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Die Gartenarchitektin Françoise kauft eine neue Wohnung. Gegenüber vom Zuhause ihrer große Liebe. Eva findet einen roten Brief vor ihrer Türe. Wie damals auf der Abschlussfahrt. Françoise steht in ihrer neuen Wohnung. Gegenüber wohnt Eva. Die bezaubernde, verführerische Zimmernachbarin ihrer Abschlussfahrt. Eva findet einen roten Briefumschlag. Auf der Fußmatte vor ihrer Wohnung. Sie spürt wieder die weichen Lippen auf ihrer. Erinnert sich an die Sandkörner unter ihren Füßen. Eine Anziehung die Jahre überdauert. Zwei Frauen, die in Erinnerungen schwelgen. Gefühle, die immer noch lodern. Finden sie einen gemeinsamen Weg? Eine sommerlich, lesbisch-romantische Kurzgeschichte zum Träumen.
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Veröffentlichungsjahr: 2021
Françoise lehnte mit dem Rücken an der mit Blumen fein gemusterten Tapete ihres neuen Wohnzimmers. Ihr gegenüber, durch das große, vorhanglose Wohnzimmerfenster, schien die Nachmittagssonne herein. In ihren Strahlen tanzten die Staubkörnchen und leuchteten die Stapel aus Umzugskartons auf. Kartons, die sie auspacken musste und ihre Inhalte in die Regale und Schränke räumen.
Sie hatte keine Lust mehr immer aus dem Koffer zu leben. Als gefragte Landschaftsarchitektin war sie international viel unterwegs. Aber das ständige Reisen zehrte an ihren Energiereserven und machte es fast unmöglich die Frau fürs Leben zu finden. Besonders, da sie bereits wusste, welche Frau das war: Eva.
Hoffentlich würde sie das genauso sehen.
Denn in dieser Wohnung wollte Françoise mit ihr Wurzeln schlagen. Hier würde sie ankommen und gleichzeitig, nur eine Stunde Fahrt zum nächsten großen Bahnhof und Flughafen sei Dank, schnell zu ihren Kunden und Arbeitsplätzen reisen können.
Darum hatte sie sich auch gegen das kleine Häuschen auf dem Land entschieden, dass ihre Eltern ihr vor einigen Jahren zu ihrem Universitäts-Abschluss geschenkt hatten. Stattdessen vermietete sie es günstig an eine Familie mit Kindern.
Françoise strich sich eine kurze, dunkelbraune Haarsträhne aus der Stirn.
Die Entscheidung in Deutschland zu leben war verrückt.
Das sagten nicht nur ihre Eltern, sondern auch ihre Freunde, die alle in Frankreich lebten. Aber Françoise konnte Eva, die zufällige, süße Zimmernachbarin aus der Bettenburg auf der Partyinsel, nicht vergessen. Das war jetzt viele Jahre her. Sie hatte Eva kennengelernt, kurz bevor sie ihr eigenes Studium als Landschaftsarchitektin anfing.
Françoise schaute auf den Couchtisch, der bereits vor dem langen Schlafsofa stand. Die Umzugshelfer hatten beides, genauso wie die Schränke und Regale, aufgestellt. In zwei Tagen würden sie die leeren Umzugskartons abholen. Sie sollte sich an die Arbeit machen, statt in Erinnerungen zu versinken.
Françoise zögerte.
Sie wandte sich von den Umzugskartons ab, dem Couchtisch zu.
Das rote Briefpapier lag schon auf dem Tisch. Sie hatte es in ihrer Handtasche mitgebracht und als erstes ausgepackt. Sauber, parallel zur Tischkante gelegt, lag es da und wartete darauf beschrieben zu werden.
Sie hatte es seit damals, als sie Eva kennengelernt hatte, nicht mehr verwendet.
Jetzt lag es auf dem niedrigen Tisch, gemeinsam mit einem roten Briefumschlag. Sie wusste, das Eva ihre neue Nachbarin war, seit sie diese Wohnung besichtigt hatte. Der Makler hatte bei dem Exposé die vollen Namen und Fotos aller Nachbarn mitgeschickt.
Eva Fichtner sah genauso wunderschön aus wie damals. Ob sie wohl noch genauso abenteuerlustig und neugierig war?
Françoise dachte an ihren ersten und einzigen Spaziergang am Strand durch eine sternklare Nacht.
Sie hatte Evas Hand gehalten, während die Brandung ihre nackten Füße umspülte und die Sandkörner zwischen ihren Zehen rieben. Der kühle Nachtwind der Küste hatte sie umschmeichelt, bis das fahle Grau der beginnenden Morgenröte ihnen den neuen Tag angekündigt hatte. Einen neuen Tag mit Terminen zum Feiern, sich betrinken und nutzlose Andenken in Souveniershops zu kaufen.
Sie hatte Eva danach nicht mehr getroffen.
Wann immer sie ins Zimmer kam, war Eva schon weg. Ging sie, war Eva noch nicht zurück. Also hatte Françoise in einem Souveniershop Briefpapier gekauft.