Erstlinge. Aus dem Missionsleben. Von einem Missionar. - Margarete Lenk - E-Book

Erstlinge. Aus dem Missionsleben. Von einem Missionar. E-Book

Margarete Lenk

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Beschreibung

Glühend heiß brannte die indische Sonne auf den ausgedörrten Boden herab. Die Luft zitterte von ihrer Hitze. Kein Wölkchen war an dem blauen Himmel zu sehen. Die einzeln hier und da verstreut stehenden Palmen warfen nur einen sehr spärlichen Schatten, denn die Sonne stand hoch oben im Zenit ...

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Margarete Lenk

Erstlinge. Aus dem Missionsleben. Von einem Missionar.

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Erstlinge. Aus dem Missionsleben

Glühend heiß brannte die indische Sonne auf den ausgedörrten Boden herab. Die Luft zitterte von ihrer Hitze. Kein Wölkchen war an dem blauen Himmel zu sehen. Die einzeln hier und da verstreut stehenden Palmen warfen nur einen sehr spärlichen Schatten, denn die Sonne stand hoch oben im Zenit.

Ihre brennenden Strahlen scheinen aber die beiden Jungen, die dort auf der Erde sitzen, wenig zu belästigen. Denn sie führen eine recht lebhafte Unterhaltung.

Es sind zwei braune Gestalten, Pariajungen. Viel unnötige Kleidung haben sie nicht. Außer dem Lendentuch, das sie jetzt der Sonne wegen kühn um die Schläfe geschlungen haben, ist ihre ganze Bekleidung ein Läppchen, das ihre Blöße bedeckt.

Es sind offenbar Kuhhirten, denn in ihrer Nähe grasen einige halbverhungerte Kühe, d.h. sie versuchen an den noch übrigen Grasresten und Wurzeln ihren Hunger zu stillen.

Einer der beiden Kuhjungen ist eben beschäftigt, sich aus ein paar alten Lumpenstreifen eine Peitschenschnur zu drehen. Der andere bemüht sich, aus einem Bambusrohre eine Pfeife zu machen.

„Was ist denn das für ein Haus, was der Durei (Herr) hier bauen will?“, fragte der eine, etwa Achtjährige, den wir Ramasami nennen wollen.

„Das ist eine Schule“, belehrte ihn der pfeifenschnitzende Munisami. „Weißt du nicht, dass der Durei schon seit ein paar Tagen angefangen hat, im Dorf Schule zu halten? Mein Vater hat ihm den alten Stall überlassen. Darin unterrichtet er. Zehn Jungens sind schon hingegangen, lauter kleine Knirpse.“

„Wozu soll denn das sein?“, fragte Ramasami. „Mein Vater ist nie in die Schule gegangen und mein älterer Bruder auch nicht. Wer sollte denn unsere Kühe hüten, wenn wir in die Schule gingen? Meine Mutter hat gesagt‚ die Patres (Väter, Namen für Missionare) wollten die Kinder nach Europa schicken. Da machen sie Seife draus!“

„Seife, was ist denn das?“, fragte Munisami.

„Das“, belehrte Ramasami mit wichtiger Geste, „sieht aus wie Zucker. Damit waschen sich die Dureis. Es schmeckt gar nicht übel, habe ich gehört.“

„Jungens, was treibt ihr denn hier?“, tönte da die Stimme des Patre, der unbemerkt den beiden sich genähert und ihr Gespräch gehört hatte.

Beide wollten schnell die Flucht ergreifen, aber als sie sahen, dass der Durei weder Flinte noch Stab bei sich hatte, setzten sie sich wieder hin und glotzten ihn an.

„Habt ihr nichts zu tun“, fragte der Missionar, „dass ihr so faul hier sitzt?“

Eine Geste Ramasamis belehrte ihn, dass sie Kühe zu hüten hätten.

„Wollt ihr nicht in die Schule kommen?“, fragte jetzt der Missionar.

„Ihre Sprache verstehen wir nicht“, sagte jetzt der eine.

„Wir haben keine Zeit“, der andere.

„Nun, ihr versteht mich ja ganz gut und könnt mich noch besser verstehen lernen, wenn ihr zur Schule kommt.“

„Wozu denn? Wird man denn auch satt vom Lernen? Wer soll denn unsere Kühe hüten? Gehen Sie nach Hause; wir kommen nicht.“

„Bekommt ihr nicht manchmal Briefe“, fragte der beharrliche Durei, „von euren Leuten, die in den Minen arbeiten?“

„Ja.“

„Wer liest sie denn?“

„Die liest uns der Lehrer vor.“

„Aber wer schreibt denn dann wieder?“

„Der Lehrer oder der Munsif (Schulze), wenn man ihm was bezahlt.“