Fabeln & Parabeln: 60 Fantastische Geschichten in einem Band - Claire - E-Book

Fabeln & Parabeln: 60 Fantastische Geschichten in einem Band E-Book

Claire

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Beschreibung

Diese Ausgabe von "Fabeln & Parabeln" wurde mit einem funktionalen Layout erstellt und sorgfältig formatiert. Abraham a Sancta Clara (1644-1709) war ein katholischer Geistlicher, Prediger und Schriftsteller. Er gilt mit rund 600 Einzelschriften als bedeutendster deutscher katholischer Prediger und Poet der Barockzeit mit ungewöhnlicher Sprachkraft und Sprachfantasie. Inhalt: Adler und Schildkröte Bauer und Schiffsmann Bauer, Fuchs und Jäger Bäume und Hopfenstange Der Bauer und die Schlange – mit Schimmel, Hund und Fuchs – Der blinde und der lahme Bettler Der Feinschmecker und die Holzbirnen Der Froschvater und seine Jungen Der genarrte Getreidedieb Der Glücks- und Unglücksbaum Der junge und der alte Fuchs Der Knabe am Ziehbrunnen Der Lügenbach Der Ratsherr und sein Weib Der Roßschweif an der Krippe Des Schusters Mäuse, Hund und Katze Des Teufels Jahrmarktstand Die alten und die jungen Frösche Die Mücke im Notenheft Die Schwalbe und die andern Vögel Edelmann und Nußkern Eichbaum und Haselnuß Ein Bauer wirft einen Pfleger in den Bach Ein wunderlicher Hasenpfeffer Eine schlagfertige Antwort Elster, Miedl und Schwein Faulpelz und Zauberschachtel Fuchs und Maultier Fuchs und Maus Fuchs und Rabe Götze und Spatz Greisin und Tod Hahn und Fuchs Häslein und Igel Heuschrecke und Ameise Jupiter und das Hochzeitsgeschenk der Schlange Koch und Essig Krähe und Taube Löwe und Hund, Katze und Kamel – Reichstag der Tiere – Löwe und Maus Löwe und Wolf, Esel, Fuchs Löwe, Bauer und dessen Tochter Löwe, Wolf und Fuchs Meister Sauerampfer und Bruder Lustig Mond und Jupiter Nachtigall und Raubvogel Papier und Pergament Pferd und Wolf Reichstag der Bäume Satyr und Wandrer Schuldeneintreiber und Teufel Sonne und Frösche Sonne und Wind Sonne, Wind und Wandrer Spinne und Seidenwurm Stadtmaus und Feldmaus Student und Feuer im Kamin Was der Bär dem Jäger ins Ohr geraunt Wolf und Lamm…

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Claire

Fabeln & Parabeln: 60 Fantastische Geschichten in einem Band

Der Glücks- und Unglücksbaum, Edelmann und Nußkern, Des Teufels Jahrmarktstand, Fuchs und Rabe, Der Lügenbach, Löwe und Maus, Satyr und Wandrer, Wolf und Lamm…
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Inhaltsverzeichnis

Adler und Schildkröte
Bauer und Schiffsmann
Bauer, Fuchs und Jäger
Bäume und Hopfenstange
Der Bauer und die Schlange – mit Schimmel, Hund und Fuchs –
Der blinde und der lahme Bettler
Der Feinschmecker und die Holzbirnen
Der Froschvater und seine Jungen
Der genarrte Getreidedieb
Der Glücks- und Unglücksbaum
Der junge und der alte Fuchs
Der Knabe am Ziehbrunnen
Der Lügenbach
Der Ratsherr und sein Weib
Der Roßschweif an der Krippe
Des Schusters Mäuse, Hund und Katze
Des Teufels Jahrmarktstand
Die alten und die jungen Frösche
Die Mücke im Notenheft
Die Schwalbe und die andern Vögel
Edelmann und Nußkern
Eichbaum und Haselnuß
Ein Bauer wirft einen Pfleger in den Bach
Ein wunderlicher Hasenpfeffer
Eine schlagfertige Antwort
Elster, Miedl und Schwein
Faulpelz und Zauberschachtel
Fuchs und Maultier
Fuchs und Maus
Fuchs und Rabe
Götze und Spatz
Greisin und Tod
Hahn und Fuchs
Häslein und Igel
Heuschrecke und Ameise
Jupiter und das Hochzeitsgeschenk der Schlange
Jupiter und der kleine Finger
Koch und Essig
Krähe und Taube
Löwe und Hund, Katze und Kamel – Reichstag der Tiere –
Löwe und Maus
Löwe und Wolf, Esel, Fuchs
Löwe, Bauer und dessen Tochter
Löwe, Wolf und Fuchs
Meister Sauerampfer und Bruder Lustig
Mond und Jupiter
Nachtigall und Raubvogel
Papier und Pergament
Pferd und Wolf
Reichstag der Bäume
Satyr und Wandrer
Schuldeneintreiber und Teufel
Sonne und Frösche
Sonne und Wind
Sonne, Wind und Wandrer
Spinne und Seidenwurm
Stadtmaus und Feldmaus
Student und Feuer im Kamin
Was der Bär dem Jäger ins Ohr geraunt
Wolf und Lamm

Adler und Schildkröte

Inhaltsverzeichnis

Stolzier nur, mein elender Tropf (von Mensch): du bist ein Garten, aber voller Disteln; du bist ein Buch, aber voller Eselohren; du bist ein Wein, aber voller Gleger und Bodensatz; du bist ein Apfel, aber voller Wurmstich; du bist ein Acker, aber voller Unkraut . . . Stolzier nur; aber sei versichert, daß Gott auch auf der Welt schon solche Feder- und Prahlhansen nit ungeropft lasse.

»Das hab ich erfahren«, sagt eine Schildkrott: diese hat auf eine Zeit der Vorwitz gestochen, daß sie doch gern möchte die Welt sehen; sie habe soviel gehört vom Papst zu Rom, vom Kaiser zu Wien, vom Sultan zu Konstantinopel, vom Zar zu Moskau, vom Mogol in Indien, vom Cham in der Tartarei, vom Kaiser in China und von andern großen Häuptern; also möchte sie gern dero Länder, Reich und Residenzen sehn. Sie sagt anbei, daß ihr solcher Vorwitz nit sei übel auszulegen; denn sie komme ja nirgends hin und müsse eine ganze Zeit zu Haus hocken, bittet demnach den Adler, diesen so majestätischen Sonnenvogel, er möcht sie in die Höh hinauftragen, damit ihr alle besagten Länder und Örter unter die Augen kämen. »Fiat! Sei's drum!« sagt der Adler, und wenn sie auch wolle zur Sonne hinauf, so woll er sie ganz sicher dahin liefern. »Bedank mich dessen aber!« sagt die Schildkrott. »Ich kann die Hitz gar nit leiden; sonst in die Höh über Berg und Tal wär mir eine sondre Gnad.« – Worauf sie gleich der Adler in beiden Klauen gefaßt und sich samt ihr alsobald in die Höh geschwungen. Er aber hätte schon längst gern ein solches Schnappbisserl gehabt; aber niemalen hat er können Zweck und Ziel erreichen, weil selbe sich allemal unter ihren Schild verborgen. Als er nun die Schildkrott in alle Höhen geführt und sie sich gewunschen, daß sie auch möcht Federn und Flügel haben, um in der Höhe zu schweben, da läßt er sie auf einen harten Felsen herunterfallen, wordurch ihr Schild oder Haus völlig zerschmettert und sie folglich dem Adler zum Raub worden.

Bauer und Schiffsmann

Inhaltsverzeichnis

Ein Bauer verwunderte sich über der Schiffleute Kühnheit, daß sie einem so schwachen Holz Leib und Leben anvertrauen, indem sie so oft beides an den wilden Meerklippen einbüßen; darum fragte auf eine Zeit dieser Bauer einen Schiffer, wo sein Vater sei gestorben. Dieser antwortet: »Auf dem Meer.« Der Bauer fragt ferners, wo denn sein Groß- und Übergroßvater gestorben seien. Als der Schiffmann wiederum antwortete: »Auf dem Meer«, so sprach der Bauer: »Wie kannst du dann so närrisch sein, daß du dich dem Meer vertrauest, das dir deinen Vater, Großvater und Übergroßvater hinweggenommen?« Der Schiffsmann fragte hinwider den Bauern, wo denn sein Vater und Großvater gestorben seien. Der Bauer antwortete: »Auf dem Bett.« Da sagte der Schiffsmann: »Warum bist du dann ein so großer Narr, daß du alle Nacht in dasselbe Bett gehst, worauf deine Voreltern gestorben? Darum siehst du, Bauer, daß es nichts schadet, man sterbe, wo man woll, wenn man nur selig stirbt!«

Viel, die durch des Henkers Hand sterben wegen begangner Missetaten, sterben glückseliger als einige, die im Bett unter den umstehnden Verwandten ihren Geist aufgeben.

Bauer, Fuchs und Jäger

Inhaltsverzeichnis

O, wie mancher Bruder zeigt sich wie jener Bauer gegen den Fuchs, der, vom Jäger mit Hunden gehetzt, zu allem Glück sich in eine Bauernscheuer salviert, auch den Bauern aufs schönst gebeten hat, er möge seinen armen Fuchsbalg schützen, und zwar mit dem hohen Versprechen und Schwören gebeten: es solle hinfüro weder von ihm selber noch seiner ganzen fuchsischen Casada und Sippe seinen Hühnern ein Leid geschehen. Der Bauer ließ sich überreden und versteckt ihn unter das Stroh. Bald hernach kam der Jäger und fragt den Bauern, ob er nit hab gesehen einen Fuchsen vorbeistreichen. Der Bauer antwortet: »Da und da hab ich ihn gesehen hinauslaufen«, winkte aber indessen mit den Augen, daß er hier unterm Stroh verborgen liege, was zwar der Fuchs, so unterm Stroh in größten Ängsten hervorsah, wohl, der Jäger aber nit vermerkte, so nur auf die Wort und Wegweisung des Bauren achthatte. Als nun der Jäger hinweggegangen, deckte der Bauer den Fuchsen auf und ließ ihn laufen, sprechend: »Mein lieber Fuchs, du kannst mir und sollst mir dein Lebentag dankbar sein, auch deiner Zahlung nachkommen; denn durch meine Wort hab ich dich beim Leben erhalten.« – »Ja«, sagt der Fuchs hinwieder, »dein Mund war zwar gut; aber dein Augenwinken dank dir der Teufel!«

Das ist die Art vieler falschen Brüder, die sich mehrmalen ganz redlich und gut zeigen mit dem Maul, unterdessen in der Still einen verfolgen und nach dem Seinigen trachten. Dergleichen Exempel ist die halbe Welt voll.

Bäume und Hopfenstange

Inhaltsverzeichnis

Es sind auf eine Zeit die Bäumer in einer gewissen Gesellschaft zusammengekommen, worbei ein jeder seine guten und herrlichen Qualitäten hervorgestrichen. »Ich«, sagte der Ölbaum, »trag eine so stattliche Frucht, daß ich die ganze Welt mit Schmieralien besteche, und ist niemand, der mir deswegen nit mit schmutzigem, d. h. fettem, Maul danken tut.« – »Ich«, sagte der Feigenbaum, »bin so keck, daß ich auch großen Fürsten und Herren die Feigen zeig und so ein Schnippchen schlag, und werd ich allemal perfekt und Präfekt unter dem Konfekt sein.« – »Ich«, sagte der Nußbaum, »trag eine so gute Frucht, daß man mir allerseits mit Prügeln nachstellt; auch bewahrt keiner seinen Kern so gut wie ich.« – »Was?« sagt der Apfelbaum; »mir laß ich an meiner Prärogativ und Vorrang nichts nehmen; denn ich und kein andrer ist's gewest, der dem ersten Menschen so gefallen.«

Wie sie nun so miteinander disputierten, fast um das Majorat wie die Apostel (Matth. Kap. 20, 24 ff.), da nehmen sie wahr, daß auch die Hopfenstang sich unter ihnen befind. »Pfui, Teixl!« sagten die Bäumer; »daß sich dieser Lumpenhund in unsre Gesellschaft mischt! Schau, schau, daß nit die Hopfenstang auch unter die ehrlichen Bäumer gehöre! Fort mit ihr zum Feuer!« – »Gemach, gemach«, sagt die Hopfenstangen; »es ist zwar wahr, und kann's nit leugnen: eine bloße und kahle, eine arme, nackende Tröpfin bin ich; ich gesteh's: keine Frucht trag ich nit wie ihr – es ist nur zu wahr; aber das tue ich: meinem Nächsten hilf ich! Der Hopf, der arme Tropf, mitsamt seinem bitteren Schopf müßte zugrund gehen, wenn ich nit wär. Also hilf ich ihm als meinem Nächsten!« – Worauf ist erkannt worden, daß auch dieser unter die Zahl und Gesellschaft der ehrlichen Bäumer könne gezählt werden.

Wahr ist's, daß mancher vor unserm Herrn inmitten der fruchtbaren Bäumer: der großen, meritierten und verdienten Heiligen stehen wird am Jüngsten Tag und bekennen: »Ja, mit solcher Frucht kann ich nit prangen wie diese: so rein und unbefleckt nit wie Antonius von Padua, so eifrig im Gebet nit wie Franciscus Seraphicus . . . wenig dergleichen, ja, schier gar nichts; aber das bisweilen hab ich, wie die Hopfenstang, gehabt: hab zuweilen meinem Nächsten Hülf geleistet und ihm aufgeholfen, bin den kranken Leuten mit Rat und Tat an die Hand gangen, hab ein armes Kind und Waiserl auferzogen und in Summa: dem Nächsten etwas Gutes getan.« – Ei, so wird Gott auch sagen: »Der hat das ganze Gesatz erfüllt; denn er hat seinen Nächsten geliebt wie sich selbst.«

Der Bauer und die Schlange – mit Schimmel, Hund und Fuchs –

Inhaltsverzeichnis

Ein Bauer wollte einst etwas in die nächstgelegne Stadt tragen zum Verkaufen; unterwegs aber, wegen der schweren Last, tat er bei einem Felsen rasten, worin eine große Schlang versperrt gelegen. Wie diese den Bauern wahrgenommen, so fangt sie an, inständig zu bitten, er wolle doch sich ihrer erbarmen: »Ich bitt dich um Gottes willen, der dem Moses im Alten Testament befohlen, mich aus Erz und Glockenspeis auf eine hohe Säul zu setzen, ich bitt, ich bitt und bitt dich tausend- und tausendmal, hilf mir doch aus diesem Loch; denn ich, wegen des schweren Steins, nit kann herauskriechen.« – »Wie wirst du mich aber belohnen?« fragt der Bauer. »O mein herzallerliebster Mann, ich will dir den Dank geben, womit die Menschen die größten Guttaten pflegen zu bezahlen.« – »So sei's denn!« Der Bauer wälzt den großen Stein hinweg, so daß also die Schlang in die freie Luft gekommen und des langen Arrests entledigt worden. Wie sie sich nun in der Freiheit befunden, so will sie mit großer Gewalt den Bauern umbringen. »Holla!« schreit der Bauer, »was ist das? Soll das meine Belohnung sein um die große Guttat? Ist das der Welt Dank?« – »Ja«, spricht die Schlang; »die Menschen pflegen in der Welt das Gute mit dem Bösen zu vergelten, und solchen Weltdank hab ich dir versprochen.« – »Weißt du was, mein Schlang«, entschuldigt sich der Bauer, »ich bin ein einfältiger Mann und nit schriftgelehrt: ich will mich mit dir ohne gelehrte Zeugen in keine Disputation einlassen, sondern wir wollen andre suchen, die hierinfalls verständig urteilen werden. Ist es Sach (ergibt sich), daß ich unrecht hab, so will ich gern sterben.«