Fantasy-Schriftsteller werden! - Jan Erik Moeller - E-Book

Fantasy-Schriftsteller werden! E-Book

Jan Erik Moeller

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Beschreibung

Wie schreibt man einen spannenden Fantasy-Roman? Diese Frage beschäftigt eine große Anzahl von begabten Nachwuchsautoren. Der vorliegende Ratgeber liefert zahlreiche praktische Anleitungen, Werkzeuge und Tipps und geht auf alle unterschiedlichen Subgenres ein. Zur Veranschaulichung werden viele Beispiele aus erfolgreichen Fantasy-Büchern zitiert. Teil 1 des Ratgebers beinhaltet u.a. alles Wissenswerte über den Weltenbau, das Entwerfen der Figuren, den Aufbau von Spannung und das Verfassen des Plots.

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Seitenzahl: 279

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Vorwort

1. Welches Fantasy-Genre ist das richtige für Sie?

Was gehört zur Fantasy und was nicht?

High Fantasy/Low Fantasy/Sword & Sorcery

Urban Fantasy/All-Age-Fantasy

Dark Fantasy/Vampir-Fantasy

Wählen Sie das Genre, das Ihnen am meisten zusagt

2. Wie erlangt man die Fähigkeiten zum Romanschriftsteller?

Welche Fähigkeiten benötigt man überhaupt?

Zwei Dinge sind wichtig: Lesen und Schreiben

Warum ist eine gründliche Vorbereitung wichtig?

Die Erwartungshaltung des Lesers kennen

3. Welche Elemente benötigt man für ein Romanprojekt an und wie fängt man damit an?

Welche Elemente benötigt man für ein Romanprojekt ...?

… und wie fängt man damit an?

4. Ideen und Notizen

Woher kommen die Ideen für einen Roman?

Werden Sie ein Sammler!

Was Sie mit Ihren Notizen weiter anstellen

5. Die Prämisse (der Hauptplot)

Die Bestandteile der Prämisse

Wie geht man an die Prämisse heran?

Klassische Beispiele für die Prämisse

Warum die Prämisse unverzichtbar ist und worauf Sie bei mehrteiligen Romanen achten müssen

6. Erschaffen Sie Helden und Schurken, die keiner wieder vergisst!

Was einen packenden Charakter ausmacht

Der Grundsatz der Maximalen Kapazität

Was einen unvergesslichen Helden ausmacht

Der Zauber der Identifikation

Wie Sie dem Leser Ihre Figur nahebringen

Mehrere Protagonisten, der Antagonist und die Nebenfiguren

7. Kapitel: Wie Sie in 5 Schritten eine einzigartige und lebendige Figur erschaffen

Wie geht man beim Entwerfen von Figuren praktisch vor?

1. Eine Skizze der Figur entwerfen und einen passenden Namen finden

2. Das Aussehen Ihrer Figur, ihre körperlichen Fähigkeiten und ihre Wirkung auf andere Figuren

3. Die Vergangenheit der Figur und ihre Rolle in der Gesellschaft

4. Die Einstellung, das Selbstbewusstsein und die geistigen Eigenschaften Ihrer Figur

5. Der Charakterbogen, das Handlungsprinzip und die Beachtung der Charaktermauern

Weitere Tipps, wie Sie Ihre Figuren wirklich zum Leben erwecken

8. Konflikte

Der zentrale Konflikt und Konflikte in Nebenplots

Wie entstehen Konflikte und wie werden sie aufgelöst?

Das Oppositionsprinzip

Das schicksalhafte Band oder der Schmelztiegel

Der innere Konflikt

Wie Sie den Konflikt bis zum Höhepunkt steigern

9. Wie erzeugt man knisternde Spannung?

Was ist eigentlich Spannung?

Der zentrale Spannungsbogen und andere sich steigernde Konflikte,

Werfen Sie Fragen über Fragen auf!

Geheimnisse in der Vergangenheit

Finten und falsche Fährten – den Leser kombinieren lassen

Foreshadowing

Den Leser emotional involvieren

Das offene Kapitelende (der Cliffhanger)

10. Kapitel: Welche Elemente und Merkmale benötigt ein Fantasy-Werk?

1. Die Weltenschöpfung (das Setting)

2. Phantastische Wesen und Völker

3. Die Bedrohung durch äußere Feinde

4. Die Methoden und Strategien der Helden (Die Queste)

5. Mythopoeia (Schöpfungsmythos)

11. Wie Sie Gott spielen und ganze Welten erschaffen

Ein Werkzeug, das nur dem Fantasy-Autor zur Verfügung steht

Was eine phantastische Welt alles enthalten sollte

Wie Sie an den Weltenbau herangehen

Erschaffen Sie Ihr eigenes Universum Schritt für Schritt!

1. Schöpfungsmythos

2. Geografie

3. Gesellschaft

4. Wissenschaft

5. Historie

Wie Sie Widersprüche und Fehler vermeiden

12. Der (normale) Plot

Was unterscheidet den (normalen) Plot von der Prämisse?

Wie Sie an den Plot herangehen

Der richtige Aufbau eines Fantasy-Romans

Die Entwicklungsstadien der Figuren und der Verlauf einer Geschichte

Die beiden wichtigsten Plotstrukturen

Klassische Handlungsmuster in Fantasy-Romanen

Was man unter einem Subplot versteht

Kann man den Plot nachträglich verändern?

Kann man auf den Plot verzichten?

Übersicht über die Legenden aus Munda

Vorwort

Gerade in unserer durchstrukturierten, von Stress geprägten Zeit suchen Menschen nach Zerstreuung, Ablenkung und sinngebendem Zeitvertreib und finden dieselben sehr häufig im Eintauchen in fiktive Welten und der Identifikation mit Figuren, die ihrem Ideal entsprechen oder die besonders anziehend und interessant sind. Dabei spielt das Buch als Medium seit jeher eine zentrale Rolle.

Am 29.07.1954 veröffentlichte der englische Sprachwissenschaftler und Historiker John R.Tolkien einen Roman, der als Standardwerk der High Fantasy-Literatur gilt: Der Herr der Ringe. Dabei kann man leicht noch viel weiter in der Zeit zurückgehen, um Publikationen aus dem Bereich der Phantastik zu finden, die über ihre Epoche hinaus Bedeutung gewannen, wie Homers Ilias und Odyssee (7. oder 8.Jahrhundert v.Chr.), die Saga um König Artus/Arthur (6. oder 7.Jahrhundert n.Chr.), die Nibelungen-Sage (12.Jahrhundert n.Chr.) oder die Werke von Edgar Allan Poe, Jules Verne, H.P. Lovecraft u.a. aus dem 19./angehenden 20.Jahrhundert.

In den vergangenen Jahrzehnten hat eine Vielzahl von Büchern aus dem Fantasy-Genre weltweite Erfolge erzielt und ganze Generationen in ihren Lesesesseln fasziniert. Harry Potter von Joanne K. Rowling, Game of Thrones von George R.R. Martin, The Witcher von Andrzej Sapkowski, Twilight von Stephenie Meyer, Die Chroniken von Narnia von C.S. Lewis, Das Rad der Zeit von Robert Jordan – um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Viele dieser Werke wurden inzwischen filmisch oder in Form einer Serie auf die Leinwand gebracht – die Herr der Ringe-Trilogie von Regisseur Peter Jackson und die HBO-Serie zu Game of Thrones lassen grüßen. Der Stoff von anderen wiederum wurde im großen Stil zu Videospielen verarbeitet, siehe The Witcher 3 von CD Project. Auch populäre japanische Mangas, wie Pokemon oder Naruto, oder die Comics von Marvel und DC sind im Grunde der Fantasy zuzurechnen.

Die Gründe für die Faszination, welche phantastische Welten und Kreaturen auf uns ausüben, liegen auf der Hand: im Gegensatz zu anderen Genres sind hier der Vielfalt keinerlei Grenzen gesetzt. Die Möglichkeiten an Figurendesign, Handlungsvariationen und Weltenschöpfungen sind unbegrenzt und vermitteln dem Leser das Gefühl, dass er etwas erlebt, das erfrischend anders ist und im Gegensatz zu unserer komplett kartographierten, satellitenüberwachten Welt unentdeckte Reichtümer und Geheimnisse enthält.

Mit den erfolgreichen Fantasy-Universen und deren Adaptationen ist auch die Zahl der ambitionierten Nachwuchsautoren angewachsen. Mit dem vorliegenden Werk will ich einen bescheidenen Beitrag dazu leisten, diesen den Einstieg in ihre Karriere zu erleichtern. Zu diesem Zweck habe ich alle schriftstellerischen Werkzeuge, die mir eingefallen sind, Verfahrensweisen, die ich empfehlen kann, und Hintergrundwissen, das man haben sollte, niedergeschrieben. Wie in einem Sachbuch üblich habe ich mich um eine leicht verständliche Sprache bemüht, sodass Sie die Tipps, die Ihnen brauchbar erscheinen, schnell in die Praxis umsetzen können. Manche Kapitel sind länger geraten, andere eher kurz und prägnant, was der unterschiedlichen Thematik geschuldet ist. Aus praktischen Gründen habe ich meinen Ratgeber in zwei Bücher aufgeteilt.

Ich wünsche Ihnen auf alle Fälle gutes Gelingen beim Verfassen Ihrer ureigenen phantastischen Bücher. Sehen Sie diese selbstgewählte Aufgabe als Privileg an, lassen Sie sich nicht von Ihrem Weg abbringen, und bewahren Sie sich stets Ihre Freude, Leichtigkeit und natürliche Neugierde!

Jan Erik Moeller

1. Welches Fantasy-Genre ist das richtige für Sie?

Was gehört zur Fantasy und was nicht?

Gerade da die Fantasy ein unerschöpfliches Betätigungsfeld bietet, ist es wichtig, anfangs eine gewisse Strukturierung vorzunehmen und sich einen Überblick zu verschaffen. So wird dem angehenden Autor dabei geholfen, sich in dem Dschungel der unendlichen Möglichkeiten zurechtzufinden und den für sich passenden Weg zu wählen. Der erste Schritt ist dabei, dass wir feststellen, was zum Genre dazugehört und was eben nicht.

Der romantische Schriftsteller E.T.A. Hoffmann begründete 1814 den Begriff der Phantastik, bzw. der phantastischen Literatur, unter dem seitdem die Genres Fantasy, Science Fiction und Horror zusammengefasst werden. Dies ergibt Sinn, da im Science Fiction-Genre ebenfalls regelmäßig übernatürliche Wesen auftreten und fiktive Welten erdacht werden. Exemplarisch seien hier die Star Wars- und die Star Trek-Universen genannt. Und auch das Horror-Genre bedient sich gerne Elementen aus dem Bereich der Phantastik – Graf Dracula und unzählige Ungeheuer lassen grüßen.

Daneben besteht häufig eine enge Beziehung zwischen der Fantasy-Gemeinde und dem Themenkomplex Mittelalter, zu dem u.a. Märke, Brauchtumspflege, Schwertkämpfe und Musik zählen. Mittelalterbands stehen mittlerweile auf den Verkaufslisten ganz weit oben, ebenso wie Vertreter aus dem Bereich des Heavy Metal, die häufig Themen aus beiden Welten vereinen.

Im Kontext der phantastischen Literatur steht die Fantasy eindeutig in der Tradition der Mythen und Märchen, die jedem Volk ureigen sind und praktisch von einer Generation zur nächsten tradiert wurden. Einige dieser Überlieferungen sind vmtl. so alt wie die Menschheit selbst. In Hinblick auf den mitteleuropäischen und angelsächsischen Autorenkreis heißt dies beispielsweise, dass ein Großteil der Inspirationen dem germanischen, keltischen und griechischen Sagenschatz entstammt, wie der Edda, den Nibelungen, der Gralslegende, der Ilias und der Odyssee. Allerdings hat sich das Genre in den vergangenen Jahrzehnten enorm weiterentwickelt und beschränkt sich längst nicht mehr auf Variationen der althergebrachten Erzählungen. Denn im Gegensatz zu anderen literarischen Bereichen, bei denen genretypische Konventionen teilweise einen engen Rahmen setzen, ist dem Einfallsreichtum des Autors in der Fantasy keine Grenzen gesetzt.

Wenn die Fantasy einer beliebigen Fülle an Ideen offen steht, wo genau liegen dann die wesentlichen Merkmale und Kriterien, die einen Fantasy-Roman von anderen Bereichen der erzählenden Literatur unterscheidet? Gehen wir sie der Reihe nach durch.

U.a. Johann Wolfgang von Goethe hat erklärt, dass traditionell drei Grundformen der Literatur nebeneinander existieren: Epik, Lyrik und Dramatik. Epik wird auch als erzählende Literatur bezeichnet und beinhaltet Texte, in denen ein Erzähler dem Leser einen Ablauf individueller Erlebnisse vermittelt. Dies kann in Versform oder Prosa, d.h. in freier Form, geschehen. Eine Unterform der Epik ist der Roman. Diese Gattung lässt sich wiederum untergliedern, womit wir bei den Spannungsromanen angelangt wären.

Fantasy ist demzufolge zuallererst zur Spannungsliteratur gehörig, d.h. der Autor will eine spannende, unterhaltsame Geschichte erzählen und den Leser auf diese Weise fesseln. Zwischen den Zeilen kann ein Fantasy-Autor durchaus Gesellschaftskritik, moralische Untertöne oder etwas Ähnliches anklingen lassen. Werke, die in erster Linie Wissen oder eine Meinung vermitteln wollen, sind jedoch im Bücherladen unter der Rubrik Fantasy eher fehl am Platz. In einem späteren Kapitel werden wir noch auf das Erzeugen von Spannung eingehen.

Darüber hinaus ist für das Fantasy-Genre vor allen Dingen symptomatisch, dass ein Werk Elemente enthält, die über die Wirklichkeit unserer realen Welt hinausgehen. Diese Elemente können zum einen darin bestehen, dass die Handlung in einer fiktiven Welt stattfindet (wie Mittelerde oder Hogwarts) oder zum anderen darin, dass in der Geschichte Figuren und Motive mitwirken, die über ganz besondere, übernatürliche Fähigkeiten und Eigenschaften verfügen (z. B. Elfen, Zwerge, Drachen, Zauberer, Vampire oder magische Artefakte). Zwar kann innerhalb einer Geschichte durchaus eine Verbindung zwischen realer und fiktiver Welt bestehen – siehe All-Age-Fantasy –, doch werden die übernatürlichen, märchenhaften oder magischen Elemente stets im Vordergrund stehen.

Ein so breites Feld wie die Fantasy-Literatur lässt sich natürlich nicht in ein paar Sätzen beschreiben, denn wie gesagt: inhaltlich sind der Möglichkeiten (unendlich) viele. Aus diesem Grund hat man zur Klassifizierung Subgenres geschaffen, also Schubladen, mit denen man versucht, die verschiedenen Erzähltypen voneinander abzugrenzen und dem Leser eine Orientierungshilfe an die Hand zu geben. Diese Art der Differenzierung könnte man sicherlich bis zum Geht-nicht-mehr ausdehnen, doch würde man auf diese Weise von neuem Unübersichtlichkeit schaffen und doch nicht jedem einzelnen Werk gerecht werden. Wir wollen uns daher im Folgenden auf drei große Kategorien beschränken, die nahezu allen Büchern, die in den letzten Jahrzehnten die Fantasy-Regale füllten und die Herzen der Leser eroberten, Rechnung tragen. Es handelt sich um:

1. High Fantasy/Low Fantasy/Sword & Sorcery,

2. Urban Fantasy/All-Age-Fantasy,

3. Dark Fantasy/Vampir-Fantasy.

High Fantasy/Low Fantasy/Sword & Sorcery

Die High Fantasy gilt als die klassische und gleichzeitig bekannteste Form der Fantasy. Ihre literarischen Vertreter spielen in ausgetüftelten Welten, in denen es vor übernatürlichen Geschöpfen, wie Elfen, Zwergen, Drachen, Ogern usw., nur so wimmelt. Ihre Handlung wird in der Regel von der Stufenfolge Bedrohung-Queste-Schlacht bestimmt, worauf wir im Kapitel über den Romanaufbau noch näher eingehen werden. Aufgrund des Detailreichtums und der epischen Breite einer High Fantasy-Erzählung fallen diese in der Regel umfangreich aus und verteilen sich über mehrere Bände. Einer ihrer wesentlichen Bestandteile ist die Magie, die als Naturphänomen anerkannt ist und von Zaubererkundigen fleißig benutzt wird.

Die Begriffe Low Fantasy, Heroic Fantasy und Sword & Sorcery (S&S) werden mittlerweile in den meisten Fällen als Synonyme gebraucht. Der Unterschied zur High Fantasy besteht darin, dass hier das Augenmerk nicht auf einem weltumspannenden, epischen Konflikt liegt, sondern auf der persönlichen Geschichte der Helden, die in der Regel auch nach dem Ende der Bedrohung noch nicht zu Ende ist. Dabei kann der Protagonist ein mächtiger Krieger sein, der sich mit seinem Schwert den Weg durch die Gefahren seiner Welt pflügen muss, oder der talentierte Novize eines Zauberers, der sich schließlich selbst zum Adepten aufschwingt. Die Grenzen zwischen Gut und Böse können dementsprechend verschwimmen. Weiterhin wird bei der Low Fantasy/Sword & Sorcery von magischen Fähigkeiten und der Existenz von Fabelwesen eher zurückhaltend Gebrauch gemacht.

Beide Subgenres stimmen in einem wesentlichen Punkt überein: sie sind in einer fiktiven Fantasiewelt angesiedelt, die in der Regel mittelalterlich geprägt ist (Feudalgesellschaft, Betonung der Handwerkskunst, entsprechende Waffen, Kleidung, Sprache etc.) und in denen sich fremdartige – wunderbare oder abstoßende – Wesen gegenseitig auf die Füße treten. Ein Fantasy-Autor, der sich für die High Fantasy/Low Fantasy entscheidet, muss daher Freude daran haben, einen eigenen Kosmos zu erarbeiten („Weltenbau“) und seine Helden mit weiten Reisen, Abenteuern, magischen Phänomenen, Kämpfen und Schlachten zu konfrontieren. Außerdem sieht er sich einer Reihe von Stereotypen, d.h. einer bestimmten Erwartungshaltung seitens der Fangemeinde, gegenüber. Dies mag ihm einerseits den Einstieg erleichtern, stellt ihn andererseits jedoch vor die Aufgabe, neue Facetten und Nuancen zu ersinnen, um seinem Werk eine eigene Note zu verpassen.

Beispiele für das High Fantasy-Genre sind Tolkiens Der Herr der Ringe, Martins Game of Thrones, Sapkowskis The Witcher, Jordans Das Rad der Zeit, Eriksons Das Spiel der Götter, Paolinis Eragon, Heitz‘ Die Zwerge und Hennens Die Elfen.

Bekannte Vertreter der Low Fantasy sind Howards Conan-Zyklus und Gemmels Drenai-Saga. Auch Rothfuss‘ Der Name des Windes, Bretts Dämonenzyklus, Lynchs Locke Lamora, Abercrombies Klingen-Saga und ähnlichen Werke, die sich einer eindeutigen Schubladisierung entziehen, lassen sich unter dieses Subgenre subsumieren. Weiterhin kann Trudi Canavans Die Gilde der Schwarzen Magier als Beispiel für Magie-geprägte S&S herhalten, wobei hier freilich eine Schnittmenge mit der All-Age-Fantasy besteht. Die bekannte Avalon-Saga von Marion Zimmer Bradley wird häufig als Historische Fantasy bezeichnet, kann jedoch auch als Sword & Sorcery charakterisiert werden.

Urban Fantasy/All-Age-Fantasy

Bestand das charakteristische Merkmal für die High- und die Low Fantasy darin, dass diese ausschließlich in einer erdachten Weltenschöpfung spielen, so ist bei der sogenannten Urban Fantasy das Gegenteil der Fall. Hier besteht nämlich ein ganz klarer Realitätsbezug, beispielsweise indem das Buch in unserer gegenwärtigen Zeit und Gesellschaft seinen Anfang nimmt und es sich bei dem Protagonisten (zumindest auf den ersten Blick) um einen Durchschnittsmenschen handelt. Im weiteren Verlauf der Geschichte verschmilzt dann die reale Welt mit phantastischen, magischen Elemente, indem der Held durch ein Portal von einer Welt in die andere tritt oder aber indem sich fremdartige, übernatürliche Wesen oder Mächte unter die gewöhnlichen Sterblichen mischen.

Der Begriff All-Age-Fantasy ist vergleichsweise jüngerer Prägung und steht im Grunde nicht für ein eigenständiges Subgenre, sondern ganz allgemein für Fantasy-Werke, die Leser jenseits aller Altersgrenzen ansprechen. Das Phänomen besteht hierbei darin, dass diese Romane in den meisten Fällen auf ein jüngeres (jugendliches) Publikum als Leserkreis abzielen, sie tatsächlich jedoch auch von Erwachsenen mit Begeisterung verschlungen werden. Dies wiederum kann sich in stattlichen Verkaufszahlen widerspiegeln, wogegen selbstverständlich kein Autor etwas einwenden wird. Was kennzeichnet nun einen solchen Roman, und wie geht man ihn als Autor an?

Die größte und auffälligste Gemeinsamkeit zwischen den einzelnen Werken dieser Spezies besteht darin, dass es sich bei den Protagonisten um vergleichsweise junge Figuren handelt, die den Großteil ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung noch vor sich haben. Infolgedessen werden als Subplot (siehe späteres Kapitel über das Plotten) gerne Themen verwendet, die sich ganz allgemein in Jugendwerken finden, wie das Erwachsenwerden, Freundschaft, Mobbing, die erste Liebe, Generationenkonflikt zwischen Kindern und Eltern, Berufswahl, Schule und Ausbildung u.ä. Darüber hinaus können besondere Fähigkeiten, die sich erst mit Erreichen einer gewissen Reife zeigen (z.B. erkennt Harry Potter irgendwann, dass er die Schlangensprache Parsel sprechen kann), oder die Lern- und Lehrzeit als Magier, Krieger oder Thronerbe (verbunden mit der jugendtypischen Aufsässigkeit und Ungeduld) eine Rolle spielen.

Eine Variante besteht darin, die Rolle des Protagonisten mit einem fremdartigen Geschöpf zu besetzen, dessen körperliche Fähigkeiten, Eigenschaften und Interessen denen eines jungen Menschen nicht unähnlich sind. Beispiele für solche Helden, die naturgemäß als Sympathieträger fungieren, sind die Hobbits/Halblinge in Tolkiens Werk oder die Goblins bei Hines.

Ein allgemeiner literarischer Grundsatz besagt, dass man den Schreibstil auf den jeweiligen Leserkreis ausrichten sollte. In diesem Fall bedeutet das, dass man kurze, leicht verständliche Sätze bevorzugen und sich am zeitgenössischen Sprachgebrauch orientieren sollte. Lange, komplexe Satzkonstruktionen, ausschweifende Beschreibungen und eine mittelalterliche Sprache sind hingegen eher fehl am Platz. Und auch bei der Handlung sollte man bedenken, dass All-Age-Fantasy-Romane sozusagen für Jugendliche gestrickt werden und man daher auf die Schilderung brutaler Kampf-, Folter-, Sex- oder Tötungsszenen verzichten sollte. Deshalb stirbt bei Harry Potter auch erst im vierten Band eine der Figuren, und das nicht annähernd so blutig, wie etwa in Abercrombies Klingen-Saga (Fantasy für Erwachsene) in schöner Regelmäßigkeit gemeuchelt und gestorben wird.

Das bedeutet mitnichten, dass All-Age-Fantasy-Romane nicht düster und bedrohlich sein können. Gute Autoren kommen jedoch – wenn es erforderlich ist – sehr gut ohne Brutalität und lange Kampfsequenzen aus und machen dies mit Spannungsinhalten, Atmosphäre, Interaktionen zwischen den Figuren, Dialogen, der Einflechtung von Wettkämpfen und anderen Stilmitteln locker wett.

Für ein All-Age-Projekt eignet sich im Grunde jedes Fantasy-Subgenre. Gleichwohl wird gegenwärtig in den meisten Fällen von der Kombination Urban Fantasy/All-Age-Fantasy Gebrauch gemacht. Zumeist verhält es sich bei diesen Geschichten dergestalt, dass der noch junge Protagonist das Bindeglied zwischen unserer realen Welt (oder einer, die unserer sehr ähnlich sieht) und einer fiktiven Welt oder aber übernatürlichen Mächten und Kräften darstellt. Beispiele hierfür lassen sich zahlreiche finden: Rowlings Harry Potter (Verbindung zwischen realer Welt und Hogwarts und dem geheimen Wirken der Zauberer), Strouds Bartimäus (Verbindung zwischen semi-realem Großbritannien und ebenfalls dem Wirkbereich der Zauberer), Pullmans Der Goldene Kompass (halbreale Welt des beginnenden 20.Jahrhunderts trifft magische Kräfte, Fabelwesen und schließlich eine komplett fiktive Welt) oder Lewis Narnia (die klassische Methode: magisches Portal führt von der realen in eine fiktive Welt).

Dass auch die Kombination High Fantasy/All-Age-Fantasy prächtig funktionieren kann, beweisen unter anderem Paolinis Eragon oder Tolkiens Der Hobbit. Canavans Die Gilde der Schwarzen Magier wurde bereits angesprochen – hierbei handelt es sich um eine Kombination aus Sword & Sorcery und All-Age-Fantasy.

Beim Thema All-Age-Fantasy sei noch darauf hingewiesen, dass die Abgrenzung zur reinen Erwachsenen-Fantasy oftmals leichter fällt als die Grenzziehung zur anderen Seite hin, nämlich zum reinen Kinder-, bzw. Jugendbuch. Phantastische Kinderbücher wie Michael Endes Momo und Die unendliche Geschichte oder Carrolls Alice im Wunderland sind herausragende Werke, die sehr häufig auch von Erwachsenen konsumiert werden, doch eben streng genommen keine Fantasy. Genau an der Schwelle zwischen beiden Genres bewegt sich etwa die Tintenherz-Reihe von Cornelia Funke. Eine klare Trennlinie zwischen All-Age-Fantasy und Kinderbuch ist schwierig zu definieren, da beide sich insbesondere in Punkto Schreibstil und der relativen Gewaltfreiheit gleichen. Denn gerade darin, dass sie den Angehörigen aller Altersstufen etwas bietet, liegt ja das Phänomen der All-Age-Fantasy begründet. Bei genauer Betrachtung besteht der Unterschied zwischen All-Age-Fantasy- und Kinderbüchern in den meisten Fällen darin, dass bei ersteren ein übergeordneter, zentraler Konflikt besteht, der weit über den Erfahrungshorizont der jugendlichen Helden hinausgeht. Des Weiteren befinden sich immer auch genügend erwachsene Protagonisten auf der Bühne, sodass es nicht von ungefähr kommt, dass sich Leser jedweden Alters mit einer solchen Geschichte identifizieren können.

Die Frage, die sich ein All-Age-Fantasy-Autor stellen muss, lautet auf alle Fälle: wie kann ich das erwachsene Publikum ebenfalls dazu bewegen, sich für mein Werk, das sich an jüngere Leser richtet, zu begeistern?

Dark Fantasy/Vampir-Fantasy

Nicht gerade um Kinderbücher handelt es sich gemeinhin bei der Dark Fantasy, bei der sich düstere und unheimliche Elemente mit denjenigen der Fantasy vermischen. Dieses Subgenre weist folglich eine deutliche Schnittmenge mit dem Horror-Genre auf.

Ein Merkmal des Subgenres besteht darin, dass die Handlung in einer realen, semi-realen oder post-apokalyptischen Welt spielt, in der Vampire, Werwölfe, Mutanten oder ähnliche Geschöpfe eine große Gefahr darstellen. In vielen Fällen verhält es sich sogar dergestalt, dass die Protagonisten selbst fremdartiges Blut in sich tragen. Zusätzlich können innerhalb dieser düsteren Kulisse weitere phantastische Elemente, wie Fabelwesen, magische Fähigkeit, übernatürliche Artefakte, archaische Schlachten usw. zum Tragen kommen. Der Unterschied zum Horror-Schmöker besteht darin, dass dort die schockierenden Momente um ihrer selbst willen (zur Erzeugung einer Gänsehaut-Atmosphäre beim Leser) im Vordergrund stehen und das Auftreten der übernatürlichen (Grusel-)Wesen eher sparsam erfolgt. Hingegen bestehen bei der Dark Fantasy größere, epische Zusammenhänge, und das Agieren der phantastischen Wesen ist eher die Regel denn die Ausnahme. Beispiele sind H.P. Lovecrafts Cthulhu-Mythos, Stephen Kings Dunkler Turm-Zyklus und Gluchowskis Metro-Reihe. Als mögliches Szenario könnte man sich auch eine Dystopie vorstellen, z.B. nach dem Motto „Was wäre, wenn Voldemort und die Todesser die Schlacht um Hogwarts gewonnen hätten?“

Nun haben wir soeben bereits den Begriff „Vampire“ erwähnt, was die nahe Verwandtschaft zwischen der Dark-Fantasy und der Vampir-Fantasy indiziert. Dabei war das nicht immer so – angefangen mit Bram Stokers Dracula war die Vampir-Literatur für eine lange Zeit ein fester Bestandteil des Horror-Genres. Der moderne Vampir-Roman kombiniert allerdings scheinbar spielerisch Elemente von Fantasy, Horror, Thriller, Romanze und typischen Jugendthemen und hat damit bereits einige Erfolgsgeschichten geschrieben. Neben Stephenie Meyers Twilight könnte man noch J.R. Wards Black Dagger-Reihe und einige andere erwähnen.

Ein angehender Autor, der in Erwägung zieht, sich der Vampir-Fantasy zu widmen, sollte natürlich wissen, dass er es aufgrund der Flut der jüngsten Veröffentlichungen und der ganz bestimmten Erwartungshaltung der eher jüngeren (und weiblichen) Leser nicht einfach haben wird, sich mit seinem Werk Gehör zu verschaffen und sich aus der Masse herauszuheben. Andererseits bietet der Vampir-Mythos ein geradezu einmaliges Potential an Konflikten, wie z.B. eine beidseits gefahrvolle Liaison zwischen Vampir und Menschen, die Frage des Konsums von Menschen- oder Tierblut durch den Vampir, die Problematik der Vampir-Gemeinde, unerkannt zu bleiben, der Konkurrenzkampf mit den Werwölfen usw., sodass stets ausreichend Handlungsoptionen zur Verfügung stehen.

In der Regel spielen die aktuellen Vampir-Romane vor dem Hintergrund unserer gegenwärtigen Zeit. Es gibt jedoch auch Ausnahmen oder aber parallel verlaufende, geschickt miteinander verflochtene Handlungsstränge (z.B. in Form von Rückblenden oder Zeitsprüngen, die das Geschehen teilweise etwa in das Paris oder London der Vergangenheit verlagern). Allein hinsichtlich der historischen und gesellschaftlichen Kulisse besteht demnach immer Variationsspielraum. Gleiches gilt für den Schreibstil und die durch die Sprache geschaffene Atmosphäre, die sowohl humorvoll, idyllisch und fröhlich als auch düster, melancholisch und schaurig sein kann.

Hervorzuheben ist weiterhin, dass ein guter Roman aus dem Bereich der Vampir-Fantasy in erster Linie von seinen ausdrucksstarken, lebendigen Figuren und deren Emotionen lebt. Dies führt dazu, dass beim Leser ein hohes Maß an Identifikation mit den Helden erzeugt wird. Abgesehen davon: wer möchte insgeheim nicht ewig leben und mit einer übermenschlichen Stärke ausgestattet sein?

Wählen Sie das Genre, das Ihnen am meisten zusagt

Ein Roman, der dem Genre der Fantasy zugerechnet werden kann, weist in einem größeren Umfang phantastische Elemente auf. Dabei kann es sich z.B. um Wesen handeln, die sich von Mensch und Tier deutlich unterscheiden, Fähigkeiten, wie die Zauberei, die es im realen Leben nicht gibt, magische Artefakte, die ihren Besitzern gewaltige Macht verleihen, oder um physikalische Gesetzmäßigkeiten und Phänomene, die auf der Erde unbekannt sind. Diese phantastischen Elemente können beliebig gepaart und vermischt werden mit der Realität, z.B. indem sich Menschen und Fabelwesen begegnen, besondere Kräfte in die wirklichen Welt Einzug erhalten oder ein Portal reale und non-reale Welten miteinander verbinden. Inhaltlich kann die Geschichte von einer oder wenigen Figuren erzählt werden oder aber ein weltumspannendes Epos, in dem eine universale Bedrohung existiert. Schließlich kann der Schreibstil so sehr variieren, dass er sich entweder an Erwachsene richtet oder aber ein sehr breites Publikum richtet.

Den o.g. Kriterien zufolge sprechen wir dann von einzelnen Subgenres, wie High Fantasy, Low Fantasy, S & S, Urban Fantasy, All-Age-Fantasy, Dark oder Vampir-Fantasy. Diese Einteilung ist jedoch weder abschließend noch als Dogma zu betrachten und soll lediglich verdeutlichen, wie groß der Spielraum ist, in dem sich der Fantasy-Schriftsteller inhaltlich und thematisch bewegen kann.

Kommen wir zu der Frage, welches Fantasy-Genre sich als das richtige für Sie und Ihr künftiges Romanprojekt anbieten könnte. Im Grunde ist diese Frage vergleichsweise einfach zu beantworten: grübeln Sie nicht lange über Erfolgsaussichten, Trends und dergleichen nach, sondern schreiben Sie schlicht und ergreifend das, was Ihnen am besten gefällt!

Kein seriöser Sachbuchautor würde je auf die Idee kommen, eine Niederschrift über ein Thema, an dem er nur wenig Interesse besitzt, zu fertigen. Vielmehr nimmt er sich einer Materie an, zu der er eine Neigung verspürt und über die er zuvor ausgiebig recherchiert hat. Ebenso sollte es ein guter Romanschriftsteller halten und sich fragen: was für Stoffe lese ich selbst besonders gerne, in welchem Bereich habe ich mir bereits ein einschlägiges Wissen, z.B. über Vokabular, Motive und Stereotypen angeeignet, und in welchen Leserkreis kann ich mich am besten hineinversetzen? Oder anders ausgedrückt: in welchem Genre fühle ich mich pudelwohl und wo eher unbehaglich und fremd?

Wenigstens für den Debütroman sollte man diese goldene Regel beherzigen, da einem auf diese Weise der Einstieg bedeutend leichter fällt. Im Verlauf seiner schriftstellerischen Karriere entwickelt sich der Autor ohnehin laufend fort, sodass er mit der Zeit ganz von selbst seinen individuellen Stil und seinen eigenen Schwerpunkt finden wird.

2. Wie erlangt man die Fähigkeiten zum Romanschriftsteller?

Welche Fähigkeiten benötigt man überhaupt?

Kein vernünftiger Mensch würde jemals auf den Gedanken kommen, mit dem Erschaffen eines komplexen Werkes zu beginnen, ohne sich zuvor um eine gewissenhafte Ausbildung und Vorbereitung bemüht zu haben. Schon gar nicht dann, wenn er in Erwägung zieht, sein Produkt einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren und deren gestrengem Urteil auszusetzen. Bei der Schriftstellerei stehen wir nun vor dem Dilemma, dass es im Gegensatz zu anderen Künsten keine anerkannte Ausbildung gibt, die einem abschließend vermittelt, wie man den ultimativen Spannungsroman, bzw. Fantasy-Roman, schreibt. Dazu ist das Spielfeld ganz einfach viel zu groß, und die Geschmäcker der Leser sind zu verschieden.

Das lateinische Alphabet kennt 26 Buchstaben, aus denen man eine unbegrenzte Zahl an Wörtern formen kann. Dazu werden Romane in Prosa verfasst, d.h. in einer nicht durch Reim, Rhythmik und Vers gebundenen Form der Sprache. Was benötigt ein Autor demzufolge, um mit diesen sehr weitläufigen Regeln eine überzeugende Arbeit zu verrichten?

Eine erste Grundüberlegung besteht darin, in welcher Sprache Sie Ihr Buch verfassen möchten. Das sollte im Zweifelsfall die Muttersprache sein, auf jeden Fall eine Sprache, in der Sie sich uneingeschränkt wohl und sicher fühlen. Eine anschließende Übersetzung ist heutzutage keine unüberwindliche Schwierigkeit mehr. In dieser Sprache sollten Sie über gute bis sehr gute orthografische und grammatische Kenntnisse verfügen. Diese Fähigkeit bringen Sie am besten bereits von Hause, bzw. von der Schule mit.

Da es darüber hinaus Ihr Ziel ist, eine spannungsgeladene, unterhaltsame Geschichte zu erzählen und aus der Masse der Romanveröffentlichungen herauszustechen, muss Ihr literarischer Werkzeugkasten reichlich gefüllt sein. Sie müssen wissen, wie man starke Figuren entwirft, verschiedene Handlungsstränge zu einem Plot verarbeitet, Spannung und Emotionen erzeugt und Sätze allgemein so konstruiert, dass sie für einen guten Lesefluss sorgen.

Da Sie sich für ein spezielles Genre entschieden haben, nämlich das Fantasy-Genre, sollten Sie sich diesbezüglich zusätzliches Wissen aneignen. Welche phantastischen Wesen und Völker gibt es in der Literatur bereits, worauf muss man achten, wenn man Gott spielen und eine fiktive Welt erschaffen möchte, und wie sah es im realen Mittelalter aus, wenn Sie sich daran orientieren möchten? Welche damit einhergehenden Wörter und Begriffe sollten Ihnen geläufig sein? Stichwort Vokabular: Romanschriftsteller versuchen stets, Wortwiederholungen zu vermeiden, weshalb man ausreichend Synonyme zu gängigen Themen wie Landschaftsbeschreibungen, Kämpfen usw. im Repertoire haben sollte.

Schließlich sind gewisse Sekundärtugenden bei quasi jedweder Tätigkeit, die man mit Erfolg ausüben möchte, vonnöten. Eine Voraussetzung ist demnach das unbedingte Interesse an der Fantasy-Thematik sowie der Ehrgeiz, der erforderlich ist, um ein Projekt anzugehen und auch durchzuhalten. Was ist schlimmer ein schlechtes Buch? Ein unvollendetes Buch. Ein schlechtes Buch kann man überarbeiten, bis es zuerst durchschnittlichen und schließlich höheren Ansprüchen genügt. Eine endgültig abgebrochene Arbeit ist hingegen non-existent, eine Energieverschwendung par excellence und eine frustrierende Lebenserfahrung.

Wenn die Anfangseuphorie verflogen ist, dann kann sich das Schreibhandwerk an manchen Tagen durchaus als zäh erweisen. Als weiterer belastender Faktor können sich die Ablehnung eines eingereichten Manuskriptes durch einen Verlag oder die Kritik von Testlesern erweisen. Gerade dann heißt es jedoch, aus seinen (vermeintlichen) Fehlern zu lernen und unverzagt weiterzumachen.

Zwei Dinge sind wichtig: Lesen und Schreiben

Was wirklich hilft, um sich im Laufe der Zeit Stück für Stück zu verbessern und zu einem großartigen Schriftsteller zu werden, ist das Schreiben selbst. Frei nach dem alten Leitsatz Übung macht den Meister. Sehr hilfreich ist es, wenn Sie jemanden Interessiertes an der Hand haben, der sich Ihre Prosa regelmäßig zu Gemüte führt und Ihnen seinen ehrlichen Eindruck schildert.

Schriftsteller mit professionellen Ambitionen schreiben nahezu tagtäglich, ganz so wie man das auch von anderen Berufen her kennt. Das Tagwerk findet am Schreibtisch statt, indem man sich eine leere Seite vornimmt und diese anschließend mit Wörtern füllt. Nur beim Schreiben werden Sie sich auch möglicher Probleme bewusst, die unwillkürlich auftreten werden. Haben Sie Ihren Plot ausführlich genug ausgearbeitet, oder sitzen Sie nun da und sind sich unschlüssig, wie die Handlung weitergehen soll? Haben Sie Ihre Figuren mit genügend Tiefe entworfen, oder bemerken Sie beim Schreiben, dass sich diese unnatürlich und oberflächlich anfühlen? Verfügen Sie über genügend Wissen und spezifisches Vokabular, um die Einzelheiten Ihrer Welt beschreiben zu können? Und fällt es Ihnen stets leicht, die passenden Formulierungen zu finden, oder lässt sich Ihr schriftstellerisches Rüstzeug noch optimieren? Lesen bildet. Schreiben verrät Ihnen, wo weitere Bildung Not tut.

Da wir gerade das Lesen erwähnt haben: ehe jemand die Schriftstellerei für sich entdeckt, ist er in der Regel bereits seit längerer Zeit als Leser unterwegs und hat zahlreiche einschlägige Romane verschlungen. Womöglich hat sich bei dem einen oder anderen dabei irgendwann der Moment eingestellt, in dem man denkt: So etwas will ich auch einmal schreiben! Aber auch ein aktiver Romanschriftsteller sollte nicht innehalten und weiterhin so ziemlich alles lesen, was ihm unter die Finger kommt. Erst recht dann, wenn es thematisch zu seinem Genre passt und aus der Feder eines bereits erfolgreichen Berufskollegen herrührt.

Das Lesen von phantastischer Literatur und anderen Werken dient mithin der Motivation, Inspiration und Kompetenzgewinnung. Zudem lässt sich auf diese Weise ein Gespür dafür entwickeln, wie man letztlich an das eigene Projekt herangeht, wie es um die Erwartungshaltung des Lesers bestellt ist, welche Elemente und Stilmittel in eine gute Geschichte hineingehören und von welchen man eher die Finger lassen sollte.

Neben dem Lesen von Romanen gibt es außerdem die Möglichkeit, der Sie sich jetzt gerade bedienen, nämlich einen einschlägigen Ratgeber zu studieren. Ob Sie zusätzlich Schreibkurse belegen wollen, bleibt Ihnen überlassen. Tatsächlich haben einige Verfasser von Spannungsliteratur einen germanistischen, linguistischen oder journalistischen Hintergrund. Eine solche Ausbildung bietet natürlich gewisse Vorteile, wenngleich dies keinesfalls eine zwingende Voraussetzung für eine erfolgreiche Autorenkarriere ist.

Lassen Sie mich die beiden wichtigsten Ratschläge in Hinblick auf die Erweiterung Ihrer literarischen Fähigkeiten noch einmal wiederholen: Lesen! Schreiben!

Warum ist eine gründliche Vorbereitung wichtig?

Die Vorbereitung auf Romanprojekt besteht aus Recherchieren und Planen. Eine Faustregel besagt, dass ein Buchautor ein Viertel für die Vorbereitung, ein Viertel für die eigentliche Schreibarbeit und den Rest für das Überarbeiten und Korrigieren aufwenden sollte.

Tatsache ist, dass eine gründliche Vorbereitung die sich anschließende Arbeit erheblich erleichtert, verbessert und verkürzt. Dies ist umso bedeutsamer, da wir uns auf dem Gebiet der phantastischen Literatur bewegen, die in fiktiven Welten spielt und von ihrem komplexen Hintergrund lebt. Der Fantasy-Autor kann nicht wie sein Kollege, der einen Kriminalroman schreibt, die ihm bekannten Elemente und Mechanismen der realen Welt weitgehend übernehmen. Vielmehr obliegt sein Werk allein seiner Verantwortung, was einerseits großartige Möglichkeiten birgt, andererseits jedoch auch die Gefahr logischer Fehler bedingt.

Eine komplexe, detaillierte und gut durchstrukturierte Welt zu erschaffen, mitsamt den zugehörigen Völkern, Sprachen, Magiesystemen, Historie usw., kann eine sehr lange Zeit in Anspruch nehmen. Auch die Verinnerlichung des genretypischen Sprachgebrauches ist eine Aufgabe, die einem nicht von heute auf morgen gelingt. Hierzu gehört nämlich nicht nur die Sprache, die die handelnden Figuren gebrauchen und die ihrem jeweiligen Hintergrund angepasst sein sollte (Orks drücken sich in der Regel anders aus als etwa Elben), auch das spezifische Vokabular für mittelalterliche Kleidung, Gegenstände, handwerkliche Tätigkeiten sowie die abwechslungsreiche Beschreibung von Kampfhandlungen, magischen Phänomenen und phantastischen Wesen wollen erst einmal erlernt und geübt werden. Und schließlich sollten vor Beginn der Niederschrift die Protagonisten mitsamt ihrer zugehörigen Lebensläufe sowie die Dramaturgie (Prämisse und normaler Plot) der Geschichte entworfen sein.

Möchte sich der Autor etwa auf dem Gebiet der All-Age-Fantasy oder der Sword & Sorcery bewegen, so kann die Weltenschöpfung – im Vergleich zur High-Fantasy – ein wenig zurücktreten, was auch den Zeitansatz für die vorbereitende Arbeit entsprechend reduziert. Spielt die Geschichte vor einem historischen Hintergrund (z. B. dem Mittelalter oder der Antike, was jeweils mit phantastischen Elementen verwoben wird), so ist es unbedingt erforderlich, die geschichtlichen und gesellschaftlichen Fakten zu recherchieren. Auch geografische und andere naturwissenschaftliche Phänomene sollten einer Überprüfung standhalten. Wenn ein in dem Buch genannter Sachverhalt den realen Tatsachen widerspricht, dann sollte der Autor eine nachvollziehbare Erklärung dafür parat haben. Auch in dem Fall, dass die Geschichte in der realen Welt angesiedelt ist, wie etwa bei der Urban- oder der Vampir-Fantasy, sollten die geschilderten Zusammenhänge und Fakten jederzeit stimmig sein.

Man sollte sich als Autor stets darüber bewusst sein, dass der Leser Widersprüche sehr wohl