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Dieser Band enthält eine kleine Auswahl unserer besten Romane beliebter Autoren der Edition Bärenklau & Bärenklau Exklusiv.
Klassiker, wiederentdeckte Kleinode der großen Westernautoren in einem Band auf weit über 700 Seiten.
Zu »Blizzard« von Larry Lash: Seit geraumer Zeit verfolgen Dan Martin und Edgar Redfield skrupellose Mörder.
Jedes Mal, wenn die Freunde glauben, den Banditen dicht auf den Fersen zu sein, läuft die Spur ins Leere, verliert sie sich im Nichts. Immer wieder versteht es die Bande, ihre Fährten so zu verwischen, als wären sie niemals an jenem Ort gewesen.
Erst in den unendlichen kanadischen Wäldern gelingt es Dan und Ed, die Gegner erneut aufzuspüren.
Hier – im Land, in dem der Blizzard geboren wurde – kommt es zum entscheidenden Kampf.
Dieser Band ist ein Muss für jeden Western-Fan!
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Larry Lash / Rico Lambert / Ben Bridges / Carson Thau / Glenn Stirling
Sie reiten mit dem Tod
Fünf Western
Copyright © by Authors/Xebusch-Verlag
Cover: © by Steve Mayer mit einem eigenen Motiv von edeebee, 2025
www.baerenklauexklusiv.de
Verlag: Xebusch. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Inhaltsverzeichnis
Impressum
Das Buch
Sie reiten mit dem Tod
Blizzard
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
Vier Fremde in Bighorn Springs
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
Trail in die Apacheria
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
Der Silber-König
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
29. Kapitel
30. Kapitel
31. Kapitel
32. Kapitel
33. Kapitel
34. Kapitel
Der Mann aus der Wüste
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
Weitere Western-Anthologien sind erhältlich:
Dieser Band enthält eine kleine Auswahl unserer besten Romane beliebter Autoren der Edition Bärenklau & Bärenklau Exklusiv.
Klassiker, wiederentdeckte Kleinode der großen Westernautoren in einem Band auf weit über 700 Seiten.
Zu »Blizzard« von Larry Lash: Seit geraumer Zeit verfolgen Dan Martin und Edgar Redfield skrupellose Mörder.
Jedes Mal, wenn die Freunde glauben, den Banditen dicht auf den Fersen zu sein, läuft die Spur ins Leere, verliert sie sich im Nichts. Immer wieder versteht es die Bande, ihre Fährten so zu verwischen, als wären sie niemals an jenem Ort gewesen.
Erst in den unendlichen kanadischen Wäldern gelingt es Dan und Ed, die Gegner erneut aufzuspüren.
Hier – im Land, in dem der Blizzard geboren wurde – kommt es zum entscheidenden Kampf.
Dieser Band ist ein Muss für jeden Western-Fan!
***
Fünf Western
von Larry Lash / Rico Lamberth / Ben Bridges / Carson Thau & Glenn Stirling
von Larry Lash
Schon der Name der Stadt sagte alles. Unwomanly hieß sie, und sie war in der Tat eine regelrechte Männerstadt, hart an der kanadischen Grenze.
Jetzt, in den letzten Herbsttagen machte sie einen geradezu trostlosen Eindruck. Dicht hinter Unwomanly begann eine Sumpf- und Moorlandschaft, die weiter nördlich von Seen, Bergen und steppenähnlichen Gebieten abgelöst wurde.
Riesige Rentierrudel durchzogen das Land. Überall stieß man auf Trittsiegel von Wapitis, Bären, Füchsen und Luchsen. In der Nähe der Moore und Seen wurden Menschen und Tiere von riesigen Mückenschwärmen geplagt.
Dan Martin zog einen kleinen Spiegel aus seiner Tasche. Sein Gesicht war von unzähligen Mückenstichen so verquollen, dass er sich kaum erkannte. Dan steckte den Spiegel ein und blickte an sich nieder. Nie in seinem Leben hatte er solche Fetzen auf dem Leib getragen.
Seine Augen glitten zu Edgar Redfield. Der Freund starrte in die Flammen des Campfeuers und blickte den Funken nach, die in die Dunkelheit stiegen, um irgendwo zu verglühen. Ihm war kalt. Sein streng geschnittener Mund glich einem schmalen Strich. Falten kerbten Stirn und Mundwinkel. Edgar Redfield hatte die Vierzig überschritten. Sein Haar war eisgrau, dicht und strähnig.
»Drei Jahre sind wir nun schon hinter den Mördern her, Dan«, sagte er aus seinen Gedanken heraus. »Diese drei Jahre kommen mir wie eine Ewigkeit vor. Manchmal waren wir den Kerlen so nahe, dass wir glaubten, sie gestellt zu haben, doch dann waren sie wie im Nebel verschwunden, und wir hatten Mühe, ihre Spuren erneut auszumachen und ihnen zu folgen. Jetzt sollen sie hier am Ende der Welt sein? Ich kann es immer noch nicht glauben.«
Das konnte Dan Martin auch nicht, aber er schwieg. Er zurrte die Zeltgurte straff und wischte fahrig über sein Haar, das im Laufe der Jahre graue Strähnen bekommen hatte. Auch er war über vierzig Jahre alt, doch aus seinen stahlblauen Augen leuchteten Mut und Energie.
Man konnte in den beiden Partnern Cowboys vermuten, die es so hoch im Norden jedoch nicht gab. Hier sah man nur wenige Rinder, dafür aber umso mehr Schafe.
Wenn man – was selten geschah – Menschen traf, dann waren es entweder Schafzüchter, Waldläufer, Fallensteller, Digger, Glücksritter oder Ausgestoßene. Vor allen Dingen die Geächteten hatten hier viele Möglichkeiten, sich dem nach ihnen fahndenden Gesetz zu entziehen. Wer fragte schon danach, wenn jemand über die Grenze wechselte? Kanada war weit und groß, und die Gesetzeshüter konnten nicht überall sein.
Die beiden am Feuer sitzenden Männer fielen also in dieser Gegend nicht auf. Vor ihnen waren schon unzählige Menschen nach Norden gezogen, um sich der Verfolgung durch die Yankees zu entziehen. Sogar Sitting Bull mit den Resten seiner Hunkpapa-Sioux und Tokei-ihto, der berühmte Dakota-Häuptling, waren hierher geflohen. Vor und nach diesen beiden berühmten Indianern mit ihren Stämmen hatten es zahlreiche kleine Indianergruppen versucht. Sie wollten in der Freiheit leben und nicht in der Reservation untergehen. Sie alle waren in dem Land der Sümpfe, Moore und Wälder untergetaucht.
Diesen Indianern machten es viele weiße Männer nach, entweder, weil in den Sheriff Offices in Amerika ihre Steckbriefe hingen, oder weil sie einen besonderen Grund hatten, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten für immer zu verlassen. Für jeden dieser Menschen stand allerdings fest, dass der Norden kein Paradies war. In diesem Land wurde niemandem etwas geschenkt. Es war hart und rau, abweisend und nüchtern, und die Menschen, die hier wohnten, waren wie das Land geworden. Jedem Neuling gegenüber verhielten sie sich misstrauisch und abwartend. In Fremden witterten sie von vornherein Feinde.
Diese Erfahrung hatten Dan Martin und Edgar Redfield bereits gemacht. Hier fehlte die Gastfreundschaft, wie sie beispielsweise in Texas üblich war, ja, sogar Tradition geworden war.
Die beiden Freunde stammten aus Texas. Die Wärme dieses Landes war in ihnen, aber auch der Stolz der Texaner, der sogar nach dem verlorenen Krieg ungebrochen war.
»Ein verdammtes Land!«, knurrte Ed Redfield. »Die Mücken fressen mich noch bei lebendigem Leibe auf!« Er wischte sich über das fettverschmierte Gesicht und schaute zu den Pferden hinüber, die ebenfalls keine Ruhe fanden.
»Wir werden trotzdem nicht aufgeben«, sagte Dan Martin ruhig, »sondern den Mördern weiter folgen, wie wir es uns geschworen haben – und sei es bis in die Hölle.«
»Wir sind bereits mitten in der Hölle, Sonny«, grinste Ed und zog die Füße etwas von den Flammen weg.
Nun, dieses Land hier war keineswegs Texas. Es gab unvorstellbar viele Tümpel, Licks genannt.
Manche dieser Licks waren so groß wie kleine Seen. Auch die dichten Teppiche von Blau, Preisei und Huckelbeeren gab es in Texas nicht, ebenso wenig Pappeln, Erlen und Birken in der Fülle wie hier.
Die Weltabgeschiedenheit dieser Landschaft war etwas, was jedem Fremden zu schaffen machte. Die beiden Männer waren zum Glück gut ausgerüstet.
Für die Pferde war dieses Land eine Strapaze, doch bisher hatten sich die Freunde noch nicht dazu entschließen können, auf die Tiere zu verzichten. Solange kein Schnee lag, konnten sie keine Huskies benutzen. Sie konnten sich also mit dem Kauf von Schlitten und Schlittenhunden Zeit lassen.
»Ich mache jetzt den Kontrollgang«, sagte Ed. »Heute bist du der Koch.«
»Mit dem Kochen wird’s nicht viel. Wir haben kein Fleisch mehr und müssen uns mit einigen Biskuits begnügen.«
»Dann warte, bis ich zurückkomme«, erwiderte Ed. »Vielleicht gelingt es mir, einen Braten aufzustöbern.«
»Nur zu! Ich werde den Kessel über die Feuerung hängen und das Wasser kochen lassen. Sieh zu, dass wir Fleisch in den Topf kriegen!«
»Man müsste einen Elch auftreiben können. Ich hörte von einem Waldläufer, dass sich diese Tiere kaum in den flachen Gebieten aufhalten, auch nicht in den Mooren und Sümpfen, wie es oft angenommen wird. Hier müsste es Elche geben.«
Dan Martin nickte. Er war nicht ein so guter Jäger wie sein Partner. Er hatte auch nicht die Jagdleidenschaft wie Ed, obwohl er schneller und besser schießen konnte als dieser. Beide waren gut ausgerüstet. Für ihre Winchester und Revolver hatten sie genügend Munition. Vor ihrem Trail hatten sie an alles gedacht und sich außerdem von Kennern des Nordens beraten lassen. Es gab nichts, was man als überflüssigen Ballast hätte ansehen können. Sogar Sturmleuchte, Mückensalbe, Angeln und Geschirrzeug für die Huskies waren vorhanden. Jagdmesser, Äxte und Schaufeln gehörten ebenfalls zur Ausrüstung. Mit Sorgfalt war alles zusammengetragen worden. Auch das Zelt tat gute Dienste.
Edgar Redfield schulterte seine Winchester, schnallte sein Revolverholster fest an den rechten Oberschenkel und machte sich auf den Weg. Unter seinen Stiefeln raschelte das Herbstlaub.
Der Weg Eds führte an kleinen Lichtungen vorbei, die im hellen Mondschein lagen. Sein Schritt wurde leiser. Er mied die Stellen, wo das Laub lag, und versuchte auf moosigem Grund zu bleiben.
Nach einer Weile hörte Ed den Ruf eines Elches. Ed blieb stehen. Aus Erfahrung wusste er, dass das Tier höchstens fünfzig Meter entfernt sein konnte.
Er nahm seine Winchester langsam von der Schulter und klemmte sie unter den Arm. Vorsichtig bewegte er sich weiter. Er wusste nur zu gut, wie schnell er das Wild durch ein Geräusch vergrämen konnte.
Ed musste den Elch erwischen. Seit Tagen hatten sie kein Fleisch mehr zwischen den Zähnen gehabt. Wenn er den Elch erlegen konnte, so bedeutete das, dass sie für viele Tage versorgt waren.
Edgar Redfield schlug einen großen Bogen und schlich sich gegen den Wind. Fester klemmte er die Winchester unter den Arm. Er erinnerte an einen Panther, der sich einem Wild nähert.
Im nächsten Augenblick sah er das Tier äsend aus einem Pappeldickicht treten. Die Winchester flog hoch, der Schuss krachte. Das mächtige Tier warf sich herum. Äste knackten unter seinen Hufen.
Ed blickte verzweifelt auf seine Winchester. Der Elch war geflohen. Hatte Ed in dem schwachen Büchsenlicht das Blatt verfehlt? Er hastete vorwärts und traf auf die deutlich sichtbare Fährte. Die Schweißspur verriet, dass er getroffen hatte. Das mächtige Tier musste sich irgendwo in dem Dickicht verborgen haben.
Ed Redfield folgte der Fährte und blieb dann und wann stehen. Nach kurzer Zeit schon sah er den Elch vor sich liegen. Die weit ausladenden Schaufeln hatten sich in den Moosboden gebohrt.
Der Mann machte kehrt und eilte zum Lager zurück. Er brauchte die Pferde, um den Elch in das Camp zu schleifen.
Kurz vor dem Zelt glaubte Ed plötzlich Hufschlag zu hören. Er blieb stehen und lauschte in die Nacht hinein. Dann begriff er, dass er sich nicht täuschte. Dumpfer Hufschlag näherte sich dem Lager.
»Reite ins Mondlicht!«, hörte er in diesem Augenblick Dan Martins Stimme. »Nimm den Stetson ab, damit ich dir ins Gesicht sehen kann, Fremder!«
»All right!«, tönte es dunkel zurück. »Ihr seid sehr vorsichtig!«
Statt einer Antwort war Dans leises Lachen zu hören. Sicherlich stand Dan jetzt irgendwo in Deckung und hielt seine Waffe auf den Reiter gerichtet.
Dass der Fremde gleich zwischen zwei Feuer geraten war, ahnte er sicherlich nicht. Ein Entweichen war für ihn unmöglich.
Edgar Redfield bewegte sich rasch weiter und tauchte im Hintergrund des Camps auf, als der Reiter gerade sein Pferd im hellen Schein des Lagerfeuers zum Halt brachte und den Stetson abnahm.
By Gosh, was war das? Eine Welle goldblonden Haares fiel über den Rücken des Reiters und leuchtete im Schein des Lagerfeuers. Dan und Ed standen starr vor Staunen. Nein, so sah ein Mann ganz und gar nicht aus. Vor ihnen im Sattel saß ein Mädchen. Die Königin der kanadischen Wälder schien persönlich zu zwei Langreitern gekommen zu sein.
Die beiden Männer dachten daran, dass sie abgerissenen Satteltramps glichen, aber das schien das Mädchen nicht sonderlich zu berühren. Die Fremde blickte zuerst Dan und dann Ed an. Ein Lächeln lag um ihren Mund.
Als Erster fing sich Dan. Er ging zu dem Pferd, streckte die Hände aus und half dem Mädchen aus dem Sattel.
Doch dann stand er wieder reglos wie Ed und blickte die Fremde an. Sie trug enge Reithosen. Mit einer Reitgerte klatschte sie gegen ihre Stiefelschäfte. Sie schien voller Ungeduld zu sein, und auch das Anstarren der Männer behagte ihr offenbar wenig.
»Ich bin nicht vom Mond heruntergefallen, Gents«, sagte sie. »Ich habe mich verirrt, und der Geruch des Feuers trieb mich hierher. Ich bin Dorothy Graham. Ich habe Hunger, und in eurem Kessel kocht das Wasser.« Sie unterbrach sich, trat an den Kessel und blickte hinein. »Es sieht aus, als wäre ich gerade zur richtigen Zeit gekommen, um das Essen zu kochen.«
Die Selbstsicherheit ihres Auftretens beeindruckte die Freunde und machte sie linkisch und verlegen.
»Sie wollen kochen, Madam?«, schnappte Ed.
»Wundert Sie das? Ich tue es jeden Tag. Mein Vater beschäftigt zehn Reiter. Er besitzt die größte Schafherde hier in der Gegend. – Stört Sie das?«, wandte sie sich an Ed, der das Gesicht verzog. »Sie sind wohl ein Rindermann?«
»Ja, Madam!«
»Dann haben Sie sich die falsche Gegend ausgesucht, um einen Job zu bekommen. Hier ist ausgesprochenes Schafland, und weiter nach Norden zu können sich nicht einmal Schafe halten. Mein Vater war früher auch ein Rindermann und war nicht wenig stolz darauf. Das hat sich geändert. Heute weiß er, dass es nicht darauf ankommt, worauf man stolz ist, sondern darauf, etwas zu leisten und eine begonnene Arbeit zu Ende zu führen. Es ist nicht leicht, hier Schafe zu hüten. Die Wälder sind voll von Raubzeug. Die Schafhirten führen ein hartes Leben und stehen den Rinderleuten in nichts nach. Ich möchte fast behaupten, dass sie noch mehr als diese leisten müssen. Sie …«
»Madam, wir haben beide nichts gegen Schafhirten«, unterbrach Dan sie sanft. »Seien Sie uns willkommen! Wenn Sie ein Essen zubereiten wollen, müssen Sie allerdings noch ein wenig warten. Ich denke, dass mein Partner einen Elch erlegt hat.«
»Ich habe einen Schuss gehört und mir gleich gedacht, dass jemand auf Jagd ist. Ich weiß sehr gut, wie man frisches Wildbret zubereitet und helfe Ihnen gerne«, erklärte sie und blickte einen nach dem anderen an.
»Wird sich Ihr Vater keine Sorgen um Sie machen?«, fragte Ed.
»Er weiß, dass ich mir selbst helfen kann«, erwiderte Dorothy Graham. »Es ist nicht das erste Mal, dass ich über Nacht fortbleibe. Ich liebe die Wälder sehr, und mein Vater weiß, wie gut ich mich auf meinen Ausflügen erhole. Auf diese Freiheit möchte ich nicht verzichten.«
Dorothy Graham band ihr Pferd an und kam zum Feuer zurück. Wieder schaute sie in den Kessel.
»Holt den Elch!«, sagte sie, als hätte sie das Kommando im Lager übernommen.
Noch nie hatte eine Frau den beiden Männern Befehle gegeben, und weder Ed noch Dan regten sich. Die Freunde sahen sich an, als ob sie sich erst mit Blicken über ihr weiteres Verhalten verständigen müssten. Ed hob die Schultern, um sie gleich wieder sinken zu lassen, dann grinste er seinen Partner an. Wortlos wandte er sich ab und ging zu den Pferden. Dan blieb nichts weiter übrig, als ihm zu folgen. Wenig später waren sie mit den Pferden unterwegs, um den Elch ins Lager zu holen.
»Was nun, wenn sie während unserer Abwesenheit das Lager ausräumt und wir bei unserer Rückkehr feststellen müssen, dass Mädchen und Ausrüstung verschwunden sind?«, knurrte Ed seinen Freund an.
»Dann bestätigt sich erneut, dass eine schöne Frau zwei ausgewachsenen Männern den Verstand klauen kann. In diesem Falle gäbe es keine größeren Narren als uns beide.«
»Und trotzdem machst du nicht kehrt?«
»Zum Teufel, nein! Das wäre gegen das Gesetz der Gastfreundschaft«, knurrte Dan.
»Oder hat es dir die Lady angetan?«, stichelte Ed.
»Dir etwa nicht?«
»Auch mir«, gab Ed zu. »Bedenke, wie lange wir unterwegs sind. Ein solches Mädchen macht sogar eine alte Rothaut munter. – Vielleicht wurde sie uns vom Teufel geschickt, um uns zu versuchen.«
»Nein«, knurrte Dan. »Ich kann mir nur vorstellen, dass ein Engel sie schickte, damit wir daran erinnert werden, dass diese Welt auch noch eine Menge Freuden für uns bereit hat. Das haben wir bei unserer Jagd auf bestimmte Kerle fast vergessen.«
»Und jetzt willst du die Jagd aufgeben, Freund?«, fragte Ed.
»Nein, das kann keiner von uns beiden.«
»Drei Jahre sind eine verdammt lange Zeit. Das Mädchen musste auftauchen, um uns das deutlich zu machen. Wir sind am echten Leben vorbeigeritten, und man wird mit der Zeit müde, Ed. Man sehnt sich nach Frieden, Ordnung und Ruhe«, stellte Ed fest.
»Tust du das?«, klang es hart zurück. »Ich nicht!«
»Man lebt nur einmal«, erwiderte Ed und sah den Partner von der Seite an. Er blickte in das düster verzogene Gesicht und erkannte nur zu deutlich, dass der Schwur, den sie vor drei Jahren getan hatten, nicht auszulöschen war. Nein, dieser Schwur verband und ließ es nicht zu, dass man auseinanderging und dass jeder sein eigenes Leben anfing. Dieser Schwur, den Ed Redfield jetzt mehr denn je als unsinnig fand, trieb beide Partner mit gnadenloser Gewalt an.
Es war jetzt besser zu schweigen. Der Elch musste ins Lager gebracht werden. Dan sah sofort, dass sein Partner ein prächtiges Tier erlegt hatte. Die Männer beeilten sich, und bald ging es zum Camp zurück.
Dorothy Graham war noch da. Sie war nicht mit der Ausrüstung verschwunden. Fachmännisch betrachtete sie das erlegte Tier und sah dann zu, wie Dan und Ed es aufbrachen. Ein paar gute Fleischstücke wurden für das Abendessen herausgeschnitten, dann machten die Männer sich an das weitere Abhäuten und Zerlegen.
Währenddessen kümmerte sich das Mädchen um das Essen. Sie unterhielt das Feuer und suchte Salz und andere Gewürze aus den Packen.
Schweigend verrichtete jeder seine Arbeit. Den beiden Männern kam es wie eine Selbstverständlichkeit vor, dass das Mädchen bei ihnen war.
Dorothy war froh über das Schweigen. Erst als sie das Essen fast fertig hatte, hoben Dan und Ed die Köpfe und schnupperten zum Feuer hin.
»Nur noch ein wenig Geduld, Gents! Es ist gleich so weit.«
»Ich denke, es wird die beste Mahlzeit seit Wochen«, murmelte Ed. »Es riecht so gut.«
»Ha, Ed hielt sich bisher für den besten Koch, und jetzt verteilt er Vorschusslorbeeren«, spottete Dan Martin.
»Ich kann nur hoffen, dass das Lob nicht verfrüht ist«, erwiderte das Mädchen schlagfertig. Schon etwas später sagte sie. »Kommt und holt es euch!«
»Das klingt so vertraut wie auf einer Ranch in Texas!«, stellte Ed Redfield fest.
Alle drei nahmen am Feuer Platz. Die Fleischsuppe wurde gelöffelt und danach das Fleisch gegessen. Das Mädchen hatte wirklich eine köstliche Mahlzeit bereitet. Die Freunde sparten nicht mit dem Lob. Das Temperament der Texaner kam zum Durchbruch, und Dorothy fühlte, dass die Komplimente echt waren. Diese Männer waren ganz anders als die, mit denen sie auf der Ranch ihres Vaters und in der Stadt zu tun hatte. Keiner versuchte den anderen auszustechen und sich bei ihr einzuschmeicheln. Sie erinnerte sich an die Worte ihres Vaters, der einmal zu ihr gesagt hatte: »Die Männer aus dem Süden sind noch wie echte Ritter, die des Nordens wie die Eislandbären, ungehobelt und ungeschickt.« Das konnte Dorothy jetzt feststellen.
Das Mädchen fragte sich, was die beiden wohl in den Norden getrieben hatte. Sie wagte jedoch nicht, diese Frage laut werden zu lassen. Sie achtete die ihr gebotene Gastfreundschaft und ahnte, dass derartige Fragen Misstrauen und Befremden heraufbeschwören würden. Diese Männer sahen außerdem auch nicht aus, als hätten sie etwas ausgefressen und wollten vor dem Gesetz über die Grenze fliehen.
»Mein Vater kann noch Hirten gebrauchen«, sagte sie aus ihren Gedanken heraus.
»Ist das ein Angebot, Madam?«, erkundigte sich Ed.
Das Mädchen nickte, und Dan Martin sagte ruhig:
»Unsere Zeit ist beschränkt, Madam. Vielleicht müssen wir noch weiter nach Norden – über die Grenze. Vielleicht ist Unwomanly die letzte Station, aber das muss sich erst noch herausstellen.«
»Sie suchen jemand?«, platzte Dorothy heraus.
»Ja«, gab Dan zu, »so ist es.«
»Das Land ist sehr groß«, erklärte Dorothy. »Wenn jemand verschwinden will, kann er das nur zu leicht. Kanada ist unübersichtlich, es ist einfach, dort unterzutauchen. So manches Aufgebot, das auf einer heißen Spur war, musste in Unwomanly kehrtmachen und unverrichteter Dinge wieder abziehen. Das Gesetz steht hier auf tönernen Füßen. Die Leute haben ihre Eigenarten, und man kann nicht von ihnen sagen, dass sie das Gesetz lieben oder ihm helfen. Jeder ist sich hier selbst der Nächste.«
»Sie sprechen so, Madam, als könnten Sie in uns lesen.«
»Vielleicht ist das wirklich so«, erwiderte sie, ohne zu zögern. »Man macht seine Beobachtungen. Wenn so gut ausgerüstete Männer hier in die Wälder vorstoßen, sind sie entweder selbst Gehetzte, oder sie hetzen andere, die sich dem Gesetz entziehen konnten. So mancher Kopfgeldjäger ritt schon hier durchs Land. Solche Männer werden auch durch Grenzen nicht aufgehalten. Manchmal kommt einer zurück, oft aber auch nicht. Niemand weiß, was in den Tundren Kanadas geschah, welche Tragödien sich abspielten. Die Spuren löschten aus, der Wind verwehte sie. Das große Vergessen legte sich darüber, und nicht ein Hauch von dem, was war, bleibt zurück.«
Den Männern kamen die Worte des Mädchens seltsam vor. Sie fragte nicht danach, was sie beide antrieb, aber Ed und Dan wussten, dass sie sagen wollte: Die Rache überlasst Gott, noch ist es Zeit, sich umzustellen und in ein normales, bürgerliches Leben zurückzukehren. Auch hier ist Platz für Menschen.
Alles, was das Mädchen sagte, war klar, und die beiden Freunde hatten das Gefühl, als wäre Dorothy schon seit Wochen bei ihnen.
»Mein Vater hat Schwierigkeiten«, fuhr sie nach langem Schweigen fort. »Er könnte Hilfe gebrauchen.«
»Es gibt doch sicherlich Leute in der Stadt, die ihm notfalls zur Verfügung stehen?«, fragte Dan.
»Nicht, solange Kevin Davitt die Stadt auspresst und beherrscht«, erwiderte sie. »Wer zahlt, braucht den Sheriff nicht zu fürchten. Die Schmuggler, Banditen und alles scheue Gelichter stehen hinter ihm. Die wenigen, die es nicht tun, leben in ständiger Angst. Sie werden sich hüten, für meinen Vater zu reiten!«
»Sind die Schwierigkeiten Ihres Vaters sehr ernst, Madam?«
»Sehr!«, bestätigte sie.
»Hat er sich diesem Kevin Davitt widersetzt und ist er ihm in die Quere gekommen?«, wollte Ed wissen.
»Schon oft«, antwortete Dorothy. »Sie müssen wissen, dass mein Vater ein aufrichtiger und gradliniger Mann ist, vielleicht ein wenig zu unnachgiebig und zu offen. Seine Ehrlichkeit könnte einigen Leuten in der Stadt eines Tages zum Verhängnis werden. Dreimal hat man ihn gewarnt, dreimal durch Drohbriefe wissen lassen, dass seine Zeit auf Erden abgelaufen ist. Dad lacht nur darüber, er hat keine Angst. Ich ängstige mich desto mehr um ihn. Seine Gegner sind nicht zimperlich; es kommt ihnen auf einen Mord mehr oder weniger nicht an. Immer wieder habe ich Dad gebeten, dass er vorsichtiger sein soll. Er hört aber nicht auf mich. Bisher sieht es aus, als hätte er recht, als sähe ich zu düster.«
Dorothy verstummte, um Wasser zum Spülen in den Kessel zu füllen.
Das Schweigen wirkte bedrückend. Edgar Redfield und Dan Martin boten dem Mädchen das Zelt zum Schlafen an. Sie drängten sie, das Angebot anzunehmen, und waren beide bereit, im Freien zu nächtigen.
Bevor sich Dorothy Graham zurückzog, sagte Dan zu ihr:
»Wir reiten mit Ihnen zur Ranch Ihres Vaters, Madam. Vielleicht ist er damit zufrieden, wenn er uns für kurze Zeit einstellen kann. Jetzt gehen Sie aber ins Zelt. Der Wind ist kalt geworden. Es riecht nach Schnee, Madam.«
»Zu früh für diese Jahreszeit«, entgegnete sie. »In etwa vier Wochen kündigen die Blizzards den Winter an. Bis dahin ist also noch Zeit.«
Der Morgen brach an. Helle Nebel durchzogen die Wälder. Das Prasseln des Lagerfeuers weckte die Männer. Sie richteten sich auf und sahen, dass ihr Gast bereits dabei war, Kaffee zu kochen.
Edgar Redfield und Dan Martin erhoben sich. Sie liefen rasch zum nahen Bach, um sich zu waschen. Danach kümmerten sie sich um die Pferde. Auch Dorothys Tier bekam einen Futtersack mit Mais umgehängt.
»Kommt und holt’s euch!«, hörten sie das Mädchen rufen.
Für jeden lag eine Portion Fleisch bereit. Dorothy wartete, bis die Männer zugriffen, und füllte dann die Blechtassen mit dampfendem Kaffee. Ein frischer Morgenwind bewegte die Blätter der Bäume und verhinderte, dass die Mücken bereits wieder über Menschen und Tiere herfielen. Hell spannte sich der azurblaue Himmel über den dunklen Wäldern. Nur vereinzelte weiße Wolken segelten am Himmel dahin. Es war ein Tag, wie man ihn sich schöner nicht wünschen konnte.
Ohne Eile frühstückten die drei Menschen, dann brachen sie das Camp ab.
Ed und Dan schnitten die besten Stücke aus dem Elch und hängten den Rest zum Trocknen im Geäst auf. So war es hier in den Wäldern Brauch. Für jeden, der Fleisch gebrauchen konnte, behielt es somit seinen Wert. Diese Sitte stammte noch aus der Pionierzeit, als es kaum einen Menschen in den Wäldern gab und einer an den anderen dachte. Kein Jäger ließ Wildbret einfach liegen, wenn er es nicht wegschaffen konnte.
Wenig später verließen die Freunde und Dorothy Graham das Lager. Der Ritt ging nach Norden, und bald schon stießen sie auf einen von Rädern und Hufen zernarbten Weg. Er führte an einem Sumpf vorbei und dann wieder durch die Hügel.
Ed Redfield hielt an, als er die Fährte einer Schwarzbärfamilie sah, die den Weg kreuzte.
Die noch frischen Trittsiegel verrieten, dass die Bären nicht weit entfernt sein konnten. Die Pferde schnaubten unruhig.
»Sie sind in den Brombeeren«, sagte Dan und deutete auf eine Hügelkette.
Man sah nichts von den Tieren, und Ed meinte:
»Es ist besser, einen Bogen um die Bärin zu machen. Wenn sie ihre Jungen bei sich hat, ist sie besonders gefährlich.«
»Die Bären unserer Wälder sind sehr stattlich«, meldete sich Dorothy Graham. »Man sagt, dass die stärksten Bären im Nordwesten der USA, in Kanada und Alaska vorkommen, ganz gleich, ob es sich nun um Braun- oder Schwarzbären handelt, um den Grizzly oder den Alaskabär. Alle diese Rassen haben einen verhältnismäßig leichten Winterschlaf. Die Tiere, die in Alberta oder British-Columbia vorkommen, sind zwar von der gleichen Rasse, doch sie sind wesentlich kleiner. Das trifft auch auf den Elch und alle anderen Wildarten zu. Es hat den Anschein, dass dabei das Klima eine nicht unwesentliche Rolle spielt.«
Die Männer sahen sich an und wechselten einen schnellen Blick. Sie waren erstaunt über das Wissen des Mädchens. Beide betrachteten Dorothy seit dem Morgen mit verstohlenen Blicken.
Das Land schien menschenleer zu sein. Sumpfgebiete wechselten mit Landstrichen ab, die für die Rinderzucht ungeeignet waren. Dann und wann sah man von einem Hügelrücken herab kleinere Seen, umrahmt von Tannen und Mischwäldern.
Um die Mittagszeit tauchten die ersten Fallensteller- und Heimstättenhütten auf. Es waren armselige Behausungen, doch so fest gebaut, dass sie den Unbilden der Witterung standhielten. Die Dächer waren mit plattgeklopften Konservenbüchsen abgedeckt.
Menschen bekamen die drei Reiter nicht zu Gesicht. Bei einer der Hütten begannen mehrere im Zwinger gehaltene wolfsähnliche Hunde wie rasend zu bellen. Sie rannten gegen den Draht. Aber auch jetzt kam niemand aus der Hütte, um nach der Ursache des Lärms zu forschen.
»In Texas wäre bereits eine Winchester auf uns gerichtet, und jemand würde uns bitten, langsam näher zu kommen, damit man uns unter die Stetsonkrempe sehen könnte«, sagte Ed kopfschüttelnd. »Es müssen doch Menschen da sein.«
»Vielleicht sind sie in der Stadt«, antwortete Dorothy Graham. »Die Stadt ist nur noch fünf Meilen von hier. Wir sollten aber nicht nach Unwomanly reiten, sondern zur Ranch. Unsere Ranch liegt in der Nähe der Stadt, und Dad wird sich freuen, wenn ich Gäste mitbringe. Er stammt zwar nicht aus Texas, kommt aber aus Arizona und schätzt die Texaner sehr.«
»Sind seine Schafhirten keine ehemaligen Cowboys?«
»Nicht einer«, gab Dorothy offen Auskunft. »Zehn Männer sind es, und keiner von ihnen stammt aus diesem Land. Welcher Wind sie hierhertrieb, das könnten nur sie selbst sagen. Es steht fest, dass keiner über seine Vergangenheit redet und dass alle froh sind, hier eine Bleibe gefunden zu haben. Jeder von ihnen hat wohl seine Geschichte, aber kaum einer von ihnen ist ein Kämpfer.« Den letzten Satz betonte das Mädchen besonders und schaute dann an den Männern vorbei.
Ed und Dan begriffen nur zu gut, was in ihrer Absicht lag. Ihrem Vater fehlten die Kämpfer in seiner Mannschaft. Nach Dorothys Worten wurde er bedroht und konnte sich kaum auf seine Männer verlassen. Das Mädchen brauchte das nicht noch deutlicher auszusprechen.
Sollte man sich Dorothy Graham zuliebe einige Zeit der Mannschaft ihres Vaters anschließen? Die Freunde bereuten die Zusage nicht, für kurze Zeit in die Mannschaft einzutreten, aber sie waren auch nicht recht glücklich darüber. Beide fühlten, dass das Mädchen sie eingefangen und mit einem unsichtbaren Lasso an sich gekettet hatte. Keiner wollte das jedoch dem anderen eingestehen. Eines Tages würden sie weiterreiten, dann konnte auch das Mädchen sie nicht mehr halten. In Unwomanly hofften sie zu erfahren, wohin sich die Kerle gewandt hatten, die sie stellen und vernichten wollten.
Erst wenn sie ihren Schwur eingelöst und ihre Aufgabe erfüllt hatten, würden sie sich wieder frei bewegen können, vorausgesetzt, dass sie alles gut überstanden. Die Männer, die sie suchten, gehörten nicht zu der Sorte, die große Umstände macht, sondern zu jener, die eiskalt jedes Hindernis aus dem Wege räumt.
In quälende Gedanken versunken, starrten Ed und Dan schweigend vor sich hin. Dorothy war es, die das Schweigen brach, als die Ranch ihres Vaters sichtbar wurde.
»Dort!«, rief sie und deutete nach vom.
Umrahmt von Corrals lag die Ranch vor ihnen. Die Gebäude waren aus geschälten Baumstämmen errichtet, wie es hierzulande üblich war. Alles war großzügig angelegt und verriet, dass der Erbauer für die Zukunft geplant hatte. Die Ranch erinnerte an eine mittlere Ranch im Süden. Es gab offene Schuppen, eine Schmiede, Tränktonnen, die durch eine Wasserleitung aus ausgehöhlten Baumstämmen ständig mit frischem Wasser versorgt wurden, eine Schafwasch- und -scheranlage. Auffallend war, dass sich auch hier kein Mensch zeigte.
Das konnte kein Zufall mehr sein. Die Haltung des Mädchens verriet es deutlich. Sie hob sich in den Steigbügeln, um sich gleich wieder zurückfallen zu lassen. Ihr Blick glitt unruhig zu ihren Begleitern.
Die drei Reiter trieben ihre Pferde aus dem Schatten der Bäume heraus in das freie Gelände. Schon im nächsten Moment tauchte am Ranchtor ein Mann auf, der eine doppelläufige Schrotflinte in Anschlag brachte. Im gleichen Augenblick schien er aber das Mädchen zu erkennen und ließ die Waffe sinken. Trotzdem verlor der grauhaarige Alte sein Misstrauen nicht. Aufmerksam spähte er zu den sich rasch nähernden Reitern hin.
Als Dorothy Graham und die beiden Freunde vor ihm die Pferde verhielten, musterten seine flinken Wieselaugen Ed und Dan ziemlich aufdringlich.
»Josuah, wo ist Dad?«, wandte Dorothy sich an den Alten.
Der Mann blickte sie an. Seine altershellen Augen schienen leer zu sein und durch das Mädchen hindurch in weite Fernen zu sehen. Dorothy musste ihre Frage wiederholen, dann erst begriff der Alte.
»Dorothy«, murmelte er ausweichend, »du bringst Fremde hierher?«
»Gefällt dir das nicht, Josuah?«
»Nein!«, stieß der Alte zwischen den Zähnen hervor. »In jedem Fremden sehe ich einen Feind, und das zu Recht, Mädel. Ein Fremder war es, der deinen Vater auf der Mainstreet anrief und ihn dann niederschoss!«
Dorothy Graham zuckte zusammen. Ihre Rechte klammerte sich um das Sattelhorn, und ihr Blick war so auf Josuah gerichtet, als zweifele sie an seinem Verstand. Sie war so erschüttert, dass sie kein Wort über die Lippen brachte. Erst nach einer Weile fragte sie heiser:
»Tot?«
Der Alte schüttelte zornig den Kopf.
»Nein, dein Vater ist nicht tot, aber er ist schwer verwundet. Unsere Boys sind in der Stadt. Sie haben deinen Vater zum Doc gebracht. Sie versuchten, den Fremden zu stellen, und hätten ihn an einen starken Ast gehängt, wenn sie ihn hätten erwischen können. Es wäre ihnen auch gelungen, aber dieser verdammte Kevin Davitt und seine Meute haben ihn in Schutz genommen. Wieder einmal hat dieser Dreckskerl seine Hände im Spiel. Dabei tut er, als hätte er mit der unverschämten Herausforderung des Fremden nichts zu tun.«
Der Alte schwieg und blickte Dan Martin und Edgar Redfield zornig an.
»Sprich nur weiter!«, sagte Dorothy Graham. »Edgar Redfield und Dan Martin sind meine Freunde. Was ist noch geschehen?«
»Wie schon gesagt, ein Fremder, ein Revolvermann, rief deinen Vater ohne ersichtlichen Grund auf die Straße und forderte ihn höhnisch zum Ziehen auf. Dein Vater fragte nach dem Grund und wurde verspottet. Er hatte so gut wie keine Chance. Der Fremde war gut informiert, er wusste genau, dass dein Vater aufbrausen würde, wenn man ihn reizte. Niemand kann mir erzählen, dass der Kerl zufällig hierherkam. Für mich steht fest, dass er für Kevin Davitt arbeitet. Aber das soll dem Schuft erst mal jemand nachweisen! – Wohin willst du, Dorothy?«
»Zur Stadt!«, rief sie. »Ich muss mit meinem Vater sprechen.«
»Es geht ihm nicht gut, Dorothy«, kam es leise über die Lippen des Alten. »Der Doc wird dir nicht erlauben, dich mit ihm zu unterhalten. Bleib lieber hier!«
Das Mädchen hörte nicht auf Old Josuah. Es hatte schon sein Pferd herumgenommen.
Dan und Ed luden ihre Fleischvorräte ab und folgten Dorothy, als wäre das die selbstverständlichste Sache der Welt.
»Es sieht so aus, als sollten wir von Anfang an Schwierigkeiten bekommen«, sagte Dan leise.
Ed nickte. »Waren wir je ohne Schwierigkeiten?«, fragte er und lachte hart. »Ich hätte nur zu gern gewusst, wie der Sheriff zu dieser Schießerei steht.«
»Das kann ich Ihnen sagen«, warf Dorothy ein. »Sam Bass, der Sheriff, ist die rechte Hand von Kevin Davitt. Er kam mit Davitt zusammen ins Land. Wollen Sie noch mehr über diesen Sheriff wissen?«
»Nein!«, erwiderte Ed Redfield. »Es liegt klar auf der Hand, dass Bass seinen Posten durch Davitt bekam. Das zeigt, wie groß Davitts Einfluss bei der Sheriffwahl war. Fürchten sich die Leute vor ihm?«
»Fast alle haben Furcht. Bei der Wahl des Sheriffs ging es nicht korrekt zu, doch niemand traut sich, darüber zu sprechen. Außer meinem Vater wagte es bisher keiner, Davitt die Stirn zu bieten. Wie habe ich Dad immer gewarnt!«, rief sie leise, und Tränen rannen ihr über die Wangen. »Wollen Sie jetzt noch immer für kurze Zeit in unsere Sättel steigen?«, erkundigte sie sich.
»Madam, mein Freund und ich halten unser Versprechen.«
»Ich möchte nicht, dass Sie in eine Sache hineingestoßen werden, die Ihnen über den Kopf wachsen kann.«
»Gerade das würde uns besonders reizen«, erwiderte Ed ruhig. »Sie werden Ihren Vater sehen und mit den Männern Ihrer Crew sprechen. Wir können nur hoffen, dass es Ihrem Vater bald wieder besser geht. Der Doc wird Ihnen darüber Auskunft geben, und das wird Sie sicherlich ein wenig beruhigen. – Auf welcher Seite steht der Doc eigentlich?«
Das Mädchen zuckte die Schultern und sagte dann mit leiser Stimme:
»Ich weiß es nicht.«
Die Freunde wechselten einen schnellen Blick. Sollte auch der Doc von Davitt gekauft sein? Er war auch nur ein Mensch und konnte in einer Stadt, die von einem mächtigen Burschen beherrscht wurde, nicht abseitsstehen.
»Was ist der Doc für ein Mann?«, wollte Dan wissen.
»Er ist ein ruhiger Mann, der wenig zu tun hat. Er kuriert nicht nur die Menschen, sondern auch die Tiere. Doch James Gist ist immer hilfsbereit. Er scheint sich ebenso wenig um Davitt zu kümmern wie mein Vater, und Davitt lässt ihn wohl in Ruhe; denn im Ernstfall braucht auch er seine Hilfe.«
Dan Martin und Edgar Redfield schauten zu der Stadt hinüber, die vor ihnen auftauchte. Unwomanly bot keinen besonders erfreulichen Anblick. Trotz des hellen Sonnenlichtes sah die Town düster und abweisend aus. Es gab einige größere Gebäude, sicherlich waren es Saloons und Hotels, der Frachtwagenhof, die Postagentur und was sonst noch für eine kleine Stadt wichtig war. Die Einwohner lebten von der Schafzucht wie die meisten Menschen in dieser Gegend. Wie im ganzen Land hing auch hier der strenge Geruch der Schafe in der Luft.
Sie sehen alle wie Schafe aus, musste Ed denken, als er die ersten Passanten erblickte. Sie sehen aus, als fühlten sie sich ohne Hirten- und Hundemeute nicht wohl.
Dan Martin dachte ähnlich. Auch er bemerkte das scheue, beinahe geduckte Benehmen der Passanten, die fast augenblicklich von der Straße verschwanden, als sie die Reiterin erkannten.
Ein Mann löste sich plötzlich aus einer der vielen Toreinfahrten.
Bei seinem Auftauchen hielt Dorothy Graham ihr Pferd an, und ihre Begleiter folgten ihrem Beispiel.
»Reiten Sie nicht weiter, Madam!«, rief der Mann dem Mädchen mit kehliger Stimme zu. »Davitts Leute riegeln die Straßen ab. Sie lassen niemand zum Haus des Doc. Sie sind gut bewaffnet und haben ausgezeichnete Deckungen bezogen.«
»Stimmt das wirklich?«, fragte Dorothy erschrocken.
»Ja, Madam! Ich sagte schon, die Leute lassen niemanden durch.«
»Ist Davitt bei seiner Meute?«
»Das hat der Schuft nicht nötig«, knurrte der Schafhirt mit heiserer Stimme. »Er sitzt im Hotel, und der üble Fremde ist bei ihm. Davitt hat die Bewachung des Hauses von Doc Gist dem Sheriff übertragen, angeblich, um den Doc vor dem Fremden zu schützen. Das ist aber alles gelogen. Die Bande lässt nicht einen unserer Leute zum Boss. Wir haben es versucht, mussten aber erfahren, dass wir nicht erwünscht sind.«
»Wer bestimmt das?«
»Der Sheriff, Madam«, berichtete Brad Craig und schaute dabei die Begleiter des Mädchens misstrauisch an. Sein Blick verriet nur zu deutlich, was er dachte. Er sah in den beiden Männern neue Feinde.
Dorothy Graham begriff sein Misstrauen und beruhigte ihn. Dann wollte sie wissen, wie es um ihren Vater stand.
»Es geht ihm nicht gut, Madam«, bekam sie zur Antwort. »Der Doc hat uns eine entsprechende Nachricht zukommen lassen. Er nimmt an, dass Ihr Vater den nächsten Tag nicht mehr erlebt.«
»Wer überbrachte diese Nachricht?«
»Miss Eleonore Gist«, antwortete Brad Craig. »Sie allein durfte durch die Absperrung, niemand sonst. Wenn Sie Miss Gist sprechen wollen, sie ist ebenfalls im Hotel. – Madam, wohin wollen Sie?«
Dorothy Graham blickte den Schafhirten an. Sie befahl ihm, die Mannschaft zusammenzuholen und beim Mietstall zu warten.
»Ich nehme an, dass unsere ganze Crew sich verteilt hat und beobachtet?«
»So ist es, Madam.«
»Das ist jetzt nicht mehr nötig. Hol sie zusammen, und dann wartet beim Mietstall auf mich! Das ist vorerst alles.«
Brad Craig nickte. Noch einmal musterte er die beiden Begleiter Dorothys, doch diesmal nicht feindlich, sondern forschend und abwägend.
Als Craig ging, wandte sich Dorothy an Dan Martin.
»Er ist einer unserer fähigsten Männer, wild und ungezähmt. Sein Vater war ein Cherokese, seine Mutter eine Irin. Man sieht ihm das Halbblut nicht an, aber er ist seinem Wesen nach mehr ein Indianer als ein Weißer. Auf ihn kann man sich verlassen.«
Das Mädchen sprach ernst. Ein entschlossener Ausdruck lag in ihren Augen. Der Widerstand schien sie anzustacheln. Sie lenkte ihr Pferd in eine Seitengasse und erklärte ihren Begleitern ihren Plan.
»Wir müssen die vom Sheriff geschaffene Sperrzone umgehen, und das können wir nur, wenn wir durch die Gärten reiten und den von Davitts Leuten gesperrten Stadtteil meiden.«
»Sie schätzen den Sheriff nicht sehr, Madam?«, fragte Ed.
»Nein!«, sagte sie fest. »Er ist hier niemand sympathisch.«
»Ist Eleonore Gist Ihre Freundin?«, wollte Ed wissen.
»Ja!«, antwortete das Mädchen. »Ich könnte keine bessere Freundin finden.«
Dorothy Graham schwieg und konzentrierte sich auf den Weg, den die Reiter nehmen mussten. Die Männer folgten ihr wie zwei Schatten.
Wenig später waren sie wieder auf der Mainstreet und hielten vor dem einzigen Hotel der Stadt, einem zweistöckigen Holzgebäude, ihre Pferde an.
Das Gentleman-Hotel machte keinen besonders guten Eindruck. Es wirkte schon ziemlich baufällig. Einige Pferde waren an den Holmen und Halteringen angebunden und dösten in der Sonne vor sich hin. Mit ihren Schweifen versuchten sie, die Mücken zu verscheuchen.
Niemand hielt sich auf der Straße auf, als Dorothy, Dan und Ed absaßen und ihre Pferde anbanden.
Dan Martin sorgte dafür, dass das Mädchen ständig geschützt war. Er setzte die Schwingtür des Hotels mit einem so kräftigen Stiefeltritt in Bewegung, dass sie fast aus den Angeln fiel. Als Erster trat er in das Hotel. Er war enttäuscht, als er den Gastraum vor sich sah.
Nur wenige Menschen hielten sich hier auf. Einige belagerten die Theke, andere saßen an den Tischen, und einer stand an der Treppe, die in das obere Stockwerk führte. Sämtliche Männer trugen abgewetzte Jacken und Hosen aus Schaffellen.
Alle Anwesenden starrten zur Schwingtür und hielten einen Moment lang den Atem an.
Der glatzköpfige Keeper bewegte sich nicht mehr, als er Dans Rechte auf den 45er Colt fallen sah. Er wagte nicht, die Schrotflinte unter der Theke hervorzuholen, wie es seine Absicht gewesen war, sondern lächelte säuerlich, als Ed sich an der Theke aufbaute, die Whiskyflasche ergriff und sich selbst bediente.
»Wo ist der Kerl, der Sem Graham belästigte?«, fragte Dan.
Seine Stimme klang sanft, trügerisch sanft. Die Anwesenden horchten auf. Ihre Gesichter verrieten die Spannung, die jäh in ihnen aufkam und sie von den Stühlen riss.
Der Keeper bewegte sich noch immer nicht. Er lehnte neben dem großen Spiegel an dem Flaschenregal und verschränkte die Arme über der Brust. Der Mann war nicht sehr groß, dafür aber umso breiter. Sein vernarbtes Gesicht zeigte, dass er schon viele Faustkämpfe hinter sich gebracht hatte. Er glich einer riesigen Bulldogge, die ohne Gebell, dafür aber umso mörderischer angreift.
»Was geht Sie das an, Sir?«, fragte der Keeper nach einer Weile.
In seiner Stimme lag ein drohender Ton. Seine Augen glitten über Dan und Ed, und er versuchte, die Männer einzustufen. Es störte ihn wenig, dass Ed sich ein Glas vollgoss, es ansetzte und den Whisky mit einem Schluck austrank. Den Trinker schätzte er mit beinahe raubtierähnlichem Instinkt als weniger gefährlich ein als Dan, der mit sanfter Stimme sprach. Diese Stimme sagte dem Barmann, dass eine Menge Verdruss bevorstand. Schon allein die Tatsache, dass die beiden Männer mit der Tochter des Schafhalters Sem Graham ins Gentleman-Hotel gekommen waren, bewies, von welcher Art sie waren.
»Uns geht es eine Menge an, Buddy!«, brummte Dan. »Wir sind Graham-Leute und wollen den Kerl unter die Lupe nehmen, der unserem Boss eine Kugel servierte. Er kann zwischen meinem Partner und mir wählen. Wo steckt er also?«
Der Keeper warf einen schnellen Blick zur Treppe, dann sah er Dan wütend an.
»Madam«, wandte er sich an Dorothy Graham, »seit wann sind diese Revolverschwinger in Ihrer Mannschaft?«
Dorothy tat, als hätte sie die Frage nicht gehört. Sie begriff, dass sie ihren Begleitern das Weitere überlassen musste. Sie spürte, dass die beiden Männer ein gefährliches Spiel begonnen hatten. Ihre Blicke glitten durch den Raum und suchten nach Eleonore Gist. Doch die Tochter des Doc war nirgends zu sehen. Wahrscheinlich war sie bereits fortgegangen. Oder sollte sie sich in den Gasträumen der ersten Etage aufhalten? Das glaubte Dorothy nicht.
Andy Newland, der Hotelbesitzer und Keeper, wusste Männer einzuschätzen. Lange Erfahrung hatte ihm ein feines Empfinden dafür gegeben. Beide waren schnelle Revolvermänner, und beide stammten aus Texas, das war nicht schwer festzustellen. Newland kannte die Gefährlichkeit der Texaner. Seine leicht verschleierten Augen wanderten im Raum umher.
Niemand würde Andy Newland beispringen, das war sicher. Er kannte sie alle, die kleinen Bürger der Stadt, arme Leute, die ein paar Schafe hielten und sich im Winter als Fallensteller betätigten. Im Winter lebten sie in der Einsamkeit jenseits der Grenze, in den Tundren und Wäldern Kanadas. Newland wusste, dass einige der Anwesenden kleine Schmuggler waren, dass aber niemand den Mut aufbringen würde, sich an seine Seite zu stellen. Er verfluchte die Sorglosigkeit Davitts, der nur seine Leibwache bei sich hatte und sicherlich faul auf dem Plüschsofa lag, Zigaretten rauchte und sich mit dem fremden Revolvermann unterhielt. Es galt, Davitt zu warnen.
Zum Teufel auch, wer hatte schon ahnen können, dass Grahams Tochter zwei texanische Raufbolde anwarb und so der ganzen Crew ein anderes Profil gab? Damit konnte niemand rechnen.
Andy Newland dehnte das Schweigen bewusst aus. Er spürte, dass der Geduldsfaden der Texaner bald reißen musste. Die Explosion kam jedoch ganz anders, als er sich das vorgestellt hatte.
Dan Martin stellte seine Frage nicht noch einmal. Sein Schlag kam wie der Blitz aus heiterem Himmel. Er klatschte auf die Wange Newlands, und an der Stelle, wo die flache Hand getroffen hatte, blieb eine Rötung zurück. Das war kein Schlag, der einen Mann von den Beinen holen sollte, nein, er sollte ihn demütigen.
Die Wange Newlands brannte wie Feuer. Seine gelben Augen verschleierten sich noch mehr. Sein Atem keuchte. Der Keeper starrte Dan verdutzt und voller Hass an.
Jemand sagte heiser:
»Das hat ihm gefehlt, schaut euch das an! Es braucht nur jemand daherzukommen und ihm eine saftige Ohrfeige zu verabreichen, dann sieht er gleich ganz anders aus. Das soll der große Schläger Newland sein, den so viele Leute fürchten? Es ist zum Lachen!«
»Er hat nicht mal seine doppelläufige Schrotflinte hervorholen können«, sagte ein anderer. »Es hat ihm den Atem verschlagen, hahaha!«
Dieser Hohn traf den Keeper noch mehr als der Schlag. – Dan brauchte die Frage nicht zu wiederholen, der Blick Newlands glitt zur Treppe. Dort tauchten zwei Kerle auf, deren Anblick alle Anwesenden schweigend zurückweichen ließ.
Vor den Augen des Keepers hoben sich die Schleier, sie blitzten triumphierend auf. Ein dritter Mann, von dem nur die Stiefel zu sehen waren, blieb auf der Treppe stehen.
Im gleichen Augenblick ließ Ed Redfield sein Glas sinken und zauberte mit einer schnellen, glatten Bewegung seinen Colt aus dem Futteral.
Das stoppte die beiden auf der Treppe. Gleichzeitig stellte sich Dan Martin so vor Dorothy Graham, dass sein Körper ihr Schutz bot.
Mit trügerischer Freundlichkeit sagte Ed zu den Kerlen, auf die er seine Waffe gerichtet hatte:
»Kommt nur heran, Gents!«
Der dritte Mann, von dem lediglich die Stiefelspitzen sichtbar waren, folgte der Aufforderung nicht, und schon krachte es. Die aus Eds Revolver abgefeuerte Kugel riss das Holz neben der Stiefelspitze weg. Dem Burschen gelang es aber, sich zurückzuwerfen und so außer Sicht zu kommen.
Einen Augenblick lang konnte man vermuten, dass Ed die Treppe hinaufstürmen wollte, doch er tat es nicht. Er wusste, dass er dann in die Schussbahn geriet und dass die Kerle das sofort ausnützen würden.
Mit einer Handbewegung forderte Ed die beiden an der Treppe Stehenden auf, heranzukommen. Sie taten es, ohne Widerstand zu leisten. Keiner von ihnen dachte daran, zu kämpfen.
»Nimm ihnen die Eisen ab!«, wandte Dan sich an seinen Partner, als die Männer bis auf einige Schritte heran waren.
Ed zögerte nicht. Er zog den beiden die Waffen aus den Holstern und warf sie hinter das Flaschenregal. Die Kerle grinsten böse.
»Ist einer der beiden der Bursche, der Sem Graham niederschoss?«, fragte Dan die Leute im Schankraum.
»Nein«, meldete sich ein beherzter Mann, »sie gehören zu Kevin Davitts Leibwache. – Was ist das? Haben Sie das gehört?«
Deutlich hatten sowohl Dan Martin als auch Edgar Redfield gehört, dass zwei Männer aus der über ihnen liegenden Etage in den Hinterhof gesprungen waren.
»Jetzt ist es aus für euch zwei«, zischte der Keeper triumphierend. »Jetzt habt ihr verdammten Texaner keine Chance mehr! Nun seid ihr an der Reihe! Ihr werdet eure Skalps los!«
Weiter kam Andy Newland nicht; denn Ed holte aus. Er begnügte sich nicht damit, wie Dan den Keeper nur mit der flachen Hand zu schlagen, sondern traf genau die Kinnspitze. Mit verdrehten Augen ging der ehemalige Preisboxer zu Boden. Hinter dem Schanktisch blieb er liegen.
Dan hechtete über die Theke und sah nach, ob Ed den Keeper richtig getroffen hatte. Danach vergaß er nicht, die doppelläufige, mit gehacktem Blei geladene Schrotflinte Newlands an sich zu nehmen. So ausgerüstet kam er zurück und stieß einem der beiden Leibwächter den Waffenlauf in den Rücken.
»Los, auf die Straße mit euch!«
Weder Ed noch Dan dachten daran, das Hotel zur Festung zu machen und den Angriff der Gegner hier zu erwarten.
Die Schrotflinte übte eine geradezu beängstigende Wirkung auf die beiden Leibwächter aus. Sie wurden blass und nervös, weil sie diese mörderische Waffe nur zu gut kannten.
»Bevor wir gehen, Dan, wollen wir uns erst bei den Gents hier erkundigen, ob einer von ihnen weiß, dass Madam Gist hier war.«
»Die Tochter von Doc Gist war hier«, bestätigte der Mann, der vorher einmal gesprochen hatte. »Sie blieb nur kurz und ging dann wieder in die Wohnung ihres Vaters. – Aber ich muss euch sagen, dass ihr nach eurem Auftreten hier nicht lebend aus der Stadt kommen werdet.«
»Das lasst unsere Sorge sein«, erwiderte Dan ruhig. »Verliert nur die Nerven nicht.«
»Das ist leicht gesagt. Du weißt nicht, wie man Sem Graham hereinlegte. Da kennst du Davitt nicht. Es gibt wohl keinen in der Stadt, der sich nicht vor ihm fürchtet. Er beherrscht alles mit seinen Leuten und macht dunkle Geschäfte mit Waffenhändlern und Schmugglern. Seine Verbindungen reichen bis weit nach Kanada. Wenn ihr euch mit ihm anlegt, werdet ihr Unwomanly nicht lebend verlassen. Vielleicht ist es noch Zeit für euch, zu fliehen.«
Eds Lachen klang spöttisch. Er legte dem Sprecher die Rechte auf die Schulter.
»Und was ist mit dir?«
Der Mann zwinkerte unruhig und ließ die Schultern hängen.
»Du hast recht«, gab er dann zur Antwort. »Alle hier Anwesenden stehen bei Davitt und seinen Komplizen in einem schlechten Licht. Hoffentlich hat das nicht böse Folgen für uns. Fast alle hier haben Familie, deshalb verhalten wir uns auch ruhig. Was sollen wir denn machen?«
Ed zog den Mann beiseite und redete leise auf ihn ein. Die beiden Leibwächter konnten von diesem Gespräch nichts verstehen, obwohl sie krampfhaft die Ohren spitzten.
Dan Martin mischte sich nicht ein. Er überließ Ed Redfield die Initiative. Was ihn wunderte, war, dass Dorothy Graham während der ganzen Zeit völlig ruhig blieb. Das Mädchen, zeigte sich sehr tapfer und selbstbewusst. Sie nahm eine Winchester von einem Haken an der Wand, sah nach, ob sie geladen war, und ging dann, um sich Munition zu holen, die – wie sie wusste – in einem Wandschrank lag.
Der Keeper war noch nicht aus seiner Ohnmacht erwacht. Er kam auch nicht zu sich, als die Männer aus der Stadt durch die Hintertür entwichen und Dan die beiden Leibwächter durch die Schwingtür auf die Mainstreet jagte.
Dorothy Graham band die Pferde los und führte sie hinter sich her. Sie folgte Dan Martin, der die beiden Leibwächter in Richtung auf das Haus von Doc Gist vor sich hertrieb. Ed Redfield glitt pantherhaft auf dem Gehsteig vorwärts, achtete auf jeden Schatten und auf die geringste Bewegung. Ed war es dann auch, der die Gegner als Erster ausmachte. Er schoss, und seine Kugel ging über die gegnerische Deckung hinweg.
»Wir wollen verhandeln, Leute!«, sagte Ed laut. »Kommt aus euren Deckungen!«
»Nicht ohne Davitts Befehl«, wurde ihnen geantwortet. »Was wollt ihr?«
»Wir wollen zum Doc.«
»Was hat das mit unseren beiden Leuten zu tun? Warum treibt ihr sie wie Schlachtvieh vor euch her? Ich bin der Sheriff, ich dulde das nicht!«
»Ob du es duldest oder nicht«, erwiderte Dan, »ändern kannst du es nicht.«
Die beiden Gefangenen waren sein Schutzschild. Um Ed und Dorothy Graham brauchte er keine Angst zu haben. Das Mädchen wurde durch die Pferdekörper geschützt, und Ed fand genügend Deckungen bei den Häusern.
»Das wird sich zeigen!«, schrie der Sheriff. »Ich zähle bis drei, dann …«
Sam Bass, der Sheriff, kam nicht dazu, bis drei zu zählen. Fenster wurden aufgestoßen, und Gewehrläufe schoben sich ins Freie.
Laute Flüche waren zu hören, dann wurden Befehle erteilt. Danach drang wieder die schrille Stimme des Sheriffs herüber:
»Nun gut, wir halten euch nicht auf. Besucht Sem Graham!«
»Wir werden es, Sheriff, und wir werden sogar noch mehr tun«, meldete sich Dan. »Wir werden dich besuchen, wenn es sich herausstellen sollte, dass Sem Graham stirbt. Du kannst dann Davitt nicht mehr beschützen – und schon gar nicht den Revolvermann, der auf Graham losgelassen wurde. Ist das klar?«
»Du redest zu viel, Fremder«, fauchte der Sheriff. »Versuche es nur! Die Stadt gehört dir nicht, wenn auch einige verrückte Bürger jetzt glauben, dass sie sich gegen uns erheben können. Ihr alle irrt euch! Noch ist Kevin Davitt der Boss, und dahergelaufene Fremde werden das bald erfahren!«
»Vorwärts!«, befahl Dan und drückte seinen beiden Gefangenen den Waffenlauf fester in den Rücken.
Niemand stellte sich jetzt mehr in den Weg. Der Sheriff war mit seinen Leuten wie vom Erdboden verschwunden.
Wenig später, gerade als Dan Martin, Ed Redfield und Dorothy Graham das Haus von Doc Gist erreicht hatten, tauchten einige Städter auf, die von dem Mann angeführt wurden, der sich im Gentleman-Hotel zum Sprecher gemacht hatte. Dieser Mann hieß Nat Summers, wie sich später herausstellte. Verwegen grinste er Dan Martin an.
»Das ist also die erste Schlacht, die wir gewonnen haben«, sagte er so laut, als wären bereits alle Schwierigkeiten überwunden. »Davitt hat sich verzogen – und mit ihm sein Sheriff Sam Bass und seine anderen Anhänger. Wie Ratten sind sie in ihre Löcher gekrochen!«
»Das genügt nicht«, entgegnete Ed Redfield. »Ratten kommen wieder, sobald sie Hunger haben. Sie sind dann sehr bösartig.«
»Wenn das so ist, dann hätten wir noch das Schlimmste vor uns.«
»Ganz gewiss, Buddy«, erwiderte Ed trocken und legte Nat Summers die Rechte auf die Schulter. »Schau dir nur diese beiden hier an! Sehen so Leute aus, die das Spiel verloren geben?«
»Nein! Aber wir werden dafür sorgen, dass die zwei nicht mehr mitspielen können, das heißt allerdings, wenn ihr sie uns überlassen wollt.«
»Nehmt sie mit!«, sagte Dan, dem der Vorschlag Nat Summers’ sehr gelegen kam. »Sorgt dafür, dass sie an einen sicheren Ort kommen und gebt acht, dass sie nicht befreit werden.«
»Dafür werden wir sorgen«, erwiderte Summers. Er blickte seine Begleiter an. Sie alle schienen nur darauf gewartet zu haben, sich gegen Davitt und seine gesetzlose Meute zu erheben. Sicherlich waren sie fest entschlossen, alles zu wagen. Aber würden sie durchhalten? Das war die Frage, die weder Dan noch Ed beantworten konnte. Sie kannten die Menschen hier viel zu wenig.
»In meinem Haus gibt es einen Raum, der sich prächtig als Gefängnis eignet«, sagte Summers. »Wir schaffen die Burschen dorthin. Und was geschieht dann?«
»Das ist leicht auszurechnen, Summers. Es ist Zeit, dass Sam Bass seinen Orden niederlegt«, gab Ed zu verstehen.
Seine Worte lösten bei den Städtern Beifallsgemurmel aus.
»Wir können jetzt nicht mehr lockerlassen, sondern müssen weitermachen. Es gibt kein Zurück. Wir dürfen Davitt den Gefallen nicht tun«, knurrte Ed.
»Genau das ist auch unser Wunsch. Ihr habt unsere volle Unterstützung«, stimmte Summers zu. »Alle Bürger stehen hinter euch.« Summers war begeistert – und mit ihm seine Begleiter. Dorothy Graham machte alle mit Dan und Ed bekannt. Dann zogen die Städter mit den Gefangenen ab. Ed hatte ihnen noch aufgetragen, die beim Mietstall wartende Graham Crew zum Haus Doc Gists in Marsch zu setzen, und sie gebeten, nichts auf eigene Faust zu unternehmen.
Die Städter waren einverstanden. Man merkte ihnen an, dass sie froh waren, die Verantwortung nicht tragen zu brauchen.
»Hoffentlich sind sie stark genug, durchzuhalten«, meinte Ed nachdenklich, als die Leute sich entfernt hatten.
Dan erwiderte nichts. Er blickte Dorothy Graham an und fragte: »Was halten Sie davon, Madam? Sind Summers und die anderen auch weiterhin auf unserer Seite?«
»Nat Summers hat viel durch Davitt verloren«, erwiderte Dorothy ruhig. »Ihm gehörte der Mietstall und das Hotel. Seine beiden ältesten Söhne gelten als vermisst. Man sah sie zuletzt vor einigen Monaten in Begleitung von Davitts Leuten über die Grenze nach Kanada wechseln. Seitdem fehlt jede Spur von ihnen. Angeblich weiß Davitt nicht, wo die beiden geblieben sind, obwohl sie hinter Kerlen her waren, die Davitt kannte.«
»Sie sind bestimmt tot«, stellte Ed rau fest. »Davitt hat sie sicherlich über die Grenze gelockt und sie dort umbringen lassen. Sie werden nie wieder zurückkommen. Diese Hoffnung kann Summers aufgeben.«
»Woher wollen Sie das so genau wissen?«, fragte das Mädchen erschrocken.
»Ich sehe diesen Kevin Davitt, wie er ist, Madam. Möglich, dass das Bild, das ich mir von ihm gemacht habe, nicht in allen Einzelheiten zutrifft, aber nach allem, was ich bisher über ihn hörte und selbst erlebte, denke ich, dass er auch vor der größten Gemeinheit nicht zurückschreckt. – Auch Nat Summers wird das ahnen. Hat er nie versucht, die Fährte seiner Söhne zu finden?«
»Das hat er, doch ohne Erfolg. Monatelang ist er drüben in Kanada gewesen. Erst im Frühjahr kam er krank und abgemagert mit seinem Schlittengespann zurück. Es ist ein Wunder, dass er sich überhaupt wieder erholte. Als er damals zurückkehrte, gab der Doc keinen Cent mehr für sein Leben. Doch Nat kam durch, er lebt und will wohl so lange leben, bis er etwas Genaues über das Schicksal seiner Söhne erfahren hat.«
Dorothy Graham schaute zu Dan Martin hinüber, der den Türklöppel am Haus des Doc in Bewegung setzte. Unter den Holmen hindurch, an die sie die Pferde gebunden hatte, ging sie auf die Haustür zu.
Ed Redfield hielt sich etwas zurück, als hätte er Angst, das Haus des Doc zu betreten. Dorothy, die ihn beobachtete, ahnte, dass er Scheu vor einem sterbenden Menschen hatte, und das stimmte auch.
Ed sehnte sich nicht nach dem Anblick eines Menschen, der der Welt »so long« sagen musste.
»Dan«, wandte er sich an den Partner. »Ich bleibe hier draußen und gebe acht.«
Dan Martin kannte den Freund und nickte ihm zu. Noch einmal setzte er den Türklöppel in Bewegung, doch die Tür blieb geschlossen. Niemand öffnete. Dan klopfte stärker und fragte das Mädchen:
»Was trieb eigentlich die Söhne Summers’ nach Kanada?«
»Das ist schnell berichtet«, erwiderte sie. »Vor einem Dreivierteljahr etwa kamen verwegene Männer nach Unwomanly. Davitt nahm sie auf. Sie schienen mit dem Gesetz in Konflikt geraten zu sein und über die Grenze zu wollen. Bevor das geschah, gaben sie der Stadt eine grauenhafte Vorstellung. Vier Menschen kamen dabei ums Leben, und unter den Toten war die Frau von Nat Summers. Die beiden Söhne erfuhren erst vom Tode ihrer Mutter, als sie drei Monate später aus den Wäldern kamen, in denen sie als Fallensteller arbeiteten. Sie zögerten keinen Augenblick und nahmen die Verfolgung der Schufte auf. Danach hat man nichts mehr von ihnen gehört.«
»Drei Monate lagen zwischen dem Mord und dem Beginn der Verfolgung?«
»Ja.«
»Ließen sie sich von Davitts Leuten den Weg des wilden Rudels über die Grenze zeigen?«
»Das ist anzunehmen. Es gab drei Augenzeugen in der Stadt, die die beiden mit Davitts Männern zusammen gesehen haben. Davitt selbst bestreitet, dass es seine Leute gewesen sind. Die drei Zeugen verunglückten seltsamerweise innerhalb einer kurzen Zeit, nachdem bekannt wurde, was sie gesehen hatten.«
»Davitt scheint demnach die Mörder decken zu wollen?«
»Ja, das tut er. Man munkelt, dass dann und wann ein paar aus diesem wilden Trupp auftauchen. Sie sollen Schmuggler sein, und Davitt soll eine Unmenge Pelze von ihnen bekommen, die einsamen Pelztierjägern und Fallenstellern abgenommen wurden. Dabei bezahlen die Schufte nur mit heißem Blei.« Der Bericht des Mädchens hatte Dan Martin aufgewühlt. Sein Gesicht war hart geworden. By Gosh, jetzt wusste er, dass er sich auf der Fährte jener Männer befand, der er und Ed seit drei Jahren folgten. Der Zeitpunkt ihres Auftauchens in Unwomanly stimmte genau mit seiner Berechnung überein.
Dan Martin atmete schwer und betätigte wieder den Klöppel, diesmal mit Erfolg. Eleonore Gist öffnete. Sie war ein sehr zartes Mädchen und wirkte fast zerbrechlich. Ihre dunklen Augen richteten sich auf Dorothy.
