Fiona und der Mann fürs Grobe - Vanessa Vale - E-Book

Fiona und der Mann fürs Grobe E-Book

Vale Vanessa

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Beschreibung

Ein Ausputzer bei den bösen Jungs und eine umwerfende Detektivin können zusammenarbeiten, auch wenn sie auf unterschiedlichen Seiten des Gesetzes stehen. Zumindest habe ich das gehört.
Ich bin ein überarbeiteter Ausputzer und brauche dringend eine Auszeit. Als ich beauftragt werde, in Coal Springs eine Katze zu hüten, habe ich nichts gegen ein paar langweilige Tage einzuwenden.
Aber es gibt keine Auszeit und keine Gelegenheit zur Langeweile. Nicht, als ich in einen Mini-Markt gehe und dort auf eine Wahnsinns-Frau treffe, mit einer Obsession für Kaffee, die gerade im Alleingang einen bewaffneten Räuber hopsnimmt.
Nun habe ich meine eigene Obsession. Sie. Als ich erfahre, dass sie eine FBI-Agentin ist, kann ich nur lachen. Denn ich breche das Gesetz. Sie hütet es.
Es ist nicht auszuschließen, dass sie hier ist, um gegen mich oder meinen Freund zu ermitteln, einen Auftragskiller. Ich sollte einen großen Bogen um sie machen, aber ich kann nicht. Sie ist draufgängerisch und dreist und treibt mich in den Wahnsinn. Sie wirbelt in der ganzen Stadt Staub auf und riskiert ihre eigene Sicherheit … und meine geistige Gesundheit.
Ich dachte, ich kenne meine größte Bedrohung. Es ist nicht die Stadt voller wilder Frauen, die darauf abfahren, dass ich vorübergehend einen Buchladen für Liebesromane leite, oder ein paar gefährliche Gurkengeschäftsbesitzer. Nein, es ist Fiona.
Und ich bin mir nicht sicher, ob einer von uns lebend Coal Springs wieder verlassen wird.
Kann der böse Kerl sich in das brave Mädchen verlieben … und überleben?

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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FIONA UND DER MANN FÜRS GROBE

VANESSA VALE

Copyright © 2025 von Vanessa Vale

Vanessa Vale® ist ein eingetragenes Markenzeichen von Bridger Media

Dies ist ein Werk der Fiktion. Namen, Charaktere, Orte und Ereignisse sind Produkte der Fantasie der Autorin und werden fiktiv verwendet. Jegliche Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen, lebendig oder tot, Geschäften, Firmen, Ereignissen oder Orten sind absolut zufällig.

Alle Rechte vorbehalten.

Kein Teil dieses Buches darf in irgendeiner Form oder auf elektronische oder mechanische Art reproduziert werden, einschließlich Informationsspeichern und Datenabfragesystemen, ohne die schriftliche Erlaubnis der Autorin, bis auf den Gebrauch kurzer Zitate für eine Buchbesprechung.

Umschlaggestaltung: Bridger Media

Umschlaggrafik: Phia Cooch

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INHALT

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Kapitel 47

Kapitel 48

Kapitel 49

Kapitel 50

Kapitel 51

Kapitel 52

Kapitel 53

Kapitel 54

Kapitel 55

Kapitel 56

Kapitel 57

Kapitel 58

Kapitel 59

Kapitel 60

Kapitel 61

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Website-Liste aller Vanessa Vale-Bücher in deutscher Sprache.

ÜBER DIE AUTORIN

Ein Ausputzer bei den bösen Jungs und eine umwerfende Detektivin können zusammenarbeiten, auch wenn sie auf unterschiedlichen Seiten des Gesetzes stehen. Zumindest habe ich das gehört.

Ich bin ein überarbeiteter Ausputzer und brauche dringend eine Auszeit. Als ich beauftragt werde, in Coal Springs eine Katze zu hüten, habe ich nichts gegen ein paar langweilige Tage einzuwenden.

Aber es gibt keine Auszeit und keine Gelegenheit zur Langeweile. Nicht, als ich in einen Mini-Markt gehe und dort auf eine Wahnsinns-Frau treffe, mit einer Obsession für Kaffee, die gerade im Alleingang einen bewaffneten Räuber hopsnimmt.

Nun habe ich meine eigene Obsession. Sie. Als ich erfahre, dass sie eine FBI-Agentin ist, kann ich nur lachen. Denn ich breche das Gesetz. Sie hütet es.

Es ist nicht auszuschließen, dass sie hier ist, um gegen mich oder meinen Freund zu ermitteln, einen Auftragskiller. Ich sollte einen großen Bogen um sie machen, aber ich kann nicht. Sie ist draufgängerisch und dreist und treibt mich in den Wahnsinn. Sie wirbelt in der ganzen Stadt Staub auf und riskiert ihre eigene Sicherheit … und meine geistige Gesundheit.

Ich dachte, ich kenne meine größte Bedrohung. Es ist nicht die Stadt voller wilder Frauen, die darauf abfahren, dass ich vorübergehend einen Buchladen für Liebesromane leite, oder ein paar gefährliche Gurkengeschäftsbesitzer. Nein, es ist Fiona.

Und ich bin mir nicht sicher, ob einer von uns lebend Coal Springs wieder verlassen wird.

Kann der böse Kerl sich in das brave Mädchen verlieben … und überleben?

1

DAX

„Ich sollwas für dich tun?“ Ich legte den Kopf schräg, um mein Handy einzuklemmen, während ich mit den Zähnen Klebeband abriss. Vor mir auf dem Boden lag ein Toter. Ich hatte ihn bereits auf eine Plane gerollt, zum Glück war der Typ an einer Überdosis gestorben und nicht an einer Kugel, was bedeutete, keine blutige Sauerei. Zwei lange Klebestreifen hielten die Seiten an der Hüfte des Kerls bereits zusammen. Er sah mit jeder Minute mehr aus wie ein Burrito.

„Katze hüten“, sagte Jack.

Ich kannte Leute. Ich hatte eine Menge Bekannte überall in der Stadt, sogar überall auf der Welt. Aber Jack war mein …, wie nannten Frauen das? Mein Aufstieg oder Untergang? Als ein Ausputzer und er als ehemaliger Auftragskiller traf das ziemlich genau ins Schwarze.

Ich stand auf, eine Hand in den Rücken gestützt, und stöhnte. Meine Muskeln waren total verspannt.

„Ich dachte, ihr wärt schon auf dem Weg nach Hawaii.“

„Sind wir. Aber unser Cat-Sitter hat einen Rückzieher gemacht.“

„Stell halt etwas Fressen und Wasser hin.“ Ich hatte keine Zeit für so etwas. Himmel, ich hatte keine Zeit für irgendetwas. Ich war wie ein Concierge im Hotel. Ich kümmerte mich um Dinge, wenn reiche Leute sich die Hände nicht schmutzig machen wollten. Ich wurde fürstlich dafür bezahlt. So wie jetzt, als der Schwager meines Klienten ordentlich abgefeiert hatte und dann tot in einem Hotelzimmer endete. Nackt. Also, nackt bis auf das Frauenhöschen.

Tja, ich war diese Art von Ausputzer.

„Ich habe erst davon erfahren, als wir schon unterwegs waren. Außerdem reden wir hier von Pancake.“ Jack musste das Rascheln der Plane gehört haben, als ich mich wieder an meine Arbeit machte, denn er fragte: „Bringst du den Müll raus?“

Die Tatsache, dass er selbst durchs Telefon das Geräusch erkannte, sagte schon alles. Er hatte ebenso viel Erfahrung im Verpacken von Körpern wie ich. Mein Vater war ein Auftragskiller/Ausputzer und hatte uns alles beigebracht, was er wusste. Dann übernahmen wir, als er sich entschloss, in den Ruhestand zu gehen und nach Florida zu ziehen. Seither blühte das Geschäft.

Vor allem diese Woche.

Ich seufzte. „Ja. Offenbar ist jeden Tag Müllabfuhr. Ich habe schon einen Sack im Kofferraum, den ich entsorgen muss.“

Was bedeutete, das hier war die zweite Leiche, die ich heute aus einer verzwickten Situation bergen und verschwinden lassen sollte.

„Ich dachte, du hättest diesen Job in Miami.“

„Bin gestern Morgen zurückgekommen.“ Das Wetter war fantastisch gewesen, aber ich musste eine Mittzwanzigerin zurück nach Denver begleiten, da sie sich irgendwie in das Nachtleben in South Beach verirrt hatte, anstatt in ihre Kurse für Politikwissenschaften, wo ihre Eltern sie haben wollten. Aus irgendeinem Grund scheffelte sie Millionen in den sozialen Medien, indem sie anderen beibrachte, wie man Make-up auftrug. Nachdem ich sie aufgespürt, über meine Schulter geworfen und in einen Privatjet verfrachtet hatte, tat sie zum Glück nichts weiter als B-reels zu filmen und ihre falschen Wimpern zu zähmen.

Anschließend beschaffte ich einen vintage Lamborghini zurück von einem Ex-Ehemann, der sich geweigert hatte, ihn nach der Scheidung seiner Frau zurückzugeben. Nicht jeder Job hatte mit Leichen zu tun.

Allerdings rief nach dieser Wiederbeschaffung ein Klient an, der mit einem Stricher gefeiert hatte, der zu viel Koks genommen hatte, ausgerutscht war und sich den Kopf an der Tischkante aufgeschlagen hatte und als Folge des Aufpralls gestorben war.

Das war der Körper, der sich derzeit in meinem Kofferraum befand.

Dann war der Typ, über dem ich gerade stand, um ihn in eine Plane einzuwickeln.

Die Lehre aus diesem Tag? Nimm keine Drogen.

Ich nahm den Gepäckwagen, den ich aus der Hotellobby mit raufgebracht hatte.

„Du hast Angst, dass Pancake ausrastet und mit all seinen neuen Katzenfreunden das Haus verwüstet.“ Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, denn Jack hatte den Streuner zwar hinter einem Müllhaufen aufgelesen, wo er jemanden erschossen hatte, aber nun genoss die Katze wirklich das neue Luxusleben.

„Ein echter Partylöwe“, meinte Jack voller Sarkasmus. „Bis morgen hat er genug zu essen. Danach verhungert er. Bleib in dem Haus, damit das nicht passiert. Er wird einsam sein.“

Für einen einstigen Auftragskiller war er ein echter Softie, wenn es um seine Katze ging. Ich auch. Zumindest wollte ich nicht, dass das Ding verhungerte.

Früher erledigten wir gemeinsam die Jobs. Halfen einander aus. Das machte das Leben einfacher, da unsere Talente große Überschneidungen hatten. Es war toll. Jetzt hatte er eine Freundin. Hannah. Er saß neben ihr im Flugzeug aus Las Vegas und verliebte sich auf den ersten Blick in sie. Es war so verrückt, wie es sich anhörte. Er führte sich auf wie ein besessener Stalker, bis sie sich auch in ihn verliebte. Er zog sogar nach Coal Springs, ein verschlafenes, idyllisches Nest in den Bergen, wo das Aufregendste im ganzen Jahr war, dass die Schulkinder die Schneepflüge Pflugosaurus Rex und Han Schneelo tauften.

Ich kicherte, während ich den Gepäckwagen neben dem eingewickelten Leichnam in Position brachte. „Hast du dir in letzter Zeit mal selbst zugehört? Vor sechs Monaten hast du Aufträge für die Mafia erledigt und jetzt … deine Katze wird sich einsam fühlen? Wo zur Hölle hast du deine Eier gelassen?“

„Die sind mit mir auf dem Weg nach Hawaii, um die nächsten zwei Wochen tief in meiner Freundin vergraben zu verbringen. Wie geht es deinen Eiern derzeit?“

„Mir und meinen Eiern geht es ausgezeichnet“, murmelte ich. In meinem Leben gab es keine Frau länger als für eine Nacht. Das war zu kompliziert. Beziehungen und ich, das passte nicht zusammen. Aber die Vorstellung, in die Tropen zu reisen und nonstop Sex zu haben, klang verlockend. Ich konnte den Job als Ausputzer nicht als Ausrede dafür benutzen, dass es in meinem Leben keine Frau gab. Irgendwie wollte Hannah Jack, obwohl seine Mordrate so hoch war wie bei anderen Leuten der Punktestand beim Bowling.

Aber ich hatte gesehen, wie wahre Liebe zwischen meinen Eltern aussah, bevor meine Mutter von einem betrunkenen Fahrer getötet wurde. Ich sah jede Sekunde der Folgen davon bei meinem Vater, wie er buchstäblich zu Selbstjustiz griff, um die Gerechtigkeit zu bekommen, die die Polizei ihm nicht geben konnte. Ich setzte mein Herz nicht so aufs Spiel. Leute verschwanden. Leute starben, dachte ich, während ich auf einen verdammten Toten hinabsah.

Ich nahm die Skitasche, die ich mitgebracht hatte, warf sie auf den Boden und öffnete den Reißverschluss. Ja, genau die passende Größe. Selbst im Oktober, wenn kein Schnee lag, würde niemand in Denver zweimal hinsehen, wenn man mich mit einer Skitasche auf dem Gepäckwagen durch das Parkhaus des Hotels gehen sah. Ich hatte eine Golftasche erwogen, aber ich war zu müde, um den Kerl durchzusägen. Außerdem verursachte das eine Sauerei.

„Wenn du verzweifelt genug bist, um mich darum zu bitten, Pancake zu hüten, wieso bittest du dann nicht deine zukünftigen Schwiegereltern?“

Jack und Hannah waren noch nicht verlobt, aber das würde nicht mehr lange dauern.

Ich konnte durchs Telefon sein Missfallen hören, als er sagte: „Weil, wenn ich das tue, Pancake bei unserer Rückkehr ausgestopft über dem Kamin hängen würde.“

Ich stellte mein Handy auf Lautsprecher, legte es auf dem Gepäckwagen ab und fing an, den eingewickelten Leichnam in die Skitasche zu wuchten. Ich musste furchtbar lachen, während ich das tat. Hannahs Vater war ein Tierpräparator und das Haus der Highcliffs war der schlimmste Albtraum eines Veganers. An der Wand im Esszimmer hing der Kopf einer Kuh und im Badezimmer ein echt gruseliges Eichhörnchen, um nur zwei von dutzenden totgefahrenen Tieren zu nennen, die er ausgestopft im Haus verteilt hatte. Ich war nur einmal dort gewesen und das hatte mir gereicht.

„Stimmt. Und was ist mit Brittany?“ Sie war Hannahs beste Freundin.

„Zahnarztkongress in Albuquerque.“

Ich stand über einer Leiche, daher hatte ich nicht viel Spielraum, um darüber überhaupt nachzudenken, aber die Vorstellung, für Geld anderen Leuten die Zähne zu reinigen, klang furchtbar. Offensichtlich gab es für jeden einen Beruf.

„Nichts passiert in Coal Springs“, sagte ich, während ich mich hinhockte und den Sack zumachte. „Zwei Wochen dort wären todlangweilig.“

Jack hatte sich vor zwei Monaten aus dem Dasein als Auftragskiller zurückgezogen und war von Denver nach Coal Springs gezogen. Unsere Aufgaben mochten unterschiedlich gewesen sein, aber wir hatten oft zusammen gearbeitet. Zeit miteinander verbracht. Dinge getan. Dann ließ er sich mit Hannah in Montana nieder. Ich war vollkommen überarbeitet, aber auch gelangweilt von der ewig gleichen Routine der Leichenbeseitigung. Und ein wenig einsam.

Die einzigen anderen Leute heute in meinem Auto lagen tot im Kofferraum.

Ohne ihn machte es nur halb so viel Spaß.

Mein Handy piepte zum Zeichen, dass ein weiterer Anruf einging. Ich fuhr herum und nahm es vom Gepäckwagen.

Max Pinter.

„Sorry, frag das Nachbarkind“, sagte ich zu Jack. „Ich bin zu beschäftigt mit dem ganzen Müll, um raufzufahren und ihn zu füttern.“

„Du brauchst eine Pause.“

Ich seufzte. Wahrscheinlich stimmte das. Ich brauchte wirklich eine.

„Du willst doch nicht nachlässig werden“, fügte er hinzu. Da hatte nicht ganz unrecht. Nachlässigkeit bedeutete, erwischt zu werden. Ich war zu gut dafür, aber ich musste mich fragen, ob ich zu müde war. Zu ausgelaugt.

„Aloha und so weiter“, sagte ich zu Jack und wechselte zu dem anderen Anrufer. „Max, was kann ich heute für dich tun?“

„Du kannst wiedergutmachen, was du mit meinem Sohn vermasselt hast“, fauchte er.

Ich stand auf, streckte meinen Nacken nach links und rechts und blickte dann zur gewölbten Decke des Suite hinauf. Ich war wütende und tobende Klienten gewohnt. Sie waren alle … üble Gestalten, die ihr Geld, ihre Macht, fehlende Moralvorstellungen und kein Gewissen zu ihrem Vorteil nutzten. Heute jedoch war ich müde und schlecht gelaunt und musste noch zwei Leichen entsorgen.

„Was ist denn los mit Jason? Die Vorwürfe wurden fallengelassen und jegliche Verbindung zu einem Prostituiertenring wurde beseitigt.“ Genau das, wofür er mich bezahlt hatte.

„Er ist auf Entzug!“ So wie er herumschrie, hörte sich das an, als hätte ich seinen Sohn an eine Zirkustruppe übergeben, die ihn aus einer Kanone schießen würde.

Ich kratzte mich am Kopf. „Das stimmt.“

„Er hat einen Job. Er arbeitet für mich. Reha ist keine Option.“

Mir war vollkommen klar, dass Jason für seinen mit Drogen dealenden Vater arbeitete. Mit zweiundzwanzig nahm der Bengel reichlich von dem Zeug selbst, das er an die Sportskanonen und in den Studentenverbindungen an der Uni verteilen sollte. Letztes Wochenende hatte er zu viel durch die Nase gezogen und war so richtig in die Scheiße geraten bei einer Razzia in einem mehr als fragwürdigen Haus, wo Frauen unter Drogen gesetzt und zur Prostitution gezwungen wurden. Die Drogen stammten aus dem nie endenden Vorrat seines Vaters. Er hätte dafür mindestens fünfzehn Jahre einfahren sollen, aber dank meiner Verbindungen konnte ich die Beweise gegen ihn allesamt beseitigen.

Allerdings hatten die wenigen Tage im Knast dafür gesorgt, dass Jason sich in die Hosen schiss. Er wollte nicht länger unter der schmutzigen Knute seines Vaters leben und ich hatte dem Jungen eine Chance verschafft. Ich hatte das Problem beseitigt und ihm einen Platz in der Entzugsanstalt besorgt, damit er wieder klarkam.

Wie gesagt, nehmt keine Drogen.

„Das war besser als einzufahren“, erinnerte ich ihn, während ich im Zimmer herumging und alles einsammelte, was der Leiche gehören könnte. Zum Glück war er sehr ordentlich gewesen, bevor er sich den Schuss gesetzt hatte, der sein Herz explodieren ließ. Sobald ich mit dem Karren zur Tür hinaus war, sähe es aus wie eine ganz normale Abreise. Leer und bereit für die Putzkolonne. „Er kann nicht für dich arbeiten, wenn er im Knast sitzt.“

Max lachte. „Du warst eindeutig noch nie im Knast und hast keine Vorstellung, wie viele Drogen dort umgeschlagen werden.“

„Du wolltest, dass er einfährt?“ Vielleicht hatte ich doch nicht ganz verstanden, was mein Job für ihn sein sollte. Fuck, ich hatte versucht, das Richtige zu tun und dann passierte so etwas.

„Knast ist besser als Entzugsklinik für ihn. Da ist er für mich nutzlos, weil er außerdem noch fünf Jahre auf Bewährung bekommen hat. Ich kann mir nicht leisten, dass die Polizei ständig ein Auge auf mich hat.“

Genau.

Ich hatte die Lage für Jason bereinigt, damit er neu anfangen konnte, fort von der Kontrolle seines Vaters. Ich hatte es für Max auch geregelt, aber vielleicht nicht so, wie er sich das vorgestellt hatte.

„Hol meinen Sohn aus dem Entzug.“

Etwas, das ich gar nicht mochte, war jemand, der mir sagte, ich hätte meinen Job nicht richtig erledigt. Ich erledigte ihn immer richtig. Deshalb war ich der Beste. Deshalb war ich so verdammt beschäftigt. Ich mochte es vor allem nicht, dass man mir sagte, was ich zu tun hätte. „Schau mal, Max. Du hast mich bezahlt, um das Problem zu beseitigen. Das habe ich getan. Unser Geschäft ist abgeschlossen.“

Ich legte auf, bevor er mich weiter anbrüllen konnte. Diese Wichser glaubten tatsächlich, sie könnten mich kontrollieren. Sie vergaßen dabei, dass ich die Macht hatte. Ich kannte ihre schmutzigen Details. Ich wusste, wo die Leichen vergraben waren. Buchstäblich. Ich konnte sie vernichten und sie wussten es. Ich war mir zwar ziemlich sicher, dass Max mich nicht noch einmal anheuern würde – was kein Verlust für mich war – aber er würde keinen Dreck aufwühlen, denn sonst würde ich das ebenfalls tun.

Ich schloss die Augen und seufzte. „Verdammte Kacke.“

Jack hatte recht. Ich brauchte eine Pause.

Ich rief ihn wieder an.

„Ja?“ Ich hörte im Hintergrund Flughafenlärm – Stimmengewirr, eine Durchsage für die Reihen zwölf bis zwanzig, dass sie an Bord gehen könnten.

„Ich fahre hin und füttere deine Katze. Ich muss ein paar Jobs erledigen, solange du weg bist, aber ich kann es ehrlich gesagt kaum erwarten, mich in einer Kleinstadt zu langweilen.“

2

FIONA

Es hatte Vorteile, ein ausgezeichnetes Gehör zu besitzen, aber mitanzuhören, wie mein Boss in seinem Büro einem der IT-Typen einen Handjob gab, gehörte nicht dazu. Morgens um halb zehn. Hoffentlich hatte er wenigstens die Tür abgeschlossen.

Ich versuchte, mich auf die Liste mit Namen auf meinem Bildschirm zu konzentrieren, die ich gesammelt hatte, seit ich von meinem Krankenurlaub zurück war, aber Dan Trotter, der Abteilungsleiter, nannte den IT-Kerl Daddy und sagte ihm, er wäre böse gewesen und er sollte ihn kräftiger wichsen. Ich drehte mich auf meinem Stuhl hin und her, starrte dann an die Decke und versuchte, wie ein Lamaze-Lehrer tief durchzuatmen, um nicht zu kotzen. Ich griff nach meinem Kaffee, trank einen Schluck und wünschte, er wäre stärker. Ich versuchte, mich wieder zu konzentrieren, aber es war ein totaler Reinfall. Ich konnte nicht umhin, zuzuhören.

Mein Gehör war ausgezeichnet, auf dem Level einer Fledermaus. Trotters Büro befand sich auf der anderen Seite des Gebäudes und ich konnte dennoch alles hören. Alles.

Seit ich ein Kind war, wollte ich schon beim FBI arbeiten. Nach dem Tod meiner Mutter hatte ich nur einen Gedanken: mehr studieren als Partys feiern. Ich war seit sieben Jahren dabei und die Arbeit als Agentin war nicht nur eitel Sonnenschein, wie Leute erschießen und am Ende der Verhandlung den Hammer des Richters fallen zu hören.

Nein. Es gab Geschäftspolitik und ähnlichen Blödsinn.

Jonathan Neidermeyer klopfte an meine offene Tür und steckte den Kopf in mein Büro.

Der zum Beispiel.

„Bereit für die Besprechung?“, fragte er.

Ich blickte von meiner Arbeit auf. „Ja.“

Mein Partner war siebenunddreißig und wurde kahl am Hinterkopf wie ein mittelalterlicher Mönch. Immer hatte er einen Fleck auf dem Hemd. Geschieden. Datete eine Frau, die er bei der Eröffnung einer Autowaschanlage kennengelernt hatte. Er war außerdem ein Arschloch, aber daran würde sich auch nichts ändern, selbst wenn er trainierte und weniger Fastfood aß, um seinen Schwanz zu sehen anstatt die Wampe, wenn er hinabblickte. Nicht, dass er besonders groß wäre. Sein Schwanz. Nicht die Wampe. Ging einfach nicht.

„Gut“, murmelte er. Er hob die Kaffeetasse in seiner Hand und trank einen Schluck. Da der Kaffee aus dem Automaten im Pausenraum stammte und wie Teer schmeckte, nahm ich es ihm nicht übel, dass er mir keinen mitgebracht hatte. „Trotter will ein Update zum Fall. Ich hoffe, du bist vorbereitet.“

Sein Schnauzbart zuckte, als er schmierig lächelte.

Ich? Vorbereitet. Natürlich war ich vorbereitet. Ich war immer vorbereitet und das hier war mein Fall. Gut ermittelt, mit einem wachsenden Stapel an soliden Beweismitteln nach sechs Monaten Arbeit. Die ausgedruckten Unterlagen lagen ordentlich sortiert auf meinem Schreibtisch. Farbige Trennblätter kennzeichneten Beweise, eidesstattliche Aussagen, Durchsuchungsbeschlüsse und Verhörprotokolle.

Neidermeyer war nur an meinem Fall beteiligt, weil ich mich vor ein paar Monaten krankmelden musste. Für eine Woche. Ein Hirntumor hatte mich nicht länger von meinem Job ferngehalten können und er hatte nicht so schnell mit meiner Rückkehr gerechnet. Ich nahm an, er hatte überhaupt nicht erwartet, dass ich zurückkommen würde. Aber mein Job war mehr oder weniger mein Leben und die Bestätigung, dass ich tatsächlich am Leben war.

„Immer“, erwiderte ich und klopfte auf den Stapel ordentlich sortierter Mappen, für die ich heute Morgen extra eine halbe Stunde früher ins Büro gekommen war, um sie auf den neuesten Stand zu bringen. Er wusste, ich würde alles fertig haben, denn es lag in meiner Natur, vorbereitet und gut organisiert zu sein, und in seiner, mir alles aufzuhalsen und dann das Lob dafür einzuheimsen. Alles an ihm ging mir auf die Nerven. Er war schlampig. Er hielt nichts von Deodorant. Er hielt sich nicht an Regeln. Himmel, er arbeitete kaum jemals.

Dieser Job war wichtig für mich. Verbrecher hinter Schloss und Riegel zu bringen war wichtig für mich. Wir waren schlechte Partner, weil es mir zu viel bedeutete und ihm offenbar überhaupt nichts. Er wünschte sich bestimmt, dass ich noch einen Hirntumor bekam, und ich wünschte mir, seine Haarimplantate würden sich entzünden.

„Gehen wir.“

„Ich komme gleich nach.“ Zwei Minuten würde ich mir geben, denn das Letzte, was ich wollte, war, bei Trotter und IT-Daddy reinzuplatzen, bevor sie fertig waren. Zum Glück hatte Neidermeyer mich abgelenkt und ich gab mir große Mühe, mich nicht wieder darauf zu konzentrieren, um es herauszufinden.

Er grunzte, wahrscheinlich drückte ihn seine Gürtelschnalle und verhinderte die Darmbewegungen, dann ging er den Flur hinunter.

Ich blickte wieder auf meinen Computerbildschirm und mein kleines Nebenprojekt, das mit der Arbeit nichts zu tun hatte. Die Liste, die ich zusammengestellt hatte, seit ich den Brief vom Bestrahlungszentrum erhalten hatte, in dem stand, dass es ein Wartungsproblem gegeben hatte in der Zeit, als ich meine Behandlung hatte. Ich konnte mithilfe der FBI-Datenbanken eine Liste von weiteren Patienten zusammenstellen, die ebenfalls zwischen dem ersten und siebten Mai dort behandelt worden waren. Es zahlte sich aus, diese Zugriffsmöglichkeiten zu haben. Ich hatte zwar keinen Einblick in medizinische Unterlagen wegen der Datenschutzregelungen, aber ich kam zumindest an die Namen derjenigen, die in dieser Zeit dort Termine hatten.

Vor allem wollte ich eine Frau treffen, denn sie war die einzige außer mir, die in dieser Zeit Gamma-Knife-Bestrahlung bekommen hatte anstatt Bestrahlung für etwas anderes, wie Krebs.

Warum? Wenn ich jetzt hören konnte wie die Sieben-Millionen-Dollar-Frau, dann konnte Hannah Highcliff das vielleicht ebenfalls. Ich musste herausfinden, ob nur ich allein dieses geheime neue Talent besaß. Ich fühlte mich dadurch noch einsamer als ohnehin schon. Ich konnte meinen Kollegen kaum davon erzählen. Ich würde wegen mentaler Probleme krankgeschrieben, was noch schlimmer wäre als ein Hirntumor.

In den letzten drei Monaten hatte ich versucht zu lernen, wie ich den ständigen Lärmpegel ausblenden konnte. In einem vollen Bürogebäude konnte ich jedes Telefonat mithören, das Klappern von Tastaturen, Toilettenspülungen, Kaffeemaschinen, Kopiergeräte. In anderen Etagen des Gebäudes. Ich konnte außerdem Gespräche mithören. Zuerst bereitete mir das furchtbare Kopfschmerzen, aber ich wurde besser darin, die meisten Geräusche auszublenden. Wenn mein Name in einem Radius von zwei Etagen erwähnt wurde, konzentrierte ich mich darauf. Erst recht, wenn mein Boss und Neidermeyer über meinen Fall sprachen. So wie jetzt gerade.

„… Whitaker muss nichts von der untergeschobenen Waffe wissen“, sagte Trotter.

Ich erstarrte und blickte auf das gerahmte Foto des Washington Monument draußen auf dem Gang, während ich meinen Boss belauschte. Er und mein Partner redeten über mich.

„Ja, sie ist so verdammt versessen auf Einhaltung der Vorschriften.“ Neidermeyer.“ „Ich wette, ihr Kleiderschrank ist farblich sortiert.“

Machten das nicht alle so?

„Ich brauche mehr abgeschlossene Fälle“, fügte Trotter hinzu.

Ich stand auf, rollte die Schultern nach hinten und strich vorn über die schwarze Anzughose, auch wenn sie vollkommen sauber und glatt war.

Sie warteten auf mich. Ich konnte lauschen und weitergehen.

„Der Direktor sitzt mir deswegen im Nacken“, fuhr Trotter fort.

Ich schnaubte. Trotter war kein Autoverkäufer mit monatlicher Quote.

„Wie üblich ist Whitakers Fall solide, dauert aber ewig bei den Ermittlungen.“ Das war einem Kompliment näher, als ich es von Neidermeyer wohl jemals hören würde. „So ein regel-versessener Sturkopf.“ Oder doch nicht. „Eine Waffe unterzuschieben verschafft uns bis nächste Woche eine Festnahme. Packen wir sie am besten ins Handschuhfach oder in die Sporttasche des Typen?“

Eine Waffe unterzuschieben würde außerdem all die Beweise, die ich gesammelt hatte – solide und nachweisbar – nutzlos machen, wenn das rauskam. Und ich wäre auch erledigt. Denn ich würde diesen Fall vortragen.

Ihr Kopf funktioniert nicht richtig, wäre wahrscheinlich die Ausrede dafür.

„Gut. Kümmere dich darum. Und Handschuhfach“, sagte Trotter.

Ich lächelte einen Kollegen an, der den Flur entlangging. Ich musste langsamer gehen und Smalltalk machen, da seine Frau vor einer Woche ein Baby bekommen hatte. Daher bekam ich ein wenig von den illegalen Plänen meines Chefs und meines Partners nicht mit.

„Sag Bescheid, wenn du mehr weißt. Bis dahin, sieh zu, dass du die Waffe unterbringst.“

„Ja, Sir. Hast du das Ende des Spiels der Rockies gesehen? Erzwungener RBI.“

Sie laberten über Baseball, während ich weiterging. Was für Arschlöcher. Mein Job war scheiße und wenn ich mich nicht um eine Versetzung bemühte, steckte ich unter Trotter fest. Und hatte Neidermeyer am Hals. Oder sie würden mich den Wölfen zum Fraß vorwerfen und ich würde meine Zulassung verlieren und meine Glaubwürdigkeit in diesem Berufsfeld. Ich wäre erledigt.

Ich war eine gute Agentin mit herausragenden Erfolgen. Himmel, ich war die berüchtigte Agentin, die sogar ihren eigenen Vater zur Strecke gebracht hatte. Niemand sonst konnte das von sich behaupten. Von dem, was ich mitgehört hatte, war meine Karriere hier wahrscheinlich zum Scheitern verurteilt. Neidermeyer wollte mich loswerden. Trotter hatte seine eigenen Pläne und interessierte sich nicht dafür, wer dabei auf der Strecke blieb.

Ich war die Agentin mit dem Hirntumor. Es wäre so einfach, den Tumor dafür verantwortlich zu machen, wenn ich den Fall versemmelte. Sie würden mich feuern und meine Karriere wäre erledigt.

„Wo zur Hölle steckt Whitaker“, keifte Trotter, der offenbar die Nase voll hatte vom Sportgelaber.

„Schon da“, sagte ich, klopfte an und öffnete die Tür, ohne dabei den Türgriff anzufassen oder sonst irgendetwas, nach dem Handjob eben. Ich hielt meine Unterlagen an die Brust gepresst.

Neidermeyer saß auf einem der Bürostühle, so breitbeinig wie nur möglich. Trotter stand hinter seinem Schreibtisch, die Hände in die Hüften gestemmt. Ich fragte mich, ob er sich die Hände gewaschen hatte, nachdem …

„Gut. Was hast du in deinem Fall ermittelt?“

Ich musterte die beiden. Sie waren zwielichtiger als ein Winterabend. Ich war erledigt. Es war nur noch eine Frage der Zeit.

Ich atmete tief durch und gab einen schnellen Überblick der neuesten Erkenntnisse.

Trotter nickte wie ein Wackeldackel in Zeitlupe, während ich die neuesten Ergebnisse der Abhörmaßnahmen mitteilte.

„Es geht nur langsam voran und deine Idee, eine Waffe unterzuschieben, würde die Sache sicherlich beschleunigen.“ Ja, das sagte ich tatsächlich.

Neidermeyer richtete sich auf, als hätte ihn ein Blitz getroffen und fing an zu stammeln.

„Wovon zur Hölle redest du?“, fragte Trotter mit großen Augen.

Ich zuckte mit den Schultern. „Ich würde sagen, eine Sporttasche wäre die bessere Wahl zum Unterschieben, denn da kommt man leichter dran.“

Das Duo starrte mich an, ohne zu blinzeln. Neidermeyers wachsame Augen wurden schmal. Mir entging nicht der Schweiß auf seiner Oberlippe. „Wo hast du das gehört?“

Ich zuckte mit den Achseln. „Ihr solltet eure Pläne etwas leiser schmieden.“

„Hat Fräulein Gutmensch etwa an der Tür gelauscht?“, fragte Neidermeyer.

„Oh, dann wollt ihr also wirklich eine Waffe unterschieben.“

„Das habe ich nicht gesagt.“

Ich nickte knapp. „Doch, hast du. Außerdem hast du das gerade impliziert.“

„Wie lange hast du denn da draußen gestanden?“

„Gar nicht. Frag Rogers. Ich wurde von ihm am Pausenraum aufgehalten. Er hat eine Tochter bekommen. Sie heißt Emma. Ich hoffe, ihr beide habt die Karte unterschrieben, die die Runde macht.“

Trotters Augen huschten nach links und rechts, auf der Suche nach einer anderen Antwort. „Hast du mein Büro verwanzt?“

Ich tippte mit dem Finger an mein Kinn. Daran hatte ich gar nicht gedacht, aber ha! Oh, das machte Spaß. Ich freute mich darüber, die beiden so nervös zu sehen. Geschah ihnen recht. „Hmm. Du solltest die IT anrufen und jemanden nachsehen lassen. Vielleicht … Brian?“

Trotters Gesicht wechselte die Farbe, von Weizen zu knallpink, wie das Zimmer einer Achtjährigen. Dann wurden seine Augen schmal und kalt. „Neidermeyer, geh raus“, keifte er, ohne den Blick von mir abzuwenden.

Für einen Moment wirkte Neidermeyer überrascht, dass er derjenige war, der vor die Tür geschickt wurde. Er stand auf und schlurfte nach draußen, während er mir einen Todesblick zuwarf. Was auch immer. Er war so wichtig wie ein übergewichtiger Weihnachtsmann in der Mall eine Woche nach Weihnachten.

„Mach die Tür hinter dir zu“, rief Trotter. „Hast du eine Wanze hier drin?“, fragte er erneut, sobald wir allein waren.

Ich sah ihn mit großen Augen an, als wäre allein diese Vorstellung schon grotesk, während das tatsächlich für die Wahrheit galt. „Ich? Ich arbeite für das FBI. Warum sollte ich das Büro meines Chefs verwanzen?“

„Du weißt …“

„Wie ich meinen Job zu erledigen habe? Dass du es auf mich abgesehen hast, seit du hergekommen bist?“ Ich arbeitete länger in dieser Zweigstelle als er.

„Du bist zu empfindlich.“

„Das hatte ich vorher schon mal gehört. Ebenso wie leicht reizbar. Ganz zu schweigen von der Geschlechterpolitik. Es war kacke.

„Ich werde nicht meinen Job verlieren, weil du und Neidermeyer in meinen Ermittlungen eine Waffe unterschieben wollen.“

„Man muss nicht immer alles streng nach Vorschrift machen. Manchmal reicht ein Händedruck.“

„Ich glaube, du meinst einen Handjob“, konterte ich.

An seiner Schläfe pulsierte eine Ader. „Du bist gefeuert.“

Ich schüttelte den Kopf. Ich war mit einem rücksichtslosen Vater aufgewachsen. Ich hatte mir schon früh eine dicke Haut zugelegt. Man überlebte es, angeschrien zu werden. Ich hatte außerdem gelernt, für mich selbst einzustehen. Er hatte es mir selbst beigebracht. Mir mit Prügeln eingebläut. Er hatte nur nicht damit gerechnet, dass ich mich auch gegen ihn auflehnen könnte. Es hatte Jahre gedauert, aber ich tat es, und er würde den Rest seines Lebens damit zubringen, sich daran zu erinnern. Wenn ich also mit Vincent Genovese umgehen konnte, dann war Trotter ein Kinderspiel. Er machte mir keine Angst.

„Nein, bin ich nicht“, erwiderte ich. „Du hättest die Personalabteilung am Hals und es hieße, du gegen mich, und ich würde gewinnen.“

„Ich bin dein Vorgesetzter“, stotterte er. „Sie würden nicht hören auf eine Frau wie …“

Ich hob meine Hand. „Weiß deine Frau, dass du einen Daddy-Fetisch hast?“

Er klappte den Mund zu.

„Folgendes wirst du nun tun, Dan. Zieh mich von dem Fall ab. Gib ihn an Neidermeyer als Hauptermittler.“

Ich trat einen Schritt auf seinen Schreibtisch zu und ließ meine dicke Akte darauf fallen.

Er schwieg einen Moment, vielleicht hatte Angst, etwas zu sagen. Sein Blick wanderte einige Male von der Akte zu mir und wieder zurück. „Du hast dich ständig bei mir beklagt, dass er an dem Fall mit dran ist. Wieso gibst du jetzt auf einmal auf?“

Ich sah ihn an wie einen Vierjährigen.

„Ich gebe nicht auf. Ich lasse Neidermeyer über die Klinge springen, anstatt ihr mich.“

„Wir wollten nicht …“

„Doch, wolltet ihr.“

Er schluckte sichtlich. „Warum sollte ich ihn fallenlassen?“

Ich zählte die Gründe an meinen Fingern ab. „Weil er ein Idiot ist. Ein schlechter Agent. Grauenvolle Ergebniszahlen. Niemand würde ausschließen, dass er so etwas Bescheuertes tun würde, wie eine Waffe unterzuschieben. Wahrscheinlich hat er das längst getan.“ Ich ließ das sacken, denn wahrscheinlich stimmte es und Trotter wusste das bestimmt ebenfalls. „Du riskierst einen Agenten, um deine Quote zu erfüllen? Das werden nicht ich und mein ganzen Wissen sein.“

Er sah misstrauisch aus, als er fragte: „Ist das alles?“

„Ich werde mich krankmelden. Auf unbestimmte Zeit.“ Bis zu diesem Moment hatte ich darüber gar nicht nachgedacht, aber ich musste einfach hier raus. So weit weg wie möglich von diesen beiden und ihrem Chaos. Ich hatte in diesem Gebäude keine Freunde. Ein paar Leute hatten mir Blumen geschickt, als ich im Krankenhaus lag, aber weiter reichte ihre Freundlichkeit nicht. Diese Atempause würde mir genug Zeit verschaffen, um mich mit Hannah Highcliff zu treffen.

„Du willst dir unbezahlt freinehmen?“

Ich schüttelte den Kopf. „Himmel, nein. Bei voller Bezahlung.“ So wie Daddy Brian vorhin hatte ich ihn jetzt bei den Eiern. „Du wirst mir das genehmigen, denn ich bin sicher, du wirst dieses Büro auf Wanzen untersuchen lassen und keine finden. Du wirst dich auf ewig fragen, woher ich Bescheid weiß über dich, Neidermeyer und die untergeschobene Waffe. Über dich und Brian aus der IT. Denn wenn ich das weiß, was weiß ich wohl sonst noch?“ Ich verschränkte die Arme, um sicherzugehen, hier nichts anzufassen, und zog eine Augenbraue hoch. „Hmm?“

Ich wusste zwar nicht mehr, aber das musste er ja nicht wissen.

Er atmete angestrengt. Wenn Blicke töten könnten, wäre ich jetzt tot. Ich hatte neulich dem Tod ins Auge geblickt und das hier war gar nichts dagegen.

„Zeit für eine Versetzung, Trotter“, fügte ich hinzu. „Wenn ich zurückkomme, bist du verschwunden. Ich gebe dir, sagen wir mal, zwei oder drei Monate Zeit.“

Ich hatte keine Vorstellung, was ich mit so viel Freizeit anfangen sollte, aber ich wollte nicht hier sein. Ich wollte eine klare Trennung von mir und dem Fall, der den Bach runterging. Neidermeyer würde untergehen und ich würde nicht zulassen, dass sein übergewichtiger Körper mich mit in die Tiefe zog.

Trotter schwieg. Dachte nach. Er war ein Idiot, aber blöd war er nicht.

„Na schön.“

„Ich habe diese Abmachung, die wir soeben getroffen haben, übrigens aufgezeichnet.“

Hatte ich zwar nicht, aber das wusste er ja nicht.

Er kochte. „Du Schlampe. Ich hoffe, dein Hirntumor kommt zurück.“

Ich lachte. „Mehr hast du nicht zu bieten?“

Ich ging zur Tür, öffnete sie und machte mir eine geistige Notiz, Desinfektionsmittel zu benutzen.

„Oh, und Trotter?“

Seine Lippen verzogen sich zu einer schmalen Linie, nicht begeistert von seiner derzeitigen Lebenssituation.

„Wasch dir die Hände.“

3

FIONA

„Sind Sie auf der Durchreise oder wollen Sie nach Coal Springs?“

Ein paar Stunden später befand ich mich im hinteren Bereich eines sehr alten Mini-Markts mit dem überaus freundlichen Besitzer, der sich mir als Pops vorgestellt hatte. Siebziger. Latzhose. Dünnes, graues Haar, aber beeindruckende Koteletten. Ein breites Grinsen, als würde er – in einem Geschäft, wo jeder, der hereinkam, ein Fremder war – niemals jemanden kennen.

Mich eingeschlossen offenbar. Als würde er bei jeder Begegnung mit koffeinsüchtigen Reisenden diese direkt als Enkelkinder ehrenhalber adoptieren. Ich hatte keine Ahnung davon, denn ich war meinen Großeltern nie begegnet, aber ich nahm an, sein freundliches Verhalten und seine unbändige Neugier waren ein typisches Verhalten für sie.

Innerlich musste ich seufzen. Äußerlich setzte ich ein Lächeln auf. Dieser Mann war der Schlüssel zu einer der größten Freuden im Leben: Kaffee. Je schneller ich seine Fragen beantwortete, desto eher bekam ich meine Dröhnung.

Nach dem Showdown vorher mit Trotter – einschließlich der Beaufsichtigung wie er das Krankmelde-Formular ausfüllte – saß ich an meinem Schreibtisch und wartete auf die Bestätigung der Personalabteilung, während ich nebenbei schnell eine Urlaubsunterkunft in Coal Springs suchte. Trotter hatte zweifelsohne Dampf gemacht bei den Papieren, denn binnen einer Stunde war ich draußen. Ich kehrte in meine Wohnung zurück, packte und machte mich auf den Weg, ohne einen Becher für unterwegs mitzunehmen.

Ich gestattete mir nicht viel Zeit, um zu überdenken, was ich getan hatte – meine Karriere retten oder ihr den Garaus zu bereiten. Stattdessen entschied ich spontan.

Was ich sonst niemals tat. Nie. Ich war methodisch. Logisch. Organisiert.

Manche sagten penibel. Pedantisch. Sogar rücksichtslos, aber solche Leute waren diejenigen, die dachten, ich würde mich durch die Ränge des FBI arbeiten, nur um meinen Vater hinter Gitter zu bringen.

Genau das hatte ich getan.

In letzter Zeit fühlte sich mein Leben vollkommen unorganisiert an. Wie ein totales Desaster. Hirntumor. Fragwürdiger Boss und Partner. Übernatürliches Hörvermögen.

Mehr Kaffee würde helfen. Ich hoffte, die Freizeit auch, aber die hatte ich bisher nie gehabt. Ich hatte jede Menge Urlaub angesammelt und nie genommen. Die Arbeit war mein Leben.

Gewesen. Jetzt war es hoffentlich eine Tasse Kaffee.

Der Pott war fast leer und ich machte Pops darauf aufmerksam. Er kochte frischen Kaffee, während ich wartete.

„Coal Springs“, sagte ich und lehnte mich mit der Hüfte gegen den Tresen, während ich zusah. Ja, ein richtiger Pott, nicht so ein kommerzieller Perkolator mit Hebel, der das schwarze Gold in einen wartenden Pappbecher spuckte.

„Urlaub?“

„Jap.“

Waren bezahlte Krankentage ohne Krankheit nicht eher ein Urlaub?

„Mit der Familie?“

Himmel, nein. Es sei denn, der gute alte Herr würde sich in seiner orangen Knastuniform, samt Handschellen und in Begleitung bewaffneter Wachen zu mir gesellen.

„Nein.“

„Freund?“

Freund? Als ob. Keiner der Typen, mit denen ich ausgegangen war, hatte die Eier, um eine Frau auszuhalten, die für das FBI arbeitete und beruflich böse Jungs zur Strecke brachte. Oder vielleicht lag es an mir. Beides wäre als Antwort denkbar gewesen und spielte keine Rolle. Ich traute niemandem genug, um sie an mich heranzulassen. Sex? Sicher, allerdings war das schon eine Weile her. Aber eine Beziehung? Ich hatte keine Ahnung, wie das ging.

„Nein.“

Seine grauen Augen zeigten diesen Ausdruck, den man bekam, wenn man ins örtliche Tierheim ging und all die süßen Hunde sah, die zur Adoption standen. „Du triffst dich doch bestimmt mit einem Freund oder so.“

„Ich hoffe, jemanden zu treffen“, erwiderte ich, weil ich wusste, dass er unbedingt eine Antwort hören wollte.

Mein Plan war es nun, Hannah Highcliff ausfindig zu machen.

„Sag mir nicht, dass du ganz allein in einem Hotel wohnen wirst.“

Ich schüttelte den Kopf. „Nein. Ich wohne in einem Haus an der Candy Cane Lane. Heißen alle Straßen da so?“

Ich erzählte sonst üblicherweise niemandem, wo ich wohnen würde, aber Pops stellte keine Bedrohung dar. Und Candy Cane Lane? Im Ernst? Ich hatte von Coal Springs gehört und fragte mich, ob es so verschroben und keck war, wie alle behaupteten.

Er schnalzte mit der Zunge und goss Wasser hinten in die Maschine. „Ja, das ist so. Ein hübsches Mädchen wie du ganz allein? Das gefällt mir überhaupt nicht. Du solltest zum Abendessen kommen. Ich weiß, meine Frau, Marge, würde sich darüber freuen. Sie macht morgen ihren berühmten Schmorbraten. Du hast gesagt, du hoffst, jemanden zu kennenzulernen. Wir haben einen Enkel, den du kennenlernen kannst, der …“

Ich hob die Hand, um seine Kuppelei sofort zu unterbinden. „Nicht diese Art von Kennenlernen. Pops, die Einladung zum Essen ist super lieb. Bitte richte Marge meinen Dank aus, aber ich bin Vegetarierin.“

Er hielt mitten im Einfüllen des Kaffeepulvers in den Filter inne.

Mein Hirn hämmerte im Geiste mit den Fäusten auf den Tisch und wiederholte immer wieder Kaffee, Kaffee, Kaffee.

„Du isst kein Fleisch?“

Der Ausdruck auf seinem Gesicht war so, als hätte ich behauptet, gerade aus dem All gekommen zu sein und ihn mitnehmen zu wollen, aber ohne den Schmorbraten.

Ich schüttelte den Kopf. Zum Glück ließ ihn das vergessen, dass er mich hatte verkuppeln wollen.

Er grinste und zwinkerte. „Dann bist du der perfekte Gast. Ich muss nichts vom Fleisch mit dir teilen.“ Er senkte seine Stimme. Sag Marge nichts davon, dass ich so gierig bin.“

Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. Marge musste eine ziemlich gute Köchin sein.

„Meine Lippen sind versiegelt.“

Er nickte, stellte die Glaskanne in die Maschine und drückte den Startknopf. „Na bitte. Eine frische Kanne. Es braucht noch ein paar Minuten zum Aufbrühen, dann kriegst du welchen.“

„Danke, Pops.“

Er tätschelte meine Schulter, schenkte mir ein großväterliches Lächeln und kehrte nach vorn hinter seinen Tresen zurück.

Während die Kanne sich füllte, verhielt ich mich still und ließ den Lärm hinein. Ich fing an, alles um mich herum zu hören. Das Telefon klingelte und Pops ging dran. Es war Marge. Sie wollte, dass er eine Gallone Milch mitbrachte und ein paar Eis am Stiel aus dem Gefrierschrank, denn die Enkelkinder würden über Nacht bleiben.

Hinten an der Wand bei den gekühlten Getränken debattierten zwei Jungs – die hereingekommen waren, während ich mich mit Pops unterhalten hatte – was besser war: Kirsch- oder Vanille-Brause. Draußen auf dem Parkplatz brauchte ein Auto einen neuen Keilriemen angesichts des lauten Quietschens.

Sobald die Kanne fertig war, goss ich mir gierig etwas in einen To-Go-Becher und seufzte. Das ständige Geplapper war anstrengend. Ich brauchte eine Sekunde, schloss die Augen und konzentrierte mich darauf, alles auszublenden. Ich war ziemlich gut darin geworden, aber …

„Darf ich auch?“

Die Stimme, tief und rau, kam von links. Sie erschrak mich, ließ mich zusammenzucken. Der Kaffee schwappte in der Kanne herum, die ich noch hielt.

Mein Kopf fuhr herum und da stand ein Mann. Direkt dort.

Wie hatte er sich anschleichen können, während ich doch selbst noch einen Block entfernt einen Hund furzen hören konnte? Ich arbeitete in der Gesetzesvollstreckung, wo es einem in Fleisch und Blut übergegangen war, die Umgebung aufmerksam zu betrachten.

Ebenso wie eine schnelle Einschätzung.

Männlich – offensichtlich. Umwerfend. Anfang dreißig. 1,88 m. Trug einen Anzug, die Krawatte gelockert, oberster Knopf geöffnet. Gebaut wie ein Läufer … nein, ein reicher, eingebildeter Lacrosse-Spieler, bloß waren seine Knöchel und Hände rau, als hätte er ein paar zu viele Kämpfe erlebt. Seine Augen, blau und durchdringend, waren sengend und vollkommen direkt auf mich gerichtet. Meine Eierstöcke explodierten, eine Einladung wie eine Konfetti-Parade, mich zu schwängern.

Jesus, er war so potent, als würde ich auf einem Stromdraht stehen.

Er schien mich ebenfalls von oben bis unten abzuschätzen. Sein Blick katalogisierte alles an mir, hoffentlich jedoch nicht, dass meine Brustwarzen sofort verhärtet waren und mein Höschen in Flammen stand.

Machte sein abschätzender Blick es nicht wahrscheinlich, dass er ebenfalls Gesetzeshüter war?

Himmel, nein. Er strahlte Gefahr aus. Falls er auf der falschen Seite des Gesetzes stand, dann hatte er es weit gebracht. Der Anzug war maßgeschneidert und zu teuer für das Gehalt eines Gesetzeshüters. Ebenso wie der Haarschnitt. Kurz an den Seiten, oben länger, aber mit einer Tönung, die wahrscheinlich in einem Laden gemacht wurde, wo Rasuren mit warmen Handtüchern einhergingen. Wobei er dort wohl doch nicht gewesen war, denn er zeitigte einen sehenswerten Dreitagebart.

Er war nicht von hier. Der einzige Anzug, den Männer in den Bergen trugen, war ein Schneeanzug.