterwegs, denn man konnte nie wissen, wer wem wie viel geboten hatte, um naive Fahrgäste zu entführen. Also lief sie mit schnellen Schritten die Straße hinunter, die Hände tief in ihren Taschen vergraben, und schaute niemanden an. Das war am sichersten, so machten es die meisten.

Seit die Regierung Elysion verlassen hatte, war es ein Ort für jeden, der sich verkriechen musste. Ein Ort, wo es nur ein Gesetz gab: das, des Stärkeren – oder wahlweise desjenigen, der die besten Leute bezahlen konnte, um seinen Arsch zu retten und sich an der Spitze der Nahrungskette zu halten. Man tat gut daran, unauffällig seines Weges zu gehen. Das hatte Jacks sehr schnell gelernt. Sonst wäre sie nicht mehr am Leben oder schlimmer noch, sie wäre eine Sklavin für die perversen Spielchen eines reichen Bosses.

Ihr Ziel war der Stadtrand. Dort waren die Straßen ein wenig dunkler und der Wald viel näher, sodass es süßlich nach den Blüten des Mondbaums roch. Seine weißen Kelche öffneten sich nur nachts und verströmten einen betäubenden Duft. Zikaden lärmten in den Bäumen, jetzt wo der Regen vorbei war.

Ein breiter, gerodeter Ring umgab aus Sicherheitsgründen die Stadt. Auf diese Art vermied man, dass Ungeziefer oder größere Raubtiere zu nahe kamen. Die meisten Geschöpfe Elysions verließen den Wald nicht. Es war eine einfache, aber wirkungsvolle Methode, sich zu schützen.

Jacks überquerte den breiten Streifen Grasland und tauchte dahinter wieder in die Schatten der Bäume. Nur ein Haus stand dort gefährlich dicht am Wald. Die Fenster waren alle dunkel, und es wirkte verlassen. Leise trat sie ein und ging durch die weitläufigen offenen Räume, bis sie Kaat auf der Couch fand. Halb bewusstlos lag sie in ihrem Erbrochenen.

Es gab Zeiten, da war sie betroffen gewesen, eine Weile auch traurig, aber inzwischen war es ihr nur noch überdrüssig. Auf dem Tisch stand eine kleine Dose. Sie nahm sie und roch an dem Inhalt. Es waren Kräuter. Dem Geruch nach eine wilde Mischung aus diversen Halluzinogenen. Schwer zu bestimmen, was alles drin war. Kaat würde sich irgendwann umbringen mit ihren Experimenten.

Eine weitere Gestalt regte sich im Sessel, der halb verborgen in den Schatten stand. Erschrocken wich Jacks zurück, entspannte sich aber sofort wieder. Eine Fremde lag dort, zusammengerollt wie eine Katze, und schlief. Viel konnte Jacks von ihr nicht erkennen, außer einem wirren Haarschopf und nackten Füssen, was wenig bedrohlich wirkte.

Sie stellte die Dose mit den Drogen zurück und berührte Kaat an der Schulter. „Wach auf!“

Ein unwilliges Grunzen war die einzige Reaktion.

Immerhin ist sie nicht tot, dachte Jacks.

Sie schüttelte sie energischer, bis sie endlich die Augen öffnete. Ihr Blick blieb trüb. „Hau ab …“, nuschelte sie benommen.

„Das könnte dir so passen.“ Resolut packte Jacks sie an einem Arm und zog sie hoch, stützte sie mit der Schulter und schleifte sie mehr, als dass sie selbst ging, unter die Dusche. Behutsamer ließ sie sie zu Boden gleiten und drehte den Wasserhahn voll auf. Eiskalt prasselte ein Schwall Wasser auf die halb Bewusstlose hinunter.

Eine Sekunde verging … und noch eine … Dann schnappte Kaat nach Luft. Schnell trat Jacks einen Schritt beiseite, als Kaat fluchend hochschoss und sofort vorwärtsstolperte, weil ihre Beine sie nicht trugen. Jacks fing sie auf. Ein ungenauer Schlag zielte in ihre Richtung, und eine farbenfrohe Mischung aus Flüchen prasselte auf sie ein, von denen sie nur die Hälfte verstand.

„Kannst du stehen?“

Blutunterlaufene Augen fixierten sie, und Jacks wiederholte ihre Frage lauter.

„Ja, verdammnochmal … Lass mich ’n Ruhe!“

„Klar, sobald du geduscht hast. Ich warte nebenan.“ Sie ließ Kaat klatschnass in ihren Klamotten stehen und verließ das Bad. Die Verwünschungen konnte sie mit dem Schließen der Tür unterbrechen.

Im Wohnzimmer machte sie sauber und wartete danach eine Weile im Dunkeln. Sie hörte, wie sich Kaat im Badezimmer übergab, dann geraume Zeit das Rauschen des Wassers und schließlich nur noch Stille.

Jacks betrat wieder das Badezimmer. Kaat saß nackt in der Dusche und schlief. Die langen dunklen Haare hingen ihr nass und strähnig ins Gesicht. Sie hockte sich neben sie und berührte ihre Schulter, erhielt aber keine Reaktion. Mit einem lautlosen Seufzen holte sie ein großes Handtuch, schlang es Kaat um den Oberkörper und hob sie hoch. Vorsichtig trug sie sie ins Schlafzimmer und legte sie ins Bett. Kaats Atem war regelmäßig und tief, vermutlich würde sie es noch mal überleben.

„Warum machst du das?“

Überrascht drehte sich Jacks um und sah sich der Frau aus dem Sessel gegenüber. Jetzt, wo sie stand, war sie etwas größer als sie, aber das waren die meisten Leute. Sie beobachtete sie. Seit wann sie wach war, wusste Jacks nicht. Sie hatte sie eigentlich bis eben fast wieder vergessen gehabt. Widerspenstig gelockte Haare umschlossen ein schönes Gesicht. Sie wirkte etwas älter als Jacks, ihre Kleidung war eher schlicht als aufreizend und nur ein tiefer Ausschnitt zeigte nackte Haut, die im Dämmerlicht hell schimmerte. Kaat hatte schon immer Geschmack bewiesen, so auch diesmal.

Jacks trat auf sie zu, und die Frau machte ihr Platz, um sie durchzulassen.

Zurück im Wohnzimmer suchte Jacks Geld zusammen. „Hat sie dich schon bezahlt?“, frage sie, ohne aufzusehen.

Als keine Antwort kam, drehte Jacks sich um. Die Frau war ihr gefolgt und stand jetzt mit verschränkten Armen an den Durchgang zur Küche gelehnt. Sie hatten das Licht nicht angemacht, und so waren nur Umrisse zu erkennen. Ab und zu wagten sich die Zwillingsmonde durch die Wolkendecke und tauchten alles in Silber.

„Nein.“ Aber ehe Jacks ihr das Geld reichen konnte, fuhr sie fort: „Es ist auch nichts passiert, was du bezahlen müsstest.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Wir kamen her, und sie fing sofort an, sich ein High zu geben. Sie meinte, sie hätte Schmerzen, hat viel geredet. Ich weiß nicht, was das für Zeug ist, was sie da geraucht hat, aber es hat sie schnell umgehauen.“

Ihre Ehrlichkeit überraschte Jacks. Sie hätte sich bezahlen lassen können, egal, ob gerechtfertigt oder nicht. Sicher konnte sie das Geld gebrauchen, sonst wäre sie nicht hier. Umso erstaunlicher war es, dass sie es ablehnte.

Jacks zögerte nur kurz, trat schließlich zu ihr und reichte ihr die Scheine, die sie rausgesucht hatte.

Mit gerunzelter Stirn schaute die Fremde darauf und fand dann Jacks Blick. „Was soll das? Ich sagte doch, es ist nichts passiert.“ Sie klang ärgerlich.

„Es ist eine Entschädigung für deine entgangene Zeit und den Weg, weiter nichts.“

„Hm …“ Sie überlegte und nahm schließlich widerstrebend das Geld. „Von mir aus.“ Wieder musterte sie Jacks. „Ist sie deine Frau?“

„Nein.“

„Trotzdem tust du das für sie. Warum? Sie scheint mir ziemlich am Ende zu sein.“

Kurz spürte Jacks einen Stich, aber sie ließ sich nichts anmerken. „Du kennst sie nicht“, wehrte sie verhalten ab.

„Du liebst sie?“

Was waren das für Fragen? „Sie ist meine Familie, mehr Familie, als ich jemals hatte. Daher … ja.“ Sie konnte es nicht fassen, dass sie überhaupt antwortete. „Du solltest jetzt gehen.“ Jacks drehte sich um, da griff die Fremde nach ihrer Hand und hielt sie fest. Es kam so unerwartet, dass Jacks sich fast gewaltsam losgerissen hätte. Sie unterdrückte den Impuls in letzter Sekunde, aber sie versteifte sich, und die Frau gab sie sofort wieder frei.

„Ich weiß, wer du bist.“ Sie war unerwartet ganz dicht hinter ihr, und Jacks fühlte die Wärme ihres Körpers im Rücken. Ihr entging nicht, dass ihr Tonfall sich geändert hatte. Ihre Stimme war jetzt tiefer und weicher – und nicht nur das …

„Du musst das Geld nicht abarbeiten“, bemerkte Jacks schroff und spürte, wie die Fremde hinter ihr kurz zusammenzuckte.

„Kaat hat von dir erzählt“, sagte sie, und das Weiche war aus ihren Worten verschwunden.

Jacks drehte sich zu ihr um und las in ihrem Gesicht, dass sie sie verletzt hatte. Es tat ihr leid. Sie lächelte entschuldigend. „Kaat redet zu viel, wenn sie was genommen hat.“

Die Frau lachte, jedoch klang es freudlos. „Allerdings. Sie hat auch nicht direkt von dir gesprochen – aber die Person kannst nur du sein, nachdem ich gesehen habe, wie du dich um sie gekümmert hast.“

Ein anstrengender Tag lag hinter ihr, und Jacks war müde. „Und was willst du jetzt von mir?“

„Kaat ist der Meinung, du bist etwas Besonderes.“

Wirklich? Das wollte nicht zu Kaat passen, doch weil sie sich nicht sicher war, ließ sie es so stehen. Es beantwortete aber nicht ihre eigentliche Frage. Schweigend betrachtete ihr Gegenüber sie, und Jacks wurde unbehaglich. „Du solltest jetzt gehen.“

„Ja.“

„Vielleicht verdienst du heute Nacht noch was.“

„Vielleicht …“

So kamen sie nicht weiter. „Was willst du von mir?“

„Fragst du das ernsthaft?“

Die Fremde kam dichter heran, was kaum noch möglich war, ohne sie zu berühren. Sie neigte sich vor und legte ihre Lippen auf die von Jacks. Sanft und warm. Sehr angenehm …

Es war schon eine Weile her, schoss es Jacks durch den Kopf. Sie ließ sich nicht auf Beziehungen ein. Daher blieb es bei kurzen Begegnungen. Aber auch die waren wirklich schon eine Weile her.

Jacks brach den Kuss ab. „Ich mach’ so was nicht“, erklärte sie mit belegter Stimme.

Das Lächeln war ausschließlich in den Augen ihres Gegenübers, und Jacks erkannte es nur, weil sie so nah beieinander standen.

„Was genau, machst du nicht? Frauen küssen?“

„Geld dafür bezahlen.“

Jetzt war das Lächeln auch auf den Lippen. Schön geschwungene Lippen, sinnlich und voll, wie sie nicht umhinkam zu bemerken, zumal sie sie noch wie Feuer auf ihren eigenen spürte.

„Wer sagt, dass du bezahlen musst?“ Die Frau küsste sie wieder, und Jacks überwand die letzten Millimeter zwischen ihnen. Ihre Brüste drückten sich in einem stillen Versprechen aneinander.

Erneut wich Jacks zurück, und mit einem ungeduldigen Seufzen hob die Fremde die Brauen.

„Ich glaube nicht, dass du das willst“, behauptete Jacks unbeeindruckt.

„Ich glaube sehr wohl, dass ich das will“, widersprach sie bestimmt und griff nach Jacks, damit sie nicht wieder wegkonnte.

Ja, sie wollte es. Ganz unverkennbar.

Die Frau umfing ihr Gesicht mit den Händen und küsste sie fordernder. Ihre Zunge streichelte um ihre Lippen, bis sie sie für sie öffnete. Hände glitten in Jacks Nacken, wühlten sich in ihre Haare und streiften ihr die Mütze ab. Sofort verkrampfte sich Jacks.

„Es ist alles gut“, flüsterte ihr Gegenüber. „Ich kenne dich. Du bist genau das, was ich jetzt will …“

Nur zögernd gab Jacks ihren Widerstand auf und entspannte sich unter den überaus geschickten Küssen.

„Soey“, murmelte die Frau an Jacks Lippen.

„Was?“

Sie lächelte. „Das ist mein Name“, und weil Jacks noch immer nicht verstand, fügte sie hinzu: „Du wirst ihn heute Nacht brauchen.“ Sie zwinkerte ihr zu, und Jacks lachte leise.

„Ist das ein Versprechen?“

„Unbedingt!“ Soey grinste und zog sie an sich.

KAPITEL 2

Ein Poltern aus der Küche weckte sie, gleich danach erklang ein herzhafter Fluch. Einen langen Moment lauschte Jacks, dann hörte sie schwere Schritte auf der Treppe, die zu ihrem Zimmer unter dem Dach führte. Als sie die Augen öffnete, stand Kaat in der Tür und starrte sie an. Eine Sekunde musste Jacks sich orientieren, da sie interessanterweise in ihrem Lieblingssessel saß und dort wohl eingeschlafen war.

„Wir hab’n keinen Kaffee.“ Kaats Stimme war heiser und ihre Augen rot geädert. Sie hatte eines ihrer viel zu weiten Hemden angezogen und trug Shorts. Ihr dichtes Haar stand ihr wild vom Kopf ab. Es war durchzogen von grauen Strähnen. Aber ihre Haut war glatt und leicht gebräunt, bis auf einige Fältchen um die Augen und um die Mundwinkel. Die Augenringe allerdings standen ihr gar nicht, und sie war viel zu dünn.

Wie lange konnte sie das noch aushalten? Irgendwann würde ihr Körper einfach aufgeben. Es war nur eine Frage der Zeit. Aber Jacks vermochte nichts zu tun, um Kaat davon abzuhalten, sich dem Vergessen von Elysion hinzugeben. Sie konnte nur zusehen, wie sie sich langsam umbrachte.

Jacks ließ sich ihre Sorge nicht anmerken und erkundigte sich ruhig: „Wie geht es dir?“

„Wie solls mir schon gehen, verdammt?“ Kaat stützte sich am Türrahmen ab. Mit der Zunge strich sie sich über die trockenen Lippen und runzelte ungeduldig die Stirn. „Was is’ jetzt mit dem Kaffee?“

„Es steht noch welcher unten. Ich mache dir einen.“ Sie erhob sich und streckte ihre steifen Muskeln. Kaat beobachtete sie. Es war schwierig zu erraten, was in ihr vorging. Vielleicht konzentrierte sie sich auch nur darauf, nicht umzufallen.

„Irgendwann werd’ ich das ganze Gerümpel rauswerfen, Jacks“, murmelte sie und blickte sich auf dem großen Dachboden um. Es gab ein einfaches Bett und den alten Ohrensessel, sowie einen kleinen Schrank, der etwas schief war und nicht mehr sehr stabil. Der Boden bestand aus Holzdielen, und die Dachbalken waren unverkleidet geblieben. Durch zwei Fenster fiel die Morgensonne herein, und Staub tanzte in den breiten Lichtstreifen. An den niedrigen Wänden und zwischen den Holzbalken standen überall selbst gebaute Regale. In ihnen bewahrte Jacks alles auf, was sie fand und faszinierte. Es reihten sich darin Unmengen von Büchern mit echten Seiten aus Papier. Diverse Schneekugeln hatten sich angesammelt, in denen der Kunstschnee auf niedliche Städtchen herabrieselte. Es gab eine Spieluhr, Stofftiere, kleine Miniaturautos, bunte Glasflaschen, kreative Piekser, wie sie mit Cocktails serviert wurden, Kronkorken, billigen Plastikschmuck, den sie nie trug, sondern nur aufbewahrte, und etliche Modeholos, die Models projizierten, die irgendwelche Designerkleider vorführten. Kurzum, Nippes aller Art. Vermutlich konnte man einen ganzen Tag hier verbringen und würde immer noch etwas Neues entdecken. Dennoch waren es nur Überbleibsel der menschlichen Gesellschaft. Dinge, die sonst niemand mehr brauchte und die achtlos weggeworfen worden waren.

Jedes Mal, wenn Kaat heraufkam, dann sagte sie genau das. Aber sie machte es nie wahr. „Warum hebst du diesen Müll auf?“

„Das ist kein Müll“, entgegnete Jacks. „Es ist das, was euch ausmacht.“

„Sag ich doch … Müll.“ Kaat schnaubte abfällig. „Die ganze Menschheit soll zum Teufel fahren!“

Ja, und auch das würde sie nicht, dachte Jacks. Sie schob sich an Kaat vorbei und ging hinunter. Küche und Wohnzimmer waren ein einziger riesiger Raum. Kaat hatte das ganze Haus selbst entworfen und nach ihren Vorstellungen bauen lassen. Es war sehr hell, alles war aus gekalktem Holz gemacht und offen gestaltet. Eigentlich gab es nur die Außenwände mit großen Fenstern, durch die fast zu jeder Tageszeit von irgendwo die Sonne hereinfiel. Nur mittags, in der größten Hitze, sorgte der Wald dafür, dass lediglich grüne, diffuse Dämmerung alles war, die das Innere erreichte. Es war Kaat wichtig gewesen, sich nicht eingesperrt zu fühlen. Sie wollte Licht und Luft, und das war ihr gut gelungen.

Jacks nahm eine Dose aus dem Küchenschrank und setzte Wasser auf. Mit der Währung Elysions konnte man so ziemlich alles kaufen, was es in der Galaxie gab – zum Beispiel Kaffee aus richtigen Bohnen.

Kaat ließ sich auf einen Stuhl fallen, stützte den Kopf in die Hände und beobachtete, wie Jacks das heiße Wasser aufgoss und auch noch etwas Obst aufschnitt. Jacks stellte ihr eine Tasse mit dem dampfenden Getränk hin und schob ihr beiläufig den Obstteller zu. Vielleicht würde sie ja was essen. Nur ein wenig … Sie nahm sich selbst ebenfalls einen Kaffee und setzte sich zu ihr.

„Danke.“

Jacks sah sie kurz an. Es ging wohl nicht um ihre Künste, Wasser zu erhitzen. Sie zuckte mit den Schultern und konzentrierte sich auf den Inhalt ihrer Tasse. „Kein Problem.“

„Es ist nicht deine Aufgabe, mein Babysitter zu sein, Jacks.“ Kaat lehnte sich auf dem Stuhl zurück. Angestrengt runzelte sie die Stirn. „Was ist mit der Kleinen?“ Ganz offenbar füllten sich einige Gedächtnislücken erst allmählich.

So gleichgültig sie konnte, erklärte Jacks: „Ich habe sie für den Aufwand bezahlt und … sie ist in die Stadt zurückgekehrt.“ Das war im Morgengrauen gewesen, wenn sie sich richtig erinnerte. Aber diese Details gingen ja niemanden etwas an.

„Aufwand? Es war gar nichts“, knurrte Kaat unwirsch.

„Ja, das hat Soey erwähnt. Aber immerhin war es schon spät, daher hielt ich es für angebracht.“ Jacks strenger Ton machte deutlich, dass sie keinen Widerspruch duldete.

„Soey?“

„Das Mädchen“, ergänzte sie ungeduldig. Demnach wusste Kaat nicht mal ihren Namen.

„Oh … ja, sicher hast du recht“, gab Kaat nach. Ein zerstreuter Blick traf Jacks, aber sie fragte nicht weiter. Den Kopfschmerzen sei Dank, nahmen diese einen Großteil von Kaats Aufmerksamkeit in Anspruch, sodass sie wenig Sinn für das hatte, was um sie herum geschah. Sie rieb sich über die Schläfen. „Die Mischung war eindeutig noch nicht perfekt.“ Das war alles, was sie zu ihrem gestrigen Ausfall sagen würde. Sie ignorierte die Tatsache, dass sie sich jedes Mal in Lebensgefahr begab. Ganz abgesehen von dem schleichenden Gift, das sich durch ihren Körper fraß. „Ich bin dicht dran. Ich muss nur ein wenig die Zutaten verändern, dann verdienen wir eine Menge Geld mit dem Zeug.“

Jacks zögerte nur kurz. „Ich wünschte, du würdest damit aufhören“, murmelte sie in ihre Tasse.

Mit aller Kraft schlug Kaat die flache Hand auf den Tisch, und Jacks fuhr erschrocken zusammen. „Erzähl mir nicht, was ich tun oder lassen soll, verflucht noch mal!“ Kaats Gesicht war wie aus Stein, und ihre Augen flammten vor Zorn.

„Entschuldige“, brachte Jacks heraus. Ihre Stimme klang belegt. Sie wusste, dass Kaat ihre Sorge verabscheute und es sie über die Maßen aufbrachte.

Aber sollte sie tatenlos danebenstehen, wenn sie sich umbrachte? Sie verdankte Kaat ihr Leben. Sie hatte sie aufgenommen, wo andere versklavt worden waren, ihr ein Zuhause gegeben – sie hatte ihr überhaupt erst ein Leben gegeben. Es tat weh, zu sehen, dass sie ihr eigenes so sehr hasste, dass sie es wegwarf.

Ein energisches Klopfen an der Tür unterbrach das eisige Schweigen, das nach Kaats Ausbruch herrschte. Verwundert schauten sie sich an, und Kaat nickte ihr zu. „Mach auf!“

Jacks erhob sich und setzte ihre Mütze auf. Auf dem Weg zum Eingang nahm sie ihre Pistole an sich, halb automatisch mit Vollmantelgeschossen, die selbst Türen durchdrangen. Eine durchschlagende Lebensversicherung. Unauffällig verbarg sie die Hand mit der Waffe hinter ihrem Rücken und öffnete.

Sie konnte ihre Überraschung nur mühsam verbergen, als sie die drei Fremden erblickte, die gestern bei Shankar gewesen waren. Die Besucher von draußen, ganz unverwechselbar. Gleich danach registrierte sie die Waffen, die die Frau und der größere Mann auffällig in Holstern an ihren Hüften trugen. Seltsame Pistolen, die sie noch nie gesehen hatte, aber trotzdem eine deutliche Warnung. Der blonde Kerl, der am Abend zuvor so freigiebig getrunken hatte, schien unbewaffnet zu sein, allerdings wollte Jacks sich nicht festlegen. Wenn man von gut ausgebildeten Leibwächtern begleitet wurde, konnte man sich bestimmt die unhandliche Bewaffnung sparen und hatte dennoch tödliche Argumente – zwei in diesem Fall. Die gestrige, sicher recht lange Nacht sah man dem Blonden nicht an. Er war gepflegt und zeigte strahlend weiße Zähne, als er ihr ein freundliches Lächeln schenkte. Er stank geradezu nach Geld und Macht. Da brauchte man schon sehr gute Leibwächter.

Nachdenklich betrachtete Jacks seine Begleiter. Söldner vielleicht? Bevor sie es nicht besser wusste, ging sie davon aus. Dann war die Überraschung nicht so groß, wenn sich eine dieser merkwürdigen Waffen auf sie richtete.

In einigen Metern Entfernung stand ein Gleiter vor dem Haus. Das Metall glänzte in der Sonne. Es gab kaum jemanden außer den Bossen, die diesen Luxus besaßen oder beschaffen konnten. Das alles verursachte ihr ein mulmiges Gefühl, da konnte der Blonde noch so viel lächeln.

„Was wollt ihr?“, fragte Jacks abweisend.

„Wir suchen Kaat.“ Es war der Söldner, der antwortete. Er lächelte übrigens nicht. „Man sagte uns, wir würden sie hier finden. Kennst du sie, Junge?“

„Wer will das wissen?“

„Mein Name ist Cole.“ Der Blonde trat einen Schritt vor, und der Söldner spannte sich. Bestimmt war es ein Albtraum für ihn, wenn seine Schutzperson sich so leichtsinnig verhielt. Die Frau blieb im Hintergrund. Jacks zweifelte jedoch nicht daran, dass sie bereit war, beim geringsten Anzeichen von Gefahr zu reagieren. „Wir haben einen lohnenden Auftrag. Es fragt sich nur, wer ihn bekommt. Wir hörten, Kaat wäre die Beste. Aber ich bin sicher, auch die Konkurrenz hat ihre … Fähigkeiten.“ Sein Lächeln bekam etwas Berechnendes.

Demnach hatte Shankar ihnen nicht geholfen und sie hierhergeschickt. Oder war sein Preis zu hoch?

„Lass sie rein“, rief Kaat von drinnen.