Fear Street 7 - Mörderische Gier - R.L. Stine - E-Book

Fear Street 7 - Mörderische Gier E-Book

R.L. Stine

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Beschreibung

Arme reiche Mädchen ... Hunderttausend Dollar! Sydney und Emma trauen ihren Augen nicht, als sie den schmutzigen Seesack öffnen, den sie in einem Müllcontainer gefunden haben. Sie schwören einander, dass dieser Fund ihr Geheimnis bleibt. Doch dann kommt alles anders - und plötzlich schweben die zwei in großer Gefahr. Denn noch jemand ist hinter dem Geld her - und schreckt vor nichts zurück ...Der Horror-Klassiker endlich auch als eBook! Mit dem Grauen in der Fear Street sorgt Bestsellerautor R. L. Stine für ordentlich Gänsehaut und bietet reichlich Grusel-Spaß für Leser ab 12 Jahren.  Ab 2021 zeigt Neflix den Klassiker Fear Street als Horrorfilm-Reihe!

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1

Sydney Shue warf die Blechkelle zurück in die Popcornmaschine und eilte ans andere Ende der Theke. „Hast du gesehen, mit wem Cathy Harper ins Kino gegangen ist?“, flüsterte sie ihrer besten Freundin Emma Naylor aufgeregt zu. „Mit Marty Griffin!“

„Soll das ein Witz sein?“ Emma, die gerade die Glasoberfläche der Theke putzte, hielt inne und sah sie erstaunt an. „Ich hab gedacht, die hätten Schluss gemacht!“

„Haben sie auch“, erwiderte Sydney. „Aber ich hab sie eben lachend und Händchen haltend reingehen sehen. Anscheinend sind sie wieder zusammen.“

„Das ist das vierte Mal in diesem Jahr, dass sie Schluss gemacht haben und doch wieder zusammengekommen sind“, bemerkte Emma und grinste. Sie war wieder dabei, die Theke sauber zu wischen. „Warte mal – jetzt haben wir April, stimmt’s? Vor Ende des Schuljahrs trennen sie sich wahrscheinlich mindestens noch zweimal und versöhnen sich wieder. Die stellen garantiert irgendwann einen Rekord auf.“

Sydney kicherte und fing an, einen Serviettenbehälter aufzufüllen. Das Beste an ihrem Job im Cineplex-Kino in dem Einkaufszentrum auf der Division Street war, dass Emma auch dort arbeitete. Die beiden waren seit der sechsten Klasse eng befreundet, aber in letzter Zeit hatten sie nicht mehr viel miteinander unternommen.

„Wahrscheinlich, weil ich so oft mit Jason zusammen bin“, dachte Sydney.

Ihr neuer Freund Jason Phillips war nicht gerade einer von Emmas besten Kumpels. Emma hatte das zwar nicht direkt gesagt, doch Sydney spürte es trotzdem. Wann immer Jason auftauchte, bekamen die blauen Augen ihrer Freundin einen eisigen Blick.

„Emma muss ihn bloß besser kennenlernen“, dachte Sydney. Sie strich sich eine dunkle Locke aus der Stirn.

„Jason kommt nachher zu mir, um für den Geschichtstest am Mittwoch zu lernen. Warum schaust du nicht auch vorbei?“, schlug sie vor. „Wir könnten uns ’ne Pizza holen.“

Emma schüttelte den Kopf. „Lieber nicht. Ich will noch mit dem Manager reden, wenn er nachher kommt. Fragen, ob ich hier eine Extraschicht arbeiten kann.“

Sydney sah sie groß an. „Noch mehr Arbeit? Emma, du bist doch schon drei Abende in der Woche hier, und dazu am Wochenende!“

„Glaub mir, ich weiß selber, wie viel ich schufte“, sagte Emma und verdrehte die Augen. Sie seufzte. „Aber ich muss irgendwie noch mehr Geld verdienen. Es wird immer schlimmer.“

„Was wird immer schlimmer?“

„Das mit meiner Mom“, erklärte Emma und strich sich das lange, blonde Haar hinter die Ohren. „Sie hat sich vor vielen Jahren das Knie verletzt und es ist nie richtig verheilt. Der Arzt sagt, sie muss dringend operiert werden.“

Sydney runzelte mitfühlend die Stirn. Emmas Mutter arbeitete als Kellnerin im Shadyside Diner, wo sie sechs Tage in der Woche von vier Uhr nachmittags bis Mitternacht auf den Beinen war.

„Willst du damit sagen, dass das Restaurant ihr keinen Lohn zahlt, während sie im Krankenhaus liegt?“, fragte sie. „Brauchst du deswegen die Extrakohle?“

Emma grunzte verächtlich. „Klar zahlt das Restaurant ihr nichts, wenn sie krank ist. Und außerdem werden die sie bestimmt feuern, wenn ihr Knie nicht bald operiert wird. Sie behaupten schon, die Gäste würden sich beschweren, weil sie so langsam bedient.“

„Das ist echt unfair!“, meinte Sydney.

„Das brauchst du mir nicht zu sagen.“ Emma stieß noch einen Seufzer aus. „Außerdem haben wir keine Krankenversicherung; daher müssen wir die Operation selber zahlen. Und das schaffen wir nicht, solange ich keine Möglichkeit finde, mehr Geld zu verdienen.“

Bevor Sydney antworten konnte, tauchte ein Mann mit vier kleinen Kindern an der Theke auf. Während Emma und sie Popcorn in Pappbehälter schaufelten und Becher mit Limonade füllten, sah Sydney die Freundin immer wieder von der Seite an.

„Wie besorgt Emma wirkt“, dachte sie. „Wie verzweifelt. Kein Wunder! Wenn ich mir vorstelle, meine eigene Mutter bräuchte eine Operation und könnte sie nicht bezahlen…“

Sydney schüttelte den Kopf. Sie konnte es sich nicht vorstellen. Nicht richtig.

Auch wenn Emma und sie beste Freundinnen waren, waren sie doch sehr verschieden. Emma war klein und blond. Sydney war groß und hatte dunkelbraunes Haar und dunkle Augen. Sydney war von Natur aus ziemlich nervös, während Emma gewöhnlich ganz cool und die Ruhe in Person war. Auch kamen sie aus ganz verschiedenen Welten. Sydneys Eltern waren seit zwanzig Jahren glücklich verheiratet. Emmas Eltern waren geschieden und hatten kaum noch Kontakt zueinander. Emma lebte in einem winzigen, heruntergekommenen Häuschen im alten Stadtkern. Sydneys Elternhaus war eine großzügige Villa auf einem riesigen Grundstück oben in North Hills, wo nur wohlhabende Menschen lebten.

„Emma arbeitet, weil sie Geld verdienen muss“, dachte Sydney. „Ich arbeite, weil Mom und Dad mich nicht zu sehr verwöhnen wollen. Sie möchten, dass ich lerne, Verantwortung für mein eigenes Leben zu übernehmen.“

Nicht, dass es Sydney was ausmachte. Sie hielt es für eine gute Idee. Und sie mochte ihren Job. Aber sie wusste auch, dass sie jederzeit kündigen konnte, ohne sich wegen des Essens oder wegen Klamotten Sorgen machen zu müssen. Oder gar wegen irgendwelcher Operationen.

Ein lauter Schrei unterbrach Sydneys Gedankenfluss. Eins der Kinder, die sie gerade bedient hatten, war gestolpert und hatte seinen Riesenbecher Popcorn fallen lassen. Jetzt stand der kleine Junge vor dem Mann, der die Kinokarten abriss, heulte und jammerte und war allen anderen im Weg.

Sydney ergriff Handbesen und Kehrschaufel und stürmte hin, während Emma die Kunden bediente, die Schlange standen. Als Sydney schließlich den Berg Popcorn aufgekehrt hatte, warteten die Käufer bereits in drei Reihen vor der Theke. Für den Rest der Schicht kamen Emma und sie kaum zum Luftholen.

Um fünf Uhr hatten sie endlich Feierabend. Na ja, fast Feierabend. Zuerst mussten sie noch den Müll rausbringen.

Mit drei voll gestopften Plastiktüten beladen, ging Sydney hinter Emma durch eine Seitentür auf einen Hof, der hinter dem Einkaufszentrum lag.

„Dieser Hinterhof ist mir unheimlich“, meinte Sydney und schauderte. Sie gingen auf die großen Müllbehälter zu. „Es ist hier immer so dunkel.“

„Ja, und die Container stinken“, klagte Emma. Sie hob ihre Müllbeutel hoch und ließ sie in einen der Behälter fallen.

Mit einer gezielten Bewegung warf Sydney ihre Tüten auf den Container. Zwei fielen hinein; die dritte blieb am Rand hängen.

Als sie sich reckte, um die Tüte in den Müllbehälter zu drücken, blieb ihr silbernes Armband mit den zierlichen Anhängern an der scharfen Ecke des Containers hängen. Behutsam zog sie an dem Kettchen. Doch nicht behutsam genug.

Der Verschluss brach. Das Armband glitt langsam von ihrem Handgelenk. Verzweifelt versuchte sie, es mit der Hand zu erwischen.

Vergeblich.

Das Kettchen rutschte über die Kante des Müllbehälters und fiel hinein.

Mit angehaltenem Atem griff Sydney in den Behälter und tastete herum. Doch sie fühlte bloß das glatte Plastik der Mülltüten.

„Was machst du da?“, wollte Emma wissen.

„Mein Armband ist reingefallen!“, jammerte Sydney.

„Oh nein! Doch nicht etwa das silberne?“, fragte Emma.

Sydney nickte. „Das ist ein altes Familienerbstück. Meine Großmutter hat es mir geschenkt.“

Sie sah sich im dunklen Hinterhof um und entdeckte einen Stapel Holzblöcke, der an der Hauswand aufgehäuft war. „Hilf mir, ein paar von denen rüberzutragen, okay?“

Emma rümpfte die Nase. „Du willst doch nicht etwa im Müll rumwühlen, oder?“

„Ich muss“, sagte Sydney. „Ich muss das Armband unbedingt finden! Es ist mein absolutes Lieblingsstück!“

Mit Emmas Hilfe stapelte sie zwei grobe Holzblöcke neben dem verrosteten Müllbehälter auf. Dann stieg sie darauf, um hineinzublicken.

„Siehst du es?“, fragte Emma.

Sydney schüttelte den Kopf. „Wahrscheinlich ist es zwischen die Mülltüten gerutscht, die wir gerade reingeworfen haben.“ Sie packte eine davon und schob sie vorsichtig beiseite. Darunter kam ein weiterer Beutel zum Vorschein, der aufgerissen war und aus dem ein Berg überreifen, stinkenden Abfalls quoll.

„Igitt.“ Sydney hielt den Atem an und ergriff einen Zipfel der zweiten Mülltüte.

Die Tüte raschelte und bewegte sich.

Und dann flog sie plötzlich in die Höhe, als hätte sie von unten einen Stoß erhalten.

„Hier ist irgendwas!“, schrie Sydney. „Irgendwas Lebendiges!“

2

Sydney zog die Hand zurück und stieß noch einen spitzen Schrei aus.

Hinter einem Haufen zerknüllter Papierservietten funkelten zwei Augen sie an. Zwei zornige Augen in einem braun behaarten Gesicht mit langen Schnurrbarthaaren und spitzen, glitzernden Zähnen.

„Eine Ratte!“, schrie sie. „Hilfe, Emma, wie ekelhaft! Hier sitzt eine Ratte!“

„Hau ab – schnell!“, rief Emma.

Bevor Sydney sich rühren konnte, sprang die Ratte blitzschnell hoch; mit scharrendem Geräusch umklammerten ihre Klauen die Metallkante des Containers. Der Nager fauchte wie eine Katze und schnappte nach Sydney.

Atemlos vor Angst sprang sie von den Holzblöcken herunter.

Die Ratte fauchte noch einmal und stieß sich vom Müllbehälter ab. Sie landete zu Füßen der beiden Mädchen. Emma fuhr zusammen, machte einen Schritt nach hinten und stieß gegen Sydney.

Einen Augenblick blieb die Ratte bewegungslos stehen und starrte die Mädchen an, als überlegte sie, ob sie die beiden angreifen sollte. Dann wandte sie sich ab und huschte mit ihrem langen, unbehaarten Schwanz auf und davon.

Emma atmete erleichtert auf. „Oh Gott. Mir ist ganz schlecht, ehrlich. Das Biest war riesengroß!“

„Ja. Hoffentlich sitzt keiner ihrer Kumpels in der Mülltonne“, erwiderte Sydney. Schaudernd stieg sie wieder auf die Holzblöcke.

Emma riss vor Schreck die Augen weit auf. „Sydney! Du wirst doch nicht etwa weiter darin herumwühlen, oder?“

„Doch!“, sagte Sydney. „Ich muss das Armband wiederhaben, Emma.“ Sie sah ihre Freundin flehend an. „Wenn du mir hilfst, finde ich es viel schneller.“

Emma stöhnte. Aber dann schleppten Sydney und sie noch ein paar Holzblöcke an den Müllbehälter heran, kletterten hinauf und schauten hinein.

Sydney hielt sich mit einer Hand Nase und Mund zu und schob mit der anderen ein paar Mülltüten beiseite. Darunter kam weiterer Abfall zum Vorschein – Orangenschalen, verfaulte Hotdog-Brötchen und fettiges Papier.

„Ich wünschte, wir hätten Handschuhe“, murmelte sie. Sie hob mit spitzen Fingern ein paar Papierservietten auf und warf sie in die Ecke. „Wenn ich nach Hause komme, wasche ich mir mindestens eine Stunde lang die Hände!“

„Ich wünschte, wir hätten Sauerstoffmasken“, murrte Emma. Sie seufzte und schleuderte eine Mülltüte von einer Seite des Behälters auf die andere. „Der Manager ist jetzt sicher da, Syd. Du weißt doch, dass ich mit ihm reden muss.“

„Ich weiß. Aber er wird bestimmt noch eine Weile bleiben“, beruhigte Sydney sie. „Das hier wird nicht lange dauern. Schließlich muss das Armband ja irgendwo sein. Ich hab es doch reinfallen sehen.“

Emma hob einen Popcornbehälter auf, schaute hinein und warf ihn weg. „Hoffentlich ist es nicht bis ganz auf den Boden gefallen. Ich will dir ja helfen, Syd. Aber … ich klettere auf keinen Fall in diesen Müllbehälter hinein.“

Mit einem Stock, den sie im Container gefunden hatte, wühlte Sydney in einem Haufen Abfall herum. „Emma!“, schrie sie plötzlich und zeigte darauf. „Ich sehe es!“

„Hol es schnell raus – damit wir endlich von hier verschwinden können“, stöhnte Emma.

Das wertvolle alte Schmuckstück lag auf einem beigefarbenen Seesack und schimmerte im schwachen Dämmerlicht. Sydney beugte sich über den Rand des Müllcontainers und streckte ihre Hand danach aus. Sie erwischte ein Ende des Armbands und zog daran.

Das Kettchen gab zuerst nach, verfing sich dann aber irgendwo.

„Es ist hängen geblieben“, meldete Sydney. „An einer Tasche oder so was.“ Sie packte eine Schlaufe des Seesacks und schleuderte ihn über den Rand des Containers.

Mit einem Seufzer der Erleichterung hüpfte Sydney herunter und setzte sich auf die Holzblöcke. Sie legte sich den Sack auf die Knie und löste behutsam das Armband. Dabei fiel der Seesack auf den Boden. Sydney warf einen Blick darauf und wandte sich wieder ihrem Armband zu.

Doch etwas hatte ihre Aufmerksamkeit erregt.

Aus dem halb offenen Reißverschluss des Seesacks ragte die Ecke eines Geldscheins heraus.

„Irre ich mich oder ist das tatsächlich ein Fünfzig-Dollar-Schein?“, fragte Sydney.

„Was?“ Emma griff nach dem Sack und machte den Reißverschluss ganz auf.

„Und – ist es ein Geldschein?“, wiederholte Sydney, noch immer mit dem Verschluss ihres Armbands beschäftigt.

Emma antwortete nicht.

Sydney legte sich das Armband vorsichtig um und sah die Freundin an. „Was ist? Sind es fünfzig Eier?“

Emma schaute auf. „Du wirst es nicht glauben“, flüsterte sie. Dann hielt sie der Freundin den offenen Sack hin. „Sieh mal!“

Sydney schaute hinein. „Wow!“

Eine Unmenge Geldscheine, abgepackt in Stapeln, die mit Gummibändern umwickelt waren.

Lauter Fünfzig-Dollar-Scheine.

„Ich glaub’s einfach nicht!“, rief Emma fassungslos aus. Sie holte einen Geldstapel heraus und blätterte ihn durch wie einen Satz Spielkarten. „Das sind alles Fünfziger!“

Sie nahm einen zweiten Stapel in die Hand und schaute ihn durch. Sydney tat dasselbe. In wenigen Minuten häuften sich die Fünfzig-Dollar-Scheine zu ihren Füßen.

„Wow! Absoluter Wahnsinn! Das sind ja mindestens hunderttausend Dollar!“, flüsterte Emma.

„Das gibt’s doch nicht.“ Sydney starrte das Geld und dann ihre Freundin an. „Was glaubst du, wem es wohl gehört? Und was macht es im Müllcontainer?“

Emma schüttelte langsam den Kopf. „Hunderttausend Dollar“, murmelte sie noch einmal, ohne den Blick von dem vielen Geld abzuwenden. „Hunderttausend Dollar!“

3

Mit gerunzelter Stirn starrte Sydney auf den Geldhaufen. „Das ist echt komisch – milde ausgedrückt. Was macht es wohl im Müllcontainer?“, fragte sie noch einmal.

„Wen interessiert das schon?“ Emma sah sich verstohlen im Hinterhof um. Dann fing sie hastig an, die Geldstapel wieder in den Sack zu stopfen. „Wir sollten es lieber verstecken, bevor uns irgendeiner damit erwischt.“

„Du hast recht“, stimmte Sydney ihr zu. „Glaubst du, das Geld stammt aus einem Banküberfall oder so was?“

Emma zuckte die Achseln.

„Vielleicht weiß die Polizei ja mehr darüber.“ Sydney machte den Reißverschluss zu und lachte. „Ich kann’s kaum erwarten, den Gesichtsausdruck der Beamten zu sehen, wenn wir ihnen das Geld aushändigen.“

„Meinst du das im Ernst?“, fragte Emma. „Willst du wirklich das ganze Geld der Polizei geben?“

„Klar. Was sollen wir sonst tun?“

Emma beugte sich zu ihr. Ihre blauen Augen blitzten vor Aufregung. „Es behalten!“, flüsterte sie.

Überrascht sah Sydney ihre Freundin an. „Das ist doch wohl ein Witz, oder?“

Sie wartete darauf, dass Emma zu lachen anfing, dass Emma sagte: „Klar sollte das ein Witz sein.“ Doch Emma lachte nicht. Sie lächelte noch nicht einmal.

„Das war kein Witz“, wurde Sydney plötzlich klar. „Es ist ihr voller Ernst.“

„Denk doch mal nach, Syd!“, sagte Emma drängend. „Wir können es uns teilen – jede kriegt fünfzigtausend Dollar! Damit wäre ich in der Lage, Moms Operation zu bezahlen! Wir könnten endlich das Dach reparieren lassen und ein paar…“

„Moment mal!“, unterbrach Sydney sie. „Wie willst du deiner Mutter erklären, woher du plötzlich fünfzigtausend Dollar hast?“

„Ich sag ihr einfach die Wahrheit“, meinte Emma. „Mom würde das nichts ausmachen. Weshalb auch?“

„Weil…“ Sydney hielt inne und schüttelte den Kopf. Sie konnte einfach nicht glauben, dass Emma so etwas wirklich tun wollte. „Hör mal, Emma, ich will nicht wie ein Moralapostel klingen, aber das Geld gehört uns doch nicht!“

„Klar gehört es uns!“, rief Emma aus. „Es war in einem Müllcontainer unter einem Haufen Abfall vergraben – und wir haben es gefunden. Wer es findet, dem gehört es, stimmt’s?“

„Aber…“

„Komm schon, Sydney! Jeder andere würde es behalten. Warum sollen wir das nicht tun?“, fragte Emma. „Weißt du, was ich mit dem Geld sonst noch alles machen könnte? Ich könnte aufs College gehen. Ich müsste mir keine Sorgen mehr darum machen, ob ich ein Stipendium kriege oder nicht. Und ich könnte mir endlich ein paar schicke Klamotten leisten!“

Sydney riss vor Erstaunen die Augen auf. „Was ist denn das Problem mit deinen Klamotten?“