Die Revolverhand - Larry Lash - E-Book

Die Revolverhand E-Book

Larry Lash

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Beschreibung

Drei Monate war John Martin mit einer Herde unterwegs, und nun muss er feststellen, dass Bell City sich sehr verändert hat. Diese sonnendurchflutete Rinderstadt sieht trostlos aus. Das Leben, das früher hier pulsierte, die Geschäftigkeit ihrer Einwohner, sind erstorben. Kein Rindergebrüll erfüllt die Luft vom nahen Verladebahnhof. Eine unsichtbare Drohung schwebt über Henry Vardens Stadt, des großen Rinderkönigs, der sonst hier den Ton angab.
Bald schon kennt John Martin den Grund. Satteltramps von üblem Format sind in die Stadt eingefallen und terrorisieren sie. Und dann trifft John auf seinen alten Freund, Brad Reibel. Wo der auftaucht, ist bestimmt etwas los, denkt John, und er hat recht. Doch noch ahnt John nicht, in welcher Mission sein Freund ins Land gekommen ist. Als er endlich klarsieht, ist die Hölle los. Es geht um die Vier-Stäbe-Ranch, die ein verbrecherischer Bandenboss mit allen Mitteln an sich bringen will …

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Larry Lash

Die

Revolverhand

Western-Edition

Impressum

Neuausgabe

Copyright © by Authors

© Copyright dieser Lizenzausgabe by XEBAN-Verlag.

Verlag: Xeban-Verlag: Kerstin Peschel, Am Wald 67, 14656 Brieselang;

[email protected] / www.xebanverlag.de

Lizenzgeber: Edition Bärenklau / Jörg Martin Munsonius

www.editionbaerenklau.de

Cover: © Copyright by XEBAN-Verlag mit einem Motiv von Steve Mayer und eedebee (KI), 2025

Alle Rechte vorbehalten!

Das Copyright auf den Text oder andere Medien und Illustrationen und Bilder erlaubt es KIs/AIs und allen damit in Verbindung stehenden Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren oder damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung erstellen, zeitlich und räumlich unbegrenzt nicht, diesen Text oder auch nur Teile davon als Vorlage zu nutzen, und damit auch nicht allen Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs nutzen, diesen Text oder Teile daraus für ihre Texte zu verwenden, um daraus neue, eigene Texte im Stil des ursprünglichen Autors oder ähnlich zu generieren. Es haften alle Firmen und menschlichen Personen, die mit dieser menschlichen Roman-Vorlage einen neuen Text über eine KI/AI in der Art des ursprünglichen Autors erzeugen, sowie alle Firmen, menschlichen Personen , welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren um damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung zu erstellen; das Copyright für diesen Impressumstext sowie artverwandte Abwandlungen davon liegt zeitlich und räumlich unbegrenzt beim XEBAN-Verlag. Hiermit untersagen wir ausdrücklich die Nutzung unserer Texte nach §44b Urheberrechtsgesetz Absatz 2 Satz 1 und behalten uns dieses Recht selbst vor. 13.07.2023

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Das Buch

Die Revolverhand

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

Der Autor Larry Lash

Eine kleine Auswahl der Western-Romane des Autors Larry Lash

Das Buch

Drei Monate war John Martin mit einer Herde unterwegs, und nun muss er feststellen, dass Bell City sich sehr verändert hat. Diese sonnendurchflutete Rinderstadt sieht trostlos aus. Das Leben, das früher hier pulsierte, die Geschäftigkeit ihrer Einwohner, sind erstorben. Kein Rindergebrüll erfüllt die Luft vom nahen Verladebahnhof. Eine unsichtbare Drohung schwebt über Henry Vardens Stadt, des großen Rinderkönigs, der sonst hier den Ton angab.

Bald schon kennt John Martin den Grund. Satteltramps von üblem Format sind in die Stadt eingefallen und terrorisieren sie. Und dann trifft John auf seinen alten Freund, Brad Reibel. Wo der auftaucht, ist bestimmt etwas los, denkt John, und er hat recht. Doch noch ahnt John nicht, in welcher Mission sein Freund ins Land gekommen ist. Als er endlich klarsieht, ist die Hölle los. Es geht um die Vier-Stäbe-Ranch, die ein verbrecherischer Bandenboss mit allen Mitteln an sich bringen will …

***

Die Revolverhand

Western von Larry Lash

1. Kapitel

»Warte noch einen Augenblick, gleich kommt der Letzte!«

Der Mann, der diese Worte mit heller Stimme zu John Martin sagte, krallte seine Rechte an Johns Jackenärmel fest. Er tat das so sehr, dass sich seine Fingernägel in Johns Fleisch gruben, doch John schien das scheinbar nicht zu spüren. Beide beobachteten sie fasziniert das Geschehen.

Drei Männer waren bereits durch die Schwingtür hinaus auf die Straße geflogen, ganz gewiss nicht freiwillig und auch nicht in der Absicht, den Leuten in der kleinen Rinderstadt eine Abwechslung zu bieten. Sie sprangen auch nicht, um im Weitsprung zu wetteifern, nein, sie wurden von einem Mann aus dem Whiskysaloon hinausgeworfen. Wilde Schreie ausstoßend und sich beim Sturz überkugelnd, landeten sie im Staub der Fahrbahn. Sie erhoben sich augenblicklich und trollten sich wie nasse Pudel zur Seite.

Die ganze Stadt schien Anteil an dem Geschehen zu nehmen. Von überall her waren die Bürger gekommen, hatten sich gute Plätze verschafft und schauten dem nicht alltäglichen Schauspiel zu. Gewiss gab es manchen braven Bürger, der bei diesem Anblick schadenfroh grinste, denn die Kerle, die durch die Schwingtür gefeuert wurden, hatten schon einige Tage lang die kleine Stadt unsicher gemacht. Schon seit langem hatte man sich von den Satteltramps tyrannisieren und belästigen lassen. Die vier Burschen hatten sich wie die Teufel in der Stadt benommen und manchen Bürger beim Kartenspiel um einen ansehnlichen Betrag erleichtert, auf nicht ganz saubere Art. Väter hatten ihre Töchter und Männer ihre Frauen in den Häusern zurückgehalten. Die Wut der Männer hatte sich zur Siedehitze gesteigert. Kein Wunder, dass sie jetzt mit tiefer Genugtuung zum Gentlemen-Saloon hinsahen, dorthin wo das schier Unfassbare vor aller Augen stattfand und vier Satteltramps eine Lehre erteilt wurde, wie man es sich eindringlicher nicht wünschen konnte.

Wie schon gesagt, einzeln kamen sie herausgeflogen, ohne Waffengurt, ohne die tiefgeschnallten Colts.

»Jetzt kommt der Vierte!«, sagte der kleine alte Mann an Johns Seite mit hellleuchtenden Augen, als wäre er selbst der große Mann, der jeden eigenhändig zurechtgestutzt und auf Vordermann gebracht hätte. Bei diesen Worten ließ er seinen klammernden Griff los und fuchtelte wild mit den Händen durch die Luft. »Da drinnen, John, ist jemand, der deinem Auftritt zuvorgekommen ist. Irgendein Unbekannter, der gestern Nacht hier Quartier genommen hat. Er treibt sein Spiel ganz munter. Mit dem vierten Tramp lässt er sich Zeit. Es ist, als genieße er seinen Auftritt. Eigenartig ist, dass hier niemand weiß, wer er eigentlich ist. Nur du, John, scheinst zu wissen, wer er ist. Es kommt mir seltsam vor, dass du seinetwegen hierher geritten bist.« John Martin antwortete nicht. Er hatte seine Augenbrauen zu schmalen Schlitzen zusammengezogen. Er war einen Kopf größer als der alte Mann und auch größer als die Durchschnittsmenschen. Seine Figur war athletisch, keine Unze Fett war zu viel an seinem Körper. Über den Augen standen dichte, buschige Brauen. Seine Stirn war klar und breit und die Haarfarbe so schwarz wie das Schwarz seiner Augen. Dazu war er ganz in schwarz gekleidet, vom Stetson bis zu den Stiefeln. Man nannte ihn den schwarzen John, und viele glaubten, dass auch sein Taschentuch schwarz sein müsse. Manch ein Cowboy, den er neu in die Crew eingewiesen bekam, glaubte nach einigen Tagen, dass der Vormann auch eine schwarze Seele haben müsse. Die Neuen änderten aber bald ihre Meinung über John Martin, sobald sie ihn näher kennengelernt hatten. Nur die, die ihn ganz genau kannten, die alten und erfahrenen Herdenreiter, wussten, dass hinter einer so sehr herausgestellten Härte ein Herz schlug, das lebendig, warm und mitfühlend war.

Der alte Frank Thomy warf John Martin einen raschen Blick zu. Die beiden Männer kannten sich recht lange; von dem Tage an, als der Rancher Henry Varden ihn von einer Reise mitgebracht und ihn ohne zu zögern zu seinem Vormann gemacht hatte. Niemand konnte sagen, woher John Martin kam, und niemand wusste etwas aus seiner Vergangenheit. Weder er selbst noch sein Boss sprachen darüber. Doch bald wusste jeder in der Stadt, dass John Martin ein Besonderer war, dass er eine schnelle Kugel schoss und dass Varden ihn wohl eingestellt hatte, um einen Leibwächter zu haben. Henry Varden schien nicht mehr allein mit den Drohungen fertig zu werden, die sich um ihn zusammenballten.

»Ich will Brad Reibel sprechen«, sagte John ohne einen Blick auf den Alten zu werfen, der wieder wie hypnotisiert zum Saloon blickte. »Der Mann dort drinnen ist Brad Reibel.«

Der Alte zuckte zusammen. Hörbar saugte er die Luft ein und stieß sie zischend wieder aus. Er brauchte einige Zeit, bis er das Gehörte verdaut hatte. Dann überschlug sich seine Stimme als er sagte: »Wirklich Reibel, Brad Reibel?«

»Genau der!«

Auch jetzt hielt John Martin es nicht für nötig, mit einem Blick das Erstaunen des Alten einzufangen. Er stand ganz ruhig und gelassen da, als wäre der Name des Mannes, den er genannt hatte, keineswegs ungewöhnlich. Dabei gab es Leute, die Brad Reibel für einen echten, auf die Menschheit losgelassenen Teufel hielten. Es gab Mütter, die den Namen Brad Reibel dazu benützten, um ihre widerspenstigen Kinder wieder zum Gehorsam zu bringen. Dabei gab es niemanden in dieser Gegend, der von Brad Reibel etwa geschädigt oder belästigt wurde oder Böses von ihm erfahren hätte. Der Ruf dieses Mannes war hierher zur Arizona-Grenze gedrungen. Alle hatten von ihm gehört, und jetzt sollte er da drinnen im Gentlemen-Saloon sein?

Frank Thomy verschlug es die Sprache. Unwillkürlich rieb er sich mit dem Handrücken über die Stirn. Jetzt wunderte es ihn nicht mehr, dass ein solcher Mann drei dieser Satteltramps bereits an die frische Luft gesetzt hatte. Reibel zählte mehr als ein Dutzend dieser Tramps, die die Stadt unsicher gemacht hatten. Er allein war schlimmer als die vier Burschen, die vor einigen Tagen in die Stadt gekommen waren. Durch sein Auftauchen schien die Stadt vom Regen in die Traufe gekommen zu sein. Das Schlimmste aber war, dass John Martin diesen Burschen kannte und so sprach, als wäre Reibel ein alter Bekannter von ihm. Das war das Erstaunlichste von allem und warf die Frage auf, wie wohl die Vergangenheit Johns sein mochte. Die Leute in der Stadt und auf dem Lande hatten immer daran herumgerätselt.

»Jetzt!«, schrie Frank Thomy mit kehliger Stimme auf, und nicht zu Unrecht; denn wieder tauchte eine schattenhafte Gestalt aus der Tiefe des Saloons auf, und im nächsten Augenblick wirbelte der vierte und letzte der Tramps hinaus. Er kam in einer Staubwolke angeflogen und blieb auf der Fahrbahn liegen. Recht benommen hockte sich der Tramp dann schließlich auf. Seine etwas vorquellenden Augen schauten zur Schwingtür des Gentlemen-Saloons hin, von der der Schatten des Mannes sich wieder in die Tiefe des Saloons zurückzog. Der Tramp tastete sich ab, stieß leise Verwünschungen aus. Dann erhob er sich wie vorher seine drei Begleiter und ging humpelnd zur anderen Straßenseite hin, wo er wenig später gleich seinen Vorgängern hinter den Häusern und Schuppen verschwand. Man hatte auf diesen letzten Mann gewartet, denn wenig später verriet Hufschlag nur zu deutlich, dass die vier hartgesottenen Tramps die Stadt verließen.

»Es ist kaum zu fassen, sie ziehen ab!«, hörte John Martin den alten Frank Thomy sagen. »Sie überlassen Reibel das Feld. Was willst du nun tun, John?«

Der Alte klammerte sich wieder mit seinen gichtverknoteten Händen an John. Der Gefragte löste sich mit sanfter Gewalt, lächelte dem Alten zu und ging dann quer über die Mainstreet. Niemand hielt John auf oder trat ihm in den Weg. Die Blicke der sich im Hintergrund haltenden Bürger verfolgten ihn.

Es war still geworden, unheimlich still. Die Sonne stand sehr hoch und brannte heiß herab. Die Häuser duckten sich dicht beieinander. Alles, Stallungen, Corrale und Häuser, waren vom Arizonastaub bedeckt und zeigten eine rötliche Farbe. Diese sonnendurchflutete Rinderstadt sah trostlos aus. Leer und verlassen lagen die Rindercorrale und die Bahnstation hinter dem Gentlemen-Saloon. Es mutete an, als wäre schon vor Jahren das letzte Vieh verladen worden. Mehr denn je erweckte Bell City den Eindruck, dass das pulsierende Leben in ihr erloschen war und dass sie nur noch dahindämmerte. Diese Tatsache war erschreckend, sie lastete wie ein Alpdruck auf dem Betrachter. Kein Rindergebrüll erfüllte die Luft, der durchdringende Geruch, der zum Verladen bereitstehender Herden fehlte. Keine gellenden Schreie ertönten, und keine Peitsche knallte. Das Fluchen der Verlademänner schien für immer verstummt zu sein. Aus der Stadt kam nicht das dumpfe Rollen, das sonst immer in einer offenen Stadt aus Saloons, Whiskeyquellen, Tanzhallen und Spielräumen unaufhörlich hervordrang. Alle Geräusche schienen schon seit Monaten verstummt zu sein. Über der ganzen Stadt schwebte eine unsichtbare Drohung. Es gab keinen Zweifel für John Martin. Über Henry Vardens Stadt schwebte die Angst. Noch nie war John diese Tatsache so stark ins Bewusstsein gedrungen als in diesen Minuten, in denen er hochaufgerichtet zum Saloon ging.

Drei Monate war John Martin mit einer Herde und einer ausgesuchten Mannschaft unterwegs gewesen und fand nun, dass sich Bell City während dieser Zeit grundlegend verändert hatte. Aus einer lebenssprühenden Stadt waren die Freude und die Lust zum Leben gewichen. Man sah keine Rinder mit fremden Brandzeichen, keine Cowboys und Viehaufkäufer, überhaupt keine Fremden. Die Tatsache, dass einige Saloons und Geschäfte geschlossen und zu Spottpreisen verkauft worden waren, warf ein grelles Licht auf das, was auf die kleine Rinderstadt zukam.

John Martins Kehle wurde enger, denn das hier war Henry Vardens Stadt. Der Boss hatte sie vor Jahren gegründet und ihr den Namen seiner Frau gegeben. Das Grab seiner Frau Bell lag ganz in der Nähe am Stadtrand, wo die Weiden dicht beieinander standen, wo der Apache-Creek in sanften Kurven durch sein steiniges Bett floss. Bell Varden war die erste gewesen, die auf dem Stiefelhügel der Stadt ihr Grab fand. John hatte sie nicht kennengelernt, doch von Henry Varden so viel von ihr gehört, dass sie ihm nicht fremd war. Varden gehörte zu den Männern, deren Liebe bis über das Grab hinausreichte und die diese Liebe lebendig hielten, als gäbe es keine Trennung durch den Allesbezwinger, den Tod. Varden hielt das Andenken an seine verstorbene Frau so lebendig, dass man das Gefühl haben konnte, sie wäre nur für kurze Zeit verreist.

Am Anfang hatte John Martin das gestört. Er hatte Varden kritisch beobachtet und war zu der Überzeugung gekommen, dass der Boss keineswegs unter Halluzinationen litt, dass er nicht der Typ war, sich von der Erinnerung an das Vergangene so einfangen zu lassen, dass er am wirklichen Leben vorbeiging. John Martin begriff ein wenig von der großen Liebe, die diesen Mann ausgefüllt hatte und noch ausfüllte. Für ihn hatte der Tod keine Endgültigkeit. Als John das erkannt hatte, war er mehr als nur Vardens Vormann, er war dem Rancher ein echter Freund geworden. Niemals hatte man über die Freundschaft gesprochen. Sie war von allein gewachsen und verband die im Alter so verschiedenen Männer, ohne dass große Worte gemacht worden wären.

Jetzt stand die Vergangenheit gegen Henry Varden auf. Es war schon schlimm genug, dass vier Satteltramps ungestraft hier einfallen konnten, schlimm genug, dass sie mit den Bürgern nach Belieben umgingen. Es zeigte nur zu deutlich, wie tief die Angst schon in den Menschen steckte, wie sehr sie gelähmt waren und keine Anstalten machten, sich zu wehren. Die Angst, das wusste John Martin wie kein zweiter, war eine Krankheit, die selbst starke und sonst mutige Männer überfallen und zur Untätigkeit verdammen konnte. Vier Kerle hatten diese Angst für sich ausgenutzt und ihre Vorteile daraus gezogen. Mit ihrem Auftauchen hier schien sich das zu bewahrheiten, was in Drohbriefen an Henry Varden seit längerer Zeit angekündigt wurde. Eine Vergeltung, die das Ziel hatte, die Stadt Bell City auszuradieren und mit ihr das Kommandozentrum, die Vier-Stäbe-Ranch.

Einen Augenblick schien John Martin beim Weitergehen zu zögern und langsamer zu werden, als hätte ihn irgendein Gedanke unentschlossen gemacht, doch dann blitzte es in seinen Augen auf, und sein Schritt wurde fester. Die Sporen an den Stiefeln klingelten. Er erreichte die Schwingtür und stieß sie mit der Stiefelspitze auf. Nicht einen Moment zögerte er, sondern trat augenblicklich in den Saloon ein, aus dem ihm Whiskydunst und schaler Rauch entgegenschlug. Der im Halbdämmer liegende Raum machte den Augen einen Moment zu schaffen, doch dann, als sie sich an die veränderten Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, trat er von der Schwingtür fort zur Seite.

»Sieh an«, hörte er eine dunkle Stimme von der Theke her. »Durch die halbe Welt muss man reiten, um den schwarzen John zu treffen! Wenn das nicht etwas zu bedeuten hat, besteige ich nie mehr einen Gaul, höchstens einen alten Esel! Du bist es doch leibhaftig, John, es ist nicht dein Geist?«

2. Kapitel

John Martin zögerte mit der Antwort. Seit Jahren hatte er Reibel nicht mehr gesehen. Er betrachtete den breitschultrigen Mann, der an der Theke stand. Der gefürchtete Reibel war ein riesiger Mann. Er hatte Hände, die an Schaufeln erinnerten. Seine Handrücken waren dunkel behaart. Die Handgelenke waren sehr breit. Der ganze Mann glich einem Turm aus Fleisch und Muskeln. Seine Stirn war breit und wuchtig und von vielen Falten durchzogen. Unter starken, wulstigen Brauen lagen in tiefe Höhlen eingebettete kleine, graublaue Augen.

Allein die Anwesenheit Reibels genügte, um den Keeper mit Furcht zu erfüllen. Die wenigen Gäste im Saloon saßen gebannt auf ihren Plätzen. Die Atmosphäre schien vor Spannung zu knistern. Der Hauch von Drohung und Gewalt ging von diesem Manne aus. Hinter ihm lagen auf der Mahagonitheke vier Waffengurte. Die Gurte hatten noch vor wenigen Minuten vier Satteltramps gehört. Es stand Reibel natürlich nicht auf der Stirn geschrieben, mit welchem Trick er zu den Gurten und Waffen gekommen war.

»Du fällst nicht aus allen Wolken, John? Du bist bereits informiert?«

»Ja«, erwiderte John. »Der Wind trug es mir zu. Du hast einen langen Ritt hinter dir, Brad?«

»Genau wie du, John«, grinste Brad Reibel und trat von der Theke fort. Langsam schritt er auf John zu und blieb mit ausgestreckten Händen vor diesem stehen. »Vielleicht wurde es mir in Montana zu heiß. Vielleicht verschrieb mir jemand eine Luftveränderung und bezahlt noch recht gut dafür. Mir gefällt es hier, und ich habe die Absicht, das Land nicht so schnell wieder zu verlassen. Offen gesagt, ich habe hier einen Auftrag zu erledigen und somit eine Menge zu tun. Wenn du gerade keinen Job hast, ich könnte dir einen lohnenden verschaffen.«

»Du hast dich also bereits engagiert?«

»Das klingt fast so, als hättest du Arbeit für mich, John«, grinste Reibel und ließ Johns Hand los. »Zu spät, Buddy, tut mir leid, dass ich nicht mehr frei bin. Mit dir wäre ich gern Bügel an Bügel geritten, wie wir es damals in Montana taten. Daran willst du aber nicht erinnert werden, oder?«

»Diese Zeit ist längst vorbei, Brad«, unterbrach John ihn rau. Eine steile Falte erschien auf Johns Stirn und verschwand wieder. »Ich habe nie ein Hehl daraus gemacht, dass ich damals in Montana in einer falschen Mannschaft ritt. Ohne dich wäre ich nicht lebend aus ihr herausgekommen, Brad. Nur mit deiner Hilfe konnte ich es, und das vergesse ich dir nie!«

»Nun, ich hatte danach einige Schwierigkeiten, John«, erwiderte Brad Reibel. »Ich konnte es nicht verhindern, dass man dich überall suchte, um dich aus der Welt zu schaffen. Ich gebe zu, dass es ein harter Verein war und du dich in der Tat nicht so recht darin eingewöhnen konntest und von Anfang an als Außenseiter angesehen wurdest. Aber fürchte dich nicht, die Jungen, die dich suchten, kommen nicht hierher. Sie hatten Pech und verloren bei einem Indianerüberfall ihre Skalps. Ich kam als einziger davon. Aber komm, setzen wir uns! He, Keeper, zwei doppelstöckige Whiskys auf meine Rechnung, aber schnell! Man soll einen alten Freund nicht so lange mit dem Willkommenstrunk warten lassen.«

Brad Reibel zog John zu einem Tisch und rückte ihm einen Stuhl zurück. Er nahm dann selbst auf einem der Stühle Platz, nachdem John sich gesetzt hatte.

Wie ein Schatten kam der Keeper heran und verschwand gleich wieder hinter der Theke. Die wenigen Gäste wagten es immer noch nicht, sich zu rühren. Sie saßen geduckt an ihren Tischen und starrten herüber. Die Entfernung zu den beiden Männern war so groß, dass sie von der leise geführten Unterhaltung kein Wort verstehen konnten.

»Eine traurige Gesellschaft«, sagte Reibel mit einem Blick auf die an den Tischen sitzenden Männer. »Es ist keine Kraft und kein Saft in ihnen. Vier hartgesottene Tramps konnten eine ganze Stadt tyrannisieren, ohne dass sich jemand gegen sie erhoben hätte. In dieser Stadt leben wohl nur angstschlotternde Kerle? Es ist doch nichts groß geschehen. Wie ist das zu erklären, John?«

Brad Reibel lachte dunkel, ergriff sein Glas und forderte sein Gegenüber mit einer Handbewegung auf, es ihm nachzutun. Er setzte das Glas an die Lippen und trank es in einem Zuge leer.

»Vielleicht kann ich es dir erklären, Brad«, sagte John nachdenklich. »Die Männer haben Augen und Ohren offen und wissen, was im Nachbardistrikt vorgefallen ist und wie dort die Rustlerinvasion begann. Die Auswirkungen waren bis hierher spürbar. Keine Herden werden mehr zur Station getrieben, um dort wie früher verladen zu werden, kein Viehaufkäufer und kein Fremder kommt mehr nach Bell City. Die dunklen Gerüchte mehren sich, und sie sind derartig, dass es einem den Atem verschlägt. Vielleicht weißt du mehr, Brad?«

»Ausgerechnet ich, Buddy?«, grinste Reibel. »Vielleicht habe ich es wie du vorgezogen umzusatteln und bin nicht mehr im Geschäft. Mach dir doch die Mühe, reite selbst los und schaue nach. Ich wundere mich eigentlich, dass du es noch nicht getan hast.«

»Ich kam erst gestern von einem weiten Ritt zurück«, erwiderte John Martin. »Unterwegs bekam ich eine Menge zu hören. Ich wollte es erst nicht glauben, doch jetzt gibt es keinen Zweifel mehr. Man hat eine riesige Organisation aufgebaut, in der Langreiter der schlimmsten Sorte ihr Unwesen treiben, indem sie sogenannte herrenlose Rinder kassieren und ihnen dann ihre Brandstempel aufdrücken. Wer immer auf diesen Gedanken kam und die Organisation aufbaute, er hat sich genau ausrechnen können, welchen Gewinn er dabei herausschlagen kann. Das Vieh hat sich in dieser gesetzlosen Gegend so schnell vermehrt, dass die Rancher mit dem Brennen kaum zurechtkommen. Unzählige Rinder grasen auf den Weiden von Texas, New Mexiko und Arizona. Überall entstehen große Rustlerbanden, die ihr Unwesen treiben. Kerle, die früher Banken überfielen, Pferde stahlen und sich als Wegelagerer betätigten, kassieren heutzutage die Rinder. Es gibt jetzt wieder Absatzmärkte, und das ist es, was sie anlockt. Die Rinder verkaufen sich jetzt gut. Noch vor einiger Zeit war ein Rind nicht mehr wert als seine Haut.«

Das stimmte genau. Für unzählige Rinder gab es keine oder nur wenige Absatzmöglichkeiten, doch jetzt nach dem Bürgerkrieg, da die Wege nach Norden wieder offen waren, sah das alles anders aus. Brad Reibel nickte nachdenklich.

»Ja«, sagte er, »genauso ist es. Überall im Süden ist der Teufel los. Ganz schlimm ist es in dieser Gegend.«

»Und du willst nichts damit zu tun haben, Brad?«

»Buddy, ich gebe zu, dass ich in einer Rustlermannschaft geritten bin. Das war damals in Montana, als du zu uns gestoßen bist und es nicht lange ausgehalten hast. Doch du kannst mir glauben, ich bin aus dem Geschäft ausgestiegen. Das sollte dir genügen. Für weitere Informationen bin ich nicht zugänglich.«

»Schade Brad, ich hätte dich gern auf meiner Seite gewusst.«

»Wegen Henry Vardens Schwierigkeiten?«

»Du kannst Gedanken lesen, Brad.«

»Ganz so ist es nicht, aber ich habe gute Informationsquellen«, erwiderte Reibel grinsend. »Ich weiß zum Beispiel, dass Vardens gesamte Mannschaft von dir geleitet wird, dass sie aber kaum eine Chance gegen die rauen Burschen haben wird. Die Rustler werden von einem Mann geleitet, der nicht nur die Rinder umbränden lässt. Er ist von früher her noch Henry Vardens Feind. Eine gute Cowboymannschaft nützt nicht viel bei Gegnern, die so hartgesotten sind. Ihr werdet bald mit ihnen zu tun bekommen.«

»Um mir das zu sagen bist du hier?«

»Verliere nicht die Nerven, John. Konnte ich mit deinem Erscheinen rechnen? Nein. Wozu also dann der Vorwurf? Es scheint mir fast, dass du mir eine Verbindung mit den Leuten anhängen willst, die euch bald Kummer machen werden. Warum das eigentlich, Buddy?«

»Du bist aus dem Fach, Brad.«

Brad Reibel lachte bitter.

»Ich könnte das gleiche und noch mehr von dir behaupten, John. Ich erinnere mich deines Steckbriefes drüben in Montana. Er hängt noch immer in allen Sheriffbüros aus. Sicherlich hat ihn auch Varden gesehen. Das hat ihn eigentümlicherweise nicht davon abgehalten, dir einen Job anzubieten und dich mit nach Arizona auf seine Weide zu nehmen.«

Reibels Augenlider zogen sich zusammen. Er blickte fast starr auf John Martin, als wollte er auf den Grund seiner Seele blicken.

»Henry Vardens Schwierigkeiten kommen wohl nicht von ungefähr, John«, fuhr Brad Reibel fort. »Er hat es kommen sehen und dich rechtzeitig eingestellt. Er braucht einen starken Mann. Es wäre an der Zeit für dich zu überlegen, ob sich ein so hoher Einsatz überhaupt lohnt?«

»Er lohnt sich, Brad!«

»Wegen Anita Varden?«, tastete Reibel sich vor. »Buddy, die süßen Trauben hängen zu hoch für Männer unseres Schlages. Vergiss nicht, was hinter dir liegt!« Er brach ab und klopfte mit der Faust auf den Tisch. »Falls du dir irgendwelche Hoffnungen machst, Buddy, so lass dir sagen, dass sie trügerisch sind. Gewiss wird eines Tages jemand vor der Ranchtür auftauchen und dir einen Mord nachsagen, der noch nicht geahndet ist. Solltest du dann bereits Erfolg gehabt haben und verheiratet sein, dann hast du dir etwas auf die Schultern geladen, was dir kein Mensch vergeben wird. Du hast dann eine Frau in dein Spiel hineingezogen und todunglücklich gemacht.«

»Brad, du weißt genau, dass ich damals in Notwehr tötete!«

»Durch deine Erzählung, Buddy. Wer aber sagt mir, dass du mir die Wahrheit berichtet hast? Ich selbst will es dir gern abnehmen, dass du in Notwehr getötet hast, doch die Tatsache, dass du nach der Tat flüchtig geworden bist, spricht gegen dich.«

»Auch das habe ich dir erzählt. Der Mann, der durch meine Kugel fiel, war sehr einflussreich und ich ein abgebrannter Cowboy. Es wäre nie zu einer richtigen Verhandlung gekommen. Ich habe nur das getan, was jeder andere an meiner Stelle auch getan hätte, ich habe mein Leben gerettet. Wenn ich geblieben wäre, wäre ich längst tot.«

»Es kommt hinzu, dass du keinen Zeugen hast«, fuhr Reibel fort. »Die Tat spricht gegen dich. Ich selbst habe mich erkundigt und habe bestätigt bekommen, dass man in dir einen Schuft sah. Das alles, John, kann eines Tages gegen dich aufstehen.

Lasse die Hände weg von Anita Varden. Wir beide taugen nichts für ein Glück, das für brave Bürger eine Selbstverständlichkeit ist.«

»Brad, du weißt verteufelt viel für einen Mann, der in ein fremdes Land geritten kommt, viel zu viel, Freund!«

»Wir leiden an der gleichen Neugier«, unterbrach Reibel seinen Gesprächspartner rau. »Wir sollten uns lieber keine Vorwürfe machen. Tut mir leid, dass wir nicht mehr in einem Sattel sitzen können.«

»Ist das dein letztes Wort, Brad?«, fragte John.

»Ja«, bestätigte der einstige Rustler ohne den Blick von John zu nehmen. »Vergiss, dass ich dir einmal das Leben rettete, du bist mir nichts schuldig.«

»Das heißt, dass …«

John Martin sprach nicht weiter. Er schluckte an einem unsichtbaren Knäuel. Noch bevor er den Saloon betrat, hatte er keinen Augenblick daran gezweifelt, einen Mann für die Vier-Stäbe-Ranch zu gewinnen, der im Abwehrkampf gegen die Rustler wie kein anderer seinen Mann stehen würde. By Gosh, Männer wie Brad Reibel waren dünn gesät, und es war besser, wenn man sie auf seiner Seite hatte als gegen sich.

»Sprich dich nur aus, John«, hörte er Brad Reibel leise sagen. »Ich bin dir jetzt im Wege, und am liebsten möchtest du mich beim Teufel wissen, damit ich nicht ins Spiel kommen kann. Doch darin muss ich dich leider enttäuschen, Buddy. Ich bleibe hier in der Gegend, es gehört zu meinem Auftrag. Ich kann dir also diesen Gefallen nicht erweisen.«

»Brad, ich warne dich!«, stieß John Martin heiser hervor. »Wir sind nicht so schwach, dass wir stillhalten werden, wenn es uns an den Kragen geht!«

»Das nehme ich dir und auch keinem anderen übel«, erwiderte Brad Reibel. »Das alte Gesetz, Auge um Auge und Zahn um Zahn ist noch immer lebendig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du jemanden die linke Wange hinhältst, wenn er dir auf die rechte geschlagen hat. Nur zu, John, ich wäre der letzte, der aus dir ein sanftes Lamm machen möchte.«

»Ich bin aber auch kein reißender Wolf, wie du ihn in mir siehst, Brad. Ich gehöre nicht zu denen, die vergessen können, was jemand für sie getan hat.«

---ENDE DER LESEPROBE---