Weihnacht auf der See - Margarete Lenk - E-Book

Weihnacht auf der See E-Book

Margarete Lenk

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Beschreibung

Ein rauer Wind blies vom Hafen her über die Hafenstadt; dennoch herrschte in einer engen, nicht allzu sauberen Gasse reges Leben. Das große Haus dort drüben war ja eine Herberge für Auswanderer und heute bis aufs letzte Stübchen besetzt, da gegen Abend ein schönes Segelschiff nach Südamerika abgehen sollte ...

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Margarete Lenk

Weihnacht auf der See

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Weihnacht auf der See

 

Ein rauer Wind blies vom Hafen her über die Hafenstadt; dennoch herrschte in einer engen, nicht allzu sauberen Gasse reges Leben. Das große Haus dort drüben war ja eine Herberge für Auswanderer und heute bis aufs letzte Stübchen besetzt, da gegen Abend ein schönes Segelschiff nach Südamerika abgehen sollte. Eine große Anzahl hoffte sich dort den Wohlstand zu erwerben, den sie hier trotz Anstrengung aller Kräfte nicht errungen hatten.

Eigentlich hätte das Schiff schon längst fort sein sollen, und der Aufschub war den Reisenden recht unangenehm, da sie manchen Taler im Logierhaus lassen mussten.

Der hübsche, blondgelockte, etwa zwölfjährige Junge aber, der die Gasse auf und nieder ging, machte sich offenbar gar keine Sorgen um die Zukunft. Hatte man ihm doch das neue Vaterland als ein rechtes Paradies geschildert, wo einem, wie man so zu sagen pflegt, die Tauben in den Mund fliegen.

Wohl aber sorgte er jetzt ernstlich, wie er das Dreimarkstück, das ihm der gute, alte Pate zum Abschied geschenkt, am besten verwenden könne.

„Mach dir noch eine Freude damit im lieben Vaterland“, hatte er gesagt.

So ging Hans die Gasse auf und ab und prüfte die Herrlichkeiten, die in den kleinen Ladenfenstern ausgestellt waren.

Warum wollte ihm nichts so rechte Freude machen?

Ach, der Abschied ward ihm so schwer! Vom Paten, vom freundlichen Lehrer, von der alten Großmutter, die jetzt gewiss in ihrem Dachstübchen weinte; wohl weniger nach ihm als nach ihrem Liebling, dem Schwesterchen Lotte.

Aber es gab noch einen Grund zum Weinen!

Ach, man musste das Weihnachtsfest auf offener See feiern! Es ging gar nicht anders.

Dass von Geschenken nicht die Rede sein werde, wusste er ja; doch betrübte ihn das am Wenigsten. Aber Weihnachten ohne Christbaum, ohne ein Kripplein und ohne die schönen Lieder konnte er sich gar nicht vorstellen.

In solche Gedanken versunken blieb er vor einem kleinen Spielwarenladen stehen.

O, da war ein Püppchen, wie Lotte es sich schon längst wünschte. Es hatte blonde Härchen und ein zierliches blaues Kleidchen. Auch wusste Hans, dass solche Püppchen schreien konnten, wenn man sie drückte; die Mutter hatte es selbst gesagt.

Aber, o weh! Es kostete eine ganze Mark! Man konnte es auf dem Zettelchen am Kleide lesen. Für ein Spielzeug so viel auszugeben, wagte er nicht. Vater, Mutter und Brüderchen Otto, das noch nicht laufen konnte, sollten doch auch was haben.

„Na, Junge, wie lange stehst du denn schon hier?“, rief eine etwas raue Stimme ganz in der Nähe. Ein stattlicher Herr in Seemannsuniform stand hinter ihm.

„O ich wollte gern recht viel kaufen, aber das Geld will nicht langen“, fuhr der Junge heraus.

„Wozu brauchst du denn so viel hübsche Sachen?“

„O für Lotte und Otto und Vater und Mutter. Der Pate hat mir drei Mark geschenkt, weil wir übers Meer fahren. Und unterwegs wird Weihnachten sein, da möcht’ ich gern allen was schenken.“

„Wie heißt denn das Schiff, mit dem ihr fahren wollt?“

„Es heißt ‚Hektor‘ und ist sehr schön und stark. Hektor war vor langer Zeit lebendig und ein furchtbar starker Held, der ...“

„Halt, halt!“, rief der Seemann, „jetzt ist nicht Zeit, alte Geschichten zu erzählen. Komm in den Laden! Wir wollen was für Weihnachten kaufen. Sag, kannst du auch ein Weihnachtslied?“

„O viele, viele! Ich war der Oberste im Singen.“