Entscheidung in der wilden Schlucht - Larry Lash - E-Book

Entscheidung in der wilden Schlucht E-Book

Larry Lash

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Beschreibung

Als Ringo Bass sich mit seinem starrköpfigen Vater Sam überwirft, will er trotzdem weiterhin seiner Familie beistehen. Sein älterer Bruder Jim hat ebenfalls eine Rechnung mit dem Vater offen, aber niemand weiß, wo Jim ist. Es kommt zum offenen Kampf mit dem Schurken Tim Flemming, der die absolute Herrschaft über das Nevada-Städtchen Death Town und das umliegende Rinderland anstrebt. Dann kehrt Jim zurück und die Brüder müssen zusammenhalten, zeigen, aus welchem Holz sie geschnitzt sind. Ihr selbstherrlicher Vater gerät in große Not, denn Flemming ist absolut skrupellos. Die Entscheidung im Kampf zwischen Ranchern und Banditen fällt in einer Schlucht, die zur felsigen Falle wird …

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Larry Lash

Entscheidung in der wilden Schlucht

Western-Edition

Impressum

Neuausgabe

Copyright © by Authors

© Copyright dieser Lizenzausgabe by XEBAN-Verlag.

Verlag: Xeban-Verlag: Kerstin Peschel, Am Wald 67, 14656 Brieselang;

[email protected] / www.xebanverlag.de

Lizenzgeber: Edition Bärenklau / Jörg Martin Munsonius

www.editionbaerenklau.de

Cover: © Copyright by XEBAN-Verlag mit einem Motiv von Steve Mayer und eedebee (KI), 2025

Korrektorat: Antje Ippensen

Alle Rechte vorbehalten!

Das Copyright auf den Text oder andere Medien und Illustrationen und Bilder erlaubt es KIs/AIs und allen damit in Verbindung stehenden Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren oder damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung erstellen, zeitlich und räumlich unbegrenzt nicht, diesen Text oder auch nur Teile davon als Vorlage zu nutzen, und damit auch nicht allen Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs nutzen, diesen Text oder Teile daraus für ihre Texte zu verwenden, um daraus neue, eigene Texte im Stil des ursprünglichen Autors oder ähnlich zu generieren. Es haften alle Firmen und menschlichen Personen, die mit dieser menschlichen Roman-Vorlage einen neuen Text über eine KI/AI in der Art des ursprünglichen Autors erzeugen, sowie alle Firmen, menschlichen Personen , welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren um damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung zu erstellen; das Copyright für diesen Impressumstext sowie artverwandte Abwandlungen davon liegt zeitlich und räumlich unbegrenzt beim XEBAN-Verlag. Hiermit untersagen wir ausdrücklich die Nutzung unserer Texte nach §44b Urheberrechtsgesetz Absatz 2 Satz 1 und behalten uns dieses Recht selbst vor. 13.07.2023

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Das Buch

Entscheidung in der wilden Schlucht

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

Der Autor Larry Lash

Eine kleine Auswahl der Western-Romane des Autors Larry Lash

Das Buch

Als Ringo Bass sich mit seinem starrköpfigen Vater Sam überwirft, will er trotzdem weiterhin seiner Familie beistehen. Sein älterer Bruder Jim hat ebenfalls eine Rechnung mit dem Vater offen, aber niemand weiß, wo Jim ist. Es kommt zum offenen Kampf mit dem Schurken Tim Flemming, der die absolute Herrschaft über das Nevada-Städtchen Death Town und das umliegende Rinderland anstrebt. Dann kehrt Jim zurück und die Brüder müssen zusammenhalten, zeigen, aus welchem Holz sie geschnitzt sind. Ihr selbstherrlicher Vater gerät in große Not, denn Flemming ist absolut skrupellos. Die Entscheidung im Kampf zwischen Ranchern und Banditen fällt in einer Schlucht, die zur felsigen Falle wird …

***

Entscheidung in der wilden Schlucht

Western von Larry Lash

1. Kapitel

»Morgen kommt Jim zu spät!«, sagte Sam Bass heiser, und seine graublauen Augen in dem ovalen, lederhäutigen Gesicht verrieten seine Hoffnungslosigkeit.

»Das meinst du doch nicht im Ernst, Dad«, meinte Ringo, Sam Bass’ jüngster Sohn, und starrte wie sein Vater auf das sonnenbeschienene Tal hinunter. Schon vor Morgengrauen hatten die beiden Männer ihre Position auf einer Felsleiste bezogen, vor der sich eine schützende Felsbarriere erhob. Von hier aus beobachteten Vater und Sohn das Tal, ohne dass ein Mensch, der das Tal durchquerte, sie hätte entdecken können.

Ringo Bass war groß und athletisch gebaut, breit in den Schultern und schmal in den Hüften. Er war ein Mann, der mit beiden Beinen fest auf der Erde stand; ein Mann, der gern einsame Wege ritt. Wenn er sich irgendwo von der Rancharbeit freimachen konnte, war er oft wochenlang unterwegs. Das letzte Mal war es ihm nach dem Auftrieb und dem Verkauf einer großen Herde möglich gewesen. Mit seinen fünfundzwanzig Jahren war er ein Mann, der die Geselligkeit scheute, der bei Gesprächen schwieg und lieber die Natur beobachtete. Viele Menschen hielten den jungen, schwarzhaarigen Mann mit den dunklen Augen für einen Sonderling.

»Jim will noch heute kommen«, sagte Ringo und warf den Zigarettenstummel auf die Erde. »Der Tag ist gerade angebrochen. Woher willst du wissen, dass Jim zu spät kommt?«

»Ich weiß nicht, mein Junge, ich kann es dir nicht erklären, aber ich fühle es«, erwiderte Sam Bass. »Unsere Leute haben ringsum die Höhen besetzt. Wir haben alles getan, um die Falle zuschnappen zu lassen, aber die Bande lässt auf sich warten, und das gefällt mir nicht. Je mehr Zeit verstreicht, umso unruhiger werde ich.«

»Du hast mir immer gesagt, dass man Geduld haben muss, Dad, dass nur Ausdauer und Geduld zum Ziel führen. Heute gibst du mir ein schlechtes Beispiel.«

2. Kapitel

Sam Bass, dessen linke Wange eine rotgeflammte Narbe zeichnete, sah seinen Jüngsten aufmerksam an, hob die Schultern und ließ sie gleich wieder sinken. Er verstand und begriff Ringo nicht. Er hatte sich aber auch nie die Mühe gemacht, sich ernsthaft mit seinem Jüngsten zu beschäftigen.

Er hat weder mit mir noch mit seiner Mutter Ähnlichkeit, dachte der Alte. Weder in meiner noch in ihrer Familie hat es solch einen Mann gegeben. Er ist ein Träumer, der in seiner eigenen Welt lebt und die Realitäten des Lebens nicht sieht. Da ist Jim doch anders. Er verließ die Ranch, weil sein unbändiger Tatendrang nicht zu zügeln war. Die Ranch und das Land hier waren ihm zu eng. Er wollte die weite Welt kennen lernen. Jim muss ein großer Mann geworden sein, vielbeschäftigt und geachtet, ein Mann, der genau weiß, was er will. Er ist völlig anders als sein kleiner Bruder Ringo.

Für Sam Bass war Ringo immer noch der Kleine – und Jim der Große –, obwohl Ringo um einige Zentimeter größer war als Jim. Wie Sam Bass dachten auch seine Frau Mary und seine Nichte Edna Clure, die mit auf der Ranch lebte. Als Sam Bass’ Schwester und Schwager bei einem Unglück ums Leben kamen, hatte Sam das Mädchen zu sich genommen. Edna kannte nichts anderes als das Leben auf der Bass-Ranch. Es war ein hartes, arbeitsreiches Leben, auch für die Frauen. Sie alterten vor der Zeit, wurden wortkarg und verschlossen. Wenn man hier existieren wollte, musste man hart zupacken.

Es gab trockene Jahre, sodass die Rinder nur welkes Gras fanden. Die Bäche versiegten, und eine große Dürre war die Folge. Es gingen dann mehr Rinder ein, als die Rancher verkraften konnten.

Nur die zähsten Familien blieben hier in Nevada und wanderten nicht aus. Die meisten – vor allem Siedler – zogen weiter. Die geblieben waren, hatten sich in der Nähe der Stadt niedergelassen. Es waren entweder Fanatiker, die an bessere Zeiten glaubten, oder Gleichgültige, denen es nichts ausmachte, wo man sie begrub. Das riesige Land Nevada hatte nur wenige Gebiete, wo Rinderzucht überhaupt möglich war.

3. Kapitel

Das Land stieß viele Menschen ab. Doch diejenigen, die geblieben waren, liebten es mit einer Leidenschaftlichkeit, die ein Außenstehender nicht begreifen konnte. Sie liebten die unendliche Weite; die Berge, die in schimmernden Farben in den Himmel wuchsen; die Wüste, die nicht einförmig war, sondern die Menschen fesselte.

Ringo liebte besonders die Wüste. Wenn Sam Bass seinen Sohn beobachtete, schien es ihm, als wäre in den braunen Augen des Jungen etwas von der Unendlichkeit der Wüste eingefangen.

Ringo blickte den Vater an. Der hatte das Gefühl, dass der Sohn ihn dabei überhaupt nicht ansah. Das war ein verteufeltes Gefühl für einen Mann, der immer darauf bedacht gewesen war, beachtet zu werden. Jedem anderen Mann hätte Sam Bass einen solchen Blick übelgenommen.

Sam schaute zu den Pferden. Sie standen wartend im Schatten der Felsen und knabberten am Dornengestrüpp. Hoch oben am Himmel zogen Habichte ihre Kreise in der blauen Luft. Im Tal war es still. Nur vom gegenüberliegenden Hang blitzte plötzlich ein Spiegelsignal auf.

»Sie kommen!«, stellte Sam Bass fest. »Dick Brabin gab das verabredete Zeichen.«

»Also doch, Dad! Wir können sie jetzt so gründlich schlagen, dass ihnen das Wiederkommen vergeht.«

»Nicht nur das Wiederkommen, mein Junge.« Die Augen des Alten verengten sich zu schmalen Schlitzen. In seinem harten Gesicht stand unversöhnlicher Hass. Sein ganzes Leben lang hatte Sam Bass diese Härte gebraucht, um sich und die Seinen durchzubringen. Er kannte keine Kompromisse. Eine Reihe harter Kämpfe mit bitteren Lektionen hatten ihn zu der Überzeugung gebracht, dass man kein Pardon geben und keine Gnade gewähren dürfe. Für den Unterlegenen war kein Platz in dieser Welt. Bass fragte sich, ob sein Jüngster das wohl begriffen hatte. Das verschlossene Wesen des Sohnes ließ es nicht zu, dass der Vater seine Gedanken lesen konnte.

»Hör zu, Ringo: Es gibt kein Pardon! Entweder sie oder wir! Sie haben uns an den Rand des Ruins gebracht, mehr können wir nicht schlucken. Wenn wir verlieren, ist es mit uns aus. Die Städter werden nicht sagen, dass wir einen guten Kampf hinter uns brachten. Nein, sie werden in diesem Falle sagen: Sie sind allesamt tot und erledigt; sie konnten nicht helfen, und Jim kam zu spät.« Wieder leuchtete ein Spiegelsignal auf der anderen Hangseite auf.

»Weiß der Himmel, was das bedeuten soll«, murmelte der Alte. Das zweite Signal irritierte ihn. Er wusste nicht, was er davon halten sollte.

»Was mag nur in Dick Brabin gefahren sein, Ringo?«

Ringo schaute aufmerksam über das Tal hinweg und beobachtete den Weg, der nur eine Strecke weit einzusehen war und dann ins Tal hineinführte. Auf diesem Weg zeigte sich jetzt eine gelbe Staubwolke, die von Pferdehufen aufgewirbelt wurde.

Jeder Angehörige der Bass-Ranch kannte diesen Weg, der nach Südost zum Death River führte. Der River hatte seinen Namen wohl daher, weil er im Sommer versiegte und das Bett dann trocken dalag. An seinem Ufer entlang führte der Weg, den die Stagecoach nahm, zur Stadt hin. Für einen Fremden war die Stadt Death Town sicherlich so trostlos anzusehen wie der River. Es gab nichts, was die Stadt sehenswert oder interessant gemacht hätte. Es gab wohl kaum eine Rinderstadt in Nevada, die ärmlicher aussah als Death Town. Sie glich einer Geisterstadt. Man zählte sie zu den wenigen Städten, denen man keine Zukunft zuschrieb.

»Sie sind an Betty Bronsons Ranch vorbeigeritten. Betty hat wie verabredet das Spiegelsignal gegeben. Aber irgendetwas stimmt nicht«, sagte Sam Bass. »Betty Bronson ist die Einzige, die sich nicht vor Flemming und seinen Hartgesottenen beugt.«

»Sie ist eine Frau und kann deshalb mehr wagen als alle anderen, Dad. Wenn sie allerdings zu weit geht, wird sie es auch schwerer haben als die anderen. Flemming wird dann nicht davor zurückschrecken, auch gegen sie anzugehen.«

»Wenn er das wagt, spricht er sich selbst sein Urteil. Man wird ihm und seiner verteufelten Bande dann den Freibrief geben.«

»So hat man früher reagiert, Dad. Heute macht man das nicht mehr. Flemming beherrscht die Stadt, er kontrolliert die Fuhrunternehmen, die Stores, Saloons und die Menschen. Er hat die Macht, und niemand wagt es, sich gegen ihn zu stellen. Seine Leute sind gnadenlos. Sie sorgen dafür, dass niemand gegen den Strom schwimmt. Die Pionierzeit sind lange vorbei, Dad. Was zu deiner Zeit noch üblich war, zählt jetzt nicht mehr. Früher waren die Männer noch stark. Sie ließen sich nicht unterdrücken. Dafür hatten sie genug mit der Wildnis, mit dem Aufbau und mit den Indianern zu tun. Man kann die Zeiten nicht miteinander vergleichen, Dad.«

»Ringo, so spricht man nicht«, erwiderte Sam Bass. »Das klingt ganz so, als wolltest auch du dich mit Flemmings Existenz abfinden. Solange ich lebe, werde ich gegen ihn und seine Bande zu Felde ziehen, egal wann und wo. An dem Tag, an dem Flemming aus der Welt ist, werde ich aufatmen.«

Ringo antwortete nicht. Er kannte seinen Vater gut genug, um zu wissen, dass sie bei der Fortführung des Gespräches aneinander vorbeireden würden. Sein Vater kannte nur Gut und Böse, dazwischen gab es für ihn nichts. Kein Wunder, dass er so schnell sein Urteil gefällt hatte, dass er schnell verdammen, aber auch schnell in den Himmel heben konnte. Es hatte keinen Sinn, mit dem Vater über Flemming zu sprechen, dessen schnelle und große Erfolge ihn zum Herrscher gemacht hatten. Auch in Ringos Augen war Flemming ein Pirat, ein Mensch, dessen rücksichtsloses Streben über Leichen führte. Ringo erinnerte sich noch an die Zeit, in der Flemming ihm ein guter Freund gewesen war. Sie hatten Bügel an Bügel weite Ritte in die Wüste unternommen und hatten manche Gefahr bestanden und sich gegenseitig geholfen. Das war so gewesen bis zu dem Tag, an dem sein Bruder Jim und Tim Flemming sich beide in Betty Bronson verliebten. Betty Bronson war eine attraktive Frau. Sie war schon einmal verheiratet gewesen, doch nur kurze Zeit. Nach einem Ehejahr hatte sie ihren Mann in einem Revolverkampf verloren. Im ganzen Land gab es keine Frau, die so schön und dazu so reich war wie sie. Ihr Mann war kaum tot, da drängten sich schon die Verehrer um sie. Ihre strahlende Erscheinung zog die Männer unwiderstehlich an. Es störte Betty wenig, dass man ihr nachsagte, sie habe ihren Mann absichtlich in den für ihn tödlichen Revolverkampf hineingetrieben, um ihn loszuwerden. Es kümmerte auch Jim Bass und Tim Flemming wenig, dass es Leute gab, die Betty Bronson für eine Hexe hielten. Die beiden Männer verliebten sich so heftig in sie, dass es zu einem Kampf kam. Beide wurden dabei schwer verletzt, doch Betty erhörte weder den einen noch den anderen. Jim zog nach seiner Genesung in die Welt, und das Freundschaftsverhältnis zwischen Ringo und Tim Flemming zerbrach. Tim Flemming wurde ein völlig anderer Mensch, der wie besessen nach Erfolgen war und einen harten Weg einschlug.

»Keine Gnade für Flemming und seine Hartgesottenen!«, sagte Sam Bass und wischte sich mit einer fahrigen Bewegung den Schweiß von der Stirn. »Heute bekommt er endlich, was er schon lange verdient – den Tod.«

»Es sieht nicht so aus, als würde er in die Falle reiten, Dad«, erwiderte Ringo. »Schau nur ins Tal!«

Nur ein Reiter war im Tal zu sehen. Er saß aufrecht im Sattel und ließ sein Pferd auffällig langsam gehen. Seine Augen wanderten hin und her und beobachteten die Hänge.

»Das ist nicht Flemming«, murmelte der Alte. »Das ist Dean Sloane, seine rechte Hand.«

Er nahm den Finger vom Abzug. Die Enttäuschung darüber, dass die Falle nicht zuschnappte, ließ Bass leise vor sich hin fluchen. Auch ein Laie hätte erkannt, dass der Reiter im Tal genau wusste, was an den Hängen lauerte. Dennoch ritt er weiter, aufreizend langsam. Das nervös unter ihm tänzelnde Pferd hielt er hart an den Zügeln. Er schien sich bewusst zur Zielscheibe zu machen.

»Er hat Mut. By Gosh, er hat wirklich Mut!«

Der Alte sprach damit genau das aus, was auch Ringo dachte und ebenfalls Dick Brabin und Ricardo Wallace, die am gegenüberliegenden Hang in ihrem Versteck lauerten.

Der schwarzgekleidete Reiter, der im Sattel eines hochbeinigen Wallachs saß, trug einen gestutzten, schwarzen Bart. Er hatte Patronengurte über Kreuz geschnallt, im Scabbard steckte eine Winchester neuester Bauart, und im Gurt hing ein tief geschnallter landläufiger Colt. Dean Sloanes Dreiecksgesicht war bleich und bildete einen starken Kontrast zu Kleidung, Bart und Haar.

Mitten im Tal hielt der Reiter seinen Wallach mit harter Hand an. Das Pferd schnaubte unwillig.

»Warum schießt ihr nicht?«, rief Sloane mit dunkler Stimme. »Eine bessere Zielscheibe könnt ihr euch nicht wünschen. Los, Männer von der Bass-Ranch, schießt doch!«

»Er muss übergeschnappt sein!«, keuchte Sam Bass, wütend über diese höhnische Herausforderung. »Ich brenne ihm eins auf!«

»Nein, Dad.« Ringo schob den Waffenlauf seines Vaters zur Seite. »Er spottet zwar, aber er würde sich nie zur Zielscheibe machen, wenn nicht etwas anderes dahintersteckte. Wir sind verraten worden, Dad, die Falle ist zerschlagen. Er ist hier, um uns etwas mitzuteilen, und sicherlich nicht, um zu zeigen, wie mutig und furchtlos er ist.«

»Sloane«, rief Sam Bass, »uns kannst du nicht bluffen. Sag, was du uns zu sagen hast, und verschwinde dann. Dieses eine Mal kommst du noch davon.«

Dean Sloane lachte heiser auf.

»Ich hatte es mir ausgerechnet«, sagte er. »Auf einen Mann, der so angeritten kam wie ich, würdet ihr nicht schießen. Also gut, Männer von der Bass-Ranch, ihr habt mich nicht enttäuscht. Eine gut gezielte Kugel kann einem schon schwer zu schaffen machen, vor allem, wenn sie aus einem sicheren Versteck abgefeuert wird. Es hätte euch gut gepasst, meinen Boss und seine Begleiter wie die Hasen abzuknallen, wie?«

Genau das hatte Sam Bass vorgehabt; ein Feuerwerk auf eine vielköpfige Bande, die zahlenmäßig weit überlegen war. In seiner Verzweiflung hatte sich Sam diese Falle ausgedacht, doch sie war verraten worden. Das Erscheinen Sloanes bewies das deutlich. Sam Bass ahnte nicht, wie froh sein Sohn Ringo darüber war und wie erleichtert er aufatmete.

Wer aber hatte die Falle verraten?

»Sloane, wer hat euch informiert?«, fragte Sam Bass.

»Das weiß ich nicht«, erwiderte Dean Sloane, ohne zu zögern. »Wenn ich es wüsste, würde ich es dir aber nicht auf die Nase binden, Sam Bass. Nimm an, dass der Verräter in deiner Mannschaft ist. Es wird dir schlaflose Nächte bereiten. – Du bist jetzt am Ende, Bass. Flemmings Geduld ist vorbei. Du bist dem Boss mit deinen Leuten im Wege. Ihr habt vierundzwanzig Stunden Zeit, das Land zu verlassen.«

»Was du nicht sagst!«, höhnte Sam Bass. »Ich soll euch alles überlassen, die Ranch, die Herde und die ganze Einrichtung? So wie es andere vor mir taten, die ihr einschüchtern konntet? Die froh waren, ihr Leben gerettet zu haben?«

»Stimmt, Bass! Ihr bekommt zwar nicht einen Cent, aber ihr bleibt am Leben. Und das sollte euch doch mehr wert sein als die Güter dieser Erde.«

»Verteufelt großzügig von Flemming!«, knirschte Sam Bass böse.

»Nicht wahr? Er gibt euch freies Geleit, ihr könnt ungestört aus dem Land reiten. Dafür müsstet ihr meinem Boss eigentlich noch dankbar sein. In vierundzwanzig Stunden seid ihr nicht mehr hier.«

Dean Sloane sprach das so aus, als hegte er nicht den geringsten Zweifel daran, dass Bass abziehen würde. Das war so dreist und frech, dass dem alten Bass die Galle überzulaufen drohte. Er richtete erneut die Mündung seiner Waffe auf den Reiter.

Wieder schob Ringo den Waffenlauf zur Seite.

»Tu’s nicht, Dad«, sagte Ringo. »Er ist ein Unterhändler, und als solchen solltest du ihn betrachten, wenn es dir auch schwerfällt. Lass ihn abziehen.«

»Er verdient die Kugel, Sohn.«

»Möglich, doch nicht jetzt, Dad. Fordere ihn auf zu verschwinden. Sag ihm, dass er sich zum Teufel scheren soll.«

Sam Bass sah das ein und folgte dem Vorschlag seines Sohnes.

»Bass, du wirst es bereuen! Mein Boss gab dir die Frist, weil er sich an die Freundschaft mit deinem Sohn Ringo erinnerte. Nur darum hat er euch auch so lange verschont. Jetzt ist eure Zeit abgelaufen. Flemming lässt bestellen, dass ihr nicht früh genug davonreiten könnt. Er will euch auch Gelegenheit geben, Jim von hier fernzuhalten, denn Jim ist besonders unerwünscht.«

Nach diesen Worten nahm Sloane sein Pferd herum und ritt davon.

»Also auch das weiß er!«, murmelte Sam Bass. »Flemming weiß, dass Jim kommen wollte.« Der Alte blickte Ringo verstört an. Er atmete schwer. Seine Rechte umklammerte fest den Kolben seiner Winchester. Die Fingerknöchel schimmerten weiß unter der Haut. Ringo ahnte, dass sein Vater an den Verräter in den eigenen Reihen dachte, dass dieses Gift in ihm wirkte. Wie kein anderer hasste Sam Bass die Lüge und noch mehr den Verrat.

»Komm, Dad«, sagte Ringo, »nichts ist entschieden. Im Gegenteil, jetzt fängt es erst richtig an. Wir haben es uns zu leicht vorgestellt. Flemming ist uns nicht in die Falle gegangen.«

»Ich muss mit Betty Bronson sprechen.«

»Warum? Traust du ihr den Verrat zu?«, fragte Ringo.

Der Alte zuckte mit den Schultern, ohne zu antworten.

»Dad, traust du ihr das zu?«, fragte Ringo nochmals.

Sam Bass blickte seinem Sohn in die Augen. »Sie ist die einzige Außenstehende«, sagte er, »dazu noch eine Frau. Vielleicht hat sie ihren Mund nicht halten können, vielleicht hat sie sich einem ihrer Leute anvertraut. Das kann möglich sein.«

»Sie versprach, sich niemandem mitzuteilen, Dad.«

»Ich weiß, Ringo. Ich will nicht einmal behaupten, dass es in böser Absicht geschehen ist. Sie hatte doch ein Verhältnis mit Flemming?«

»Es war ein Freundschaftsverhältnis. Ein Schuft, der an etwas anderes denkt.«

»Die Leute munkeln so allerlei, Ringo.«

»Das hat dich doch bisher nie gestört, Dad. Plötzlich scheint es auch dein Denken zu verwirren, nur weil du nicht auf Anhieb herausfindest, wer unseren Plan verriet und Jims Kommen Flemming mitteilte. – Wir sind noch nicht unterlegen, Dad! Soll Flemming nur glauben, dass er bereits der Sieger ist. In vierundzwanzig Stunden werden wir immer noch hier sein.«

»Ich will hören, was Brabin und Wallace denken«, murmelte Sam Bass. »Los, reiten wir den beiden entgegen.«

Ringo kannte seinen Vater zu gut, um ihm zu widersprechen. Die beiden Männer verließen ihr Versteck und schwangen sich in die Sättel ihrer Pferde.

Sie ritten hangabwärts ins Tal hinein. Die beiden Cowboys kamen ihnen auf ihren Pferden entgegen.

Brabin und Wallace waren zwei alte Cowboys mit grauem Haar. Schon von weitem hörte man sie fluchen und schimpfen.

»Wer auch immer der Verräter ist«, sagte Wallace, und sein verrunzeltes Pergamentgesicht bekam einen harten Ausdruck, »ich möchte nicht in seiner Haut stecken. Am Sattel meines Pferdes wird das Lasso festgemacht, mit dem ich ihn über den Schotterhang schleifen werde!«

Brabin schien weniger temperamentvoll zu sein. Er hielt als erster an, beugte sich im Sattel vor und sagte, als alle zum Halt gekommen waren: »Flemming scheint die Rechnung ohne uns zu machen, Boss.«

»Ich kann niemanden zwingen, bei mir zu bleiben, Boys.«

»Was soll das heißen, Boss?«, kam es heiser über Wallaces Lippen.

»Dass ich keinen meiner Leute zu einem Kampf zwingen kann, der auf Biegen und Brechen und ohne Gnade geführt wird. Ich bin niemandem böse, wenn er sich seinen restlichen Lohn auszahlen lässt und aus dem Land reitet. Nie sah ich so klar wie heute. Die Übermacht ist erdrückend und unsere Chancen sind gering.«

»Ich habe erwartet, dass Dean Sloane tot hier im Tal zurückbleiben würde, Boss«, sagte Wallace. »Das wäre die richtige Antwort auf all die Unverschämtheiten gewesen, und wir hätten einen Gegner weniger. Warum wurde Sloane nicht erschossen?«

»Es hätte keinen Sinn gehabt«, erklärte Ringo. »Reiten wir zur Ranch.«

»Boss, wir bleiben!«, sagte Wallace. »Uns kann Flemming nicht einschüchtern. Aber Jim muss gewarnt werden. Es besteht immerhin die Möglichkeit, dass die Bande ihm auflauert. Seine Rückkehr muss für Flemming unerträglich sein. Er wird alles tun, damit sein alter Rivale ausgeschaltet wird.«

»Und wie soll das vor sich gehen, Ricardo?«, fragte Sam Bass. »Es gibt viele Wege hierher. Um alle zu überwachen, haben wir zu wenig Leute. Bei Jim weiß man außerdem nicht, was er tun wird und aus welcher Richtung er kommt. Wir können uns nicht aufteilen. Jim muss selbst sehen, wie er zurechtkommt, wenn es Schwierigkeiten gibt. Solange die Bande hinter ihm her ist, kann sie nichts anderes tun, denn auch sie muss sich teilen.«

»Das bedeutet also, dass es dir recht ist, Dad, dass durch die erwartete Ankunft Jims die Bande gebunden ist?«

»Ja, Ringo, so bitter das auch ist. Jim wird das verstehen, und ich halte ihn für stark genug, allen Schwierigkeiten zu trotzen. Er ist von meinem Schlag und kennt die Welt. Er ist weit herumgekommen und durch meinen Brief gewarnt. Er weiß, dass man ihm hier kein Willkommen zuruft. Es wäre unsinnig, wollten wir uns um Jim schon jetzt Sorgen machen. Los, reiten wir zur Ranch zurück und dann zur Herde, die in Sicherheit gebracht werden muss.«

»Wenn es dazu nicht schon zu spät ist, Dad.«

»Wie meinst du das, Ringo?«

---ENDE DER LESEPROBE---