Fear Street 31 - Die Falle - R.L. Stine - E-Book

Fear Street 31 - Die Falle E-Book

R.L. Stine

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Beschreibung

"Du bist als Nächste dran", steht in großen Buchstaben auf einem blutverschmierten Blatt Papier. Jade wird kreidebleich, als sie den Brief in den Händen hält. Irgendwer muss es auf sie abgesehen haben. Anders lassen sich auch nicht die Drohanrufe erklären, die sie seit einiger Zeit erhält. Was Jade nicht ahnt: Jemand hat noch eine alte Rechnung mit ihr offen. Und hat ihr längst eine Falle gestellt ... Mit den Horror- und Thriller-Büchern aus der Fear Street schuf Bestsellerautor R.L. Stineeine Reihe, die inzwischen zu den Klassikern derHorrorliteratur für Jugendliche zählt. Seit über 20 Jahren gibt es seine Geschichten schon auf Deutsch und seitdem begeistern sie gleichermaßen Jungs und Mädchen ab 12 Jahren und alle Fans von Gruselgeschichten. Ab 2021 zeigt Neflix den Klassiker Fear Street als Horrorfilm-Reihe!

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Seitenzahl: 152

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Inhalt

Prolog

Kapitel 1 – „Was meinst du …

Kapitel 2 – „Wer war es …

Kapitel 3 – Jade packte Deena …

Kapitel 4 – Deena war wie …

Kapitel 5 – „Danke, Mrs Smith“ …

Kapitel 6 – „Jade, was ist?“ …

Kapitel 7 – Oh nein!“, kreischte …

Kapitel 8 – Deena rief und …

Kapitel 9 – Jade schrie entsetzt …

Kapitel 10 – Am nächsten Morgen …

Kapitel 11 – Linda Morrison verschränkte …

Kapitel 12 – Deena keuchte vor …

Kapitel 13 – Deena schnappte nach …

Kapitel 14 – Im verschwommenen Licht …

Kapitel 15 – Wer ist es?“ …

Kapitel 16 – „Hallo?“, meldete sich …

Kapitel 17 – Deena zog zum …

Kapitel 18 – Der stürmische Wind …

Kapitel 19 – Deenas Beine verwandelten …

Kapitel 20 – Deena konnte ihren …

Kapitel 21 – Die Waffe glänzte …

Kapitel 22 – Als Deena die …

Kapitel 23 – Deena öffnete den …

Kapitel 24 – Deena schloss verzweifelt …

Kapitel 25 – „Ich fürchte, ihr …

Kapitel 26 – Schreckensstarr sah …

Kapitel 27 – Die Kerze war …

Kapitel 28 – Die Lumpen verwandelten …

Kapitel 29 – Dicker schwarzer Rauch …

Alle Einzelbände der Reihe „Fear Street“ als eBook:

Über den Autor

Weitere Infos

Impressum

Prolog

Das Kreischen der Kettensäge wurde immer lauter. Die rotierenden Sägeblätter ließen den ganzen Baum erbeben.

Deena klammerte sich verzweifelt an den höchsten Ast. Neben ihr hatte Jade die Arme um den Stamm geschlungen und hielt sich fest. Ihr Gesicht war verzerrt vor Entsetzen.

Der Baum begann noch stärker zu vibrieren, als sich die Säge durch die dicke Rinde ins Holz fraß. Während Deena verzweifelt darum kämpfte, nicht abzurutschen, starrte sie durch die Dunkelheit in das entschlossene Gesicht von Stanley Farberson.

„Nein!“, schrie sie. „Nein, bitte nicht!“

Aber das durchdringende Jaulen der Kettensäge übertönte ihr flehentliches Bitten.

Farberson hatte seine Frau umgebracht. Und jetzt würde er auch Jade und sie töten, weil sie wussten, was er getan hatte!

Dieser schreckliche Gedanke ging Deena wieder und wieder durch den Kopf. So lange, bis der Baum heftiger schwankte und plötzlich ein schreckliches Knacken zu hören war.

„Es klingt, als ob Knochen brechen würden“, dachte Deena.

Der Stamm splitterte, und der Baum begann, sich wie in Zeitlupe zu neigen.

„Wir fallen runter!“, heulte Jade auf. Dann verstummte sie, das Gesicht vor Schreck erstarrt.

Als der Baum langsam kippte, umklammerte Deena den Ast noch fester. Sie öffnete den Mund, um zu schreien, aber es kam kein Ton heraus.

Sie fiel – genau in die wirbelnden Sägeblätter.

„Oooh.“ Deena stieß ein tiefes Stöhnen aus und schüttelte den Kopf.

„Es ist alles okay“, sagte sie laut. „Dir ist nichts passiert.“ Sie saß zusammengesunken an ihrem Schreibtisch und starrte in den Nachthimmel vor ihrem Fenster.

Die Erinnerung ließ sie einfach nicht los.

Die Erinnerung an diese entsetzliche Nacht in der Fear Street, als Stanley Farberson sie und Jade beinah getötet hätte.

„Inzwischen ist ein Jahr vergangen“, dachte sie und schüttelte den Kopf, als könnte sie so die quälenden Bilder loswerden. „Warum durchlebe ich alles immer wieder von Neuem? Warum sitze ich wie in einem endlosen Albtraum auf diesem Baum, sehe Farbersons wilden Blick und höre das Kreischen der Kettensäge?“

Deena stand auf und ging mit wackeligen Beinen zum Spiegel. Auf ihre Kommode gestützt, betrachtete sie ihr Spiegelbild. Die müden Augen, die zusammengepressten Lippen, ihre angespannte Miene.

„Du brauchst keine Angst mehr zu haben“, sagte sie laut. „Farberson ist im Gefängnis. Für den Rest seines Lebens. Da kommt er nie wieder raus. Er kann uns nichts mehr tun. Nein, das kann er nicht …“

1

„Was meinst du, wie würde ich als Blondine aussehen?“

„Was?“ Deena Martinson klappte ihr Geschichtsbuch zu und blickte zu ihrer Freundin auf.

„Im Ernst“, sagte Jade Smith und zwirbelte eine Strähne ihrer langen roten Haare um die Finger. „Ich glaube, es wäre ganz spannend, blond zu sein, meinst du nicht? Bestimmt würde ich aussehen wie Britney Spears.“

Deena lachte. „Das nehm ich dir nicht ab“, sagte sie. „Du hast die schönsten Haare der ganzen Schule, und die willst du färben?“

„Vielleicht sollte ich mir lieber farbige Kontaktlinsen besorgen.“ Jade rollte sich von ihrem Bett, wo sie bis eben noch gelegen und gelernt hatte, und stellte sich vor den Spiegel. Darin konnte sie sich in voller Größe bewundern. Ihr eng anliegendes T-Shirt betonte ihre tolle Figur.

Sie formte mit Daumen und Zeigefingern zwei Kreise und hielt sie sich vor die Augen. „Was hältst du von blauen Kontaktlinsen?“, wollte sie wissen.

„Jade, was ist mit dir los?“, fragte Deena. „Du siehst absolut umwerfend aus. Warum willst du irgendwas an dir ändern?“

„Mir ist langweilig“, jammerte Jade. Sie ließ sich wieder aufs Bett fallen, fischte eine Nagelfeile aus der Nachttischschublade und widmete sich voller Hingabe ihren Fingernägeln.

„Mir auch“, sagte Deena und seufzte. „Vielleicht sollte ich mir einen neuen Look zulegen.“

„Wie kommst du darauf?“, fragte Jade.

„Ich weiß nicht. Vielleicht finde ich leichter einen neuen Freund, wenn ich anders aussehe.“

Jade lachte. „Und was ist mit dir und Pete Goodwin?“

„Pete ist irgendwie langweilig“, antwortete Deena leise.

„Wetten, du willst lieber wieder mit Rob Morell gehen?“, hakte Jade nach.

Deena spürte, wie ihr Gesicht ganz heiß wurde, und wusste, dass sie knallrot angelaufen war. „Vielleicht.“

„Vergiss es“, sagte Jade. „Rob fährt dermaßen auf Debra Kern ab, dass er kaum noch mit jemand anders spricht.“ Sie konzentrierte sich einen Moment auf ihre Nägel. „Was ist mit Steve Mason? Der ist richtig süß. Und er hat diesen tollen australischen Akzent.“

„Der interessiert sich doch nie im Leben für mich“, murmelte Deena.

„Warum nicht?“, fragte Jade. „Du musst dich nur an ihn ranmachen.“

„Na klar! Wenn’s sonst nichts ist“, schnaubte Deena und verdrehte die Augen. „Und wie soll ich das anstellen?“

„Ist doch ganz einfach“, antwortete Jade. „Wenn du ihn das nächste Mal siehst, gehst du zu ihm hin und sprichst ihn an. Du musst ihm zeigen, dass du Interesse an ihm hast.“

„Und warum sollte er deswegen Interesse an mir haben?“

„Also, bei mir klappt das immer“, sagte Jade. „Eigentlich …“

Das Handy auf ihrem Nachttisch klingelte. Sie legte die Nagelfeile weg und griff nach dem Telefon. „Oh, Teddy!“, rief sie überschwänglich. „Natürlich tu ich das. Wie geht’s dir?“

Deena starrte ihre Freundin bewundernd an. Wenn sie mit einem Jungen sprach, veränderte sich Jades Gesicht völlig. Ihre Augen leuchteten auf, und ihr Mund verzog sich zu einem verführerischen Lächeln. Ihre Stimme klang dann so, als wäre dieser Junge der aufregendste Mensch auf der ganzen Welt.

Deena und Jade waren schon seit der vierten Klasse befreundet, aber Deena wusste immer noch nicht, wie ihre Freundin das hinkriegte.

„Ja, Teddy, machen wir. Das ist Freitagabend, stimmt’s? Das würde ich doch auf keinen Fall verpassen. Okay.“ Jade legte auf.

„Was wollte Teddy denn?“, fragte Deena.

„Er wollte mich noch mal daran erinnern, dass ich morgen zu dem Spiel komme.“

Teddy Miller, der Starspieler des Basketballteams der Shadyside Tigers, war groß und kräftig. Die meisten Mädchen hielten ihn für einen der bestaussehendsten Jungen der Schule. Er hatte schon mindestens ein Dutzend Freundinnen gehabt, und jetzt war er hinter Jade her.

„Hey, ich dachte, wir würden zusammen zu dem Spiel gehen“, jammerte Deena.

„Machen wir doch auch“, erwiderte Jade. „Teddy wollte sich nur vergewissern, dass ich auch wirklich komme.“ Sie kniff die Augen zusammen und betrachtete Deena. „Weißt du, was dein Problem ist?“, sagte sie. „Du hast nicht genug Selbstvertrauen.“

Deena lachte. „Was hat das damit zu tun?“

„Das ist der Grund, warum du nicht einfach auf Steve zugehst und ihn ansprichst“, behauptete Jade. „Du bist eines der hübschesten und klügsten Mädchen an der Shadyside High. Warum soll Steve das nicht mitkriegen?“

„Weil ich leider zu schüchtern bin“, dachte Deena.

„Reichst du mir mal meine Bürste rüber?“, bat Jade. „Sie liegt auf der Kommode.“

Deena gab ihrer Freundin die Haarbürste. Darunter lag ein Briefumschlag, der an Jade adressiert war. Sie nahm den Umschlag in die Hand. Die Schrift kam ihr irgendwie bekannt vor. „Ist der von Chuck?“, fragte sie.

„Ja, der Brief ist gestern gekommen“, erwiderte Jade und fuhr sich mit der Bürste durch ihr rotes Haar.

„Wie oft schreibt er dir denn?“, wollte Deena wissen.

„Jede Woche.“

„Das glaub ich nicht!“, rief Deena. „Chuck hat auf dem College Zeit, Briefe zu schreiben? Da hat es ihn aber ganz schön erwischt! Du scheinst ihm immer noch viel zu bedeuten!“

„Sieht ganz so aus“, sagte Jade.

„Vielleicht hat ihn das College verändert“, meinte Deena nachdenklich, während sie den Umschlag betrachtete. „Er scheint sich von allem Ärger fernzuhalten. Bis jetzt hat die Polizei da unten noch kein einziges Mal bei uns zu Hause angerufen!“

Jade kicherte boshaft. „Dein Halbbruder ist eben ein ziemlich wilder Kerl!“

„Wild kann man es auch nennen“, dachte Deena düster. „Ich würde eher verrückt sagen. Aber vielleicht hat Chuck gelernt, sein Temperament etwas besser unter Kontrolle zu halten.“

Plötzlich kamen die Erinnerungen an letztes Jahr zurück. Sie sah wieder vor sich, wie Chuck diese blöden Telefonstreiche gemacht hatte. Dabei hatte er nur so aus Spaß irgendwelche Nummern angerufen.

Aber das Lachen war ihnen vergangen, als Chuck eine Nummer in der Fear Street gewählt hatte. Stanley Farbersons Nummer. Der Zeitpunkt war schlecht gewählt, denn Farberson war gerade dabei, seine Frau zu ermorden.

Es war ihr gelungen, den Hörer abzunehmen und Chuck verzweifelt um Hilfe anzuflehen. Dann hörte man nur noch angsterfüllte Schreie und das Geräusch von splitterndem Glas. Schließlich sagte eine barsche Männerstimme: „Falsch verbunden“, und der Hörer wurde aufgelegt.

Daraufhin suchten Deena, Chuck und Jade die Adresse aus dem Telefonbuch heraus und fuhren zum Haus der Farbersons, um nachzusehen, was dort los war.

Und so wurden sie in die ganze Sache hineingezogen.

Sie bekamen es mit einem schrecklichen Mord zu tun und wären beinah selbst umgebracht worden.

Alles nur wegen Chuck.

„Manchmal schreibt er sogar noch öfter“, sagte Jade. „Er ist richtig süß geworden. Schade, dass ich keine Zeit habe, ihm zu antworten.“

„Was soll das heißen, du hast keine Zeit?“, fragte Deena vorwurfsvoll.

„Du weißt doch, dass ich Chuck sehr gern habe“, erklärte Jade. „Aber er ist nun mal auf dem College, und ich bin hier in Shadyside. Soll ich deshalb vielleicht den ganzen Tag Trübsal blasen?“

Deena sagte erst mal gar nichts. Jade wechselte ihre Freunde ziemlich schnell. Aber es war irgendwie ein Unterschied, wenn es um Deenas eigenen Halbbruder ging. „Weiß Chuck eigentlich, dass du dich mit Teddy triffst? Und mit anderen Jungen?“, fragte Deena.

„Ich hab keine Ahnung, was Chuck weiß und was nicht“, antwortete Jade in scharfem Ton. „Aber was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß, oder?“

„Kann sein“, murmelte Deena. Sie war sauer auf ihre Freundin. Jade und Chuck waren zwar nicht verlobt, aber Deena fand, dass sie gut zusammenpassten.

„Wenn Chuck das rauskriegt und ausrastet …“, setzte sie an.

„Keine Sorge. Mit dem komm ich schon klar“, winkte Jade ab. Sie hörte auf, sich die Haare zu bürsten, und stand auf. „Ich hol uns mal ein paar Chips von unten. Möchtest du auch eine Cola?“, fragte sie.

Ohne eine Antwort abzuwarten, verschwand Jade im Flur. In diesem Augenblick klingelte ihr Handy erneut. „Könntest du mal für mich rangehen?“, rief sie über die Schulter zurück.

„Logo“, sagte Deena kichernd und nahm ab. Aus Spaß beschloss sie, Jades zuckersüße Stimme nachzumachen. „Hallooooo“, säuselte sie in den Hörer.

„Spreche ich mit Jade?“, fragte eine tiefe, heisere Stimme am anderen Ende.

„Wer ist da?“, fragte Deena mit klopfendem Herzen.

„Falsch verbunden, Jade“, schnarrte die raue Stimme.

„Was?“

„Du bist falsch verbunden. Ich werde bald kommen und dich kaltmachen. Sehr bald.“

2

„Wer war es denn?“, fragte Jade, als sie wieder ins Zimmer kam. Sie stellte eine Schale Chips auf die Kommode und reichte Deena ein Glas Cola.

„Ich … ich glaube, da war jemand falsch verbunden“, stotterte Deena.

„Das passiert mir öfter“, meinte Jade und steckte sich ein paar Chips in den Mund. „Ich frage mich …“ Sie brach ab, als sie Deenas Gesichtsausdruck bemerkte. „Hey, du siehst ja so komisch aus. Stimmt irgendwas nicht?“

„Es war dieser Anruf“, erklärte Deena. „Der Mann hat gesagt, du bist falsch verbunden.“

„Und was soll das heißen?“

„Jade, er klang wie Mr Farberson!“, rief Deena. „Seine Stimme war ganz tief und heiser.“

„Du willst mich doch nur auf den Arm nehmen“, sagte Jade überraschend ruhig und griff in die Schale mit den Chips. „Das kann er nicht gewesen sein. Unmöglich.“

„Ich weiß“, räumte Deena ein. „Aber er hatte auch so eine unheimliche Stimme. Und er erzählte irgendwas davon, dass er herkommen würde.“

„Das ist unmöglich“, wiederholte Jade. „Farberson ist zu lebenslänglich verurteilt worden. Selbst wenn sie ihn irgendwann auf Bewährung entlassen, wird das noch Jahre dauern.“

„Na ja …“ Deena dachte einen Moment darüber nach. „Du hast recht. Ganz bestimmt sogar. Aber es regt mich jedes Mal furchtbar auf, wenn ich an ihn denke. Ich hab immer noch Albträume wegen damals.“

„Ich auch“, gab Jade zu. „Schließlich hat er uns beinah umgebracht. Kaum zu glauben, dass alles mit einem Anruf begonnen hat“, fügte sie hinzu.

„Mit einem Telefonstreich“, verbesserte Deena. „Aber es hat so viel Spaß gemacht, zumindest zu Anfang.“

„Ich fand es cool, als wir all diese Typen angerufen haben“, sagte Jade grinsend. „Weißt du noch, wie wir ihnen mit verführerischer Stimme erzählt haben, dass wir heimlich in sie verliebt sind? Das war eine ganz schön verrückte Aktion.“

„Aber als Chuck dazukam, war es mit dem Spaß vorbei“, erinnerte Deena sie. „Besonders, als er mit diesen Drohanrufen anfing.“

„Chuck ist nun mal ein böser Junge“, sagte Jade kichernd. Sie hielt Deena die Schale mit den Chips hin. „Dieser Anruf eben, das war doch bestimmt irgend so ein Idiot aus der Schule, der uns einen Schreck einjagen wollte. Schließlich wissen alle darüber Bescheid, was letztes Jahr passiert ist.“

„Du hast wahrscheinlich recht“, erwiderte Deena nachdenklich. „Aber es war trotzdem irgendwie unheimlich.“

„Vergiss es einfach“, sagte Jade energisch. „Hier. Nimm noch ein paar Chips. Lebe wild und gefährlich!“

Deenas Handy klingelte kurz vor Mitternacht.

Sie hatte gerade das Licht ausgeknipst und sich zum Schlafen hingelegt.

„Hallo?“, murmelte sie mit belegter Stimme.

„Deena? Deena Martinson?“, flüsterte die Stimme am anderen Ende.

„Ja?“ Furcht überfiel sie.

„Ich habe vorhin deine Freundin angerufen“, schnarrte die Stimme.

„Wer ist da?“, stieß Deena hervor und setzte sich mit klopfendem Herzen auf.

„Sagen wir einfach, ein alter Freund. Jemand, den du schon eine Weile nicht mehr gesehen hast.“

„Was wollen Sie?“, rief Deena mit schriller Stimme.

Sie wurde plötzlich wütend. Es konnte unmöglich Farberson sein. Der saß schließlich im Gefängnis. Also, wer war dieser Anrufer?

„Was wollen Sie?“, wiederholte Deena.

„Rache“, flüsterte die Stimme.

Deena hörte ein Klicken. Dann war die Leitung tot.

Am nächsten Morgen gab sich Deena Mühe, in Mathe aufzupassen, aber sie konnte sich einfach nicht auf die Zahlen konzentrieren. Stattdessen hörte sie immer wieder die heisere Stimme des Anrufers und seine erschreckende Drohung – Rache.

Deena erwischte es eiskalt, als Mr Forrest einen Wiederholungstest austeilte. Bis zum Klingeln würde sie nie alle Aufgaben schaffen. Deswegen kritzelte sie hastig die Lösungen für die letzten drei Fragen hin.

Dann gab sie ihren Test ab und steckte ihre Notizen und Bücher in den Rucksack. Beim Hinausgehen wäre sie fast mit Steve Mason zusammengestoßen, der nächste Stunde in diesem Klassenraum Unterricht hatte.

Das Problem ist, dass du nicht genug Selbstvertrauen hast. Jades Worte vom Vorabend schossen ihr wieder durch den Kopf. Sprich ihn einfach an, hatte ihre Freundin ihr geraten. Zeig ihm, dass du Interesse an ihm hast.

„Warum eigentlich nicht?“, überlegte Deena. Bevor sie noch lange darüber nachdenken konnte, gab sie sich einen Ruck. „Hi Steve!“, rief sie begeistert und lächelte ihn strahlend an.

„Hallo“, antwortete er überrascht.

„Wie gefällt es dir eigentlich hier in Shadyside?“, platzte Deena heraus.

„Gar nicht mal so schlecht“, sagte er. „Es ist ganz anders als Sydney.“ Er grinste sie an.

„Wer ist Sydney?“, witzelte Deena.

Sie erwartete, dass er lachen würde, aber das tat er nicht.

„Denkt er jetzt etwa, ich wüsste nicht, dass Sydney eine Stadt in Australien ist?“, fragte sich Deena und merkte, wie sie rot wurde.

„Na dann, einen schönen Tag noch“, schob sie lahm hinterher. „Was für eine peinliche Nummer!“, dachte sie unglücklich, während sie hastig davonrannte.

„Ja. Tschüss“, rief er ihr nach.

Als Deena aus dem Sportkurs kam, der für heute ihr letzter war, sah sie, dass Jade auf dem Schulhof auf sie wartete. Sie war wie üblich von einer Horde Jungs umringt – Teddy und drei seiner Kumpels aus dem Basketballteam.

„Wir reden nachher weiter, Teddy.“ Jade schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. „Deena und ich gehen jetzt zu mir. Wir müssen nämlich noch an unserem Referat für Bio arbeiten.“

„Bis später“, sagte Teddy und machte eine lässige Abschiedsgeste. Dann schlenderte er mit seinen Freunden davon.

Deena und Jade verließen das Schulgelände. Die Sonne strahlte zwischen den Wolken hervor, doch die Luft war kalt. Es lag seit einigen Tagen Schnee, der inzwischen zu grauen Häufchen zusammengeschmolzen war. Die Bürgersteige waren voller Pfützen und mit schmutzigem Schneematsch bedeckt.

Jade wohnte nicht weit von der Schule entfernt. Während sie den Park Drive hinuntergingen, erzählte Deena ihrer Freundin von dem mysteriösen Anruf, den sie in der letzten Nacht erhalten hatte.

„Ist das dein Ernst?“, rief Jade. „Derselbe Typ?“

„Er klang genauso“, beharrte Deena. „Er hat mich beim Namen genannt, und dich hat er auch erwähnt.“

„Das muss irgend so ein Knallkopf sein, der uns einen blöden Streich spielen will“, vermutete Jade. „Farberson kann es jedenfalls nicht sein.“ Aber sie klang nicht ganz überzeugt. „Die Leute sitzen im Knast doch bestimmt nicht in ihren Zellen rum und telefonieren einfach so durch die Gegend, oder?“

„Ich glaube nicht“, sagte Deena. „Aber selbst wenn Farberson die Möglichkeit hätte, warum sollte er uns anrufen? Er wird noch ein paar Jahre im Gefängnis verbringen.“

„Es muss also jemand anders sein. Jemand, der uns Angst einjagen will“, stellte Jade fest.

„Wahrscheinlich.“

„Dann sollten wir uns eben einfach keine Angst einjagen lassen“, sagte Jade energisch.

„Stimmt“, meinte Deena. Sie wollte ihrer Freundin gerade von der kurzen Unterhaltung mit Steve an diesem Morgen berichten, als sie plötzlich innehielt. Ihr Blick fiel auf einen verbeulten grünen Landcruiser mit getönten Scheiben, der sich langsam entfernte.

„Jade!“, flüsterte sie. „Siehst du den Wagen da vorn?“

„Was ist damit?“, fragte Jade.

„Er ist jetzt schon zum zweiten Mal an uns vorbeigefahren.“