Erinnerungen einer Bergbäuerin - Roswitha Gruber - E-Book

Erinnerungen einer Bergbäuerin E-Book

Roswitha Gruber

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Beschreibung

Sabine kommt als uneheliches Kind einer Bauernmagd im Jahre 1924 in der Nähe von Inzell zur Welt. Schon drei Wochen nach der Geburt gibt ihre Mutter sie im Hause des Kindsvaters ab. Dort wird sie zusammen mit den Geschwistern des Vaters von ihrer Großmutter aufgezogen. In ihrer arbeitsreichen Kindheit und Jugend, die vom Zweiten Weltkrieg überschattet wird, verlebt Sabine nur wenige freudige Stunden. An diesem kargen Leben ändert sich nicht viel, als die Sennerin den Mann fürs Leben findet. Die Tage der Bergbauern sind von harter Arbeit geprägt. Einziger Lichtblick sind ihre zehn Kinder. Mit ihnen erleben sie viel Aufregendes und Schmerzliches, aber auch wunderschöne Stunden. Roswitha Gruber berichtet in den Geschichten authentisch und ergreifend aus dem Leben der Bergbäuerin Sabine, die am Tage ihrer Goldenen Hochzeit auf die stolze Schar von 33 Enkeln und 16 Urenkeln blicken kann.

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Vollständige E-Book-Ausgabe der im Rosenheimer Verlagshaus erschienenen Originalausgabe 2013

© 2014 Rosenheimer Verlagshaus GmbH & Co. KG, Rosenheimwww.rosenheimer.com

Lektorat: Ulrike Nikel, Herrsching am Ammersee

Titelfoto: Michael Wolf, München

Satz: Bernhard Edlmann Verlagsdienstleistungen, Raubling

eISBN 978-3-475-54336-4 (epub)

Worum geht es im Buch?

Roswitha Gruber

Erinnerungen einer Bergbäuerin

Sabine kommt als uneheliches Kind einer Bauernmagd im Jahre 1924 in der Nähe von Inzell zur Welt. Schon drei Wochen nach der Geburt gibt ihre Mutter sie im Hause des Kindsvaters ab. Dort wird sie zusammen mit den Geschwistern des Vaters von ihrer Großmutter aufgezogen.

In ihrer arbeitsreichen Kindheit und Jugend, die vom Zweiten Weltkrieg überschattet wird, verlebt Sabine nur wenige freudige Stunden. An diesem kargen Leben ändert sich nicht viel, als die Sennerin den Mann fürs Leben findet. Die Tage der Bergbauern sind von harter Arbeit geprägt. Einziger Lichtblick sind ihre zehn Kinder. Mit ihnen erleben sie viel Aufregendes und Schmerzliches, aber auch wunderschöne Stunden.

Roswitha Gruber berichtet in den Geschichten authentisch und ergreifend aus dem Leben der Bergbäuerin Sabine, die am Tage ihrer Goldenen Hochzeit auf die stolze Schar von 33 Enkeln und 16 Urenkeln blicken kann.

Inhalt

Die Vorgeschichte

Meine Großmutter Sabine

Ein Christkindl

Die fremde Frau

Auf der Alm, da gibt’s koa Sünd

Die Schwiegermutter

Ein Schicksalsschlag

Die Schwägerinnen

Der Schwiegervater

Erste Sommerfrischler

Ein Winterkind

Turbulente Zeiten

Die Kinder werden flügge

Anderls Braut

Der Neubau

Barthl und seine Ausrutscher

Eine tragische Liebe

Die goldene Hochzeit

Nachwort

Stammtafel der Familie der Bergbäuerin

Die Vorgeschichte

Es war in den ersten Septembertagen, als der Winter sich anschickte, seine Macht zu demonstrieren. Über Nacht hatte er alles Land, das oberhalb von sechshundert Metern lag, mit einem dichten weißen Tuch bedeckt. Er hatte seine Rechnung jedoch ohne die Sonne gemacht. Obwohl sie sich angesichts der winterlichen Vorboten nicht hinter den dunklen Wolken hervorgewagt hatte, begrüßte sie dann den neuen Morgen mit strahlendem Lächeln und machte in wenigen Stunden das Werk ihres eisigen Gegenspielers zunichte. Väterchen Frost blieb nichts anderes übrig, als sich in die höheren Regionen zurückzuziehen.

Über diese Entwicklung waren die Einwohner von Hochthann, die um diese Jahreszeit noch keineswegs auf Winter eingestellt waren, sehr erfreut – und ich auch. Ende August hatte ich mich nämlich in dieses idyllisch in einem Hochtal gelegene Bergdorf begeben, um dort noch ein paar schöne Sommertage zu erleben. Daher führte ich nur leichtere Bekleidung in meinem Gepäck und ebensolches Schuhwerk. Doch zum Glück konnte ich nach einem Tag ungehindert meine Erkundungstouren um den Ort herum fortsetzen.

Gleich nach dem Mittagessen schlüpfte ich in meine Wanderschuhe und schlug einen Weg ein, den ich bisher noch nicht gegangen war und der in westlicher Richtung aus dem Dorf hinausführte. Zunächst stieg er nur unmerklich an. Bald wurde er jedoch steiler und die Besiedlung spärlicher. Nachdem ich die letzten Gehöfte hinter mir gelassen hatte, hielt ich mehrmals inne und wandte den Blick zurück. Die Häuser des Dorfes schienen immer kleiner zu werden, während sich mein Gesichtskreis zusehends weitete. Als mich ein kleiner Mischwald verschluckte, war es allerdings aus mit der traumhaften Aussicht. Dafür bot er andere Reize, denn er hatte bereits begonnen, sein herbstliches Kleid anzulegen. Gelbe, braune und rostrote Tupfen waren in das Grün der Bäume gemischt, und erste bunte Blätter segelten lautlos zur Erde. Nach wenigen hundert Metern lag das Wäldchen hinter mir, und ich schaute mich abermals um. Von meinem Dorf war nichts mehr zu sehen.

Fortan wandte ich den Blick nur noch nach vorn. Dorthin, wo die weißen Hauben der Bergriesen in den azurblauen Himmel ragten, den kein Wölkchen trübte. Nur einige Flugzeuge zeichneten flüchtige Kondensstreifen in das Blau. Zu meiner Rechten und zu meiner Linken lagen liebliche grüne Matten, denen das kurze winterliche Intermezzo nichts von ihrer Farbfrische hatte rauben können. Nach einiger Zeit kam ich an eine Gabelung. Es gab einen Weg, der rechts bergan stieg, doch ich zog es vor, weiterhin geradeaus zu gehen. Immer wieder kam ich an Kühen vorbei, die friedlich grasten, und sah einige verstreut liegende Feldscheunen. Sonst gab es nur Natur, so weit das Auge reichte. Deshalb war ich überrascht, als sich – nachdem ich etwa eine Dreiviertelstunde gegangen war – hinter einem Hügel weißer Rauch in das Himmelsblau emporkräuselte. Neugierig geworden, lenkte ich meine Schritte unwillkürlich schneller in diese Richtung. Bald tauchte zu meiner Rechten ein lang gestrecktes Gebäude auf, das sich unschwer als Bauernhaus identifizieren ließ. Immerhin in einer Höhe von über achthundert Metern! Offenbar wohnte hier ein überaus fortschrittlicher Landwirt, denn die Südseite des Daches war fast vollständig mit Sonnenkollektoren bedeckt. Allerdings schien sich der Besitzer des Anwesens nicht auf diese moderne Technik allein verlassen zu wollen – entlang der ganzen Südwand war bis zu den Fenstersimsen gehacktes Holz fein säuberlich aufgeschichtet. Der östliche Teil des Gebäudes bestand eindeutig aus Stallungen und Scheune, während sich im nach Westen gerichteten Trakt das Wohnhaus befand.

Nachdem ich unterhalb des Bauernhofes vorbeigegangen war, kam ich an eine Kreuzung und stand vor der Entscheidung, ins Unbekannte weiter geradeaus zu gehen, nach links zurück ins Tal abzubiegen oder auf der rechten Seite ein Stückchen bergauf zu steigen, an der Frontseite des Bauernhofes vorbei. Ehe ich mich für eine der drei Möglichkeiten entschied, blickte ich mich noch einmal um. Überrascht stellte ich fest, dass unter mir Hochthann wieder zu sehen war, aufgebaut wie aus einer Spielzeugschachtel und eingebettet in das helle Grün der Wiesen. Dazu bildete das dunkle Grün der mit Tannen bewachsenen Berge, die wie ein Schutzwall die ganze Idylle umgaben, einen malerischen Kontrast. Jetzt wusste ich, woher der Name des Dorfes rührte.

Dann begann ich bergauf zu steigen, den Weg, der an der Frontseite des Bauernhofes vorbeiführte. Dabei hielt ich einen Moment inne, um bewundernd das Anwesen zu betrachten. Es wirkte ziemlich neu, entsprach aber originalgetreu der traditionellen Bauweise. Das steinerne Untergeschoss war weiß verputzt, während die beiden aufgesetzten Stockwerke völlig aus Holz errichtet waren. Im ersten Stock lief ein Balkon entlang der Westseite und Südseite des Wohnhauses, während das zweite Obergeschoss nur über einen Westbalkon verfügte. Über die gesamte Länge beider Balkone waren Blumenkästen angebracht, in denen noch die ganze Pracht des Sommers zu sehen war. Mit roten, rosa und weißen Hängegeranien wetteiferten Petunien in verschiedenen Blautönen. Vor dem Haus, voll im Sonnenlicht stehend, lud eine Bank zum Verweilen ein.

Erschöpft von meinem Aufstieg hätte ich mich am liebsten darauf niedergelassen. Da aber außer ein paar braunen Hühnern, die munter mal hier und mal dort pickten, kein lebendes Wesen zu entdecken war, das mir die Erlaubnis hätte geben können, wagte ich das nicht. Außer dem schönen Anblick beeindruckte mich die geradezu sonntäglich anmutende Stille an einem ganz gewöhnlichen Dienstag.

Ich ließ meinen Blick schweifen und entdeckte in der Nähe ein zweites Gebäude. Es stand im rechten Winkel, jedoch in gebührendem Abstand zu dem größeren Haus und wirkte beinahe wie eine Miniaturausgabe desselben, hatte allerdings keine Wirtschaftsgebäude. Die Front war schmaler, die Seitenwände schienen kürzer, und es fehlte ein zweites Stockwerk. Hier war auch das Untergeschoss aus Holz. Auf dem umlaufenden Südwestbalkon jedoch prangte die gleiche Blütenpracht. Dieses kleinere Haus war, im Gegensatz zu dem großen, von einem gepflegten Nutz- und Blumengarten umgeben. Der provisorische Maschendrahtzaun sollte diesen offenbar vor einem Übergriff der Hühner schützen. Erstaunlicherweise hatte das Häuschen zwei Haustüren, als ob es ein Doppelhaus wäre. Zwischen den beiden Eingängen stand ebenfalls eine einladende Bank.

Während ich das anmutige Bild auf mich wirken ließ, wurde die Haustür geöffnet. Heraus trat eine Frau mit schneeweißem Haar, das, zu einem langen Zopf geflochten, als traditionelle Gretlfrisur um den Kopf gelegt war. Ihr Gesicht wirkte nicht nur sehr ernst, sondern es schien eine tiefe Traurigkeit darauf zu liegen. In der Hand trug die Frau ein Stuhlkissen, das sie auf die Bank legte, bevor sie sich niederließ. In diesem Moment entdeckte sie mich. Ihre Züge nahmen einen freundlichen Ausdruck an, und sie nickte mir zu. Weil ich mich ertappt fühlte, hielt ich es für angebracht, außer einem höflichen Gruß eine Erklärung, einschließlich eines Kompliments, abzugeben: »Ich bewundere gerade Ihr schmuckes Haus mit dem hübschen kleinen Garten. Sie leben ja hier wie in einem Paradies.«

»So könnt man’s nennen, und ich weiß es auch zu schätzen. Jeden Tag hab ich aufs Neue meine Freud an meinem Garten und dem Blick auf die Berge.«

Während ihrer Worte hatte ich mich dem Gartenzaun um einige Schritte genähert. Als ich mich auf Höhe des kleinen Tores befand, winkte sie mich herein: »Kommen Sie, setzen Sie sich ein wenig zu mir und genießen Sie mit mir die wunderbare Aussicht.«

Dieser Aufforderung kam ich nur zu gerne nach. Die alte Frau schob mir ihr Sitzkissen hin und holte sich aus dem Haus ein anderes.

Sie erzählte mir, dass ihr Mann gleich nach dem Mittagessen mit dem Sohn, dem Jungbauern, aufgebrochen sei, um die Pfosten des elektrischen Weidezauns zu überprüfen. Das müsse man alle paar Tage machen, damit die Kühe nicht ausreißen könnten. Die Jungbäuerin sei im Haus, um die Kinder bei den Schulaufgaben zu beaufsichtigen. Sie selbst gönne sich, nachdem sie den Abwasch erledigt habe, immer ein Stündchen auf der Bank.

»Recht haben Sie, noch dazu, wo es heute wider Erwarten so ein herrlicher Tag geworden ist.«

»Ja«, seufzte sie. »Der Winter fängt bei uns manchmal recht früh an. Wir haben aber noch mal Glück gehabt. Jetzt schaut’s danach aus, als würd’s weiter ein paar Tage schön bleiben.«

Auf den Bauernhof deutend, meinte ich: »Der sieht ziemlich neu aus.«

»Sie haben Recht. Er ist erst fünfunddreißig Jahre alt. Früher wohnten wir in dem kleinen Weiler ein Stück weiter oben« – sie deutete mit der Hand in die Richtung, in die ich zu gehen beabsichtigte – »man kann ihn von hier aus nicht sehen, weil er in einer Senke liegt, aber es sind kaum zehn Minuten zu gehen. Heut stehen dort acht Häuser, zu unsrer Zeit waren’s nur fünf.«

»Aha, dann haben Sie nicht nur einen neuen Hof gebaut, sondern gleich ein Austragshaus für Sie dazu für die Zeit, nachdem Sie an den Sohn übergeben haben.«

In diesem Moment schien ein Schatten über ihr Gesicht zu huschen. »Nein, ganz so war’s nicht. Dieses Haus hier wurde ursprünglich nicht als Austragshaus errichtet. Nein, ganz im Gegenteil. Aber das ist eine sehr traurige Geschichte.«

Sie schwieg. Ihr Gesicht wirkte, als tauche sie plötzlich ein in eine vergangene, aber nie vergessene schlimme Zeit. Deshalb wollte ich nicht weiter in sie dringen und machte Anstalten, mich zu verabschieden.

»Nein, bleiben Sie doch noch ein bisschen, wenn’s Ihnen hier gefällt. Und wenn’s Sie interessiert, dann erzähl ich Ihnen ein bisschen von diesem Haus.«

Wieder schwieg sie eine Weile und schaute versonnen in die Ferne. »Das hätt ich mir nie träumen lassen, dass ich mal am helllichten Tag in der Sonne sitzen und die Hände in den Schoß legen tät.«

»Nun ja, nach einem arbeitsreichen Leben haben Sie das sicher verdient, eine Weile einmal nichts zu tun.«

»Ob ich’s verdient hab, weiß ich nicht. Aber dafür, dass es mir heut so gut geht, dafür kann ich unserem Herrgott nicht genug danken.«

Wie um diese Dankbarkeit zu beweisen, verschränkte sie die Hände, als wollte sie beten, und blickte gen Himmel. Noch ehe ich eine Bemerkung machen konnte, begann sie zu erzählen: »Bei meiner Geburt war’s mir nicht bestimmt, dass ich mal das Leben einer Bäuerin führen sollte. Als lediges Kind einer Bauernmagd, die selbst als lediges Kind das Licht der Welt erblickte, hatte ich eigentlich nur die Aussicht, ebenfalls Magd zu werden. Ein anderes Leben war für mich nicht denkbar. Wissen Sie, selbst vielen Bauerntöchtern blieb damals nichts anderes übrig. Die Familien waren meist kinderreich, und nur einer konnte den Hof übernehmen, das war meist der älteste Sohn. Von den nachgeborenen Kindern hatten nur wenige die Chance, in einen anderen Bauernhof einzuheiraten. Den übrigen blieb allein die Möglichkeit, das Leben in dienender Position zu fristen. Die einzige Wahl, die man dabei hatte, war der elterliche Hof oder ein fremder. Während meiner Kindheit bahnte sich allerdings schon ein Umschwung an. Es gab immer mehr Bauern, die ihre Söhne einen Beruf erlernen ließen, damit sie sich einen ausreichenden Lebensunterhalt verdienen und Rentenansprüche erwerben konnten, sodass sie im Alter nicht auf ein Gnadenbrot angewiesen waren. Meist lernten sie Maurer, Schreiner oder Zimmermann, vielleicht noch Schuster oder Bäcker. Praktische Berufe eben, mit denen man auf dem Land etwas anfangen konnte. Dass man ein Mädchen etwas lernen ließ, stand jedoch gar nicht zur Debatte. Wenn wirklich mal eine Tochter den Wunsch äußerte, etwas lernen zu wollen, dann wurde das gleich abgewürgt mit dem Argument: Du heiratest ja doch. Oder: Unsinn, du wirst auf dem Hof gebraucht. Du bleibst beim Bruder als Magd. Und das blieb noch sehr, sehr lange so. Wie gesagt, bei meiner Geburt sah meine Zukunft alles andere als rosig aus. Dennoch sollte meine Kindheit, verglichen mit der von einigen meiner Schulkameradinnen, noch einigermaßen erfreulich verlaufen.«

Nach dieser Vorrede begann sie damit, aus ihrer Kindheit zu erzählen. Für mich war es so faszinierend, den Erinnerungen der alten Bäuerin zu lauschen, dass ich gar nicht bemerkte, wie die Sonne immer weiter nach Westen wanderte und ihre wärmenden Strahlen zunehmend schwächer wurden. Erst als der Altbauer von seinem Rundgang heimkehrte, warf ich einen Blick auf meine Uhr: »Ach du Schreck! Schon sechs Uhr durch. Jetzt habe ich Sie aber lange genug von der Arbeit abgehalten.«

»Ach was«, entgegnete die Bäuerin, »die Arbeit läuft mir schon nicht davon. Mir hat das Erzählen richtig Spaß gemacht. Gewiss hab ich Sie aber recht gelangweilt.«

»Keineswegs«, protestierte ich. »Ich hätte Ihnen noch stundenlang zuhören mögen.«

»Wirklich?«, fragte sie ungläubig. »Wenn das so ist, dann kommen Sie doch morgen einfach wieder.«

»Liebend gern, wenn Ihnen das nichts ausmacht.«

»Aber gewiss nicht.«

So kam es, dass ich an den folgenden Tagen mit der Bäuerin auf der Hausbank saß und gebannt ihrer Erzählung lauschte. Die Geschichte dieser tapferen Frau hat mich dermaßen beeindruckt, dass ich sie einfach aufschreiben musste.

Roswitha Gruber

Meine Großmutter Sabine

Von meiner Großmutter mütterlicherseits, die leider bereits vor meiner Geburt starb, ist mir nicht mehr geblieben als ihr Vorname. Wie sie allerdings zu diesem für unsere Region ungebräuchlichen Namen gekommen ist, ließ sich zu meinem Bedauern nicht mehr herausfinden. Aber sonst konnte ich ziemlich viel über sie in Erfahrung bringen. Ihr Ehemann nämlich, mein Großvater Josef, den alle Sepp nannten, wurde nicht müde, mir meine Fragen zu beantworten oder mir von sich aus vom Leben seiner Frau zu erzählen, wann immer ich ihn in seinem abgeschieden gelegenen Haus besuchte oder wenn er in meinem Elternhaus zu Besuch weilte.

Es ist jedoch unerlässlich, will ich die Geschichte meiner Großmutter erzählen, auch auf ihre Mutter zu sprechen zu kommen. Diese Urgroßmutter, die eigentlich Walburga hieß, von allen aber nur Burgl genannt wurde, habe ich – im Gegensatz zu meiner Großmutter – noch persönlich kennengelernt. Schon Burgl war als lediges Kind einer Bauernmagd auf einem Einödhof zur Welt gekommen. Die Frage, wer ihr Vater war, hat ihr die Mutter, die vermutlich ebenfalls Walburga hieß, niemals beantwortet, sondern ihr Wissen mit ins Grab genommen. Da sie ihr Kind nicht selbst aufziehen konnte, war sie froh, für die kleine Burgl eine gute Pflegestelle drunten im Dorf zu finden. Wenn die Kleine auch niemals etwas über die Identität ihres Vaters erfahren hat und fernab von der Mutter aufwachsen musste, ist sie doch ein fröhlicher und liebenswerter Mensch geworden. Offenbar hat sie genug Liebe bekommen, nicht nur von ihren Pflegeeltern, sondern auch von ihrer leiblichen Mutter, die sie regelmäßig besuchte.

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