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Feuernebel: Ein deutscher Soldat in Arnheim Autor: Ralf Hagedorn Buchbeschreibung Holland, September 1944. Die Front ist nah, doch in einer verfallenen Scheune bei Lier hält der junge Funker Ernst Voss mit seiner Einheit eine trügerische Ruhe. Er schreibt Briefe an seine Mutter, die stets mit der gleichen Notlüge beginnen: "Liebe Mutter, mir geht es gut." Doch die Stille bricht jäh ab, als der Befehl eintrifft: Marsch nach Arnheim. Die Engländer kommen. Voss und seine Kameraden werden in das blutige Chaos der Operation Market Garden geworfen. Arnheim wird zu einem Feuernebel, einem Irrgarten aus Trümmern, Flammen und Befehlen, die niemand mehr versteht. Der Kampf um die Brücke wird zu einem Kampf ums nackte Überleben, wo die Grenze zwischen Freund und Feind nur noch ein Vorwand ist und die Welt zu schreien beginnt. Inmitten von Muskeln und Metall, Blut und Rauch muss Voss nicht nur den äußeren Feind besiegen. Er beginnt zu erkennen, dass "Pflicht ohne Menschlichkeit wertlos ist und dass Gehorsam, der keine Fragen zulässt, gefährlicher ist als jede Front"." Feuernebel" ist eine tief bewegende Geschichte über die Schatten, die der Krieg in der Seele hinterlässt. Es ist die Erzählung eines Mannes, dessen Weg zurück ins Leben erst beginnt, als er den Mut findet, die eigene Stimme wieder zu hören – und ihr zu vertrauen.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Feuernebel
Ein deutscher Soldat in Arnheim
IMPRESSUM:
Ralf Hagedorn
c/o IP-Management #4887
Ludwig-Erhard-Str. 18
20459 Hamburg
Geschichte mithilfe von ChatGPT geschrieben.
Coverbild Gemini.
Holland, September 1944
Ich erinnere mich noch an den Geruch. Nicht an Blut oder Pulver, daran gewöhnt man sich irgendwann, sondern an nasse Erde, Diesel und kalten Kaffee. Der Morgen hatte den Nebel über die Felder gelegt wie ein Tuch über eine Leiche. Wir lagen in einer verfallenen Scheune bei Lier, zwanzig Kilometer hinter der Front. Die Division sammelte sich, hieß es. Ein schönes Wort, „sammeln“. Als ginge es um Münzen oder Briefmarken.
Ich saß auf einer Munitionskiste, das Funkgerät neben mir, und schrieb. „Liebe Mutter, mir geht es gut.“ So fing jeder Brief an, auch wenn es gelogen war. Dann starrte ich auf das Papier, das zitterte, weil meine Hände zitterten. Ich hatte seit zwei Nächten kaum geschlafen. Der Regen klopfte gegen das Wellblechdach wie Maschinengewehrfeuer in Zeitlupe.
Neben mir schlief Krüger, der Richtschütze. Sein Helm lag unter dem Kopf wie ein Kissen. Er schnarchte leise, als wäre er irgendwo zu Hause, nicht drei Meter neben einer Panzerkette, die nach Öl roch. Auf seiner Feldjacke klebte Schlamm, vermischt mit Blut, das längst schwarz geworden war. Er behauptete, es stamme von einem Huhn, das er in Flandern erwischt hatte. Ich wusste, dass es gelogen war.
„Voss, Funk klar?“, rief Untersturmführer Neumann von draußen. Ich zuckte, wischte mir über die Augen. „Jawohl! Das Wort kam automatisch. Wie ein Reflex, ein Rest von Disziplin, der alles zusammenhielt.
Neumann trat ein, die Pistole lose im Holster. Sein Gesicht war grau vor Müdigkeit. „Befehl von oben. Wir marschieren weiter nach Norden. Arnheim. Die Engländer haben was vor. Fallschirmjäger, sagen sie.“
Er grinste, aber es war kein Lächeln. „Die spinnen. Aus der Luft kommen sie. In unser Gebiet. „Krüger blinzelte. „Dann sollen sie kommen. Wir schießen sie runter.“
Ich sagte nichts. Ich sah hinaus, durch die Ritzen der Scheune. Der Himmel war bleigrau, träge, friedlich. Kein Anzeichen von irgendwas. Und doch lag in der Luft dieses Summen, das man nur spürt, wenn etwas bevorsteht. Wie vor einem Gewitter. Oder einem Tod.
Wir bauten das Funkgerät ab, verstauten die Antenne. Draußen standen die Panzer in einer Reihe, als warteten sie auf ein Foto. Der Wind trug das Knattern eines Motors herüber, dann den dumpfen Schlag einer fernen Explosion.
Neumann beugte sich zu mir. „Wenn wir da oben ankommen, Voss, brauchst du klare Ohren. Keine Fehler, verstanden? Ich nickte. „Jawohl. “Er klopfte mir auf die Schulter. „Gut. Wir werden ihnen zeigen, dass der Krieg noch nicht vorbei ist.“
Ich wusste, dass er es glaubte. Ich wollte es glauben. Aber tief in mir war dieses Loch, das größer wurde mit jedem Tag. Seit der Normandie. Seit ich gesehen hatte, wie ein Mensch in Stücke gerissen wird, ohne dass jemand schreit, weil keine Zeit bleibt zu schreien. Wir fuhren los, als der Nebel sich hob. Die Straße war schmal, gesäumt von Pappeln, deren Blätter schon gelb wurden. Belgischer Herbst. Die Ketten mahlten über den Asphalt, die Männer hockten auf den Panzern, rauchten, redeten kaum. Ich hörte das Funkrauschen, ein Knacken, dann eine Stimme: „Feindliche Aktivität bei Eindhoven bestätigt. Fallschirmabsprung wahrscheinlich.“
Krüger spuckte aus. „Fallschirmjäger. Engländer oder Amis?“ „Beides“, sagte Neumann. „Und vielleicht die Hölle dazu. “Ich sah nach oben. Der Himmel war aufgerissen, ein Streifen Blau, friedlich, unschuldig. Ich stellte mir vor, wie aus dieser Stille bald Menschen fallen würden, hunderte, tausende und dachte: Wenn sie fallen, sterben sie. Wenn sie landen, sterben wir. Ich sah nach oben. Der Himmel war aufgerissen, ein Streifen Blau, friedlich, unschuldig. Ich stellte mir vor, wie aus dieser Stille bald Menschen fallen würden, hunderte, tausende und dachte: Wenn sie fallen, sterben sie. Wenn sie landen, sterben wir. Der Gedanke blieb.
Wir rollten die letzten zehn Kilometer im Schritttempo. Die Schützenpanzer atmeten aus, als wären sie lebendig; jeder Auspuffs Töss ein Hauch aus Stahl. Auf den Dächern der Häuser hingen Wäscheleinen, die wie Mahnmale im Wind flatterten. Kein Mensch weit und breit. Nur hier und da ein zerbrochenes Fenster, der Schatten eines Hundes, der wegrannte, als wir vorbeirollten. In Arnheim war die Luft anders dichter, geladen. Schon auf der Hauptstraße fielen mir Einschusslöcher in den Schildern auf, frische Schrammen an den Laternenmasten. Ein Fahrrad lag auf der Seite, der Lenker verbogen. Irgendwo im Hinterhof klapperte etwas, jemand war am Schieben. Ein Kind? Ein alter Mann? Ich sah weg, weil ich nicht hinschauen wollte. Es hielt nur auf, mich anzusehen, mit Augen, die zu alt waren für das Gesicht, in dem sie hingen. „Ruhe nach hinten“, knurrte Neumann. „Wir sichern das Zentrum.“ Seine Stimme zitterte nicht, aber seine Finger an der Pistole waren weiß vor Kraft. Neben mir rührte sich Krüger kaum. Seine Kieferknochen arbeiteten, als ob er Käfer aß.
Wir parkten in einer Seitenstraße, zwei Häuser weiter ein zerstörter Wagen, die Motorhaube hochgeklappt wie ein offenes Maul. Männer sprangen runter, überprüften den Raum, warfen Stiefel um und den Türrahmen, um. Die Luft schmeckte nach Splitter, Rauch und etwas, das nach verbranntem Papier roch, Papier und Leben. „Auf Patrouille mit Funkgerät“, sagte Neumann, und ich spürte, wie sich mein Magen zusammenzog. Patrouille hieß immer das gleiche: ein Schritt nach vorn, zwei Augen in der Dunkelheit, jederzeit bereit, dass etwas explodiert, dass etwas laut wurde. Patrouille bedeutete, dass du dich jeden Moment an eine Wand pressen musst, während jemand anders plötzlich starb.
Wir bewegten uns durch die Hinterhöfe, die Häuser hatten Löcher wie zerfressene Zähne. Ein Kinderspielzeug lag auf dem Boden, ein kleiner Holzhase, eine abgebrochene Ohrmuschel. Ich kniete mich hin, hob ihn mit dem Mittelfinger hoch. Der Lack war abgeplatzt, aber das Tier starrte mich an, still. Ich wollte ihn in die Tasche stecken und für meine Schwester nach Hause schicken, später, falls es mich noch geben würde. Das kam mir albern vor, und trotzdem spürte ich, wie ich mich an diesen Augen festhielt, als ob sie mir Halt geben könnten.
Die ersten Schüsse kamen aus einer Seitengasse, scharf, kurz. „Deckung!“, rief jemand. Mein Körper bewegte sich, bevor mein Verstand registrierte, wie es ging. Die Dunkelheit der Gasse war voller Splitter, Rauch und Gestalten, die verschwanden. Wir feuerten zurück, nicht wissend, ob wir trafen. Jemand schrie, vielleicht ein Hund, vielleicht ein Mensch. Das Geräusch riss durch mich wie ein Messer.
Ich dachte an Berlin, an meine Mutter, an die letzten Kartoffeln in der Speisekammer. Dachte an den Brief, den ich ihr geschrieben hatte, damit sie wusste, dass ich noch lebte. Gedanken kamen wie Gesichter in der Nacht: kurz da, dann wieder fort.
„Voss, Funk geben! Bleibt auf Kanal drei“, hörte ich Neumann, dicht an meinem Ohr. Ich legte die Hand an das Gerät, stimmte die Frequenz ab. Stimmen knisterten, Funksprüche wie Wasser, das durch Geröll fließt. „Kommando an Gruppe zwei, bestätigt Feindkontakt Einsatzkräfte südlich“ und dann ein Reißen. Die Verbindung brach. Für einen Moment hörte ich nur noch mein eigenes Atmen, das laut war wie Trommeln. Wir drängten weiter Richtung Brücke. Überall standen Männer mit Gewehren, Gesichter aus Caro-Muster und Müdigkeit. Ich sah einen Burschen, vielleicht sechzehn, der auf dem Bordstein saß und mit den Fingern an seiner Uniform zupfte, als wolle er die Falten glätten, damit sie nicht verraten, wie sehr er zitterte. Ein Feldwebel trat auf ihn zu und sagte etwas, das ich nicht verstand. Der Junge nickte, als hätte er eine Pflicht eingesehen. Dann ging er los, Schritt für Schritt, verschwand zwischen zwei zerstörten Mauern. Ich dachte, er wirke wie ein Mensch, der in seine erste Sünde schleicht. Dann, wie ein streich, die Nachricht: Fallschirme wurden gesehen. Nicht weit. „Die landen bei Oosterbeek und Driel“, flüsterte jemand. Die Männer um mich herum hielten den Atem an. Wenn Fallschirme fallen, wird die Erde anders. Sie wechselt die Besitzer.
Wir sammelten uns am Rand des Flusses, den Nederrijn, der Träger floss als sonst. Auf der anderen Seite die Brücke, in Stücken, ein Skelett aus Stahl. Rauch stieg auf. Auf einem Schuttberg saß ein Soldat in britischer Uniform, regungslos, das Gesicht vom Dreck verkrustet. Ein Blick, der leer war, als hätten die Augen beschlossen, nichts mehr zu sehen.
„Bereitet die Schützenpanzer auf Durchbruch vor“, hörte ich irgendwo ein Befehl, der nach mehr klang als nur Befehl. Es klang wie ein Bund, wie ein Versprechen, dass man irgendwas tun müsse, um nicht zu zerfallen.
Ich stellte das Funkgerät an, suchte die Frequenz, bat um Meldungen. Überall Antwort, überall Rauschen. „leichte Landungen. Brücke noch nicht gesichert. Artillerie in Richtung dann ein dumpfer Knall, als ob jemand mit einem Eisenhammer gegen die Stadt geschlagen hätte. Eine Explosion schlug durch meine Zähne, als ob sie sagte: Hier bleibt nichts wie es war.
Krüger fluchte, ein raues Wort, das in der Luft hängen blieb. „Scheiße“, sagte er. Dann zog er die Stirn in Falten, als hätte er gezählt, und sagte leiser: „Wenn sie uns erwischen.“
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Es gab keine Worte, die gegen so etwas halfen. Also tat ich das, was wir immer taten: ich richtete das Gerät, hörte dem Knistern zu, lauschte den Stimmen, die uns befahlen, weiterzuziehen, zu halten, zu töten oder zu sterben. Und in meinem Kopf war das Bild dieses Kindes mit dem Holzhasen, dass ich nicht hatte mitnehmen können. Ich versprach ihm, innerlich, dass ich es nicht vergessen würde. Dann, ein Flugzeug? Nein ein Surren von Propellern. Am Himmel tauchten kleine Punkte auf, zuerst kaum sichtbar, dann wurden es Hunderttausende von Lichtpunkten, die sich aus dem Blau lösten: weiße Tupfer, die fielen. Fallschirme. Sie schwebten wie Leichen, still und schön, als hätten sie nie vorgehabt, zu zanken. Ich hörte meinen Puls in den Ohren, laut und rücksichtslos. Einer der Tupfer löste sich, fiel vom Wind gerissen, schlug in einen Hof, und eine Wolke von Staub stieg auf.
„Feindabsprung!“, rief jemand. „Feuer frei!“
Der erste Schuss war wie der Beginn eines Gewitters. Er zerschnitt die Luft und machte Platz für hundert
